Österreich – Deutschland 1:2

Ein deutschsprachiges Pressing-Duell auf hohem Niveau mit verschiedenen spielerischen Ansätzen.

Am Dienstag gab es das klassische Duell zwischen Österreich und Deutschland. Die Außenseiter aus dem Süden konnten dabei mit einer kämpferischen Leistung überzeugen und strahlten über weite Phasen des Spieles mehr Gefahr aus. Dabei spielten nicht nur sie ein gutes Pressing; sie fanden aber einen besseren Umgang mit dem des Gegners. Entscheidend war aber letztlich das Umschalten auf Defensive, nicht das auf Offensive.

Grundformationen

Deutschland begann in einem klaren 4-2-3-1, welches deutlich starrer interpretiert wurde als das sehr 4-1-4-1-artige System gegen die Färöer. Wegen Schweinsteigers Fehlen gab es im zentralen Mittelfeld eine gleichmäßigere Aufgabenverteilung zwischen den beiden vertikalen Khedira und Kroos. Schmelzer startete links, womit Lahm rechts blieb und das erste Mal seit Monaten von einem gelernten Linksverteidiger ergänzt wurde.

Österreich spielte ebenfalls ein 4-2-3-1 bzw. eher ein 4-1-4-1, welches aber durch den extrem laufstarken Junuzovic auf der Zehnerposition sehr flexibel war. Sehr oft formierten sie im Pressing eine hohe 4-4-2-Ordnung, woraus gar ein 4-1-3-2 entstehen konnte. In tieferer Stellung standen sie manchmal etwas asymmetrisch 4-1-4-1- bzw. 4-5-1-artig.

Österreichs Pressing auf Lahm

Prägend für das Spiel und die phasenweise österreichische Dominanz war eben dieses Pressing, welches in klarer Struktur den deutschen Spielaufbau immer wieder in der ersten Reihe störte. Harnik versperrte dabei meist den Passweg zwischen Hummels und Badstuber oder presste auf einen der beiden frontal. Junuzovic rückte nach, um mit Geschwindigkeit den verbleibenden Innenverteidiger (meist Hummels) zu pressen, sobald dieser den Ball zu bekommen schien.

Das führte dazu, dass Deutschland immer wieder auf die Außenverteidiger verlagern musste, wobei Lahm naturgemäß deutlich öfter an den Ball kam. Dieser frühe Ball auf den tiefstehenden Außenverteidiger ist üblicherweise verschmäht, da er dem Gegner erlaubt, das Angriffsspiel frühzeitig auf dem Flügel festzunageln und in eine Überzahl dorthin zu verschieben. Auch hier trat dieser Effekt wieder auf und Deutschland konnte sich oftmals nicht mehr von der Seite lösen.

Zwar orientierte sich Lahm mit Ball richtigerweise zum Zentrum, um das Aufbauspiel wieder zu öffnen, aber Österreich unterdrückte diese Versuche meistens durch riskantes Spiel der Sechser. So rückte Kavlak oft heraus, um den diagonalen Pass auf Khedira abzufangen oder ihn sofort mit dem Rücken zur Offensive unter Druck zu setzen. Baumgartlinger schob mit, um ihn abzusichern.

Dadurch wurde die einzig verbliebene leichte Option zur Lösung des Pressingszenarios zugestellt und Deutschland war schon in der ersten Phase des Spielaufbaus zu riskanten, kreativen Aktionen gezwungen, anstatt ruhig und kontrolliert Lücken suchen zu können. Gleichzeitig blieben die deutschen Spieler aber in ihrem Handlungsrythmus sehr ruhig und zurückhaltend, schafften es nicht, das Tempo anzuziehen. Somit wurden die riskant geöffneten Räume Österreichs (der ballferne Sechserraum von Kroos und der ballnahe Zehnerraum hinter Kavlak) nicht gefunden, da die zu langsamen verlagernden Aktionen immer wieder abgefangen oder gestört werden konnten. Leichte Konter waren die Folge, wodurch Österreich besonders in der Anfangsphase viel Torgefahr ausstrahlte.

Deutschland erstarrt

Neben dem österreichischen Pressing war es aber auch die starre Ausrichtung des DFB-Teams, welche so große Probleme im Aufbauspiel verursachte. Es fehlte Deutschland völlig an Konzepten, mit klugen Kollektivbewegungen Räume und Passwege zu schaffen, um sich aus dem Klammergriff kontrolliert befreien zu können.

21. Minute: Die Außenverteidiger-Räume sind offen, werden aber von den Innenverteidigern und Sechsern nicht konsequent genutzt. Hummels hatte in dieser Szene geschlagene 5 Sekunden den Ball, ohne dass wesentliche Freilaufbewegungen stattfanden.

Nur in vereinzelten Szenen gab es solche Ansätze, bei denen beispielsweise Khedira zwischen die Innenverteidiger fiel, oder Badstuber auf den linken Flügel hinter Schmelzer auswich. Selbst diese wurden aber zu inkonsequent ausgeübt, mehrfach drängten die Spieler zu forsch in ihre Grundposition zurück, anstatt sich konsequent in ihrem Ausweichraum zu bewegen. Diese Versuche wirkten daher halbgar und improvisiert und entwickelten keine Raumkontrolle.

Resultat der Szene: Khedira erläuft den Passweg, erhält mangels Alternativen den Ball von Hummels und steht nun in einer fürcherlichen, beinahe ausweglosen Situationen mit dem Rücken zu drei verfolgenden Gegenspielern.

Meist fehlten diese Strukturen ohnehin. Die Innenverteidiger und Sechser spielten sehr raumtreu und stellten Österreichs Pressingmechanismen vor keine Denkaufgaben. Hummels und Badstuber durften/wollten/versuchten beispielsweise beide nicht, weiter zurück zu weichen, um vor Harnik und Junuzovic Ruhe zu bekommen oder nach den Pässen auf die Flügel wieder frei zu werden.

