Deutschland – Paraguay 3:3

Paraguay in der ersten Halbzeit extrem effizient, Deutschland zu ungenau und fehleranfällig. Nach der Pause dann eine dominante Vorstellung des DFB-Teams.

Paraguays Dreier- bzw. Fünferkette

Ohne die drei Bayernspieler Kroos, Schweinsteiger und Götze und den angeschlagenen Julian Draxler schickte Löw sein Team im 4-2-3-1 in die Partie. Vor Neuer bildeten Lahm, Hummels, Mertesacker und Schmelzer die Viererkette, davor agierten Khedira und Gündogan als Doppelsechs.

Hinter der einzigen Spitze Klose spielten Özil, Müller und Reus, wobei die beiden Letzteren etwas eingerückter als gewohnt begannen.

Grundformationen

Grundformationen

Paraguay agierte in einem 3-4-1-2, das gegen den Ball entweder zum 5-3-2 oder 5-4-1 wurde. Der nominelle Spielmacher Fabbro ließ sich bei gegnerischem Ballbesitz zu den Sechsern Ortiz und Pittoni fallen. Gelegentlich verbreiterten Santa Cruz oder Nunez diese zweite Kette, sodass die Breite des Spielfelds gut abgedeckt war.

Gegen Deutschlands einzige Spitze Klose zeigte sich Paraguays Abwehrkette zu Beginn des Spiels sehr flexibel. Immer wieder rückte einer der Innenverteidiger vor ins Mittelfeld, um den Zwischenlinienraum, in dem Mesut Özil mit Ball kaum zu verteidigen ist, zu verkleinern.

In der ersten Viertelstunde waren sogar einige Phasen zu sehen, in denen Özil, Müller und Reus sehr mannorientiert verfolgt wurden, womit die deutsche Elf erst einmal nicht gut klar kam. Nach einiger Zeit hatten die Deutschen aber ein Gegenmittel gefunden und fanden besser ins Spiel.

Müller und Reus suchten nun konsequent die Schnittstellen zwischen den äußeren Innenverteidigern und den Außenverteidigern der Fünferkette. Besonders Reus wurde mehrfach bedient, häufig jedoch zu ungenau. Durch die engere Spielweise der offensiven Flügelspieler hatten Lahm und Schmelzer viel Raum. Ohne einen nominellen Gegenspieler – die südamerikanischen Flügelspieler rückten bei deutschem Ballbesitz so gut wie nie aus der Fünferkette – dienten sie als sichere Anspielstation.

Deutschland hatte erwartungsgemäß einen hohen Ballbesitzanteil und konnte sich einige Halbchancen erspielen, die letzten Pässe gerieten aber meist zu lang. Nach nur wenigen Minuten folgte dann der Doppelschlag Paraguays, der die komplette Nachberichterstattung zum Spiel prägen sollte.

Einfachste Fehler laden Paraguay zum Doppelschlag ein

Die deutsche Viererkette offenbarte große Schwächen beim Stellen der Abseitsfalle. Hummels und Mertesacker gelang es nur selten, sich auf eine Höhe zu einigen. Lahm orientierte sich an Mertesacker, Schmelzer und Hummels, sodass der rechte und der linke Teil der Viererkette häufig versetzt stand.

Das 0:1 durch Nunez ist ein hervorragendes Beispiel für die mangelnde Abstimmung der Kette:

0-1a

Ausgangssituation vor dem 0:1

 

Deutschland stand vor dem Führungstreffer der Gäste in der gewohnten 4-4-2-Defensivformation – Özil und Klose waren in dieser Szene bereits überspielt.

Die deutsche Mannschaft stand in dieser Situation eigentlich korrekt – der Abstand zwischen den Ketten hätte durchaus kleiner sein dürfen, aber ansonsten durfte hier nichts passieren.

Paraguays Zehner Fabbro führte den Ball einige Meter in der deutschen Hälfte. Khedira brach aus der vorderen Viererreihe heraus, um Fabbro zu attackieren. Da Santa Cruz nun im Zwischenlinienraum zu viel Platz hatte, musste Gündogan einrücken.

0-1b

Khedira verfolgt den Ball, die Viererkette rückt vor

Khedira verfolgte im weiteren Verlauf der Szene den Ball und verlor sich ein wenig im Dreieck Fabbro-Ortiz-Pittoni. Als Letzterer an den Ball kam, wurden die Folgen von Khediras wildem Herausrücken deutlich: Zwischen Gündogan und den Flügelspielern war zu viel Raum, Pittoni hätte Santa Cruz oder Fabbro zwischen den Linien anspielen können. Als er sein Sichtfeld jedoch in Richtung Ayala auf dem rechten Flügel drehte, rückte die deutsche Viererkette vor,um diesen Raum zu verknappen.

0-1c

Der lange Ball, der zum Tor führte

Das Herausrücken der Kette kam jedoch zu spät. Ayala, der von Pittoni angespielt wurde, ließ den Ball wieder zurückprallen, bevor Schmelzer oder Reus angreifen konnten. Nunez nutzte das ungleichmäßige – Mertesacker hob dieses Mal das Abseits auf – Herausrücken der Viererkette mit einem Vertikallauf aus. Pittoni bediente ihn mit einem netten Flugball – 0:1.

Nachdem Paraguay mit dem ersten Torschuss in Führung gegangen war, zeigte sich die deutsche Elf kurz geschockt und wurde teilweise extrem ungenau im Passspiel.

Kurze Zeit später fiel dann das 0:2 – wieder aus einer völlig harmlosen Situation heraus. Der zurückgefallene Santa Cruz setzte sich im Mittelkreis gegen Khedira und Gündogan durch und spielte auf den Flügel. Samudio führte den Ball auf der linken Seite einige Meter und flankte mangels Alternativen aus dem Halbfeld. Neuers Faustabwehr landete im Rückraum bei Khedira.

Dieser zeigte sich zu hektisch und wollte wohl einen schnellen Gegenstoß einleiten. Sein versuchte Direktpass um die eigene Achse misslang und landete bei Pittoni, der einschoss, bevor Neuer wieder in Position war.

Zwei Chancen, zwei Geschenke, zwei Tore, 0:2. In der Folge steigerte sich die Nationalelf und kam zu einigen Chancen.

