Borussia Dortmund – Hamburger SV 6:2
Borussia Dortmund konnte seine drückende Überlegenheit gegen den Hamburger SV in einen 6:2-Heimsieg ummünzen und die Tabellenführung am 5. Spieltag der Bundesliga behaupten.
Grundformation zu Spielbeginn
Trainer Thorsten Fink überraschte mit der Ausrichtung seines Teams zu Spielbeginn. Im Gegensatz zu den vorangegangenen Partien bildete eine Dreierkette die letzte Reihe. Von der Grundformation her agierte der HSV im 3-5-2. Dabei war Johan Djourou der Mittelsmann in der Dreierkette. Lasse Sobiech und Heiko Westermann bildeten die beiden Enden. Auf den Außenbahnen spielten die eher defensiven Zhi Gin Lam und Dennis Diekmeier. Tomás Rincón besetzte zumeist den Raum vor der Abwehr, während sich der kreativere Tolgay Arslan in den Halbräumen aufhielt und, sofern es möglich war, die Außenspieler unterstützte.
Beim Gegner aus Dortmund gab es indes keine Überraschungen. Das 4-2-3-1 fand wieder seine Anwendung und wurde ähnlich wie in den letzten Pflichtspielen von den Akteuren interpretiert. Dabei rückte Henrikh Mkhitaryan wie auch zuletzt des Öfteren neben Lewandowski und lief bei Vertikalpässen in dessen Rücken. Die beiden nominellen Außenspieler Marco Reus und Pierre-Emerick Aubameyang wirkten äußerst variabel, stießen immer wieder in die Spitze vor und zogen ins Zentrum. Insgesamt lebte das Spiel des BVB einmal mehr von kollektiven Reaktionen auf etwaige Spielsituationen und ein konsequent kohärentes Verschieben.
Finks Dreierkette wird ausgehebelt
Finks Experiment, mit einer Dreierkette zu spielen, sollte dem Anschein nach der große Coup werden, um der starken Dortmunder Defensive den Wind aus den Segeln zu nehmen. Allerdings konnte die hanseatische Ausführung dieser Abwehrvariante nicht zum Erfolg führen. Schien es zu Beginn noch so, dass in der Rückwärtsbewegung aus der Dreier- eine Fünferkette wird, in dem die Außenspieler Lam und Diekmeier zurückrückten und gegen die Dortmunder Flügelspieler arbeiteten, so war dies in Folge des schnellen Umschaltspiels der Schwarz-Gelben nicht mehr umsetzbar.
Anschaulich wurde dies beim 2:0 des BVB. Djourou, der in vielen Phasen der ersten Halbzeit Lewandowski manndeckte, stand dabei im Zentrum allein. Ein Pass auf den Polen wurde von Lewandowski mit dem Rücken zum Tor per Hacke auf Mkhitaryan weitergeleitet. Der Sechser Rincón befand sich dabei hinter den beiden Dortmundern und Westermann stand in diesem Moment gegen Aubameyang am linken Strafraumeck. Eigentlich hätte er sich links neben Djourou befinden müssen, wo schlussendlich Mkhitaryan durchbrach. In dieser Szene agierte eine Hamburger Dreierkette gegen die vier Offensivakteure des BVB. Dass das nicht nur nummerisch sondern auch aufgrund der individuellen Qualität des deutschen Vizemeisters nicht gut gehen kann, erscheint selbstverständlich. Durch schnelle Gegenbewegungen nach Balleroberung durch die Heimmannschaft konnten die zuweilen weit aufgerückten Lam und Diekmeier nicht immer schnell genug zurück rücken. Dabei hätten sie gegen den Ball den eigenen Strafraum auf den Außenbahnen verteidigen müssen, damit im Zentrum ein massierter Abwehrverbund gegen die Dortmunder Kombinationen die Räume hätte verengen können. Dies gelang nur partiell.
Dortmunder Dominanz
Außerdem war das Offensivspiel des BVB äußerst variabel, was gerade am nominellen Flügelspieler Aubameyang auffiel. Der Gabuner setzte sich mit seinen enormen Tempoqualitäten immer wieder in die Mitte und überlies häufig dem sehr hoch stehenden Großkreutz die Außenbahn. Durch Aubameyangs Bewegungen ins Zentrum beziehungsweise diagonal in die Schnittstellen wurde der wacklige Defensivverbund der Hamburger weiter ins Wanken gebracht. Des Öfteren zog er damit einen Spieler, meistens Westermann, mit und öffnete die rechte Außenbahn. Auch das 1:0 fiel in Folge eines Diagonallaufes von Aubameyang, der einen langen Schmelzer-Freistoß verwerten konnte.
Des Weiteren nutzte der BVB die starke Mannorientierung des zentralen Dreierkettenspielers Djourou aus, indem der fokussierte Lewandowski ihn das eine oder andere Mal herauslockte und so beispielsweise für Mkhitaryan Bewegungsmöglichkeiten schaffte. Rincón, der zugleich viel horizontal anlaufen musste, war nicht in der Lage die sich öffnenden Räume in der Mitte zu kompensieren.
Was fiel sonst noch auf?
Beim BVB spielten zuweilen Reus, Aubameyang, Mkhitaryan und Lewandowski nahezu auf einer Linie, während sich in deren Rücken in der Mitte größere Löcher auftaten, die in manchen Situationen nur von Nuri Sahin gefüllt wurden. Da der Hamburger SV allerdings in den seltensten Fällen eine Balleroberung stringent nach vorn spielte, ergaben sich daraus keine Vorteile für den Gast.
Insgesamt war die Offensive von Finks Mannschaft in der ersten Halbzeit weitestgehend abgemeldet. Der zentrale Offensivspieler van der Vaart stand sehr hoch und hatte dementsprechend wenige Ballkontakte. Er war weder die ordnende Hand, noch konnte er durch Einzelaktionen Impulse setzen. In diesem Zusammenhang schien Neuzugang Jacques Zoua noch am agilsten, in dem er sich immer wieder fallen ließ oder auf die linke Seite auswich und mit seinem Einsatz auch die Balleroberung gegen Mkhitaryan vor dem Hamburger Anschlusstreffer forcierte.
Zweite Halbzeit: Hamburger Feuer verpufft
Dass es zur Halbzeit nur 2:1 für den Gastgeber stand, war in erster Linie der mangelnden Chancenverwertung der Borussen geschuldet. Außerdem brachte eine Unaufmerksamkeit den HSV nach der erwähnten Zoua-Balleroberung gegen Mkhitaryan sowie einem Haken von Lam gegen den indisponierten Neven Subotic, wodurch der Hamburger per Distanzschuss finalisieren konnte, wieder Hoffnung. Der schnelle Ausgleich nach der Halbzeit rüttelte für einen kurzen Moment die Gästemannschaft wach.