Khedira und Kroos zeigten derweil in klarster Form, dass sie sich in ihrem Bewegungsspiel nicht ergänzen, und fanden auch mit Ball nicht zueinander. Khedira schien auf dem Papier die tiefere Rolle inne zu haben, bewegte sich aber kaum horizontal, um Kroos‘ Bewegungen abzusichern. Als Resultat gab es von Kroos kaum Freilaufbewegungen. Seinerseits sicherte er ebenfalls nicht die gelegentlichen Vorstöße von Khedira ab. Somit erstickte das eigentlich gute Bewegungsspiel von beiden oder öffnete große Konterräume, wenn doch mal einer einen Vorstoß wagte.

Risikopässe und Rückwärtspressing

22. Minute: Junuzovic sperrt den Passweg zu Khedira, Kroos sucht den sehr riskanten Pass nach vorne.

Der Mangel an Kontrolle, Ruhe und Passoptionen im Spielaufbau trug sich in einigen Momenten zusätzlich noch in die Spitze, falls der Ball mal ins offensive Mittelfeld gelang. Da der Ball fast nie kontrolliert in die Offensivräume getragen werden konnte, entwickelte sich eine nur bedingt taugliche Ausweichstrategie. Immer öfter versuchten die Deutschen mit sehr riskanten Pässen, die freien Räume zwischen Österreichs hinteren Linien anzusteuern.

Neben der Kontergefahr, die daraus entstand, war dies auch offensiv durchaus problematisch und brachte letztlich wenig Effekt. Dass der Ball auf engen, instabilen Passwegen in die Spitze kam, sorgte dafür, dass die Verbindung nach hinten oft sofort einbrach. Daher waren die Offensivspieler dann zum Vorwärtsgang verdammt und es fehlte die Möglichkeit, auf die richtigen Momente für das weitere Spiel in die Spitze zu warten. Man verlor also erst die Kontrolle über den Raum und dadurch dann die Kontrolle über die Zeit.

Baumgartlinger, Kavlak und Ivanschitz schalten rapide um und setzen Müller im Rückwärtspressing unter höchsten Druck.

Auch hier zeigten die Gastgeber wieder eine aufmerksame und leidenschaftliche Vorstellung, indem sie sofort auf Rückzug umschalteten, wenn ihre aufgerückten Pressinglinien überspielt wurden. Im Rückwärtspressing – ohnehin eins der wichtigsten Elemente einer 4-1-3-2-Ordnung – konnten sie den deutschen Offensivspielern viel Druck machen. Wenn nicht sofort der Ball in die Spitze weiterlief, standen sie dann auch sehr schnell wieder in einer tiefen und kompakten Ordnung und das Momentum des deutschen Risikopasses war verpufft.

Die gesamte Unkontrolliertheit des deutschen Spiels wirkte sich dann in einigen Situationen wohl auch noch psychologisch aus. Besonders nach jenen Rückzugssituationen fehlte es Löws Elf mehrmals an der Ruhe, um wieder nach hinten zu verlagern. Selbst wenn man sich beispielsweise über die Flügel aus dem Rückwärtspressing befreite, übersah man die anspielbaren und nun groß gezogenen Räume zwischen Mittelfeld und Sturm. Anstatt aus dieser Linie dann gegen die Ausrückrichtung der Defensive zu attackieren, kamen oft schlechte Bälle in den geballten Abwehrblock.

Gutes Bolzen, schlechtes Bolzen

Bei aller österreichischen Defensivqualität war das Rückwärtspressing das einzige Element, welches einen wesentlichen Unterschied zu Deutschland darstellte. Auch die DFB-Elf spielte nämlich ein durchaus gutes Angriffspressing und setzte Österreichs Innenverteidiger frühzeitig unter Druck. Dass dies vielen Beobachtern wohl nicht auffiel und auch quasi keine Kontermöglichkeiten nach sich zog, lag schlicht am gegnerischen Umgang mit dem aufgebauten Druck.

Wo Deutschland unter dem Banner der Favoritenrolle und des Löw’schen Kurzpass-Dogmas versuchte, die Pressingsituationen spielerisch aufzulösen, griffen die Defensivspieler des ÖFBs ganz einfach zum langen Ball. Kaum ein Angriff wurde in den ersten 45 Minuten flach ausgespielt und somit gab es keine Möglichkeiten für hohe, gefährliche deutsche Ballgewinne.

Diese langen Bälle spielten die Österreicher zudem sehr stark. Präzise flogen sie Richtung Harnik und kamen meist ziemlich genau zwischen Abwehr- und Mittelfeldlinie auf den Kopf des Stuttgarter Stürmers. Während dieser sich gegen Badstuber oder Hummels wehrte, startete Junuzovic meist sofort in die Nebenräume. Harnik ließ den Ball in seinen Lauf prallen und schon waren die Österreicher mit Raum in der Offensivlinie. Alternativ hatten sie den Ball zumindest vor ihrem Mittelfeld und konnten auf den zweiten Ball nachpressen.

Auch Deutschland spielte einige lange Bälle, diese waren aber nicht annähernd so planvoll. Wie schon beim EM-Aus gegen Italien wurden sie von Neuer sehr oft in die Spitze geschlagen, anstatt zwischen die Linien. Dort konnten sie selten erreicht werden, sondern prallten oft weiter in Richtung des Torwarts oder seitlich in die Viererkette, wodurch es einige aussichtslose Ballverluste gab.

Die Wichtigkeit des Gegenpressings

Der Zielraum der langen Bälle ist insbesondere deshalb wichtig, weil er bestimmt, in welche Bereiche der zweite Ball springen kann und wie gut man ihn daher erobern kann. Zwischen die Linien geschlagen, ist er am leichtesten zu pressen, da man von allen Seiten Druck aufbauen kann. Gleichzeitig muss der gegnerische Block reagieren, wodurch sich Lücken ergeben können.

