Spanien – Italien 1:1 | Tiefenanalyse

Eins der wohl taktisch spannendsten Spiele der EM-Geschichte zeichnet den vorläufigen Turnierhöhepunkt. Die stürmerlosen Spanier spielen 1:1 gegen ein italienisches 3-5-2.

Spanien provoziert die Dreierkette

Wieso sind 3-5-2 und seine verwandten Dreierketten-Systeme solche Exoten im hochklassigen Fußball außerhalb Italiens? Die Antwort ist so simpel wie die Zahlenkombination: Die Abwehrkette ist kürzer. Das führt dazu, dass die Flügel nicht in gleichem Maße abgedeckt werden können wie bei einem 4-4-2- oder 4-2-3-1-System. Wenn der gegnerische Außenverteidiger aufrückt, gerät man dementsprechend in Unterzahl und wird entweder überrannt oder muss den ballfernen Flügel öffnen, wodurch man Flankenwechsel nur noch schwerlich verteidigen kann.

Die außergewöhnlichen Startformationen.

Dieses Problem besteht aber gegen die spanische Nationalmannschaft kaum: Iniesta und Silva sind invers spielende Spielmacher-Typen, die sehr stark das Kombinationsspiel im Zentrum suchen. Sie sind kaum außen zu finden. Das hat gegen eine Viererkette den Vorteil, dass die Außenverteidiger isoliert und wirkungslos werden. Die Breite der Viererkette wird überflüssig. Prandelli konnte also auf einen der Verteidiger verzichten, zu Gunsten eines weiteren Mittelfeldspielers.

Dabei half ihm, dass seine Verteidiger Bonucci und Chiellini die Dreierkette vergangene Saison schon im Verein oft spielten und auch der gelernte Sechser de Rossi auf der zentralen Position zwischen zwei Innenverteidigern Erfahrung hat. Die Flügelläufer Maggio und Giaccherini kannten ebenfalls ihre Rollen zur Genüge, in denen sie ihre Flügel weitestgehend alleine zu beackern hatten. Die Dreierkette drängte sich also taktisch wie personell auf.

Die Dreierkette? Der Fünferblock! Das 3-5-2 schlüpft aus dem 4-3-2-1.

Aber die große Frage gegen Mannschaften, in denen Xavi und Iniesta spielen, betrifft weniger die letzte Reihe der Defensive als vielmehr das Zentrum der Formation. Der Grundpfeiler der großen spielerischen Dominanz von Spanien und Barcelona ist die Kontrolle des Zentrums. Durch viel Bewegung, optimale Raumaufteilung und überragender Passsicherheit können sie sich den zentralen Kreativbereich des Feldes zu eigen machen, was ihnen die Möglichkeit bietet, jeder Zeit alle Räume des Feldes bespielen zu können. Das bietet ihnen die Zeit und Ruhe, die sie brauchen, um wechselnd ihre Angriffsräume zu besetzen und auf gegnerische Fehler zu warten, damit der Ball dann schnell durch die Lücken des Verbundes kombiniert werden kann.

Optimalerweise sollte man also das Zentrum extrem dicht machen. Die Formation, die diesen Faktor mit einer Viererkette maximiert, ist theoretisch das 4-3-2-1, eine noch extremere Form der Mittelfeldraute. Die Ketten dieser Formation stehen übereinander in den Schnittstellen, außerdem hat man fünf Spieler im zentralen Mittelfeld und einen Stürmer, der nach hinten mitarbeiten kann. Durch den Verzicht auf offensive Flügelspieler erreicht man die maximale Kompaktheit im Zentrum. Der 3-2-Fünferblock ist das kompakteste, was die Fußball-Geometrie in diesem Bereich hergibt.

Das Problem des 4-3-2-1 ist, dass die gegnerischen Außenverteidiger vollkommen freigelassen werden. Möchte man auf diese Druck ausüben, ohne den ballfernen Flügel extrem zu öffnen, muss man entweder die Mitte wieder öffnen oder unheimlich laufintensiv verschieben. Man läuft also Gefahr von aufrückenden Außenverteidigern überladen zu werden. Zumindest aber kann man erst in letzter Linie Druck auf dem Flügel machen, dort also, wo Flanken sehr viel gefährlicher sind als eine Reihe höher.

4-2-3-1 wird zum 3-5-2.

Diese Gefahr kann man eindämmen, indem man die eigenen Außenverteidiger nach vorn schiebt. Um in letzter Linie kompakt zu bleiben, benötigt man dafür einen dritten Innenverteidiger. Wenn man diesen nun aus der Spitze des 4-3-2-1 abzieht, wo er ohnehin den geringsten Wert für die Kompaktheit hat, erhält man das 3-5-2. Eine Formation, die im Zentrum einen kompakten 3-2-Block bietet und gleichzeitig die Möglichkeit, vor der letzten Reihe die Flügel zu attackieren.

Italien verwandelt Undiszipliniertheit zu Variabilität

Die beiden vorderen Positionen des Fünferblocks besetzten dabei Balotelli und Cassano, zwei Spieler mit herausragenden Offensivfähigkeiten, die aber dazu neigen im Defensivspiel nachlässig und undiszipliniert zu agieren. Gerade Balotelli bewegt sich im Pressing manchmal eher nach Gutdünken und ohne großen Aufwand.

Dieses potentielle Problem erwies sich aber gar als nützlich für die italienische Strategie. Die beiden Stürmer waren nicht gezwungen, ständig die Kompaktheit zum Mittelfeld zu halten, sondern rückten immer wieder etwas weiter auf und machten kurzzeitig auf die Innenverteidiger Spaniens Druck. Anschließend bewegten sie sich mal mehr, mal weniger langsam in den richtigen Abstand zu den drei Sechsern Italiens zurück.

Obwohl dieses Umherschieben wegen der geringen Intensität für Spanien leicht zu umspielen war, erschwerte es ihnen den Aufbau. Die Lücken, in denen die Spanier Ruhe am Ball fanden, veränderten sich ständig ein bisschen und so fiel es ihnen schwerer, den richtigen Rhythmus im Passspiel zu finden. Taktische Anpassungen, an das italienische Konstrukt waren schwieriger zu realisieren. So gab es beispielsweise über 90 Minuten kaum auffällige Offensivaktionen von Piqué, der eigentlich für seine überragenden Qualitäten in der Ballverteilung bekannt ist. Er schien unsicher, ob er aufrücken dürfe, oder nicht.

Interessant war dabei, dass die beiden Stürmer sich nicht all zu aktiv am Pressing beteiligten, wenn sie in kompakter Stellung standen. Anstatt sich vor den Schnittstellen der Dreifachsechs zu positionieren, standen sie meist etwas weiter außen, direkt vor Motta und Marchisio. Dort achteten sie hauptsächlich darauf, die Passwege nach außen zu blocken. Sie trichterten Spanien also noch stärker zur Mitte.

Die Dreifachsechs als Taktbrecher

Diese etwas laschen Verhaltensmuster der Stürmer ergänzten sich allerdings perfekt mit der überaus aufmerksamen Dreifachsechs, die das alles entscheidende Puzzleteil in Italiens Verbund bildete. Wie Motta, Pirlo und Marchisio dabei im Detail agierten, ist sehr mühsam zu beschreiben.

Ebenso schwierig ist die Beschreibung der fluiden Bewegungen des spanischen Spielkollektivs um sie herum und genau dies ist der Punkt: Die Italiener bewegten sich in diesem Bereich sehr anpassungsfähig. Sie fanden eine oft perfekte Mixtur aus Raum- und Gegnerorientierung mit sehr starkem Fokus auf dem Schließen der Passwege nach vorn. Die Eroberung des Balles war zweitrangig und wurde nur nachdrücklich angegangen, wenn die Situation dies leicht hergab.

Dieser Fokus erklärt die vorrangige Wirkungsweise des zentralen Blocks. Es ging darum, das zentrale Element des spanischen Spiels zu zerbrechen. Die Spanier auf ihrem Hoheitsgebiet wirklich zu kontrollieren ist kaum möglich, zu schnell und präzise ist ihr Passspiel. Ihnen allerdings den Rhythmus zu nehmen, ihre Kombinationen zu unterbrechen, sie zu Stagnation und Rückwärtsgang zu zwingen, dies ist sehr viel machbarer.

So erklärt sich auch das trichternde Defensivverhalten der Stürmer: Sie sollten weitere Verbindungen kappen und verhindern, dass sich Spanien in den Halbräumen festspielt. Durch den Trichter auf wenige Meter des Zentrums wurden Xavi und Xabi vorhersehbar und eingeschränkter, was es vereinfachte, ihre Vorwärtswege zu blockieren.

Das stürmerlose Spiel, Teil 1: Die Besetzung der Offensivräume

Diese taktbrechende Wirkungsweise des italienischen Mittelfelds passte gleichermaßen zur spanischen Strategie wie zur italienischen Defensivformation. Beides muss im Kontext des stürmerlosen Systems der Spanier betrachtet werden.

Die beiden Vorteile eines solchen Systems ohne festen Spieler in der Sturmspitze sind, dass man weniger vorhersehbar bei der Besetzung der offensiven Zielräume ist, und, dass man Überzahl im Mittelfeld schafft. Beide Aspekte müssen unterschiedlich genutzt und optimalerweise verknüpft werden. Wie man das macht, demonstriert natürlich der FC Barcelona in überragender und manchmal perfekter Art und Weise.

Die Variabilität der offensiven Raumbesetzung sorgt prinzipiell für ein Dilemma beim Abwehrspieler. Solang die Räume um ihn herum nicht besetzt sind, ist seine Position wirkungslos – er steht im Nichts herum, ohne Gegenspieler, ohne Wirkung. Verlässt er nun aber als Reaktion darauf seine Position, öffnet er das Abwehrzentrum. Dann könnte ein einziger unbewachter Vorstoß und ein leichter Pass beim Gegner direkt zu einer riesigen Chance führen. Deswegen ist er beinahe dazu gezwungen, die Position zu halten.

Aber auch dann droht ihm Gefahr, da die etwaigen Gegenspieler aus verschiedenen Richtungen sehr überraschend auftauchen können, was dem Abwehrspieler eine sehr hohe Aufmerksamkeit und Übersicht abverlangt. Außerdem kommen die Spieler mit Geschwindigkeit vorgestoßen, wodurch er stets einen Nachteil hat – das finale Dilemma seiner Rolle. Bei perfekter Ausführung der Angreifer ist es wohl nicht zu lösen.

Die ziellosen Spanier

Um dieses Dilemma aber auszunutzen, muss es Spieler geben, die jene Vorstöße auch durchführen. Beim FC Barcelona sind meist die Flügelspieler (Villa, Pedro) oder der flexible und schnelle Sanchez dafür zuständig. Derart aggressive, vorwärtsgerichtete Spielertypen standen aber gestern bei Spanien nicht auf dem Feld. Spaniens Offensive bestand ausschließlich aus ballverliebten Kreativspielern.

Aus dem defensiven Mittelfeld gab es dabei von den tiefen Alsonso und Busquets quasi garkeine Vorstöße. Xavi wagt solche Läufe ebenfalls nur selten und fand gestern zudem kaum Gelegenheiten dazu. Iniesta und Silva orientierten sich stark am Ball und wollten hinter den italienischen Sechsern angespielt werden, um zu kombinieren. Auch bei ihnen hatten ballferne Vorstöße in die Tiefe eher Seltenheitswert.