Trainer Fink hatte zuvor in der Pause umgestellt. Das Experiment der Dreierkette wurde ad acta gelegt und durch die Auswechslung von Sobiech, für den Petr Jirácek ins Spiel kam, agierte wieder eine Viererkette als letzte Reihe. Zunächst sah es so aus als würde Fink die Mittelfeldraute mit Arslan und Jirácek auf den Halbpositionen in der zweiten Spielhälfte aufbieten. Allerdings orientierte sich Jiracek verstärkter auf den linken Flügel, während Beister seine Mittelstürmerposition verließ und sich ins rechte Mittelfeld zurückzog. Dies brachte mithin mehr Kombinationsmöglichkeiten und zuweilen eine höhere Ballsicherheit. Allerdings war das Hamburger Spiel im Grunde genommen weiterhin harmlos.
Nach dem 3:2 des BVB und der Auswechslung von Abräumer Rincón, der in vielen Situationen vor der Abwehr zu leicht über- beziehungsweise ausgespielt wurde, brachen bei den Hanseaten alle Dämme. Für den Sechser kam der viel offensivere Hakan Calhanoglu, wodurch vor der Viererkette ein riesiges Loch klaffte, was die vier Dortmunder Offensiven zum Kombinieren und für viele Läufe nutzen konnten und schlussendlich das Endergebnis besiegelte.
Fazit
Thorsten Fink verzichtete bewusst auf die eigentlich erfolgreiche Mittelfeldraute und baute sein Team für das Auswärtsspiel beim haushohen Favoriten um. Dem Sprichwort, „wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, folgend versuchte der 45-Jährige eine Variante und das ohne nennenswerten Erfolg. Die zusätzlichen taktischen Umstellungen in der Halbzeitpause und während des Spiels taten der Mannschaft gleichfalls nicht gut. Einstudiert schienen die Abläufe nicht zu sein und der Spielverlauf gibt den Kritikern natürlich Recht.
So gut die Idee mit dem geballten Abwehrverbund im Zentrum auf den ersten Blick erscheint, so schwach war die Ausführung das kollektive Mitwirken aller Mannschaftsteile. Zu große Lücken taten sich immer wieder auf und nach vorn hin hingen die Spieler zu stark in der Luft.
Es war weniger die für Dortmund typische Pressingdynamik als vielmehr die ballsichere sowie kombinations- und tempostarke Ballungszone, die die Hamburger ins Schwitzen brachte. Hinzu kam die große Grundbreite durch weit aufrückende Außenverteidiger, wodurch sich in zahlreichen Szenen für die ballführenden Dortmunder mehrere Optionen – Schnittstellenpass, Doppelpass im Zentrum oder Kreuzen mit Torabschluss – ergaben.
Gerade die Neuzugänge Mkhitaryan und Aubameyang konnten sich in diesem Fall bereits sehr gut einfügen. Zahlreiche Angriffe ähnelten jenen der letzten Saison, was auf die weit fortgeschrittene Integration der Beiden sowie die Vermittlung der Klopp‘schen Ideen schließen lässt.
44 Kommentare Alle anzeigen
wewew87 18. September 2013 um 14:41
OT: Wie schätzt ihr eigentlich das derzeitige bvb spiel mit sahin statt gündogan ein?
Mir kommt es etwas unkreativer und weniger pressingresistent, aber noch schneller im umschaltspiel vor… ist aber nur ein gedanke, habe nicht alle spiele komplett gesehen.
Koom 18. September 2013 um 16:53
Hm, die ersten 4 Spiele empfand ich eher als recht „kühl“ heruntergespielt, also weniger auf Extremumschaltspiel basierend, mehr auf Ballzirkulation. Das Spiel gegen den HSV widerlegt dies, aber das lag IMO sehr am Gegner, der diese Umschaltspielweise heraufbeschwor.
AlexF 17. September 2013 um 14:38
Gute Analyse, vorallem von der Länge.
Mir sind noch zwei Sachen aufgefallen.
1.) Eine auf die du schon hingewiesen hast, Dortmunds Raumaufteilung hinter der Dreierkette, mMn wäre das für einen besseren Gegner in dem Moment ein gefundenes Fressen gewesen. Ich habe auch das Gefühl, trotz der Ergebnisse bisher und den Ankündigungen vor der Saison, Dortmund ist bei weitem noch nicht sicherer/besser in der Defensive als letzte Saison steht. Morgen in Neapel wird ein Härtetest, ich glaube da wird die Defensive mehr gefordert. Deshalb befürchte ich, dass sie da verlieren werden. Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen:).
2.) Thema Rafael v.d.V.: Ich habe nicht alle Spiele des HSV gesehen, aber ich muss sagen, dass ich nach dem Spiel Samstag erstaunt war, wie wenig er die Mannschaft voran bringt. Ich will dass nicht nur an Samstag festmachen, da könnte man jeden Spieler des HSV rausgreifen.
Ich kann es leider auch nicht beschreiben , was genau mich jetzt stört, jedoch hatte ich mehr erwartet dass er die Mannschaft führen kann, jedoch scheint im dafür die Fitness und Qualität abzugehen. Seine Freistöße sind natürlich Klasse, jedoch kann man für 12 Mio doch etwas mehr erwarten.
Daniel_D 17. September 2013 um 16:28
Welche Dreierkette meinst du? Wenn du damit die Räume hinter Reus, Auba und Lewandowski siehst, dann würde ich sagen, dass Hamburg genau das ab der 60. Minute versucht hat. Aber genau das ist quasi ein Todesurteil gegen Dortmund. Im Rückwärtspressing sind die offensiven Spieler unglaublich schnell, Sahin und Bender decken den Bereich gut ab.
Im Grunde ist das eher eine Falle. Werden genau diese Räume angespielt, braucht man eine wahnsinnige Präsenz in diesen Räumen. Wer außer Bayern und Barca hat die schon? Vielleicht Leverkusen mit ihrer Dreifach sechs.
Sicherlich bringt Gündogan noch mehr Präsenz in diesen Raum, weil er dynamischer ist als Sahin, aber dafür ist Sahin extrem zweikampfstark.
Würde ich als Trainer gegen Dortmund spielen, dann würde ich auch lange Bälle wählen. Allerdings die Verteidiger so breit stehen lassen, dass Dortmund sie im Pressing nicht anlaufen kann.
Wüsste aktuell kaum eine Mannschaft die Dortmund in ihrer jetzigen Frühform gefährlich werden kann. Das liegt natürlich auch an den zahlreichen Trainerwechseln.
Bei Neapel sehe ich die Defensive nicht auf Augenhöhe mit Dortmund. Außerdem ist Hinguain nicht so stark, wenn man ihm keine Räume lässt. Er wurde nicht ohne Grund immer als Abschlussspieler wie Gomez bezeichnet. Hamsik macht mir schon mehr Sorgen und die klassische italienische Tugend der beidfüßigen Fernschüsse. Taktisch spielt Neapel eigentlich sehr deutsch. Im Grunde dürfte das Dortmund entgegenkommen. Neapel hat in der Seria A kaum Mannschaften, die so spielen wie Neapel, Dortmund aber viele Mannschaften die so spielen wie Dortmund.
