SC Freiburg – Borussia Dortmund 0:1
In Freiburg trafen zwei Mannschaften mit ähnlichen Ansätzen aufeinander, die sich einen intensiven Schlagabtausch zwischen den Strafräumen lieferten. Am Ende entschied der Sonntagsschuss eines Ex-Freiburgers die Partie zugunsten von Borussia Dortmund, was den zweiten Tabellenplatz in der Bundesliga festigt.
Hohes 4-4-2-Pressing
Die Mannschaft von Christian Streich begann von Anfang an mit hohem Pressing gegen den Dortmunder Spielaufbau. Im 4-4-2 positionierten sich die Ketten entsprechend eng und hoch. Die vordersten Spieler, Admir Mehmedi und Philipp Zulechner, attackierten die beiden Innenverteidiger mannorientiert, während auf den Flügeln Jonathan Schmid und Vladimir Darida die gegnerischen Außenverteidiger in enge Deckung nahmen.
In diesem Zusammenhang stellte sich der Aufbau für den BVB äußerst problematisch dar und eine immer noch vorhandene Schwäche der Schwarz-Gelben wurde von den Hausherren gut genutzt. Nuri Sahin klappte in der ersten Halbzeit mehrmals nach hinten in den linken Halbraum, wodurch sich eine Dreierkette bildete und Linksverteidiger Marcel Schmelzer weiter aufschob. Anspiele auf die Außenbahnen brachten insofern keinen Erfolg. Auf der linken Seite klebte Oliver Sorg an Kevin Großkreutz‘ Fersen und Schmid bewachte Schmelzer. Diese engen Deckungen führten vielmehr zu zahlreichen Fehlpässen aus dem ersten Drittel heraus beziehungsweise bei Ansätzen zu Kombinationen im mittleren Spielfeldabschnitt.
Der Dortmunder Spielaufbau stellte sich wie ein 2-3-2-3, kippte Sahin ab wie ein 3-3-1-3, dar. Neben der eher kontraproduktiven Bewegung des Kreativsechsers, konnte auch Kehl nicht entscheidend Einfluss nehmen. Er stand balancegebend, wie es zu ihm passt, zwischen der ersten Pressinglinie und dem zweiten Band der Freiburger. Durch gute Bewegungen von Mehmedi und Zulechner blieb er in der Regel im Deckungsschatten, kam erst nach einem gelungenen Zuspiel auf den Außen in die Zirkulation.
Verengte Räume – Freiburger Flügelfokus
Beide Mannschaften wiesen einige Parallelen auf. Gerade im Defensivspiel versuchten sowohl die Hausherren wie auch die Gäste die Räume zu verengen und keine längeren Passstafetten zuzulassen. Der BVB agierte dabei im Pressing noch ein Stück weit flexibler. Mehrmals zog Pierre Emerick Aubameyang von der rechten Seite in die Mitte und attackierte einen Innenverteidiger oder lief mit Tempo Oliver Baumann an.
Insgesamt entstanden die gefährlichsten Aktionen der Borussen über erfolgreiche frühe Pressingaktionen und entsprechenden Ballgewinnen. Aus dem offenen Spielaufbau heraus war es in der ersten Halbzeit demgegenüber ernüchternd und der Fluss wurde von den Breisgauern gut eingedämmt.
Der SC Freiburg wirkte seinerseits über die Flügel gefährlich. Im Spielaufbau, der unter der Federführung von Matthias Ginter stand, wurde der Ball vermehrt auf die Außenbahnen gespielt, wo sich die Außenverteidiger hoch positionierten, und das Spielgerät von dort aus weitergeleitet. Entweder die Angriffe erfolgten über Flügelkombinationen oder über Dreiecke mit den beiden Sechsern, die sich ausbalanciert nach vorn mit einschalteten.
BVB geht in Führung
Die Intensität und Kompaktheit der Freiburger ließ nach dem Kabinengang nach. Die Gäste konnten folglich leichter ins offensive Drittel gelangen und auch dort noch durch die Halbräume und zentralen Zonen kombinieren. In der 58. Minute fiel der Führungstreffer durch einen Fernschuss von Sebastian Kehl, der sich hinter Baumann ins Netz senkte.