Es blieb Fabregas, der nominell die Mittelstürmerposition bekleidete. Er hatte nun aber die Rolle inne, raumschaffende Läufe zu zeigen, um für nachrückende Spieler Momentum zu schaffen. Angesichts der fehlenden nachrückenden Spielern eine verschenkte Rolle. Auch interpretierte er sie nicht besonders gut und fand sich öfters in isolierten Räumen wieder, anstatt eine wirkungsvolle Ausweichstation zu bieten. Wie er besser funktionierte, sah man dann beim Tor: David Silva war in diesem Moment zentral, zog Chiellini heraus und Fabregas startete von außen in jene Lücke. Wenn er nicht selbst die falsche Neun sein musste, hatte er das Potential, aus ihr Kapital zu schlagen.

Diese Rollenverteilung gab es aber zu selten und das Timing dieses Spiels ist ohnehin schwierig. Somit fehlte es den Spaniern oft an Stationen, in den Strafraum hinein. Die variable Besetzung der Offensive schlug lange Zeit fehl. Diesen ersten Aspekt des stürmerlosen Spiels konnten sie also kaum für sich nutzen – auch wenn er letztlich doch entscheidend wurde.

Das stürmerlose Spiel, Teil 2: Die Mittelfeldüberzahl

Das zweite Element des stürmerlosen Spieles kam Spanien mehr entgegen und bildete ihren Hauptplan. Die Überzahl im Mittelfeld wollten sie mit ihren vielen Technikern ausspielen. Iniesta und Silva suchten einander besonders stark und Xavi versuchte ihre Kombinationen zu initiieren.

Aber auch diesem Ansatz stand Spaniens Personalbesetzung teilweise im Weg. Das „Spielmacher-Paradoxon“ bremste sie etwas aus: Xavi spielte sehr tief, positionierte sich meistens vor dem gegnerischen Mittelfeld und nicht in dessen Rücken und versuchte die gleichen Pässe zu spielen wie Xabi. Ihr gemeinsame Präsenz sicherte zwar die konstante und souveräne Ballzirkulation, aber beim Vorwärtsspiel beschnitten sie sich, da ihnen eine Option abhanden kam.

Dies erleichtete den drei blauen Sechsern, die Verbindungswege zu kappen und die Spanier auszubremsen. Somit sah man die meisten gelungenen Aktionen auch, wenn Xavi sich doch einmal in ihrem Rücken bewegte. Insgesamt kamen sie mit diesen Kombinationen einige Male wunderschön zum Strafraum durch. Großchancen ergaben sich dadurch aber dennoch nur ganz wenige – Italiens Defensive hielt stand.

Das aufrückende Kombinationsspiel

Grund dafür waren neben der aufmerksamen und individuell sehr geschickten Dreierkette der Italiener vor allem das taktbrechende Sechsertrio, welches auf diese Art des Kombinationsspiels äußerst klug reagierte. Um diesen Faktor zu ergründen, muss man die Natur eines Kombinationsangriffes ohne Stürmer verstehen.

Anders als beispielsweise bei den schnellen Vertikalangriffe des deutschen Teams, geht es bei dieser Art des Kurzpassangriffs nicht darum, möglichst flott und sauber die Positionen durchzuspielen und gleichzeitig mit der eigenen Sprintgeschwindigkeit vom Gegner wegzukommen. Die entscheidenden Räume sind für derartige Vertikalkombinationen eben nicht besetzt.

Der Punkt ist, dass diese Räume aus der Kombination heraus besetzt werden müssen. Es wird keine Über- oder Gleichzahlen im Strafraum erzeugt, um dann den Pass „hinterher zu spielen“; die Überzahl wird aus dem Mittelfeld gemeinsam mit dem Ball in den Strafraum hineingetragen – eine überaus anspruchsvolle Strategie, bei der vieles zusammenpassen muss.

Wie das stürmerlose Spiel sich vom Rhythmus nährt

Die zentrale Waffe, die solche „aufrückenden Kombinationsangriffe“ erlaubt, ist das Momentum der Situation. Man wendet den Rhythmus des Gegners gegen ihn, indem man überraschend das Tempo anzieht. Während man den Ball zirkulieren lässt, stößt man durch die Kombinationsräume hindurch nach vorne: Der Gegner orientiert sich für einen Augenblick zum Ball; diesen kurzen Moment nutzt man, um ihn in Richtung des Tores zu überlaufen. Somit bekommt man die Überzahl eine Station näher zum Strafraum. Dies wiederholt man in direkter Abfolge mehrere Male, während der Ball schnell durch die Dreiecke läuft – im Verbund pflügt man Gegenspieler für Gegenspieler durch den Defensivblock.

Um eine solche Kette an Überraschungsmomenten zu erzeugen und sie auch zu nutzen, braucht es neben hervorragender Ballbehandlung, Reaktion und Antizipation der Spieler vor allem zwei taktische Voraussetzungen: Viele Passverbindungen zwischen den entscheidenden Spielern und einen klaren kollektiven Rhythmus.

Alle Spieler müssen optimalerweise gleichzeitig das Tempo anziehen. Sowohl der Startpunkt als auch die Zwischenpunkte der Kombination müssen intuitiv von allen Beteiligten gefunden werden, sonst entstehen kleine Präzisionsmängel oder Timingfehler – ein kleines Zögern und der Überraschungsmoment versandet. Auch daher sind viele offene Passwege wichtig – dann können die Spieler erkennen, dass sie das Tempo anziehen müssen.

Dass man hierbei schon die winzigsten und natürlichsten Fehlerchen des Gegners nutzen kann, macht diesen Ansatz vielleicht zur Königsstrategie des Fußballs – zumindest aber zur wohl attraktivsten Form des Ballspiels, wenn es einmal in Perfektion funktioniert. Gleichermaßen ist es wohl die anspruchsvollste und schwierigste Spielform.

Deshalb ist es auch so wichtig, dass sie möglichst mit den angesprochenen Vertikalläufen kombiniert wird. So wie es Barcelona beispielsweise macht, wenn zum Beispiel Iniesta, Xavi, Fabregas und Messi halblinks vorwärts kombinieren, während Sanchez von halbrechts in die Spitze startet. In jenem Zusammenspiel sind beide Ansätze leichter umzusetzen.

Da den Spaniern der erste Ansatz etwas fehlt, glänzen sie vor allem bei sehr konsequenter Ausführung des zweiten. Gestern setzten sie damit einige Glanzpunkte, aber es klappte nicht nicht in Perfektion; auch weil Italiens Taktik passte.

Die Taktbrecher schwingen im Feindesrhythmus

Die angesprochene Ausrichtung der Dreifachsechs war das zentrale Element dabei. Zum einen sorgten sie natürlich dafür, dass sie die Passverbindungen und den Rhythmus zwischen den spanischen Kombinationspunkten störten, weshalb Spanien seltener in diese Situationen kam als in guten Spielen.

Zum anderen reagierten sie oft stark, wenn Spanien die Kombinationen anstieß. Durch ihre relativ passive Grundeinstellung gelang es ihnen oft, dem „Kombinationsverbund“ zu folgen. Sie rückten hinterher und hielten die Überzahl in Verbindung mit der Abwehrkette. Die vorrückenden Kombinationen zwischen Silva, Iniesta und Co. wurden gewissermaßen zwischen den Linien zerquetscht.

So endeten die Bemühungen oftmals nach mehreren schönen Pässen in einer 1-gegen-2 Situation mit den starken italienischen Verteidigern, die deshalb sehr vielen Spielzüge im Strafraum noch die Gefahr nehmen konnten. Die Spanier waren dadurch meist zu sehr unsauberen, vorhersehbaren Abschlüssen gezwungen, die für Buffon kaum ernsthaft gefährlich wurden.

Kurze Wege und variable Raumbesetzung

Ein weiterer Aspekt, der den Italienern dabei half, die spanischen Angriffe zu entschleunigen und zu unterbrechen, war das variable Spiel der Abwehrkette. Chiellini war der entscheidende Spieler dabei, er rückte immer wieder aus der Kette heraus, um zwischen den Linien einen Spieler zu stellen – eine gute Antwort auf die fluiden Bewegungen Spaniens, insbesondere weil eben die Spieler fehlten, die die resultierenden Lücken ausgenutzt hätten.

Interessant sind bei diesem variablen Spiel die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen. Grundlegend ist es für eine Mannschaft mit variabler Raumbesetzung leichter, wenn die Abstände gering sind: Der Wechsel zwischen den Räumen funktioniert dadurch schlichtweg schneller. Dies ist ein Faktor dafür, weshalb Barcelona so gut ohne Mittelstürmer funktioniert – der Gegner wird oft so weit hinten hineingedrückt und das Spiel wird dadurch so so verengt, dass ein Vorstoß aus dem Mittelfeld nur 10 oder 15 Meter Distanz überbrücken muss. In einer gestreckteren Stellung sind die Distanzen größer dauert ein Vorstoß dauert deutlich länger; der Überraschungsmoment wird geringer und die Antizipation schwieriger. Daher bekommt Barcelona auch manchmal unübliche Probleme, wenn ein Gegner viel Raum zwischen den Ketten hinterlässt.

Durch die Ausflüge Chiellinis und die mangelnden Vorstöße der Spanier drehte Italien den Spieß hier manchmal um. Sie profitierten nicht nur durch die Kompaktheit, sondern auch wegen der Raumnähe von den geringen Abständen.

Italiens Anpassungsfähigkeit an den unterbesetzten Flügeln

Ein weiterer wichtiger Punkt für Italiens Flexibilität war ein Verschiebemechanismus zwischen Abwehr- und Mittelfeldkette. Grundlegend war es natürlich so, dass die beiden Flügelläufer Maggio und Giaccherini oft neben die Dreierkette zurückwichen, um eine Fünferkette zu bilden, wenn es die Situation erforderte – also wenn ein gegnerischer Außenverteidiger sehr weit vorstieß, oder Spanien das Spiel in den Strafraum trug. Soweit handelte es sich um einen normalen Mechanismus, um die Kompaktheit des Systems zu gewährleisten.

Hinzu kam aber, dass die Ketten manchmal aus der Situation heraus horizontal zueinander verschoben. Heißt: Maggio fiel neben die Dreierkette zurück, der sowieso offensiver denkende Giaccherini blieb etwas höher, während Chiellini hinter ihm nach außen rückte und eventuell Marchisio noch ein wenig zum Flügel schob; ein loses 4-4-2 entstand.

Diese Konstellation entsprach den Spielern sehr intuitiv, da Chiellini auch viel Erfahrung als Außenverteidiger hat und Marchisio als Halbspieler der Raute gewohnt ist, zum Flügel zu verschieben. In ein paar Situationen konnten die Italiener auf diese Weise verhindern, dass Spanien doch einmal auf dem Flügel Überzahl generieren konnte. Wenn beispielsweise Jordi Alba mit Iniesta kombinierte oder Fabregas nach rechts außen wich und Arbeloa vorstieß, dann brachte diese Anpassungsmöglichkeit einen Vorteil.

Asymmetrie im blauen Aufbau

Eines ähnlichen Mittels bediente sich die Squadra Azzurra im eigenen Aufbauspiel. Auch dann rückte Chiellini oft links nach außen, während de Rossi und Bonucci zentraler blieben. Giaccherini vor ihm schob entsprechend weit nach vorne, Maggio tat gegenüber das gleiche – beide achteten aber darauf, dass sie nicht so hoch schieben, dass sie direkt in den Dunstkreis der spanischen Außenverteidiger geraten.

Die nach links verschobene Dreierkette passte gut zum italienischen Mittelfeld und Sturm. Pirlo und Motta, beide hauptsächlich tiefliegende Spielmacher, waren in den Grundpositionen ebenso verschoben und bildeten daher zwei Aufbaudreiecke mit der verschobenen Kette. Auch im Sturm war jene Linkslastigkeit ebenso zu erkennen: Cassano versuchte aus seiner linken Position die Anbindung herzustellen und spielte daher oft etwas tiefer, während sich Balotteli horizontal in die Schnittstellen bewegte.

