Färöer – Deutschland 0:3
Die „Pro-Kopf-Weltmeister“ von den Schafsinseln bleiben auch im Rückspiel wehrhaft. So sehr, dass Löw gar in die Trickkiste greift.
Wieder nur drei Tore. Nach dem 3:0-Heimsieg im Hinspiel kam die deutsche Auswahl auch in Tórshavn nicht über drei Treffer gegen die Färöer hinaus. Die winzige 50.000er-Nation lieferte eine weitere beeindruckende Leistung gegen Fußballgroßmacht Deutschland. Schon nach einer halben Minute gab es den ersten Torschuss – für die Färöer. Das deutsche 0:2 gab’s erst spät per Elfmeter, das 0:3 fiel in Überzahl. Und das, obwohl Jogi Löw sogar einige Anpassungen gegen den vermeintlichen Fußballzwerg vornahm.
Kroos‘ und Khediras Ausweichbewegungen gegen das Keilpressing
So war eine simple, aber logische Anpassung auf der Doppelsechs die Grundlage für Deutschlands ruhige Ballzirkulation. Khedira und vor allem Kroos nahmen frühzeitig etwas äußere Positionen ein, um dem Wirkungskreis von Holst zu entgehen.
Der Zehner der Färöer versucht durch seitliches Anlaufen Druck zu machen, um die Gegner zu hektischem Spiel zu zwingen und außen festzunageln. Auf die breiteren Grundpositionen hatte er aber kaum Zugriff. So zirkulierte der Ball in den ersten beiden Linien der Deutschen problemlos und die Färinger mussten zum eigenen Strafraum zurückweichen.
Zudem wurden die färöischen Sechser zum Handeln gezwungen. Da die Flügelspieler auf ihre deutschen Gegenüber achten mussen, rückte der ballnahe Sechser aus seiner Position zum Flügel heraus. So musste sich der ballferne Sechser oftmals allein um die zentralen Räume vor der Abwehr kümmern, sodass durchaus Lücken für die Deutschen offen waren.
Fehlende Durchschlagskraft aufgrund struktureller Details
Diese Räume wurden jedoch zu selten gefunden, da die Bewegungsmuster der DFB-Offensivspieler nicht gut darauf abgestimmt waren. Özil, die wesentlichste Anspielstation in diesem Bereich, konnte sich nicht gut vom verbleibenden Sechser lösen. So zog es ihn stark auf den rechten Flügel, von wo aus Müller viel in die Spitze ging. Dieses Wechselspielchen sollte wohl Lücken reißen, was aber nur ganz vereinzelt gelang.
Zudem fehlte das überraschende Element, um auch die Pässe in diese Räume zu befördern. Die herausrückenden Sechser versperrten die direkten Passwege für Kroos und Khedira, sodass die Pässe auf Umwege hätten gespielt werden müssen. Der ballnahe Innenverteidiger wurde aber oft von Edmundsson zugestellt, das Spiel über die bewachten Flügelspieler war zu langsam und der jeweils ballferne Sechser wurde durch Holst abgeschnitten. So ließ sich Özil einige Male zurückfallen, um die Verbindung in den Offensivraum zu schaffen. Nun fehlte dort jedoch wiederum die Anspielstation.
Dabei war auch die Spielweise von Draxler ein Problem. Der junge Schalker zieht lieber mit dem Ball ins Zentrum. Seine Freilaufbewegungen sind bestenfalls simpel und so gelang es ihm nicht in überraschenden Momenten die zentralen Lücken zu finden. In einer einzelnen Szene Mitte der ersten Halbzeit, als er doch einmal plötzlich im Freiraum auftauchte, hatte die DFB-Elf ihren spielerisch vielleicht besten Moment des Spiels.
Da auch Klose sich recht selten zurückfallen ließ – so spielstark er ist, sucht er eher die Kombinationen und nicht Freiräume für den kreativen Pass – ging es für die DFB-Elf hauptsächlich über die Flügel und Halbräume nach vorne. Dort kamen die Färöer jedoch immer wieder in Überzahlen, versperrten die direkten Wege in den Strafraum und Deutschlands Abschlüsse waren zumeist erzwungen, unsauber und unter Druck. Dass das Tor nach einer Ecke fiel war symptomatisch für die färöische Stabilität.
Kniff des Tages: Boateng spielt Manndeckung bei Ballbesitz
Doch auch die Deutschen waren weitestgehend stabil, was neben der individuellen Überlegenheit auch am ordentlichen Gegenpressing lag. Ein ganz außergewöhnliches Element dabei war die Rolle von Jerome Boateng. Wenn sich Deutschlands Ballbesitzspiel in höheren Zonen festsetzte und er nicht mehr als Passoption benötigt wurde, nahm er Edmundsson in Manndeckung. Der Stürmer der Färöer agiert in diesen Phasen raumsuchend, um befreiende Pässe im Umschaltspiel zu ermöglichen. Boateng folgte ihm, um in diesen Situationen sofort Zugriff zu haben.
Obwohl Edmundsson, der immerhin Ersatzspieler in der ersten Liga Norwegens ist, eine starke Leistung am Ball zeigte, verlor seine Rolle an Effekt. Mehrfach ließ er sich auf der „Flucht“ vor der Manndeckung in sehr tiefe Zonen treiben. Von dort konnten sich die Färinger nicht effektiv befreien. Diesbezügliches Highlight war eine Szene, in der sich Boateng und Edmundsson im Raum des färöischen Linksverteidigers beharkten.
Da sich auch Kroos und Khedira ohne Ball eher absichernd als attackierend positionierten, kam auch der zweite Umschaltspieler Holst nicht oft zum Zug. Besonders Khedira machte ein gutes Spiel im Gegenpressing und hielt neben Holst auch Suni Olsen gut in Schach. Der spielt sonst auch auf dem Flügel und beeindruckte auf der Sechserposition mit guter Pressingresistenz.
Wegen der geringen deutschen Präsenz im Zehnerraum konnten sich Holst und Olsen jedoch zumindest ab und an aus diesem Bereich befreien. Meist ging der Ball dann zum linken Flügel heraus, wo Justinussen wenige gute Szenen gegen Lahm verbuchte. Alles in allem nicht nachdrücklich gefährlich, aber für so einen Fußballzwerg schon außergewöhnlich. In Hälfte zwei wurde das noch besser.