Die Freiburger hatten auch in der zweiten Halbzeit einen leicht höheren Anteil an Ballbesitz (53%). Allerdings blieben die Chancen aus. Das hatte zwei Gründe: Zum einen attackierten die Dortmunder insgesamt etwas höher und schoben, was viel wichtiger war, im kollektiv stärker nach vorn. Somit konnte die tiefere Zirkulation besser gestört und präzise Anspiele auf die Außenverteidiger tendenziell verhindert werden. Andererseits trat beim Sport-Club ein altbekanntes Problem zu Tage. Bis zirka 25 Meter vor das gegnerische Tor konnte zuweilen gut kombiniert werden. Dann wurde das Spiel improvisierter und nicht zielstrebig genug. Es mangelte teilweise am richtigen Timing.
Mehmedi zeigte in der letzten halben Stunde einige gute Ansätze, machte Bälle fest und kam auch zu erfolgreichen Dribblings (insgesamt 13). Allerdings waren seine Kontaktzeiten in manchen Szenen zu hoch, weil ihm die entsprechende Anspielstation fehlte oder weil er sich strategisch falsch verhielt. Die Schlussphase machte deutlich, woran es dem SC aktuell mangelt. Streich konnte bei den Wechseln „nur“ Felix Klaus für die linke Seite und Sebastian Kerk für Zulechner bringen. Kerk kippte von der rechten Neunerposition vielmehr nach hinten, während sich Mehmedi verstärkter nach links orientierte. Es fehlte am durchschlagskräftigen Zielspieler beziehungsweise überhaupt an einer gut besetzten Mitte. Freiburg war bis zur Schlussminute bemüht aber erfolglos.
Fazit
Die guten Ansätze des Sport-Clubs in der ersten Halbzeit und eigentlich über das gesamte Spiel hinweg genügten nicht für einen zählbaren Ertrag auf dem Tableau. Neben dem intensiven Angriffspressing und den dynamisch antreibenden Außenverteidiger fiel noch Schmid auf. Der Franzose hatte einige individuell starke Aktionen, drehte sich mehrmals in den offenen Raum und war ein Unruheherd auf der Schmelzer-Seite. Auffällig waren mehrere Situationen, wobei Schmid vom rechten und Darida vom linken Flügel in den mittigen Zwischenlinienraum zogen, während die Außenverteidiger aufrückten. Dabei erhielten die Dortmunder keinen entscheidenden Zugriff. Schlussendlich kann man der Mannschaft von Christian Streich keine großen Vorwürfe machen. Die Spielanlage passt, die Gestaltung stimmt, lediglich die Finalisierung im offensiven Drittel beziehungsweise im gegnerischen Strafraum fehlt.
Wer solche Spiele gewinnt, wird Meister. Aber das geht ja nicht… (Jürgen Klopp)
Beim BVB wurde augenscheinlich, dass Klopps Team mit intensiver Zweikampfführung und aggressiv hohem Pressing weiterhin Probleme hat. Im Endeffekt sorgte ein Sonntagsschuss für die Entscheidung. Zum Ende der Partie hatte der Tabellenzweite einige Male die Gelegenheit in Überzahl, die Freiburger waren weit aufgerückt, die Entscheidung herbeizuführen, schmiss die Chancen aber ungenutzt weg.
Julian Schieber wurde von Klopp erstmals in dieser Saison in der Startaufstellung aufgeboten. Der 25-Jährige war sichtlich bemüht, wich auf die Flügel aus, zeigte phasenweise gute Ballweiterleitungen, verfiel aber gerade in der zweiten Halbzeit wieder in ein Muster mit einigen Ballverlusten und Fehlabspielen. Die Personaldecke der Borussen ist in Gänze sehr dünn. Allerdings bot sich in Freiburg neben Schieber auch für Oli Kirch nach längerer Zeit wieder einmal die Möglichkeit sich unter Beweis zu stellen. Als Einwechselspieler für Sahin überzeugte der 31-Jährige mit präzisen Pässen aus dem Sechser- oder höheren rechten Halbraum heraus. Damit könnte er eine Option für weitere Einsätze darstellen.
32 Kommentare Alle anzeigen
BKK 12. März 2014 um 08:12
Die Frage ist ja, wie würde das Aufbauspiel des BVBs aussehen wenn Kirch von Beginn an dabei ist?