Gerade weil das deutsche Gegenpressing durchaus gut war, war es etwas fahrlässig, viele lange Bälle zu verschenken. Das zweite Tor hatte seinen Ursprung gar in einem langen Ball, der von Neuer hoch in die Abseitslinie geschlagen wurde – allerdings brachte ihn Müller von dort erst mal zwischen die Linien, wo er dann verloren ging. Aus dieser Grundposition konnte Deutschland aber nachsetzen und gefährlich werden.

Das erste Tor war ein noch direkteres Produkt von Gegenpressing, allerdings aus dem flachen Spiel heraus. Es demonstrierte dabei eins: Wenn man den Ball in höhere Bereiche bringt und gleichzeitig um den Ball kompakt ist, hat man gute Chancen, den Ball auch effektiv in die Spitze zu bekommen.

Der Ball wurde übrigens erst so kontrolliert in die höhere Zone gebracht, da zuerst Junuzovic umspielt wurde, weil Hummels zum Flügel ausgewichen war, und dann die Sechser gebunden waren, weil Özil und Kroos nebeneinander gerückt waren, während Khedira seitlich zur Mitte ging. Es waren gleich zwei jener Umformungen, die es viel zu selten gab. Dadurch bekam Khedira den Raum, um den Ball durchs Zentrum zu treiben und in die Spitze zu leiten.

Österreichs Anschlusstreffer

In Rückstand versuchte Österreich riskanter anzugreifen, was zu Beginn der zweiten Halbzeit zur besten deutschen Phase führte, da das Pressing der DFB-Elf nun mehr Wirkung zeigte, während der Gegner auch etwas in der Kompaktheit nachließ. Nach dem 0:2 schaltete Deutschland aber zurück auf das altbewährte Mittelfeldpressing, was nicht so funktionierte wie erhofft.

Koller ließ nun seine Außenverteidiger sehr hoch schieben, was gegen das enge 4-4-2-Mittelfeldpressing sehr riskant ist, aber auch offensiv einfach Gefahr erzeugen kann. Ähnlich wie die Portugiesen bei der EM konnte Österreich auf diese Weise die Breite des Feldes überladen und gleichzeitig die Psychologie der Endphase nutzen – Deutschland spielte einige Kontersituationen unsauber aus, weshalb die Gastgeber im Spiel blieben.

Der Anschlusstreffer fiel folgerichtig aus einer 2-gegen-2-Situation auf dem Flügel nach einem Seitenwechsel. Dass dieser Seitenwechsel überhaupt gespielt werden konnte, war dabei das Ergebnis der mangelnden Konsequenz von Toni Kroos im Zweikampf. Er und Özil verschoben anschließend auch etwas zu langsam, weshalb Götze Probleme gegen Arnautovic bekam. Dieser konnte sich deshalb leicht absetzen und Schmelzer attackieren. Mit einem sehr geschickten Trick konnte er Schmelzers zu riskantes Zweikampfverhalten für sich nutzen und bereitete das Tor vor. Die ganze Situation war übrigens das Resultat eines Abschlages von Neuer, der direkt in den Armen von Jogi Löw landete.

Anschließend konnte man noch ein paar Mal sehen, dass die DFB-Elf im Mittelfeldpressing Schwierigkeiten hat, die Flügel in letzter Konsequenz zu schließen. Gerade in der Endphase fehlt es mit den nachlassenden Kräften an Aktivität nach außen, weshalb der Gegner zu oft über Flankenwechsel oder die Außenverteidiger gefährlich werden kann. Österreich hätte daher nach einem Fehler von Lahm sogar noch den verdienten Ausgleich machen können, was Arnautovic aber misslang.

Fazit

Es war ganz klar ein Sieg der individuellen Klasse und der Effektivität. Überlegen war Deutschland nur in wenigen Phasen des Spiels. Jedoch konnte man individuell ausreichend viele der gefährlichen Ballverluste im Spielaufbau reparieren, während Österreich ein paar wenige, aber mitentscheidende Patzer einstreute.

Taktisch sollte das Fazit für Deutschland sein, dass man gegen ein riskantes Pressing auf die Flügel ein Rezept braucht. Bereits beim EM-Aus gegen Italien und 2010 gegen Spanien gab es Phasen, in denen Lahm recht plump gepresst wurde und Deutschland keine Lösung dafür fand. Auf der einen Seite fehlen die taktischen Mittel um ein solches Pressing auszunavigieren, auf der anderen Seite ist es nicht vorgesehen, diese Situationen mit langen Bällen zu lösen. Mindestens eine der beiden Varianten muss angegangen werden.

Die von Löw angekündigten Fortschritte im Gegenpressing und Angriffspressing sind erkennbar, müssen aber noch stabilisiert werden. Außerdem wird man in der Rückzugsbewegung noch mehr Aufwand betreiben müssen, wenn ein Gegner so starke lange Bälle spielt wie die Österreicher. Zudem bleibt die Flügelverteidigung eine Schwäche, mit der man sich beschäftigen sollte.

Österreich kann in der Quali offenbar auf einem starken Pressing-Fundament aufbauen und hat eine gute Grundlage in den langen Bällen und dem guten Flügelspiel. Gegen auf dem Papier unterlegene Gegner und weniger verspielte Mannschaften, wie zum Beispiel Irland, werden sie aber vermutlich noch im konstruktiven Aufbauspiel zulegen müssen.