Färöisches Ballbesitzspiel in Halbzeit zwei
Als die Deutschen begannen, das Angriffspressing etwas schleifen zu lassen, zeigten die Färinger in der Mitte des zweiten Durchgangs ihre Fortschritte im Ballbesitzspiel. In den vergangenen beiden Qualispielen gegen Kasachstan und Schweden hatten sie schon Passquoten oberhalb der 80% erreicht und sie deuteten die Gründe dafür an.
„Wir müssen bei unserem eigenen Ballbesitz ansetzen, da haben wir noch Luft nach oben. Wir dürfen dann nicht in Panik verfallen. Wir wollen uns von Spiel zu Spiel steigern.“
Färöer-Trainer Lars Olsen vor dem Spiel
Ohne akuten Gegnerdruck zeigten sich die Färinger geschlossen sehr aufmerksam und positionierten sich in guter Staffelung. Die Raumaufteilung können sie sehr schnell durchspielen, sodass sie Zweikämpfe vermeiden und ihre individuelle Unterlegenheit kaschieren. Besonders entlang der linken Seite mit Olsen als Ankerpunkt im Zentrum ließen sie den Ball schnell laufen. Durch das gute Aufrücken der zentralen Spieler brachten sie zuweilen auch viele Abnehmer für Flanken in den Strafraum.
Daher war es trotz der scheinbaren Ironie auch ein wenig logisch, dass das zweite deutsche Tor durch einen Konter fiel. Boateng klärte eine Flanke von Justinussen direkt in die Füße von Mesut Özil – irre Aktion übrigens, falls das beabsichtigt war – und in so einer Situation kommt es dann eben gerne einmal vor, dass einen Pass später ein Stürmer durch ist. Gregersen foulte Müller etwas unglücklich und sah rot. Özil versenkte, Müller legte in Überzahl den dritten Treffer nach. Zu zehnt konnten die Färinger nicht mehr mitspielen.
Fazit
Tja, wie bewertet man sowas? Deutschland souverän, mit guten taktischen Ansätzen, die zwar nicht gut ausgespielt wurden, aber letztlich war es ja auch nicht notwendig. Die Färöer halten erneut beeindruckend dagegen, aber um ernsthaft auf einen Punkt zu gehen fehlt nun einmal die individuelle Qualität.
Immerhin waren es am Ende 3:10 Schüsse auf’s Tor. Die Österreicher verbuchten am vergangenen Freitag aus ihrer Sicht 3:11. Klar, da war auch die Aufmerksamkeit der Deutschen insgesamt auf höherem Level. Aber Österreich hat auch etwa 170 Mal so viele Einwohner wie die Färöer. Ja, ich weiß, ich betone das öfter. Aber das ist ja auch ziemlich krass, oder nicht?
52 Kommentare Alle anzeigen
blub 12. September 2013 um 23:44
Ich war im Stadion, aber leider auf der seite wo man relativ wenig gesehen hat, im fernsehn rechts vorne, da lief das spiel vorbei.
Was mir aber aufgefallen ist:
1.Jemand wie Götze als weiterer Nadelspieler zu Özil hat extrem gefehlt. Draxler kann das einfach noch nicht, deshalb war er auf der 10 bei schalke auch nicht gut.
2.Desweiteren hat man überhaupt nicht versucht den Pass auf den AV, der flanken soll, in die schnittstelle zu setzen(so barca-like) sondern immer außen rum gespielt. das wäre dynamischer gewesen und hätte auch die möglichkeit auf den Flachpass in die mitte gegeben.(von hinten durch die brust ins Auge)
und allgemein waren die flanken eher mindergeil und auf den verwaisten langen pfosten.
wenn man da nicht variieren kann wirds so durchsichtig.
3. beim beispiel oben min. 5 kann draxler etwas rein schieben, dann spielt man schmelzer in den fuß an und er kann quer auf Özil spielen.(bei allen außer Özil wäre die position scheiße aber dazu hat man ihn ja.) ich hatte sowas mehrfach perfekt im blick und es war imo möglich.
DerJoginator 12. September 2013 um 18:47
Es gab hier ja bereits einen Bericht über die Einbindung Götzes in die N11. Diese hat sich durch die zahlreichen Verletzungen bisher verzögert, sollte der Junge aber eine verletzungsfreie Rückrunde spielen, dann kommt Löw nicht um ihn herum.
Dies wird dann die Aufstellung maßgeblich beeinflussen. Kann mir nicht vorstellen dass Löw das Taktik-Ruder völlig rumreisst und bspw. mit 3er-Abwehr spielen lässt. Auch an gewissen Spielern wird er sehr sicher festhalten: Neuer, Schweinsteiger, Müller, Özil, Lahm.
Mangels Alternativen (Contento wäre eine Idee, hätte er mehr Spielpraxis) wird auch Schmelzer relativ sicher in der Stammelf auflaufen. Zusammengerechnet gibt es also noch 4 freie Plätze, wobei sich auch die beiden IV schnell aufstellen lassen, 2 aus 3, je nach Form eben.
Stellen sich also eigentlich nur 2 Fragen. Wer spielt neben Schweinsteiger im DM und je nach dem, ob Götze LA oder MS spielt, wer kommt auf der freien Position zu Einsatz? LA hat Reus die besten Karten, im MS kommt es einfach drauf an, wie Gomez (Torkönig?) und Klose (verletzungsfrei?) die Saison spielen.
Also wird es nur auf der zweiten 6er-Position richtig spannend, da es hier wirklich ein Überangebot an Kandidaten gibt: Khedira (Führungsfigur), Gündogan (ballsicher), Bender (Abräumer), Kroos (offensive Variante).
nougat 12. September 2013 um 19:54
was… contento ? ist der überhaupt im aufgebot ?
„Contento äußerte den Wunsch, eines Tages für die italienische Nationalmannschaft spielen zu dürfen“
DerJoginator 12. September 2013 um 20:06
Ja, nur dass man in Italien lieber eine 3er Kette aus IV sieht, AV eher weniger gefragt sind und vor allem: Deutschland ist nicht gerade mit vielen AV gesegnet, hätte sie aber gerne. Glaube, dass er kein schlechter Spieler ist, nur eben bei den Bayern mit Alaba eben einen stärkeren vor sich hat. Aber wenn Alaba tatsächlich irgendwann ins Mittelfeld vorrücken sollte, wäre der Platz frei. U20 hat er ja schon für Deutschland absolviert.