Verzichtet man auf Sahin, verzichtet man wahrscheinlich auf das abklappende Element nach hinten. Das erhöht meiner Meinung nach das Risiko, wenn ein auslösender Pass nicht ankommt und ist ja vermutlich eine Reaktion darauf, dass die Gegner angefangen haben Hummels zuzustellen bzw. dieser verletzt war. Das führt meiner Meinung nach dazu, dass Sokratis auslösen müsste. Die Anzahl an hohen und auch ungenauen Pässen ist bei ihm meiner Meinung nach bedeutend höher. Hingegen mag ich seine Vorstösse mit dem Ball ziemlich gerne und sehe sie als eine Mittel, etwas Bewegung in die versteiften Angriffsstrukturen des BVB zu bringen. Trotzdem wäre das eine deutlich risikoreichere Variante den Angriff auszulösen. Beim Spiel ohne Ball sehe ich bei der Kombination Kirch/Kehl keine grösseren Probleme, aber das lässt sich natürlich erst beurteilen, wenn man das ein paar Mal gesehen hat und abschätzen kann, ob sie ohne Ball harmonieren.
Spielt man mit Sahin/Kirch hat man vielleicht Kirch neben Sahin welcher sich vermutlich mehr um den Spielaufbau kümmert als das ein Sebastian Kehl in der Regel tut. Wobei ich finde, dass Kehls Verhalten ziemlich gut ist. Er begibt sich oftmals in eine absichernde Position, beziehungsweise nimmt er wenig Risiko bei seiner positionierung und nimmt es hin, dass er im Deckungsschatten der Gegner bleibt. Wo er sich sonst positionieren sollte, ist mir nicht klar. Sich auch fallen lassen macht sicher keinen Sinn. Auch eine Achse mit Sahin zu bilden wäre sicherlich falsch, das ist üblicherweise der Job von Miki. So bleibt ihm meiner Meinung nach nicht viel anderes übrig, als dort zu stehen wo er in der Regel ist (Wäre er etwas ballsicherer könnte er den Ball auch einmal angespielt werden, wenn er schon fast unter Druck ist, aber das ist sicher nicht auf seine Fähigkeiten zugeschnitten). Für mich bleibt die Frage, ob Oliver Kirch überhaupt eine andere Rolle als Kehl oder auch Bender einnehmen könnte oder er bei Spielaufbau eigentlich auch im Dekungsschaten bleiben würde.
Der Fehler ist meiner Meinugn nach das dauernde abkippen von Sahin per se.
Was dem Dortmunder Angriffsspiel aus der Viererkette meiner Meinung nach fehlt, ist die Fähigkeit, sich freizuspielen oder auch durch Kombinationsfussball durch die Mitte zu kommen. Der Grund warum das nicht klappt sind die grossen Distanzen zwischen den einzelnen Spieler. Diese Resultieren meiner Meinung nach zu einem grossen Teil daraus, dass Sahin eben abkippt und die Angriffsauslösung relativ weit hinten und immer nur aus der Mitte geschiet.
Weiter fehlt dem BVB ein Aussenverteidiger, (oder einfach irgend einer) welcher den Ball nach Innen zu einem, sich durch ein schnelles entgegenlaufen Luft verschaffender, Mittelfeldspieler passt.
LZ 13. März 2014 um 13:55
Kann das absolut nachvollziehen, was Du beschreibst. Würdest Du für die zu großen Abstände und fehlend flüßigen Kombination im 6er-Raumbereich auch Mkhitaryan verantwortlich machen?
Sahin ist der Raumfinder für gezielte Pässe in Offensivräume (um Angriffe einzuleiten und den Gegner „zurechtzulegen“) aber alles im leicht vorderen ZM-Bereich und nicht im ZDefM. In meinen Augen hat auch er leider stark nachgelassen. Er spielt zu sehr für sich (in meinen Augen) und sollte mal wieder etwas uneigenützer Kombinationen ermöglichen (in allen Räumen auf dem Platz), die er auch unterstützen kann, wenn er möchte und wie er in der Vergangenheit eigentlich auch bewiesen hat. Bleibt für mich der Störfaktor Mkhitaryan (gerade auf engem Raum). Kirchs Auftritt in Sarbrücken war bärenstark, schade, dass man ihn und Hofmann nicht noch mehr hypt und zutraut. Manchmal bekommt man das Gefühl, diese Spieler leiden an fehlender Unterstützung J.Klopps … und das, wo Kehli auch nicht mehrgroßartig viele Saisons durchhalten wird und Gündogan weg ist.
