Türchen 20: Julian Draxler

Hinter Türchen 20 versteckt sich ein Spieler, der nicht nur von vielen Beobachtern, sondern auch offensichtlich von sich selbst falsch eingeschätzt wird.

Schalkes neuer Zehner – Schalkes neuer Spielmacher?

Nach seinem rasanten Aufstieg und seiner schnellen Etablierung wurde der 19-Jährige nicht nur vom Schalker Umfeld schnell als der Heilsbringer schlechthin für den S04 gesehen. Mannschaftsrat, Trikot mit der Nummer Zehn. Ganz klar: Das muss doch der neue Spielmacher der Königsblauen werden.

Julian Draxlers Lieblingsposition ist die Zehn. Daraus macht er seit Jahren keinen Hehl. Dennoch wird er eher selten dort eingesetzt und kommt stattdessen in der Regel über den linken Flügel. Doch warum kommt der zweifelsohne hochtalentierte Fußballer so selten auf seiner Wunschposition zum Einsatz?

Schauen wir uns dafür doch einmal seine Stärken und Schwächen an. Draxler verfügt über eine gute Technik, einen guten Schuss, ist schnell und hat einige hübsche Tricks drauf, die für Verwirrung sorgen können. Sein größtes Defizit ist nicht – wie viele fälschlicherweise denken – die Arbeit in der Defensive. Vielmehr ist es  seine Entscheidungsfindung, die die Balance des Schalker Spiels hier und da negativ beeinflusst. Mal erfolgt der Abschluss zu früh, mal geht er zu überambitioniert ins Dribbling. All dies kann natürlich auf der Außenbahn und auf der Zehn passieren, hat jedoch unterschiedliche Auswirkungen.

Verliert er den Ball im Zehnerraum, befinden sich in der Regel deutlich mehr Spieler in der Aufrückbewegung, zudem ist der Weg zum eigenen Tor kürzer als von der Außenbahn. Der Grund für die eher unstrategische Spielweise Draxlers liegt wohl an seinem Spielercharakter.

Draxler ist ein sehr direkter Spieler, sucht also immer möglichst schnell den Weg zum Tor. Er versucht durch seine Dynamik und Technik selbst zum Abschluss zu kommen, Distanzschüsse stechen hier ebenso hervor wie Doppelpässe, bei denen er mit Tempo in den Strafraum geht.

Ich denke, dass es besser für meine Entwicklung und auch für die Mannschaft ist, wenn ich auf der Zehn spiele.

Draxler im Trainingslager vor der Saison

Was das letzte Drittel angeht, ist Draxler also durchaus ein starker Spieler, der eine Menge Durchschlagskraft für sein Team mitbringt. Diese kann er jedoch nicht besonders konstant entfalten, schon gar nicht, wenn er auf der Zehn spielt.

Verloren in Engen

Als Zehner ist es von Vorteil, wenn man sich in engen Situationen gut zurechtfindet. Bei Draxler ist dies – bis auf einige Ausnahmen, in denen er geniale Dinge macht – normalerweise nicht der Fall. Mit seinen langen Beinen und seiner nicht besonders guten Übersicht wirkt Draxler im überfüllten Zentrum oft verloren. Gerade gegen tief stehende Gegner, die die Vertikalabstände zudem noch eng halten, tut sich Draxler schwer damit, sich anspielbar zu machen.

Zu häufig verbleibt er im Deckungsschatten der Gegner. Kommt er so nicht ins Spiel, bietet er sich vermehrt auf den Flügeln an. Hier kommt ihm seine Dynamik zugute, wodurch er schnell auf einer der beiden Außenbahnen eine Überladung herstellen kann. Teilweise holt sich Draxler die Bälle als Zehner auch im Sechserraum ab, um mehr Kontakte zu sammeln und „ins Spiel zu kommen“. Dies ist meistens jedoch eher kontraproduktiv, da sein Passspiel nicht besonders gut ausbalanciert ist.

