Juventus – AS Rom 3:0
Im Spitzenspiel der Serie A setzte sich Juventus im heimischen Stadion mit 3:0 gegen die AS Rom durch und befindet sich auf einem guten Weg zum nächsten Scudetto. Die Mannschaft aus Piemont verhielt sich defensiv äußerst clever und stand ungewohnt tief für ein Heimspiel.
Grundausrichtungen
Keiner der beiden Trainer wartete mit großen Überraschungen auf. Antonio Conte schickte seine Mannschaft im typischen 3-5-2 auf den Rasen. Andrea Pirlo kehrte zurück und konnte seinen Part als spielmachender Sechser wieder einnehmen. Vor und neben ihm agierten Paul Pogba und Arturo Vidal, wobei beide aus dem Zentrum heraus auch für die Unterstützung der beiden Außenspieler zuständig waren. An vorderster Front rochierten Carlos Tevez und Fernando Llorente und verschoben immer wieder zur Staffelung.
Rudi Garcia vertraute ebenfalls auf die in dieser Saison erfolgreichen Mechanismen. In der 4-3-3/4-1-2-3-Grundformation bewegte sich viel im Zentrum über die beiden Achter, Kevin Strootman und Miralem Pjanic, die sich vor dem stabilen Defensivanker Daniele De Rossi positionierten. In der vorderen Linie war viel Fluidität auszumachen, wobei über Kapitän Francesco Totti einige Aktionen liefen, dieser aber noch nicht so gut wie vor der längeren Verletzungspause eingebunden war. Auf den Flügeln standen die beiden Außenverteidiger erneut hoch und verbreiterten auch auf Höhe der gegnerischen Strafraumgrenze das Band.
Römische Dominanz
Zu Spielbeginn wirkten die Gäste wie in dieser Saison oftmals gesehen: Fluide in der Offensive, kombinationsstark im Zentrum, gefährlich beim Umschalten. Die Römer dominierten in puncto Ballbesitz und konnten sich anfangs noch ganz passabel in den Zwischenlinienräumen bewegen beziehungsweise durch Löcher in der Mitte kombinieren. Zudem sorgte Totti als tiefer Neuner für kurzzeitige Überladungen und nutzte gleichzeitig die anfänglichen Zugriffsprobleme, wenn er sich von der Turiner Dreierkette absetzte. Des Weiteren war der Kapitän ein Schlüsselspieler bei einigen frühen Umschaltaktionen, weil er entweder den Ball direkt nach außen zu Gervinho oder Adem Ljajic weiterleitete oder mit dem Spielgerät vertikal nach vorn stieß.
Ansonsten erfolgte der Aufbau der Hauptstädter eher einheitlich. Entweder Daniele De Rossi übernahm selbst den ersten Pass und stand ein Stück vor den Innenverteidigern oder Leandro Castan war dafür verantwortlich und De Rossi schob zwischen die beiden zentralen Abwehrspieler. Neben einzelnen situativen Angriffspressingszenen konnte die Roma häufig ohne große Bedrängnis den Offensivvortrag von hinten heraus aufziehen. Dass außerdem die Raumaufteilung von Juventus in der Frühphase der Partie noch nicht vollends passte, konnte man gut erkennen, wenn die Roma den Spielaufbau über das mittlere Drittel hinweg mit kurzen Zuspielen aufzog, um dann plötzlich beispielsweise Gervinho auf der Außenbahn zu suchen, wo dieser sich hinter den gegnerischen Flügelspieler schlich und gleichzeitig nicht vom Außenmann der Dreierkette attackiert wurde. Allerdings wurde diese Problematik von Seiten der Gastgeber behoben und Gervinho wurde mit zunehmender Spielzeit sogar situativ gedoppelt, sofern er überhaupt in gefährlicheren Zonen an den Ball kam. Man konnte den Ivorer, der eine hundertprozentige Passquote aufwies, weil die Mehrheit seiner Zuspiele auch tief erfolgten, insgesamt gut aus dem Strafraumbereich fernhalten und Gervinho hatte auch keine Chance zu Eins-gegen-Eins-Situationen gegen Andrea Barzagli oder Giorgio Chiellini, weil sich die Alte Dame nach hinten sehr stark zusammenzog.
