Real Madrid – Rayo Vallecano 2:0
Rayo Vallecano hatte vergangene Woche im Derby gegen Atlético Madrid überraschend gewonnen. Nun wartete der amtierende Meister Real Madrid. Die Überraschung sollte dieses Mal nicht gelingen.
José Mourinhos Plan
Real begann in einem 4-2-3-1, wo etwas überraschend Alvaro Morata den Vorzug vor Karim Benzema erhielt. Weil Gonzalo Higuain nach seiner roten Karte gegen Sevilla gesperrt war und Luka Modric sowie Alvaro Arbeloa ebenfalls gesperrt waren, gab es weitere Veränderungen. Mickael Essien bildete mit Sami Khedira die Doppelsechs.
Dies war etwas überraschend, denn normalerweise gibt es meist einen spielgestalterischen Akteur in der Mitte. Allerdings war es auch die richtige Wahl, denn gegen die schnell umschaltenden Vallecas wollte Mourinho eine leicht veränderte Spielweise. Auch darum liefen Morata, Kakà und Mesut Özil miteinander auf.
Morata sollte vorne mit seiner Größe einen Anspielpunkt für lange Bälle geben und wich auch viel auf die rechte Seite aus. Dort spielte Özil, der mit seiner enormen Schnelligkeit ebenfalls beim Kontern für Gefahr sorgte und einige Male in die Mitte zog. Mit Kakà und natürlich Linksaußen Cristiano Ronaldo gab es eine enorm dynamische und gut aufeinander abgestimmte Sturmreihe.
Diese wurde von der stabilen Doppelsechs dahinter abgesichert, wobei sich Sami Khedira ebenfalls öfters bei Angriffen als box-to-box-Akteur beteiligte. Auch die Außenverteidiger waren passend gewählt. Fabio Coentrao und Sergio Ramos konnten mit ihrer Dynamik gut gegen die Überladungen Rayos auf den Seiten spielen und zentral gab es mit Pepé und Raphael Varane zwei weitere athletische Akteure.
Defensiv spielte man mit einem 4-2-3-1 im Pressing, welches nicht zum 4-4-2, sondern eher zu einem 4-5-1 wurde. Hier war es ebenfalls eine Anpassung an den Gegner. Mit dem 4-5-1 erhöht man die Breitenstaffelung und Rayo kommt sehr über die Flügel. Mit dieser Spielweise wurden die Außenverteidiger unterstützt und Real stand stabil da. Die Folge waren zwei schnelle Tore zu Beginn und klare Überlegenheit, die erst nach dem Platzverweis für Sergio Ramos verschwand.
Mourinhos Anpassungen
Kurz nach der gelb-roten Karte spielte Real mit einem 4-5-0. Morata ging auf die rechte Außenbahn, Ronaldo blieb links und zentral war Özil der höchste Mann, wenn es einen gab. Interessant waren die vielen situativen Mannorientierungen in der Mitte und das Herausrücken unterschiedlicher Spieler der Fünferreihe. Doch diese Umstellung war eher aus der Not herausgeboren und Mourinho rückte zwecks mehr Entlastung schnell davon ab.
Zur 27. Minute wurde Morata ausgewechselt. Seine Position übernahm Cristiano Ronaldo, der die körperlichen Attribute ebenfalls verkörpert, aber natürlich individuell deutlich stärker ist; Torschütze Morata war somit das einzige logische Opfer der Veränderung. Für ihn kam Rau Albiol, der als Rechtsverteidiger spielte – zuvor hatte dort Mickael Essien den vom Felde verwiesenen Ramos ersetzt.
Mit diesem neuen 4-4-1 kontrollierte Real ihre eigene Hälfte weiterhin, konnte aber auch entlastende Angriffe fahren. Interessant war dabei die Rolle der Sechser, allen voran Khediras. Dieser schob immer wieder aus der Viererreihe nach vorne und rückte heraus.
Dort stellte er den Ballführenden, ohne wirklich Druck zu entfachen. Ziel war es schlicht und ergreifend nur, Rayo auf Trab zu halten und sie zum Spielen zu zwingen. Damit verhinderte man längeres, strategisches Überleben der Sechser, welche weiterhin schablonenartig auf die Flügel spielten, wo Real einigermaßen kompakt war.
Real schob zwar positionsorientiert in ihrem kompakten Block hin und her, aber öffnete Räume zwischen den Ketten. Diese wurden aber nur selten bespielt.