Martin01 18. September 2012 um 17:00

Hi, habe auch noch eine Anmerkung und würde mich auch über eure Meinung zu diesem Thema interessieren: Bei gegnerischen Eckbällen spielt die deutsche N11 Raumdeckung, was ich als sehr schlkechte Variante sehe. Finde bei Ecken eine Manndeckung bzw. eine halb-und-halb Variante besser. Die Deutschen stehen am und um den 5m Raum und decken den Raum, während die Gegenspieler am 16er stehen und dann mit Schwung in den Strafraum einlaufen und so viel besser zum Ball gehen können. Wie seht ihr das?

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KeyserSoze 18. September 2012 um 08:38

Hallo zusammen,

seit der EM’12 verfolge ich eure Spielanalysen und finde sie wirklich klasse. Danke für eure Arbeit. Es macht Spaß eure Artikel zu lesen.

Ich wollte euch gerne nach eurer Meinung zu Ecken fragen. Ich finde, dass diese besonders erfolglos ausgeführt werden. Widerspricht es der Löw’schen Taktik, unschöne Tore aus Ecken zu machen? Oder verträgt sich sowas im Training nicht mit vertikalem Kurzpassspiel?
Übertrieben gesagt wäre es manchmal besser den Ball ins Toraus zu befördern, als in den nächsten Konter reinzulaufen (siehe Italien).

Wie sehen die Spezialisten das?

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Martin01 17. September 2012 um 17:35

Gegen Ö. hat man sehr sehr viele Probleme im deutschen Spiel gesehen und sehr sehr wenige Lösungsansätze. Auf das Anfangspressing der – wie eigentlich auch erwartet – starken Össis, wurde weder von den Spielern noch von aussen durch Löw durch strategische Änderungen reagiert. Die Grundidee des frühen Pressings durch unsere Elf wurde komplett auf den Kopf gestellt, durch das frühe Pressen der Össis.
Ein abkippender 6er – wie es Dortmund häufig praktiziert wird mit Gündogan – um im Spielaufbau eine 3er-Kette zu bilden, mit hochstehenden AV’s hätte den Össis den Wind aus den Segeln beim Pressing genommen. Was mir im Offensivspiel gegen gutstehende Mannschaften auch nicht gefällt, ist die Positionierung bzw. der Laufweg von Lahm. Obwohl er auf seiner Seite spielte, stand er meiner Ansichtr nach bei Spielverlagerungen im Aufbau zu mittig und nicht weit genug aussen an der Grundlinie um das Spiel breiter zu machen und den gegebenen Platz zu nutzen. Genauso sieht es in der Offensivbewegung aus, wenn er den vor sich spielenden Mittelfeldmann einsetzt und diesen, obwohl der Raum da ist, nicht aussen überläuft und den Gegner in Bewegung bringt. So könnte der MF-Spieler selbst nach innen ziehen oder Lahm den Ball nach vorne und aussen spielen. Der nächste Kritikpunkt ist die fehlende Ruhe im Spiel nach der 2:0 Führung. Hier hat klar ein 6er gefehlt der hier das Spiel beruhigt – das starke Pressing der Ö. war in diesem Zeitraum nicht mehr so gut – zu oft und zu schnell wollte hier Kroos immer wieder nach vorne spielen, was mit vielen ungenauen Pässen und Ballverlusten endete. Genauso war es aber auch mit Neuer der dann nur lange Abschläge machte und diese fast alle die Ö. erhielten und so zu schnell in Ballbesitz kamen. Zum Gegentor muss man ganz klar sagen, dass die gesamte Mannschaft schlecht stand! Man kann hier Schmelzer nicht die alleinige Schuld geben – wie die Analyse dies auch zeigt – Schmelzer hätte foulen können, aber dass Abwehrverhalten von ihm direkten zu kritisieren ist Käse. Arnautovic k0mmt mit dem Ball und wird von Götze verfolgt, Schmelzer kann und darf in dieser Situation nicht auf A. drauf rücken, da Schmelzer selbst einen direkten Gegenspieler hatte, den er decken mußte. Wäre er energischer auf A., hätte dieser gar nicht versucht durchdiese Lücke zw. Götze und S. zu gehen, sondern hätte dann den völlig freistehenden Össi aussen angespielt und dieser hätte dann zu viel Zeit und Platz gehabt aussen nach innen zu ziehen.

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Watchman 15. September 2012 um 13:57

Ich fand insbesondere die Defensivarbeit und Raumnutzung des LM auffallend schwach in dem Spiel. Reus hat so gut wie garnicht nach hinten gearbeitet und Götze war auch nicht gerade sehr aktiv in dem Bereich. Dazu kamen dann noch leichtsinnige Ballverluste von Reus und Götze im Dribbling und einige sehr schlechte Pässe, die beim Gegner landeten. Im Offensivspiel wurde das Auseinanderziehen (durch den Lauf zur Grundlinie) von Reus generell verweigert, obwohl die Räume durchaus vorhanden waren und Özil auch einige Male probierte diese zu nutzen, aber stattdessen lief Reus lieber ins Zentrum und es standen sich Klose, Özil und Reus gegenseitig im Weg. Götze war hier etwas besser auch wenn bei ihm auch eine Tendenz zur Mitte attestiert werden muß.
Das mag gegen Österreich noch funktioniert haben, aber gegen Teams der Güte Portugal oder besser, reicht diese Defensivarbeit der LM einfach absolut nicht und das blinde Laufen ins Zentrum wird dort auch wenig Ertrag haben. Positiv muß ich hier Müller hervorheben, der bemüht war dem Spiel die sog. Breite zu verleihen auf der rechten Seite. Sollte die neue Taktik auf der linken Seite darin bestehen den Lauf entlang der Außenlinie komplett zu vernachlässigen, da Reus dazu nicht gewillt ist, werden wir zukünftig wohl nur noch im Zentrum 2-3m Pässe spielen, die (meist irgendwann) beim Gegner landen oder inverse Schüsse von Reus an der Grenze des 16er erwarten dürfen, für mich als Trainer wäre das viel zu wenig und für den Gegner ist das leicht ausrechenbar. Ich werde bei kommenden Spielen vermehrt auf die LM Position achten, mir gefällt es garnicht und ich hoffe das in der Qualigruppe die linke Seite nochmal richtig gefordert wird, damit auch Löw erkennt das es so einfach nicht reicht gegen die starken Nationen. Man stelle sich vor der Gegner wäre Spanien gewesen, selbst ein Lahm auf links mit (lange nicht gezeigter) persönlicher Bestleistung wäre dort auf verlorenen Posten zumal dann noch ein Spieler invers ins Zentrum ziehen würde.

