FC Barcelona – Chelsea F.C. 2:2

Barca ist raus. Und die einhellige Meinung scheint zu sein, dass Chelsea sich ins Finale gemauert hat. Doch während die Blues hinten drinstanden, starb das Tiki-Taka seinen ganz eigenen Tod. Nicht die Ideologie scheiterte, sondern der FC Barcelona scheiterte an einer miserablen Halbzeit in Überzahl.

Wie alles begann

Die Ausgangslage war ein 1:0 für die Blues in London, welches aus einem überragend hochklassigen Spiel resultierte. Chelsea stellte Barcelona in diesem Hinspiel mit einer sehr flexibel agierenden Dreifachsechs im flachen 4-5-1 vor große Probleme, so wie Barcelona sie schon in früheren Spielen gegen Arsenal, Real oder in der laufenden Saison bei der ersten Liganiederlage in Getafe erlebte. Die Mannschaft von di Matteo mauerte in diesem Hinspiel ebensowenig wie Bayer Leverkusen in ihrem guten Hinspiel gegen Barca, sondern platzierte ihre Abwehrreihe meist gute 20 bis 30 Meter vor dem Strafraum. Dadurch erzielten die Blues auch einige gefährliche Ballgewinne im Mittelfeld, welche Barcelona nicht gegenpressen konnte. Hieraus resultierte letztlich auch das Siegtor nach einem Konter. Des Weiteren musste auch immer mit Aktionen von Didier Drogba gerechnet werden, von dem wegen seiner überragenden Fähigkeiten im Halten des Balls, stets latent Gefahr ausging.

Die Katalanen machten in London eigentlich ein selbst für ihre Verhältnisse sehr starkes Spiel und hätten Chelseas stabiles System an diesem Tag wohl geknackt, wären sie nicht an ihrer Chancenverwertung gescheitert – ein 1:3 wäre nicht unverdient gewesen. Doch so kam es nicht und Barcelona musste das  Rückspiel im Camp Nou ohne Auswärtstor auf der Habenseite antreten.

Guardiola setzt auf drei

Trotz der weitestgehend starken Hinspielleistung entschied sich Pep Guardiola für eine Umstellung vom 4-3-3 des Hinspiels auf sein 3-3-4-System, in welchem zu Beginn Puyol und Mascherano die Halbspieler bildeten. Pique agierte dazwischen in einer Rolle, welche sich früh als libero-esk herausstellte und in der radikalen zweiten Halbzeit noch verstärkt wurde. In der Offensive klebte Cuenca am rechten Flügel, während vorne das bekannte Sanchez-Messi-Tandem rotierte. Das Aufbauspiel wurde wie üblich von Xavi mit Unterstützung von Busquets gestaltet. Iniesta und Fabregas zogen das Spiel kombinativ und fluid agierend von links ins Zentrum, so wie man es ebenfalls bereits kannte.

Chelsea blieb dagegen der Formation und Besetzung des Hinspiels treu und versuchte, mit einer noch tieferen Ausrichtung den Vorsprung zu verteidigen. Teilweise presste man noch in der gewohnten Höhe des defensiven Mittelfelds, doch meistens zog man sich an den eigenen Strafraum zurück oder platzierte sich knapp davor. Die Flexibilität des Mittelfeldes blieb aber bestehen. So waren die Flügelspieler nun nicht mehr an Barcelonas Außenverteidiger gebunden, wodurch sich die Anpassungsfähigkeit sogar noch auf alle fünf Mittelfeldspieler ausweitete, statt sich auf die drei zentralen zu beschränken.

Die Auswirkungen der Änderungen waren eine noch stärkere Fixierung von Barcelona auf das Feldzentrum und eine noch etwas bessere Absicherung, welche aber auch mit Chelseas stärkerem Zurückziehen zu tun hatte. Inwiefern sich Chelseas tiefe Stellung und Barcelonas breitere Angriffsreihe gegenseitig bedingten und förderten, lässt sich schwer beurteilen. Sie führten jedenfalls beide zu den taktischen Resultaten der ersten Halbzeit.

Barcas Gegenpressing mit Libero isoliert Drogba

Wenn auf Barcelonas Seite Piqué nicht gerade mit Ball am Fuß vorstieß, so entsprach die Aufbauformation grob einer 1-4-2-3-Anordnung, in welcher Mascherano (bzw. später Alves) und Puyol in die Halbräume neben Xavi und Busquets aufrückten. Xavi bewegte sich im Zentrum nach Belieben, Busquets rochierte reaktiv um ihn herum. Dementsprechend blieb Piqué, dessen Rolle später Mascherano übernahm, meist als alleiniger zentraler Verteidiger in einer Art Libero-Rolle an der Mittellinie zurück.