AlexF 18. September 2013 um 09:47
Ja genau die meine ich.
Klar für den HSV war es das Todesurteil, aber europäische Topmannschaften hätten da deutlich mehr rausgeholt. Wenn der Raum einmal frei ist, du einen schlechten Ballverlust hast, dann bringt dir das beste Rückwärtspressing der Welt nichts, weil du einfach keinen Zugriff mehr bekommst. Deine Offensivreihe befindet sich zu weit vorne, um noch schnell genug zu pressen. Somit hat der gegnerische Spieler in deinem Secchserraum Platz. Was dann passiert konnte man Anfang der Saison bei Schalke sehen.
Zu Neapel kann ich absolut nichts sagen.
Willibert 18. September 2013 um 13:50
Der HSV spielt mit praktisch mit 10 Mann. Van der Vaart ist einfach zu spät geboren, früher hatten doch Netzer + Overath ihre “ Wasserträger“ !
AP 16. September 2013 um 19:08
Kommt auf den Trainer ja an. 🙂 Aber diesem HSV traue ich auch zu Lothar zu verpflichten.
Schau dir Ausgburg, Freiburg, von mir aus auch Braunschweig an. Alles schwächere Spieler aber im Ganzen steckt da System und vorallem Vertrauen dahinter.
Warum stellt sich der HSV gg diese Umschaltmonster nicht tiefer, in einem 4-5-1 und versucht über die Außen, und oder auch lange Bälle Nadelstiche zu setzen. Ein 0:1 in Dortmund gibt, so blöd es klingt, den Spielern Selbstvertrauen.
Die Ideen die Fink in München hatte und auch jetzt finde ich mutig. Aber doch nicht wenn die Basis so instabil ist.
AP 16. September 2013 um 14:20
Beim HSV ändert der Trainer leider zu oft sein System und meist wird er dann auch höflich zum Gehen aufgefordert.
Ich sehe leichte Verzweiflung im taktischen Bereich, kein Vertrauen in die eigenen Stärken, sondern nur ein Reagieren auf die Stärken des Gegners. Bayern, Hoffenheim, Dortmund. Da zieht sich ein Faden durch.
Schade, weil ich finde, dass der Kader durchaus Potential hat.
Christopher 16. September 2013 um 18:17
@AP: In kurzer Form eigentlich alles gesagt. Nur meine Frage – bis auf vereinzelt Calhanoglu, van der Vaart, vielleicht noch Beister – wo siehst du denn das durchaus vorhandene Potential? Das sehe ich z.B. überhaupt nicht. Ähnlich wie die Bremer erkennt man i.m.A. wenig Potential und das harte Ergebnis der schwachen Transferpolitik der letzten Jahre, gepaart mit den fehlenden Einnahmen aus dem internationalen Geschäft!
Daher – es wird eine harte Saison für die Hanseatischen Vereine…
AP 16. September 2013 um 18:36
Hi. Zuerst wird mir beim HSV zu wenig über die eigenen Stärken gesprochen. Die Spieler werden selten in den Schutz genomme. Es fehlt mir einfach die Überzeugung von dem was man da macht.
Aber nein, man fasselt was von Europa, setzt eine verunsicherte Mannschaft ohne Not unter Druck, statt zu sagen, Freunde erstmal wollen wir unser Spiel gg den Ball verbessern, bevor wir über irgendwelche Ziele sprechen.
Zum Kader. Nehme die Spieler und baue deinen Stil um die Mannschaft, der die Stärken der Spieler hervorbringt. Zu Badeij wurde hier schon viel gutes geschrieben. Arslan
AP 16. September 2013 um 18:46
… Stark am Ball. Diekmeier als offensiver RV, Jansen, Westermann, alles N11 Spieler. Adler ist ja auch klar. VdV, Beister, Calhanoglu… Alles Qualität. Nur schafft es Fink nicht, die Stärken des Einzelnen zum Tragen zu bekommen. Und die Abstimmung bzw. die Balance zwischen den Spieler so zu wählen, dass das bekannte Rädchen ins nächste greift.
Stattdessen wechselt er System, die Art wie das System interpretiert werden soll fast schon von Spiel zu Spiel.
Der HSV muss imA erst zur Sicherheit finden, um dann flexibel spielen zu können.
Hat es nicht Kloppo bei seinem Antritt beim BVB so gesagt. Erst die Arbeit, erst die Sicherheit. Die Null praktisch. Dann erst schauen wie man nach vorne kommt.
Vielleicht tue ich Fink Unrecht aber ich hab das Gefühl er will so spielen wie die Bayern, aber mit diesem Kader muss er einen HSV Fussball spielen lassen, der zu seinen Spielern passt.
Christopher 16. September 2013 um 18:56
@AP: Sehr gute Beispiele, vielleicht hat man einfach durch die vielen Debakel, die man mit dem HSV in Verbindung bringt, vergessen, dass da wirklich ein paar brauchbare Spieler sind. Wobei ich bei Leuten wie Diekmeier, Jansen, Badelj oder Arslan nicht sicher bin, ob es sich wirklich um gute oder um überschätzte Spieler handelt, die immer über Wert bewertet wurden…
Ich denke es ist eine Mischung aus Beidem. Thorsten Fink fährt aber den Karren komplett an die Wand. Da ist nach 2 Jahren noch immer kein Konzept vorhanden und es scheint auch nicht so, als würde großartig noch etwas kommen….
Anspruch und Realität sind weit voneinander entfernt. Und ob das Potential von einem anderen Trainer rausgekitzelt werden kann…?
Koom 17. September 2013 um 17:10
>> Hat es nicht Kloppo bei seinem Antritt beim BVB so gesagt. Erst die Arbeit, erst die Sicherheit. Die Null praktisch. Dann erst schauen wie man nach vorne kommt.
Das ist IMO auch die einzig vernünftige Herangehensweise. Sicherheit schaffen, also die Gewissheit, das man im Normalfall wenig bis keine Gegentore bekommt. Und auf dieser Basis dann kann man ein Offensivspiel entwickeln – man kann vorne was riskieren, ohne hinten sofort ein Gegentor zu bekommen.