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Daniel_D 15. September 2012 um 14:33

Löws System basiert doch auf der Asymetrie. auf der einen Seite das Spiel in die Breite ziehen, damit man sich auf der anderen Seite durchkombinieren kann. An die Grundlinie ziehen, wenn man in der Mitte kaum Spieler hat, solche Zuspiele zu verwerten, ist sicherlich keine Alternative. Denk mal an der Holland Spiel vor der EM.

Das Problem war doch eher, dass man das Pressing der Österreicher kaum überspielen konnte um so Räume dahinter zu überladen. Wenn meine Spielzüge zu durchschaubar, oder zu langsam sind, dann ist nun mal der Gegner immer genau dort, wo ich versuche zu überladen und dann stehen sich die Spieler auf den Füßen.

Man hat bestimmt nicht die falschen Spieler für dieses Spiel, es ist nur schwieriger sie zu integrieren. Zur Grundlinie laufen und nach innen flanken kann ein Bundesligaspieler unabhängig von seiner NM Erfahrung, aber Spieler Anfang 20 aus verschiedenen Vereinen in einer Mannschaft zu integrieren, die sehr selten gemeinsam gespielt haben, ist für sich schon eine größere Herausforderung. Das Problem wird sich denke ich etwas verbessern, wenn man wieder Schweinsteiger auf der 6 hat und das Zentrum stabilisieren kann.

Die Problematik der langen Bälle sehe ich da schon eher. Gerade Klose ist genial, wenn er mit dem Rücken zum Tor Bälle abfangen und weiterleiten kann. Hummels kann sie sogar zwischen die Linien spielen. Lange Bälle erreichen natürlich selten ihren Bestimmungsort, aber wenn zumindest dann und wann ein Spieler an sie heran kommt, ist der psychologische Effekt auf die gegnerische Abwehr immens. Sie wird sich automatisch weiter hinten orientieren, die 6er müssen nachrücken, das Zentrum wird weniger kompakt, häufig fällt sogar das ganze Pressingkonzept auseinander. In bestimmt 30 Spielen von Dortmund im letzten Jahr immer wieder gesehen.

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Druffundewerre 16. September 2012 um 23:45

Den „psychologischen Effekt“ länger Bälle auf die Spitzen kann ich nur bestaetigen. Ich war in meiner aktiven Zeit Abwehrspieler und habe nichts mehr gehasst, als ständig damit rechnen zu müssen, dass der Gegner plötzlich lange Bälle auf die Spitzen spielt, die einen dann oft in ein langes Laufduell mit dem Gegenspieler gezwungen haben, das nicht verloren werden durfte. Noch schlimmer war es, wenn eine Mannschaft unorthodox und unberechenbar spielte und man nie wusste, ob jetzt ein „langes Holz“ kommt oder Kurzpässe gespielt werden. Das machte auch Spiele gegen unterklassige Teams so schwierig, da diese oft Dinge anstellten, die gegen die reine Fussballlehre waren. Daher sollte auch für die deutsche Elf gelten, dass es keine „verbotenen“ Handlungen /Loesungen auf dem Feld geben darf.

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Anderer Meinung 15. September 2012 um 13:37

Sehr schöner Artikel der leider völlig die katastrophalen Leistungen von Schmelzer, Reus und Götze ausklammert. Ich finde in diesem Spiel konnte man sehr gut sehen wie hilflos und überfordert gerade Reus und Götze gegen aggressive gut stehende Gegner sind. Reus wurde mit einfachsten Mittel bis auf das glückliche Tor aus dem Spiel genommen. Götzes Verweigerung jeglicher Defensivarbeit war augenscheinlich. Der auf sich allein gestellte Schmelzer war dadurch völlig überfordert und wurde vom überragenden Arnautovic nach allen Regeln der Kunst hergenommen. Ich verstehe nicht wie ein Götze da nur zuschaut und nicht hilft. Ich hatte das Gefühl das war ihm alles zu shcmutzig zu dreckig zu anstregend. Da konnte man nicht glänzen da hatte er keine Lust zu. Ne Frechheit seinem Team gegenüber. Reus hat zumindest alles in seiner Macht stehende getan, was jedoch deutlich zu wenig ist gegen gute Gegner.

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Watchman 15. September 2012 um 14:09

Bin da relativ nah bei dir, aber ich fand die Defensivarbeit von Götze noch etwas besser, da er zumindest den Raum einige Male zugestellt hat im Gegensatz zu Reus, das grenzte bei Reus schon an Arbeitsverweigerung in Punkto Defensivarbeit.

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MR 15. September 2012 um 14:24

Versteh gar nicht, was es bei den beiden auszusetzen gab. Natürlich steht der Flügelspieler hoch im Angriffspressing, natürlich steht der Flügelspieler hoch im Aufbauspiel. Das hat doch nix mit Verweigerung der Defensivarbeit zu tun.