Sarah 12. September 2013 um 13:02
Über Mario Gomez wird leider viel (unsachlich) diskutiert. Mich würde jenseits dieser immer wieder zu lesenden „Vorwürfe“ schlicht mal interessieren, ob es bei all diesen wendigen, ball- und passsicheren Spielern nicht gerade sinnvoll wäre, ihn sozusagen als Korrektiv aufzustellen. Wenn Löw sagt, dass ihm die Spielanlage gut gefällt, aber er die Konsequenz im letzten Drittel vermisst, dann ist doch – plump gesagt – genau Gomez der Mann dafür, oder? Statt ihm spielt Klose, der m.E. nicht sonderlich viel mehr dazu beiträgt, was da in den ersten beiden Dritteln geschieht, zumindest in den letzten beiden Spielen so gesehen. Ich habe oft das Gefühl, dass nach den vielen Pässen und noch mehr Pässen und noch einem Pass die Spieler um den 16er sich dann eher entscheiden weiter um sich herum zu passen, als dann den letzten – dann etwas riskanteren – Pass zu suchen. Gomez ist doch bekannt dafür, dass er sehr viel innerhalb des Strafraums verwertet und m.E. hier deutlich durchsetzungsstärker ist als Klose. Daher meine Frage, ob man bei so vielen Kombinationsspielern um den 16er herum nicht sinnvoller einen Abnehmer im 16er aufstellen sollte?
nougat 12. September 2013 um 14:11
ja, ich hätte auch eher gomez statt klose spielen lassen. im strafraum ist er einfach eine bank. aber seitdem er von bayern weg, ist er nicht mehr die erste wahl…
AP 12. September 2013 um 14:41
und vorher war er erste Wahl?
nougat 12. September 2013 um 19:51
soweit mir bekannt, haben sich klose und gomez die sturmposition geteilt.
somit war es immer logisch, dass wenn klose nicht traf oder umgekehrt, der jeweils andere ran durfte. dieses muster ist nun seit einiger zeit durchbrochen. gomez ist sogar mal als käpitan in einem spiel für die N11 aufgelaufen als wertschätzung und weil er sein 50. länderspiel absolviert hatte.
wer kam für klose ?
Edmund 12. September 2013 um 15:09
Man weiß nicht, obs Opa Klose übern Winter schafft, aber Jogi will unbedingt Danke für die tollen Jahre sagen und ihm den alleinigen Torrekord schenken. Da muss also jedes Spiel genutzt werden, es könnte ja sein letztes sein.
2 Dinge ärgern da irgendwie. a) Niemand sollte vor dem Bomber stehen. b) Eine ungerechte Wahrnehmung: Klose wird angeschossen und alle jubeln, Gomez würde für gleiches Tor niedergemacht werden.
Deswegen gönne ich dem Klose kein einziges weiteres Tor.
HW 12. September 2013 um 18:10
Mich wundert es auch, dass Gomez nicht wenigstens eingewechselt wurde. Löw gibt gerne den neuen Spielern die Zeit um sie durch Einwechslungen kennenzulernen. Trotzdem könnte Gomez mal wieder spielen, das kann man auch als 45 Minuten Einsatz absprechen.
mrb 13. September 2013 um 00:17
Kruse fährt statt Gomez zur WM.
Diese Nachtigall höre ich trabsen-
fluxkompensator 12. September 2013 um 12:51
wie joel schon angemerkt hat, ist der versuch eines dribblings an die möglichkeit gekoppelt, erfolgreich am gegner vorbeizukommen. in der regel werden solche individuell starke spieler aber sofort gedoppelt, zudem oft isoliert. d. h. eine 1-gg-1-situation kommt gar nicht erst zustande. dieses problem umgehen technisch versierte mannschaften durch schnelle verlagerungen, so dass der abwehrblock nicht rechtzeitig verschieben und überzahl herstellen kann. insofern würde ich eher dabei ansetzen und am spiel gegen die färöer die zu seltenen spielverlagerungen sowie rochier-bewegungen kritisieren, nicht aber zum rundumschlag ausholen und gar die ausbildung der spieler hinterfragen.
AP 12. September 2013 um 13:12
@fluxkompensator
sprichst du mich damit an? naja, egal. fühle mich angesprochen.
Wenn der Gegner um den 16er steht, dann helfen mir doch die schnellsten SV nicht oder? Hinterlaufen, auf die Grundlinie auch nicht. Das 3:0 war doch so ein Bsp. Lahm/Müller. Aber wie oft kam es vor. Was ich sagen wollte, ein Ribery, Robben sind in der Lage an beiden Seiten vorbei zu gehen, ein Draxler, Schürrle ziehen meist nach Innen. Müller stand oft nach einer SV im 1 gg1. Aber er ist mMn nie ins Dribbling.
Die Ausbildung habe ich ja nicht bewertet. Sondern nur angemerkt, dass es immer diese Ausbildungswellen sind. „Aktuell“ wird doch sehr viel auf das Mittelfeld, kleine wendige Spieler, Meyer, Götze, Younes usw. wert gelegt.
Die Folge. Kleine wendige Abwehrspieler, die das gut verteidigen, werden kommen. Die Folge. Wir wollen wieder einen Robben, der im höchsten Tempo ins Dribbling geht.
Ich würde die Ausbildung einfach nicht einschränken. Aber wenn im Training immer nur kurzpass trainiert wird ist das Ergebnis ja auch klar.
nougat 12. September 2013 um 14:08
„ausbildungswellen“… ?
was ist überhaupt mit dribbling gemeint ? ich habe den von euch öfters genannten robben zb nie als ein besonders fintenreichen dribbler gesehen, eher als schnellen ballsichernden, ballführenden abschussspieler, der vllt ein oder 2 tricks drauf hat und viel mit körpertäuschungen- abdeckungen arbeitet.
gerade das ballsichere, fintenreiche mittelfeld mit zb özil, reus, götze, gündogan und in der abwehr lahm (wobei der häufig mit richtungswechseln dribbelt – seinem standardtrick), sind in der lage auf einen bierdeckel 1-3 gegner auszudribbeln. sonst wäre deutschland doch überhaupt nicht so stark im angriff… komische diskussion. die vorgenannten spieler sind zudem noch in der lage sich in den angriff einzuschalten, können also selber das dribbling nutzen um als zu verkappter stürmer den abschluss zu suchen. das problem ist halt nur, dass der raum dabei eng zu werden droht, und es bei raumknappheit der gegner wesentlich leichter hat zu verteidigen.
eine eingespielte deutsche mannschaft unter druck hätte die färöer mit ihren dribblings komplett zerlegt. teilweise stimmten auch einfach die laufwege nicht.