Ist Jojic eine gute Alternative in diesem defensiven Raum?
Capi 11. März 2014 um 00:10
War Sahins Auswechslung rein leistungsbezogen sprich war er wirklich soo schlecht? Eine für Klopp völlig untypische Aktion zumal er mir auch nicht so grottig aufgefallen ist. Fand GroßX Leistung deutlich dürftiger.
Die Presse hat sich ja leider wieder nur auf das Wortgefecht nach dem Spiel konzentriert ohne den eigentlichen Grund zu nennen.
Würde da gern mal einen Kommentar aus taktischer Sicht lesen.
MR 11. März 2014 um 03:24
Sahins momentane Leistung wurde hier schon mal thematisiert: https://spielverlagerung.de/2014/02/25/dortmunds-offensivprobleme-gegen-den-hsv/
Wieso er ausgerechnet in diesem Spiel und bei diesem Spielstand raus musste, leuchtet mir aber auch nicht ein. Vielleicht ging’s da nur darum, Kirchs Geschwindigkeit reinzubringen gegen Freiburgs mögliche Schnellangriffe und für’s Herausrücken gegen die Sechser.
JM 11. März 2014 um 07:49
Wie wärs wenn du mal wieder in eine Pressekonferenz kommst und Klopp ein paar Fragen stellst.
Hat doch damals sehr gut geklappt, hast sogar ein Lob von Mourinho für deine Frage bekommen 😀
Kir 11. März 2014 um 09:30
Vor welchem spiel war denn die von dir genannte Pressekonferenz?
Fredi 11. März 2014 um 09:39
Müsste das CL-Halbfinalhinspiel letzte Saison in Dortmund gewesen sein.
a_me 11. März 2014 um 10:47
Mourinho lobt irgendwen? Kenne nur das Gegenteil gegenüber Journalisten bei ihm; das hätte ich sehr gerne gesehen 😉
Chriz 11. März 2014 um 11:23
Gibt’s dazu noch ein Video?
a_me 11. März 2014 um 11:40
Habe gerade gesucht und gefunden. Hoffe ich darf hier Links posten… http://youtu.be/ra7svIl0eYw?t=12m6s
CH 11. März 2014 um 11:31
Hier bloggen ja auch keine Sportjournalisten sondern Fachleute 🙂
LZ 11. März 2014 um 11:46
Wenn man die eigentlichen Verfasser sämtlich erschienender Artikel hier auf Spielverlagerung.de ausklammert, stimme ich Dir gerne zu.
theboss 10. März 2014 um 23:15
normale Analyse, normales Spielverlagerung. In letzter Zeit gabs wenig große und aufregende Aktionen sondern eher nur das Tagesgeschäft hier, ich finde es wäre demnächst mal wieder Zeit für einen Hangout/Podcast zu den Viertelfinals oder ein Draft ( nur mit aktuellen Spielern). Ich hoffe, da ist was in Planung 🙂
jmw 11. März 2014 um 05:49
keine großen aktionen? mach mal die augen auf! 😀
Allein die HSV artikel. ABGEFAHREN!
Und eine neue Ausgabe des Heftes ist in Mache hört man. Das gibts dann bald auch wieder 😉
HW 11. März 2014 um 08:32
Hamburger und Pizza schmecken auch. Die Sterneküche muss was besonderes bleiben.
Dr. Acula 10. März 2014 um 22:10
Geiler, kurz ausgeführter Artikel. Ich finds immer geil, wenn Zitate der Trainer oder Spieler gezeigt werden und manchmal darauf eingegangen wird, wie bei der Salzburg-Analyse und Guardiolas Zitat, erh abe in seiner Karriere noch nie eine solch intensiv spielende Mannschaft angetroffen.
Chancentod 10. März 2014 um 18:43
So dünn ist die Personaldecke nicht, wenn man bedenkt, dass sieben Spieler gefehlt haben. Sechs aus der Startelf aus dem Champions-League-Finale.