Es ist zwar keineswegs übermäßig riskant oder gar unsauber. Vielmehr wählt er einfach zu oft den falschen Pass im falschen Moment. Ein klassisches Beispiel dafür ist das zu frühe oder zu späte Auflösen von Engen. Manchmal ist es wichtig, die Enge zu bespielen, um den Gegner anzulocken. Hier wählt Draxler zu oft die frühzeitige Verlagerung, das Anlocken schlägt fehl und Schalke gewinnt weder Raum noch Überzahl. Umgekehrt ist ebenfalls häufig zu sehen, dass Draxler einmal zu oft in die Enge hereinspielt und den richtigen Moment zur Verlagerung verpasst. Dies fällt in der Regel nicht auf, weil die Pässe ja trotzdem ankommen. Bei Verlagerungen heißt es dann sogar schnell  mal „Wow, Übersicht. So muss das ein Zehner machen“, im Endeffekt stört er damit jedoch den Rhythmus der Partie.

Besser aufgehoben auf dem Flügel

All die genannten Faktoren machen Julian Draxler nicht zu einem Zehner oder gar einem schlechten Fußballer. Er ist nur als Zehner unpassend für ein Team wie Schalke. Wieso? Schalke ist gegen so gut wie jede Bundesligamannschaft Favorit und wird dementsprechend oft in die Rolle der Mannschaft mit mehr Ballbesitz gedrängt. Hier entstehen dank der oft eher tiefen und kompakten Stellung der Gegner permanent Engen, in denen Draxler sich nicht wohl fühlt.

Auf dem Flügel hingegen gibt es etwas mehr Raum. Gerade nach Spielverlagerungen bekommt Draxler die Sekunde, die braucht, um den Ball zu verarbeiten und Tempo aufzunehmen. Bei Angriffen über die bevorzugte rechte Schalker Seite kann Draxler seine Abschlussqualitäten am langen Pfosten oder im Rückraum zudem besser einbringen als auf der Zehn. Dort flüchtet er nämlich wie gesagt zu oft im Angriffsverlauf auf die Angriffsseite und hilft beim Einleiten der Hereingabe, ergo kann er schlecht im Zentrum sein und Bälle verwerten.

Ein weiterer simpler Grund für Draxlers Positionierung auf dem linken Flügel ist ein anderes Schalker Eigengewächs. Max Meyer wird gerade zu dem, was Julian Draxler in den Augen vieler Fans/Verantwortlicher werden sollte. Der junge Meyer ist extrem pressingresistent und hat im Gegensatz zu Draxler ein fast schon unfassbares Timing bei Pässen und ein gutes Gespür für den Raum. Er ist beweglicher und in seinen Bewegungen weniger vorhersehbar als Draxler, der über seine Dynamik kommt. In diesem Punkt bietet sich übrigens sehr gut der C.Ronaldo-Messi-Vergleich an.

Julian Draxler sollte sich mit der Rolle auf dem Flügel nicht nur abfinden. Er sollte sich mit ihr anfreunden, denn aktuell gibt es keine passendere Rolle für ihn als auf der linken Außenbahn. Seine Schnelligkeit, Robustheit und Abschlussstärke kann er hier am besten einsetzen, zudem fallen seine Schwächen hier kaum ins Gewicht. Während er als Linksaußen definitiv das Potenzial zu einem internationalen Topstar besitzt, sieht es auf der Zehn (noch) anders aus.

rb 15. Februar 2017 um 09:23

ich verfolge draxlers guten lauf bei psg ja nur aus der zeitung, aber da der unterschied zur wolfsburger zeit so gravierend ist, meine frage: beschreibt dieser artikel, warum es bei der einbindung in wob nicht lief und bei der einbindung bei psg sehr gut läuft?

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CHR4 16. Februar 2017 um 02:03

Ich sehe Draxler gerne, darum bin ich zum einen froh, dass es wieder bei ihm läuft – auf der anderen Seite aber traurig, da ich ihn in Frankreich jetzt seltener sehe.
Am besten beschreibt es wohl das Wort MOTIVATIONSPROBLEM! Da sind einige Dinge schief gelaufen … – ich halte das bewußt neutral, weil ich mir da von beiden Seiten ein anderes Verhalten wünschen würde …

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Koom 16. Februar 2017 um 09:09

Würde auch primär sagen: Motivationsproblem. Vermutlich nicht nur, weil es macht sicherlich auch mehr Spaß, mit so starken, präsenten Fußballern wie Veratti, Motta, Thiago und Cavani & Co. zu kicken. Gerade in Sachen Spielaufbau ist das doch ne sehr andere Hausnummer als wie bei Wolfsburg.