Ansonsten teile ich auch deine Einschätzung: Der HSV hat keinen schlechten Kader und sollte eigentlich problemlos um EL-Plätze spielen können. Gerade jemand wie Westermann hat eigentlich enorme Qualität, ist schnell und technisch sehr sauber, aber in Hamburg irgendwie immer auf sich allein gestellt. Klopp hätte beim HSV vermutlich auch Wunder bewirken können…
baxe 17. September 2013 um 11:49
anspruch und wirklichkeit gehen halt auch weit auseinander beim hsv. mit einer so wenig gefestigten mannschaft den europapokal anzuvisieren ist schon mehr als mutig. wenn der trainer dann keine rückendeckung bekommt um seine ideen umzusetzen, oder auch einfach nur erstmal durch hässliche unentschieden sicherheit zu gewinnen, fällt mir dazu nur noch „typisch hsv“ ein…
Danochs 16. September 2013 um 13:12
Vllt hat sich Fink an die Italiener gg Spanien erinnert, als diese mit Dreierkette plus zwei eher defensiven Flügelspielern den Spaniern den Zahn gezogen haben. Aber dies dann so amateurhaft umzusetzen, spricht meines Erachtens nicht gerade für den Trainer Fink. Zumal dieser Wissen sollte, dass eine häufige Mann-gegen-Mann-Situation in der Abwehr (Lewandowski/Reus/Aubameyang – Westermann/Djourou/Sobiech) nicht gutgehen kann.
Letzte Woche habe ich noch die MF-Raute als passendes HSV-System gelobt. Diese Woche wirft Fink wieder alles über den Haufen…viel schlimmer wäre es mit Raute sicher nicht geworden!
Garrona 16. September 2013 um 13:08
BVB Spielsystem ähnlich zu 2010.
Mir kommt es derzeit vor, als ob Dortmund wieder zurück in den Spielstil von 2010 kommt. Die Frage die ich mir stelle ist, ist das derzeit nur so gewollt oder liegt es, weil Gündogan als Spieleröffner fehlt.
Wie S. Effenberg auf Sky auch festgestellt hat, spielt Dortmund wieder extrem oft den langen Ball, der entweder in den freien Raum für Aubameyang oder Reus geht – oder direkt auf Lewandowski der den Ball behaupten kann oder sollte es ein Fehlpass geben man direkt ins Pressing kommt. Erinnert sehr an Spiel 2010/2011.
Liegt das jetzt daran dass man mit Mikki einen klassischen 10er wie mit Kagawa besitzt der ebenfalls stärker im Pressing als ein Mario Götze ist oder liegt es daran dass Sahin auf der 6 spielt und er ein anderer Spieleröffner wie Gündogan ist?
Leider könnte sich das für Dortmund gegen Neapel rächen, da man solch spielstarken Mannschaften nicht so einfach den Ball geben darf.
baxe 17. September 2013 um 14:47
ja das mit der langen spieleröffnung war deutlich zu erkennen, ich glaube aber nicht, dass das nur am fehlen von gündogan liegt, sondern auch daran, dass aubameyang rechts gespielt hat, anstatt kuba. ersterer geht häufig mit tempo in die spitze, wobei kuba oft den ball hält.
es ist sogar ein vorteil für klopp, zwei so unterschiedliche spieler auf dieser position zu haben… benitez muss sich auf beide varianten einstellen.
dazu kommt dann noch, dass aubameyang sehr schwer zu stoppen ist, egal ob die gegnerische mannschaft darauf eingestellt wurde oder nicht.
Koom 17. September 2013 um 14:56
Das mit den langen Bällen schien mir einfach darin begründet zu sein, das es Hamburg anbot (mit Goldrand und Schleifchen). Wenn man einen Hummels zum Spielaufbau freilässt und gleichzeitig hinten weit aufrückt, dann ist das fast so gut wie ein Elfmeter. 😉
Christopher 16. September 2013 um 09:56
Die wie vielte unterirdische Leistung, gepaart mit einer hohen Niederlage, des Hamburger SV war das nun schon in der Ära Fink? Wir haben 5 Spieltage gespielt und die Hanseaten verloren schon wieder zwei Partien mit jeweils 4 Toren Unterschied (Hoffenheim 1:5, BVB 2:6).
Ich habe jetzt keine Zeit und Lust alle Spiele in den letzten 24 Monaten aufzurollen, aber mir fallen in dieser Zeit so viele debakulöse Ergebnisse ein, dass man schon mal hinterfragen muss, ob es „nur“ am mangelnden Charakter der Spieler liegt.
Das System „Rafael van der Vaart wirds schon irgendwie richten“ kann auf Dauer nicht gut gehen und wurde schon zu oft ad absurdum geführt. Hat diese Mannschaft eine Taktik, bzw. hat der Trainer das nötige taktische Verständnis für die Bundesliga? Ich meine mich zu erinnern, dass z.B. bei Son gesagt wurde, es müsse jetzt erst einmal taktisch einiges dazu lernen!
Wenn man sich die Mannschaft des Hamburger SV so anschaut, dann kann ich nicht verstehen, dass hier überhaupt von Europapokal ansatzweise geträumt werden konnte. Ein Mittelfeld bestehend aus den Namen Arslan, Rincon, Lam, Diekmeier und van der Vaart zählt zu den schwächsten der Bundesliga. Diese MF-Reihe kann weder individuell, noch von der Spielintelligenz her, das Tempo gehen, welches einige Teams zu gehen vermögen. Und die Namen, die sich in der Abwehrkette befinden, stehen für Fehler en masse – Sobiech, Djourou, Westermann – ein schweizer Käse! Rene Adler kann einem da echt Leid tun, wobei sein ganz starker Saisonstart 2012/13 inzwischen auch etwas relativiert wurde – ich denke mal das nur noch die wenigsten deer neutralen Beobachter wirklich eine Ablösung von Manuel Neuer im Tor der deutschen Nationalmannschaft fordern.
Nach diesem Rundumschlag nochmal zum Spiel: Wie schon gegen Hoffenheim hatten die Hamburger Glück, dass es nur verhältnismäßig wenig Gegentore gab und man Mitte des Spiels sogar noch einmal kurz an einen Punktgewinn glauben konnten. Gefühlt hat der Bundesliga-Dino bislang jede Chance, die sie in dieser Saison hatten, genutzt. Dies ist das wohl einzig positive bei dieser planlos agierenden Mannschaft.
Borussia Dortmund musste i.m.A. noch nicht mal alles abrufen, was sie wirklich können. Und das ist eigentlich das frappierendste an der ganzen Geschichte. Die 4 Offensiven konnten sich einzig auf ihr Kerngeschäft verlassen, die Arbeit nach hinten war aufgrund des fehlenden Tempos und dem nicht vorhandenen Umschaltspiel des Hamburger SV vernachlässigbar, was auch in der Analyse gut erkannt wurde, aber nicht weiter ausgebaut werden musste.
Dieses Spiel hat, was den Verlauf der weiteren Saison angeht, wenig Aussagekraft. Das der BVB toll wirbeln kann, weiß man nicht erst seid gestern. Aber das Spiel in Frankfurt hatte da doch einen deutlich höheren Stellenwert in der Nachbetrachtung, weil sie hier auch gegen einen schwierigeren Gegner Lösungen auf die Fragen fanden.