Überladungen in den Halbräumen und lange Bälle: Deutschland kommt zu Chancen, schenkt aber wieder ein Gegentor her

Nach dem Rückstand wurde die deutsche Mannschaft wieder genauer im Passspiel und erarbeitete sich einige gute Gelegenheiten.

Gegen Paraguays 5-3-Stellung in der Defensive überlud die Löw-Elf die Flügel, vor allem links funktionierte dies einige Male gut. Schmelzer gab die Breite, Reus startete in die Schnittstelle, Özil und Gündogan orientierten sich in den Halbraum.

Aus einer ähnlichen Situation heraus entstand auch der Anschlusstreffer zum 1:2, bei dem Gündogan nach einer solchen Überladung im linken Halbraum freigespielt wurde und per technisch anspruchsvollem, verdeckten Schuss traf. Es sollte seine letzte nennenswerte Aktion gewesen sein, wegen Rückenproblemen wurde er gegen Lars Bender ausgewechselt.

Ein weiteres Stilmittel der Deutschen waren die langen Pässe hinter die gegnerische Abwehrkette. Mats Hummels, ausgewiesener Experte für diese Flugbälle, sah immer wieder, wie Reus oder Müller diagonal in die Tiefe starteten. Den Flügelspielern kam hier zugute, dass bei den Paraguayern oftmals ein zentraler Verteidiger aus der Kette herausrückte, um Özil aufzunehmen.

Müller und Reus nutzten diese Momente und timten ihre Läufe hervorragend, Hummels bediente sie mehrere Male gut, folgerichtig fiel auch der Ausgleichstreffer durch Müller nach diesem Muster.

Nachdem Reus zweimal mehr oder weniger frei vor Villar gescheitert war und Klose einige Hereingaben von der Grundlinie knapp verpasste, lud die deutsche Mannschaft die Gäste kurz vor der Pause noch zum dritten Tor ein.

Wie so oft in diesem Spiel standen die beiden deutschen Viererketten zu weit auseinander, Paraguays Flügelspieler Samudio und Alaya positionierten sich immer wieder so, dass nicht wirklich klar war, ob Deutschlands Außenverteidiger oder Flügelspieler für sie zuständig waren. Dieses Phänomen sieht man relativ häufig bei Begegnungen, in denen eine Mannschaft mit einfacher und eine Mannschaft mit doppelter Flügelbesetzung spielt.

Ayala kam nach kurzer Ballzirkulation der Paraguayer auf dem rechten Flügel an den Ball. Ehe klar war, ob nun Schmelzer oder Reus attackieren sollte, steckte Ayala den Ball die Linie entlang durch auf Santa Cruz. Dieser profitierte von der abermals schlecht ausgeführten Abseitsfalle der Deutschen und brach auf rechts durch. Da Mertesacker etwas orientierungslos wirkte und Lahm deswegen sehr weit einrückte um Nunez abzudecken, kam Samudio nach Santa Cruz´ Querpass völlig frei zum Schuss – 2:3.

Dominant, aber im Abschluss zu ungenau im zweiten Durchgang

Zur zweiten Halbzeit brachte Löw den von vielen in der Startelf erwarteten Jerome Boateng für Mertesacker in die Innenverteidigung, wenig später kam Gomez für Klose.

Die Viererkette agierte nun wie es sich gehört auf einer Höhe, zudem brachte Boatengs Schnelligkeit Sicherheit bei langen Bällen. Der Münchener zeigte eine bemerkenswerte Leistung: Wenn ich richtig gezählt habe, erlaubte er sich einen einzigen Fehlpass, was einer Quote über 90% entsprechen dürfte. Viele seiner Pässe waren ganz nach dem Geschmack Löws: flach, hart, vertikal, raumgewinnend. Zudem zeigte der Innenverteidiger einige gute Vorstöße, die vor allem dann sinnvoll waren, wenn Bender und Khedira weiter vorrückten.

Lars Benders Läufe, die mal diagonal auf die Flügel und mal vertikal in die Spitze waren, stifteten viel Verwirrung in der Defensive der Gastgeber. Khedira agierte nun etwas besonnener, hielt seine Position häufiger, wählte die Zeitpunkte seiner Vorstöße bedachter und stand somit besser im Raum, was beim Verhindern von Kontern half.

Die Überladungen in der Offensive wurden nun noch mehr fokussiert, Paraguay zog sich zwangsweise immer tiefer zurück und stand über weite Strecken der zweiten Halbzeit am eigenen Strafraum. Gegen das südamerikanische Bollwerk, nun zumeist im 5-4-1 erspielte sich die deutsche Mannschaft dennoch einige Chancen.

Dabei griffen sie auf viele verschiedene Angriffsmuster zurück, egal ob Flanke, Fernschuss, Halbraumüberladung, Linienspiel mit anschließender Hereingabe, Standard- oder Einzelaktion. Özil traf das Außennetz, Gomez scheiterte knapp mit einem Kopfball nach Flanke, Boateng gab einen guten Fernschuss ab, der eingewechselte Jansen sorgte für Kopfballgefahr nach Standards, Schürrle vergab kurz vor Ende ebenfalls aus aussichtsreicher Position.

Ein guter Torwart, ungenaue letzte Pässe und teilweise auch schlechte Schüsse führten dazu, dass lediglich Bender traf. Das 3:3 war dann auch der Endstand im ersten Länderspiel in der WM-Saison.

Fazit

Da ich zeitlich verhindert war, habe ich das Spiel erst Donnerstag Nachmittag sehen können – das mediale Echo bekam ich jedoch schon zuvor mit. Die teilweise extrem negative Berichterstattung muss man angesichts der extremen Effizienz der Paraguayer und der Abschlussschwäche des deutschen Teams deutlich relativieren.

Eine derart schlecht abgestimmte Abseitsfalle wird es unter Löw wohl nie wieder zu sehen geben, auch die Anzahl an individuellen Fehlern war ungewöhnlich hoch – wenn auch nicht so hoch, wie es teilweise dargestellt wird.

Auf meinem Zettel standen nach dem Spiel 14 Torchancen für Deutschland, Paraguay hatte deren 6 – wobei ich dort wohlwollend eine direkte Ecke und einen 70m-Fernschuss in der 95. Minute mitgezählt habe. Genau genommen war das 2:3 sogar der einzige gut ausgespielte Angriff der Gäste, und dabei profitierten sie schon von der nicht funktionierenden Abseitslinie.

