Die Halbräume
In diesem Artikel besprechen wir einen oft vernachlässigten Raum in der Taktiktheorie: Die Halbräume. In unseren Analysen haben wir diese allerdings schon öfters diskutiert und erwähnt. Vielfach wurde dabei gefragt, was genau die Halbräume denn sein sollen; der Antwort darauf möchte ich mich hier widmen. Dabei wollen wir zuerst die Halbräume kategorisieren und danach die Eigenheiten dieser Räume kurz diskutieren.
Aufteilung des Spielfelds in Zonen
Für gewöhnlich wird das Spielfeld in mehrere Teile zerlegt. Dabei gibt es mehrere unterschiedliche Vorgehensweisen. Eine Möglichkeit ist die Aufteilung des Raumes im Sinne der von der Formation vorgegebenen Aspekte. In der Vertikale gibt es dann meistens drei oder vier Linien beziehungsweise Bänder. Bei einem 4-4-2 sind es drei Bänder, bei einem 4-1-4-1 sind es vier. Zwischen den Bändern gibt es die vielfach zitierten „Zwischenlinienräume“, welche zumeist als ursächlich für das Spielgeschehen gesehen werden. Dies sind die vertikalen Linien; für die horizontalen kann dies ebenfalls gemacht werden.
Alternativ sind auch einfache Aufteilungen des Feldes möglich. Die meisten teilen hierbei jeweils die Spielhälften in drei weitere Teile sowie die Spielfeldbreite in Flügel und Mitte. Louis van Gaal unterscheidet dadurch zum Beispiel 18 Rechtecke, die eben aus sechs vertikalen und drei horizontalen Aufteilungen entstehen, in welchen es für jedes Rechteck bestimmte Aufgaben, Verantwortungen und taktische wie strategische Eigenheiten gibt.
Der Mittelstreifen dabei ist etwas breiter, es wird wie erwähnt vorrangig in „Mitte“ und „Flügel“ unterteilt. Gemäß dem Positionsspiel gibt es dabei je nach den vier Phasen in bestimmten Zonen und für bestimmte Positionen unterschiedliche Aufgaben, welche die Spieler nach Phase und im Sinne der vier Referenzpunkte Arrigo Sacchis erfüllen sollen. Ansonsten werden bei solchen reinen Zonenaufteilungen die Zonen rein geometrisch aufgeteilt. Wieder entstehen 18 Zonen, das Spielfeld wird aber einfach vertikal in sechs gleichgroße und horizontal in drei gleichgroße Bereiche aufgeteilt.
Der „Zwischenlinienraum“ bei einer tiefstehenden Mannschaft entsteht dann in der ominösen „Zone 14“, welche für viele als spielentscheidend gilt. Dazu gibt es übrigens einen lesenswerten Artikel, der auch Zahlen und wissenschaftliche Studien dazu wiedergibt.
Strategisch-taktische Einteilung des Spielfelds in der Horizontale
Persönlich spreche ich mich für eine Art der Raumeinteilung aus, die stärker auf das taktische Geschehen, strategische Schlüsselzonen und die jeweilige Realsituation ausgerichtet ist. Hier kommen die Halbräume ins Spiel. So könnte man das Spielfeld in drei grundlegende Bereiche aufteilen: Flügelräume, Halbräume, Zentrum.
Theoretisch kann man bei obigem Bild auch die Flügel noch kleiner machen, die Halbräume und die Mitte erweitern oder die drei Zonen komplett unterschiedlich in puncto Fläche einteilen, sogar eine Aufteilung in sieben horizontale Bahnen ist möglich. Das Zentrum bezeichnet aber natürlich immer den Mittelstreifen. Die Mitte wird meistens – wie auch im Schach – als wichtigste Zone gesehen. Wer die Mitte kontrolliert, kontrolliert das Spiel, heißt es. Wieso das so ist, kann man ganz einfach mit ein paar der Mitte eigenen Aspekten erklären.
In der Mitte ist zum Beispiel die Entscheidungsfreiheit größer. Es gibt keine Abgrenzung durch die Seitenauslinie. Gehen wir von acht groben und grundlegenden Richtungen aus, wohin der Ball gespielt werden kann (nach vorne, nach hinten, quer nach links, quer nach rechts sowie jeweils vier diagonale Linien), gibt es auf dem Flügel nur fünf Richtungen (nach vorne, nach hinten, quer nach links oder rechts, zwei diagonale Linien). Das bedeutet, dass der Spielraum eingeschränkt ist, wodurch auch die Präzision bei vertikalen Pässen höher sein muss.
Dies ist in der Mitte nicht der Fall. Bei einem auf das Zentrum ausgerichteten Team gibt es durch die dortige hohe Präsenz, viele Entscheidungsmöglichkeiten und damit auch mehr Optionen, Dynamik zu erzeugen. Der Gegner muss außerdem nicht nur wie beim Flügel zwei Räume verteidigen (den Flügel selbst und eben die Mitte), sondern drei (die Mitte und beide Flügel), weil beide in der Mitte unmittelbar bespielbar sind.
Auf der anderen Seite ist die Mitte regelmäßig besonders eng besetzt, sodass hier grundsätzlich weniger Zeit besteht, um Entscheidungen zu treffen. Zudem bedeuten die vielen Passrichtungen auch gleichzeitig mehr Raum, der überblickt werden muss (360°). Dadurch können Mit- und Gegenspieler leicht übersehen werden. Dieser starke Zeitmangel gepaart mit den Herausforderungen der Raumübersicht herrscht auf den Flügeln nicht. Hier ist die Staffelung zunächst weniger eng als in der Mitte. Ferner braucht der Flügelspieler nur 180° überblicken, um das ganze Feld zu sehen. Auch sind Ballverluste in den äußeren Zonen weniger problematisch, als das im Zentrum der Fall ist. Denn wie schon das Beispiel der Zone 14 zeigte, ist der Weg von der Mitte zum Tor am kürzesten, sodass dortige Ballverluste sofort Gefahr für das eigene Tor bedeuten.
Doch wieso sollten zu der Dreieraufteilung aus Flügel-Mitte-Flügel noch die Halbräume hinzukommen?
Die Tororientiertheit des Fußballspiels
Die Ursache ist einfach eine logische, welche mit dem Reglement des Fußballs zusammenhängt. Im Fußball geht es um eines, das Erzielen von Toren. Ob Romantiker oder Pragmatiker, ob Fan oder Trainer, ob Taktiker, Stratege oder Chaot oder sonstige Verteilungen: Jeder möchte letztlich, dass das Runde ins Eckige geht.
Das Tor befindet sich in der Mitte des Feldes; die eigenen und die gegnerischen Staffelungen verändern sich im Sinne des ballorientierten Verteidigens, der Raumverknappung und der Raumdeckung je nach Position des Balles. Wenn der Ball auf dem Flügel ist, stehen beide Mannschaften anders da als bei zentraler Ballposition.
Der „Halbraum“ existiert im Sinne dieser analytischen Betrachtung ebenfalls. Sieht man sich die Verschiebebewegungen der beiden Mannschaften an, erkennt man nicht nur Unterschiede, wenn sich der Ball auf dem Flügel oder in der Mitte befindet, sondern auch bei einer Position dazwischen; eben dem Halbraum.
Nehmen wir zur Erklärung dieser Unterschiede eine Situation einer Mannschaft in einer 4-4-2-Defensivformation und einer aufbauenden Mannschaft im 2-5-3. Der Sechser ist im ersten Szenario etwas abgekippt und steht nun zentral knapp vor und vertikal gesehen zwischen den Innenverteidigern. Die Mannschaft im 4-4-2 steht nun „normal“ da. Sie muss nicht verschieben und dies ist offensiv wie defensiv die grundsätzliche Staffelung. Beide Mannschaften wollen nun auf ein Tor spielen; das der verteidigenden Mannschaft. Eine Mannschaft macht dies offensiv, eine defensiv.
Im nächsten Szenario ist der Ball auf dem Flügel gelandet. Die verteidigende Mannschaft im 4-4-2 verschiebt, die ballnahen Außenspieler stellen Zugriff her und es entsteht eine veränderte Staffelung. Die aufgerückten Außenverteidiger werden abgesichert, die beiden Innenverteidiger stehen tiefer, ähnliches gibt es im Mittelfeld zu sehen. Die Bewegung, die Umstände und die strategischen Möglichkeiten sind anders. Naturgemäß spielt man von hier aus in Richtung Tor, die Räume sind allerdings nun deutlich dichter und ausrechenbarer.