Die grundlegende Struktur des blauen Aufbauspiels war dann, dass der Ball zwischen Chiellini, de Rossi und Pirlo zirkulierte, bis diese die Chancen für einen öffnenden weiten Ball sahen. Insbesondere Pirlo glänzte dabei in seiner Paraderolle als Ballverteiler, was aber zwei begünstigende Faktoren hatte: Erstens bewegte sich Motta sehr schön um ihn herum; er unterstützte Pirlo nah, wenn dieser unter Druck stand, und stieß nach vorne, wenn Pirlo Ruhe hatte. Zweitens war das berüchtigte spanische Pressing aus taktischen Gründen gehemmt.

Wieso Spanien nicht hoch pressen konnte

Schließlich war es auf dem Papier vielmehr dieses Pressing als die Offensivqualitäten der Spanier, die sie zum Europa- und Weltmeister machte. In den K.o.-Phasen kassierte man bekannterweise keinen einzigen Gegentreffer. Basis dafür ist ein gut balanciertes Angriffspressing aus einer 4-2-1-3-Grundformation heraus, welches die Gegner regelmäßig vor große Probleme stellt, da diese keine frühen Ballverluste und folgende Konter Spaniens riskieren wollen.

Italien konnte sich gestern allerdings sehr oft aus dem spanischen Pressing befreien, da die Spanier Schwierigkeiten mit Zuordnung und Kompaktheit hatten. Grund dafür war die ungewöhnliche Struktur des italienischen Aufbauspiels, welches durch die vier variabel vorstoßenden Spieler irgendwo zwischen einer 3-5-0-2-Aufteilung und einem 3-1-4-2 variierte.

Das grundlegende Problem für Spanien war dabei ironischerweise, dass Italien die Flügel überladen hatte – trotz nomineller Unterzahl. Es ging dabei aber weniger um die tatsächliche Besetzung der Flügelräume als vielmehr um die Anzahl an „äußeren Spielern“, die prinzipiell Zugriff auf jene Räume haben. Neben dem Flügelläufer konnte jeweils noch der äußere Verteidiger und der jeweilige Stürmer problemlos nach außen weichen – dadurch wurden die Flügelläufer gewissermaßen freigeräumt.

Ein Angriffspressing muss in irgendeiner Weise mannorientiert ablaufen, da die ganze Formation des Gegners zumindest indirekt unter Druck sein muss. Ist ein Aufbauspieler völlig frei, kann sonst eine Verlagerung auf diesen Mann enorm gefährlich werden, da das pressende Team extrem gestreckt steht. Diese notwendige Mannorientierung bereitete Spanien Probleme.

Spaniens potentielle Probleme bei aggressivem Pressing.

Wie in der Grafik zu sehen, orientierten sich Silva und Iniesta an der Dreierkette Italiens – Resultat der Problematik, dass mit Fabregas sonst ein einzelner Spieler gegen drei gestanden hätte, was kaum Druck erzeugen kann. Durch diesen Umstand hatten aber Giaccherini und Maggio keinen direkten Zuordnungsspieler mehr vor sich. Nominell wären nun die Außenverteidiger für sie verantwortlich gewesen, die aber in der Grundformation sehr weit weg positioniert waren. Würden sie aufrücken, wäre der spanische Defensivflügel vollkommen entblößt und die italienischen Stürmer könnten extrem viel Raum finden, um ihre individuelle Stärke auszuspielen.

In einem ähnlichen Dilemma befanden sich Alonso und Busquets. Ihre Gegenspieler waren in der Grundstellung auf Höhe mit Xavi, also eine Reihe weiter oben. Um diese zu erreichen, hätten auch sie aufrücken müssen und hätten den Raum vor der Abwehr geöffnet, den insbesondere Cassano dann hätte nutzen können.

Diese großen Risiken wollte Spanien nicht eingehen und hielt sich intuitiv zurück. Die drei vorderen Spieler blieben meist etwas auf Abstand, die hinteren rückten nicht immer zu ihren nominellen Gegenspielern auf, sondern versuchten es situativ zu lösen. Was herauskam war ein deutlich weniger gefährliches Pressing, als man es von Spanien schon bewundern konnte. Die gut strukturierten Italiener bekamen dies durch Pirlo und de Rossi oft geknackt und könnten die spanische Hintermannschaft kontrolliert attackieren.

Welche Waffen Italien in Ballbesitz hatte

Das Mittel von Italien, welches dabei am stärksten taktisch bedingt war, hieß Maggio. Durch die linke Asymmetrie der Dreierkette wurde Iniesta teilweise weit von ihm weggezogen und er hatte sehr viel Freiraum auf seiner Seite. So konnte er einige Male nach guten Verlagerungen mit Tempo ungehindert auf Jordi Alba zudribbeln, wobei der Verteidiger naturgemäß eher schlecht aussah; einige Standards und Strafraumszenen waren die Folge.

Giaccherini hatte auch ein paar auffällige Szenen, durch die weitere Stellung Silvas und den wie üblich defensivstarken Busquets, der einige seiner Ausflüge antizipierte, hatte er es aber schwerer. Gefährlicher wurde die linke Seite in den Momenten, in denen Motta Ausflüge wagte. Dann hatte es Busquets schwerer; Motta verbuchte zwei sehr gefährliche Strafraumszenen in Hälfte eins.

Daneben waren natürlich auch die Stürmer gefährlich. Sie profitierten von den guten Bewegungen, die Italiens drei Sechser zeigten; sie waren fluid aber stets kontrolliert und nicht chaotisch. Wenn sie sich dann durch Spaniens Zuordnungsschwierigkeiten Räume im Zentrum herausspielen konnten, versuchten sie oft lange Steilpässe in die Gassen der Viererkette, welche öfters gut kamen. Letztlich führte eben so ein Ball zum Führungstreffer der Squadra Azzurra. Allerdings wurden viele jener Situationen sogar recht schlecht gelöst.

Italiens Defizite im Offensivspiel

Denn es fehlte den Italienern ein wenig an Geduld und Abgeklärtheit in Strafraumnähe. Insbesondere Balotelli merkte man an, dass ihm das Spiel mit wenig Ballbesitz nicht zufiel. In den wenigen Situationen, in denen er seinen geliebten Ball bekam, wirkte er überhastet und schien sich zu sehr in Szene setzen zu wollen. So verschenkte er 1-gegen-1-Situationen, die er normalerweise extrem stark zu lösen vermag, durch schwache Distanzschüsse. Auch Cassano, der diese Saison lange verletzt war, schien noch etwas die mentale Schärfe beim Spiel in den Strafraum zu fehlen; obwohl er kein schlechtes Spiel machte, zeigte er keine spektakulären Aktionen, wie man sie von ihm kennt, sondern beschränkte sich oft auf naheliegendes.

Taktisch gesehen war das Problem aber das gleiche, welches zuvor noch ein Plus für Italien war – der Abstand zwischen Sturm und Mittelfeld. Die Kreativreihe hinter dem Sturm wurde zwar immer wieder von unterschiedlichen Spielern angelaufen, es fehlte aber eine konstante Besetzung und eingespielte Aktionen – wobei letzteres in einer neuen Formation natürlich selbsterklärend ist. Dreieckskombinationen gab es in diesem Raum jedenfalls keine, da sich meist nur einzelne Spieler sich vorfanden und die Offensive insgesamt sehr breit und wenig gestaffelt stand.

Symptomatisch für die italienischen Probleme war Marchisios geringer Einfluss auf das Angriffsspiel. Der äußerst flexible Juventus-Spieler rückte sehr oft und auch in guten Momenten mit nach vorne um Räume zu besetzen und die Balance herzustellen, aber die Einbindung funktionierte nicht so recht. Möglicherweise hätte man ihn im Aufbauspiel auf links mehr gebraucht; auf der halbrechten Seite schien er etwas außen vor, da die Bemühungen oft durch die halblinken Räume an ihm vorbei liefen.

Aus diesem Grund hatte Italien kaum Möglichkeiten, sich geduldig und sauber in den Strafraum hinein zu spielen. Der Fokus lag ganz klar auf den Schnellangriffen. Diese bekam Spanien aber doch meistens noch recht gut verteidigt – Arbeloa, Ramos und Piqué sind derartige Attacken aus ihren Vereinen natürlich gewöhnt.

Ungewollte Kinder der spanischen Defensive

In den Momenten, in denen Italien die Kreativbereiche doch etwas offensiver besetzte, eröffnete sich auch noch ein anderes Problem. In diesen Räumen agierten die sich zurückziehenden Spanier sehr kompakt und verzeichneten einige Ballgewinne, die gute Kontersituationen zur Folge hatten.

Dadurch, dass Italien dann grob in einer 3-1-Stellung in der Defensive stand, waren sie gegen die drei Offensivspieler Spaniens nicht gut abgesichert – die 3-1-Stellung ist erwiesenermaßen nicht die beste Grundposition gegen Konter.

Jedoch waren solche Situationen im spanischen Plan wohl gar nicht wirklich vorgesehen; die Gegenstöße wurden sehr inkonsequent ausgespielt. Die defensiven Mittelfeldspieler rückten kaum nach, während Italiens aufgerückte Spieler aber sehr schnell zurückeilten. Somit waren Fabregas, Iniesta und Silva dabei weitgehend auf sich allein gestellt.

Da alle drei nicht über ihre Sprintgeschwindigkeit kommen, sondern lieber in Zwischenräumen agieren als steil, konnten die relativ schnellen italienischen Abwehrkräfte diese Situationen anfangs alle lösen. Das sollte sich später noch ändern.

Interessant war dabei allerdings, dass die italienischen Defensiven, allen voran wieder einmal Chiellini, einige Male schon bei eigenem Ballbesitz antizipativ weit herausrückten und dadurch ein paar Konterbemühungen auch früh erstickten – sozusagen durch ein Abwehr-Gegenpressing.

Spanien wird raumgreifender

Vincente del Bosque hatte das gegnerische System natürlich erkannt und versuchte die naheliegenden Anpassungen. Als Spanien aus der Kabine kam, spielten sie um einiges flügellastiger als zuvor. Eher situativ und in späteren Phasen ihrer Angriffe versuchten sie die Kombinationen im Zentrum. Die Grundstruktur war jetzt eine etwas andere.

So blieben Iniesta und Silva öfters weiter außen, während Alba und Arbeloa sehr früh extrem weit vorstießen. Besonders Xabi Alonso hielt sich dafür etwas zurück und spielte nun mehr Pässe aus der eigenen Hälfte. Spaniens formte damit eine Art 2-3-4-1 und versuchte vom Flügel in die Halbräume zu kommen. Zudem war Xavi nun öfter im Rücken des italienischen Mittelfelds zu finden und Silva und Fabregas besetzten zunehmend die Angriffsreihe.

Diese Herangehensweise funktionierte um einiges besser. Die Räume waren klarer besetzt und die Spanier hatten bedeutend mehr Tempo im Spiel. Italiens Defensive, die nun fast durchgängig in ein 5-3-2 zurückgedrängt war, konnte dadurch vor der Abwehr nicht mehr die gleiche Kompaktheit erreichen und musste noch mehr Situationen im Strafraum lösen.

Allerdings stand Spanien dafür nun sehr offen für Konter. Diesen Umstand hätte Balotelli nutzen müssen, als er nach einem misslungenen Klärungsversuch von Ramos alleine auf Casillas zu marschierte und aus einem unerfindlichen Grund vollkommen abschaltete und die Situation vollkommen verdaddelte.