Was sind also die Lehren eines solchen Spiels?

  • Boateng dürfte nach seiner nahezu perfekten Leistung viel Boden gegenüber Mertesacker gut gemacht haben
  • Hummels´ lange Bälle können – und sollten je nach Gegner – eine Option für das deutsche Spiel sein
  • Der Abstand zwischen den Ketten im Pressing muss wieder deutlich verknappt werden
  • Deutschland zeigte sich bei offensiven Standards verbessert
  • Es wurde auch gegen eine Fünferkette geeignete Mittel gefunden, um zu Torchancen zu gelangen

Dank Paraguays Effizienz im Ausnutzen der deutschen Fehler entwickelte sich ein im ersten Durchgang mitunter wildes und spektakuläres Spiel, nach der Pause dominierte Deutschland mit knapp 75% Ballbesitz und 7:0 bzw 7:1 (70m-Fernschuss).

Marcio 21. August 2013 um 21:45

Deutschland hat es mal wieder nicht geschafft zu 0 zu spielen! Gegen einen Gegner welcher aktuell maximal regionalliganiveau hat.
Jedes mal wird gesagt: das sehen wir sicher nicht nochmal so, das sehen wir unter löw nicht nochmal. Quatsch ist das!
Löw schafft es seit Jahren nicht eine stabile Abwehr zu stellen.
Komm bitte keiner mit, wir schiessen ja auch genug tore. Völlig egal. Wer nur ab und an schön spielt gewinnt am Ende keinen Titel und vom Kader her müsste Löw diesen längst geholt haben.

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Strafraumautist 21. August 2013 um 22:17

klar, mit diesem Kader hätte Löw es lange schon zum interstellaren Imperator bringen müssen. Selbst die deutsche Ersatzbank ist besser als die italienische Stammelf. Von den laecherlichen Spaniern red ich gar nicht. Stolperkönige allesamt. Nur die deutschen können Fußball spielen!

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Koom 22. August 2013 um 08:35

Ich glaube, du hast dich auf der Webseite verirrt. 😉

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Strafraumautist 23. August 2013 um 10:37

Ich?

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Koom 23. August 2013 um 11:39

Nein, der Stammtisch-Marcio. 😉

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Lachhaft 19. August 2013 um 07:10

Zu geil…Reus nach der Grottenleistung mit 3 Gegentoren über seine SEite weil er null nach hinten arbeitet schonschreiben und Poldi der maßgeblich am Ausgleich beteiligt war einfach mal komplett nicht erwähnen….so armseelig

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Leser 17. August 2013 um 09:25

Schöne Analyse. Ich finde vor allem bemerkenswert wie unerwähnt Hummels in der Analyse bleibt, der in den Populärmedien harsch kritisiert worden ist.

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el tren 16. August 2013 um 21:38

Ich find es richtig gut, wie einer der Kernprobleme herausgearbeitet wurde, nämlich die völlig fehlende Abstimmung zwischen der „Dortmunder“ Hälfte der 4er-Kette und der „Merte-Lahm“ Seite. Leider sind die Zeichnungen, insbes. die Dritte zu ungenau und eigtl. sogar falsch. Besser wäre vlt. ein Screenshot gewesen, bspw. aus dem Youtube clip (http://www.youtube.com/watch?v=Fd03sR8dV2w) bei 0:30 – hier sieht mans deutlich genauer.

Die Frage ist natürlich, was war die taktische Anweisung – war Abseitsfalle überhaupt vorgegeben. Macht die Schuldzuweisung etwas schwierig. Wobei ich generell die taktische Vorgehensweise von Schmelzer und Hummels für korrekt erachte, nämlich den Raum durch die hohe Stellung zu verengen, auch in dem Wissen, dass der lange Ball keine Gefahr darstellt, da man zwei Mann Abseits gestellt hat. Demnach ist für mich der Fehler tendenziell bei Mertesacker, der diese beiden(!) Abseitsstellungen aufhob.

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HW 16. August 2013 um 22:57

Schuldzuweisung ist kontraproduktiv. Es geht darum Fehler zu erkennen und dann die Mannschaft auf eine einheitliche Linie zu bringen und nicht darum zurück zu schauen und mit dem Finger auf jemanden zu zeigen.

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el tren 17. August 2013 um 09:25

Gebe ich zu, war hier eine unglückliche Wortwahl, weil es selbstverständlich keinen Sinn macht, jemanden als Schuldigen zu brandmarken. Kann mir auch nicht vorstellen, dass das Trainerteam so vorgeht, da es dem Teamgeist sicherlich nicht förderlich wäre und den einzelnen Spieler demotivieren würde.

Dennoch wurde bei diesem Gegentor ein Fehler begangen und es sollten die Ursachen herausgearbeitet werden, die im Fehlverhalten von ein oder mehreren Spielern liegen, damit sie zukünftig abgestellt werden.

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EY 17. August 2013 um 03:45

Ich glaube es war damit weniger gemeint wer ist Schuld an dem Tor sondern eher wer hat sich taktisch richtig und wer falsch verhalten, und das muss man ja auch wenn man die Mannschaft auf eine Linie bringen will. Wobei es in diesem Fall ja kein richtiges oder falsches Verhalten gibt, eher müsste man prüfen ob sich der/die Spieler an die Vorgabe bzw. Idee des Trainers gehalten haben. Ich meine, dass Löw nach dem Spiel sinngemäß gesagt hat, dass wenn zu erkennen ist dass ein langer Ball gespielt wird, müsse man zurückweichen. Das würde ja dann bedeuten Hummels hat sich falsch verhalten.

Persönlich finde ich das nicht so gut, da sich der Raum zwischen den Linien dann noch vergrößert. Vor allem da Paraguay in dieser Situation nummerisch in Unterzahl war

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blub 17. August 2013 um 05:05

Wenn man den langen Ball in der Entstehung sieht, kann sowohl zurückweichen alsauch aufrücken scheiße laufen.
Wenn der Gegner gut ist kann er beim zurückfallen dann etwas vor die Kette spielen, in den Raum den man grade freigemacht hat. Das kann echt übel sein.

In jedem Fall ist es schlecht wenn die viererkette nicht im richtigen Moment auf der gleichen höhe ist.