Daniel 10. März 2014 um 19:53
Dann vergleiche doch bitte einmal Objektiv die 4 Mannschaften aus dem letztjährigen Championsleague Halbfinale. Und dann nehme aus jeder Mannschaft 6 Stammspieler raus, und ersetze sie durch deren Bankspieler. Ich vermute das Dortmund bei der Konstellation nicht in Finale eingezogen wäre. man hat zwar einen breiten Kader, aber die Qualität sinkt nach den ersten 3 Ersatzspielern Rapide. International gesehen.
Chancentod 10. März 2014 um 23:02
Das sind natürlich ausgerechnet die drei Mannschaften die einen absurd breiten Kader haben was Dortmund weder kann noch will. Verglichen mit anderen Mannschaften ist der Dortmunder Kader mindestens normal breit. Bayern hat quasi zwei Mannschaften, die um die Meisterschaft mitspielen können. Aber wenn bei Barca drei ihrer Top-Spieler fehlen (Messi, Iniesta, Xavi) dann hat das sehr wohl drastische Auswirkungen. Wenn bei Dortmund drei ihrer Top-Spieler fehlen (Lewandowsky, Gündogan, Reus) eben auch. Andere Ausfälle konnte Dortmund sehr gut kompensieren:
Piszczek durch Großkreutz, Bender durch Kehl und Subotic durch Sokratis. Wie im Artikel auch steht kommt etwa Kirch, der mir auch immer gefallen hat, wenn er spielen durfte fast nie zum Zug.
HW 11. März 2014 um 08:38
Für die Bundesliga ist der Kader breit genug. Man ersetzt fast über die ganze Saison Gündogan, Großkreutz springt auch überall ein. Die ganze Innenverteidigung zu ersetzen war wohl die größte Aufgabe.
Die Champions League ist natürlich ein anderes Metier.
Klopp hat es schon richtig gesagt, diese ‚dreckigen‘ Siege sind normalerweise meisterschaftswürdig.
MR 11. März 2014 um 23:42
„Klopp hat es schon richtig gesagt, diese ‘dreckigen’ Siege sind normalerweise meisterschaftswürdig.“
Ganz gutes Beispiel, dass diese Weisheit Blödsinn ist.
Dortmund hat einen Haufen solcher Spiele gewonnen diese Saison – weil sie sauviele davon hatten. Auf Dauer verliert man dabei aber auch oft genug. Solche Spiele kann man immer gewinnen, muss aber nie, am Ende geht’s darum, möglichst wenige davon zu haben.
AlexF 14. März 2014 um 11:55
Der Zusammenhang ist ein Anderer. Wenn es eine ausgeglichene Saison zweier Mannschaften ist, dann lässt die Mannschaft, welche nicht Meister wird, in solchen Spielen die Punkte liegen. Die Anderen gewinnt sie souverän. Dortmund ist aber weit davon entfernt die restlichen Spiele souverän zu gewinnen, sondern hat, wie du richtig sagst, nur solche Spiele. Deswegen passt der Spruch nicht in die Situation von Dortmund, ist aber an und für sich nicht ganz verkehrt.
MR 14. März 2014 um 12:22
Ob verkehrt oder nicht hängt davon ab, wie eng man die Formulierung sieht. Im Sinne von: „Zwischen zwei ausgeglichenen Mannschaften, hat die am Ende mehr Punkte, die mehr knappe Spiele gewinnt.“ stimmt das im Grunde, ist dann aber direkt auch irgendwie deutlich unspektakulärer. Besonders wenn man bedenkt, dass da dann eh viel Zufall reinspielt.
Das Problem ist, dass durch diese Pseudoweisheit mal wieder der Fokus auf die falschen Sachen gestellt wird. Wenn dein Ansatz ist, dass du in schlechten Spielen möglichst gut abschneidest, wirst du immer mehr schlechte Spiele haben, als wenn du dir einfach vornimmst, möglichst gute Spiele abzuliefern. Die Hauptgründe für Ergebnisse liegen dort, wo Kräfteverhältnisse entstehen, nicht dort, wo man letztlich mit ihnen umgehen muss.