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Guergen 21. Dezember 2013 um 01:46

Ich habe den Eindruck, dass man in Deutschland die offensiven Außenpositionen immer noch unterschätzt und den „Zehner“ überbewertet. Die „Außenstürmer“ gab es immerhin, gerade im deutschen Fußball, jahrelang gar nicht. Seit Ribery und Robben in der Bundesliga, später dann noch Reus u. Co. hat sich das etwas geändert, aber ich kann mich noch gut daran erinnern, dass auch bei Deisler immer wieder gefordert wurde er müsse auf die „Zehn“ und sei zu wertvoll für die Außenbahn. Auch Ribery wollte man, besonders in Deutschland, jahrelang in die Zentrale schreiben, um den „neuen Zidane“ zu habe. Dazu gibt es noch deutlich mehr Beispiele.

Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Einstellung noch in den Köpfen der Fans, der Medien und auch Draxlers selbst zu finden ist.

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Strafraumautist 21. Dezember 2013 um 02:37

Ich denke, das ist Überbleibsel des Helden und Führungspieler Denkens in Deutschland: Es soll einen geben, an dem das Wesen des Spiels genesen kann. Der 10ner sollte ja nicht nur Takt und Vorlagengeber, sondern auch Boss und Typ sein. Löws Ansatz der flachen Hierarchie ist ebenso ein Ausdruck des umdenkend, wie es der Erfolg von spielverlagerung.de ist.

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Razor 21. Dezember 2013 um 14:04

Diesen Eindruck teile ich auch. Die nominelle Position eines Spielers wird arg überbewertet. Ich denke, dass es wichtiger ist zu beurteilen WIE gewissen Positionen innerhalb eines Systems interpretiert werden. Außerdem ergibt sich mir (vor allem in den Medien) ständig der Eindruck, dass zentrale Positionen (ohne etwaige andere Umstände zu berücksichtigen) wichtiger sind als Außenpositionen. Der Zehner (=Spielmacher) ist wichtiger als die Außenstürmer etc.

Draxler ist da ein ganz gutes Beispiel für. Praktisch alle Teams in der Bundesliga agieren ungemein kompakt im Defensivverhalten. Warum also einen Spieler in die Mitte stellen, der suboptimal agiert in permanenten Engen. Draxler ist auf den Außen ganz gut aufgehoben.

Nur noch ein kurzes Wort zu Meyer. Wahnsinn wie geil der Kerl die Ballzirkulation hochhalten kann in so engen Räumen. 😀

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ES 26. Dezember 2013 um 00:54

Ich glaube nicht, dass das Renommee der 10 im Vergleich zum Aussenstürmer bei Draxler selbst eine große Rolle spielt. Dafür ist er zu klug (und er kann daher seine Eitelkeit, die sicherlich vorhanden ist, kritisch hinterfragen). Nein, ich glaube, er ist wirklich davon überzeugt, dass es das Beste für ihn und seinen Verein Schalke ist, wenn er auf der 10 spielt. Warum ist das so? Ich glaube, weil er ein Spieler ist, der sich als Akteur und Ausgangspunkt für die offensiv hochwertigen Situationen sieht, nicht als deren Bestandteil oder Durchlaufstation. Nach dem Motto: der Ball kommt irgendwann zu mir und ich leite dann eine tolle Offensivaktion durch eine Einzelaktion, einen genialen Pass oder den Start einer Kombination ein. Er sieht sich von der Spielanlage weniger als Teil eines strategischen Ganzen, eines Flusses von Abläufen an (so würde sich Max Meyer sehen, wenn er sich analysieren könnte), sondern als zentraler Knotenpunkt. Draxler leitet oft Aktionen ein, er nimmt aber auch oft den Schwung aus entstehenden Aktionen und beendet sie. Und das Missverständnis ist, dass Draxler die Rolle des 10ers so sieht. Dass früher oder später der Ball zum 10 er kommt und er startet dann die geniale Aktion. Den 10er gibt es aber im heutigen engen 10er-Raum so nicht mehr. Sorry, habe mich etwas kompliziert ausgedrückt, und vielleicht nur das wiedergegeben, was schon im Artikel steht, wollt nur sagen dass die Wunschposition Draxlers aus dem Missverständnis über diese Wunschposition und nicht aus Eitelkeit oder Renomeesucht kommt (zumindest nicht erstrangig).

