Borussia Mönchengladbach – VfL Wolfsburg 2:2

Die letzte Bundesligabegegnung im Jahr 2013 bestritten zwei aufstrebende Teams, die von ihren eigenen Qualitäten überzeugt waren und den Gegner vor schwierige Aufgaben stellten. Am Ende trennten sich Borussia Mönchengladbach und der VfL Wolfsburg mit je zwei Toren unentschieden.

Grundausrichtung

Lucien Favre vertraute wie bereits die komplette Hinrunde auf seine 4-4-2-/4-2-2-2-/4-2-4-Grundformation. Max Kruse und Raffael sollten wieder vertikal wie horizontal Lücken reißen und Räume besetzen. Juan Arango und Patrick Herrmann rochierten bei der Besetzung der Flügel und hatten beide den Hang ins Zentrum zu ziehen. Die Doppelsechs mit Granit Xhaka und Christoph Kramer betrieb erneut Arbeitsteilung im Abkippen und Aufrücken. Beide beteiligten sich am Spielaufbau oder am Angriffspressing. Die beiden Außenverteidiger waren ihrerseits des Öfteren mit der Solobespielung der jeweiligen Seite konfrontiert.

Grundformation

Grundformation

Dieter Hecking hielt es seinerseits asymmetrischer und konzipierte in der 4-2-3-1-Formation in aller Regel einen breiteren und einen engeren Flügel, sodass die volle Breite nur durch einen situativ aufrückenden Außenverteidiger gegeben war. Dies lag natürlich in erster Linie an der freieren Rolle Diegos, der von der Seite aus eher ins Zentrum ging und das Zusammenspiel mit Maximilian Arnold suchte oder sich ganz bewusst vom Mittelfeld abtrennte, um direkte Zweikampfduelle zu forcieren. Defensiv ließ Hecking wieder die beiden stabilen Sechser Slobodan Medojevic und Luiz Gustavo auflaufen, die im mittleren Drittel für eine ansprechende Kompaktheit sorgten.

Gladbacher Linksfokus – Wolfsburgs Interesse

In der Anfangsphase der Partie versuchte der Gast aus Niedersachsen gezielt den Gladbacher Spielaufbau auf die linke Seite der Borussia zu leiten. Olic lief dazu beispielsweise Martin Stranzl oder auch Marc-Andre ter Stegen seitlich an, während sich Arnold als halbrechter Pressingspieler in der vordersten Reihe noch zurückhielt und sich zuweilen eher in Richtung Oscar Wendt orientierte. Da die Fohlen sowieso mit Vorliebe über die linke Seite kommen und dort Räume überladen, tendierte die Spielstruktur insgesamt in der ersten Viertelstunde auf diesen Flügel. Dafür war Diego auf der anderen Seite isolierter. Patrick Herrmann zog häufig in die Mitte und der Brasilianer zockte sogar einige Male gegen Julian Korb. Im Endeffekt sollten sich einfachere Eins-gegen-Eins-Situationen für Diego ergeben. Der Plan wurde dann aber verworfen und Diego ging auf die halbrechte Seite, während Daniel Caligiuri die linke Außenbahn konsequenter besetzte und dort versuchte ins Duell mit dem jungen Korb zu kommen.

Ein weiteres Mittel der Wolfsburger war das frontale Stranzl-Pressing, der zu unpräzisen Vertikalpässen und halbhohen Zuspielen ins Nirvana gezwungen werden sollte. Die beiden Abfangjäger im Zentrum – in persona Luiz Gustavo und Medojevic – antizipierten sehr gut die Bälle im mittleren Drittel. Normalerweise rücken die Gladbacher im Spielaufbau hoch auf, wodurch ein schnelles Umschalten infolge eines frühzeitig abgefangenen Balls aus der Innenverteidigung noch gefährlicher wurde. Allerdings konnte auch in diesem Punkt die gute Idee der Autostädter nicht in allzu viele zählbare Torabschlüsse umgemünzt werden. Ansonsten war auffällig, dass die Fohlen im Rückwärtsgang sehr kompakt mit ihrer letzten Linie standen und zusammenzogen sowie das Pressing der Kramer-Xhaka-Doppelsechs die Wolfsburger zu zahlreichen Fernschüssen zwang. Der VfL konnte gegen eine geordnete Gladbacher Abwehrreihe nur schwerlich Lücken für Schnittstellenpässe ausmachen oder die Akteure bewegten sich ballfern nicht optimal, gerieten dadurch in Deckungsschatten oder verschwanden aus dem Sichtfeld des Ballführenden. Torabschlüsse aus über zwanzig Metern waren eine Folge.

