Greuther Fürth – FC Augsburg 1:1

Im Kellerduell schaffen weder Greuther Fürth noch der FC Augsburg den Befreiungsschlag. Die Partie war geprägt von einer hektischen Anfangs- und Schlussphase.

fürth augsburg

Grundformationen

Advent, Advent,  der Keller brennt: Im Abstiegsduell wollten sich Fürth und Augsburg ein wenig Hoffnung unter den Weihnachtsbaum legen. Die Tabellensituation ist prekär: Bisher ist jedes Team, das nach 16 Spieltagen nur acht Punkte hatte, abgestiegen. Dabei waren die Leistungen beider Teams in dieser Saison nicht unterirdisch, sie sind bisher in keinem Spiel so richtig untergegangen. Auch das direkte Duell bot ein ansprechendes Niveau und ging über weite Strecken nicht als „Abstiegskampf“ durch. Beide Trainer schickten ihre Mannschaft in einer 4-2-3-1/4-4-2-Mischformation auf das Feld.

Krampf in der Anfangsphase

Zunächst begann das Spiel jedoch so, wie man es von einem Kellerduell erwartet: Mit wenig Spiel und vielen Fouls. Nach zehn Minuten lag die Nettospielzeit bei maximal fünf Minuten – Verletzungsunterbrechungen und Fouls hemmten gerade zu Beginn der Partie den Spielfluss. Bis zur Halbzeit sammelten beide Teams jeweils elf Fouls an, so dass es alle zwei Minuten eine Spielunterbrechung gab.

Unter diesen Bedingungen war klar, dass Freistöße entscheidend sein werden. Beide Teams agierten hierbei mit einer Manndeckung im Sechszehner, Raumdeckung bei Standards nutzten sie nicht. Den Angreifern war anzumerken, dass sie diese Art zu verteidigen aus dem Training gewohnt sind. Bei fast allen Standards waren Läufe zu bewundern, die nicht primär dafür gedacht waren, an den Ball zu kommen, sondern einen Mitspieler von dessen direktem Gegenspieler zu befreien.

In der neunten Minute gelang es dem Augsburger Klavan, die Aufmerksamkeit von Mölders direktem Gegenspieler Nehrig auf sich zu ziehen. Dieser köpfte allein gelassen ein. Mit einer Raumdeckung wäre dieses Tor aus einer Ecken-ähnlichen Position nicht gefallen.

Augsburg dominiert nach der Führung

Nach rund 20 Minuten nahm die Foulintensität ab, Augsburg konnte das Spiel nun kontrollieren. Sie agierten im Aufbau abgeklärt und clever: Sobald die Fürther anliefen, kombinierten sich die Augsburger nach hinten. Sie lockten die Fürther Angreifer so aus der eigenen Ordnung, sie mussten weit in der gegnerischen Hälfte stören, um Zugriff auf den Ball zu erlangen.

Da die Fürther Viererkette in diesen Situationen jedoch nicht bis an die Mittellinie vorrückte, bekam das Fürther System eine enorme vertikale Streckung. Augsburg konnte hierdurch die Zwischenräume erfolgreich anspielen, in welche sich Oehrl bewegte. Er versuchte von hier aus, die breit postierten Außenstürmer in Szene zu setzen.

Augsburg konnte zwar erreichen, dass die Fürther so gut wie keinen Zugriff im Mittelfeld erhielten. Allerdings münzten sie diese spielerische Dominanz nicht in Torchancen um. Ihnen fehlte abermals die Kreativität im letzten Drittel, zudem schlugen sie ungenaue Flanken und wagten nur selten Fernschüsse. Der Mann, der auf dem Papier alle drei Aufgaben hätte erledigen können, agierte als Sechser zu tief, um seinem Team diese Impulse zu geben: Koo verteilte die Bälle eher am eigenen Sechszehner statt Chancen am gegnerischen Strafraum zu kreieren.

Auch die Fürther konnten nicht gerade durch Gefährlichkeit vor dem Tor glänzen. Dass sie keinen Zugriff auf das Spiel erlangten, lag auch an ihrer langsamen Entscheidungsfindung: Im Pressing waren sie immer einen Schritt zu spät, im Spielaufbau stets einen Pass zu langsam. So bot das eher offensiv denkende Mittelfeld der Augsburger in einigen Situationen Freiräume im Mittelfeld, die Fürth aber nicht schnell genug anlief. So waren die Fürther bei ihren Torchancen beschränkt auf Standards, wie bei ihrer größten Chance durch Sobiech (44.).

Fürther stärker nach der Pause

Aus der Halbzeitpause kamen die Fürther mit mehr Leidenschaft. Ihr Pressing funktionierte nun besser. Die Viererkette rückte weiter auf, sodass die Angreifer früher raufgehen konnten, ohne Lücken im System zu hinterlassen. Im eigenen Spielaufbau konnte Fürstner ungestört aus der eigenen Hälfte Ideen liefern. Er ließ sich zurückfallen und verteilte die Bälle auf die Flügel, von dort kam Fürth über Flanken zu Möglichkeiten. Gerade nachdem Azemi für Asamoah (60.) ins Spiel kam, funktionierte dieses Mittel gut; Asamoah hatte sich zuvor etwas zu sehr im Mittelfeld aufgerieben, Azemi ging öfters in die Sturmspitze.