Im letzten Szenario sehen wir uns an, was passiert, wenn der Ball im Halbraum ist. Hierzu steht der Sechser (oder ein aufgerückter Innenverteidiger) im Halbraum. Auch hier verändern sich die Staffelungen beider Mannschaften. Wir können alleine deswegen davon ausgehen, dass die Halbräume idealerweise als eigener Raum zu klassifizieren sind, denn durch die entstehende Bewegung beider Mannschaften entstehen strategische Unterschiede.
Verschieben wir innerhalb dieser drei Zonen die Ballposition, verändert sich nur wenig. Die Bewegungen werden intensiver, aber es gibt keine grundlegenden neuen Staffelungen. Somit sollte auszuschließen zu sein, dass eine weitere vertikale Dimension in der Raumaufteilung benötigt wird; einzig die Optionen und die taktikpsychologischen Aspekte (früher Abschluss um den Strafraum herum, etc.) sind unterschiedlich.
Die Diagonalität der Halbräume
Fügt man zwischen Zentrum und Flügel zusätzlich die Halbzonen ein, ergibt sich im Hinblick auf die strategischen und taktischen Eigenheiten ein differenziertes Bild:Die Sichtfelder sind ein Aspekt. In der zentralen Staffelung stehen beide Teams direkt vor dem Tor, die Sichtfelder sind jeweils vertikal. Bei Positionen im Halbraum hingegen sind die Sichtfelder nicht vertikal, sondern diagonal. Ein Akteur im Halbraum hat ebenso viele Optionen wie der zentrale Akteur, muss sich aber nicht von der Mitte wegdrehen und zur Seite spielen, sondern kann ein tororientiertes Sichtfeld in seinem Passspiel beibehalten.
Das Sichtfeld
Das Sichtfeld oder auch Gesichtsfeld setzt sich aus dem fovealen und dem peripheren Sehen zusammen. Im Gegensatz zum fovealen Sehen, bei dem die Blicklinie des Auges exakt auf ein anvisiertes Objekt ausgerichtet ist, um die maximale zentrale Sehschärfe auszunutzen, liefert das periphere Sehen grobe, unscharfe und optisch verzerrte Seheindrücke außerhalb eines festen Fixationspunktes. Im Prinzip wird beim peripheren Sehen an dem fraglichen Objekt „vorbei gesehen“. Das Gesichtsfeld hat horizontal eine binokulare (beidäugige) Ausdehnung von etwa 180-200°; vertikal circa 130°.
Das Gesichtsfeld kann durch den Einsatz von Blickbewegungen mit Hilfe der Augenmuskeln deutlich vergrößert werden (Blickfeld). Auf diese Weise kann allein horizontal ein Bereich von etwa 270° abgedeckt werden. Das Umblickfeld bezeichnet jenes Areal, das ein stehender Mensch ohne Verstellen der Füße bei Ausnutzung aller Bewegungsmöglichkeiten erfassen kann. Bei uneingeschränkter Bewegungsmöglichkeit des Rumpfes können in der Horizontalen 360° visuell erfasst werden.
Durch die Tororientiertheit der Sichtfelder und die Positionierung der Halbräume auf dem Spielfeld entsteht ein besonderer Effekt. Stellt man sich vor, ein Spieler blickt vom Mittelpunkt effektiv bis zu 50 Meter nach vorne (da endet immerhin das Spielfeld), kann er von seinem Standpunkt aus bei Fixierung des Tores bzw. den tornahen Räumen nur einen gewissen Abschnitt fokussieren. Blickt er in eine andere Richtung, ist dies natürlich ebenfalls so.
Wenn aber ein Spieler aus dem Halbraum diagonal in Richtung Tor blickt (oder in tornahe Räume oder zum anderen Flügel), überblickt er deutlich mehr Raum und hat somit nicht nur theoretisch mehr Optionen, sondern auch praktisch deutlich mehr Spielraum.
Gleichzeitig ist der Raum, den er nicht sieht, geringer. Damit sind jene Räume gemeint, die in seinem Rücken liegen. Weil der Spieler im Halbraum steht und (im Normalfall) ein diagonales Blickfeld in Richtung Tor beziehungsweise ins Feld hinein besitzt, hat er wenig Abstand zur Auslinie und ist ihr mit seinem Rücken zugewandt. Somit besteht nur eine geringe Gefahr, dass er beispielsweise von hinten gepresst wird oder generell unter großen Druck geraten kann.
Das Raumgreifen der Diagonalität bespielt das gegnerische Verschieben auch klar stärker als banale Vertikalität. Dieser Aspekt entsteht dadurch, dass der Ball eine höhere Maximal- und eine höhere Antrittsschnelligkeit hat sowie die Natur der relativ stabilen Ankunftsdynamik des Passendpunkts. Das erlaubt auch ein stärkeres Raumgreifen von diagonalem Passspiel.
Zusätzlich ist der Halbraum aber nicht so nahe an der Seitenauslinie, dass diese gegen ihn verwendet werden könnte, wie es bei einem Flügelstürmer oftmals der Fall ist. Der Halbraum ist somit die ideale Schnittmenge aus „ich habe genug Platz“ und „was ich nicht sehe, ist mir eh egal“.
Diesen Aspekt sollte man natürlich nicht zu wörtlich nehmen oder überbewerten. Es geht hier lediglich um eine Abklärung der grundlegenden theoretischen Sachen in einer idealen Situation, die im Spiel natürlich nicht immer vorkommen kann und darum je nach Situation betrachtet und bewerten muss; bekanntlich sind gegen manche Teams oder eher in bestimmten Situationen ja sogar die Flügel das beste Mittel zum Angriffsvortrag.
Apropos Angriffsvortrag; auch dieser Aspekt ist bei den Halbräumen als Vorteil in der Offensive zu sehen. Sie besitzen nämlich eine positive Dynamik für das Kombinationsspiel und den Raumgewinn.
Das Passspiel
Durch die tororientierte Natur des Fußballspiels und den Faktor der Deckungsschatten sind diagonale Pässe als Alternative zu vertikalen und horizontalen Pässen ein wichtiger Faktor im Fußball.
Der besondere Vorteil von Vertikalpässen nach vorne liegt darin, dass auf diese Weise direkt und somit am schnellsten Raumgewinn erzielt werden kann. Auf der anderen Seite ist bei dieser Passrichtung das Blickfeld für den Passempfänger eingeschränkt, da er regelmäßig mit dem Rücken zum gegnerischen Tor steht und somit nicht sehen kann, was hinter ihm vorgeht. Hat der Passempfänger einen Gegenspieler in seinem Rücken, kann er sich nicht zum Tor aufdrehen und muss den Ball wieder zurückspielen.
Waagerechte Zuspiele dienen in erster Linie der Spielverlagerung und dem Seitenwechsel. Auf diese Weise kann zudem Gegnerdruck vom Ball genommen werden. Durch seitliche Pässe wird jedoch kein direkter Raumgewinn erzielt, wodurch auch kein Druck in Richtung des gegnerischen Tores entsteht.
Ein vertikaler oder ein horizontaler Pass bringen jeweils nur eine einfache Richtungsänderung in die Partie, was das Bewegungsspiel für den Gegner im Verschieben weniger komplex macht. Bei einem Querpass muss der gegnerische Defensivverbund „nur“ richtig mit dem Ball verschieben. Ähnliches ist bei einem Vertikalpass der Fall. Im Grunde ergibt sich bei diesen beiden Passrichtungen nur dann eine neue und erfolversprechende Situation, wenn der Gegner eine unpassende Staffelung hatte oder nach diesen Pässen eine erneute Richtungsänderung eintritt. Bei einer Aneinanderreihung von Querpässen von einer Seite zum anderen durchläuft der Ball zwar aus strategischer Sicht unterschiedlich wertvolle Zonen, aber kommt dann auf der anderen Seite mit der gleichen theoretischen Ausgangslage an.
Ähnliches ist bei Vertikalpässen der Fall, obwohl sie mehr Gefahr einbringen, weil das vertikale Verschieben (besonders zurück nach hinten) für den Gegner schwieriger und nicht so schnell zu bewerkstelligen ist, außerdem kann ein Vertikalpass hinter die Abwehr für eine direkte Chance sorgen. Generell sind für die „Einfachheit“ der beiden Pässe jeweils extreme Zonen, wie der Strafraum, wo direkt abgeschlossen werden kann, Ausnahmen.