AlexF 14. März 2014 um 13:39
Da gibt es doch keinen Unterschied im Ansatz. Der Ansatz ist doch immer, möglichst viele Spiele der Saison erfolgreich(gut) zu bestreiten. Wenn das gelingt, dann spielst du mit um Titel. Aber du kannst nicht jedes Spiel sehr gut bis gut spielen. Dann holst du alle Punkte.
Also entscheidet sich in den Spielen, in denen du nicht gut bist, die Gründe seien mal dahingestellt, ob du weiter um Titel spielst oder nicht. Das sagt der Satz aus. Das hat aber meiner Meinung nach wenig mit dem Ansatz zu tun, wobei ich auch nicht ganz verstehe, was du mit verschiedenen Ansätzen meinst, da ich glaube es gibt nur Einen.
Klar hast du Recht, dass solche Sätze Pseudowissenschaft sind und versuchen komplizierte Zusammenhänge zu vereinfachen oder vereinfacht zu erklären. Das man mit einem Satz nicht alles erklären kann, ist wohl klar. Deshalb sind sie aber nicht komplett falsch.
MR 14. März 2014 um 14:20
Ich find eher, dass man da versucht, simple Dinge zu mystifizieren, indem man unbedeutendes Zeug hochstilisiert.
„Also entscheidet sich in den Spielen, in denen du nicht gut bist, die Gründe seien mal dahingestellt, ob du weiter um Titel spielst oder nicht.“ -> Nein, das entscheidet sich im wesentlichen darin, in wie vielen Spielen du es schaffst, gut zu sein. Wenn dir das öfter gelingt als deinen Gegnern, hast du gute Titelchancen.
@Ansätze: Ich hab schon oft gehört, dass Trainer formulierten, die Mannschaft müsse auch mal schlechte Spiele für sich entscheiden. Standarddiskussion ist ja beispielsweise immer noch dieses „wenn die Mannschaft schon schlecht spielt, dann muss sie wenigstens kämpfen“, was vorne und hinten an der sportlichen Realität vorbeigeht. Gerade in Deutschland ist es doch ein Lieblingsthema, wie sich eine schlechte Mannschaft „verkauft“. Wie sie eine bessere Mannschaft hätte sein können, wird fürchterlich selten diskutiert. Sogar in angeblichen Analyseformaten ist das oft so. Und generell wird unglaublich viel Aufwand betrieben, um zu diskutieren, was Mannschaft XY in diesem und jenen knappen Spiel zum Sieg gefehlt hätte – gerade von Trainern wird das auch enorm viel thematisiert; Schirientscheidungen, Chancenverwertung, Mystik, whatever. Das geht alles am Punkt vorbei. Und das spiegelt sich mE auch in der Entwicklung entsprechender Mannschaften wieder. (Wenn die Niederlage an fehlender „Abgezocktheit“ lag, wirst du halt nicht am Pressing arbeiten, sondern eher an gar nichts.)
Bisschen abgeschweift, der Punkt ist: Dieses Gerede ist im Grunde nichts als Aberglauben. Es gewinnt am Ende, wer auf Dauer am meisten Qualität reinbringt. So einfach ist das. Wenn dir Punkte fehlen, lag’s nicht an den knappen Spielen, sondern an allen Spielen.
ber_wall 14. März 2014 um 14:32
@MR: Du triffst den Nagel auf dem Kopf.
Ich frage mich bei derartigen „Weisheiten“ immer, ob der Trainer/Manager/Sportdirektor das wirklich so ernst meint oder ob er den Medien und dem breiten Fußballpublikum nicht einfach die Show liefert, die von ihm erwartet wird.
Intern wird mit Sicherheit analysiert, was man verbessern muss. Aber nach außen scheinen viele Trainer und Verantwortliche kapituliert zu haben, solche komplexen Zusammenhänge überhaupt anzuschneiden.
AlexF 14. März 2014 um 15:09
Das stimmt natürlich, wer die größte Qualität hat, hat die größten Chancen.
Leider kann man nicht mehr nachprüfen welcher Fall entscheidet, das Mehr an guten Spielen oder das abschneiden in schlechten Spielen, deshalb müssen wir da wohl mit verschiedenen Meinungen leben.