Variable Gastgeber

Im Vorwärtsgang präsentierten sich die Borussen von ihrer gewohnten Seite. Kontrollierter Spielaufbau und Versuche das Mittelfeld rasch zu überbrücken prägten das Bild. Die vier vorderen Spieler bewegten sich, rotierten, überluden Zonen, ließen Räume verwaist. Max Kruse fiel wieder häufiger tief, Raffael oder Herrmann überliefen ihn und er versuchte sie durch die Schnittstellen zu bedienen. Raffael war in der ersten Hälfte auffällig oft im rechten Halbraum zu finden und suchte beispielsweise Zweikampfsituationen mit Rodriguez. In der ersten Halbzeit tauschten dann zusätzlich Herrmann und Arango die Seiten, wobei sich Ersterer über die Diego-Ochs-Seite in einigen Umschaltsituationen gut in Freiräume bewegte und Chancen einleitete. Mit den beiden inversen Außenbahnspielern wurde natürlich der ständige Zug nach innen nicht verloren. Gerade Wendt füllte mit gutem und selbstbewusstem Laufspiel dafür die Breite auf.

Sofern die Gastgeber die ersten Linien überspielen konnten, wurde es in vielen Fällen gefährlich. Gerade wenn Medojevic und Gustavo nicht optimal gegen den Ball standen, wurden Lücken in der letzten Reihe der Wolfsburger deutlich, die immer wieder ein Eindringen in den Sechzehnmeterraum ermöglichten. Zudem schienen die Wolfsburger Spielaufbauer in manchen Szenen wie eine getriebene Herde. Zu Kruse und Raffael gesellte sich einige Male einer der beiden nominellen Sechser hinzu, sodass ein breiteres Dreimannband entstand, dass die beiden gegnerischen Sechser gut in den Deckungsschatten stellte und zugleich Naldo sowie Robin Knoche attackierten beziehungsweise auf antizipierbare Zuspiele lauerten.

Offenheit in der zweiten Halbzeit

Die zweite Hälfte knüpfte weitestgehend an den ersten Durchgang an. Luiz Gustavo schaltete sich noch stärker als abkippender Mann in den Spielaufbau ein, während Gladbach situativ passiver blieb und zum Beispiel Naldo bei Vorstößen zuerst freiließ, um dann mit Blitzpressing den Versuch einer Balleroberung zu unternehmen. Diese Versuche waren aber nicht von Erfolg gekrönt. Die Dramaturgie des Spiels änderte sich unweigerlich durch die Treffer in den ersten zwanzig Minuten der zweiten Halbzeit. Der VfL Wolfsburg ging durch Diego in Führung. Der Brasilianer rückte insgesamt verstärkter ins Zentrum und Ochs nahm die Außenposition in der Linie ein. In der 53. Minute verhielt sich Gladbach ungeordnet und ließ eine Flanke von Rodriguez durch den Strafraum rutschen, die Diego abschließen konnte. Dies war nicht unbedingt untypisch für die Fohlen. Die Außenverteidiger agierten einige Male passiv und orientierten sich selbst bei längeren Seitenwechseln eher an dem Raum zum Tor und ermöglichten den Wolfsburgern unbedrängte Ballannahmen.