Was mich interessiert ist Folgendes:
1) In der Tat hat Draxler manchmal geniale Momente, wo er geniale Entscheidungen in engen Räumen und knapper Zeit trifft. Kann man hier noch die Frequenz erhöhen? Warum kann er das manchmal und so oft nicht?
2) Du hast selbst vom Messie/Ronaldo-Vergleich gesprochen. Wenn kurz gefasst Meyer eher in den ballbesitzorientierten Fussball passt, Draxler aber eher der Kontstürmer ist, der Raum und Zeit brauch, wie soll dann die Spielphilosophie von Schalke aussehen, die ja wohl sinnvollerweise auf den beiden genialen Eigengewächsen aufgebaut sein sollte? (Mal vorausgesetzt, Schalke hätte einen Trainer, der diese Nuss knacken und das auch umsetzen könnte)

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Schorsch 31. Dezember 2013 um 00:54

Etwas böswillig könnte man sagen, da Draxler ohnehin in Kürze (nach der WM?) Schalke verlassen wird, sollte man sich auf das Potential konzentrieren, das Meyer bietet. 😉

Aber macht es überhaupt Sinn, die Spielausrichtung einer Mannschaft auf den Fähigkeiten eines einzelnen Spielers aufzubauen? Meyer ist 18 oder 19, soweit ich weiß. Der wird noch einige Tritte abbekommen, sich verletzen und ausfallen. Gegnerische Mannschaften werden sich taktisch schon etwas einfallen lassen, um ihn aus dem Spiel zu nehmen, so schwer dies sein mag. Was macht Schalke denn dann? Gibt es einen annähernd adäquaten back up?
Ich bin der Überzeugung, S04 muss pragmatischer an die Sache heran gehen. Kurz-, mittel- und langfristig planen (sofern dies in Gelsenkirchen überhaupt möglich ist).

Mir ist aufgefallen, dass Schalke mit der Rückkehr Farfans wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden hat (ok, etwas übertrieben ausgedrückt). Farfan ist ein klasse Konterspieler. Schnell und abschlussstark. Wenn man nun auf der linken Offensivseite mit Draxler einen Spielertyp hat, der seine Stärken (auch) im Tempodribbling hat, wieso nutzt man dies nicht im Sinne eines Konterfußballs à la Leverkusen? Ich bin zwar auch der Meinung, dass Bayer an einem Punkt ist, an dem man sich spielerisch weiterentwickeln muss. Aber dort wo Leverkusen ist, befindet sich Schalke noch lange nicht. Und die Frage ist, ob man für einen ballbesitzorientierten Fußball überhaupt die richtigen Spieler hat.

Also warum nicht gänzlich ohne 10 spielen? Auch in einem solchen System wird sich eine adäquate Position für einen Meyer finden. Ein 4-3-3 defensiv, den zentralen 6er etwas zurückgezogen und den zentralen Stürmer etwas vorgezogen, also als 4-1-2-2-1 interpretiert – ich denke, dafür hätte Schalke die Spieler und Draxler könnte seine Stärken voll ausspielen. Wohin er und Meyer sich dann im Laufe der nächsten 3, 4 Jahre sich dann am besten entwickeln, hängt auch davon ab, ob sie bei Schalke bleiben und wie sich die spielerische Weiterentwicklung der gesamten Mannschaft gestaltet.

Ohne Keller-bashing betreiben zu wollen, traue ich ihm eine entsprechende Entwicklung der Mannschaft nicht zu.

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mrb 31. Dezember 2013 um 10:04

Draxler fährt zur WM?

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chicago_bastard 31. Dezember 2013 um 13:27

Na hoffentlich.