Juventus‘ 5-3-2-Schirm
Die Dramaturgie der Partie änderte sich mit der ersten gelungenen Aktion der Bianconeri in der 17. Minute. Juventus war am rechten äußeren Eck der Roma-Hälfte mit einem Einwurf in Ballbesitz. Tevez gelangte im Strafraum an den Ball, konnte sich durch eine Drehung von De Rossi lösen, diesen durch eine geglückte Verzögerung ins Straucheln bringen und zu Vidal durchstecken, der zur Führung traf. Die Turiner kamen in der ersten halben Stunde nur einmal wirklich konsequent vor das Gehäuse der Roma, was allerdings vorerst genügte.
Viel wichtiger war die gestiegene Kompaktheit der Alten Dame. In einer 5-3-2-Defensivformation zog sich Juventus bei gegnerischem Ballbesitz stetig zurück und stellte sich als eine Art Dreieck auf, wobei Llorente und Tevez die Spitze bildeten. Beide liefen in höheren Räumen kurz die Ballbesitzenden an, ohne dabei wirklich intensiv zu werden. Beide Flügelspieler, Asamoah und Lichtsteiner, zogen sich nahezu auf eine Linie mit Chiellini, Bonucci und Barzagli zurück. Die Außenbahnen wurden bewusst freigelassen, sodass die Roma durchaus im Halbfeld auf die Flügel kombinieren konnte, aber vom Strafraum ferngehalten wurde. Die beiden Juventus-Dreiecke auf beiden Seiten behielten immer die Übersicht und hatten auch jeweils die Möglichkeiten gegen den Ballführenden, teilweise in Überzahl, anzulaufen. Der mittlere Dreierblock verschob gleichfalls auf die jeweilige Seite und verdichtete zusätzlich Räume, wodurch es für die Hauptstädter äußerst schwierig wurde, überhaupt zu gefährlichen Chancen zu gelangen.
Es ergaben sich zuweilen direkte Kombinationen über die Halbräume, wodurch einer der beiden römischen Außenverteidiger an der Seitenlinie eine Flankenmöglichkeit erhielt, aber die Luftpräsenz im Strafraum war nicht gegeben, sodass die Bemühungen der Roma zunehmend harmloser wurden und sich keine Durchschlagskraft entwickelte. Auch die Fluidität der ersten Spielminuten, wobei sich noch viele horizontale Rochaden bei der offensiven Dreierreihe oder gute Überladungsvorstöße der Achter entwickelten, ging verloren.
Zweite Halbzeit: Garcias kurzzeitiges 4-2-3-1
Juventus erhöhte kurz nach der Halbzeitpause auf 2:0. Bonucci konnte nach einer Freistoßflanke von Pirlo, der im zweiten Durchgang offensiv mehr Akzente setzte, einnetzen. Rudi Garcia reagierte wenig später und nahm den angeschlagenen Pjanic vom Platz, brachte dafür Mattia Destro. Der französische Trainer stellte auf 4-2-3-1 um und beorderte Totti oder Ljajic zeitweilig auf die Zehnerposition. Doch auch diagonale Läufe der Flügelspieler konnten von Juventus gut verteidigt werden. Die neue Aufgaben- und Raumaufteilung brachte der Roma keinen entscheidenden Vorteil. Zwei rote Karten in der 74. und 76. Minute gegen die Gäste (De Rossi und Castan) sowie der Elfmetertreffer von Mirko Vucinic entschieden die Partie endgültig.