Fürs Selbstvertrauen war dieser Sieg aber natürlich nicht schlecht vor der schweren Partie in Neapel. Ich bin gespannt, wie die Mannschaft sich dort in Szene zu setzen vermag.
LG
Christopher
blub 15. September 2013 um 15:34
bin ich eigentlich der einzige der die dreierkette schon prinzipiell für keine gute idee hält? wenn man das gegen hanovers 442 versucht, ok, aber gegen Dortmund?
Die 3erKette muss eng bleiben um im Umschaltspiel nicht von Lewandowski und Mikhitarian hergenommen zu werden und Aubameyang und Reus können von den IVs aus schnelligkeitsgründen und von den Außenspielern aus positionsgründen nicht übernommen werden.
Bei Besseres Chanceverwertung wäre auch dieses Spiel 9:2 ausgegangen.
Hess Ishikawa 15. September 2013 um 15:51
Leider das Spiel nur kurz gesehen und jeztt auch nicht so viel Zeit, aber eine Anmerkung möchte ich doch noch loswerden.
Es ist im Prinzip egal, wie der HSV spielt. Wenn sie erfolgreich sind, dann war das System natürlich genial. Eine taktische Schwäche sehe ich beim Duell Westermann gegen Aubameyang. Die Hoffnung war wohl in der ersten Halbzeit mehr Druck auf der rechten Seite ausüben zu können. Interessant wäre auch ein 3-5-2-ähnliches Spiel, wo die drei Verteidiger sich ähnlich positionieren, wie es in der ersten Hälfte geschah, dann die beiden Außen stärker nach hinten zumachen, als auch offensive Gegenstöße von außen irritieren, gegenbenenfalls Gegenpressing. Die restlichen drei der 5er Kette sind dann eine defensive Doppel6 und eine offensive, die situationsbedingt mit den Zweien vorne kreative Rauten bilden bzw. die Zwei lassen sich von einem gut aufgelegten VdV anspielen.
Ich will eigentlich nur ausführen, dass eine taktisch gesehene 3er-Kette Sinn machen kann, gegen die Dortmunder macht aber sicherlich eine etwas tiefere 4erKette mit Doppel6 vorne dran mehr Sinn (bei Hamburg vlt. sogar die von mir hier ausgeführte Variante von 3-5-2 ins (3-2)-(2-1)-(2) mit dem Ausnutzen der vorhandenen Räume beim BvB. Einfach geschrieben, schwer gemacht.
Gruß und viel Spaß beim Spekluieren 🙂
Fehleinkauf 15. September 2013 um 20:49
Mich würde in diesem Zusammenhang auch interessieren, ob Fink hier nicht einen klaren taktischen Fehler gemacht hat.
Ich persönlich habe beim Bekanntwerden der Dreierkette direkt getippt, dass der HSV einige Tore kassieren wird, insb. da die Duelle Sobiech vs. Reus und Aubameyang vs. Westermann vorhersagbar waren.
Offen gestanden verstehe ich absolut nicht, weshalb Fink das gegen Braunschweig so erfolgreiche System komplett verändert bzw. warum die Taktik des HSV generell so häufig umgeworfen wird. So kann sich doch keine Mannschaft richtig einspielen.
Dass Fink in diesem Fall umgestellt hat, um im Zweifel einer Niederlage die Schuld zumindest teilweise auf sich laden zu können und so Druck von der Mannschaft zu nehmen, kann ich mir in Anbetracht der angespannten Situation um den HSV nicht vorstellen.
Koom 16. September 2013 um 10:32
>> Mich würde in diesem Zusammenhang auch interessieren, ob Fink hier nicht einen klaren taktischen Fehler gemacht hat.
Selbst vorbehaltlich, das einzelne Spieler seine Anweisungen nicht sauber befolgt haben könnten, würde ich die Frage klar mit JA beantworten.
Diese Taktik war das Stück Butter für Dortmunds heißes Messer. Einerseits gab man das eigentlich gute Mittelfeldzentrum des HSV auf, um ganz vorne etwas mehr Leute zu haben – die aber praktisch nie bedient wurden. Die Dreierkette hinten stand im Aufbauspiel komplett ohne Optionen da, weil sie von 4 gegnerischen Leuten locker zugestellt wurde. Die beiden Aussenbahnspieler waren zu weit vorne, defensiv halfen sie auch nur sporadisch mit. Dadurch gab es diese 3-gegen-4-Harakiri-Situation fast permanent, Hamburg deswegen auch nur mit Aufbauspiel lang-und-hoch, was für Dortmund selten ein Problem ist.
Die Verteidigungsarbeit ganz vorne war auch einfach albern. Einerseits lief man vorne nicht die Dortmunder Viererkette an, wodurch Hummels freiblieb (was für sich schon dumm ist). Und das wurde dann noch gepaart mit einer hoch stehenden eigenen Abwehr – und das gegen Topsprinter wie Reus, Aubameyang, Mhykitarhian und selbst Lewandowski hat Geschwindigkeitsvorteile gegenüber den 3 Verteidigern hinten. Eine solche Verteidigungsarbeit macht vielleicht gegen ein extrem kurzpaßfanatisches Team wie Barca Sinn, gegen Dortmund ist es einfach nur das Stück nasse Papier gegen deren Heckenschere.
Das tat als Zuschauer schon wirklich irgendwo weh. Ich bin wirklich kein großer Fußballtheoretiker, aber das ganze Ergebnis und wie es zustande kam, war einfach brutal klar. Als ob Fink seinen Rausschmiss provozieren wolle, ansonsten kann ich mir so eine Taktik nicht erklären. Dortmund blieb sogar noch anständig, das hätte eigentlich ohne weiteres zweistellig werden müssen.
Den Spielern des HSV kann man da kaum einen Vorwurf machen. Vielleicht nur den, das sie hätten erkennen müssen, wie schwachsinnig diese Vorgabe ist und sich spätestens in der Pause selbst organisieren müssen.
JMK 17. September 2013 um 01:54
schöne theorie. die aber ein bißchen dadurch verliert, daß nur das erste tor der dortmunder während des „experiments dreierkette“ fiel, oder?
Koom 17. September 2013 um 08:35
Mir ist ehrlich gesagt nicht riesig aufgefallen, das Fink auf eine Viererkette umgestellt haben soll. Zumindest änderte es nichts, auch wenn hier und da dann 4 Mann auf einer Linie standen. Der Spielaufbau war weiterhin grausig schlecht, weil diese 4 Mann eben auch nur schön aufgereiht standen und sich im Mittelfeld keiner bewegen wollte. Und sie rückte weiterhin weit auf, während die Offensive nicht die gegnerische Viererkette presste und war dann chancenlos gegen Dortmunds Offensive.
Das wirkte ein wenig sehr untrainiert. Als ob ein Computerfußballmanager einfach sagt „3-5-2 is voll gut“, stellt die Leute so auf dem Platz und glaubt, das dann alles funktioniert.