Der Ausgleich der Gladbacher in der 59. Minute veranschaulichte einmal mehr, wie die fluide Offensive im kombinativen Zusammenspiel wirken kann. In diesem Fall waren es die beiden beweglichen Neuner. Kruse konnte den Ball im Mittelfeld gut auf Raffael weiterleiten und dieser zog in Richtung Herrmann, der halbrechts am Strafraum stand und im entscheidenden Moment kurz Rodriguez blockierte und dadurch Raffael den Abschluss vereinfachte. Wenig später folgte der Freistoßführungstreffer durch Arango, infolgedessen Wolfsburg die Kompaktheit mehr und mehr aufgab. Hecking wechselte Ivan Perisic für Medojevic ein, wodurch in der Formation eher ein 4-1-4-1 entstand und die Wolfsburger verstärkter defensiv riskant spielten. Mönchengladbach kam selbst durch gutes kombinatives Spiel zu zahlreichen Torchancen, nutzte im Endeffekt die geöffneten Räume zu guten Läufen und Lochpässen aus. In dieser Phase schraubte Kramer sein Effizienzlevel nochmals hoch. Der 22-Jährige unternahm viele vertikale Wege, besetzte auch offensiv mehr Räume und agierte zuweilen überlegt im Schatten der Offensivkräfte. Drei Punkte sollten den Hausherren allerdings nicht vergönnt sein. Eine nicht konsequent verteidigte Situation in der 85. Minute, wo der aufgerückte Luiz Gustavo kurz vor dem Fünfmeterraum an den Ball kam, endete mit einem Treffer von Bas Dost und finalisierte die Punkteteilung.

Fazit

Die Spitzenpartie des letzten Hinrundenspieltags hielt das, was sie im Vorfeld versprach. Beide Mannschaften hatten einen klaren konstruktiven wie destruktiven Plan und versuchten jeweils den Gegenüber auszuhebeln. Mönchengladbach, die einmal mehr vor allem viel Zirkulation im ersten und letzten Drittel hatten, haben gerade in der Offensive mittlerweile sehr starke gruppentaktische Elemente integriert, die jedem Gegner Schwierigkeiten bereiten können.

Der VfL Wolfsburg versuchte seinerseits die individuelle Qualität im Agieren mit dem Ball richtig einzusetzen, was durch temporäre Inkonsequenz der Gladbacher auch manchmal gelang. Gegen eine geordnete Abwehrreihe war für die Niedersachsen aber selten ein Durchkommen. Trotzdem wurden Fernschüsse übertrieben häufig genutzt, wenngleich Ter Stegen nicht immer sicher wirkte. Die beiden Sechser stabilisierten auf der anderen Seite wieder die Mannschaft. Insgesamt war die Partie auch statistisch äußerst ausgeglichen und beide Teams offenbarten ihre aktuellen Stärken und Schwächen.

CF 22. Dezember 2013 um 23:20

Die Gladbacher haben in der offensive sehr einfach und häufig auftretende Strukturen oder sagt man da lieber Staffelung ich meine damit das die Anordnung der Spieler auf dem Feld oft ähnlich sind oder es verscheiden Anordnungen gibt die öfters auftreten. Diese sind einfacher zu pressen, da sie nicht so variabel sind wie z.B die von Bayern. Interessant ist es immer wie die gegnerischen Teams diese Strukutr pressen oder probieren diese an der entfaltung zu hindern. Dortmund,Nürnberg, Wolfsburg und Bayern hatten da z.B ziemlich unterschiedliche Ansätze obwohl Wolfsburgs und Bayerns Ansätze ähnlich waren.
Dies wäre nocht interessant gewesen. Da es oft spiel entscheidend ist. Außerdem haben die einzelnen Teams auch unterschiedliche Wege die Bewegungsmuster von Kruse und Raffael zu pressen. Welche auch immer sehr interessant sind für das Spiel. Gerade Hecking ist da ja auch immer sehr kreativ.
Aber ansonsten ein Super Artikel.

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JM 22. Dezember 2013 um 20:18

Boah könntest du bitte die Farben im Bild ändern? Bekomme Augenkrebs^^

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CE 22. Dezember 2013 um 20:42

Unter dem Motto Leserfreundlichkeit habe ich nochmal die Farben angepasst. Jetzt erwarte ich aber Zufriedenheit 😉

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