Ein Diagonalpass hat hingegen sowohl einen direkten Raumgewinn als auch eine Verlagerung zur Folge, was dazu führt, dass der Passempfänger ein gutes Blickfeld hat, das ihm ein sicheres Weiterspielen ermöglicht. Das Risiko des mangelnden Drucks auf den Gegner durch Horizontalpässe und der eingeschränkte Blickwinkel bei Vertikalpässen werden durch das diagonale Zuspiel umgangen. Bei diagonalen Pässen werden also die Vorteile von Vertikal- und Horizontalpässen miteinander verbunden, während die jeweiligen Nachteile neutralisiert werden.
Bei einem diagonalen Pass sind die Bewegungen, die der Gegner als Reaktion vornehmen muss, deutlich komplexer, als dies bei vertikalen und horizontalen Pässen der Fall ist. So muss sowohl die Richtung als auch die Höhe korrigiert werden und nicht bloß einer von beiden Aspekten. Meistens kommt auch noch hinzu, dass sich die gegnerischen Spieler etwas asymmetrisch verhalten müssen. Die einzelnen Verteidiger des Kollektivs müssen sich demnach leicht unterschiedlich bewegen, was ebenfalls zu mehr Fehlern führen kann.
Was hat das aber speziell mit den Halbräumen zu tun? Einerseits natürlich die eingangs erwähnte Tororientiertheit, welche in den Halbräumen oft schon halbautomatisch zu Diagonalität führt. Andererseits ist der Ort, von wo aus diagonale Pässe gespielt werden, entscheidend. Aus der Mitte führt ein diagonaler Pass weg vom Tor; vom Flügel aus führt er zwar zum Tor, aber aus einer isolierten Zone heraus und auf einen Spieler, der sich für die Annahme vom Tor wegdrehen muss.
Auch hier verbindet der Halbraum zwei positive Aspekte und schaltet die Nachteile ansatzweise aus. Vom Halbraum aus gehen diagonale Pässe entweder in die strategisch wichtige Mitte oder auf den Flügel, wo der Ball aber mit Sichtfeld ins Feld hinein und zum Tor ausgerichtet angenommen werden kann. Diese Vorteile von Diagonalität aus dem Halbraum aus und der ihm zugrundeliegende diagonale Charakter gehören ebenfalls zu den Besonderheiten dieser Zone.
Desweiteren haben diagonale Pässe einen raumgreifenden Charakter; einen erfolgreichen Querpass über 30 Meter zu spielen ist ebenso schwierig wie in der Vertikale über 30 Meter, weil der Gegner mit seinem Linienspiel die Kanäle schnell versperren kann. Ein diagonaler Pass kann diese vertikalen und horizontalen Linien „zerschneiden“, was ihm auch eine größere Wahrscheinlichkeit gibt über weite Distanzen anzukommen – oder anders gesagt: Es ergibt sich eher die Möglichkeit, einen erfolgreichen langen Pass zu spielen. Netter Nebeneffekt: Durch einen diagonalen Pass nach vorne aus dem Halbraum in die Mitte ergibt sich gleichzeitig horizontaler wie vertikaler Raumgewinn.
Ein weiterer Faktor der Diagonalität bezieht sich nicht auf die eigenen Pässe, sondern auf die gegnerischen Bewegungen.
Die Trigonometrie der Halbräume
Eine vertikale oder horizontale Bewegung ist meistens bei ähnlichem Effekt kürzer als eine diagonale Bewegung; auch das ist hier natürlich nicht absolut, sondern kontextuell zu sehen. Eine Mannschaft, die sich im 4-2-4 formiert und ihre vier Stürmer vor den gegnerischen vier Verteidigern und hinter den vier gegnerischen Mittelfeldspielern aufstellt, lässt einfachen Zugriff auf ihre Stürmer zu. Wenn die Sturmreihe jedoch enger steht, dann befinden sich die beiden Flügelstürmer in einer Zwischenposition.
Sie stehen einerseits zwischen ihrer nominellen Position und der Mittelstürmerposition, andererseits befinden sie sich auch zwischen je vier anstatt je zwei Gegenspielern. Dies klingt zwar nach unnötigem Druck und einer Erleichterung der Defensivarbeit des Gegners, doch ist eher das Gegenteil der Fall. Wenn sich die Flügelstürmer in diese Zwischenposition begeben, so muss der Gegner einen längeren Weg beim Herausrücken gehen.
Sehen wir uns dazu ein Rechenbeispiel an (juhu, Mathematik):
Wir haben zwei Viererketten; das Mittelfeld und die Abwehr stehen in einem Abstand von zehn Metern zueinander. Genau dazwischen, also bei einer gedachten Grenze von fünf Metern, agiert der Vierersturm des Gegners. Sie befinden sich exakt in einer vertikalen Linie mit den Mittelfeldspielern und Verteidigern des Gegners. Somit hat jeder Stürmer fünf Meter Abstand auf je zwei Gegenspieler. Zwischen den Spielern befinden sich je zehn Meter Abstand in der Horizontale.
Der Einfachheit bei der Berechnung halber nehmen wir an, dass das Zurücklaufen ebenso schnell wie das Vorlaufen dauert.
Schieben wir die Flügelstürmer in die Mitte und bleiben die Außenverteidiger des Gegners draußen. Gehen wir davon aus, dass die Flügelstürmer exakt fünf Meter einrücken. Nun benötigen der Außenverteidiger und der Flügelstürmer der gegnerischen Mannschaft nicht fünf Meter zum Herausrücken, sondern über sieben Meter (7,0710678); also über zwei Meter mehr, um Druck zu erzeugen, wodurch der eigene Flügelstürmer natürlich minimal mehr Platz zum Agieren und Zeit zum Reagieren hat.
Wieder stellt sich aber die Frage, wo genau der Halbraum diesbezüglich seinen speziellen Vorteil gegenüber anderen Zonen hat. In einer zentralen Zwischenposition wird man vom Tor abgelenkt, wenn der Gegner herausrückt; außerdem kann der Gegner mit den einrückenden Außenspielern bei einem herausrückenden zentralen Akteur die Mitte gut versperren und leitet auf die Flügel.
Dorthin verschiebt der Defensivverbund erneut und stellt die Grundformation her. Auf dem Flügel kann man keine Zwischenposition in diesem Sinne einnehmen. Im Halbraum jedoch zieht man im Idealfall einen zentralen Spieler heraus beziehungsweise bindet diesen zumindest, ohne das strategisch positive leitende Element des gegnerischen Herausrückens zu erlauben. Man öffnet den Flügel jedoch ebenso wie bei vorheriger Situation, wenn auch weniger, dafür aber schneller bespielbar und somit praktisch gleich effektiv.
Zusätzlich ist die Mitte nicht besetzt und somit frei, um sie mit Dynamik zu bespielen. Direkte Ablagen aus der Halbraumzwischenposition können ein Herausrücken des ballnahen zentralen Spielers provozieren, besonders bei kurzer Drehung oder „Öffnung“ zu ihm hin. Das heißt, dass der Passempfänger sich mit seinem Sichtfeld in Richtung des zentralen Spielers positioniert oder sich dorthin andeutet zu drehen, wodurch dieser zum Pressing herausgelockt werden soll. Mit der Ablage kann man dann gut in die geöffnete Schnittstelle kommen und hat dank der strategischen Besonderheit der Mitte alle Optionen in sämtliche Richtungen; Atlético Madrid und Red Bull Salzburg versuchen oft solche Schemen zu nutzen.
Gegen Dreierkettenvarianten sieht das übrigens etwas anders aus; hier ist unter Umständen die mittige Zwischenposition, wo es durch die enge Dreierkette zwei Kanäle gibt, effektiver.
Auch andere taktische Probleme ergeben sich für den Gegner durch eine solche Positionierung. Der FC Barcelona spielte von 2008/09 bis 2010/11 vorne mit einem Dreiersturm, der sich bewusst auf die Halbräume und „Zwischenpositionen“ in diesen Zonen konzentrierte. Dies war insbesondere in den beiden jeweiligen CL-Erfolgssaisons der Fall. Henry und Messi (oder Eto’o) beziehungsweise Villa und Pedro rückten aus einer breiten Position in die gegnerischen Schnittstellen. Zu dritt konnten sie vier Spieler binden; dadurch waren die Flügelräume für weites Aufrücken der Außenverteidiger genutzt werden.