Italien geht in Führung

Dass der abgeklärte di Natale für Balotelli kam, war die logische Konsequenz. Mit seiner Schnelligkeit und Treffsicherheit ist di Natale ein überragender Konterspieler. Auch wenn die Szene zur Führung keine Kontersituation war, stellte er seine Fähigkeiten dabei sofort unter Beweis und demaskierte die die Anfälligkeit Spaniens, die in der Luft lag.

Taktisch interessant an diesem Tor war ein schwerwiegender Pressingfehler von Xavi, der aus den obig erklärten direkten Zuordnungen resultierte. In dieser Szene war Giaccherini in tieferer Position und dadurch frei. Xavi entschied sich, ihn zu attackieren und ließ dadurch wiederum Pirlo vollkommen frei. Der erkannte die gefährlich gestreckte 6-gegen-6-Situation auf dem restlichen Feld und beschleunigte das Spiel in brillianter Weise.

Dieser Fehler von Xavi war Indiz für zweierlei mögliche Versäumnisse von del Bosque: Erstens wäre zu hinterfragen, mit welchem Fokus er in der Halbzeitpause gearbeitet hatte. Diese zu aggressive Herangehensweise war im Pressing der ersten Halbzeit eigentlich nie zu erkennen gewesen; das kann problemlos Zufall sein, es deckt sich aber mit der riskanten Umstellung des Angriffsspiels, was womöglich ein psychologischer Faktor gewesen ist.

Zweitens verwundert es, dass del Bosque die Pressingschwierigkeiten seines Teams nicht behob. Italien war ganz offensichtlich gleichwertig, was auch an deren Spiel in Ballbesitz lag und klare taktische Faktoren hatte. Es verwundert daher, dass man nicht entweder auf ein klares Offensivpressing (im 3-4-3, 3-1-4-2, oder ähnliches) umstellte, oder aber fortan konsequent in einer kompakten Ordnung zurückgezogener und raumtreuer agierte. Die etwas halbgare Zwischenvariante brachte letztendlich den logischen Treffer für Italien.

Wirkungsvolle Wechsel, wirkungsloser Torres

Ein Lob gebührt dem Trainer hingegen für seine offensiven Anpassungen. In der Ausgangssituation des Ausgleichstreffers standen Fabregas und Iniesta beide exakt vor den Lücken der italienischen Fünferkette – vermutlich kein Zufall, sondern Anweisung des Trainers, verstärkt auf die anfälligen Schnittstellen der „Drei-bis-Fünferkette“ zu gehen.

Auch die Auswechslungen funktionierten im Grunde hervorragend. Der schnelle Flügelspieler Jesus Navas brachte Breite auf rechts, was der Dreierkette, wie zu erwarten war, durchaus Probleme bereitete. Zwar konnte Italien durch die Defensivasymmetrie diesen Faktor etwas ausgleichen, völlig neutralisiert werden konnte Navas aber nicht.

Als dann Torres kam, hätte dies eigentlich die Einwechslung von zwei spanischen Toren bedeutet, aber seine erste Großchance vereitelte Buffon mit einer sensationellen Defensivbewegung im Stile eines Weltklasse-Verteidigers und bei der zweiten, noch größere Chance übersah Torres seinen Nebenmann Navas, der das leere Tor offen gehabt hätte.

Der taktische Effekt der Einwechslung war, dass Spanien plötzlich zwei sehr schnelle und direkte Offensivkräfte über den Schnittstellen der Dreierkette platziert hatte. Damit war der Titelverteidiger plötzlich zu einem überaus gefährlichen Konterteam geworden – nun zahlte sich auch das riskante Pressing aus. Diese Anpassung hätte dann doch noch den Sieg bedeutet, wenn Torres nicht die Nerven versagt hätten.

Aber: Auch Italien hätte noch das 2:1 machen können als di Natale aus wenigen Metern eine schöne Flanke des ebenfalls eingewechselten Giovinco auf dem Fuß hatte, aber den Ball nicht gut genug traf. Somit muss man beiden Trainern ein klares Kompliment für ihre Wechsel aussprechen.

Fazit

Auch wenn in dieser Analyse hauptsächlich positive Punkte des italienischen und negative des spanischen besprochen wurden, ist natürlich ungesagt davon auszugehen, dass die Spanier einfach eine grundlegend überragende Spielanlage haben. Die besten Passspieler der Welt sind in diesem Team versammelt und alle wissen, wie sie sich zur Ballzirkulation zu bewegen haben. Das demonstrierten sie auch wieder gegen die äußerst starken Italiener. Rund doppelt so viel Ballbesitz wie der Gegner sprechen eine klare Sprache.

Diese haben allerdings am gestrigen Tag einige hervorragende Gegenmittel gefunden, mit denen sie den spanischen Spielfluss arg blockieren und entschärfen konnten. Das 3-5-2 funktionierte so gut und ist ein so logischer Konter auf das enge passintensive Spiel der Spanier, dass man erwarten müsste, dass es Nachahmer findet. Ein ausgeglichenes Chancenverhältnis spricht eine ebenso klare Sprache wie die Ballbesitz-Zahlen; und zwar die deutlich interessantere Sprache.

Letztenendes war dies ein Spiel, das in vielerlei Hinsicht auf allerhöchstem Niveau war. Taktisch und spielerisch gab es äußerst interessante und attraktive Elemente zu bestaunen an diesem Fußballspiel. Es war wohl ein Fußballspiel, das sowohl was seine Klasse und Attraktivität, als auch was seine taktische Bedeutung angeht in der EM-Historie einen Sonderplatz behalten wird.

James 30. Juni 2012 um 21:10

Ich hoffe, dass Del Bosque sich traut mit einem 4-2-4-0 System zu agieren, denn dieses Spiel bringt die Breite ins Spiel und da Italien wahrscheinlich wieder mit einer Dreierkette spielen wird könnte man offensiver gefährlicher werden.

Antworten

TheSoulcollector 1. Juli 2012 um 07:57

Naja was bringt ein breit aufgestelltes System, wenn die Spieler dann trotzdem wieder in die Mitte ziehen? Das System ist gar nicht so entscheidend sondern die Spieler, die er aufstellt. Wenn Iniesta nominell der Spieler auf der äußeren linken ist, hat man eben kein Flügelspiel. Und wenn Xavi einer der vorderen 4 ist, wird das ganze wieder zum 4-3-3, weil Xavi siche eher hinten sieht.

Die Gretchenfrage ist, ob del Bosque endlich einen seiner drei 6er rausnimmt um dafür vorne einen Pedro oder Navas zu bringen. Nur so kriegt man Breite ins Spiel. Sollte wieder mit Xavi, Xabi Alonso UND Busquets gespielt werden, hoffe ich, dass Italien gewinnt. Die Spanier sollten endlich auch mal für ihre Fehler bestraft werden.
Spanien hat keineswegs ein überzeugendes Turnier gespielt. Sie haben nur in 2 von 5 Spielen klar dominiert und das war gegen schwache Franzosen und gegen Irland. Gegen Portugal, Italien und Kroatien stand das Spiel lange auf der Kippe.

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Padh1j0 12. Juni 2012 um 23:03

nun würde mich ja als großen Barca-Fan sehr interessieren, ob diese Taktik wie sie von Italien durchgezogen wurde auch gg Barca greifen würde!! Meine Antwort würde Nein lauten, da D. Alves, Villa^^ und Pedro viel Breite für das Spiel schaffen würden und man bei dieser Qualität auf den Außen auch gut dorthin ausweichen kann. Aber ich denke ihr habt da noch mehr Weitblick als ich.

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HerrHAnnibal 13. Juni 2012 um 02:18

Wie du schon richtigerweise schreibst gibt es bei Barca immer Spieler, die für die nötige Breite sorgen. Alves bearbeitet im Regelfall die rechte Seite und in einigen Spielen wurde auch speziell Cuenca zu diesem Zweck eingesetzt.

Ich weiß nicht ob es hier behandelt wurde aber beispielsweise Milan hat Barca in der CL KO Runde ziemlich genervt indem das Zentrum dicht gemacht wurde. Im Rückspiel war Cuenca fast schon stationär auf dem Flügel nur um die Italiener mehr in die Breite zu zwingen…
Das war ganz offensichtlich eine taktische Maßnahme von Guardiola um das Spielfeld breit zu machen. Del Bosque ist in dieser Hinsicht zum Leidwesen der Spanier kaum interessiert. Er stellt die namhaftesten Akteure ins Mittelfeld und hofft dass sie sich mit ihrer indivduellen Klasse irgendwie durchmogeln wie bei der WM.

Weil du auch Villa und Pedro im Bezug auf die Spielfeldbreite erwähnt hast:
Villa oder Pedro sind zu diesem Zweck nicht so optimal. Villa lebt ja vor allem von seiner Abschlusstärke und war bei Barca als LA oftmals nicht wirklich im Spiel integriert. Er muss dann ja immer wieder in die Mitte ziehen um effektiv zu spielen.
Pedro startet seine Bewegungen oft am Flügel und bewegt sich dann aber vor allem ohne Ball immer wieder ins Zentrum. Er kann da auch nur bedingt im Eins gegen Eins mit anschliessender Flanke überzeugen. Das ist dann eher etwas was man bei Navas für Spanien oder Cuenca bei Barca sieht.

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marus 12. Juni 2012 um 18:11

solid snake ich versteh auch nicht ganz wo das problem liegt zumal wir ja ueber das hier analysierte spiel auf die idee kommen die taktik eines der beiden teams auf das bevorzugte (deutsche) team zu übertragen und nicht einfach mit einem kommentar daherkommen der vollkommen fehl am platz ist.
was daran respektlos sein soll kannst du bei gelegenheit mal erklären.

ach ja: meinen allergrössten respekt für die autoren von sv.de & sorry falls solche themenübergreifenden kommentare den jeweiligen autor wirklich stören sollten…

grüsse marus

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Solid Snake 11. Juni 2012 um 21:41

Könnt ihr eure Deutschland Diskussion mal woanders führen, es ist nicht gerade sehr respektvoll dem Autor gegenüber, wenn ihr hier total am Thema vorbei spammt.

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webs 12. Juni 2012 um 17:01

Das schöne an Kommentaren ist ja, dass man sie überlesen kann.
Diese selbsternannte Kommentarpolizei ist mir jetzt schon ein paarmal negativ aufgefallen, zumal sich noch keiner der Autoren dazu geäußert hat.
Ich kann auch keinen Mangel an Respekt darin sehen, vom Artikel ausgehend Ideen weiter zu spinnen – wo könnte man das denn sonst tun, beim (nicht existenten) Vorschauartikel Deutschland-Holland?

Zusammenfassend finde ich, dass Kommentare wie Deiner am ehesten die hier so wohltuend sachliche wie höfliche Atmosphäre trüben.

Sollte so etwas hier wirklich nicht erwünscht sein, darf MR das gerne schreiben und ich denke, die meisten würden sich selbstverständlich daran halten, aber wenn es nur Dich stört ist das wohl Dein persönliches Pech.

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vastel 12. Juni 2012 um 18:56

Als würde ich mir von Dir das Wort verbieten lassen! Es steht Dir frei die Kommentare, die dir nicht gefallen, zu ignorieren.

Meiner Meinung nach ist es für den Autor der Analyse keineswegs respektlos, wenn die sehr gute Analyse als Grundlage für weiterführende Diskussionen dient. Dies sollte eher als Kompliment verstanden werden und ich denke MR hat kein Problem mit der Diskussion, sonst hätte er sich sicherlich dazu geäußert.