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blub 31. Dezember 2013 um 14:57

Aber bitte anstatt Schürrle nicht zusätzlich(oder andersrum, is mir eigentlich egal). Ein eindimensonaler Konterstürmer reicht für ienen 23 Mann-kader.

ES 1. Januar 2014 um 12:32

Ob Draxler mit zur WM fährt, ist mir eigentlich egal. Aber ich würde Draxler nicht als eindimensionalen Konterstürmer bezeichnen (und Schürrle auch nicht unbedingt). Ich glaube auch nicht, dass das das Fazit des Artikels ist. Vielmehr habe ich gelesen, dass es Draxler für die Rolle der 10 zu häufig an der richtigen Entscheidungsfindung und an den richtigen Bewegungen im Raum mangelt (was meiner Beobachtung nach übrigens auch ein Nachteil für den Linksaussen ist, aber o.k.: da mag es nicht so schlimm sein). Aber mein Gott, der Kerl ist 20, der wird noch lernen.

Übrigens: Ihn an dem Punkt mit Meyer zu vergleichen ist extrem naheliegend und bietet sich an, weil sie ja beide um die gleiche Position in der gleichen Mannschaft „kämpfen“. Aber ist auch gleichzeitig ein bisschen unfair. Was der Meyer schon an strategischer und taktischer Weisheit mitbringt ist sensationell. Kennt eigentlich jemand einen Spieler, der als 18-jähriger in der Beziehung schon so weit war? Vielleicht Franz Beckenbauer?

Schorsch 1. Januar 2014 um 23:28

@ES

Ich glaube, der Hinweis auf das Alter Draxlers ist absolut richtig. Bestimmte Anlagen und daraus resultierende Stärken sind vorhanden (immerhin in einem Maße, die ihn zum Nationalspieler machen, der in der CL spielt), die Entwicklung kann aber immer noch in die eine oder andere Richtung gehen. Die Frage ist m.A.n. vielmehr, auf welcher Position er z.Zt. am besten mit seinen Stärken zur Geltung kommt.

Das gilt sicherlich dann aber auch für Meyer, der ja noch 2 Jahre jünger ist. Was seine ’strategische und taktische Weisheit‘ anbelangt, so sehe ich ihn zu selten spielen, um mir da ein Urteil erlauben zu dürfen. Aber den jungen Beckenbauer unter Trainer Cajkovski habe ich öfters spielen sehen und war (soweit ich als ganz junger Bursche dazu überhaupt in der Lage war) von seiner Fähigkeit beeeindruckt, ein Spiel ‚lesen‘ zu können (wie man es heute ausdrücken würde). Ähnlich schätze ich es bei Bobby Charlton und Zico ein. Betrachtet man die taktischen Fähigkeiten und die individuelle technische Klasse, so waren Maradona und vor allem Pelé schon mit 16, 17 überragend (und für ihre jeweiligen Mannschaften quasi nicht zu ersetzen).

Die genannten Spieler sind sicherlich hohe Hausnummern. Ob Meyer solchen Maßstäben gerecht werden kann, wird die Zukunft zeigen. Hängt nicht unwesentlich auch von der Mannschaft ab, in der er spielen wird. Meyer ist ein sehr großes Talent. In welche Richtung er sich entwickeln wird und welche Position für ihn die geeignetste sein wird, kann man wohl erst in 2, 3 Jahren sagen. Bei Götze ist es auch nicht anders (wobei ich jetzt nicht die strategischen und taktischen Fähigkeiten meine).

Schorsch 1. Januar 2014 um 13:16

Das hatte ich so nicht unbedingt gemeint; war vielleicht etwas missverständlich ausgedrückt. Vielmehr wollte ich sagen, dass wenn Draxler wechseln sollte er dies zur neuen Saison tun würde. Was ja nach der WM wäre. Eine WM ist auch immer mehr zu einem ‚Schaulaufen‘ von Spielern geworden. Die Großclubs schauen sehr genau hin, wer sich ‚anbietet‘. Entscheidungen fallen oft erst nach der WM, ob ein Spieler A verpflichtet wird (der bei der WM gespielt hat), oder doch ein Spieler B, den man im Fokus hat, welcher aber nicht bei der WM dabei war.
Bei Draxler hinsichtlich eines Wechsels m.A.n. gleich, ob er mit nach Brasilien fährt oder nicht.