Schimanski 12. September 2013 um 14:05
Doch, gerade die Ausbildung sollte man hintrfragen.
Ich habe vor zwei Tagen mit meiner U9 ein Freundschaftskick gegen ein Team eines Nachwuchsleistungszentrums gespielt. Ein Spieler gefiel meinem Trainerkollegen sehr gut und er sprach den gegnerischen Trainer auf ihn an. Dieser verdrehte nur die Augen und sagte, dass er viel zu oft alleine ginge und man im Reviercup (NRW-Bundesliga Nachwuchsrunde) damit nicht weit komme.
Faktisch wird in diesem Moment einem achtjährigen(!) Talent die Möglichkeit genommen, sich im Dribbling auf höchstem Niveau zu entwickeln, nur weil der Erfolg im Reviercup wichtiger als Ausbildung ist. Ich weiß nicht, wie viele Kinder und Jugendliche in den NLZ verheizt werden, weil Erfolg und das Nacheifern des Erwachsenenfussball Spielweise und Taktik und dominieren.
Für micht ist das kein Zufall, dass z.B. ein Ribery bis 13 Jahren im Vorortklub bespielt hat.
AP 12. September 2013 um 14:43
Wir haben in den NLZ eine Eliteförderung….
Schimanski 12. September 2013 um 15:14
Was willst du damit sagen?
AP 12. September 2013 um 16:50
Zum einen, dass Du Recht hast. Zum anderen, dass die Vereine Aussieben bis ein Götze, Meyer wer auch immer es nach oben packt. Das nennt man dann Eliteförderung. Hier wird eine Schablone drauf gelegt und nach dieser wird trainiert und wer hier nicht reinpasst, der wird aussortiert. Soweit so gut. Ich denke da sitzen schlaue Köpfe und ich weiß nicht, ob man Weltklasse hinbekommt, wenn man nicht sich auf die Spitze der Talente konzentriert.
Ich sag ja nicht das ich die Weißheit mit Löffel zu mir nehme aber würden wir in Deutschl. uns in der Ausbildung breiter aufstellen, hätten wir nicht so ein Problem auf den AV und der Stürmerposition, was den Nachwuchs betrifft.
Wir haben viele MF Spieler, die höchstes Niveau haben, aber dieses Niveau erreichen wir sonst auf keiner anderen Position. Außer TW.
Die Frage ist ja. Was ändern? Oder wieder kopieren. 🙂
Schimanski 12. September 2013 um 17:18
Ok.
Ich habe leider nur einen kurzen Einblick gewonnen, der hat mich aber eher erschreckt. Natürlich darf man da nicht pauschalisieren. Ich denke, in höheren Jahrgängen und je nach Verein und Philospohie wird das Gewinndenken nicht nur im Mittelpunkt stehen und ggf. auch Dribbler entsprechend gefördert.
Auf der Homepage von Pierre de Wit kann man z.B. seine ganze Karriere nachlesen und da wird zum einen deutlich, dass der Vater ihn bewusst bis zur D-Jugend im Heimatverein gelassen hat und – obwohl Köln-Fan – nur Leverkusen als NLZ in Frage kam. In den Saisonberichten schimmert dann auch oft durch, dass in Leverkusen die Förderung und nicht das Ergebnis an erster Stelle stand und das auch so den Eltern und Spielern gegenüber kommunziert wurde.
Leverkusen kann es sich vielleicht auch eher erlauben als finanzschwächere NLZ, wo der Zulauf/Ruf nicht so gut ist und man sich über Ergebnisse definieren und interessant machen muss.
Zum Thema N11: Grundsätzlich mag ich den Fussball den Löw spielt, aber am Mittwoch war es mit zu eindimensional und „spanisch“.
karl-ton 13. September 2013 um 01:56
Ich habe zwar auch keine Ahnung, aber ich bezweifele, dass sich an den Auswahlverfahren viel ändert. Warum?
Weil wir ja Leader-Typen wollen, die diese Sieger-Mentalität haben. Und Sieger ist man, wenn man Titel gewinnt (siehe auch die Kommentare von Nougat). In Schönheit sterben ist schließlich nichts wert. Und bei der Mentalität wissen wir ja auch alle, dass das was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.
Aus dem Grund soll doch dann auch die U17 am liebsten jedes Turnier gewinnen, anstatt eben auch mal in Schönheit zu sterben und sich auszuprobieren.
CH 13. September 2013 um 11:00
Ich würde kein Kind unter 12 Jahre in eine Elitenförferung stecken. Wenn‘ ich NLZ für U9 lese, sträuben sich mir die Haare.
In den Vorortvereinen gibt’s Kleinwüchsige mit Superschusstechnik; linksfüßige Usain Bolt’s ermüdet von drei Musikkursen pro Woche; Xavis, die für Tore Geld von ihrem Opa bekommen. Und es gibt die Eltern.
Soviel Potenzial, dass viel zu früh durch’s Sieb fällt. Statt Grundschüler ins NLZ zu stecken, würde ich mir verbindliche Vorraussetzungen für Kindertrainer und Kompensation für’s Engagement wünschen.
CH 13. September 2013 um 10:36
Das angeführte Beispiel gibt’s in jeder Jugendmannschaft – sprich ich beobachte es bei unserer F1 auch. Faktisch fängt in der F-Stufe schon der Übergang vom extrem ballorientierten Bienenschwarm-Lauspiel in das positionsorientierte(-re) Passspiel an. Sprich die Kinder sollten lernen, dass der Ball immer schneller ist als sie selbst.
Solche Dribbler – die in G und F2 auch meist körperlich überlegen, die Spiele noch allein entscheiden – entwickeln sich bei so einem Übergang zu echten Bremsen für die mannschaftliche Zusammenspiel, weil sie:
– den Ball oft nicht mehr im richtigen Moment loswerden,
– auf den falschen Positionen dribbeln,
– ihre körperliche Überlegenheit verlieren.