Rayos Probleme und ihre Eindimensionalität
Bei den Vallecas störte nämlich deren Flügelfokus. Im Spiel gegen Atlético war er noch positiv gewesen; die Mitte wurde zugestellt und Rayo kam enorm schnell über die Seiten. Doch Mourinho rechnete damit und trotz nominell defensivschwacher Akteure wie Özil arbeiteten diese ordentlich mit. Nach der roten Karte war die Spielweise nämlich sehr einfach. Der Ballführende auf der Außenbahn wurde einfach nur gestellt und ihm wurde Raum gewährt.
Dies mündete in vielen Flanken und diese wurde von den enorm kopfballstarken Varane und Pepé aus dem Strafraum befördert. Davor kümmerten sich Essien und Khedira um die zweiten Bälle oder um freie Akteure im Rückraum. Der Flügelfokus von Rayo war also störend, allerdings nicht nur in der abschließenden Phase ihrer Angriffe.
Auch im Aufbauspiel war er ausgesprochen kontraproduktiv. Die Zwischenlinienräume waren offen, aber nur selten wurden sie bespielt, obwohl sich einige Akteure der sehr offensiv ausgerichteten Rayo-Mannschaft dort befanden. Vermutlich lag dies auch an einer vermuteten Pressingfalle und den Stärken der gegnerischen Verteidiger.
Pepe und Varane sind hervorragend im Herauskommen und dem Bedrängen des Gegenspielers, weswegen diese Schnittstellenpässe wohl aus Angst vor Gegenstößen in die offene Formation vermieden wurden. Desweiteren konnten sich die beiden Viererreihen, insbesondere in den jeweiligen Mitten, enorm schnell in der Vertikale zusammenziehen und den Raum komprimieren. Hier vermutete Señor Paco Jeméz wohl ebenfalls eine Gefahr und ließ den Flügelfokus aufrechterhalten.
Eine Anpassung Rayos an den Gegner gab es dennoch zu beobachten. Im Pressing waren sie weder so chaotisch wie im Hinspiel noch so extrem wie vergangene Woche oder gegen den FC Barcelona. Sie spielten zwar ein hohes und intensives Pressing, aber mit weniger extremen Positionswechseln, erhöhter Stabilität und mehr Sicherheit durch eine minimal tiefere Abwehrreihe.
Fazit
Kein überragendes Spiel von beiden Seiten, aber die Anpassungen Reals waren absolut richtig, treffend und wurden gut umgesetzt. Auch nach dem Platzverweis gerieten sie nicht ins Wanken, fraßen den gegnerischen Ballbesitz auf, ohne viele Torchancen zuzulassen und gewannen somit verdient. Rayo hingegen beschnitt sich in der Offensive durch ihre Spielweise zahlreicher Möglichkeiten selbst – zugunsten der Stabilität.
Dieses Mal war es nämlich der Fokus auf ein bisschen mehr Stabilität, der sie womöglich Punkte kostete; ansonsten ist es umgekehrt. Dennoch dürften Real und Barcelona irgendwo auch die Angstgegner Rayos sein. Real Madrid kann an guten Tagen wohl besser kontern, als jede andere Mannschaft der Welt. Der FC Barcelona hingegen lässt sich trotz hohem Druck kaum aus der Ruhe bringen und ist manchmal sogar gefährlicher, wenn dies geschieht.
Mit ihren enorm kreativen zentralen Akteuren und ihren schnellen Flügeln sowie Messi können sie hervorragende Lochpässe. Dennoch sollte diese Schwäche Rayos gegenüber diesen beiden Teams auch ein Kompliment sein; alles andere, als diese zwei taktische und spielerische Extreme können gegen das kleine Rayo nicht konstant dominieren und siegen.
Danke an Laola1.tv für die Bilder!
3 Kommentare Alle anzeigen
blub 18. Februar 2013 um 18:15
Die aufstellung von real sieht aus als ob Mourinho möglichst viele physisch starke spieler auf den platz bringen wollte und das hat ja anscheinend auch gut funktioniert.
IV 18. Februar 2013 um 14:27
Gute Analsye. Mir hat die Defensivarbeit Özil sehr gut gefallen. Er hat wirklich viel gearbeitet jnd war bei seiner Auswechslung aus der Puste.
El Entrenador 18. Februar 2013 um 11:36
Danke für die Analyse. Habe das Spiel verfolgt und freue mich, da die Ausführung meiner Ansichten entspricht. Scheine hier so langsam etwas gelernt zu haben 😉