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Andi 20. Dezember 2013 um 18:57

“ Schauen wir uns dafür doch einmal seine Stärken und Schwächen an. Draxler verfügt über eine gute Technik, einen guten Schuss, ist schnell und hat einige hübsche Tricks drauf, die für Verwirrung sorgen können….

…als Zehner ist es von Vorteil, wenn man sich in engen Situationen gut zurechtfindet. Bei Draxler ist dies – bis auf einige Ausnahmen, in denen er geniale Dinge macht – normalerweise nicht der Fall. Mit seinen langen Beinen und seiner nicht besonders guten Übersicht wirkt Draxler im überfüllten Zentrum oft verloren…
…er sollte sich mit ihr anfreunden, denn aktuell gibt es keine passendere Rolle für ihn als auf der linken Außenbahn. Seine Schnelligkeit, Robustheit und Abschlussstärke kann er hier am besten einsetzen…“

Sorry, aber ich kann da eine gewisse negative Grundhaltung ausmachen. Draxlers Technik ist nicht nur gut, sondern sehr gut ! Auch bietet er mehr als nur “ einige hübsche Tricks „.
Gehört auf jeden Fall zu den besten Technikern der Liga, zu den besten Dribblern sowieso ( statistisch drittbester Dribbler in Europa ! )
Daher fällt es mir auch schwer bei ihm eine ausgesprochene Schwäche in engen Räumen auszumachen. Im Gegenteil, ich sehe bei ihm so gut wie nie technische Fehler im Zentrum.
Das wird mir ein wenig zu sehr betont. Er hat halt mehr als nur “ Schnelligkeit, Robustheit und Abschlussstärke…“
Er ist mit Götze und Meyer der vielleicht beste deutsche Techniker. Das er noch Schwierigkeiten mit der Entscheidungsfindung hat, sehe ich auch so, aber das ist nichts , was er nicht noch besser machen könnte.
Ihm deshalb die Fähigkeit eines 10 ers abzusprechen finde ich den falschen Ansatz.

Man sollte sich lieber freuen, das man mit Draxler jemanden hat, der als LOM mehr zu bieten hat, als nur Geschwindigkeit und Torgefahr, wie z.b. Reus, Schürrle und Podolski.
Mit Özil und /oder Götze im Zentrum, könnte er eine weitere kreative, spielmachende Kraft auf dem Flügel sein und so das Ballbesitz orientierte Spiel der N11 weiter festigen…

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RM 20. Dezember 2013 um 19:01

Würdest du Cristiano Ronaldo auch auf die Zehn stellen? Der ist auch technisch super, blablabla, kann alles, wissen wir ja, aber trotzdem kein Zehner. Draxler ist für mich auch so ein Typ.

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Rasengrün 21. Dezember 2013 um 02:36

Die wirkliche Frage ist doch eher was für einen Zehner Draxler geben könnte und welche Unterart auf Schalke ins Biotop passt. Ich denke bei ihm gelegentlich mal an Möller, jedenfalls eher als an Ronaldo. Ob nun Zehner oder LOM, alles Mäntel, die hier zwacken, dort zu kurz sind und an anderer Stelle rumschlackern. Vielleicht wirklich höchste Zeit, dass er sich auf eine Position fokussiert oder auf einen Trainer trifft, der ihn schärfer formt. Besser beides, natürlich.

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Kinglui 20. Dezember 2013 um 11:41

Sehr interessanter Artikel. Ich sehe Draxler mit seinen Stärken und Schwächen ganz ähnlich.

Als Dortmunder erinnert mich dies dabei sehr stark an die Diskussion um Mkhitaryan, die seit einigen Monaten geführt wird. Beim Lesen des Draxler-Artikels springen einem einige Parallelen sprichwörtlich ins Auge. Seine größte Stärke ist ebenfalls das Tempo-Dribbling, in der Entscheidungsfindung (Dribbling, (Direkt)pass oder Abschluss) ist er oftmals noch relativ unglücklich und der BVB spielt noch mehr als die Schalker fast ausschließlich gegen sehr tiefstehende Gegner. Wäre aus eurer Sicht daher auch bei Mkhitaryan ein Einsatz auf dem Flügel einen Versuch wert oder gibt es andere entscheidende Faktoren die dagegen sprechen (neben der Tatsache natürlich, dass der BVB für die 10 keine direkte, passendere Alternative hat)?