– bei Ballverlusten aufstecken
Der Trick ist hier den Spieler vom Festrennen gegen drei Gegenspieler am Mittelkreis hin zu wünschenswerten platzschaffenden Einzelaktionen in den Offensivräumen zu entwickeln.
Ich glaub‘ das ist der Hintergrund der Geschichte.
Fussballnarr 13. September 2013 um 10:50
@ CH
Du hast im Prinzip ja recht. Du stärkst die Ergebnisse der F1 Mannschaft, in dem Du den Kindern das Dribbeln verbietest. Absolut!
Aber wenn einem 8 jährigen abtrainiert wird zu dribbeln, kannst Du von Ihm als 19 Jährigem nicht mehr erwarten, dass er ein besonders raffinierter 1:1 Trickser sein wird. Er wird quer, quer, quer, zurück und mal nach vorne spielen.
Ich denke, dass einfach diese Ergebnisorientierung im Kleinfeld Bereich totaler Murks ist. Individuelle Stärker der Kinder sollte da noch an oberster Stelle stehen.
CH 13. September 2013 um 11:22
Ich verbiete es nicht ! Es darf nur nicht eigensinnig und nur mit Kopf nach unten sein. Und wenn’s schief geht, muss nachgesetzt werden.
Mir geht’s wirklich nur um diese Typen, die die Kapitänsbinde, Trikot mit Nummer 10 und immer den Ball fordern, weils sie im letzten Jahr aufgrund körperlicher Überlegenheit die meisten Tore geschossen haben.
Fabian 13. September 2013 um 11:29
Stimmt, aber das ist auch ein Trade-off. Wenn ich meinen 8-jährigen Dribbelkünstlern das Dribbeln nicht (teilweise) verbiete, dann kann ich die anderen Spielertypen, die nicht über ihre körperliche oder technische Überlegenheit kommen, nicht entwickeln, weil sie nie den Ball kriegen.
Beim Mannschaftssport Fußball liegt der Fokus allgemein (und zurecht) eben auf dem Zusammenspiel, nicht auf den einzelnen Spielern. Und das ist eine Lektion, die man den Kids nicht früh genug beibringen kann, denn die ist auch wertvoll fürs Leben.
Letztlich ist es ein Balanceakt, bei dem man mit radikalen Methoden nicht weit kommt. Ohne einen Einblick in die Leistungzentren zu haben, habe ich einen Heidenrespekt vor deren Arbeit, denn neben Fußballsachverstand ist da eine Menge Didaktik und langfristige Perspektive gefragt. Ich finde die kriegen das schon ganz gut hin. Und wie schon angedeutet, man kann icht einfach nur an einem Schräubchen drehen, ohne das System im Ganzen zu beeinflussen, das ist ein wenig komplexer als „Wir müssen mehr Dribbler ausbilden“.
blub 13. September 2013 um 12:45
Man muss Dribbler im Jugendalter vor sich selbst schützen.
Der mechanismus das die dribbler im fokus stehen gibts nicht nur beim ballon d’or sondern noch viel mehr an der basis.
Sie werden solange bejubelt und konzentrieren sich ergo so sehr auf diese fähigkeiten das sie strategisches passpiel und denken im raum nie erlenen. und wenn sie nicht mehr überlegen sind dann ist der zug abgefahren.
Deswegen ist es richtig und wichtig dem zusammenspiel einen hohen fokus einzuräumen.
Oder anders: Marko Marin ist völlig zurecht kein Thema mehr.
Es ist ja nicht so das es prinzipiell keine Gäbe, aber Götze, Reus, und in ansätzen Gündogan die eher mal sowas versuchen standen eben alle nicht zur verfügung.
Schimanski 13. September 2013 um 16:09
So sehe ich das auch.
Wir sind uns doch wohl einig, dass der beste Fussballer beides beherrscht. Ein starkes Dribbling und ein gutes Passspiel. Wenn man das mit einer hohen Spielintelligenz verbindet, so dass der Spieler zielsicher entscheiden kann, wann er welchen Weg wählt, hat man den perfekten Fussballer – vereinfacht ausgedrückt.
Wenn er in den NLZ die Zwangjacke Passspiel übergestülpt bekommt, kann er weder seine Dribbling-Fähigkeiten noch seine Spielintelligenz trainieren. Es gibt ja immer nur den einen Weg (Passen) und alles andere ist nicht erlaubt. Das Kind verkümmert. Aber egal, im nächsten Jahr wird er wahrscheinlich eh gegen ein besseres Kind ausgetauscht.
Deswegen darf man das Dribbling auch nicht verbieten. Mannschafts- und Zusammenspiel erreicht man im Kinderfussball nicht durch Fordern und Bestimmen von außen, sondern durch geeignete Spielformen und das richtige Mannschaftsklima. Alle Kinder werden gleich behandelt, alle Kinder werden mal ausgewechselt, alle Kinder spielen mal von Anfang an, alle Kinder trinken zusammen, alle räumen gemeinsam auf, alle Kinder spielen alle Positionen, etc.
Wer den besten Dribbler, der in der Bambini die Mannschaft alleine zum Erfolg schiesst, immer vorne und immer durchspielen lässt und ihm eine Sonderrolle zugesteht, darf sich in der F und E nicht wundern, wenn dieser nicht mehr abspielt.
Das hat aber nichts damit zu tun, dass man den Dribblern das Dribbling verbieten soll….
Fussballnarr 18. September 2013 um 08:59
@Schimanski
1A! genau so sehe ich das auch!
Fussballnarr 13. September 2013 um 10:45
@Schimanski
Kann Deine Sichtweise nur unterstützen. Mein Junge (8) spielte letztes Jahr bei einem Grossverein in der U8. Die Zielstellung der Trainer ist im wesentlichen darauf ausgerichtet, über schnelle Passstafetten den Gegner auszuspielen. 1:1 Situationen sind nur bei wenigen Kindern zugelassen und die Vorgabe ist, einmal vorbei und schnelles Abspiel.
wehe wenn nicht…..
So wird trainiert, so wird gespielt.
Individualität geht dabei m.E. verloren.