Diese Anordnung war eigentlich inkonsequent von Barcelona, da die Spieler nicht sehr hoch aufrückten, um so sofort Gegenpressing spielen zu können. Chelseas Mittelfeld befand sich meist 15 Meter und weiter von der verschobenen Aufbauviererkette entfernt, Drogba bewegte sich in etwa auf einer Höhe mit Busquets. Auf dem Papier hätte dies gefährlich werden können, da das Mittelfeld nach Eroberungen Bälle in Drogbas Lauf hätte spielen können. Der Stürmer hätte seine Physis indes im 1-gegen-1 mit Piqué/Mascherano einsetzen können. Auf den ersten Blick schien also das 4-3-3 des Hinspiels in dieser Hinsicht für Barcelona sicherer, da Drogba dort gegen 2 Innenverteidiger stand.

Praktisch stellte das 3-3-4 aber eine leichte Verbesserung dar. Effektiv stellten Xavi, Busquets und Piqué ein Dreieck um Drogba, weshalb er kaum Anspiele bekam. Sein Umschaltverhalten im Hinspiel, welches er gestern konservierte, glich sowieso keinem steilen Vorstoß auf die Abwehrreihe. Stattdessen holte er sich dort die Bälle in Barcelonas defensivem Mittelfeld ab und behaupetete sie dann gegen mehrere Gegenspieler. In diesem Bereich bekamen Barcelonas Innenverteidiger keinen Zugriff. So gelang es dem Ivorer schneller, auf seine nachrückenden Mitspieler abzulegen.

Diese Spielweise bekam Barcelona in dem anpassungsfähigen Dreieck nun besser verteidigt. Gleichzeitig sicherten die aufgerückten Halbverteidiger torseitig gegen Chelseas Flügel ab. Dass ein Außenverteidiger überrannt werden könnte, wie es im Hinspiel Alves beim 1:0 passiert war, wurde dadurch unterbunden.

Wegen Chelseas tieferem und noch engerem Pressing kamen die Engländer außerdem seltener zu kontrollierten Ballgewinnen. Das fluide Viereck aus Iniesta, Fabregas, Messi und Sanchez verlor denn Ball dann meistens in ihren eigenen Zwischenräumen, die so eng waren, dass Chelsea kaum aus ihnen herauszukommen vermochte. Anders als die Edeltechniker in Blau-Rot.

Barcas Ignoranz gegenüber den Flügeln

Diesen gelang es mehrfach, sich durch die brutale Enge von Chelseas Zentrum zu spielen und so zu Chancen zu kommen, was sie im Verlauf des Spiels mit zunehmender Beharrlichkeit zu fokussieren suchten. Dies ist für Barcelonas Spiel im Prinzip nichts Besonderes, da die Flügelspieler sowieso nur selten bis zur Grundlinie durchgehen, doch gestern reduzierten sie das Nutzen dieser Räume fast auf Null. Laut whoscored.com zog Barcelona 44% seiner Angriffe durch die Mitte auf, was ein Drittel häufiger ist, als sie es durchschnittlich in der Liga versuchen. Mit Iniesta als spielmachendem Rechtsfuß auf links, ist die zentrale Kombinationsrichtung von dieser Seite aus zwar sowieso schon vorgegeben, doch auch Iniestas Gegenüber Cuenca suchte gestern so gut wie nie die Grundlinie.

Überhaupt suchte Letzterer kaum irgendetwas – er blieb breit, empfing Verlagerungen, behauptete sie mit technischer Sicherheit und spielte sie nach hinten zurück. Diese Passivität erklärt sich teilweise damit, dass Chelsea gegen den nur einfach besetzten Flügel problemlos doppeln konnte. Bei weiter Spielverlagerung hätte Cuenca dagegen die Chance gehabt, schnell ins Duell gegen Cole zu gehen und durchzubrechen. Das tat er nicht – seine Torvorlage entstand nach einer Ecke. Aus dem Spiel heraus war er jedoch taktisch ziemlich verschenkt, da seine Spielweise Chelsea nicht einmal dazu zwang, die Defensive sonderlich zu strecken.

Möglicherweise nahm Guardiola diese ineffektive Rolle wegen mangelnder Alternativen aber bewusst in Kauf und ordnete sie an, um die Formationslücke ohne Risiko zu füllen und den Ball so gegen den starken Cole nicht zu verlieren. Stattdessen suchte Barcelona auffällig oft das Spiel durch den linken Halbraum zwischen den vier deutlich stärkeren Individualisten, deren Qualitäten somit taktisch betont wurden.