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Maturin 20. Dezember 2013 um 12:51

Für den Flügel halte ich Mkhitaryan nicht als geeignet. Seine Dribblings sind ehr dann gut, wenn er mit Dynamik grosse Räume anlaufen und überbrücken kann, im begrentzten Raum auf dem Flügel fehlt ihm im 1:1 denke ich die kreativität im Dribbling um effektiv zu sein.

Auch finde ich, dass er potenziell stark in engen Räumen ist, da ich seine Technik und Beweglichkeit für gut genug halte. Da denke ich ehr, dass man an der Abstimmung und Anbindung des ganzen Mittelfelds arbeiten muss. Das Passspiel ist momentan nicht sehr kreativ, und bei langsamen Umschalten fehlt da Gündogan extrem, aber potenziell mit guten Automatismen kann ich mir vorstellen das extrem schnelle Kombinationen entstehen können.

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Schlicke 20. Dezember 2013 um 13:58

Persönlich erwarte ich mir auch ungemein viel aus der Kombination Gündogan/Mkhitaryan. Bisher haben die beiden ja aufgrund der Verletzung von Micky in der Vorbereitung und der von Gündogan zu Beginn der Saison fast nie zusammen auf dem Platz gestanden.
Zudem habe ich das Gefühl, dass der BVB sich in Vorbereitung und in den spärlichen Trainingsphasen der Saison eher auf das Eintrainieren defensiver Abläufe konzentriert hat, da man letzte Saison zu viele Gegentore bekam und Micky sich daher häufig auf seine Intuition verlassen muss. Klopp hat auch schon erwähnt, dass er seine Entscheidungsfindung noch nicht optimal findet, er manchmal zu riskant spielt und zu häufig das Dribbling sucht und sprichwörtlich mit dem Kopf durch die Wand will. Er ist aber kein Fremdkörper mehr wie vereinzelt in Spielen zu Beginn der Saison und sein Potenzial ist immens. Schnelligkeit, Abschluss, Fähigkeit zum direkten Spiel, Aufopferungsbereitschaft in der Defensive, das alles ist vorhanden, es fehlen nur noch ein paar Prozent. Ein knappes halbes Jahr nach einem Wechsel aus der ukrainischen Liga bisher doch sehr ordentlich.

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Karsten 20. Dezember 2013 um 09:32

Starker Artikel, danke!

Zu Meyer: Er ist natürlich sehr Pressingresistent, allerdings habe ich oft das Gefühl, dass er nach einer kniffligen Situation zu Flüchtigkeitsfehlern neigt. Er wieder- und übersteht großen Druck, trifft anschließend aber eine krass falsche Entscheidung. Heftigstes Beispiel dafür wäre der eklatant schlechte Pass auf Neustädter, der zum Gegentor im Spiel gegen Bremen führte.

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scharf 20. Dezember 2013 um 14:18

Wie alt ist er?

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MR 20. Dezember 2013 um 19:08

Das ist ja ein häufiger psychologischer Fehlschluss: Hab ne geile Aktion gemacht – Arbeit getan – Ball abgeben.

Meyer müsst mal wer erklären, wie krass er ist und dass er das Spiel einfach zerstören muss. Der ist ja auch noch unpräsent, weil er irgendwie denkt, er soll nur im

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blub 20. Dezember 2013 um 04:01

Sieh mal einer an. Ich sehe das exakt wie PP, und die schalker die ich kenne sehen das immer anders(nagut, die wolln auch immer Jones haben ;))

Draxler ist technisch stark im Prinzip überall, aber die Tempodribblings sind das was er am besten kann, die Zeit in der man die von der 10 aus anbringen konnte sind denke ich vorbei. Vielleicht hat das in der Jugend noch geklappt?
Draxler könnte allenfalls eine art falsche Zehn werden, dass Tempo und Timing hat er im Prinzip.
Was seine Entwicklung in Puncto strategisches Passspiel angeht seh ich schwarz das er das von Keller lernt. (lasst das jetzt bitte nicht in kellerbashing ausarten). Wolln wir für ihn hoffen das sich da noch was tut.