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Lau 11. Juni 2012 um 20:56

Auch von mir ein großes Dankeschön für diese super Analyse eines Weltklasse Spiels.

Ich wollte nochmals die herausragende Rolle von (m.M.n. dem besten Spielmacher seiner Generation) Andrea Pirlo hervorheben. Man konnte förmlich sehen wie die Fäden des italienischen Spiels bei ihm zusammen liefen und er die Bälle verteilte. Wie im Artikel beschrieben, unter Druck meist nach hinten, sobald er jedoch etwas Platz hatte, die langen Bälle in die Schnittstelle der spanischen Viererkette und dann wurde es meist brandgefährlich. Eine beeindruckende Vorstellung des „Alten“-Mannes.

Leider hatte er den Ballverlust der zum Gegentor führte, wenn ich mich nicht täusche. Was insgesamt seine Leistung etwas trübt.

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Tank 12. Juni 2012 um 00:04

Sehe ich genauso. Wobei man das noch insofern erweitern könnte, dass es ein wunderbares Pirlo-Xavi-Duell war. Die beiden besten kreativen Mittelfeldspieler ihrer Generation bei ihrem vielleicht letzten Aufeinandertreffen. Es endete meiner Meinung nach mit einem Unentschieden auf höchstem Niveau.

Zu Xavis Rolle beim italienischen Treffer: Ich habs mir nochmal angesehen und es ist klar zu sehen, dass Xavi versucht seine Mitspieler (Iniesta und Fabregas sind im Bild) auf Pirlo aufmerksam zu machen, bevor er sich auf den Flügel zum Pressen begiebt. Er war sich der Gefahr also bewusst. Nun kann es natürlich trotzdem sein, dass er falsch gehandelt hat, aber ich bin mir unsicher, ob das so eindeutig ist, wie im Artikel beschrieben. (Gebe zu, bin ein Xavi-Fan, aber kann ja auf der ZDF Seite problemlos nachvollzogen werden.)

Dem 1:1 geht übrigens nur so halb ein Ballverlust von Pirlo voraus. Pirlo kann einen ziemlich unpräzisen Ball aus der Abwehr nicht ganz erreichen, was Xavi antizipiert und den Angriff einleitet.

Wirklich eine Freude solchen Meistern bei der Arbeit zuzusehen. Wie viele Spieler allein an diesem Spiel teilgenommen haben, die man, ohne ganz albern zu sein, für eine Elf der Fußballgeschichte zumindest in Betracht ziehen könnte: Buffon, Casillas, Pirlo, Xavi und Iniesta, würde ich nennen. Das ist doch für ein EM-Vorrundenspiel schonmal sensationell…

Zur Spielverlagerungs-Analyse kann ich kein größeres Kompliment geben, als schlicht zu sagen, dass sie dem Spiel würdig ist.

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MR 12. Juni 2012 um 00:15

War echt ein tolles Battle zwischen den tiefen Spielmachern – neben Xavi und Pirlo ja auch noch Motta und Alonso! So eine Ballung an Verteilern sieht man wohl sonst nie. Ganz wichtiger Grundpfeiler dieses Spieles. (Wollte n Abschnitt dazu machen, aber wusste nicht mehr wo.)

Ich würde auch behaupten, dass Pirlo und Motta diese defensive Raumkontrolle besser umsetzen konnten als die klassischen defensiven Brechertypen. Sie haben das Gespür für Raum und Zeit und können den Rhythmus der Gegner nachvollziehen.

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PK 11. Juni 2012 um 20:44

Vielen Dank für die sehr gute Analyse.
Als wesentlichen Grund für die überraschend guten Spielanteile Italiens sehe ich in der Tatsache, dass Italien mit zwei und noch sehr beweglichen Stürmern agiert hat, die es erlaubt haben breite, raumöffnende Anspielstationen zu haben. Dies war ohne eine Schwächung des Mittelfelds nur durch die 3er Abwehr möglich, die sicherlich nicht aus diesem Grund entstanden ist, aber letztlich erst die notwendige Breite in der Offensive ermöglicht hat. Dadurch konnte Italien sowohl spielerisch und mit langen Bällen in die Spitze gelangen.
Deutschland hätte dazu die Spieler, aber keiner der Spieler hätte das System jemals gespielt. Ich sehe aber auch beim 4 2 3 1 die Möglichkeit die Kompaktheit mit Mittelfeld zu erzeugen, aber wohl kaum mit Podolski und Özil. Denn das besondere an Italien war aus meiner Sicht die Flexibiität von Maggio und Guiacherini. Müller könnte sich sicherlich rein kämpfen, Poldi wohl kaum und Özilfehlen wohl die defensiven Fähigkeiten.
Mein Vorschlag wäre dann Kroos für Özil und Reuß/Schürrle für Poldi. Denke aber es fehlt an einer weiteren Anspielstation hinter dem Spanischen Mittelfeld um eine gute Option für lange Pässe von Hummels zu haben.

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TS 11. Juni 2012 um 20:06

Eine Frage an MR:
Wie lange brauchst du eigentlich zirka für eine in-depth Analyse?
Und ich wollte noch zu dem Tor der Italiener anmerken, dass es zwar vielleicht von Xavi ein taktischer Fehler war, aber auch, dass sich Busquets sehr leicht von Pirlo überspielen ließ.
Was meinst du dazu?

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kurt 11. Juni 2012 um 19:08

das sehe ich nicht so, dass wir das spielen können. wie gesagt ist das nur eine Variation vom Standard-System der Italiener, die wesentlichen Elemente wie z.B. das Außenverteidiger-Spiel und die drei Sechser waren bereits eingeübt (was bei uns ja nicht der Fall sein dürfte). Die drei Innenverteidiger hatten darüberhinaus auch Erfahrung aus dem Liga- Alltag mit einer Dreierkette, in der BL wird so etwas dagegen nicht praktiziert.

Ich habe aber bereits seit Löws 4-1-4-1 Experimenten gesagt, dass das 4-3-2-1 eigentlich unser Alternativ-System sein sollte, im Hinblick auf Spanien. Das 4-1-4-1 dürfte sich ja auch als gescheitert erwiesen haben.
Im 4-3-2-1 hätte man einen Kompromiss aus dem was Italien gestern gespielt hat und unserem aktuellen System. Reus und Özil z.B. auf den Halbpositionen sorgen für Konterstärke, ein Dreier-Mittelfeld sorgt für die nötige Sicherung des Zentrums bei spanischem Ballbesitz.
Dürfte allerdings zu spät für so ein System sein … besonders schade, weil wir mit Gündogan, Bender und Kroos (mit Abstrichen aufgrund defensiver Schwächen) ja genug Auswahl für die dritte Sechserposition gehabt hätten …

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Flowbama 12. Juni 2012 um 19:18

Inwiefern sich das 4-1-4-1 als gescheitert erwiesen haben sollte, erschließt sich mir ehrlich gesagt nicht so ganz.

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vastel 11. Juni 2012 um 18:30

Danke für die klasse Analyse, konnte sie noch nicht komplett lesen.

Ganz kurzer Kommentar, ich habe gerade leider nicht so viel Zeit:

Mir kam auch der Gedanke, ob Deutschland so spielen könnte und ich bin der Meinung rein personell könnte das durchaus sehr gut funktionieren mit folgender Elf:

Neuer
Höwedes – Hummels – Badstuber
Lahm – Khedira – Schweinsteiger – L. Bender – Schmelzer
Reus – Schürrle

Vor allem Reus und Schürrle sind ja geradezu prädestiniert für so ein System!

So wie es die Italiener gemacht haben: Lange Bälle durch Hummels auf die Stürmer und ab die Post! Dass vor allem Pique Geschwindigkeitsdefizite gegen solche sauschnellen Stürmer wie Reus/Schürrle hat, haben die Italiener schön offengelegt.

Später dazu eventuell mehr. Bis später! 🙂

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marus 11. Juni 2012 um 20:11

wow die idee an sich finde ich gut – ist mir dann aber doch zu defensiv/destruktiv
Mutig ohne özil müller poldi und gomez/klose…ich weis nicht…
wenigstens özil gehört für mich auf jeden fall rein als ideengeber.
würde eher lahm links lassen und rechts bender bzw khedira opfern um özil noch im zentrum unter zu bringen

grüsse marus

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HW 11. Juni 2012 um 22:11

Das ist wirklich ein sehr defensives System.

Was man bei beiden Mannschaften, Spanien und Italien, bemängeln muss ist eigentlich ihre konzentration auf die Mitte. Für Italien war es okay, als Außenseiter und als Reakton auf das spanische System. Dazu bot dieses, für die Italiener nicht ungewohnte System, den Vorteil die Schwächen der spanischen Formation noch zu provozieren.

Anstatt die Außenverteidiger nach vorne zu schieben, hätte Spanien mit breit spielenden Außenstürmern die Italiener mehr in die Defensive drücken müssen, ohne dabei die eigenen Flügel zu entblößen.
Das hätte Spanien mit eigener 3er- oder 4er-Kette bewerkstelligen können.

Möchte man bei dem „stürmerlosen“ System bleiben, dann stellt man die eigentlichen Stürmer (Navas, Fabregas, usw.) an die Außenlinie und lässt aus dem Zentrum (Spielmacher: Iniesta, Xavi) Bälle in die Schnittstellen hinter die Abwehr spielen.
Drei Innenverteidiger wären für Italien so völlig nutzlos gewesen und sie hätten ihre 3er- / 5er-Kette auflösen müssen.
Oder man stellt wirklich einen echten Mittelstürmer vorne rein, und bedient ihn von außen mit Flanken und lässt ihn mit dem Rücken zum Tor Bälle auf nachrückende Mittelfeldspieler auflegen. Da würde ich Torres nicht unbedingt den Vorzug vor den Alternativen geben.

Auswechseln würde ich Alonso. Er ist zwar ein toller Spieler, aber einfach überflüssig. Wichtiger ist ein echer Flügelspieler oder ein Stürmer.

Del Bosque kann große Stars in ein System bringen und dafür sogen, dass sich die Spieler nicht blutig beißen. Ob das aber taktisch immer die beste Wahl ist sei mal dahingestellt.

Ich finde aber wir kritisieren auf hohem Niveau, immerhin haben wir ein tolles Spiel gesehen.

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HW 11. Juni 2012 um 22:17

Welche Stürmer stehen eigentlich noch im Kader bei Spanien? Llorente, Negredo, Pedro. Alles Optionen wenn man den Ball nicht bis ins tor tragen will.

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HerrHAnnibal 11. Juni 2012 um 23:00

Sehe ich genauso…Zu den Stürmern:

Soldado wurde aussortiert weil er als schwieriger Typ gilt und man bei einem Ersatzstürmer wohl kein Risiko mit der Teamchemie eingehen wollte.

Pedro ist schwierig einzustufen. Ist ein Spieler, der den Flügel hält und dann aber vor allem ohne Ball immer wieder Läufe ins Zentrum startet.
Also eigentlich auch kein Winger an der Grundlinie mit gefährlichen Flanken und guten Chancen im 1vs 1wie Navas

Llorente wäre sicherlich ein Kandidat für die Startformation mit seiner Kombinations aus Physis und Skills am Ball. Allerdings hat er sich am Ende der Saison nicht mehr so richtig gut bewegt und scheint nicht topfit zu sein…

Negredo ist ein Stürmer, der seine Qualitäten im Abschluss hat aber meiner Meinung nach höchstens bei einem Rückstand als Brecher eingesetzt wird.