Kombinationen durch das raumlose Nichts

Dort konnte Chelsea jedoch das Spiel enorm verengen. Da Ramires wie beschrieben nicht durch einen Außenverteidiger gebunden war, verschoben sie mit dem ganzen Mittelfeld in Ballnähe und reduzierten zudem den Kettenabstand zur Abwehrreihe auf ein Minimum. Dabei musste es darauf ankommen, wie flexibel Chelseas Spieler sich innerhalb und zwischen den Räumen bewegten. Sie passten sich hier stark den Bewegungen von Barcelona an und deckten sehr intensiv mögliche Passwege zu, während der ballnahste Spieler auf den Ballführenden aufrückte, um ihm nicht zu viel Zeit am Ball zu gewähren und ihn so unter Druck zu setzen. Dieser liquide Defensivblock funktionierte gut, öffnete Barcelona wenig Möglichkeiten und noch weniger Zwischenräume.

Szene aus der 30. Minute

Die Grafik rechts verdeutlicht eine typische Szene der ersten Halbzeit: Iniesta ist eingerückt und Busquets vorgestoßen. Dementsprechend steht das gesamte Mittelfeld Chelseas in einem Block von kaum mehr als 10 Metern Breite und 5 Metern Tiefe enorm eng gestaffelt. Mikel ist situativ herausgerückt, um Xavi zu stellen; die anderen vier decken Barcelonas Offensivspieler über Passwege ab. Doch selbst in dieser Menschentraube suchte Barca noch die Zwischenräume. So gelang es in dieser Situation Iniesta, zwischen Mata und Lampard hindurch zu kommen, den Pass von Xavi zu empfangen, ihn mitzunehmen und wieder zurück zu spielen.

Auf diese Weise gestaltete sich das Spiel außergewöhnlich zentriert. Barcelona ließ den Ball von links nach rechts pendeln, rochierte im Offensivzentrum und suchte nach Passwegen in eben jenes. Sobald ein Ball in die engen Zwischenräume gelangte, beschleunigten alle ballnahen Katalanen und suchten Wege in den Strafraum, während sie den Ball mit wenigen Kontakten zirkulieren ließen.

Barcelona kam also trotz Chelseas starken taktischen Verschiebungen immer mal wieder zum Strafraum durch. Schon die Einleitung des Führungstreffers war von beeindruckender technischer Brillianz gekennzeichnet: Messi, Fabregas und Iniesta nahmen es zu dritt mit sechs (auf wenige Meter verdichteten) Gegenspielern auf. Fabregas lupfte den Ball nach Messis Anspiel durch zwei Gegenspieler hindurch an zwei weiteren vorbei auf Iniesta, welcher ihn aus der Luft am nächsten Gegenspieler vorbei auf Cuencas Seite herüberspielte. Ein kreuzender Lauf von Fabregas erzeugte daraufhin eine 3-gegen-2-Situation, in welcher Meireles gerade noch zur Ecke klären konnte. Diese resultierte schließlich im Treffer zum 1:0.

Tore, Tatkraft, Tätlichkeiten

Die letzten Minuten der ersten beiden Halbzeiten waren die wichtigsten des vergleichenden Duells, und das in mehrerer Hinsicht. Sie verdienen gerade deshalb einen eigenen Absatz in dieser Taktikanalyse, da sie die taktischen Umstände auf den Kopf stellten und ad absurdum führten. In einem Spiel, in dem es fast keine Konter gab, fielen zwei Kontertore. Vorher jedoch sah John Terry wegen einer Tätlichkeit die rote Karte, welche in zukünftigen Rückblicken wohl den „Legendenstatus“ des Spiels aus Chelseas Sicht begünstigen wird, da das Team von nun an nur noch zu zehnt gegen den vermeintlich übermächtigen Gegner verteidigen musste.

Barcelonas 2:0 fiel dabei merkwürdigerweise in einer Situation, in welcher Chelsea sehr hoch presste. Fünf Minuten nachdem Kapitän Terry sie in Unterzahl gebracht hatte, versuchten seine Mitspieler plötzlich, früher zu  stören. Dies gelang ihnen sogar, wodurch sie einen Ballverlust von Busquets erzwingen konnten. Dieser schaltete jedoch perfekt um, holte den Ball im Gegenpressing zurück und leitete den Konter über Sanchez ein. Über Messi fand der Ball zu Iniesta, welcher keine großen Mühen hatte, ihn zu verwandeln. Grund dafür war auch das schlechte Stellungsspiel von Ramires in diesem Moment, welcher wegen Terrys roter Karte nun als Rechtsverteidiger aushelfen musste.

Doch Ramires war es, der drei Minuten später den Anschluss oder besser gesagt den entscheidenden Treffer markierte. Wenn es einem Rechtsverteidiger einer Unterzahlmannschaft gelingt, ein Tor gegen Barcelona zu erzielen, so erscheint das taktisch erstmal unlogisch. Und das war es hier auch, denn dieser entscheidende Treffer resultierte einzig aus einer puren Willensleistung von Chelsea. Barcelona verlor in diesem Moment das Spiel  – wegen einer mentalen Schwäche, deren Epizentrum verblüffenderweise sogar Xavi bildete, indem er gleich drei Fehler aneinanderreihte.