Hierzu gibt es ebenfalls ein kleines Beispiel. Nehmen wir an, der Gegner spielte in einem 4-4-1-1 in der Defensive. Durch die Positionierungen der Stürmer und Außenverteidigerr wurden sie dann oft in eine 6-2-2-Rollenverteilung (statt 4-4-2) in der Defensive gezwungen, in welchem Xavi und Iniesta die defensiven und offensiven Halbräume oft bespielten, die beiden Sechser bei Ballzirkulationen viel laufen mussten und man mit Busquets einen Mann mehr in der Mitte hatte.
Verbunden wurde dies mit variablen Positionsbesetzungen der beiden Achter, dem Kurzpassspiel Barcelonas sowie flexiblen Bewegungen der Flügelstürmer und Außenverteidiger, die im Wechsel manchmal tiefer, manchmal höher, manchmal enger und manchmal breiter spielten. In der Saison 2010/11 gab es natürlich noch konstant eine zurückfallende, tief spielmachende Neun (Messi), welche für einen weiteren zusätzlichen Spieler im zweiten Drittel und in den Halbräumen sorgte.
Die – auch von Guardiola selbst erwähnte – Angst des Aufrückens des gegnerischen Innenverteidigers auf Messi entstand durch die tiefengebenden und eingerückten Flügelstürmer. In gewisser Weise banden sie zu zweit vier Spieler, da sie immer wieder andeuteten bei gegnerischem Herausrücken durch die Schnittstelle zwischen Außen- und Innenverteidiger durchzubrechen.
Auch hier ist wichtig: Die Bindung der Spieler an die Zonen und Staffelungen erzeugt diesen Effekt und muss darum immer kontextuell gesehen werden. An sich sind diese speziellen Besonderheiten der Halbraumbesetzung überaus interessant, wie Barcelona unter Guardiola auch nachdrücklich zeigen konnte. Diese variable und oft gleichzeitige Besetzung der beiden Halbräume in der Offensive, welche insbesondere mit Messi und Iniesta gemacht wurde, sorgt für einen weiteren interessanten taktischen Aspekt.
Halbraumwechsel und Halbraumverlagerungen
Unter der Ägide Guardiolas besetzten Messi und Iniesta oftmals in den Schnittstellen des gegnerischen Mittelfelds die Halbräume, eine Ebene weiter vorne taten dies Villa und Pedro. Sie konnten dadurch bei Pässen entweder den Ball nach hinten in eine offene Zone prallen lassen oder sich in den offenen Raum vor sich drehen. Durch die Positionierung in den Mittelfeldhalbräumen von Messi und Iniesta hatten diese Busquets und Xavi als zentrale Anspielstationen. Dadurch konnte Barca im Angriff schnell den Halbraum wechseln, was eine enorm effektive Strategie in ihrem Ballbesitzfußball darstellte:
Mit einem Pass in die Halbraumschnittstelle zog sich die gegnerische Mannschaft dort zusammen. Die zentralen Spieler versuchten hier meistens den Zugriff zu erzeugen, da der Flügelspieler vom Außenverteidiger Barcelonas gebunden war; der zweite zentrale Akteur musste dann natürlich den offenen Raum sichern. Bei einem Rückpass in die Mitte hatte Xavi dadurch zwei Möglichkeiten für einen direkten raumgewinnenden Pass: Den Pass durch die zentrale Schnittstelle oder die Schnittstelle im Halbraum, wo sich Messi befand.Weiters konnte Xavi aber auch querlegen auf Busquets, damit dieser einen Vertikalpass auf Messi bringen kann.
Auch hier ist der Halbraum als spezielle Zone entscheidend. Im Halbraum wird der zentrale Spieler gebunden. Bei einem solchen Pass auf den Flügel neben dem gegnerischen Block bleibt die Mannschaft kompakt. Bei einem zentralen Pass mit Rückgabe ziehen sich die beiden zentralen Mittelfeldspieler des Gegners gleich zusammen und das Zurückweichen in die vorherige Position ist einfacher. Der Halbraum hingegen hat eine öffnende Wirkung für die Mitte, welche als Durchlaufs- und Organisationszone mit ähnlich vielfältigen Möglichkeiten wie der Halbraum eine strategisch wertvolle Komponente darstellt.
Theoretisch könnte man sogar damit argumentieren, dass der Halbraum der Mitte überlegen ist. Denn der Halbraum hat die Mitte und den Flügel als Option, die Mitte jedoch nur zwei idente Halbräume mit gleichen Umbauprodukten und einer klaren Stellung zum Tor, wie bereits zuvor gezeigt wurde. Besonders wirksam sind daher direkte Verlagerungen von einem Halbraum in den anderen, was bei den Münchner Bayern schon unter Heynckes, aber auch unter Guardiola (insbesondere im Spiel gegen City) Ribéry und Robben direkt gemacht haben.
Eine Verlagerung von einem Halbraum in den anderen bildet aus mehrfacher Sicht die ideale Schnittmenge von einer großen Anzahl an strategisch wichtigen Faktoren. So wechselt der Ball nicht nur eine Zone (von Mitte in den Halbraum oder umgekehrt; vom Halbraum auf den ballnahen Flügel oder umgekehrt), was zu wenig Raumüberbrückung bedeutet, um den gegnerischen Abwehrverbund in Bewegung zu bringen, damit Lücken entstehen; aber auch nicht drei (von Halbraum auf ballfernen Flügel oder umgekehrt) oder mehr (Flügel auf Flügel), was dem Abwehrverbund genug Zeit gibt, um effektiv zu verschieben. Diese zeitliche Komponente der Passlänge aufs Verschieben des Gegners wird durch direkte Halbraumverlagerungen nicht negativ beeinflusst. Zum einen stehen Passgeber und -empfänger nah genug, um einen Flach- oder zumindest gechippten Pass spielen zu können, der nicht allzu schwer zu verarbeiten oder präzise zu spielen ist. Ferner muss der Gegner schnell verschieben, da ansonsten Lücken im Verbund entstehen, die für vertikale Pässe in die Spitze genutzt werden können.
Der Wechsel von zwei Zonen scheint also am besten zu sein, wobei die Mitte bei einem Wechsel über zwei Zonen in der Horizontale nur die Flügel zum Bespielen hat, die strategisch weniger wertvoll sind. Der Flügel kann zwar die Mitte bespielen, hat dafür aber in anderen Aspekten strategische Nachteile und ist praktisch wegen des Verschiebens und Zustellens zur Seitenauslinie hin aus praktischer Sicht schwieriger. Nichtsdestotrotz werden Pässe auf die Flügel eben auch darum von den Bayern oder Barcelona so eingebunden, dass der Gegner zum Flügel verschiebt und man dann in die Mitte verlagern und mit viel Entscheidungsfreiheit eine zurückverschiebende Mannschaft attackieren kann. Oft bewegen sich die Flügelspieler danach in den Halbraum und bieten sich in diesen an.
Damit sind die Halbraumwechsel aus strategischer Sicht wohl effektiver, weil von einem Raum mit viel Entscheidungsfreiheit und Verbindungsfunktion in zwei strategisch anders konstruierte Räume in einen weiteren solchen Raum verlagert wird. Desweiteren könnte man sogar damit argumentieren, dass von einem Flügel auf den anderen Flügel eine direkte Verlagerung praktisch gar nicht mehr möglich ist (technische Komplexität, Isolieren der Flügel, Druck auf den Flügeln), vom Halbraum auf den ballfernen Flügel jedoch noch im Rahmen des effektiv Machbaren ist.
Die Mitte hingegen hat nicht einmal die Möglichkeit in eine dritte Zone zu gehen. Ebenfalls im Rahmen des Machbaren ist die Möglichkeit einer direkten Rückverlagerung von Halbraum zu Halbraum (vom Flügel auf den Flügel zurück dürfte schwer werden). Eine direkte Rückverlagerung vom Flügel zur Mitte ist wegen der Eigenart des Flügels und des eingeschränkteren Raums ebenfalls schwierig zu praktizieren.Gleichzeitig bietet eine Rückverlagerung enorm interessante taktikpsychologische, taktische und strategische Möglichkeiten und Wechselwirkungen, welche dem Gegner insbesondere beim ballorientierten Verschieben oder bei Mannorientierungen innerhalb von diesem enorme Probleme bereiten können; generell sind Rückverlagerungen übrigens ein selten erwähnter, unterschätzter und zu wenig bewusst genutzter Aspekt im Fußball.