Torres hat natürlich den Antritt und kann eigentlich auch ganz gut mitspielen und auf die Flügel ausweichen. Trotz der Steigerung zum Saisonende ist er eben zurzeit kein eiskalter Vollstrecker aber mit seinem Antritt immer eine Option für die letzte halbe Stunde wenn der Gegner langsamer wird und sich bei einer spanischen Führung vielleicht auch größere Lücken ergeben.

Ich würde Fabregas auch im nächsten Spiel starten lassen. Er hat bei Barca seine Zielstrebigkeit und Qualitäten im Abschluss gezeigt. Wie schon gesagt teilweise sogar in echter Mittelstürmermanier mit Kopfballtoren. Dazu bewegt er sich sehr intelligent und reißt unentwegt Lücken.

Nur hatten die Spanier aufgrund der angesprochenen Probleme mit dem überfüllten Zentrum eben kaum die Spielkontrolle um dann die öffnenden Pässe in die Lücken zu spielen.

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HW 12. Juni 2012 um 08:43

Pedro wäre die Option, wenn man Breite mit Stürmern auf Außen erzielen will.
Navas und ein Mittelstürmer wären zu wählen, wenn man die Option Flanke usw. haben möchte.

Ich füge mal hinzu, dass Spanien jetzt nicht nur Flanken schlagen sollte, sondern einfach ein Option auf außen benötigt ohne die Außenverteidigung ganz aufzugeben. Die Spielgrundlage bleibt das Kurzpassspiel und die Kreativität im Zentrum.

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kurt 11. Juni 2012 um 17:54

Italien hat (wenn mich nicht alles täuscht) bisher unter Pandelli ein 4-3-1-2 gespielt.
Was sie gegen Spanien gemacht haben, ist lediglich auf den 10er zu verzichten und dafür einen dritten Innenverteidiger aufzustellen. Das Element mit den unglaublich laufstarken Außenverteidigern war bereits im 4-3-1-2 essentiell wichtig, da man dort sonst keinen Druck über Außen hätte aufbauen können. Also im wesentlichen vergleichbar mit der Rolle der Außenverteidiger gegen Spanien.

Die Veränderung zum System VOR dem Turnier ist also wesentlich kleiner. War aber wie im Artikel angesprochen gegen Spanien tatsächlich sehr passend, da sie keine Weite im Spiel hatten (gleiches Prinzip wie das was Chelsea und AC Mailand gegen Barca spielten: Mitte mit Überzahl dicht machen). Durch den zusätzlichen Innenverteidiger konnte außerdem immer ein Spieler aus der Kette aufrücken und den ballführenden Spieler attackieren bzw. den Angriff verlangsamen, ohne dass man dadurch Räume für einlaufende Spieler öffnen musste.

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Barca-Fan 11. Juni 2012 um 17:37

Toller Artikel.
Ich denke, dass Del Bosque sicher wusste, dass Italien mit einem 3-5-2 anfangen wird und deshalb sich für Fabregas ganz vorne entschieden hat.
Gegen ein 3-5-2 mit 3 tiefen 6ern der Italiener + de Rossi + Cassano vorne, hätte man es ohne Fabregas schwer gehabt das Spiel zu kontrollieren und mehr Ballbesitz zu haben.
Das ist IMO ein wichtiger Punkt, weil Spaniens Taktik mMn so aussieht, dass man in der 1.HZ das Spiel kontrolliert, die Schwächen des Gegners ausfindig macht um dann in der 2.HZ mit klugen Wechseln zu reagieren.
Das spanische Trainerteam hat da unzählige Möglichkeiten um im Spiel was zu verändern.

Ich sehe bei diesem Turnier auch keine Mannschaft, die gegen Spanien so spielen wird wie Italien.
Irland und Kroatien werden nicht von ihrer Viererkette ausweichen und mit kleinen Änderungen wird Spanien gegen diese 2 Teams keine Probleme haben.

Die Doppel-6 wird sicher nicht gesprengt, auch wenn das sicher nicht optimal ist, wenn man Rechts einen Arbeloa hat, der eh die meiste Zeit hinten bleibt.

Meine Aufstellung:
Casillas – Arbeloa, Pique, Ramos, Alba – Busquets, Alonso – Pedro, Xavi, Iniesta – Torres.

2. Variante:
Casillas – Arbeloa, Pique, Ramos, Alba – Busquets, Xavi, Fabregas – Pedro, Iniesta, Torres.

Alles andere finde ich zu unrealistisch. Denke nicht, dass Del Bosque Arbeloa raussetzt und Javi Martinez rein. Oder einen von den Barca-Strategen.

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HerrHAnnibal 11. Juni 2012 um 20:31

Martinez mag ich zwar aber den wird man im Normalfall nicht sehen. Hat zwar bei Bilbao Innnenverteidiger gespielt aber hatte da auch Höhen und Tiefen. Er verursachte leider auch viele Elfer und war nicht immer souverän. Zudem ist die Spielweise bei Bilbao doch etwas speziell, so dass man ihn dann schon die ganze Vorbereitung einbauen müsste…

Deine Aufstellungen bringen Pedro rein, der zwar das Problem mit der mangelnden Breite etwas verringert aber das macht nicht den großen Unterschied. Er ist auch kein Flügelspieler, der an der Linie klebt sondern immer wieder mit Läufen ins Zentrum Lücken reißen soll. Dann kann man auch Silva in dieser Rolle spielen lassen. Ich bin ja kein Fan von Navas und fordere deswegen, dass er spielt. Er ist einfach die einzige echte Flügelwaffe der Spanier auch wenn er individuell vielleicht nicht auf dem Level von Silva, Mata oder Cazorla spielt.

Wenn del Bosque darauf besteht Alonso und Busquets in der Startformation zu haben muss Arbeloa raus. Er ist defensiv nur durchschnittlich und leistet keinen Beitrag zur Offensive. Er hat keine besondere Fähigkeit, die den Spaniern hilft. Dann lieber mehr Offensive auf dieser Position oder aber eine verkappte Dreierkette mit Busquets, Pique und Ramos so dass Alba noch mehr nach vorne marschieren kann.

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focion 11. Juni 2012 um 17:08

Mein Eindruck war ja, dass Italien sich in der Defensive nach ca. 15 Minuten sehr überwiegend relativ frühzeitig in einem 5-3-2 positioniert hat. Kann deshalb Teile der Analyse (oder argumentativen Grundausrichtung) nur bedingt nachvollziehen („Die Breite der Viererkette wird überflüssig.“ etc) . Werde meine Wahrnehmung anhand der Aufzeichnung nochmal überprüfen.

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HerrHAnnibal 11. Juni 2012 um 20:23

Es war ein klassisches 3-5-2 Sieht man sehr gut auf den Heatmaps (bei ESPN zu sehen. Man darf hier leider keine Links posten) Und auch auf den Influence Grafiken ist das 3-5-2 perfekt zu erkennen.

Eine Fünferkette wurde eigentlich nur gegen Ende der Partie häufiger gebildet.

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Kroos39 11. Juni 2012 um 17:06

Das ist eine gute, allerdings nicht vollständige Analyse. Ich würde mich freuen, wenn ihr das nächste mal mehr auf das Verhalten der Spanier im gegnerischen Strafraum eingehen würdet, vor allem bezüglich welche Chancen genutzt werden sollten und welche nicht.

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CRE 11. Juni 2012 um 16:46

Muss mich jetzt hier echt mal für die großartigen Artikel bedanken, lese ja schon länger auf dieser Seite und konnte mein taktisches Verständnis vor allem dank euch in letzter Zeit stark verbessern. Bin aber immer wieder überrascht, was mir selbst bei sehr intensiver Beobachtung eines Spieles noch entgeht.

Dass zB das spanische Pressing gestern nicht wie so erfolgreich war wie gewohnt ist mir zwar auch aufgefallen, aber eine Erklärung dafür hatte ich bis zu eurer Analyse nicht.

Vielen Dank für eure exzellente Arbeit und ich hoffe uns erwarten die nächsten Wochen noch viele interessante Partien.

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Padh1j0 11. Juni 2012 um 16:40

Ich finde auch, dass es Spanien an Breite fehlt! ^^ Einen Dani Alves für die rechte Seite haben sie leider nicht. Navas hat ne gute Leistung gezeigt, Pedro kann mMn die Rolle auf Rechts noch besser bekleiden, weil er auch gut darin ist, die gegn. Verteidigung zu beschäftigen.

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PittiTrüffelschwein 11. Juni 2012 um 16:11

2 Stunden habe ich nun daran gelesen und es war sicherlich nicht das letzte Mal. Ich werde mich am ersten Off-Day der EM nochmal mit dem Mitschnitt des Spiels im Angesicht eurer Analyse befassen.

Insgesamt, das hatte ich ja gestern schon bei facebook geschrieben, war es mit Abstand das beste Spiel der EM. Ihr habt dieses Filetstück mindestens ebenbürtig analysiert und ich frage mich auch angesichts eures Sonderheftes zur EM, warum tatsächliche EXPERTEN wie ihr auf Spenden angewiesen seid, während Medien wie kicker und SportBild und selbst Transfermarkt.de ihre Einheitsbrei-Sonderhefte für teures Geld in jedem Kiosk verscherbeln dürfen.

Macht unbedingt weiter so, Leute! Ihr habt mir das Interesse und den Spaß an Fußballtaktik erweckt und vermittelt und ich schaue mit großem Respekt zu euch auf.

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Diggler 12. Juni 2012 um 16:52

dein eigener Mitschnitt oder sind die irgendwo erhältlich?

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Nachoman 11. Juni 2012 um 15:35

Zuallererst ein großes Kompliment für die Analyse.
Ich habe mich aufgrund der hohen Qualität dieser Begegnung sehr auf eure Aufarbeitung gefreut und wurde absolut nicht enttäuscht – im Gegenteil!

Aus spanischer Sicht hat sich leider bewahrheitet, was hier in der Prognose schon angeklungen ist: nämlich das Spielmacher Dilemma mit Bezug auf Xavi’s Rolle und der Beobachtung, dass Xabi Alonso’s Rolle in diesem Team irgendwie obsolet scheint.
Allerdings kann ich Del Bosque nachvollziehen, da es sicherlich eine äußerst hohe mentale Hürde darstellt, auf eine Spielerpersönlichkeit wie Alonso zu verzichten, obgleich es dem spanischen Spiel wohl gut täte.
Die für mich daher naheliegenste Lösung hat HerrHAnnibal schon erwähnt:
Ramos auf RV, Busquets neben Pique und Arbeloa raus, damit für Navas/Pedro Platz am rechten Flügel ist. Zwar wäre das Mittelfeldduo Xavi/Busquets dann gesprengt, aber das wäre dann wohl der saure Apfel, in den man beißen müsste.

Ansonsten gebührt Del Bosque ein Lob für seine cleveren Wechsel. Wie schon beschrieben hätten die Hereinnahmen von Navas und Torres eigentlich den Sieg bedeuten müssen.
Dieser Blick für den Spielverlauf und die sich daraus anbietenden Anpassungsmöglichkeiten fehltmir im deutschen Trainerteam leider zu oft.

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Flowbama 11. Juni 2012 um 16:39

„Dieser Blick für den Spielverlauf und die sich daraus anbietenden Anpassungsmöglichkeiten fehltmir im deutschen Trainerteam leider zu oft.“

Passt zwar nicht zum Artikel aber dafür gibt’s volle Zustimmung! Gehöre nicht der Löw-Bashing-Fraktion an, aber was er teilweise wechselt, versteht kein Mensch. Auch in Bezug auf die taktische Marschroute sieht man kaum spielbeeinflussende Veränderungen seitens des Trainerstabs während des Spiels.