Koom 16. September 2013 um 10:36
Sehe ich genauso. Die Dreierkette kann Sinn machen, wenn man davor noch mal eine 4er-Kette aufbaut und sich einigelt. Vielleicht war das auch die Idee dahinter gewesen, in der Praxis waren zwischen Schlussreihe und den Leuten davor viel zu viel Platz – und vor allem Dortmunder – gewesen.
Vielleicht sollte man mal bei Juventus nachfragen, wie man sowas spielt. De facto sah das danach aus, das ein Fußballlaie meint, das 3 Mann hinten eine Dreierkette bilden, die dann genauso gut ist wie ne 4er-Kette.
SCP-Poker 15. September 2013 um 15:08
@ Krossartig.
Meinst du das was du schreibst wirklich ernst?
fluxkompensator 15. September 2013 um 14:48
mich verwundern die „anpassungen“ von fink aber auch. just als die raute wieder eingesetzt wurde und funktionierte, wird sie wieder verworfen; stattdessen eine noch nie (?) gespielte dreierreihe installiert. und – wie bastrup schon erwähnte – die wechsel muten mitunter ebenso seltsam an.
Hess Ishikawa 15. September 2013 um 15:12
Da sprichst Du vlt. auch etwas die Schwierigkeit für eine weitreichende Analyse an bzgl. der Gegener vom FCB oder BvB. Die müssen/wollen überraschen oder mehr kämpfen als wenn z. B. H96 gegen HSV spielt. Wäre schön, wenn es z. B. noch eine „normale“ H96-Betrachtung gibt. Andererseits: Die Mainzreihe ist super!
Wie immer vielen Dank für die stets interessanten und für mich immer besser nachvollziehbaren Artikel!
Kroosartig 15. September 2013 um 12:52
Tja, schimpft mich einen Ignoranten oder Laien, da habt ihr womöglich auch recht (mit Laien auf jeden Fall 🙂 ) , aber ich persönlich mag Dortmunds Fußball überhaupt nicht, einfach Pressing, zugegeben überragend stark, und dann nach Ballgewinn die Lûcken mit den extrem schnellen Spielern ausnutzen.
Wenn das dann in den Medien als moderner Fußball dargestellt wird und das tiki taka von Barcelona! veraltet sein soll geht mir die Hutschnur hoch.
Allein die Annahme dass es den einen modernen Fußball gibt ist an Lächerlichkeit nicht mehr zu überbieten, jede Mannschaft spielt einen anderen Fußball der auf die Spieler zugeschnitten ist, da gibt es nicht das eine System.
Vielleicht liegt es auch an dem Medienhype, dass ich da etwas überreagiere, aber eine individuell so überlegene Mannschaft kann doch auch mal die Eigeniniative übernehmen.
Entschuldigung für den etwas unsachlichen Beitrag, aber das musste ich mal los werden, ich weiß auch dass BVB klar überlegen war und mehr Ballbesitz hatte, aber alle Torchancen entstehen halt durch provozierte Ballgewinne.
Hess Ishikawa 15. September 2013 um 15:08
hahaha, was ist denn das für ein Kommentar bzw. Antikommentar? Du legst Dir Medienmeinungen zurecht auf SV.de? Super! Wenn Du vorhattest, Deine Meinung und Ansichten darzulegen, dann mach das doch mal das nächste mal. Dazu musst Du aber erstmal wissen, was Du denkst und nicht Meinungen übernehmen. Denn Deine These: „Das Dortmunder Spiel ist nicht schön anzusehen“ ist so provokant wie interessant, dass man vom Rest Deines Beitrages enttäuscht sein muss.
Ich habe nur ein paar Minuten gesehen, aber das was ich gesehen habe, war eine Freude und ein Leid für meinen Nachbar (HSV-Fan). Die Analyse finde ich gut; würde mich sehr über eine Analyse über Bremen gegen Freiburg freuen.
Fazit: Dortmund bleibt die Zauberbox, um offensiv zu begeistern, vieles andere wurde ja schon hier und z. B. auch von Klopp und Co gesagt.
Gruß!
Kroosartig 15. September 2013 um 15:59
Ich fühle mich gerade etwas falsch verstanden, ich sage doch extra, dass ICH Dortmunds Spiel nicht attraktiv finde, weil ICH persönlich das dominante Ballbesitzspiel mit pressingresistenten Spielern die sich gekonnt aus Engen spielen können bevorzuge.
Aber ich kann auch absolut nachvollziehen, warum man Fan vom Fußball vom Bvbsein kann, der ist ja deutlich schneller, mehr Tempodribblings.
Mich stört halt extrem die Medienwahrnehmung (nicht spielverlagerung!!) , die Dortmunds Spiel als modern und Bayerns Spiel als statisch ansieht,
weil 1) es gibt nicht den einen modernen Fußball
2) Kann man dies nicht wirklich vergleichen, da Dortmund eher defensiver ausgerichgtet ist gutes Pressing spielt und dann beim Ballgewinn die Lücken ausnutzt.
Bayern dagegen nutzt den Ballbesitz sozusagen als Defensive, denn wer den Ball nicht hat, kann kein Tor schießen, allerdings hat der Gegner Zeit sich zu stellen und es ist schwerer sich Torchancen heraus zuspielen.
Ich hoffe ich konnte mich etwas klarer ausdrücken was ich meine.
Zu meiner provokanten These:
BVB spielt als individuell wohl stärkstes Team nach dem FCB (in der Buli) zu sehr nach dem Kloppschen Motto: Gegenpressing ist der beste Spielmacher. Klar ist es extrem erfolgreich, da die meisten Teams spielerisch zu limitiert sind um das Pressing zu umspielen. Weiter kann ich die These aber leider nicht ausführen, da es einfach nur ein Gefühl eine Meinung ist
Fehleinkauf 15. September 2013 um 20:31
Ziemlich polemisch, wie in Teilen auch deine Beiträge auf Spox.
Zum Glück herrscht hier im Regelfall ein anderes Niveau in den Kommetaren.
Kroosartig 15. September 2013 um 21:17
Erst einmal, ich schreibe gar nichr bei spox, nicknames sind frei wählbar. Zweitens ich schreibe doch das das meine persönliche Meinung ist, was das jetzt mit polemik zu tun hat wüsste ich gerne.
Tut mir Leid, dass ich fußballtaktisch noch nicht auf dem Level bin wie die meisten hier, doch ich finde dieses Thema extrem interessant und beschäftige mich auch gerne damit. Ich hoffe auch Laien wie ich sind hier willkommen um etwas dazu zu lernen.