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ZeugeYeboahs 15. September 2012 um 16:03

Das tut der Fluegelspieler wohl, allerdings sollte er nicht hoch stehen bleiben, wenn der Gegner in Ballbesitz geraet und den eigenen Fluegel/Aussenverteidiger ueberlaedt.
Im Vergleich zum Mueller waren sowohl Reus als auch Goetze wesentlich schwaecher und auch unengagierter im Defensivverhalten bzw. in der Rueckwaertsbewegung.
Man kann ihnen sicherlich zugute halten, dass sie weniger eingespielt auf der linken Seiter der N11 sind, als es Mueller auf der rechten.
Man hat bei den Dortmundern gesehen, dass sie es vom Verein her gewohnt sind, in einem funktionierenden System zu spielen (und deshalb in neuen Rollen und mit neuen Mitspielern noch teils ueberfordert). Die Bayernspieler, die seit Jahren unter Heynckes taktisch gesehen auf sich allein gestellt sind, kommen mit diesen Verhaeltnissen deutlich besser zurecht 😉

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muffin 15. September 2012 um 12:15

Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass für Löw Vereinszugehörigkeit mehr zählt, als Leistungsfäigkeit oder taktische Sinngebundenheit. Andere Trainer verstehen es die Stärken ihrer Einzelspieler in symbiotische Zusammenhänge zu setzen, welche ein taktisches Grundkonzept ergeben. Bei Löw scheint dieses Konzept aus der willkürlich ausgewählten, romantischen Idee vom dominanten Kurzpassspiel á la Barcelona zu bestehen, welches in seinen Mechanismen aber offenbar zu komplex für ihn ist, als dass er es verstände dies nachzuahmen. Weiterhin unterwirft er die Spieler derart seinem Konzept, dass es ihnen in vielen Fällen verbietet ihre eigenen Stärken auszuspielen (Hummels‘ lange Bälle, ). Dabei ist es oft offensichtlich, dass diese Stärken das deutsche Spiel weiterbringen würden. Ein Kurzpassspiel, das nur aufgrund seiner selbst praktiziert wird, ergibt keinen Sinn. Erfolgreiche, dominante Mannschaften macht in der Regel doch eher aus, dass es situationsbezogene Lösungen und Mechanismen bereithält und flexibel die eigenen Schwächen kaschiert und die Stärken des Gegners zu neutralisieren versucht. Löws System ist aber scheinbar noch nicht einmal für ein funktionierendes Team aus leicht überdurchschnittlichen Erstligaspielern stark genug, ja selbst einfachste destruktive oder kreative Leistungen des Gegners stellen die deutsche Nationalelf immer wieder vor kaum lösbare Aufgaben, die dann meist aufgrund von individueller Klasse doch noch entschieden werden können.
Ein weiteres Problem ist die Stammplatzgarantie, die viele Spieler lethargisch werden lässt. Badstuber, Kroos und zuletzt auch Lahm haben von den tatsächlich abgelieferten Leistungen her, keine Legitimation für ihre Aufstellungen abgegeben. Aber anstatt diesen Spielern Druck zu machen durch gelegentliches Durchwechseln werden sie immer wieder bestätigt und sind sich mitlerweile ihrer Startelfgarantie so sicher, dass es für sie scheinbar nicht mehr nötig ist konzentriert aufzutreten, geschweige denn nachzusetzen oder überhaupt in jeglicher Art an ihre Grenzen zu gehen.
Auch die momentane Löw’sche Propaganda von wegen Angriffspressing ist meiner Meinung nach Augenwischerei. Er sollte sich erst einmal Gedanken um die viel offentsichtlicheren Probleme der Mannschaft im defensiven Umschaltspiel, Gegenpressing oder auch der Absicherung im Defensivverbund machen. Ein Angriffspressing ist immer riskant und bedarf definitiv funktionierender Defensivmechanismen in tieferen Ebenen als Absicherung des Ganzen, hieran scheitert ja aber selbst das deutsche Mittelfeldpressing schon vielfach.
Für eine individuell derart stark besetzte Mannschaft fallen zu oft einfache Gegentore. Oft treffen gegnerische Teams aufgrund von einem einzigen verlorenen Zweikampf oder eines einzigen Stellungsfehlers. Das ein individuell so starkes Team von ein und demselben Trainer schon zweimal ihrer Chance beraubt wurde sich für ihre eigene Stärke zu belohnen ist in meinen Augen eine Farce. Sowohl 2010, als auch 2012 hat man überlegen gespielt, bevor Löw in den entscheidenden Spielen nicht den Mumm hatte, die Mannschaft ihr Ding machen zu lassen, sondern jeweils auf reaktive, Art umstellte und dem Team seine eigene Stärke nahm.

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Charles Heinz 18. September 2012 um 20:36

„Das funktionierende Team aus leicht überdurchschnittlichen Erstligaspielern…“

Genau aus dem Grund, lieber Muffin, hätte Deutschland dieses Spiel beinahe verloren. Denn gegen mangelnde Einstellung am Platz, durch Unterschätzen des Gegners und sich bloß auf die individuellen Stärken verlassend, kann auch das beste taktische System nicht greifen. Denn Hochnäsigkeit kommt vor dem Fall…

Und die etwas mehr überdurchschnittlichen Spieler Deutschlands, denn die wirklichen Ausnahmekönner, wie Messi, Iniesta, Xabi, Falcao etc. spielen woanders, definieren Ihre Stärke ebenfalls nur als funktionierendes Team.

Also Kirche im Dorf lassen, und wieder mehr auf die wirklichen Stärken der
dt. Nationalmannschaft achten und diese in die Waagschale werfen, statt Spanien zu imitieren, das ist sicher ein Holzweg.

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Solid Snake 15. September 2012 um 12:00

Der Anschlusstreffer fiel folgerichtig aus einer 2-gegen-2-Situation auf dem Flügel nach einem Seitenwechsel. Dass dieser Seitenwechsel überhaupt gespielt werden konnte, war dabei das Ergebnis der mangelnden Konsequenz von Toni Kroos im Zweikampf. Er und Özil verschoben anschließend auch etwas zu langsam, weshalb Götze Probleme gegen Arnautovic bekam. Dieser konnte sich deshalb leicht absetzen und Schmelzer attackieren. Mit einem sehr geschickten Trick konnte er Schmelzers zu riskantes Zweikampfverhalten für sich nutzen und bereitete das Tor vor. Die ganze Situation war übrigens das Resultat eines Abschlages von Neuer, der direkt in den Armen von Jogi Löw landete.