Das ist aber kein schwerwiegendes Problem, das lässt sich mit etwas Zeit gut beheben, aber solche abläufe trainiert man idR nicht vor einem 2tägigen Länderspiel aufenthalt. Wenn man 4 Wochen vorbereitung macht ist sowas immer drin und offensichtlich wurde das Problem ja erkannt.
[Einschub]
Das die Probleme immer so Personalisiert werden und man immer auf einzelnen rumhackt hat der Sportjournalismus nicht exklusiv.
Extrembeispiel USA: Warum kann man Politiker nur absägen wenn sie eine Affäre hatten?
Ganz einfach: Steuerhinterziehung/Schmiergeld/Subventionsbetrug: Alles zu komplex für eine 12 sec. Botschaft. Und der Nachrichtenzyklus ist zu kurz damit genug Leute ein Thema durchdringen und verstehen was das Problem ist. Es ist einfach viel einfacher auf einen mit dem Finger zu Zeigen und die Sache persönlich zu machen: Man weis einfach das die Botschaft verstanden wird.
„Das ist ein Systemproblem“ ist in den meisten Fällen einfach a) Ausrede oder selten auch b) größeres Problem. Deim NSU hats wohl grade klick gemacht, beim NSA/BND steht das hoffentlich noch aus.[/Einschub]

Wenn man alleien schon anschaut wie die Torszenen/Wiederholungen geschnitten werden kriegt man scho das kotzen. Da hab ich meist den Typ der aus 1m einschiebt aus 5 perspektiven und in slomo und das bringt genau keinen weiter, außer das ich auf den anderen Typen im Bild mit dem Finger zeigen kann “ der is schuld/war zu langsam…“

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kaum 17. August 2013 um 10:59

Hi Blub,

genauso sieht es auch Jürgen Klopp, der sich dazu auf der PK zum Braunschweig-Spiel geäußert hat. Ich paraphrasiere mal:
– Mats Hummels ist bei den beiden Gegentoren (1 und 3) nicht frei von Schuld
– wenn die Viererkette nicht auf gleicher Höhe ist, dann muss der Passgeber gepresst werden
– das sind alles Abstimmungsprobleme, die passieren, wenn Spieler verschiedener Mannschaften miteinander spielen (Lahm unterstützend, der das geäußert hat)
– in dem Spiel haben nicht viele mit nach hinten gearbeitet – und dann passiert das halt

Ich persönlich sehe das ähnlich; wie häufig wird in den Testspielen die Defensivarbeit der Offensivspieler vernachlässigt. Das war ja auch schon der Kritikpunkt beim Schmelzer-Bashing – die Verteidigung sieht nicht gut aus, wenn ein Stück weiter vorne geschlampt wird.
Mich wundert nur warum Löw immer wieder einzelnen Spieler so kritisiert.

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Schimanski 17. August 2013 um 07:07

Wer spielt den heute noch bewusst mit Abseitsfalle?

Klar, ist es ein taktische Mittel das Spielfeld durch Hochziehen zu verengen, aber einen bewussten Schritt heraus bei einem drohenden langen Ball macht keine Mannschaft mehr.

Das Gegenteil wird doch vom DFB gelehrt. Wenn der gegnerische Spieler mit offener Stellung zum Tor ohne Gegnerdruck den Ball führt, muss sich die Viererkette fallen lassen. Erst wenn das Mittelfeld wieder Druck auf den Gegner bekommt, darf die Kette aufrücken.

Neben der fehlenden Abstimmung in der Kette sind die Gegentore vor allem durch zu lasches Abwehrverhalten des Mittelfeldes entstanden.

Für mich ist das ein mentales Problem dieser Generation. Die halten sich für so überragend, dass sie in Freundschaftskicks alle 5% weniger machen. Rückwärtsarbeit, Zweikampfführung, Handlungsschnelligkeit, Aggressivität, Konzentration – überall fehlt das letzte Quäntchen. In der Summe kommt dann so ein Kokolores raus.

Bei den letzten drei großen Turnieren standen wir defensiv eigentlich immer gut, also kann Löw nicht der Schuldige sein.

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el tren 17. August 2013 um 09:39

Jetzt möchte ich die taktische Lehre des DFB nicht grundsätzlich in Frage stellen, dennoch halte ich die antizipative hohe Stellung von Schmelzer und Hummels in dieser speziellen Situation(!) für eine gute Idee.

Obwohl der Ballführende in der Lage ist, einen Pass zu spielen, wäre der lange Ball nämlich keine Option, WENN die gesamte 4er-Kette aufgerückt wäre. Die einzigen anspielbaren Spieler in offensiver Stellung wären der Rechtsverteidiger (in Reus‘ Deckungsschatten) und der Mittelfeldspieler (in Khediras Deckungsschatten und Gündogans antizipativer Deckung).

Die aus meiner Sicht dann einzig gefährliche Passoption wäre ein Pass zwischen Reus und Khedira hindurch. Und genau gegen diesen Pass würde die hohe Stellung von Schmelzer und Hummels helfen. Zumindest in dieser Spielsituation.

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ZY 16. August 2013 um 21:25

Löws Liebe zum gepflegten und technisch sauberen Offensivfußball („keine hohen langen Bälle!“) in allen Ehren, halte ich diesen Ansatz aber dennoch für fragwürdig/naiv.
Löw trainiert keine Vereinsmannschaft, sondern eine N11, mit entsprechend langen Trainingspausen und regelmäßiger Kaderdurchmischung. Da ist es unrealistisch, zu versuchen, einen Angriffspressingstil zu installieren, den die wenigsten der deutschen N11Spieler im Verein spielen. Die Madrilenen (Özil, Khedira) haben unter Mourinho im wesentlichen reaktiven Fußball gespielt. Merte und Poldi in Arsenal ebenso. Die Dortmunder haben es, wenn auch auf technisch höchstem Niveau. Die einzigen, die Erfahrung mit Angriffspressing haben sind die Bayernspieler (vGaal, jetzt Guardiola), und das lief nicht immer gut, bzw. wie es läuft wird sich in dieser Saison zeigen. Zwischendurch haben die Bayern unter Heynckes reaktiven Fußball gespielt, und das hat schlussendlich besser geklappt als alles andere. Was will Löw? Warum will er der N11 unbedingt einen Spielstil aufpfropfen, den die wenigsten der Spieler gut beherrschen? (Keiner hat das in der Jugend gelernt, im Gegensatz zu den Barcaspielern oder Holländern, z.B.). Warum lässt er nicht einen Dortmund-artigen Stil spielen, mit Mittelfeld- oder Defensivpressing, schnellem Umschalten, sowie provoziertem Gegenpressing als spielmachender Unterstützung? (Fast) jedem der deutschen Spieler würde so ein Stil aufgrund ihrer Konterstärke entgegenkommen (Reus, Müller, Schweini, Özil, Gomez, Poldi, Schürrle, Khedira, …), und man stünde gleichzeitig etwas robuster und kompakter in der Defensive… Löw ist meiner Meinung nach kein Pragmatiker (den Deutschland brauchen würde), sondern ein verblendeter Idealist, der offenbar bereit ist, in Brasilien große Risiken hinsichtlich defensiver Balance einzugehen. Warum?