AP 13. September 2013 um 11:10
Ich finde in diesem Zusammenhang auch den ehem. Sportdirektor des DFB fast schon lustig. Wir bilden Passmaschinen aus, die sofern sie sich durch das Aussiebverfahren von der U8 bis zur U19 durchgekämpft haben, am Ende sich anhören müssen, dass Sie alle gleich sind, keine Mentalität besitzen, keine eigene Charaktere usw. Die Buben haben doch garkeine andere Wahl. Wer sich nicht anpasst, packt es doch garnicht so weit.
Hat nicht Freund Zlatan das mal als „Kindergarten“ bei Barca bezeichnet.
EY 13. September 2013 um 15:54
Das Argument mit Barca und dem Kindergarten macht meiner Meinung nach aus zwei Gründen keinen Sinn:
1. Hat Barca nachdem Freund Zlatan weg war alles gewonnen, das heißt, dass das System „Kindergarten“ alles andere als erfolglos war.
2. Wenn ich mich richtig erinnere waren mit der Kritik von ihm Messi und Iniesta gemeint. Beides meine ich die einzigen Spieler in dem Team, die nicht nur ins 1:1 gehen, sondern auch in 1:3 Situationen nahezu unmöglich vom Ball zu trennen sind.
Inwieweit die Charakterzüge der beiden jetzt ihre Spielweise beeinflussen, kann ich nicht beurteilen.
AP 13. September 2013 um 18:04
Mit Kindergarten meinte er wohl, dass sie wie kleine Kinder, ja und amen sagen, nie widersprechen und dementsprechend leicht zu führen sind. Ob man das gut oder schlecht findet, hängt sicherlich von der Perspektive ab, aus der man es betrachtet?
Schimanski 13. September 2013 um 16:30
Mich würde interessieren, wo dein Sohn jetzt spielt? Weiter im NLZ oder wieder im Dorfverein?
@All: Der DFB und vor allem Sammer sind übrigens im vergangenen Jahrzehnt das Ergebnisdenken im Kinderfussball scharf angegangen. Der DFB setzt sich – unterstützt von wissenschaftlichen Untersuchungen – stark für die Rückbesinnung auf die Werte des Straßenfussballs ein. Unbeschwertes Erleben des Spiels, Förderung von Kreativität abseits des Leistungsdrucks ohne Fremdsteuern und den Inhalten des Erwachsenenfussballs. Erwünscht sind eigenständig handelnde Persönlichkeiten, die über Spielerfahrungen und Selbstreflektion Spielintelligenz entwicklen und nicht wie schablonenhafte Stereotype handeln.
Ich bezweifel aber, dass diese Philosophie in den NLZ gelebt wird. Da dort aber die talentiertesten Kinder landen, werden einige Dribbler dem Passspiel und Ergebnisdenken der NLZ zum Opfer fallen und niemals ganz oben ankommen.
AP 13. September 2013 um 18:54
Dieses Denken hat aber erst zum Ende seiner Zeit Priorität bekommen. Das was wir brauchen sind ausgebildete Trainer und nicht nur im NLZ.
EFF 14. September 2013 um 22:24
Meiner Meinung nach müsste der Begriff Dribbling genauer difintiert werden ob Dribbeln zum Ausspielen eiens Gegners (fintiertes Dribbling) oder Dribbeln zur Sicherung des Balles gemeint ist.
Aus meiner Sicht muss in der heutigen Ausbildung noch mehr Wert auf die Ball-und Mitnahme im Bereich der offenen Spielstellung gelegt werden. Den dieses hat aus meiner Sicht den größeren Bezug auf dem Spitzenfussball.
Jetzt aus meiner Erfahrung ist ein guter Dribbler auf dem Kleinfeld nicht umbedingt ein guter Dribbler auf dem Großfeld den im Kleinfeld muss ein kleiner Raum überbrückt werden und die körperlichen Unterschiede zwischen den Spielern spielt eine große Rolle. Den körperliche starke Spieler können sich leichter durch setzen.
RM 15. September 2013 um 10:48
Wir haben intern bereits eine Differenzierung von Dribblingarten und -motivationen gemacht, Ansätze von Ersterem findet man in der Messi-in-depth-Spieleranalyse.
EFF 17. September 2013 um 17:53
Meine persönliche Einteilung zum Dribbling
Dribbling:
-Dribbeln zum Ausspielen / Überwinden des Gegners
-Dribbeln zur Sicherung des Balles gegen ein Gegner
-Dribbeln zum Überwinden des Raums
-Dribbeln zum Sicherung des Balles im Raums
-mitspielerreagierendes Dribbling
-gegnerreagierendes Dribbling
EFF 17. September 2013 um 17:56
Als kleines Beispiel für gegnerreagierendes Dribbling:
Andribbeln des Innenverteidiger gegen die gegnerischen Stürmer.
Zwang des Gegner auf Reaktion (Fallen lassen, Höhe halten, Pressen)
Fussballnarr 16. September 2013 um 12:59
im Dorfverein in der Stadt, ein Jahr älter, mit seinen Freunden.
Lustig, was Du über Matthias Sammer geschrieben hast. Sein „neuer „Arbeitgeber ist im Kleinfeldbereich aber sicher auch sehr ergebnisorientiert aufgestellt…..
blubber 12. September 2013 um 11:43
Mir ist aufgefallen, dass nach Umspielen des Fähringer Pressings durch die Deutschen dann oft auch viel Raum mit dem Ball am Fuß zurückgelegt wurde (z.B. durch Deutschlands Sechser). Das wiederum führte dazu, dass die Fähringer sich schnell sehr kompakt um den Strafraum zusammenziehen konnten und der Raum extrem eng wurde. Die Deutsche Nationalmannschaft/Löw hat wohl darauf gesetzt, dass sie durch viel Bewegung und Rochaden und ihre technisch guten Spieler es schaffen sich irgendwie durchzukombinieren. Gleichzeitig hatte man dadurch den Vorteil, dass bei eigenem Ballverlust der Gegner weit vom eigenen Tor weg war, man gut gegenpressen konnte und im schlechtesten Fall – wenn das Pressing umspielt wird – immer noch die individuelle physische Überlegenheit (Schnelligkeit etc.) ausspielen kann. ABER: es wurde doch bald deutlich, dass dieses „um den Handballkreis-Gespiele, die Lücke suchen“-Spiel an diesem Abend nicht so gut funktionierte. Wäre es in so einem Fall nicht sinnvoller NICHT den Raum schnell mit Ball am Fuss zu überbrücken und den Gegner durch die eigene Bewegung zu „komprimieren“, sondern bewusst mehr Vertikalität in der Formation des Gegners zu erzeugen (was im besten Fall auch mehr Raum für die eignen Spieler bedeutet), in dem man den Ball z.B. eher in mittelkreisnahen Räumen zirkulieren lässt und dann mit beweglichen Zielspielern und Pässen in die Tiefe zu agieren?!