Weitere Auffälligkeiten
An sich ist es eine Spezialität der Roma den Gegner zu ungünstigen Torabschlüssen zu bewegen. Häufig werden die Halbpositionen in der Nähe des eigenen Strafraums freigelassen, um dann gegen den Ballführenden in dieser Zone schlagartig zu pressen und eine rasche, zumeist überhastete Entscheidungsfindung zu erzwingen. Die normalen Defensivfallen funktionierten allerdings gegen Juventus nicht. Bei der Alten Dame wurden durch die beiden Achter die Außenbahnen gut überladen. Gleichzeitig konnte gerade Tevez in Folge von Ausweichbewegungen seine Mitspieler mit einbeziehen und Löcher reißen sowie nutzen.
Im Gegenzug bildeten die beiden nominellen Achter zusammen mit Pirlo einen kompakten Block, der die Roma aus mittigen Zonen und damit von der Möglichkeit in den Strafraum zu gelangen fernhielt. Die Römer pressten in der Anfangsphase sehr stark, setzten mit einigen Akteuren den Spielaufbau der Turiner unter Druck und konnten mehrere Ballgewinne in höheren Räumen erzielen. Juventus verhielt sich spätestens nach dem Führungstreffer konstanter passiv und hatte schlussendlich nur 41 Prozent Ballbesitz während der gesamten Partie. Man ermöglichte einerseits keine kombinativen Durchstöße der Roma und sicherte gegen Umschaltaktionen ab, womit die Gäste entwaffnet wurden.
Rudi Garcia: „Wir spielten sehr gut in der ersten Halbzeit und ich vergaß, dass wir auswärts beim Tabellenführer spielten, der normalerweise viel Ballbesitz hat und den Gegner in die eigenen Hälfte drängt.“
Es war die erste Niederlage für die Mannschaft von Rudi Garcia in dieser Saison und der Abstand zum Tabellenführer aus Piemont beträgt nun acht Punkte. Allerdings zeigte diese Partie im Juventus Stadium den aufstrebenden Männern vom Tiber auf, inwieweit noch Entwicklungspotential gegen eine sehr kompetent organisierte Mannschaft vorhanden ist.
5 Kommentare Alle anzeigen
CF 6. Januar 2014 um 23:11
Aber eigentlich hätte Roma ja das Potenzial gehabt Juventus zu schlagen aber was mir so ein bisschen gefehlt hat waren die Anpassungen an Juventus. Wenn man sich gut vorbereitet und entsprechend trainiert kann man die Mechanismen in der Defensive von Juventus erzwingen und somit durch auf diese Reaktion eingestellte Staffelung einen Vorteil erlangen. Ich finde es gibt bestimmte Muster die eigentlich von der Roma auf Grund ihrer Formation und ihrem Spielermaterial leichter als von andere Teams bespielt werden könnten. Da fehlte mir eine Erarbeitung und eintrainieren solcher Muster. Außerdem fand ich die Bewegungsmuster der Sechser und AV von Roma nicht gut genug an die Formation von Juventus angepasst. Sprich die Staffelung der Sechser und AV unterstützte die Kompaktheit von Juventus und förderte nicht das Spiel in der Offensive.
TW 6. Januar 2014 um 23:35
Das sehe ich ähnlich. Mir kommt die Roma in der Analyse auch zu gut weg. Bezeichned: Pässe 309-496 aus Sicht von Juve, aber im letzten Drittel nur 131-135 (http://www.fourfourtwo.com/statszone/21-2013/matches/717732/summary#tabs-wrapper-anchor). Und das trotz der tiefen Formation, die auf den Außen durchaus Ballkontakte im letzten Drittel zugelassen hat. Bei Torschüssen stand es am Ende 13-8 für Juve. Das stellt die angebliche Dominanz (siehe Paragraphenüberschrift) schon etwas in Frage.