Floyd 15. September 2013 um 21:30
Ehrlich gesagt frage ich mich, auf welche Tendenzen in den Medien du dich da beziehst? Denn ich sehe medial eigentlich eher das genaue Gegenteil: Ich kann mich nicht daran erinnern, dass schon einmal derart einseitig eine bestimmte Art des Fußballspielens gehypt und zum allseits erstrebenswerten Ideal hochstilisiert wurde, wie dies seit einigen Jahren mit dem Barca-Stil der Gegenwart geschieht. Und daran hat bisher weder die Klatsche gegen Bayern letzte Saison etwas geändert noch die eine oder andere Niederlage gegen Mourinhos Teams und schon gar nicht der BVB, der ja noch gar keinen direkten Kontakt mit Barca hatte (das wäre aber sicherlich mal spanned…). Im Gegenteil: Bayern strebt ja jetzt mit Guardiola sogar selbst solch eine Art Fußball an. Und Tiki-Taka gilt medial weithin nach wie vor als Synonym für „schönen Fußball“. Die Dortmunder laufen doch in der öfftl. Betrachtung meistens eher unter der Rubrik „Kuriosität“ als unter „Schönheit“ – die ewigen Duracellhasen halt, die alles plattlaufen/-pressen.
Aber wer hat denn eigentlich zu entscheiden, was „schöner Fußball“ ist? Das ist doch total subjektiv.
Barca vs. Inter 2010 bspw. wird ja gerne als Blaupause für eine Konstellation „schöner“ vs. „hässlicher“ Fußball genommen. Als würde jeder unter schönem Fußball dasselbe verstehen und als seien Barca und sein Stil die Meßlatte dafür. Es soll aber tatsächlich auch noch Leute geben, die sich ebenso an defensiven Ansätzen erfreuen können wie an offensiven, die auch ein passiveres Spiel nicht als grundsätzlich minderwertig im Vergleich zu Ballbesitzorientierung ansehen. Für mich liegt Schönheit im Fußball nicht zuletzt auch in einer Flexibilität, sich auf verschiedene Situationen einzustellen zu können. Deswegen ist für mich damals mit Inter durchaus der insgesamt schönere Ansatz weitergekommen: Viele Leute vergessen nämlich bei der Betrachtung dieses Duells, dass es ja auch noch ein Hinspiel gab, in dem Inter offensiv stark war und sich mit dem 3:1 erst die Möglichkeit erarbeitet hat, sich im Camp Nou darauf konzentrieren zu können, die Sterne vom Himmel zu verteidigen.
In der Lage zu sein, zwei derart unterschiedliche Ansätze je nach Situation gekonnt einzusetzen steht für mich für Flexibilität und taktische Kreativität (und damit für „schönen Fußball“), während es bei Barca dann bei aller spielerischer Klasse letztlich an einem Plan B fehlte.
Dieses Fehlen eines Plan B fand allerdings medial eher weniger Beachtung, stattdessen wurde das Duell auf die Formel „Maurertruppe rührt Beton an und zerstört so das schöne Spiel“ runtergebrochen. Das Hinspiel war kein Thema mehr. Ebensowenig wie was hinter solch einem Defensivfeuerwerk überhaupt für eine Leistung steckt, gerade mental, in Sachen taktischer Disziplin und ständig notwendiger Hochkonzentriertheit. Dass man überhaupt dazu in der Lage ist, es „auszuhalten“, sich permanent in der Defensive zu befinden, ohne gleichzeitig den Glauben daran zu verlieren, als Sieger vom Platz gehen zu können.
Und genau diese einseitige mediale Betrachtung finde ich nervig. Denn sie zeigt sich ja immer wieder. Nicht nur nach großen Spielen wie Barca-Inter 2010, Barca-Chelsea 2012 oder Bayern-Chelsea 2012. Auch nach normalen Buli-Spielen, in denen sich Bayern oder jetzt zunehmend auch der BVB sehr tief stehenden Gegnern gegenübersieht.
Da gilt es dann nicht zu meckern, wie fies die mauernden Kleinen doch sind, sondern eben flexibel Lösungen für die jeweilige Situation zu finden. Übrigens bin ich mir sicher: Würden die Braunschweigs und Düsseldorfs dieser Welt in München oder Dortmund mit Hurrafußball Null zu irgendwas untergehen, es gäbe medial kein Lob für gezeigten Mut, sondern eher trotzdem eins auf den Deckel (nach dem Motto „Wie kann man denn nur so naiv sein?“).
Als Fan des „großen“ Vereins wäre ich in solchen Spielen jedenfalls weniger genervt vom „mauernden“ Gegner als von der fehlenden Flexibilität der eigenen Truppe, falls Schema F/Plan A mal nicht greift. Ähnlich wie bei Barca ist es ja (leider) auch bei der Löwschen Nationalmannschaft: Da wird sich ja ebenfalls ganz dogmatisch auf einen bestimmten Stil festgelegt, den man durchziehen will. Das geht dann gegen 95% der Gegner gut, einfach aufgrund der individuellen offensiven Klasse der deutschen Spieler. Aber wenn es dann gegen einen Gegner aus der Weltspitze geht, und diese Klasse allein nicht mehr reicht, stößt man halt regelmäßig an seine Grenzen…und wundert sich hinterher darüber, warum es wieder nicht geklappt hat mit einem Titel. Schließlich kann man doch so schön Fußball spielen…
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich kann sie nicht mehr hören, all die Leute, die zwischen „schönem Fußball“ und „Antifußball“ unterscheiden und die für sich selbst die Deutungshoheit darüber beanspruchen, was denn nun der schöne Fußball sein soll. Und solche Leute gibt es in der dt. Fußballöffentlichkeit leider relativ viele.
PS: Sry für den langen Text, der dann auch letztlich gar nichts mehr mit dem BVB-HSV-Spiel zu tun hat.
Im Grunde bin ich ja auch bei dir, Kroosartig, wenn es darum geht, dass es eben nicht nur den einen schönen/modernen Fußball gibt. Aber ich finde wirklich, die mediale Einseitigkeit ist genau andersrum gelagert: Ballbesitzfußball ist seit Aufkommen ds Barca-Hypes das große Ideal, alles andere zählt kaum noch was.
Kroosartig 15. September 2013 um 22:08
Ja, da hast du recht, und wenn du mich so drauf hinweist fällt mir auf, dass ich zwar schreibe es gibt nicht den einen modernen Fußball, selber aber trotzdem den Barcelona Fußball idealisiere und gar nicht offen bzw. begeisterungsfähig für anderen Fußball, sei es nun Catenaccio oder oder das Pressingspiel des bvbs, bin.
Vermutlich, oder ich bin mir eigentlich sicher, habe ich zu sehr die Bayern Fan Brille auf 🙂 ,denn auch wie Bayern Barca geschlagen hat fande ich überragend, obwohl dort wohl die entscheidende Komponente die extreme Stabilität im Zentrum durch das Isolieren der Mannschaftseile Barcas war.