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HW 16. August 2013 um 23:07

Nicht alles was heute als reaktiv bezeichnet wird ist es auch so extrem. Dortmund, Real, Arsenal müssen sich sehr wohl gegen wirklich reaktive Gegner durchsetzen und haben oft in Spielen viel Ballbesitz. Die angeblich reaktiven Bayern unter Heynckes hatten glaube ich den höchsten Ballbesitzanteil nach Barcelona. Und man stelle sich vor, die Katalanen können sogar kontern.

Schwarz und Weiß, wir stehn an eurer Seite.
Schwarz und Weiß, ist unsere Sichtweite.

Antworten

ZY 18. August 2013 um 10:04

Um auf deine Schwarz-und-Weiß Spötterei zuerst einzugehen – nun ja, das ist das Thema des Artikels.
Zum Thema reaktiv. Habe mich unsauber ausgedrückt, sorry. Natürlich hatte Bayern riesig hohen Ballbesitz, aber ein wesentliches Merkmal unter Heynckes waren Ballgewinne durch Zweikämpfe (gerne auch in des Gegners Hälfte), und schnelles Umschalten. Bzw provoziertes hohes Gegenpressing nach langen Bällen auf Mandzukic. Zugegeben, das war nich Bayerns einziges Mittel, und gegen die nicht ganz so starken Gegner wurden die Angriffe auch regelmäßig von hinten heraus bis vorne durchgespielt. Aber gegen die starken Teams, insbes. Dortmund und Barcelona ging es im wesentlichen über Zweikämpfe, zweite Bälle und Konter. (gegen Barca hatte Bayern auch max. 40% Ballbesitz, und hat fast alles über extrem gute Konter geregelt). Bayern konnte in der letzten Saison unter Henyckes auf viele verschiedene Spielstile zurückgreifen (auch dank vGaal), aber gegen die starken Teams war es ‚reaktiv‘.
Und um dich da zu korrigieren: Die Katalanen sind/waren für eine Spitzenmannschaft extrem schlecht bei Kontern, ohne jetzt ins Detail zu gehen, und setzen Konter auch bewusst selten ein.

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Nietzscheaner 16. August 2013 um 23:31

Der FC Bayern, also die neben dem FC Barcelona beste Ballbesitzmannschaft der Welt, spielt reaktiven Fußball? Interessant.

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HW 16. August 2013 um 18:41

Mich hat zu Beginn vorallem der Platz zwischen den Mannschaftszteilen gestört.

Schon im Aufbau, wenn die abwehr den Ball von hinten raus spielen sollte waren vielen Offensivkräft zu weit weg. Dazu hat Paraguay manorientiert gedeckt. Insgesamt fehlte mir da aber ein kontrollierter Spielaufbau und Lösungsmöglichkeiten des Mittelfelds. die Passwege waren zu weit und Bälle wurden gleich zurück in die Verteidigung gespielt. Es sah am Anfang statisch und variantenarm aus. Paraguay konnte dann immer Druck auf die verteidigung entwickeln. Für mich lag der Fehler aber darin, dass die Angriffsreihen sich nicht für ein Kompinationsspiel angeboten haben.

Klar kamen noch andere Fehler dazu, aber die abstände zwischen Abwehr und Mittelfeld (oder die defensiven 5 und offensiven 5 Spieler) war zu groß. Im Spielaufbau und in der Verteidigung.
Ich sehe dieses Spiel aber nicht so negativ. Klar hätte ich gerne mal kein Gegentor gesehen, aber jetzt kennt die Mannschaft ihre Hausaufgaben noch besser. Auch weil Paraguay mit dieser 3er Kette mal ne neue Aufgabe gestellt hat. Spätestens bei der WM wären andere Teams mit Manorientierung auf unsere zentralen Mittelfeldspieler los gegangen. Im turnier kann man dann schecht was lernen.

Wichtig ist jetzt aber auch, dass der Lernprozess erkennbar wird, in der Verteidigung aber auch im Spielaufbau. Immer mehr Team werden auf Konter gegen uns setzen und da müssen Lösungen her.

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Tank 16. August 2013 um 18:15

Um mal ganz sachlich zu sein: Ich liebe euch.

Die Nachberichterstattung zu diesem Spiel hat leider wieder verdeutlicht, auf welchem erbärmlichen Niveau sich große Teile des deutschen Sportjournalismus befinden. Kann man an der Debatte um Mats Hummels ziemlich gut festmachen. Was der abbekommen hat, war schon harter Tobak.

Habe Khedire stärker gesehen als die meisten anderen Leser hier. Dabei habe ich eigentlich nicht so das Herz für Power-Fußball a la Sami. Kombiniert mit Gündogan oder Schweinsteiger bringt er dem Team aber etwas, was sonst keiner kann. Ebenjenen kraftvollen Fußball, der vielleicht manchmal etwas übermütig ist, aber dem Team mMn viel bringt.

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blub 16. August 2013 um 20:31

Die relevante Frage ist doch: was kann Khedira einem Team bieten was Lars Bender nicht kann?
Ich denke das Bender die reinphysischen Achter ala Khedira auch kann.
Aber zusätzlich hat er noch ein relativ gutes Passpiel zu bieten (und ihm springt der Ball nicht 2m von Fuß).