Zuerst beschleunigte er das Spiel nach Ballgewinn zu schnell und spielte einen unnötigen Fehlpass. Dann machte er einen kleinen Fehler im Gegenpressing, was Chelsea erlaubte, freizukommen und über den rechten Flügel zu kontern. Dass Ramires nach seinem Pass den Vorstoß wagte, war ein improvisierter Ausbruch aus dem System – ein Moment, in dem Mentalität über Taktik triumphierte. Xavi war es nämlich wiederum, der Ramires‘ Lauf verfolgte – und im schlechtesten Moment, als ihn kein anderer aufnehmen konnte, plötzlich abbrach. Fehlende Konsequenz beim Verfolgen eines Vorstoßes – ein klassisches Versagen der Willensleistung. Ebenso versagte Sanchez, der nach Xavis Ballverlust in der Offensive plötzlich erschöpft die Hände auf die Knie stemmte, während seine Mitspieler versuchten, den Ball zurückzuerobern. Eine Ablage auf seinen Gegenspieler Ivanovic löste dann die fast schon erfolgreiche Gegenpressingsituation auf, womit das katalanische Unheil seinen Lauf nahm.

Ob die riesigen taktischen Defizite Barcas während der zweiten Halbzeit ebenfalls auf mentale Probleme zurückzuführen sind, ist Spekulation. Jedenfalls verlor das vermeintlich beste Team der Welt nach Messis verschossenem Elfmeter jeglichen Zug zum Tor und generierte gegen 10 Gegenspieler fast keine Chancen mehr.

Die Anordnung in der zweiten Halbzeit.

Chelsea betoniert den Strafraum…

Nach der Pause führten die Spieler eine Neuaufführung des Halbfinalklassikers von 2010 auf, in welchem Mourinhos Inter das Team aus Barcelona aus dem Wettbewerb warf, indem man in Unterzahl am Strafraum stand und den Ball quasi absichtlich herschenkte. Chelsea fuhr jetzt endgültig mit einer Mauertaktik auf: Die Viererkette rückte teilweise bis an den Elfmeterpunkt zurück und das Fünfermittelfeld stand so eng davor, dass die Flügelspieler oft eine Sechserkette mit den Verteidigern bildeten.

Anfangs schien Barcelona diese Herangehensweise dieses Mal jedoch zu demontieren – aber was heißt ‚dieses Mal‘? Die Behauptung, Barcelona wäre mit einer ultradefensiven Abwehrmauer „zu knacken“, ist schlichtweg ein Mythos. Inter verlor das Spiel im Camp Nou vor zwei Jahren de facto 0:1 und kam wegen der mutigen, offensiven Herangehensweise im Hinspiel weiter, welches sie mit 3:1 gewannen. Auch in allen anderen Fällen sorgte das Einmauern im Wesentlichen dafür, dass Barcas Gegner sich selbst entschärften und überhaupt nicht mehr aus dem Gegenpressing heraus kamen. Bei einer normalen Leistung kombinierte sich Barcelona noch gegen jeden mauernden Gegner mehrere Großchancen heraus.

Und so erzwangen die Katalanen gestern schon zwei Minuten nach Beginn der zweiten Halbzeit über einen schönen Doppelpass einen Elfmeter, als Cuenca doch mal zur Grundlinie startete.  Im Anschluss traf Barcas Weltfußballer vom Punkt aber lediglich die Querlatte. Von der Flugkurve des Spielgerätes enttäuscht, wechselte Barcelona die Sportart.

…und Barca betoniert sich selbst

Fortan erinnerte Barcelonas Spiel an Handball. Oft wird ihnen dieser Vorwurf zu unrecht gemacht – wie beispielsweise im Hinspiel. Dass die Techniker um Xavi den Ball zirkulieren lassen und immer und immer wieder querpassen, ist nicht nur sportlich sinnvoll, sondern muss sogar zwingend so sein, wenn man einen Gegner auf einem bestimmten Level ausspielen will. Die Unterschiede zwischen einem guten und einem schlechten Barcelona-Spiel sind dort zu finden, wo der Ball nicht ist, in den Räumen jenseits der Aufbaulinie.

In diesen müssen sich die Katalanen nämlich bewegen, um Druck aufzubauen – so wie sie es gestern in der ersten Halbzeit taten, als Iniesta, Fabregas, Messi und Sanchez endlos rochierten, um immer wieder in Räume und Passwege zu finden, aus denen das Spiel nach vorne zu tragen gewesen wäre. Diese Bewegungen erstarben nun zwischen Chelseas beiden Linien, als sie am wichtigsten gewesen wären.