Man könnte auch einfach sagen das sich Götze und vor allem Schmelzer dort einfach dumm angestellt haben.Das sich ein Nationalspieler von so einem Bauerntrick überhaupt verladen lässt … aber gut geben wir Kroos in Zukunft einfach die Schuld an allem 😉

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Rasengrün 15. September 2012 um 12:05

Genau, der Dortmunder war’s, auf keinen Fall der Bayer… *gähn*. Können wir den an dieser Stelle üblichen flame war vielleicht auslassen? Danke.

(Für die Akten: mir sind beide Vereine gleichermaßen gleichgültig.)

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MR 15. September 2012 um 13:16

Das beantworte nicht ich, das beantwortet Jürgen Klopp:

„Solange immer noch darüber diskutiert wird, warum der letzte Ball so gespielt werden konnte, und Ball 2, 3, 4, 5 davor nicht thematisiert werden, wird immer noch diese Art der Einschätzung vorgenommen: Der, der den letzten Fehler macht, ist der Depp. Das ist einfach Quatsch, so haben wir Fußball noch nie verstanden.“

Und noch eine Denksportaufgabe zum Schluss: Wieso spiele ich ein raumorientiertes, kollektives Pressing, wenn doch eine 2-gegen-2-Situation sicher verteidigt werden müsste? Dann müsste ich doch in Manndeckung zu null spielen können.

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Jufoe 15. September 2012 um 13:42

Ist wohl richtig. Den meisten ist es ziemlich egal wie die Situation ausgelöst wird. Wer den letzten Fehler macht hat verkackt.

Man muss klar sagen das Schmelzer in der Situation aussieht wie ein A Jugendlicher. Aber warum es zu dieser 2-2 Situation kommt darf man auch hinterfragen. Und das Arnautovic solche Szenen liebt ist auch bekannt.

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GH 15. September 2012 um 11:27

Sehr guter Artikel! Wie immer eigentlich!

Aber für mich macht auch Özil einen schwachen Eindruck im deutschen Angriffsspiel. Vor allem müsste er sich doch mehr fallen lassen, um Khedira und Kroos eine Anspielstation zu bieten.
Und auch ein Müller ist teils fehl am Platz. Er bleibt einfach zu oft an der Außenseite kleben. Selbst wenn er die Seiten wechselt, im Aufbauspiel ist er doch meistens sehr nah an der Linie.
Und für das Problem auf der Doppel-6 hoffe ich, dass Schweini bald wieder ín guter Form zurück kommt. Er würde dem Spiel auch wieder in solchen Gegenpressing-Situationen die nötige Ruhe geben.

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Sonar 15. September 2012 um 11:16

Wunderbare Analyse. Hatte schon Angst, ihr packt es diesmal nicht mehr 😉 Danke!

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Zuschauer 15. September 2012 um 10:39

Interessant finde ich, dass die sehr gescholtenen Aussagen Lahms und Löws nach dem Spiel eigentlich zutreffend waren.

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Paul 15. September 2012 um 10:36

Starke Analyse und sensationelle Überschrift für den vorletzten Abschnitt. „Österreichs Anschluss“ würde insbesondere das Problem auf der linken Aussenverteidigerposition dauerhaft lösen.

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Michael 15. September 2012 um 10:00

Abgesehen vom hervorragenden Inhalt des Artikels, würde ich aus historischen Gründen dafür plädieren, die Zwischenüberschrift „Österreichs Anschluss“ abzuwandeln in Anschlusstreffer o. ä.

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mustard 15. September 2012 um 12:13

Man kann die Sprachpolizei auch einfach mal zu Hause lassen. ‚Anschluss‘ ist ein absolut gebräuchliches Wort wenn über Fussball gesprochen wird.

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el tren 15. September 2012 um 09:34

Hervorragender Artikel! Insbesondere das Problem fehlender Passoptionen im MF aufgrund der starren Positionierung und dem fehlenden Anbieten (Absatz „Deutschland erstarrt“) trifft den Nagel auf den Kopf.

Lag natürlich auch an Österreichs hohem Pressing und der damit verbundenen Überzahl. Ich hätte mir hierzu insbes. die Einwechslung von Lars Bender für einen Offensivspieler gewünscht, um in dieser Zone Überzahl schaffen und damit den Spielaufbau wesentlich erleichtern zu können.

Da die 4 Offensivspieler – wie ebenfalls sehr gut im Artikel herausgearbeitet – sich sowieso in vorderster Linie oft auf den Füssen stand und nicht eingespielt und aufeinander abgestimmt wirkten, wäre das nur eine unwesentliche Schwächung gewesen … wenn überhaupt, da Benders Anwesenheit sowohl Kroos als auch Khedira Möglichkeiten zum Vorstossen geboten hätte.