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kompottclown 16. August 2013 um 20:45

Ich finde Khedira generell interessant wegen seiner ziemlich vertikalen und dynamischen Art, aber in dem Spiel hat man klar das für und wider davon erkennen können. Das Herausrücken vor dem 0zu1 wäre richtig, wenn die Mannschaft mitzieht – ist sie aber nicht, er hat somit den ersten Schritt zur Unordnung beigetragen. Sein Fehler vor dem 0zu2 führt wohl in den seltensten Fällen zu solch einem Gegentor (Direktabnahme ins Eck), ein technisch stärkerer Gegner hätte den Ball aber auch runternehmen können und durchstecken, Platz war da. Die Fehlerketten vor den Gegentoren waren kurz (was einem durchaus Angst machen sollte) und zweimal war Khedira direkt beteiligt. Mit Schweinsteiger wäre das nicht passiert (hättehättefahrradkette), aber dann ist das deutsche Spiel auch nicht so dynamisch.

Die Frage, die man sich stellen sollte (mMn): Mit Schweinsteiger, Khedira und Gündogan gibt es drei mögliche Pärchen, die bestimmte Stärken haben. Schweinsteiger am defensiv-stärksten, sorgt für Ordnung. Khedira dynamisch, box-to-box, ziemlich athletisch. Gündogan dribbel- und passstark, gutes Auge. Auch wenn Schweini gerade scheinbar geschont wurde, wundert es mich, dass Löw nicht häufiger die beiden 6er an den Gegner anpasst oder zur Halbzeit einen auswechselt. Diese beiden Positionen können das Geischt der Mannschaft ziemlich gravierend ändern, was defensive Stabilität, Ballsicherheit und geradlinig-direktes Vorwärtsspiel betrifft.

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Goalimpact 16. August 2013 um 17:59

Danke für die Analyse! Ich finde, dass Löws Spielsystem ein besonders hohes Maß an Eingespieltheit erfordert. Dies ist bei einer Nationalmannschaft schwerer zu erreichen als bei einer Vereinsmannschaft, jedenfalls wenn die Spieler aus verschiedenen Teams gemischt werden. Naturgemäß dürfte es bei einem Turnier mit gemeinsamer Vorbereitung viel(!) besser sein als in diesem Freundschaftsspiel.

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C 16. August 2013 um 15:23

Auch ich bin mittlerweile absolut überzeugt von Boateng in der Form wie er sie seit Ende der Rückrunde hat gehört er in die Stammelf bei Bayern und in der Nationalelf.

Mich wundert ein wenig warum eig nie darüber diskutiert wurde ob Mats Hummels nicht auch im defensiven Mittelfeld spielen könnte (quasi den Martinez Part der letzten Saison) in der Abwehr gerade wenn diese hoch steht hat er aufgrund seiner Geschwindigkeitsdefizite immer wieder Probleme ausserdem würde sich langfristig natürlich eine eingespielte Bayern IV mit Badstuber und Boateng anbieten.

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Schimanski 16. August 2013 um 17:07

Ich glaube Hummels hat in einem Interview, nachdem er ersatzweise ein paar Minuten auf der Sechs gespielt hat, gesagt, dass er für die Position zu schwer sei und ihm deswegen der nötige Speed fehle (sinngemäß).

Ansonsen bringt er natürlich vieles mit, was uns dort helfen könnte. In der Jugend von Bayern hat er die Position zu Ausbildungszwecken auch oft gespielt.

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kompottclown 16. August 2013 um 20:53

langfristig würde aufgrund Badstubers Verletzungssituation bedeuten, dass das erst nach der WM zustande käme – dass ist aufgrund der Mittelfristigkeit der WM (in nicht einmal 10 Monaten) nicht drin. Und ich sehe qualitativ neben Hummels und Boateng keine weiteren IVs, die einen der beiden ersetzen könnten (momentan, mal schauen was Ginter in der Saison macht 😉 )

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Libano 16. August 2013 um 12:09

Ich frage mich nach diesem Spiel auch, in wie weit bestimmte Spieler nach wie vor als „gesetzt“ gelten sollten. Gerade auf der Position Khedira’s sehe ich Moeglichkeiten zum Upgrade (Guendogan, Kroos). Auch bei Oezil habe ich so meine Zweifel, ob er ungeachtet seiner zweifellos grandiosen technischen Faehigkeiten wirklich immer erste Wahl sein sollte. Ihm fehlt es haeufig irgendwie an Biss und Durchsetzungsvermoegen, gerade in schwierigen Spielen. Alternativen haben wir (Goetze). Vielleicht wuerde Oezil gutes mentales Coaching zugute kommen – wenn es ihm gelingen wuerde um konstant seine Leistung abzurufen, waere er ein viel wertvollerer Turnierspieler.

Mertesacker ist fuer mich seit Jahren ein Streichkandidat. Wie waere es damit, Kirchhoff so langsam in die NM zu integrieren? Das ist genauso ein Typ den wir in Brasilien gut gebrauchen koennten – variabel einsetzbar als IV oder DM, athletisch, kaltschnaeuzig, passsicher.

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Koom 16. August 2013 um 13:20

Bei Kirchhoff erst mal langsam: Bei Mainz war er schon kein unumstrittener Stammspieler und von vielen Fans (imo zu Unrecht) negativ gesehen. Brasilien wird für ihn viel zu früh kommen, für die Zeit danach wird er, wenn er sich bei den Bayern durchsetzen kann, auch für die N11 relevant werden.

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Libano 16. August 2013 um 15:53

Gebe dir recht, aber sowas kann manchmal schnell gehen, siehe Mueller (von den Amateuren zum Stammspieler in der NM in einem Jahr). Waere jedenfalls eine tolle Alternative zu Khedira.

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TW 16. August 2013 um 17:25

Naja, zu Khedira gibt es sicher besser Alternativen. Gündogan wäre prädestiniert, wenn sich beim BVB die Doppelsechs Sahin/Gündogan herauskristallisiert und Schweinsteiger unter Guardiola auf der Sechs bleibt. Dann können beide quasi ihre Rolle im Verein in die Nationalelf übertragen.

Selbst wenn Schweinsteiger unter Guardiola zum Achter wird und Jogi deshalb ebenfalls auf 4-1-4-1 umstellt (sehr hypothetisch), wäre eine Absicherung durch ein Stammspieler in einem solchen System, z. B. Baier, interessant. Kirchhoff wird sicher nicht Stammsechser bei den Bayern, egal wie er einschlägt.