Zwischen den Linien agieren zu wollen, ist im Ansatz schon eine zweifelhafte Strategie, wenn der Gegner fast auf eine Line zusammengestaucht ist. Doch Barcelona versuchte diesen Spielansatz nicht mal durchzudrücken. Es fanden kaum aktive Läufe statt, um freizukommen. Die Offensivspieler standen zwischen ihren Gegenspielern und warteten auf Geniestreiche von Xavi oder Messi, welcher sich immer öfter in der Tiefe die Bälle holte. Gerade Messi ist ein Spieler, welcher zwar kleinste Räume beeindruckend zu nutzen vermag, doch kann auch er nicht durch Gegner hindurchrennen. Xavi wiederum kann niemanden anspielen, der nicht frei ist. Beide scheiterten also am kompletten Ausbleiben von aggressiven Vorstößen aus der Tiefe, die auch Xavi hätte zeigen müssen.

Auch nach Verlagerungen war keine Reaktion bei Barcelona auszumachen. Alle hielten ihre Räume und joggten vielleicht ein paar Meter dem Defensivverbund hinterher. Keine Positionswechsel in hohem Tempo, keine Rochaden. Viel zu wenige Rückstöße in die Aufbaulinie um den anderen Spielern Vorstöße zu ermöglichen oder selber überraschend wieder vorzustoßen. Nichts zu sehen von Alves‘ berüchtigten Diagonalläufen vom Flügel ausgehend hinter die Abwehr. Der Brasilianer joggte nur nach vorne und empfing Bälle stets in der Abseitslinie, nur um sie wieder zurückzulegen.

Mehrere Vorstöße gleichzeitig, dann ein kurzer Pass, Nutzung der veränderten Passwinkel durch einen direkten Steilpass – auf dem Papier wäre es so einfach gewesen. So viel Zeit hatte Barcelona am Ball, so nah waren sie 45 Minuten lang am gegnerischen Strafraum, so unriskant wären aggressive Läufe gewesen, wo doch Busquets, Mascherano und Puyol ständige Sicherheitsstationen waren, die fern jedes Gegenspielers agierten. Doch wo es keine Bewegung zum Tor gibt, können auch keine Bälle zum Tor gespielt werden. Und wo es keine Bälle zum Tor gibt, kann man nur über Flanken oder Distanzschüsse erfolgreich werden.

Aber auch diese gab es kaum. Auch ging Barcelona nicht die Flügel herunter. Lediglich Alves brachte einige schwache Flanken aus dem Halbfeld herein. Und als Cuenca dann einmal links doch zur Grundlinie durchgebrochen war, warteten bereits sechs Gegner plus Torwart auf seine Flanke, während sich nur zwei Spanier im Strafraum aufhielten. Was in der ersten Halbzeit schon seltsam war, wegen den starken Zentrumskombinationen aber einen genialen Anstrich verpasst bekommen hatte, wirkte jetzt zunehmend sturr und planlos, da das Zentrum vernagelt war und die Zeit davonlief. Auch Distanzschüsse wurden nicht fokussiert, lediglich einige zufällig und verzweifelt wirkende Versuche gab es. Die meisten wurden jedoch von Gegenspielern abgeblockt.

Die Abseitsschranke bindet den Libero

So wenig man Chelsea einen Vorwurf für ihren erfolgreichen taktischen Ansatz machen kann und so sehr Barca die schwache zweite Halbzeit selbst verschuldete, muss man wegen der besonderen taktischen Konstellation dennoch den Blick auf einen bestimmten Aspekt des Regelwerks werfen, der das Spiel stark beeinflusst haben dürfte: In der eigenen Hälfte existiert für die angreifende Mannschaft kein Abseits.

Diese seltsame Regel führt zu einer gewissen taktischen Schieflage: Die Verteidiger dürfen ihre Pressinglinie beliebig weit zurückziehen, die Angreifer können das mit ihrer Abseitslinie aber nicht tun.

Dieser Punkt dürfte der Grund gewesen sein, weshalb Mascherano in der zweiten Hälfte die meiste Zeit 30m vom Spielgeschehen entfernt an der Mittellinie herumstand und keinen sichtbaren Effekt auf das Spiel hatte. Sollte ein Gegner im Umschaltmoment unbewacht durchstoßen können, hätte er sonst diesen Weg völlig offen gehabt und wäre sekundenlang mit einem blinden langen Ball problemlos anspielbar gewesen. Dies unterstrich Torres in der 91. Minute nachdrücklich.

Um genau das zu verhindern, benötigt man einen Libero, der lange Bälle abfangen und durchgestoßene Spieler aufnehmen kann. Dadurch wurde im gestrigen Spiel effektiv ein Spieler aus dem Angriffsverbund Barcelonas entfernt, welcher in Spielgestaltung und Gegenpressing wertvoll gewesen wäre. Er hätte einem Mitspieler den Rücken für Vorstöße freihalten oder breiteres Spiel ermöglichen können.