nougat 12. September 2013 um 11:00
wir halten fest: die null steht 😉 !
allerdings schafft man auch kein feuerwerk mehr und ist auf foulspiel und zweitverwertungen angewiesen.
interessant auch, dass die färöer auch reduziert nicht einbrechen und standhalten können.
die angesprochenen fehlenden dribblings sind wohl so auch nicht ohne weiteres möglich, wenn man dauernd um den 16er kreist und der gegner alles geschickt blockt. leider wirkte in der tat das spiel der deutschen weitestgehend frei von überraschungen und auch ernüchternd bis enttäuschend, sieht man einmal von den äußerungen bedingungen ab, die sicherlich mit hineingespielt hatten, aber einen gestandenen profi auch nicht groß jucken dürften.
leider habe ich die ersten 20 minuten nicht gesehen.
wäre bestimmt interessant gewesen, zu sehen wie sich das spiel entwickelt hätte, wenn die färöer in führung gegangen wären. so war es wirklich fast nur ein spiel auf trainingsniveau, was mich schon erstaunt hat, denn man ist immerhin noch in der qualifikation.
ES 12. September 2013 um 09:09
Nur als Frage, und auch wenn es Euch graust, und auch, wenn ich Jogi Löw verstehen kann, dass er seinem Spielstil treu bleiben will: Wäre es von der reinen Ergebnisegffektivität sinnvoll gewesen, Gomez reinzunehmen, in die vielen Möglichkeiten über die Flügel hohe Flanken zu bringen (war ja den Aussenstürmern Draxler und Müller offenbar verboten) und dann entweder direkt oder über die zweiten Bälle zu verwerten? Das 1:0 ist ja auch über einen hohen Ball gefallen. Da hat man gesehen, welche Schwierigkeiten die Färörer haben. Wie gesagt, nicht, dass ich den Fussball sehen will, nur als Frage, ob das ein Rezept gewesen wäre, und ob sich die Nationalmannschaft nicht im Sinne von Flexibilität auch eine solche Spielweise im Repertoire halten sollte.
Koom 12. September 2013 um 09:19
Klang für mich schon in der Analyse so durch, das eine zielgerichtetere Spielweise als die von Klose für diesen Gegner wohl besser gewesen wäre. Klose schien eher eine (schlechte) „falsche Neun“ zu spielen, anstatt die gefährlichen Räume zu suchen oder zu besetzen – was Gomez als „Standardspielweise“ ja doch eher macht.
AP 12. September 2013 um 11:57
immer wenn die N11 hinter die letzte Linie kam, wurde es gefährlich. Nur mMn war es recht selten der Fall.
Für mich stellt sich eher die Frage, wie man, auch personell, das hätte anders lösen können.
Ob dann Klose oder Gomez die Dinger verwerten ist auch egal.
Schimanski 12. September 2013 um 07:15
Bei aller Wertschätzung für die taktischen Beobachtungen und deren nicht zu leugnenden Wichtigkeit im modernen Fussball, denke ich, dass sie in diesem Fall für den Spielausgang keine große Rolle gespielt haben (Boatengs Manndeckung vielleicht ausgenommen).
Für mich wirkte das leider wie ein Trainingsspiel, in dem die Spieler „ihren Stiefel“ runter spielen und aufgrund der individuellen Qualität in der Ballverarbeitung irgendwann mal eine Unachtsamkeit nutzen werden (obwohl es dann doch ein Standard und ein Konter war).
Was mir leider völlig gefehlt und das Ergebnis womöglich in die Höhe hätte schrauben können, waren die 1:1-Situationen. Mir war das zu viel Spanien und zu wenig Plan B. Noch ein Pass…und noch ein Pass…und noch ein Pass…sehr ausrechenbar. Ein kompakter und kollektiv verschiebender Block reichte aus, um das Spiel der Deutschen zu kontrollieren.
Ich hätte mir einfach mal einen Überraschungmoment, eine kreative Bewegung, ein spontanes Dribbling gewünscht. Selbst wenn diese Situation mal verloren gegangen wären, hätten wir wegen dem guten Gegenpressing keinen Konter befürchten müssen. Wenn dann aber eine von drei oder vier Situation erfolgreich gewesen wäre, hätte man sofort Unordnung in den Block bekommen und aufgrund der klugen Freilaufbewegungen und des schnellen und genauen Passspieles unserer Offensivkräfte sofort Gefahr heraufbeschwören können.
Ich finde es auf jeden Fall schade, dass kreative Dribblings anscheinend nicht mehr erlaubt ist und man sein Spielstil sehr eindimensional gestaltet.
Trotzdem danke für den lesenswerten Artikel!
Koom 12. September 2013 um 09:26
Das vermisse ich aber bei sehr vielen Mannschaften: Das kreative Dribbling scheint zumindest keine hohe Wertigkeit in den Trainingsplänen zu haben, auch wenn man immer wieder sieht, das die Spezialisten dieser Disziplin entscheidend für den Erfolg ihrer Mannschaft sind. Allen voran Ribery und Messi, aber auch im kleineren Format bspw. Müller von Mainz 05, Firmino bei Hoffenheim usw.
Gerade in Spielen zweier taktisch gut stehender Mannschaften (was man häufig sieht) sind sie es, die den Unterschied ausmachen, weil sie Pressing, Engen, Mehrfachdeckung, Zuordnungen in einer Situation zum Platzen bringen (oder die vorige Stärke sogar ins Gegenteil verkehren) und dadurch etwas schaffen, für das der gegnerische Trainer vorher keinen Plan gemacht hat.