Andi 15. September 2013 um 22:40
Dortmunds Fussball ist nicht defensiv ausgerichtet, dass sieht man schon alleine daran, wieviel die Aussenverteidiger in der gegnerischen Hälfte zu finden sind. Hab da mal von Piszczek Statistiken gesehen, nach denen er mehr in der gegnerischen Hälfte unterwegs war (weiß nicht mehr, welche Saison) als in der eigenen. Bei einer defensiv ausgerichteten Mannschaft wird sowas wohl nicht passieren.
Sie reagieren auf Ballbesitz nur anders. Dortmund spielt offensiv risikoreicher, haben dadurch mehr Chancen, verlieren aber häufiger den Ball
Dass manche Bayerns Spiel als statisch und „langweilig“ ansehen, kommt daher, dass er es ist, wenn Bayern noch nicht so weit ist, oder einen schlechten Tag hat.
Wenn Dortmund noch nicht so weit ist, oder einen schlechten Tag hat, ist das Spiel dafür hektisch.
blub 15. September 2013 um 15:43
Dortmund provoziert diese Ballverluste halt sensationell gut, und andererseits: Vor 3 Jahren ist Dortmund Meister geworden aufgrund vom Umschaltspiel und da hießen diese Spieler Großkreutz, Barrios, Kuba und Kagawa.
Da hat man an der schnelligkeitsfront echt zugelegt.
Das man sich darauf fokussiert finde ich in Ordnung, andererseits ist das Dortmunder Ballbesitzspiel ja nicht schlecht (das zweitbste der Bundesliga), sondern einfach nur nicht so gut wie das Konterspiel.
Warum kotz du dich eigentlich hier über „die Medien“ aus? Hier wissen alle das die Bullshitt schreiben.
Hat jemand das Kloppinterview mit dem ZDF gesehen? Ich glaube der würde sich über ein SV-interview richtig freuen.;)
Kroosartig 15. September 2013 um 16:06
Ja, ich merk schon, dass das hier völlig fehl am Platz ist und völlig unproduktriv
Sorry
gyore 15. September 2013 um 16:03
Die Verwirklichung der beiden Systeme auf dem Platz sind mE fast identisch, haben auch fast die gleiche Grundprinzipien/Ecksteinte wie Umschaltspiel, Gegenpressing, Kurzpassspiel/Kombination, und „nicht vergessen“ die Kollektive.
Was sie aber grundsätzlich unterscheidet ist die Grundidee, die Philosophie an sich. Bei den Bayern wird (dogmatischer) Ballbesitzfussball praktiziert was nun einmal den Klub auch seit sehr langem prägt (Donaufussball, Süddeutscher Fussball), und bei Guardiola brauchen wir wohl glaube ich gar keine Diskussion. „Wenn wir den Ball haben kann der Gengner kein Tor schiessen.“ – dem Gegner lasse ich so wenig Zeit am Ball wie möglich. Unter van Gaal war das auch nicht anders. (Unter Heynckes war dies noch ein wenig anders, da er die Wurzeln auch woanders hat. Totaler Fohlen-Fussbal, Kurzpasspiel in waschechter deutscher Form, ein bisschen zwar spanischer Stil, aber kein Drang zum Ballbesitz. Hatte mMn sehr viele Änlichkeiten mit dem BVB Spiel.)
Beim BVB wird in dem Sinne _kein Ballbesitzfussball gespielt. Wenn Sie mehr Ballbesitz haben, dann hat der Gegner den Ball denen abgegeben, oder der Gegner hat einfach eine geringere individuelle Klasse. (Der BVB hatte in der vergangenen CL Saison einen Ballbesitz von 44.5%, damit waren sie 5., von unten.)
Grundideen von Klopp (er selbst vergleicht seinen Stil auch mit Barca):
„Ich dachte an die technischen Qualitäten von Real Madrid, als man die das weiße Ballett nannte, und dazu eine Arbeit gegen den Ball, als gäbe es kein Morgen. Diese Kombination wurde mein Ideal von Fußball – und das spielte irgendwann der FC Barcelona und Spanien. Sensationell gut. Obwohl sie mir bei der EM ein bisschen zu viel Ballbesitz hatten, so selten aufs Tor zu schießen entspricht nicht meinem Naturell. Aber bitte, die haben drei große Titel in Folge gewonnen, wer bin ich denn, dass ich auch nur die minimalste Kritik anbringe. Für mich war der prägendste Trainer Wolfgang Frank…“
Über Mainz als er noch gespielt hat:
„Nun, wir waren alles nette Kerle, aber in unseren Qualitäten doch äußerst limitiert. Er sagte, wenn wir uns taktisch schlau verhalten, dann würden wir sehr schwer zu schlagen und für alle ein unangenehmer Gegner sein. Das haben wir gemacht. Defensiv waren wir grandios, und da war mir klar: Wenn ich mal was zu sagen habe, werden wir genau so verteidigen. Wir hatten nur ein riesiges Problem: Wir hatten ab und an auch mal selbst den Ball! Bei unserer dramatischen Qualität hätten wir ihn am besten gleich wieder hergegeben – und dann nichts wie drauf auf den Gegner.“
Modern sind ja beide, ästhetisch wohl auch. Effiktivität ist was anderes. Klopp will die Zeit am Ball prompt nutzen und dann so schnell wie möglich ein Tor zu machen. Daher würde ich mal sagen dass das Speil vom BVB die Defensive Stabilität bevorzugt, und vom effiktivem Ballbesitz geprägt ist.
Quasi These, Antithese. (Und Sammer will wohl eine Synthese, aber das kann noch ein bisschen dauern. 🙂 )
Als Bayern Fan habe ich vor dieser dortmunder Offensive mächtig Schiss, der BVB ist regelrecht auf die Vernichtung der Ballzirkulation ausgelegt, aber gegen stark verteidigende Gegner werden sie sich wohl ohne Götze sehr schwer tun, aber ich lass mich mal überraschen, Klopp traue ich vieles zu.
Kroosartig 15. September 2013 um 16:15
Danke, toller Kommentar
enbe 16. September 2013 um 14:50
genial.
@Kroosartig: Ich gebe dir einen kleinen Tipp: erst denken, dann reden. Sinnlos polemisch und total anti Mainstream sein, ist sehr Stumpf.
Emmerich 15. September 2013 um 12:47
Schon in der ersten Halbzeit kam der BVB durch schnelles Pass-Spiel immer wieder durch das Hamburger Zentrum ohne echte Gegenwehr. Die Auswechslung allein mag es noch verstärkt haben, aber in Summe waren die Hamburger schon vorher kaum in der Lage das Dortmunder Offensiv-Spiel zu bremsen.
Bastrup 15. September 2013 um 11:08
Der Wechsel Hakan (offenisv) für Rincon (defensiv) nach dem 2:3 hat mich stark an das Hoppenheim-Spiel erinnert. Damals kam nach einer Stunde bei 1:2 Rudnevs für Badelj. In beiden Spielen wurden wir (HSV) dann nach Ballverlusten im Mittelfeld brutal überrannt.