So wäre zum Beispiel ohne die Abseitsschranke ziemlich risikolos ein 2-5-3 möglich gewesen, in dem zwei Pseudo-Liberi aus der Mitte der Feldhälfte (Höhe Busquets/Puyol) ungestört Pässe hätten verteilen können, während sie eine breite Linie für Gegenpressing und Kombinationen vor sich gehabt hätten. Aus dieser hätte wiederum jeder Spieler ohne großes Risiko vorstoßen können, da ihn vier gleichhohe Spieler und zwei Abfangjäger dahinter abgesichert hätten.

Barcelona hätte dies zwar auch als Risikovariante trotz Abseitsschranke versuchen können und es soll auch keine Entschuldigung für die schwache Leistung in der zweiten Hälfte sein – ein wichtiger Faktor für den Verlauf des Spiels war durch diese Regelung aber definitiv gegeben. Effektiv hatte Barcelona in den meisten Situationen nämlich einen Mitspieler weniger. Xavi hielt auch deshalb seine Position so starr, weil keiner da war, der ihn absicherte. Dabei stand ein Kandidat für diese Aufgabe fast arbeitslos an der Mittellinie herum.

Fazit

Chelsea verteidigte über 180 Minuten sehr stark, spielte dabei über eine Halbzeit lang in Unterzahl und dennoch gelangen Barcelona 47 Schussversuche. 12:4 Schüsse auf’s Tor lautet die  Statistik aus Sicht von Barca. Am Ende mit 2:3 auszuscheiden, ist in der Summe also durchaus unglücklich.

Schwach ist dagegen der Fakt, in Überzahl im eigenen Stadion und mit maximalem Druck nicht öfter auf das gegnerische Tor geschossen zu haben als im Hinspiel. Allein dieser Umstand demonstriert, dass Barcelona, als es darauf ankam, kein gutes Spiel machte. Das Gegentor von Ramires war zudem auf mehreren Ebenen unnötig und fahrlässig.

So gewann mit Chelsea letztlich die leidenschaftlichere gegen die deutlich bessere Mannschaft. Etwas Wettkampfglück war fraglos mit im Spiel, doch muss auch die hervorragende taktische Einstellung der Engländer gewürdigt werden. Barcelona gelang es dagegen nicht, im entscheidenden Moment ihr Maximum abzurufen. Aus diesem Ergebnis jetzt jedoch Schlüsse zu ziehen, ob bestimmte Philosophien nun unter- oder aufgehen, ist wohl kaum angebracht. Barcelonas Ideologie war der Chelseas klar überlegen. Nur die Mannschaft war es an diesem Tag nicht.

Franz 29. April 2012 um 15:53

Der Spielbericht finde ich sehr gut, wie immer eigentlich. Ich hab ihn bewusst ein paar Tage nach dem Spiel gelesen weil ich wollte das Spiel erst über meine Gedanken zergehen lassen.

Nach dem Spiel war ich sprachlos. Danke das ihr trotzem Wörter fandt es zu beschreiben. Dabei habe ich fast mehr Poesie oder gar Philosphie erwartet. Ohne zu übertreiben schien das Spiel mir fast wie ein Systemkrieg und eine Schicksaloffenbarung zugleich.

Chelsea spielte von Anfang an sehr defensiv und nach wenige Minute schon auf Zeit. Unvorstellbar dass eine Mannschaft so schamlos zugibt dass sie keine Mitteln hat. Chelsea hatte nur ein einzige Taktik – kein weitere Gegentor und weiterkommen. Ich fand den Satz „Vorher jedoch sah John Terry wegen einer Tätlichkeit die rote Karte, welche in zukünftigen Rückblicken wohl den “Legendenstatus” des Spiels aus Chelseas Sicht begünstigen wird, da das Team von nun an nur noch zu zehnt gegen den vermeintlich übermächtigen Gegner verteidigen musste.“ sehr treffend. Die rote Karte an sich hat Chelsea verholfen ihr einzige Hoffnung – das absolute Mauerspiel – zu legitimieren. Nach dem Motto, was will machen mit 10 Mann sonnst tun? Ich schätze Barcelona hätte besser gegen 11 Mann von Chelsea gespielt. Mit 10 Mann ist Chelsea ein „wounded animal“ geworden und das setzte viel Kraft und Kampfgeist frei. Und so traf Chelsea auch das Herz von Barcelona. Peps „choirboys“ sind eben keine Killers. Die können ein verletztes Tier nicht töten.