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Solid Snake 11. Juni 2012 um 15:26

Das war echt das beste Spiel was ich seit langem bei einer EM/WM gesehen habe.
Anfangs war ich echt überrascht weil ich Spanien viel dominanter erwartet hatte.Auch die relativ vielen Abschlüsse von Silva waren ja eher untypisch.

Im Vorlauf zu dem Spiel hatte ich erwartet das es langweilig wird, Italien stellt sich hinten rein und Spanien hat am Ende 80% Ballbesitz.Getippt hatte ich tatsächlich 1:1 das es aber lange so ausgelichen bleibt, gerade was den Ballbesitz angeht kam sehr überraschend.

Das zeigt für mich aber auch das man gegen Spanien Fussballspielen muss.Alle sagen immer die sind unschlagbar und überlassen ihnen den Ball aber das ist doch der fehler.Man muss sie überraschen und vor allem defensiv beschäftigen das war richtig Klasse von Italien.

Bin kein Italien Fan hab mich aber gefreut das denen endlich mal jemand auf Augenhöhe entgegentritt.

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James 11. Juni 2012 um 15:18

Ich denke, dass del Bosque das System ein bißchen umstellen müsste denn Xabi,Xavi und Busquets ergänzen sich nicht perfekt. Daher würde ich Busquets in die IV neben Pique ziehen und man könnte Ramos auf RV raus ziehen was mMn nur Vorteile mit sich bringt. Xabis Diagonalbälle waren früher immer ein gutes Mittel gegen ein dichtes Zentrum.
Das sähe dann so aus:
————–Torres————-
—–Iniesta–Cesc–Silva——-
———–Xabi—-Xavi———-
-Alba-Busquets-Pique-Ramos
Man könnte jedoch Torres auch durch einen Flügelspieler ersetzen sodass man mehr Platz im Zentrum hat

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HerrHAnnibal 11. Juni 2012 um 15:54

Wer soll Xabis Diagonalbälle bekommen? Du hast im Mittelfeld noch immer nur zentrale Spieler. Iniesta und Silva sind noch immer inverse Winger die am Liebsten im Zentrum kombinieren. Da müssten schon Alba und Ramos sehr viel nach vorne machen um das Spielfeld in die Breite zu ziehen… Gerade Ramos hat diese Rolle aber lange nicht mehr gespielt und zudem ist das defensive Mittelfeld nun ja jetzt nicht mehr so defensivstark.
Darum mein Vorschlag von weiter oben: Torres oder Cesc raus und dann rechts ein Flügelspieler wie Navas.

—–Ramos—-Pique—-Busquets——————
——————–Alonso——————Alba——
————- Xavi———–Iniesta——————-
Navas—————–Silva—————————
——————-Cesc/Torres/LLorente———-

Ramos würde sich in erster Linie auf die Defensive beschränken und du hast hinten eine Dreierkette wenn Alba auf der linken Seite nach vorne marschiert. Das ist als ehemaliger Winger ja sowieso seine große Qualität.

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Lino 12. Juni 2012 um 10:58

Im Prinzip gebe ich euch Recht, dass dies die einzige Variante ist, bei der Xabi Alonso drin bleiben kann und man genügend Breite im Spiel hat. Ein Problem sehe ich aber darin, dass man dann mit Pique und Busquets zwei nicht gerade schnelle Innenverteidiger hätte. Und da Spanien ja eh relativ hoch steht, könnte das ein Problem sein. Deshalb versucht man bei Barca bspw. immer i.d.R. einen spielstarken mit einem schnellen Innenverteidiger zu kombinieren (z.B. Pique-Puyol, Pique-Mascherano usw.) Aber es stimmt, dass jede Variante mit Xabi Alonso immer irgendwo einen Haken hat. Deshalb raus mit ihm 😉 (…was leider nicht passieren wird)

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Pex 11. Juni 2012 um 15:03

Was ist eure Quelle fuer die Daten von EM-Spielen?
Kennt ihr auch eine Quelle fuer Laufdaten?

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Datschge 11. Juni 2012 um 15:42

UEFAs Match Centre zu den Spielen hat massig Statistiken. Laufdaten sind am Ende der Statistiken zu den einzelnen Spielern.

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Pex 12. Juni 2012 um 00:46

Die geben an, dass Diarra mit 9,0 kilometern am meisten gelaufen sei im Spiel Frankreich gegen England. Das kann doch nicht sein! Da laeuft ja jeder B-Jugend Spieler mehr!
http://de.uefa.com/uefaeuro/season=2012/statistics/castroledge/index.html

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grasnarbe 12. Juni 2012 um 12:53

die uefa-seite ist eine ergonomische katastrophe, die daten aber wohl korrekt.

diarra hat 9,2, nasri 11,1km.

ich kam zum „match centre“ über uefa hp –> uefa euro 2012 –> turnier –> zweimal auf die gewünschte partie des bescheuerten würmer-turnierkalenders klicken (der erste klick zoomt nur…) –> seite des spiels ansehen –> match centre –> bei spielerinfo rechts unten runterscrollen (torwart-distanz wird nicht getrackt).

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grasnarbe 12. Juni 2012 um 12:54

übrigens gibt es ausser b-jugend-spielern auch einen deutschen feldspieler, der noch weniger gelaufen ist… 😉

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marus 11. Juni 2012 um 14:49

ps:
plus natürlich eine nominelle spitze zb. fabregas oder torres oder je nach gegner evtl sogar llorente

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marus 11. Juni 2012 um 14:47

fand italien mindestens ebenbürtig weil sie einfach die grössere anzahl an ordentlichen torchancen hatten…finde ja das barcasystem bzw spaniensystem mit 70-80% ballbesitz echt super aber eben nur wenn man auch irgendwann mal den abschluss sucht/erzwingt…versteh einfach nit wie man 10m vor dem kasten permanent den abschluss verweigert (mit ausnahme silva)…so langsam aber sicher nervt mich dieses teils schon ziellose ballbesitz-spiel.

in meinen augen war das unentschieden eher für die spanier glücklich als für die italiener da ich den blauen noch eher einen treffer zugetraut hätte.
glaube auch dass spanien es mit dieser taktik schwer haben wird den titel zu verteidigen.

was haltet ihr eig davon ramos wieder auf RV zu stellen und dafür die abwehrkette flexibler zu machen…finde arbeloa passt 0,0 in das team und in das system schon gar nicht…

iniesta-xavi-silva
alonso – busquets
alba – pique – ramos

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Flowbama 11. Juni 2012 um 14:56

Wenn Xavi schematisch so hoch positioniert wird (auf der 10), stellt sich das altbewährte Muster ein: Er lässt sich zurückfallen, um sich der Isolation durch die gegnerischen 6er zu entziehen und das Spiel von hinten her aufziehen zu können. Doch dann wird Xabi Alonso überflüssig und beide behindern sich eher, als dass sie sich helfen. Das einfachste wäre, Alonso zu streichen aber das wird nicht passieren. In jedem Fall muss Spanien mehr breite hineinbringen, z.B. durch Navas auf einer Außenposition in der Startelf.

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HerrHAnnibal 11. Juni 2012 um 15:47

Vollkommen richtig. Sehe ich genauso. Denkbar wäre dann Navas statt Arbeloa in der Startelf und Busquets in der Innenverteidigung… Schematisch dann so:

—–Ramos—-Pique—-Busquets——————
——————–Alonso——————Alba——
————- Xavi———–Iniesta——————-
Navas—————–Silva—————————
——————-Cesc/Torres/LLorente———-

Für mich die einzige Lösung wie man das Problem im Zentrum entzerren kann ohne Alonso rauszunehmen. Busquets hat in dieser Rolle bei Barca schon gespielt und wechselte da dann ständig zwischen Mittelfeld und Abwehr.
Hier hätte er dann Alonso vor sich. Der ist im Kurzpassspiel und als Abräumer nicht so stark wie Busquets aber dafür hat man ordentliches Flügelspiel und mehr Raum für Kombinationen im Zentrum.

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sharpe 11. Juni 2012 um 14:43

Italien hat mich beeindruckt. vor allem die Intensität, mit der sie fast die ganzen 90 Minuten verteidigt haben. Ihr taktisches Geschick kennt man ja, aber zusammen mit der enormen Laufbereitschaft und dem schnellen Umschaltspiel war es eigentlich ein Lehrbeispiel, wie man gg Spanien spielen soll.

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Fußballnarr 11. Juni 2012 um 14:34

Oh wie habe ich diesen Artikel herbeigesehnt. Und bin nicht enttäuscht worden. Vielen Dank!
🙂
Eines der schönsten Fußballspiele seit langem habt Ihr ganz hervorragend beleuchtet!
Nur ein kleiner Punkt zusätzlich: Man hat mit zunehmender Spieldauer gesehen, wie den Blauen mehr und mehr die Puste ausging. Besonders die gesamte linke Seite (inkl. Pirlo zentral) liefen alle mehr als 11Km, tlw. 12,5…. das italienische Defensiv Spiel war eben enorm laufaufwändig, aber das Konzept ist aufgegangen.

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MK 11. Juni 2012 um 14:33

In meinen Augen ist ein klarer Mittelstürmer für Spanien unverzichtbar. Torres bietet sich hier, trotz seiner derzeitigen Form, einfach an. Er ist ein klassischer 9er und – im Gegensatz zu seinen passsicheren Mittelfeldkollegen – abschlussorientiert und zielstrebig. Gerade dieses gewisse Maß an Egoismus, dass viele Mittelstürmer auszeichnet, fehlt den Spanien einfach bislang.
Das grundsätzliche Problem des spanischen Spiels zeigt schon die Grafik: Die Mitte bzw. grundsätzlich der Raum, in dem sich der Ball befindet, wird überladen ohne jedoch wirklich Zug zum Tor zu entwickeln. Dazu kommt noch die fehlende Briete im zweiten und dritten Drittel aufgrund der fehlenden Außenstürmer bzw. der wenig offensiv ausgerichteten Außenverteidiger (vor allem Arbeloa). Wie ihr auch in der Analyse herausgearbeitet habt, haben sich die Italiener da brillant drauf eingestellt.
Die Frage, die sich für mich aufdrängt ist, ob andere Teams die Taktik Italiens kopieren werden bzw. dies aufgrund der vorhandenen Spielertypen überhaupt können. Ist zB eine Anpassung des deutschen Systems denkbar? Eure Meinungen würden mich interessieren.
War auf jeden Fall ein super interessantes Spiel und für mich – trotz der mangelnden Zielstrebigkeit – immer wieder ein optischer Traum den Spaniern zuzugucken.

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Flowbama 11. Juni 2012 um 14:51

Ich habe während des Artikels auch laufend darüber nachgedacht, ob Deutschland das italienische System kopieren könnte, bzw. optimieren könnte. Ich bin mir allerdings nicht sicher, in wie weit wir dazu die Spielertypen haben. Die Dreierkette wäre klar: Badstuber-Hummels-Boateng. Doch nun geht es los: Für das extrem laufintensive Spiel der Wingbacks kommt auf rechts, z.B. Lahm in Frage. Er lässt sich bei gegnerischem Ballbesitz zurückfallen und ist defensiv so stark, dass das wohl eher kein Problem wäre. Aber wen dann auf links? Podolski, Schürrle oder Reus? Oder gar Schmelzer? Wie auch immer. Das 6er-Trio könnte mit Khedira-Schweinsteiger-Gündogan/Bender besetzt werden. Als effiziente Konterstürmer, wer würde sich anbieten? Podolski sicherlich, aber wie positioniert man Özil? Man sieht: meine Gedanken sind wirr und wage^^

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Pex 11. Juni 2012 um 15:05

naja…links Lahm, rechts Bender!?