Du hast in dem Punkt vollkommen recht, dass es leider in den Diskussionen viel zu wenig um „wie können wir besser werden bzw. was haben wir schlecht gemacht“ geht, als viel mehr um diese Nebensächlichkeiten wie Schiedsrichterentscheidungen usw. Meiner Meinung nach geben die nicht den Ausschlag, wenn mein Ansatz gut genug ist, dass sich solche Sachen nicht auswirken können.
Jedoch glaube ich, dass man da deutlich unterscheiden muss zwischen was den Medien erzählt wird und was intern abläuft. Und wischen verschiedenen Trainern. Leider haben wir keinen Einblick in die tägliche Arbeit, aber Tuchel oder Weinzierl könnten Trainer sein, die sich ständig damit beschäftigen, wie man die Mannschaft verbessern kann. Veh dagegen macht auf mich den Eindruck, dass er seine Ausrichtung für richtig hält und danach ist es halt nicht mehr sein Einflussbereich. Dann liegt es halt an der Chancenverwertung.
Dies liegt aber in der Natur des Menschen. Unser Gehirn konstruiert zusammenhänge die offensichtlich sind, aber so gar nicht Zusammenhängen. Beispielhaft ist hier die Häufigkeit von Naturkatastrophen und der Erderwärmung. Alle sehen diesen Zusammenhang, dabei existiert er nicht, da es gar nicht mehr Naturkatastrophen gibt. Durch moderne Medien bekommen wir nur mehr davon mit. Zu empfehlen dazu ist Nicholas Nassim Taleb und seine narrative Verzerrung.
knorke 11. März 2014 um 08:59
Ich finde auch nicht, dass die Personaldecke selbst wirklich dünn ist.
Es wird aber natürlich dann eng, wenn bestimmte Spieler ausfallen – wenns geht noch auf einmal oder langfristig. Hummels und Gündogan sind für mich solche Spieler.
Dass ein fitter Blaszczykowski, Subotic, Reus oder Bender hilfreich sind, steht auch außer Frage. Im Grunde gibt es nur wenige Stellen, wo der Kader wirklich in der Qualität zu dünn ist: Stumrzentrum, zentrales Mittelfeld und zentrales offensives Mittelfeld. Wobei ZM prinzipiell in Klammern steht, da Sahins ja oft genug doch ganz gute Spiele absolviert, nur eben nicht so prägend wie einst oder so spektakülär wie Gündogan.
knorke 10. März 2014 um 17:49
Der Kommentar zu Kirch erscheint mir verfolgenswert. Es ist mir ohnehin nicht so Recht klar, weshalb er so wenig Einsatzzeit hat. Im Grunde hatten seine bisherigen Auftritte alle Hand und Fuß.
Ihr könntet mal ein special dazu machen, wie eine Mannschaft wie der BVB, die aktuell Probleme gehen hoch und intensiv pressende Gegner hat, sich darauf mannschaftstaktisch besser einstellen könnte.
bzw. auch: Fehlt es dazu Eurer Meinung aktuell nur an den geeigneten Spielern oder ist das ein grundsätzliches Problem von Mannschaften, die Ihrerseits überwiegend über das Pressing funktionieren?
jmw 11. März 2014 um 05:55
war der „philsophische BVB offensiv Probleme“ nicht zum Teil darüber?
anyway, Kirch könnte echt mal mehr spielen.
Mit Sahin und Kirch wär es auf jeden fall offensiver und varianten/optionsreicher als sahin/bender oder sahin/kehl
Grade gegen schwächere Bundesligamannschaften wäre kirch doch mal ne super aktion um entweder shain oder bender zu entlasten die diese saison praktisch jedes spiel gemacht haben bisher…
knorke 11. März 2014 um 09:00
Stimmt, den hatte ich schon wieder vergessen.
SCP-Poker 10. März 2014 um 16:27
Knappe Analyse, die es aber sehr wohl richtig trifft.
Mir hat auch Kirch sehr gut gefallen und ich bin überrascht, dass er, so gut er in den Spielen in denen er mal spielt, nicht so oft zum Einsatz kommt. Er hat stark abgesichert und war trotzdem nach vorne präzise.
Die beste Szene des Spiels war wohl als Schmelzer im Gegenpressing in die Mitte( in der Gegnerischen Hälfte) einrückte und im weiteren Verlauf der Szene den LV der Freiburger presste. 😀