„Dass außerdem die Raumaufteilung von Juventus in der Frühphase der Partie noch nicht vollends passte, konnte man gut erkennen, wenn die Roma den Spielaufbau über das mittlere Drittel hinweg mit kurzen Zuspielen aufzog,…“
Zumeist haben sich doch die IV und die drei zentralen Mittelfeldspieler vor der Formation von Juventus die Bälle zugespielt. Sobald ein Pass in die Formation von Juve kam, konnte durch gezieltes Herausrücken der Angriff unterbunden (auch mal durch Foul) oder sogar ein Ballgewinn erzielt werden. Es gab auch schon vor dem Tor aussichsreiche Konter von Juve nach solchen Ballgewinnen im Zentrum, auch wenn diese noch nicht abgeschlossen werden konnten. Unmittelbar vor dem Tor hatte Tevez bereits eine ähnlich gute Ballbehauptung und Weiterleitung. Nur dass auch hier kein Torschuss entstand.
„…um dann plötzlich beispielsweise Gervinho auf der Außenbahn zu suchen, wo dieser sich hinter den gegnerischen Flügelspieler schlich und gleichzeitig nicht vom Außenmann der Dreierkette attackiert wurde. “
Dem Freispielen von Gervinho ging meist eine diagonale Aktion von Dodo voraus. Die Pässe kamen meist nicht direkt aus dem Zentrum. Daraus entstand auch nur eine Chance mit einer Torwahrscheinlichkeit (ExpG) von unter 0,2 (https://twitter.com/11tegen11/status/420141585301381120/photo/1).
CE 6. Januar 2014 um 23:52
Dir kommt die Roma wirklich zu gut weg? Eigentlich sollten nur ein paar positive Ansätze und Aspekte vom Beginn der Partie herausgehoben werden. Ansonsten hat Juventus das so konsequent gespielt und organisiert, dass es wenig Möglichkeiten für die Roma gab, was vor allem am Beispiel Gervinho deutlich wurde, der im Vorfeld noch als größere Gefahr für Barzagli oder Chiellini galt.
CF 6. Januar 2014 um 23:59
Die. Raumaufteilung hat doch wirklich noch nicht so gut gepasst Offensive wie Defensive war die Raumaufteilung am Anfang eher schlecht. Offensiver Höhepunkt Aktion mit Bonucci verliert den Ball weil schlechte Raumaufteilung dem zu Folge leicht zupressen dann hat Totti den Ball spielt auf Adem der schießt Buffon an.
Gerade die Raumaufteilung der Dreier Kette mit Vidal, Pogba und Pirlo war am Anfang nicht gut. Schlecht verschoben zu früher herausrück Bewegungen, falsche Modi der Manndeckung zu lange verfolgt statt übergeben usw. Diese Räume könnte dann Adem nutzen oder auch Totti. Alles in alle fand ich die Raumaufteilung am Anfang nicht gut sie bekammen die Formation nur selten zu fassen so entstanden auch in paar Foul oder Ecken. Alles eine der Frage der Analyse des Gegners mit Guardiola passiert so etwas so gut wie nie.
TW 7. Januar 2014 um 01:14
Die wackelige Phase war aber eher kurz nach dem 1:0. Bis dahin hatte die Roma einen Torschuss von weit außerhalb (http://www.fourfourtwo.com/statszone/21-2013/matches/717732/team-stats/121/0_SHOT_01#tabs-wrapper-anchor) und ein Foul im Zwischenlinienraum (http://www.fourfourtwo.com/statszone/21-2013/matches/717732/team-stats/128/4_FOULS_01#tabs-wrapper-anchor). Die besagte Szene spielte sich irgendwann zwischen der 17. und 25. min ab. In der Zeit konnte die Roma auch drei Torschüsse generieren. Wie CF bereits gesagt hat, lagen diese Chancen aber eher an hohen Ballgewinnen im Pressing. Das Juve hohes Pressing auf die Dreierkette nicht mag, wissen wir ja noch aus dem CL-Viertelfinale letzte Saison :D.