Auch das wertet diese Eigenschaft des Halbraums in puncto Verlagerungsmöglichkeiten sowohl qualitativ als auch quantitativ noch etwas auf. Ähnliches ist bei Positionswechseln und Überladungen in den Halbräumen der Fall.
Positionswechsel, Überladungen und die Besonderheit des Halbraums
Die Halbräume haben den schon erwähnten Vorteil der räumlichen Nähe zu allen Zonen und eine hohe Entscheidungsfreiheit; man kann dadurch aus den Flügeln und der Mitte viele Spieler als Kombinationspartner nutzen. In der Mitte ist dies zwar auch der Fall, allerdings nicht ganz mit der gleichen Synergie. Schieben alle Spieler zur Mitte, fehlt aus dem Zentrum heraus die Verlagerungsmöglichkeit über zwei Zonen auf die Flügel. Soll heißen: Hat man den Ball, dann darf man normalerweise beide Flügel in der Positionsbesetzung nicht vernachlässigen, weil es in der Mitte sonst zu eng wird. Hier stehen dann meist beide Flügel als Breitengeber nahe an der Seitenauslinie, wodurch sie als Kombinationspartner wegfallen; das bedeutet zwei bis vier (je nach Art der erwünschten Flügelbesetzung) Kombinationspartner weniger. In den Halbräumen ist dies anders.
Der Halbraum befindet sich nahe am Flügel. Der dortige Breitengeber ist somit durchaus anspielbar und fällt nicht weg. Die Spieler, die sich nominell in der Mitte und auf dem ballfernen Halbraum befinden, können ebenfalls einrücken und nahe am Halbraum mit Ball agieren, ohne dass sie ihre Zone vernachlässigen. Der ballferne Flügelspieler kann ebenfalls stärker in Richtung Zentrum einrücken und sich fast schon im Halbraum positionieren; was u.a. auch Jürgen Klopp mit dem ballfernen Außenverteidiger handhabt. Hier gibt es eine interessante Wechselwirkung mit der zeitlichen Komponente und mit der gegnerischen Raumverknappung.
Bei der zeitlichen Komponente ist es die Länge der Verlagerung, die das Einrücken unterstützt; selbst wenn der Flügelstürmer weiter einrückt (und dadurch ein mögliches, stärkeres Einrücken des ballfernen Halbraumspielers absichert), ist er trotzdem auf dem Flügel anspielbar. Sobald sich der ballbesitzende Spieler zu einer Verlagerung aufmacht, kann er sich schon in Gang setzen und zum Flügel laufen. Bis der lange Ball (bei einer direkten Verlagerung) ankommt, steht er meist schon wieder nahe an der Auslinie. Bei einer indirekten Verlagerung mit Kurzpässen über mehrere Stationen funktioniert dies ohnehin einfach. Wird zuvor aber schon der Ball verloren, kann der eingerückte Außenspieler ballfern noch weiter einrücken und besetzt sofort seine eigentliche Position in der Formation im ballorientierten Verschieben, wodurch man weniger konteranfällig ist. Die Bayern nutzten dies teilweise auch mit den falschen Außenverteidigern in dieser Saison bewusst; sie ließen die eigentlichen Breitengeber im ersten Drittel weit einrücken, öffneten für diese Räume, überluden die Halbräume dadurch und waren nach Kontern in den strategisch wichtigen Zonen zentral gut und auf den Flügeln weniger gut abgesichert.
Die zweite Wechselwirkung, mit der gegnerischen Raumverknappung, ist ebenfalls einfach und schnell erklärt: Befindet sich der Ball in der Mitte, dann steht die gegnerische Mannschaft relativ stabil da und besetzt die jeweiligen Halbräume und Mitte meistens; die Flügelspieler in einem 4-4-2 bspw. grenzen meistens nur an den Flügelräumen, weil hier ebenfalls die zeitliche Komponente im Verschieben unterstützend wirkt. Bis der Ball auf die Seite kommt, können die vermeintlich offenen Seiten komot versperrt werden. Ist der Ball jedoch im Halbraum oder auf dem Flügel, müssen die ballfernen Spieler entweder sehr weit einrücken oder sie haben Probleme in der horizontalen Kompaktheit. Hier müssen ebenfalls nicht beide Flügelspieler der eigenen Mannschaft sehr breit stehen, um neben der gegnerischen Formation als Breitengeber freizustehen, sondern können einrücken und eben auch absichern; das ermöglicht eine höhere lokale Kompaktheit in den halbraumumliegenden Zonen bei Ballbesitz dort, die sich schnell herstellen lässt.
Überladungen von Spielern aus der strategisch unwichtigsten – insbesondere in der Absicherung der eigenen Angriffe – Zone, den Flügelräumen, sind dadurch möglich; womit wir wieder bei den falschen Außenverteidigern der Münchner Bayern wären. In den Halbräumen kann somit sehr schnell durch das Einrücken von wenigen Metern überladen werden, auch Positionswechsel sind dank der hohen Anzahl von Spielern in drei Zonen (Halbraum, Mitte, Halbraum) und den kurzen Abständen dann problemlos möglich. Diese positionellen Rochaden, das kurzzeitige Verwaisen des Flügels und die generelle Besonderheit des Halbraums in diesem Aspekt sorgen also ebenfalls für weitere positive Effekte, die es ansonsten in der Mitte nicht gibt und auf dem Flügel durch die mangelnde Entscheidungsfreiheit nicht möglich sind.
Dadurch haben die Halbräume auch einen sehr kollektiven Charakter; die Möglichkeit schneller und zielgerichteter Diagonalkombinationen, die Harmonie und Rückkoppelungseffekte der Sichtfelder sowie eben die Möglichkeit viele Spieler in Kombinationen aus unterschiedlichsten Gründen unter Rücksichtnahme anderer strategischer wie taktischer Aspekte zu nutzen sorgt für eine hohe Variabilität und Konstruktivität in Mannschaftsspiel. Das ist nicht nur im Defensiv- und Offensivspiel interessant und wichtig, sondern auch in den Umschaltmomenten.
Die Halbräume in der Transition
Wer sich mit der spanischen und auch südamerikanischen Fußballschule auseinandersetzt, wird öfter auf den Satz stoßen, dass es Defensive und Offensive eigentlich nicht gibt, sondern sie „eines“ sind. Darum wurden in diesem Artikel häufig die Möglichkeiten und der Nutzen der Halbräume für die eigene, den Ball habende Mannschaft beschrieben, treffen aber dann im Umkehrschluss in der Wichtigkeit und Art der Verteidigung natürlich auch auf die defensive Mannschaft zu. Grundsätzlich ist die Aufteilung in Defensive und Offensive nur ein Hilfswerk, um für bestimmte Situationen und Phasen gewisse strategische Aspekte direkt zu implizieren und zu bedenken. Was hinter dieser Einigkeit von Defensive und Offensive steckt, ist die Vermischung von vielerlei Aspekten, die sich direkt auf die jeweils andere Spielphase auswirken. So ist ein stabiles, intelligentes, hoch angelegtes, gut abgesichertes und mit den richtigen Staffelungen versehenes Ballbesitz- und Positionsspiel eine Unterstützung für die Defensive; ein gutes Pressing und Gegenpressing wiederum beeinflussen die Offensive maßgeblich. Die Halbräume haben hier ebenfalls eine spezielle Eigenart.
Spielt man in eigenem Ballbesitz sehr halbraumorientiert, verlagert öfters von Halbraum zu Halbraum und versucht lange Ballbesitzzeiten innerhalb der Halbräume aufrechtzuerhalten, haben sie somit nicht nur prinzipiell gewisse offensive Vorteile beziehungsweise Eigenheiten, sondern ermöglichen auch die Integration interessanter Pressingmöglichkeiten nach Ballverlusten; beispielsweise ist es möglich, dass durch das Einrücken der ballfernen Flügelspieler die ballfernen Halbräume schnell besetzt und abgesichert werden. Die Spieler im Halbraum können aggressiv in die Mitte gehen, dadurch den Gegner dort pressen und Bälle erobern oder ihn auf den Flügel leiten. Der Gegner muss dann entweder um den Block herumspielen oder über jene Zone kontern, wo zuvor der Ball und somit meistens eine relativ kompakte Staffelung vorhanden war. Ebenso sind Gegenpressingfallen möglich, welche über eine vermeintlich offene, aber über die vorherige Besetzung der Halbräume einfach zu versperrende Mitte erzeugt werden.