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Flow 16. August 2013 um 11:57

Ich bin etwas hin- und hergerissen.
Auf der einen Seite stimme ich der Fehler-Analyse zu, einige Kleinigkeiten werden sich so nicht wiederholen. Dennoch sehe ich (und die Statistik) einen generellen Trend zu viel zu vielen Gegentoren.

Speziell zu diesem Spiel möchte ich noch hinzufügen:
1) Gomez bekommt Torchancen und wird auch Tore für die N11 schießen, dennoch ist es rein optisch angenehmer, Klose beim kombinieren zuzusehen. Ich hoffe dennoch auf Götze und viel Flexibilität im 9er-Raum.
2) Khedira hat mir nicht gefallen (wird auch in der Analyse mehrmals angedeutet), was möglicherweise mit dem späten Saisonstart in Spanien zu tun hat. Aber ich schätze, dass Löw eher Gündogan mit Schweinsteiger spielen lässt, wenn letzterer sich gut an eine alleinige 6er-Rolle bei den Bayern gewöhnt und somit den stabileren Part übernehmen kann.
3) Marcell Jansen ist eine Frechheit. Dieses mal konnte er das mit zwei Kopfbällen nach Standards gut kaschieren. Hätten wir nur einen David Alaba…

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Koom 16. August 2013 um 13:26

2.) Khedira habe ich zuletzt auch nicht mehr gut gesehen. Gegen Dortmund fiel er mir durch viel Aktionismus auf, was er aber mit seiner „hemdsärmeligen“ Spielweise aber wenig bringt. Ums anders zu sagen: Khedira ist extrem engagiert und laufstark, aber technisch relativ schlecht, nicht mal in Sachen Zweikampf wirklich außergewöhnlich. Gerade auf dieser Position haben wir aber wirklich viele Alternativen.

3.) Marcell Jansen sehe ich tatsächlich ähnlich wie Khedira: Kein Fußballwunder, aber engagiert. Nur hats auf dieser Position wirklich kaum Alternativen. Schmelzer ist auch eher nur „geduldet“ und dahinter kommt eigentlich nichts mehr. Mit viel Nachdenken fällt mir da allerhöchstens Frankfurts Oczipka ein, aber eine Offenbarung ist er auch nicht. Aber vielleicht sollte man auch einfach mal aufhören, auf jeder Position den Weltklassemann zu fordern. Schmelzer ist bspw. grundsolide und kein Schwachpunkt. Defensiv ist er gut, wenn die Mannschaft funktioniert. Und daran krankt es in der N11 immer etwas.

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BinMallow 16. August 2013 um 11:42

Ich lese die Analysen wirklich gerne, jedoch gehört auch dazu dass man wenigstens versucht die Objektivität bei Spielen der deutschen Nationalmannschaft sowie des FC Bayern einzuhalten, was wenn ich mir die letzten Monate ansehe nicht immer gelingt.

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TW 16. August 2013 um 10:20

Erneut eine grandiose Analyse, die perfekt das Spagat zwischen Lesefluss und taktischen Details schafft. Da macht sich das Journalistik-Studium wohl bezahlt. Auf das PP einen neuen Trend in der Sportjournalistik schafft.

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Frederik Looter 16. August 2013 um 10:06

Superanalyse! Vielen Dank!

Tippfehler: „Sein versuchte Direktpass…“!

Keep ‚em coming!

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FCB-Fan 16. August 2013 um 10:02

Was mich ein wenig verwundert hat, war dass in den ersten 10/15 Minuten (danach habe ich nicht mehr so darauf geachtet) Khedira sich häufig im Spielaufbau fallen ließ, während Gündogan sich weiter nach vorne orientierte. Ich finde diese Rolle für Khedira sehr fragwürdig, da er mMn nicht über große Qualitäten im Passspiel oder der Kreativität verfügt, was auch deutlich wurde, da ich in dieser Stellung von ihm fast nur Quer- oder Rückpässe gesehen habe. Täusche ich mich bei dieser Beobachtung oder ist das auch sonst jemandem aufgefallen? Und wenn es wirklich so war, was hat Löw sich dabei gedacht??

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TW 16. August 2013 um 10:22

Die erste Halbzeit kann ich leider nicht beurteilen, da ich nur die zweite gesehen habe. Dort hat Özil die Rolle übernommen und sich im Spielaufbau tief die Bälle abgeholt. Aufgrund seiner Pressingresistenz und Passgenauigkeit konnte Deutschland, trotz des massiven 5-4-1, das Spiel aus dem Zentrum aufbauen.

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CH 16. August 2013 um 10:01

Das Spiel war schmerzhaft anzusehen. Ich finde es mittlerweile sträflich die Abwehraussetzer mit Effizienz und Glück des Gegners sowie der andererseits drückenden Überlegenheit, offensiver Fluidität und deutlichem Chancenplus – vulgo, der anerkannten Offensivstärke – der N11 zu relativieren.

Meiner Meinung nach hat die N11 ein ernsthaftes, inherentes Balanceproblem.
Sie ist FRAGIL !
Und das äußert sich in diesen Aussetzern und vielen anderen Kleinigkeiten (u.a. Lauf- und Passtiming, Häufung individueller Fehlentscheidungen bei problematischer Spiellage), die sich wie ein roter Faden durch die letzten Jahre ziehen. Diese stringente Historie, u.a. belegt durch eine Gegentorquote die ca 3x höher ist als die unserer WM-Mitfavoriten, kann man nicht durch isolierte Betrachtung der einzelnen Spiele gerecht werden.

Genau daran entzündet sich die Kritik an Löw und genau da ist sie voll gerechtfertigt. Zumal er die tendenziell überhöhten Erwartungen auch selber füttert. Seine Verdienste für den deutschen Offensivfußball und die Spielkultur sind nicht hoch genug einzuschätzen, aber man kann nicht die Augen verschließen angesichts der o.a. Probleme und der fragwürdigen Machtkämpfe (DFB-Sportdirektor + Spieler).

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Koom 16. August 2013 um 08:40

Danke für den Artikel.

Dem Fazit kann ich mich im Wesentlichen so anschließen. Komplett schlecht war die deutsche Elf nicht, aber eine schlecht funktionierende Abseitsfalle sorgt eben bei offensiven Teams für einen Gegentorhagel. Und einiges kann man hierbei (leider) an Mertesacker verorten, der zumindest gestern keine Chemie mit seinen Kollegen hatte. Ich sehe es auch so, das Boateng (der mit seiner Dynamik sowieso ein besserer ergänzenderer Partner für den eher strategischen Hummels ist) jetzt die Nase vorn haben dürfte.