Als klar war dass Chelsea nur noch zu 10 im Strafraum Verteidigung kann und wird, wurde das Spiel Ein-dimensional. Aber rein Taktisch gesehen, wurde das Spiel somit nicht langweilig aber extrem interessant. Schicksal wollte es anscheinend dass Pique als Kopfballspieler nicht daran teilnimmt. Mit der Zeit kamm die Nerven bei Barca noch grösser im Spiel, und hier ist ein Vergleich mit Handball möglich, nicht wegen dem Angriffspiel von Barcelona aber weil es im Fussball eben keine Auszeit gibt. Die Spieler könnten sich nicht neu sortieren, und versuchten es immer wieder durch die Mitte weil es „muss doch funktionieren!“. Sonnst hätten die eingesehen dass in diesem einzigartigen Fall das Tor von der Seite (!) angegriffen werden muss und nicht wie immer von Vorne.

Barcelona war absolut überlegen aber dann (oder deswegen?) leider auch naiv. In die wenige Minute nach dem 2:0 bis zur Halbzeit, hätten die Spieler einfach sagen / denken müssen : Diese Halbzeit war völlig verrückt. Wir sind jetzt weiter. Halten wir den Ball für 2 Minuted bis zur Pause. Dann sortieren wir uns neu und haben dann immer noch 45 Minute zich weitere Tore zu schiessen. Stattdessen wird diese eine Fehlpass von ausgerechnet Xavi kurz vor der Pause zum Schlüsselmoment. Pique hätte den Fehler wahrscheinlich hinten noch ausgebügelt aber … Schicksal.

Kritik an Pep fällt mir schwer. Aber nach dem Ausscheiden gegen Inter vor zwei Jahre hätte ich gedacht dass er (der Taktikmeister) irgendwann mit den Jungs eine Siegestrategie gegen den Parked Bus erarbeitet hätten (auch erst recht weil eine grösse Stürmer wie Ibrahimovic nicht länger im Team ist).

Zur Abseitsregel: Es klinkt zunächst vielleicht absurd aber Ich vermute die Regel besteht so weil der Linienrichter nur bis zur Mittellinie läuft und urteilt. Wenn Abseits auch in der eigene Hälfte gelten würde dann müsste der für die Angreifende Mannschaft zuständige Linienrichter sich noch weiter „zurück“ – ausserhalb seine Zuständigkeitsbereich – bewegen. Meine Meinung nach muss Abseits über das gesamte Spielfeld bestehen, aber wer soll es beurteilen? Der Linienrichter auf der anderen Spielfeldseite steht in so eine Situation höchstwahrscheinlich eher nah an der Torlinie.

Zu den Kommentaren / Kommentatoren: Es ist echt Schade dass bei so eine klasse Spiel, wir sinnlose Kommentare über Rechtschreibung und Basketballregeln lesen müssen. Ich will die freie Meinungsäusserung nicht verbieten, aber wirklich, muss das sein?! Die Kommentare zum Hinspiel über die genaue Grösse von der Camp Nou war schon grenzwertig (ha ha). Haben die extra 3,14xy Meter am Ende irgendeine Rolle gespielt?

Antworten

Grasnarbe 30. April 2012 um 11:29

„Ich will die freie Meinungsäusserung nicht verbieten, aber wirklich, muss das sein?!“

da ich an zwei von den drei genannten diskussionen aktiv und an einer reaktiv beteiligt war antworte ich dir.

und zwar mit einem überzeugtem „ja“!

gerade zu einer seite mit hohem analytischen inhalt und publikum, was sichtlich spass an intelligenter diskussion hat, passen themen, die über dem tellerrand liegen oder mit alten mythen aufräumen meiner meinung nach hervorragend.

leider ist diese seite (noch?) kein forum, weswegen beiträge, die sich im schwung der artikeldiskussion vom eigentlichen thema entfernen, nicht ausgelagert werden können.

Antworten

Kai 27. April 2012 um 14:13

Die Frage waere zunaechst, ob Chelsea gegen Madrid den gleichen Beton angeruehrt haette. Kann man beim Auswaertsspiel mit einem 1:0 im Ruecken vermuten. Aber das Hinspiel waere dann sicher auch schon anders verlaufen. Meine Vermutung ist, dass Madrid in Chelsea mit Ronaldo und Benzema/Higuain saubere Konter gefahren haette und nicht mit 0:1 vom Platz gegangen waere.
Also, nehmen wir an Chelsea gewinnt gegen Madrid 1:0 und mauert nun im Rueckspiel im Bernabeu. Ja, dann hat Madrid nicht nur bessere Distanzschuetzen (CR7, Alonso, …) als Barcelona sondern auch die noetige kollektive Kopfballstaerke, um die Mauer zu brechen.

Ich stimme zu, dass Barcelona gegen Bayern wohl der Favorit gewesen waere. Aber auch hier gilt: Madrid war auch der Favorit gegen Bayern – und es kam anders als gedacht.

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Nixwisser 27. April 2012 um 10:58

Was für eine brillante Analyse!