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Magic_Mo 11. Juni 2012 um 15:49

Da seh ich dann schon eher Lahm auf rechts und Schmelzer auf links… Der ist zwar in letzter Konsequenz immer schwächer als Lahm, aber bringt grundsätzlich die Anlagen zum Flügelackern mit.

Wenn man dieses System wirklich kopieren will, würde ich wohl Özil am ehesten als Pirlo-Ersatz in der Dreifachsechs sehen, wobei ihm diese Rolle mit Sicherheit keinen Spaß macht.
Die Stürmer wären wohl kein Problem, Podolski, Müller, Klose, Reus könnten wohl alle mit dieser Situation etwas anfangen, allein das Mittelfeldpersonal bereitet Probleme.
Leider ein echtes taktisches Luftschloss, aber ohne Zweifel interessant.

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Kraizee 11. Juni 2012 um 17:24

Über die Frage ob und wenn ja wie Deutschland das Italienische System spielen könnte habe ich auch während des lesens ständig nachgedacht.
Als Dreierkette wäre ich auch bei Badtstuber, Hummels, Boateng gelandet und Lahm als einer der WBs davor – macht alleinschon deswegen Sinn um im spiel auch schnell zu einer 4er-Kette zu wechseln.
Davor Schweinsteiger, Kroos, Khedira
als rechten WB würde ich Müller nehmen, ist zwar eigentlich nicht seine Position, aber ich denke er würde sich reinkämpfen und er kann nach vorne genügend Druck machen.
Vorne dann Özil und Klose/Schürrle/Reus

Eine Alternative für die 3erKette könnte sein Badstuber, Schweinsteiger, Hummels
davor dann Lahm und Bender als WBs und Khedira, Kroos, Gündogan in der Zentrale.

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HerrHAnnibal 11. Juni 2012 um 15:42

Der Mittelstürmer ist nicht unverzichtbar… Das Spiel der Spanier war zwar besser als Torres auf dem Feld war aber das hatte in erster Linie andere Gründe. Zu diesem Zeitpunkt waren die Italiener defensiv schon nicht mehr bei 100% und Spanien hatte mit Navas endlich jemand, der die italienische Abwehr in die Breite zog . Mit Torres in der Startelf wäre das Spiel in der ersten Hälfte nicht anderst gelaufen.

Zudem ist es gewagt Torres nach dieser Saison als sehr zielstrebig zu bezeichnen. Der hat bei Chelsea am Ende zwar richtig gute Leistungen gezeigt aber trotzdem immer wieder sehr zögerliche Aktionen wo er zu lange braucht um sich zwischen verschiedenen Optionen (Pass, Schuss, noch ein Haken, Lupfer ec) zu entscheiden.
Wenn man einen Mittelstürmer fordert wäre eigentlich Llorente (wohl aber nicht topfit) sinnvoller weil Torres sehr viel Platz braucht, den er gegen zumeist tief verteidigende Gegner von Spanien nur selten bekommt. Da macht Torres in der Jokerrolle mehr Sinn.
Fabregas ist zudem auch ein zielstrebiger Spieler, der bei Barca gezeigt hat, dass er in dieser Rolle spielen kann. Er hat gerade zu Beginn der Saison einige Kopfballtore im Stile eines Mittelstürmers gemacht und sehr gut vollstreckt. Man muss ihn aber nunmal in Szene setzen und darum muss Spanien das Spielfeld breiter machen, damit die Künstler im Zentrum mehr Raum für ihre Kombinationen haben und sich nicht im Weg stehen.

Es war ja schon traurig wie Busquets, Alonso und Xavi teilweise gleichzeitig im selben Raum den Pass kriegen wollten weil keinerlei Abstimmung da war.

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HW 11. Juni 2012 um 22:25

Naja, ich fand Torres vor dem Tor wenig überzeugend.
Die Zielstrebigkeit fehlte den Spaniern zwar, aber zielstrebig Torchancen versemmeln kann auch nicht der Weg sein. Auf der Bank warten noch andere Stürmer auf ihre Chance und ich denke von denen passen ein paar Spieler entweder besser in das Kurzpassspiel (womit man keinen passiven „Fremdkörper“ im Team hat) oder sind mit dem Rücken zum Tor stärker als Torres.

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jack 11. Juni 2012 um 14:28

-MR, kann es sein, dass du Anhänger des spanischem Fußballs und speziell vom Barcelona bist? Teilweise ist der Artikel alles Andere als neutral geschrieben.

-Spanien offesivstark? der Kommentator hat gesagt, dass sie bei der WM 8(!) Tore geschossen haben. 5 davon hat Villa geschossen u. der ist verletzt.

-Der Nachteil, den die spielweise Spaniens ist: wenn ich den Gegner an den Strafraum drücke hab ich da weniger Platz und bin anfälliger für Gegentore. Siehe Barca gegen Chelsea, siehe jetzt Spanien gegen Itatlien.

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Fußballnarr 11. Juni 2012 um 14:38

Nur weil die herausgepielten Chancen fahrlässig liegen gelassen werden, kann man grundsätzlich die Offensiv Stärke doch nicht absprechen. Nimm nur das erste Gruppenspiel gg die Schweiz, ein 0:1. Da gab es Chancen um Chancen und die Schweizer waren am Ende fix und fertig und hatten dennoch gewonnen. Und keiner wusste warum…. (Dänemark : Holland…..).
Und acuh das HF gg uns war Chancen mässig ziemlich einseitig, so glaube ich mich zu erinnern.
😉

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Flowbama 11. Juni 2012 um 14:42

„-Spanien offesivstark? der Kommentator hat gesagt, dass sie bei der WM 8(!) Tore geschossen haben. 5 davon hat Villa geschossen u. der ist verletzt.“

Sie haben sich aber mit die meisten Chancen herausgespielt und durchaus viele Schüsse abgegeben. Somit ist Spanien nicht Offensivschwach, sondern hat eine Abschlussschwäche. Das sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Und ganz ehrlich: Spanien bekommt so wenig Gegentore (in der KO-Runde gar keins), dass man sich erlauben kann, nur ein Tor zu schießen.

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webs 11. Juni 2012 um 16:19

Wobei man sich fragen muss, ob diese Abschlussschwäche nicht schon im System angelegt ist.
Letzten Endes zählen die Ergebnisse, und wenn Spiele konstant nur knapp gewinnt finde ich das alles andere als spannend.
Das liegt aber wieder an meinem Unwillen, so ein gnadenlos effektives System gleich auch als ästhetisch zu sehen.

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Flowbama 11. Juni 2012 um 16:36

Ja natürlich, ansehnlich muss das nicht immer sein. Interessant sind daher taktische Ansätze, die sich zum Ziel nehmen, Barcelona/Spanien zu besiegen, ohne allein auf Zerstörung und ein bis zwei erfolgreiche Konter aus zu sein. Ich denke Italiens Marschrute war ein vielversprechender Ansatz, wenn auch so vielleicht nicht von jedem umsetzbar.

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webs 12. Juni 2012 um 16:43

Ja, wie das bei Deutschland aussehen könnte, wird ja weiter unten schon diskutiert. Ich sähe da auch noch Probleme: wohin mit Özil? Klose und Gomez vorne? Podolski/Müller raus? Und vor allem: wer ist taktisch so auf der Höhe, das ohne große Vorbereitung spielen zu können?

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vastel 12. Juni 2012 um 18:50

Ich habe weiter unten eine Variante gepostet. Man müsste mit dem Umstand leben, dass man dazu den Kader radikal umbauen müsste und viele von den normalerweise absolut gesetzten Spielern dann draußen bleiben würden. Rein personell machbar. Ob es uneingespielt Sinn macht, steht auf einem anderen Zettel.

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webs 12. Juni 2012 um 20:47

Es wäre sicher langfristig eine Möglichkeit.
Löw hat aber das Problem, dass in absehbarer Zukunft wohl keiner seiner Spieler in seinem Verein mit solch einem System konfrontiert wird. Und die kurze Zeit, die der N11 normalerweise zur Vorbereitung dient, wird dafür wohl leider nicht reichen.

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vastel 12. Juni 2012 um 21:35

Da bin ich absolut bei dir. Es war wie gesagt auch eher ein rein theoretisches Konstrukt, um zu zeigen, dass wir rein personell so ein System spielen könnten.

Dass es praktisch sehr unwahrscheinlich ist so ein System zu sehen, ist denke ich klar 🙂

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Felix 11. Juni 2012 um 14:21

Die wichtigste Erkenntnis für mich: Man kann Spanien/Barcelona verteidigen, ohne selbst das Fußballspielen aufhören zu müssen.

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HerrHAnnibal 11. Juni 2012 um 15:27

Die Gemeinsamkeiten von dieser spanischen Mannschaft und Barcelona halten sich in Grenzen.

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LW 30. Juni 2012 um 14:57

Das hat man doch auch schon beim letzten Barca – Real Spiel gesehen 🙁

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HerrHAnnibal 30. Juni 2012 um 18:26

Ich verstehe nicht wie das gemeint ist

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LW 30. Juni 2012 um 21:15

Das war auf den Post von Felix bezogen, der ja sagt, dass man das Fußballspielen nicht aufhören müsse, um gegen Barcelona zu gewinnen (nicht wie z.B. Chelsea). Und der letzte Classico hatte das ja bereits gezeigt und nicht erst das Spiel Spanien gegen Italien.

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HerrHAnnibal 11. Juni 2012 um 13:56

Italien hatte taktisch eine sehr gute Antwort auf das spanische System. Spanien zeigt weiterhin, dass es nicht ausreicht einfach die besten Mittelfeldspieler aufzustellen wenn die alle prinzipiell im selben Raum agieren wollen und sich dabei gegenseitig fast mehr behinden als es die gegnerischen Spieler tun.

Dass Torres gefährliche Szenen hatte lag vielmehr daran, dass mit Navas endlich ein Spieler auf dem Feld war, der diesen Spielerklumpen im Zentrum entzerrte. Spanien war schon bei der WM nur stark wenn ein echter Flügelspieler auf dem Feld stand. (Und das war die Ausnahme)

Wer da vorne im Sturm spielt ist letztendlich meiner Meinung nach nicht entscheidend. Wobei ich die Nominierung von Cesc verstehen kann: Negredo ist nicht gut genug. Llorente nicht fit und Torres ist von Beginn an sowieso nicht optimal weil gegen Italien und erst Recht in den kommenden Gruppenspielen wohl recht tief stehende Mannschaften zu erwarten sind wo es zunächst wenig Bälle in die Tiefe gibt. Die Rolle als Joker ab der 60ten Minute passt da eigentlich gut wenn er seine Möglichkeiten dann besser zu Ende spielt. Wie schon gesagt: Das Grundproblem ist einfach die mangelnde Breite im Spiel. Darunter leidet das Kurzpassspiel und Spanien hat Probleme mit der Spielkontrolle.

Eigentlich müsste Alonso auf die Bank weil seine Rolle überflüssig ist. Busquets kann alleine als 6er spielen. Xavi könnte sich die Bälle abholen ohne dann immer wieder auf Alonso aufzulaufen und man hätte das klassische Mittelfeld mit Barca wo die Lauf und Passwege blind funktionieren. Dazu dann Navas oder Pedro auf dem Flügel und man hat auch die nötige Breite im Spiel.

Nur wird del Bosque Alonso einfach nicht rausnehmen:
Einfachste Variante wäre dann (grob erklärt) Busquets zwischen die Innenverteidiger zu ziehen und Navas für Arbeloa zu bringen.

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