Bei eigenen offensiven Umschaltsituationen verhält es sich ähnlich. Eine Mannschaft, die in ihrer Defensivphase die Halbräume beherrscht, kann entweder die Mitte isolieren und dort großen Zugriff erzeugen oder den Gegner direkt auf die Flügel leiten. Daraufhin ist es möglich über die Halbräume flexibel nach vorne zu gehen, sich teilweise dadurch selbst Raum zu öffnen (beispielsweise Leiten des Gegners auf den Flügel, Öffnung seiner Halbräume und Konter über diese Räume) und dann mithilfe der Halbräume vielfältige Möglichkeiten zu haben. Man kann nach Pässen aus dem „Haufen“, also aus der Lokalkompaktheit um den Ball herum, sich einfacher und freier drehen, wodurch man im Gegenpressing zumindest etwas weniger anfällig ist. Die Halbräume können über den einen Flügel spielen oder das Spiel in die Mitte oder den ballfernen Halbraum verlagern.
Zusätzlich stehen die meisten Teams in eigenem Ballbesitz relativ weit aufgefächert: Die breitegebende Wirkung der Flügel ist bei einem direkten Konter somit nicht mehr benötigt, sondern kann diese durch den Halbraum selbst gegeben werden. Der Gegner hat nur wenige Spieler, die viel Raum verteidigen, wodurch man diese mit weniger Breite im eigenen Angriffsspiel ausreichend genug auch über die Halbräume auseinander ziehen kann, ohne dass man wiederum selbst an Nähe und somit an bespielbaren Anspielstationen und Dynamik verliert. Gleichzeitig gibt quasi der Gegner durch die offenen Räume ohnehin Breite, sehr enge Konter wie beispielsweise von Teams von Roger Schmidt sind dadurch teilweise noch erfolgsversprechender. Auch bei Schmidt nehmen Mitte und Halbräume eine Schlüsselrolle zum Verständnis der Gefährlichkeit ihrer Konter ein.
Aber selbst wenn nicht direkt vertikalisiert wird, so ist der Halbraum im Umschaltspiel positiv wirksam. Gladbach unter Favre hatte durch ihre enge und positionsorientierte Deckung gepaart mit dem ballorientierten Verschieben (beides war in der zweiten Favre-Saison am Höhepunkt) immer eine gute Besetzung der Halbräume und kollektive Enge im offensiven Umschaltmoment. Sie konnten dann entweder direkt mit One-Touch-Kombinationen nach vorne auf Reus und dessen Offensivpartner verlagern oder sich schnell aus dem gegnerischen Gegenpressing nach hinten kombinieren und das Spiel mit tiefem, stabilem Ballbesitz neu aufbauen; Neustädter, Dante und ter Stegen waren hierbei natürlich auch dankbare Spieler für dieses System. Die Halbräume bieten also nicht nur nahezu ideale Anbindungen an unterschiedliche horizontale, sondern auch vertikale Zonen.
In gewisser Weise sind die Halbräume darum die „Verbindungszone“ unter den unterschiedlichen Zonen, während man die Mitte eher als „Organisationszone“ sehen könnte; die Flügel hingegen eignen sich speziell für Durchbrüche. Theoretisch wäre eine Unterteilung unterschiedlicher Zonencharakteristiken unter Berücksichtigung bestimmter Spieleigenarten (Ballzirkulation, Verteidigungsart, etc.) eine interessante Idee für einen zukünftigen Artikel…
… doch zuvor sehen wir uns den Grund an, wieso u.a. die Halbräume diesen Zonencharakter und einen besonderen taktischen Stellenwert haben.
Die besondere Charakteristik der Halbräume im taktikhistorischen Kontext
Wie bisher im Artikel ausgeführt haben die Halbräume einen grundlegenden strategischen Charakter, der sich in unterschiedlichen Konsequenzen, Wechselwirkungen und Eigenschaften niederschlägt. Allerdings hat der Halbraum nicht nur durch diese Basisaspekte einen ganz eigenen Charakter, sondern auch aus taktischen Gründen.
Man hat in dieser Zone oftmals wegen der am häufigsten genutzten gegnerischen Formationen einen kleinen Vorteil, was die gegnerischen Abläufe betrifft. Die Häufigkeit bestimmter Formationen – und somit auch die positiven taktischen Effekte der Halbräume – sind historisch bedingt. Formationen sind letztlich immerhin nur Anordnungen, um ein bestimmtes Ziel im Sinne der jeweiligen Spielphilosophie zu erfüllen; aus unterschiedlichen Kulturen und Traditionen in taktischer Hinsicht erwachsen ähnliche Spielphilosophien, aus diesen entstehen wiederum ähnliche Abläufe und bestimmte Formationen, die häufig sogar synonym für ein bestimmtes Land oder einen bestimmten Spielstil stehen. Letztendlich sind Formationen dadurch nur Heuristiken, welche eine vereinfachte Spielweise und Kombinationsmöglichkeiten entsprechend einer gewissen spielphilosophischen Ausrichtung sowie den dadurch bedingten Trainer- und Spielerausbildungen geben sollen.
Die Formationen als solche sind außerdem auf dem Reißbrett entstanden als Versuch einer Anordnung der Spieler, wodurch sie per se einen linearen Charakter hat. Es gibt keine runden Formationen oder willkürliche Verteilungen auf dem Spielfeld, sondern klare Strukturen in Linien oder maximal in Dreiecken, welche aber meistens ebenfalls in Linien organisiert sind und lediglich über die Linien hinweg als zusätzliche Komponente genutzt werden.
Diese beiden Aspekte – die Art der Bildung von Formationen sowie die kulturellen Eigenarten im Fußball – sorgen im Verbund mit der eingangs geschilderten Denkweise zur Kategorisierung in „Mitte“ und „Flügel“ für einen ganz eigenen, spezifischen Charakter der Halbräume. Kurzum: Weil beim Entwurf von Formationen Spieler im Halbraum nie wirklich eingeplant sind/waren, können sich im Verschiebeverhalten und bei den Kombinationsmöglichkeiten für den Gegner unangenehme Effekte ergeben; viele Mannschaften verschieben beispielsweise mit ihren zentralen Spielern nur wenig in Richtung der Flügel, andere wiederum haben Mannorientierungen auf dem Flügel selbst oder – sehr oft, besonders in England – die Flügelstürmer rücken nicht in Richtung Mitte ein.
In all diesen Szenarien sind die Halbräume extrem wirkungsvoll und vorteilhaft nutzbar. Eben weil die Halbräume in der Taktikhistorie nie wirklich beachtet wurden (exklusive einzelner Personen wie z.B. Ernst Happel), sind sie besonders effektiv und oftmals auf für den Gegner fatale Weise überraschend. So sind lange Zeit bestimmte Aspekte von 08/15-Formationen und Standardbewegungen in der Geschichte des Fußballs in den Halbräumen immer anfällig gewesen, das in der Horizontale unkompate und generell zu symmetrische 4-4-2 der 90er und 2000er z.B. ist das Paradebeispiel dafür, ob im Aufbau- (Räume neben den passiven Stürmern) oder im Offensivspiel (geweitete Schnittstellen in den Halbräumen). Dies lag auch an den üblichen gruppentaktischen Mechanismen wie den isolierten Außenspieler und deren Mannorientierungen. Mit einer besseren Staffelung und Positionierung lassen sich solche formativen Probleme natürlich in den Griff bekommen, häufig bleibt es aber in den Anfälligkeiten und gewisse Formationen besitzen bei klassischer Interpretation eben spezielle Charakteristiken, die bespielt werden können; Frei nach dem Motto: Der Ball läuft schneller.
Dazu kommen die schon erwähnten taktischen und strategischen Aspekte der Halbräume, wieso sie solche Standardeigenschaften teilweise noch effektiver bespielen konnten; die Passwinkel und Schnittstellen sind diagonal eben generell stärker zu bespielen, durch die Flügel- und Zentrumsorientierung der gegnerischen Formationen wird dieser Effekt noch verstärkt.