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LJ 15. September 2012 um 09:23

Ich habe ein schwaches Kollektiv gesehen. Eine Mannschaft mit guten Einzelspielern aber ohne kollektiven Willen und einer Art kollektiver Intelligenz. So wurde Schmelzer mit seinen Problemen nicht geholfen, sondern er wurde förmlich alleingelassen. Ähnlich Reuss: Dieser mußte unglaublich viel Bälle mit dem Rücken zum Tor annehmen; eine Spielweise die er schlicht nicht kann, wenn er unter Druck gesetzt wird. ME hätte sich die Mannschaft kollektiv zurückziehen müssen, um eine kompakte Grundordnung zu finden und die Stärken von Reuss und Müller beim Umschaltspiel zu betonen. Insgesamt erschien mir daher das Spiel unserer Mannschaft zu starr und positionstreu, was den Ösis den Job erleichterte. So frage ich mich: Was macht eigentlich Löw an der Seitenlinie – ausser ärgerlich auszusehen? Und wo ich schon dabei bin: Was hat ihn verdammt nochmal geritten, diese Doppelsechs spielen zu lassen? Hochmut, entgegen der Sprüche von wegen Augenhöhe und so (wobei Kniehöhe wohl passender wäre)? Ich denke ein Bender oder Gündogan hätte sehr viel besser auf diesen Gegner und dessen zu erwartendes Spiel gepasst. Langsam habe ich das Gefühl, dass Löw die taktischen und spielerischen Möglichkeiten seiner eigenen Mannschaft nicht mehr versteht. Gruselig. Wie soll man denn bitte schön diesen (dummen) Spruch von „Abnützungskampf „verstehen, wenn der Bundestrainer dann im Spiel einen in der Defensive schwachen 6er (Kroos) aufbietet? Mir ein Rätsel.

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teflon 15. September 2012 um 08:49

könnte man die subüberschrift „österreichs anschluss“ in „österreichs anschlusstreffer“ umändern. ansonsten klingt das beängstigend. 😉 danke!

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blip 15. September 2012 um 11:20

Das ist doch der Witz dabei 😉

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MR 15. September 2012 um 13:09

Haha, ach du Scheiße 😀 Das hatte ich nicht auf’m Schirm, ich änder’s lieber mal.

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Rasengrün 15. September 2012 um 18:14

Schade… Das war doch ein erstklassiger Trollköder, der einen ernsthaften Mangel dieses Blogs behoben hätte. Ich habe noch keinen einzigen Thread gefunden, wo man auf godwin’s law verweisen konnte.

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Rasengrün 15. September 2012 um 08:10

Die Sache mit den langen Bällen hat mich im Spiel schon massiv aufgeregt. Das ist doch nahe an ideologischer Verblendung, wenn man einen Spieler wie Hummels hat, der genau die im Verein effizient zu spielen weiß und das nicht nutzt. Die Startaufstellung war auch schon Gift für meinen Blutdruck, wenigstens muss man hier nicht mehr erklären warum Kroos und Khedira zu einem selbstgemachtem Problem führen. Man muss Österreich fast dankbar sein, dass das offengelegt wurde. Ein Sechser, der sich in die, in der Grafik zur 21. Spielminute verdeutlichten, Räume regelmäßig zurückfallen lässt und von dort auch in der Lage ist sinnvolle Bälle zu spielen wäre ja durchaus im Kader gewesen… Auch das ist einfach nur ärgerlich. Bleibt die Frage, ob Löw nun wirklich etwas verbohrt ist oder ob es sich hier um bewusst in Kauf genommene Kinderkrankheiten auf dem Weg zur spielerischen Dominanz handelt. Das de facto Verbot langer Bälle hatte ich lange unter Letzteres subsumiert, die absurde DM-Besetzung lässt die Zweifel wachsen.

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équilibre 15. September 2012 um 12:20

Mir war auch die Problematik mit den langen Bällen ein Dorn im Auge. Löws dogmatisches Flach- und Vertikalpassspiel erlaubte dem österreichischen Pressing überhaupt erst diesen massiven Zugriff und grenzt, wie Du sagst, tatsächlich an ‚ideologische Verblendung‘.

Mehr Freilaufbewegungen der Sechser bzw. der gesamten Mannschaft wäre sicherlich auch eine wichtige Maßnahme gewesen. Aber warum man sich der Variante der langen Bälle beraubt, wenn man so hervorragende Aufbauspieler wie Hummels und Badstuber und vorne Klose hat, trifft bei mir nur auf Unverständnis.

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André 15. September 2012 um 07:55

Mal wieder ein sehr schöner Artikel. Die Veranschaulichung der resultierenden Spielsituationen aus dem frontalen Pressing der Österreicher Stürmer, welche mangels der Ausweichbewegungen der deutschen „Sechser“ entstanden, ist sehr gut gelungen. Nicht verstehen kann ich wie man eine solch unausbalancierte Mannschaft zum wiederholten male beginnen lässt. Einerseits soll durch Müller-Özil-Reus das Zentrum überladen werden, wozu zwingend durch die beiden „Sechser“ die Halbräume geöffnet werden müssen. Da diese aber sehr vertikal ausgerichtet sind und speziell Khedira oft schlecht getimed/zu zeitig nachrückt macht man es dem Gegner wirklich leicht diese Räume zu pressen. Andererseits ist es mir absolut unverständlich wie man Lahm dazu nutzen kann eine quasi Dreierkette in der Restberteidigung zu bilden. Speziell bei der EM, aber auch schon in der abgelaufenen Serie der Bundesliga war zu sehen, dass er bei schnell vorgetragenen Kontern gegen wuchtigere schnelle Gegenspieler zumeist auf verlorenem Posten steht – aufgrund seiner konstitutionellen Nachteile auch kein Wunder. Sollte sich Löw diese Variante von Barca abgeschaut haben, dann hat er eben deren Schwächen seid dem Ausfall von Abidal nicht erkannt. Dieser bildete häufig mit Puyol und Piquet die Dreierkette und Alves spielte dafür extrem hoch. Solange eben der körperlich sehr robuste trotzdem extrem spielfähige Abidal zur Verfügung stand ging dies System auch auf. Probleme bekam Barca erst nach seinem Ausfall, eben speziell da man bei Kontern gegen robuste, schnelle Stürmer Probleme bekam – bspw gegen Chelsea.

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Benjamin 15. September 2012 um 07:52

Wie immer großartige Leistung! Vielen dank dafür, ich hätte mir allerdings ein paar Zeilen mehr zum vielkritisierten Schmelzer gewünscht…

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