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Maturin 20. Dezember 2013 um 12:44

Draxler als falsche Zehn könnte gehen, aber dazu fehlen dann momentan die Mitspieler, sowohl eine kreative, vertikale 6 als auch ein passender Stürmer. Aber eventuell könnte man den zweiten Punkt ja mit einer Kombination Meyer/ Draxler abdecken. Das könnte im Zentrum relativ unberechenbar sein und man könnte flexibel zwischen 4-2-4-0, 4-2-3-1 und 4-4-2 im Pressing wechseln.

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Foxtrott 20. Dezember 2013 um 16:05

Hmm, als (ausweichende) linke acht in einem 4-1-4-1? So wie ich den Artikel interpretiere, wäre das doch die „logische“ Lösung für Spielerveranlagung und „Spielerego“?!? Ganz vll kommt dann auch von selbst die Einsicht, dass es auf dem Flügel besser läuft. 😉

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nifan 20. Dezember 2013 um 00:57

Ah, danke für den Artikel. Draxler macht in Interviews manchmal einen etwas abgehobenen und arroganten Eindruck, und da bin ich sicherlich nicht der einzige der so denkt. Das größere Prestige auf der Zehn ist da bestimmt ein Grund…

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C 20. Dezember 2013 um 10:15

LOL! Nur weil er im Gegensatz zu anderen Profis drei fehlerfreie vollständige deutsche Sätze am Stück rausbringt und dies auch halbwegs selbstbewusst sagt oder was? vll will sich Draxler einfach nur weiterentwickeln und sieht hier auf der 10 die besten Chancen, schließlich hatte ein Zidane auch nicht gerade die engste Ballführung

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MR 20. Dezember 2013 um 15:27

„schließlich hatte ein Zidane auch nicht gerade die engste Ballführung“

Öhm. Doch.

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C 16. Februar 2017 um 20:38

Herr Rafelt „nicht eng“ heisst nicht gleich dass er gänzlich schlecht war. Ich bezog mich hier auf die Aussage von PP “ Mit seinen langen Beinen […] wirkt Draxler im überfüllten Zentrum oft verloren“ dass Spieler mit längeren Beinen in engen Situationen grundsätzlich benachteiligt sind wirst du hoffentlich nicht bestreiten, klar kann man durch Technik und Antizipation einiges reissen aber dann immernoch weniger als jemand der kürzere Beine hat und ähnliche Veranlagungen hat.

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C 16. Februar 2017 um 20:42

um nen Vergleich zu führen der vom Talent unabhängig ist: enger als Ronaldo? 😉

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C 16. Februar 2017 um 20:45

Um einen Vergleich zu haben der fair ist: Wer hat die engere Ballführung Messi oder Zidane?

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CH 20. Dezember 2013 um 10:29

Vielleicht hängt in seinem Eigenbild die Jugendzeit nach. Er scheint mir der Prototyp für die Sorte Spieler: Ball bekommen, ab durch die Mitte und Tor. Passspiel nur wenn’s überhaupt nicht anders geht.

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Demetrios 20. Dezember 2013 um 13:28

Wer so denkt und spielt, wird vielleicht Kapitän der Dorfjugend, aber kein Spieler bei einem Bundesligisten.

Der Grund, warum Keller Draxler auf dem Flügel einsetzt, dürfte aber einfach der sein, dass S04 in der Mitte mit Boateng und Meyer zwei veritable Optionen hat, während auf dem Flügel sonst Clemens oder Fuchs spielen müssten – die individuell wohl doch abfallen.

Damit will ich aber nicht den Artikel relativieren, denn spätestens, wenn er in ein bis drei Jahren nach England wechselt und dort auch nicht in der Mitte spielen wird, wird er einsehen, dass er ein überaus erfolgreicher Flügelspieler sein kann.

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