Das ist so auch für mich das Problem von Ballbesitzfußball der Barcelona- oder Van Gaal-Art. Offensiv sehe ich da kein echtes Konzept ausser dem von Klopp mal genannten Motto „Gegenpressing ist der beste Spielmacher“. Mit einer Gegenpressing-Situation schafft man eine Variante der obigen Chaos-Situation durch ein Dribbling, allerdings eine, auf die man idR etwas besser vorbereitet ist, weil man sie einplanen kann.
joel 12. September 2013 um 11:17
Diese kreativen Dribblings, welche ich als Fussballfan sehr gerne sehe und ein Spiel auf sehenswert macht, sind auch von TikiTaka-Trainer Guardiola oder Ballbesitz-vanGaal absolut gestattet, wahrscheinlich sogar erwünscht!
Egal ob Robben und Ribery als Flügelzange bei van Gaal in München, Messi und Sanchez/Pedro bei Barca, die kreativen und spielentscheidenden Dribblings sind in beiden Spielsystemen elementar. Doch der Sinn der Ballstafetten und unendlichen Ballzirkulationen ist nicht nur ein offensives Verteidigen („Die Offensive ist die beste Defensive“), sondern auch das Herausspielen dieser tornahen 1 vs 1 Situationen. Denn durch ständige Spielverlagerungen und das erzwungene Verschieben werden Räume geöffnet die diese genannten Spieler nutzen können.
Außerdem wird bei ballbesitzorientierten Spielsystemen die Offensivleistung auf mehrere Spieler verteilt. Denn dadurch kann sich die Defensive es sich nicht leisten einen oder zwei Spieler zu doppeln, wodurch 1 vs 1 Aktionen entstehen können, welche dann die Messis, Riberys und Draxlers dieser Welt wunderbar nutzen können.
Koom 12. September 2013 um 11:20
Ok, falsch ausgedrückt: Natürlich wollen Ballbesitztrainer auch Dribbler haben. Die Beispiele wurden genannt. Sie sind eben die Problemlöser, wenn der Gegner defensiv auch seine Hausaufgaben macht.
Aber es scheint mir allgemein in der Ausbildung darauf keinen Fokus zu geben, man scheint überwiegend, beinahe ausschließlich nur paßsichere Leichtathleten zu produzieren, anstatt jemand, der mit Ball am Fuß mal explodieren kann (nicht zwingend mit Tempo, Zidane war auch nicht schnell, aber fummelte sich an Gegnern vorbei).
AP 12. September 2013 um 11:54
@Koom.
Sehe ich auch so. Die Robbens sterben aus. Die Xavis werden gefördert. Passen, Passen, Passen. Obwohl Barca das schon vor Jahrzehnten eingeführt hat, wird es heute noch als was modernes verpackt. Bis wir in 10 jahren uns wieder denken, ok verlegen wir den Ausbildungsfokus wieder auf das 1:1, um man den LV von Timbugdu auch ausdribbeln zu können.
Koom 12. September 2013 um 13:05
Passt ja auch zu der allgemeinen These, das im Fußball wenig wirklich neu erfunden wird, meistens nur wieder neu entdeckt. „Catenaccio“ war ja schon mal da, heute dominiert in Europa auch eine sehr moderne Variante davon. Sei es nun in der Ballbesitz-Variante von Barca oder in der Kick’n rush-Version von Dortmund. Auch bei der Bayern-Saison war das herausragende Merkmal eher die Defensive (speziell Schweinsteiger/Martinez), weniger ein Offensivkonzept, das vorbildlich war (böse ausgedrückt: Es dominierte vorne die individuelle Klasse (Ribery, Robben), weniger ein vom Trainer vorgegebener Plan).
Ist es wahrscheinlich, das man aus diesem Trend noch mal herauskommt? Taktisch wie auch physisch erreicht man ja mittlerweile Grenzen. Und die Logik diktiert, das gerade bei einem Sport wie Fußball die 0 hinten sehr wichtig ist und auf der Basis einer starken Defensive offensiv sich mehr riskieren lässt.
Ich sehe momentan Entwicklungspotential nur noch bei Standardsituationen und in der Grauzone (bspw. gezieltes Anschießen der gegnerischen Hand im Strafraum), was IMO noch nicht gemacht wird, weil man der aktuell spielenden Fußballergeneration noch etwas mehr die Pressing-Varianten einbimsen muss (und dadurch Zeit fehlt für solche Spezialitäten).
AP 12. September 2013 um 13:16
Gute Fragen. Warum wird eig. nicht jede Ecke kurz gespielt? Jeder FS ausgespielt… die Jungs müssen doch ne Menge Ideen haben. Freiburg unter Streich machts das aber sonst, fällt mir niemand so recht ein.
GH 12. September 2013 um 16:25
Also Entwicklungspotenzial ist noch viel mehr vorhanden!
Allein wenn ich an ein Interview von SV mit dem Bernhard Peters denke – https://spielverlagerung.de/2012/08/11/interview-mit-bernhard-peters/ – fällt mir ein, dass es beispielsweise ein gezieltes Training, was mache ich in welcher Spielsituation, bei welchem Spielstand auch noch nicht gibt. In der Schlussphase wird zwar oftmals alles nach vorne geworfen, aber eine wirkliche Struktur ist nicht zu erkennen.
Gerade im offensivtaktischen gibt es noch ein riesiges Entwicklungspotenzial. Und da denke ich, werden auch diese Dribbler wieder wichtiger.
Im heutigen Fußball werden oftmals Spieler nach Typen und Eigenschaften ausgesucht und auch aufgestellt. Dies stellt z.B. RM in seiner Serie bei abseits sehr gut, was sich die Verantwortlichen dabei gedacht haben.
Manche Spieler sind eben für gewisse Situationen eben äußerst gut geeignet. Bei ManCity hat man mit Negredo beispielsweise einen Spieler für Konter, Strafraumpräsenz, ausweichende Bewegungen und Durchschlagskraft geholt. Mit Jovetic dagegen einen „schwimmenden“ 9er bis zu einem Nadelspieler.
Da es generell immer mehr gute Fußballer gibt, können die Vereine gezielt nach Spieler“typen“ suchen.
Und da die Ansprüche immer höher werden, ist eine solche Eigenschaftsvielfalt auch nötig.
Um abschließend noch zu sagen, die mediale Wahrnehmung schwingt derzeit um und zeigt vermehrt die Xavi’s. Dass Ribery’s aussterben ist nicht wahr. Die Aufmerksamkeit hat sich lediglich verschoben.