Im übrigen fand ich, das Podolski in der (öffentlichen) Wahrnehmung sehr unter ging. Vor seiner Einwechslung wurde Schmelzer selten angespielt, obwohl er sich sehr oft und gut freilief. Sowohl Reus, als auch die „zentraleren“ Kollegen (vor allem Özil, aber auch Khedira) versuchten lieber einen Wunderpaß durch die massierte Abwehr vor ihnen, anstatt mal die Breite zu suchen und Schmelzer einzubinden. Mit Podolski lebte der linke Flügel und Schmelzer enorm auf und es kamen zahlreiche Flanken rein, die mit etwas mehr Fortune (Gomez kam an 2 davon ran, konnte sie aber nicht sauber verarbeiten) auch Zählbares gebracht hätten. Bin selbst kein Podolski-Fan, aber ich fand genau das schon recht auffällig. Sein Wechselspiel mit Schmelzer wirkte sehr natürlich und flüssig und beide kamen immer wieder zum Flanken.

Und um mich zu wiederholen: Das Spiel erinnerte in weiten Teilen an die Begegnung FCB-Gladbach. Individuell Überlegenheit vs. mehr Taktiksicherheit/Eingespieltheit (vereinfacht gesagt). Mit dem wohl entscheidenden Unterschied, das die Bayern-Abwehr besser aufeinander eingespielt war. Das Mittelfeld wirkte aber sowohl bei N11 als auch FCB sehr unsortiert, ohne defensive wie offensive Automatismen, was vor allem der Viererkette ihre Arbeit erschwerte, wie bspw. viele 1:1-Duelle, im Aufbau nicht die gewohnten Anspielpartner gefunden. Hummels‘ Aufbaufehler kann man hier auch verorten, das man sich oft schlecht anbot.

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Christian 16. August 2013 um 09:16

Auch erstmal von mir danke für den guten Artikel, seit ich diese Webseite entdeckt habe komme ich immer wieder hierher um die tollen Analysen zu lesen und mein Fußball Taktikverständnis zu erweitern.

Zum Spiel, ich fand auch das Reus, Özil und Khedira es zu sehr mit der Brechstange durch die Mitte versucht haben. Darüberhinaus fand ich nicht das Gündogan wie in manchen Spielberichten behauptet eine aussergewöhnliche Leistung erbracht hat. Er war sicher einer der besseren bis zu seiner Auswechslung aber eben nicht überragend…

Was mich sehr gestört hat waren die vielen Positionswechsel von Reus der immer wieder sehr früh in die Mitte gezogen hat was meiner Meinung nach dazu geführt hat das die Räume da eher noch enger wurden. Dann hatte ich oft den Eindruck das er in der Rückwärtsbewegung etwas nachlässig gehandelt hat und damit Schmelzer ein wenig allein gelassen hat auf der linken Seite, wobei das letztere sowohl für die Offensive wie die Defensive galt.
Die Einwechslung von Podolski hat gezeigt das einfach viel mehr über die linke Seite gehen kann, zumindest wenn Gomez wenigstens eine der zwei schönen Vorlagen anders als mit einem missglückten Hackenpassen verwerten kann…

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Izi 16. August 2013 um 08:24

Sehr schöner Artikel, für den sich das Warten sehr gelohnt hat!!! 🙂

Ich fand es erschreckend, wie stark das Löw-Bashing nach dem Spiel in der Presse und vor allem Foren (z. B. yahoo!) war. Die Leute sollten einfach öfter bei euch vorbei schauen! 😉

Denn so schlecht, wie sie gemacht wurde, fande ich die deutsche Elf nicht. Wie hier beschrieben, war sie insbesondere in Halbzeit zwei drückend überlegen. Und ich kann Lahm und Löw nur zustimmen: Panik ist nicht angesagt, die Fehler wird die Mannschaft schnell in den Griff bekommen.

Sehr interessant fand ich L.Bender in Halbzeit zwei: Mal auf der 6, mal als rechter oder linker 8er und zum Teil habe ich ihn sogar als zweiten 10er gesehen (oder täusche ich mich da?). . .

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PP 16. August 2013 um 13:14

Bender ging halt viele Wege, wie beschrieben oft diagonal oder vertikal, daher der Eindruck, dass er mal rechter/linker Achter oder Zehner war 😉

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PaoloPasano 17. August 2013 um 20:58

Löw bahing ist vielleicht das falsche Wort, aber die auffäligste Szene war für mich eine kurze Spielunterbrechung, als es schon 0:2 stand und Hummels oder Mertesacker (ich weiß es nicht mehr) zum Tinken richtung Bank kam, und sich Löw zwar bei ihm postierte (und sich tatsächlich die Haare raufte) aber nichts sagte.
Was mich aber vorallem wunderte, war die aggresive Grundhaltung zwischen den Dortmunder und den Bayern Spieler; der motzende Neuer ging zwar noch, aber dass Boateng vor beginn der zweiten Hälfe Hummels und Schmelzer die Leviten gelesen hat, fand ich schon krass.
Dazu past auch, dass bis zur Auswechslung von Gündogan, der linke Flügel der deutlich produktivere war, von dem aus aber keine oder kaum Spielverlagerungen statt fanden.

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Mike Z 16. August 2013 um 02:53

Hallo Philipp, danke für die Analyse. Mich würde mal interessieren wo du Deutschland im Vergleich zu den anderen großen Nationen (Spanien, Brasilien, Italien usw.) aktuell siehst.

Auch würde mich interessieren warum Jogi Löw lieber auf Mertesacker als auf Boateng setzt, der ja bei Bayern eine durchaus gute Saison gespielt hat.

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PP 16. August 2013 um 13:13

Ich habe in letzter Zeit leider nur wenige Spiele der genannten Mannschaften gesehen, auch beim Confed-Cup war ich größtenteils raus.

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C 16. August 2013 um 15:33

Ich denke dass bei den 4-5 top Mannschaften bei einem aufeinander Treffen während eines Turniers die Tagesform Verletzungen Sperren sowie die taktische Ausrichtung eine große Rolle spielen, man sollte hier schon von Augenhöhe ausgehen was Brasilien, Argentinien, Spanien, Italien und Deutschland betrifft.

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