Man stelle sich eine Mannschaft im breiten 4-4-2 vor, wo der eigene Sechser in den defensiven Halbraum geht, ein weiterer Spieler bewegt sich im Sinne des Positionsspiels in den offensiven Halbraum auf die dort passende Anspielstationszone. Die Stürmer und die Sechser werden vermutlich weder ordentliche Mechanismen zum Abdecken haben, noch werden sie mit der entstehenden Komplexität der Verschiebebewegungen klar kommen. Weicht der Stürmer aus, öffnet er die Mitte, kann kaum Kompaktheit herstellen und wird dennoch Probleme im Zugriff haben. Wäre der Spieler auf dem Flügel, könnte er vom Kollektiv zumindest abgedrängt und isoliert werden, wäre er zentral, könnte man individuell Zugriff erzeugen. Desweiteren bleibt der verschiebende Stürmer meist auf seiner Höhe, kann also den Raum vor dem Mittelfeld nicht mehr sauber beschützen. Im heutigen raumorientierten Fußball sind diese Probleme natürlich seltener der Fall, werden aber durchaus noch gesehen. Die englische Premier League sagt Hallo. In Anbetracht all dieser Umstände drängt sich aber natürlich eine Frage auf.
Fazit: Ist der Halbraum besser als die Mitte?
Vor lauter Schwärmerei über die Halbräume wirkt es teilweise so, als ob die Halbräume nicht die zweit-, sondern die allerwichtigste Zone aus strategischer Perspektive sind. Die Mitte hat zwar zahlreiche Vorteile und ist schlichtweg die tornächste Zone, doch es gibt zahlreiche Ähnlichkeiten von Halbraum und Mitte in puncto Vorteilen. Desweiteren werden die Halbräume mit mehr Variabilität ergänzt: Aus der Mitte kann man zwei einander ähnliche Sachen bespielen, aus dem Halbraum zwei unterschiedliche Zonen, u.a. eben die Mitte. Dazu kommt die Folgewirkung; aus dem Halbraum in die Mitte zu spielen ist durch die Synergieeffekte (gegnerisches Verschieben und kurzzeitig geöffnete Räume für direkte Pässe in die Spitze) effektiver als aus der Mitte in den Halbraum zu spielen oder innerhalb der Mitte zwei Zonen zu überwinden versuchen.
Hinzu kommt der natürliche diagonale Charakter des Halbraums. Zentral sind die Sichtfelder vertikal und beim Kombinationsspiel lässt man sich etwas vom Tor wegleiten, beim Halbraum bleiben die grundlegenden Optionen und die Achtseitigkeit im Bewegungsspiel gleich, aber das Sichtfeld ist torausgerichtet. Auch das praktische Überwinden von zwei Zonen und eine dadurch weiträumige Verlagerung in den Halbraum (anstatt dem Flügel) ist effektiver aus dem Halbraum, wobei hier die Mitte natürlich zweiseitig über zwei Zonen verlagern kann, der Halbraum aber nur in je eine Richtung; wiederum hat aber der Halbraum die potenzielle Möglichkeit über drei Zonen zu verlagern, was wohl das Maximum an erfolgsstabilen Verlagerungsmöglichkeiten darstellt – Verlagerungen von Flügel zu Flügel sind dynamisch mit schneller Verarbeitung nahezu nie möglich.
Alles in allem wird die Diskussion aber hier schon zu fachlich. Fakt ist, dass die Halbräume nur selten in die mediale Öffentlichkeit geraten, obwohl sie zum gängigen Vokabular Jürgen Klopps in Spielanalyse gehören oder auch von Josep Guardiola im Positionsspiel explizit trainiert und in ihrer eigenen strategischen Bedeutung verwendet werden. Dieser Artikel soll einen groben Überblick über die strategischen Aspekte des Halbraums geben, obwohl das Thema hier natürlich nicht ansatzweise erschöpft ist; individualtaktische Aspekte und Dribblingoptionen oder gar Passmöglichkeiten (wie beeinflusst der Halbraum die Möglichkeiten von sehr stark angeschnittenen Pässen?) könnten ebenso wie spezielle gruppentaktische Abläufe oder das Verteidigen der Halbräume diskutiert werden.
Unser neuer Autor bei Spielverlagerung.com, AO, hat übrigens ebenfalls taktiktheoretische Artikel zu den Halbräumen geschrieben, die sich hier und hier finden.
Anmerkung: SV-Leser Burrinho4 schrieb in diesem und diesem Tweet zwei interessante Aspekte nieder, ebenso wie TheSoulcollector in diesem Kommentar. Kollege TW fragte daraufhin in einem privaten Chat, ob der Halbraum statisch/spielfeldabhängig oder dynamisch/gegnerabhängig sei. Meine Antwort auf ihn und somit in gewisser Weise auch auf Burrinho und TSc ist, dass der Halbraum dynamisch, aber prinzipiell situations- und dynamikabhängig ist. Das ist ja auch der Grund, wieso ballorientiertes Verschieben und Kompaktheit funktionieren (intern als Konzept der „Strategieraumkongestion“ bezeichnet). Für mich gibt es auch das effektive Spielfeld, das bespielte, das bespielbare, das potenzielle und das faktische; in welchen die Halbräume, ihre Position und ihre Beschaffenheit variieren. Aber das kommt in einem anderen Artikel, ebenso wie zur Raumauf- bzw. -einteilung. Zu Letzterem findet sich aber schon hier ein lesenswerter Artikel von unserem SV-Kollegen Marco Henseling.
31 Kommentare Alle anzeigen
MPK 4. April 2016 um 15:59
Hi, ich habe eine Frage. Woran erkennt man eine Halbraumüberladung? Wenn eine Mannschaft im Halbraum personell in Überzahl ist, oder reicht es bereits aus, dass die Halbräume mit einer ungewohnt hohen Anzahl an Spielern besetzt werden…?
fluxkompensator 29. September 2014 um 22:50
nach diesem artikel fragt man sich, ob herauskippen dem abkippen grundsätzlich vorzuziehen ist?!
Dr. Acula 9. September 2014 um 17:12
Im Hinblick des Satzes ganz am Anfang, dass das 4-4-2 drei vertikale Gebiete und das 4-1-4-1 vier hat, muss ich jetzt doch ganz dumm fragen: was ist hier mit vertikal und was mit horizontal gemeint? Für mich ist horizontal, um es verständlich auszudrücken, wenn der Linke AV auf den rechten AV spielt und vertikal, wenn z.B. der Torwart zum Stürmer spielt.. Allerdings würde dann für meine Begriffe o.g. Satz mit den Ebenen keinen Sinn geben..
Peda 10. September 2014 um 10:31
Grundsätzlich bezeichnet horizontal Seitenlinie zu Seitenlinie und vertikal Torlinie zu Torlinie – und ja, das ist oft ein wenig verwirrend.
Aber was RM schreibt ist – in seinen Augen 😉 – schon korrekt:
Horizontale Linien unterteilen die Vertikale, vertikale Linien unterteilen die Horizontale. Das ist glaube ich der entscheidende Punkt bei diesem Missverständnis.
bs 17. Juli 2016 um 09:39
…da ist einfach vertikal mit horizontal verwechselt worden, was auch im weiteren Verlauf des Artikels zu sehen ist…
Homi 9. September 2014 um 11:45
Kann man eigentlich sowas an der Uni studieren?
IchBinNichtMatthiasSammer 9. September 2014 um 12:27
Nur private Studienplätze bei der University of RM.
Peda 8. September 2014 um 13:21
Einfach nur wow.
Michael 7. September 2014 um 17:55
Hallo RM,
mir gefällt die akademische Betrachtungsweise und der dazugehörende Stil dieses Artikels. Aus diesem Grund vermisse ich aber auch die Quellenangaben. Aufgrund der Komplexität des Themas würde ich gerne auch andere Aufsätze lesen. Ich habe vor Jahren das Buch Zonenfußball von Herman Vermeulen gelesen und war damals schon begeistert von der Thematik. Dieser Artikel dringt allerdings noch tiefer in die Materie ein und deshalb wäre ich für mögliche Quellenangaben oder auch Literaturtipps sehr dankbar.
MR 7. September 2014 um 17:57
Ich glaube nicht, dass RM für den Artikel irgendwas recherchiert hat.
RM 7. September 2014 um 22:14
Ich lese eigentlich keine Bücher über Fußball oder Taktik, nur vereinzelt einzelne Artikel, aber zu den Halbräumen habe ich eigentlich einzig den Artikel von Adin, der unten verlinkt ist, gesehen.