Die Schwaben wussten in dieser Phase kein Gegenmittel gegen die Fürther Angriffe. Ihnen schadete nun, dass sie auf den Flügeln etwas zu weit von ihren Gegenspielern standen. Die Außenstürmer standen manches Mal zu hoch, die Außenverteidiger zu zentral. Auch dass Koo und Baier ihre Position im Zentrum relativ starr hielten, erleichterte den Fürthern ihre Angriffe über die Flügel. Als Amsif in der 69. Minute einen Eckball unterlief und die darauf folgende Flanke über den Umweg der Latte zu Sobiech kam, war der überfällige Ausgleich perfekt.

Nach 60 spielerisch interessanten Minuten ähnelte die Schlussviertelstunde wieder den ersten 15 Minuten: Fouls und Karten prägten diese Phase. Zunächst sah Mavrai Gelb-Rot nach wiederholtem Foulspiel (74.). Fürth war jedoch noch immer am Drücker – in ihrem 4-1-3-1 veranstaltete speziell der eingewechselte Mikkelsen (69. Für Klaus) auf der rechten Seite viel Wirbel.

Die Augsburger konnten selbst in Überzahl keine Konter setzen. Ihr Spielaufbau versagte unter Druck völlig, zudem verband der müde wirkende Oehrl Defensive und Offensive nicht miteinander. Auch Weinzierls Einwechslungen schlugen auf dem Flügel nicht ein. Sio (81. Für Werner) schaffte gar das Kunststück, nach vier Minuten Spielzeit und einem Ballkonakt mit rot vom Platz zu fliegen. Am Ende blieb es bei 20 Feldspielern und zwei Toren.

Fazit

Das Unentschieden bringt zwar niemanden weiter, wenigstens spiegelt es aber den Spielverlauf wieder. Die Augsburger dominierten die erste Hälfte, ohne viel Torgefahr auszustrahlen. Sie überzeugten durch ihren sicheren Spielaufbau, der die Fürther zu einer hohen Streckung im Mittelfeld zwang. Die Fürther fanden erst nach der Pause in die Partie. Ihr Pressing funktionierte besser, ihr Flügelspiel war dynamischer und geradliniger. Dass beide Teams ihre Tore jedoch nach Standartsituationen erzielte, ist symptomatisch für die mangelnde Kreativität, die sie im letzten Drittel aus dem Spiel heraus versprühen.

An dieser Stelle muss aber betont werden, dass die Leistungen beider Teams keineswegs katastrophal waren: Defensiv standen beide Teams gut, besonders die Augsburger ließen wenig zu. Zudem hielt sich die Zahl der Fehlpässe in Grenzen. Schlimme Fehler im Spielaufbau unterliefen beiden Teams in dieser Saison ohnehin kaum. Nur im Spiel nach vorne fehlt leider jegliche Kreativität. Trotz guter Ansätze ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass das nächste Aufeinandertreffen der beiden Teams vorerst ihre letzte Erstligapartie sein wird.

HorstGünther 17. Dezember 2012 um 15:30

Ich fand die zweite Halbzeit und vor allem die Schlussphase aus Augsburger Sicht unheimlich enttäuschend.
Insbesondere dass Augsburg nach dem Fürther Platzverweis so viele Foulspiele begangen hat – was wie Du finde ich sehr zutreffend analysiert hast den Spielfluss zerfressen hat – war finde ich auch taktisch sehr unclever.
Ich erinnere mich sogar, dass mal ein eigener Angriff durch ballfernes Foulspiel unterbrochen wurde. Letztendlich wurde dann ja durch den Platzverweis an Sio der taktische Vorteil Überzahl weggeworfen.
Für mich hat es auch im Fernsehen so ausgesehen, als hätten die Fürther in der Schlussphase ziemlich gezockt, so dass eigentlich reichlich Ansätze für Augsburger Konter dagewesen wären. An dieser Stelle ist auch nicht ganz richtig, dass Augsburg gar keine Konter gelungen wären, ganz kurz vor Ende gab es ja noch die Szene, in der Mölders frei vor dem Tor einen lang geschlagenen Ball erreicht, das war an und für sich auch nicht so ungefährlich.

Also alles in allem würde ich die Leistungen beider Teams in der 2. Halbzeit recht schwach einschätzen. Ich denke, gegen eine offensiv stärkere Mannschaft hätte Fürth zwangsläufig noch ein Tor kassiert.

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juwie 16. Dezember 2012 um 17:37

Muss es nicht „Augsburger Klavan“ heißen.

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TE 17. Dezember 2012 um 11:29

Danke für den Hinweis, ist verbessert.

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