Michael 7. September 2014 um 23:00
OK. Dann erst recht danke für den Beitrag. Freue mich jetzt schon auf die weiteren Artikel, die diesem Thema gewidmet werden.
vangaalsnase 10. September 2014 um 22:14
Hinsichtlich des Abschnitts zum Sichtfeld:
Jendrusch, Gernot; Sportspiele und visuelle Leistungsfähigkeit – Bochumer Perspektiven; In: H.-F. Voigt, G. Jendrusch (Hrsg.); Sportspielforschung und -ausbildung in Bochum – Was war, was ist und was sein könnte; Hamburg; 2009; S. 117-138
Gralla, Volker; Peripheres Sehen im Sport – Möglichkeiten und Grenzen dargestellt am Beispiel der synchronoptische Wahrnehmung; Bochum; 2007
Michael 11. September 2014 um 11:35
Danke. Werd ich mal in der Bib gucken was ich finde.
vangaalsnase 11. September 2014 um 14:57
Kannst es auch einfach googeln. Ist beides online.
Michael 11. September 2014 um 16:35
Nochmals Danke.
Demetrios 7. September 2014 um 15:08
RM, auch wenn’s dann nicht so cool wie Osasuna ist: Du wirst Deine Autorenbeschreibung ändern müssen, hier ist der Zenit.
mk 7. September 2014 um 10:28
Sweet. Vielen Dank, hätte ich gewusst dass es sooo lang, komplex und facettenreich werden soll, hätte ich weniger gedrängelt. Aber das Warten hat sich schon eher gelohnt würde ich sagen ;).
Michael 7. September 2014 um 02:04
Hallo,
kurze Frage. Du schreibst bei der Einteilung in 18 Rechtecke „…, die eben aus sechs vertikalen und drei horizontalen Aufteilungen entstehen, in welchen es für jedes Rechteck bestimmte Aufgaben, Verantwortungen und taktische wie strategische Eigenheiten gibt.“
Es müsste aber doch heißen „…, die eben aus drei vertikalen und sechs horizontalen Aufteilungen entstehen, …“, oder steh ich total auf dem Schlauch. Das Spielfeld wird doch bei dieser Einteilung in drei vertikale und sechs horizontale Bereiche aufgeteilt.
RM 7. September 2014 um 02:08
Also ich hatte es mir so gedacht, dass quasi „vertikal“ ja auch mit dem Spiel nach vorne verbunden wird. In der Vertikale gibt es also Strafraum, erstes Viertel, zweites Viertel, drittes Viertel, viertes Viertel und zweiter Strafraum (bzw. drei Drittel unterteilt in jeweils hoch und tief, wie man möchte). Horizontal ist ja das Spiel auf die Seite und da ist eben, wenn man einen Pass zur Seite spielt, Flügel-Mitte-Flügel. Finde es aber irgendwie in beide Richtungen missverständlich, haha. Tut mir Leid.
MR 7. September 2014 um 17:59
Die Vertikale wird horzontal geteilt, die Horizontale wird vertikal geteilt. Ist dann zwangsweise missverständlich.
Michael 7. September 2014 um 02:14
Hat sich erledigt. Denkfehler meinerseits.
Michael 7. September 2014 um 02:19
Danke für die Antwort. Hab kapiert wie es gemeint ist. Ich denke halt bei der vertikalen Aufteilung immer an Flügel – Mitte – Flügel und war deshalb irritiert.
woody10 6. September 2014 um 23:34
gefühlt hat jeder auf diesen Artikel gewartet und es ist – wie erwartet – ein wahres Meisterstück geworden.
Gerade das Ansprechen zwei meiner Lieblingsthemen (Halbraumverlagerungen, Sichtfeld) sowie die kontextuelle theoretische Einordnung gefällen mir besonders an diesem Artikel. Wie am Schluss angemerkt, ist das Thema in seinen Einzelheiten noch längst nicht erschlossen (könnte zu einem richtig dicken Buch erweitert werden), dieser Artikel legt aber die wichtigsten strategischen Charakteristika der Halbräume dar.
Buggy 6. September 2014 um 22:13
Please please make an english version please ! 🙁
blub 6. September 2014 um 22:11
Das ist der mit abstand beste artikel seit langem bei dem ich nichts substatielles gelernt habe.
Mir fehlt noch ein bisschen der bekannte Satz das „Die Außenlinie der beste verteidiger ist“ (Pep?). Außerdem fehlt jetzt natürlich der Artikel über die besondere bedeutung von Diagonalität.
Jemand sollte das übersetzen und an den Guardian schicken^^ Oder noch besser: an die FA, aus fairnessgründen.
MR 7. September 2014 um 00:28
Wir respektieren uneingeschränkt jegliche Diagonalitäää und werden bei richtiger Gelegenheit einen entsprechenden Artikel veröffentlichen.
blub 7. September 2014 um 02:19
Kleine Anregung: Du hast in den letzten beiden Ballnachausgaben diese Historie über den BVB unter Klopp gemacht, könntest du einen kleinen „Nachschlag“ dazu machen wie Kloppo die eigenen defensiven halbräume Fokussiert?
Der Fokus hier beim BVB, weil ich mir einbilde das die als eine von wenigen Mannschaften seit relativ langer Zeit diesen Raum auch bewusst und geziehlt vernagelt und benutzt, und das mit unterschiedlichen formationen.
Quasi als praxisbeispiel zum Theorieartikel hier. Wie mann die Halbräume attackiert kann man von Barca lernen(hier ja bereits angerissen), wie man sie verteidigt eben vom BVB.
MR 7. September 2014 um 18:13
Guter Punkt, hab das auch an verschiedenen Stellen schon beschrieben, die Umsetzung variiert da ja auch:
– Starkes Verschieben mit Zentrumsfokus: https://spielverlagerung.de/2012/11/06/borussia-dortmund-real-madrid-21-das-hinspiel/
– Leiten in extreme Kompaktheit: https://spielverlagerung.de/2013/04/30/borussia-dortmund-real-madrid-41-in-depth-bildanalyse/
– Robuste Kompaktheit durch Abschirmung ballferner Räume: https://spielverlagerung.de/2014/02/21/kurz-ausgefuhrt-mkhitaryans-genie-im-pressing-gegen-frankfurt/
– Pressingfallen: https://spielverlagerung.de/2013/08/09/dfl-supercup-2013-borussia-dortmund-fc-bayern-munchen-42/
– Herausrückendes Wegleiten: https://spielverlagerung.de/2012/12/02/bayern-munchen-borussia-dortmund-11/
– Abschirmung durch Herausrücken, Struktur und Deckungsschatten: https://spielverlagerung.de/2014/04/09/borussia-dortmund-real-madrid-20/
– Alles zusammen irgendwie: https://spielverlagerung.de/2013/10/03/borussia-dortmund-olympique-marseille-30/
Einen extra Artikel nur dafür werd ich wohl nicht machen, ist auch irgendwie ein merkwürdiges Thema, weil die Halbräume sich halt quasi in jede umfassende strategische Herangehensweise automatisch sehr stark einbinden, sprich: Ich denke nicht, dass – außer bei den Pressingfallen – die Halbräume gezielt ausgewählt wurden, weil sie die Halbräume sind, sondern sie drängen sich einfach auf, wenn man Flügel und Zentrum verteidigen will. Das Zentrum versperrt der BVB ja auch und den Flügel setzt er stark unter Druck.
Wobei, eigentlich ist die Aufzählung cool, da könnt man vielleicht schnell einen Artikel draus basteln, haha.
RM 6. September 2014 um 21:32
Ich möchte auch noch erwähnen, dass ich keine Ahnung habe, wer den Begriff „Halbraum“ erfunden hat, aber er findet sich in DFB-Lektüren von der letzten Dekade bereits. Hat jemande eine Ahnung?
Außerdem einen großen Dank an die anderen Autoren, die Feedback gaben. Besonders MR, TW und Marco Henseling waren eine große Hilfe, Letzterer hat auch ein paar Grafiken beigesteuert. 🙂
LJ 7. September 2014 um 00:59
Interessanter Artikel. Mich interessiert woher die Angaben zu den Gesichtsfeldern stammen. Ferner möchte ich anmerken, dass dabei noch der Aspekt der umgebungsbedingten Kurzsichtigkeit fehlt.