MR hat eine Reihe sehr interessanter Aspekte beleuchtet. Und die Länge des Artikels fand ich auch sehr gut. Wenn ich wirklich fundiert über Fußball lesen will, finde ich nur hier die entsprechende Kost.

Danke dafür
Nixwisser

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Bern 1989 26. April 2012 um 20:22

Wie wäre es eigentlich gekommen, wenn das Los andere HF-Paarungen ergeben hätte?

Ich behaupte, bei Chelsea-Madrid und Bayern-Barça hätte es ein spanisches Finale gegeben. Madrid ist abschlussstärker als Barça und hätte den Londoner Riegel geknackt. Und Barça ist spielstärker als Madrid, zugleich Bayern defensiv schwächer als Chelsea, das wäre eine klare Sache für Barça gewesen.

Was meint Ihr?

Antworten

Flowbama 26. April 2012 um 23:52

Welchen Sinn soll es haben, darüber zu diskutieren?

Antworten

Bern 1989 27. April 2012 um 09:52

Muss man bei Diskussionen immer nach dem Sinn fragen?

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Samstag, Fünfzehndreißig 27. April 2012 um 10:02

Die Frage ist hypothetisch aber interessant. Und ich glaube die Frage ist auch schon richtig beantwortet. Das Finale in München wäre dann sicherlich ein spanisches!

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Bari 27. April 2012 um 10:02

Besser ist… 😉

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Fussballnarr 27. April 2012 um 11:34

Genau! Und deshalb waren sich vor den diesjährigen HF’s alle Experten, Semi-Experten und Laiesn einig: Das Finale wird Barca gg Real.
🙂
Gott sei Dank ist Fußball nicht vorhersagbar!

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Thoms 26. April 2012 um 16:11

Ups, entschuldige Grasnarbe, da ist mir zum Schluß ein Fehler unterlaufen bei der Erstellung der letzen beiden links, daher – und nun wirklich zum letzten Mal (die Moderatoren müssen bereits mit den Hufen scharren .. )

Und siehe:
Sprachwandel und Entwicklungstendenzen als Themen im Deutschunterricht …
http://books.google.de/books?id=X_sAuLptWXAC&pg=PA32&lpg=PA32&dq=Erleichtert+Gro%C3%9Fschreibung+das+Lesen?&source=bl&ots=HST6WeBtip&sig=2KYAtQcJahZoKs-kfBRbZdAeIU0&hl=de&sa=X&ei=y1OZT4a-Eqn24QS2p4nFBg&ved=0CFkQ6AEwCQ#v=onepage&q=Erleichtert%20Gro%C3%9Fschreibung%20das%20Lesen%3F&f=false

Die syntaxbezogene Großschreibung von Nomen: Ein Unterrichtsversuch in einer zweiten Klasse.
http://books.google.de/books?id=fjofF_-pn0AC&pg=PA9&lpg=PA9&dq=erleichter+Gro%C3%9Fschreibung+das+Lesen?&source=bl&ots=QQSl0BE2YM&sig=MTswKXNGkUbA1yyPX3X9LiCKeZg&hl=de&sa=X&ei=ilOZT-HVDOTO4QT0ouHEBg&ved=0CDoQ6AEwBDge#v=onepage&q=erleichter%20Gro%C3%9Fschreibung%20das%20Lesen%3F&f=false

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Satla 26. April 2012 um 16:07

Die Autoren sollten mal ihre Barca Brille abnehmen, ist ja ekelhaft. Ich bin selber Barca Sympathisant, aber man muss einfach zugeben, dass Chelsea sich um einiges geschickter angestellt hat.
Und nach einer 2:0 Führung im eigenen Stadion ( inklusive Elfmeter ) nicht weiterzukommen und obendrein noch davon zu sprechen, das Chelsea Wettkampfglück hatte, treibt die Subjektivität des Autors auf die Spitze.

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MR 26. April 2012 um 16:23

Wenn der Gegner mit der vierfachen Anzahl an Schüssen verliert, dabei vier mal das Aluminium trifft, hatte man Wettkampfglück. So ekelhaft das auch ist.

Dass Chelsea sich geschickt anstellte, muss man desweiteren nicht „zugeben“, das muss man einfach feststellen. Hab ich im Artikel mehrfach getan. Ebenso muss man feststellen, dass Barcelona trotzdem überlegen war.

Übrigens war ich das garnicht selber, der nach einer Führung im eigenen Stadion nicht weitergekommen ist. Inwiefern treibt das dann meine Subjektivität auf die Spitze?

Antworten

Bari 26. April 2012 um 16:59

Da ist jemand aber sauer! 😉

Also weiter oben wurde dem Autor vorgeworfen, dass er schadenfreudig Barcelona durch den Dreck ziehen würde, jetzt heißt es plötzlich, der Autor hat eine Barca-Brille auf. Tja, so unterschiedlich können Ansichten sein, schau mal einer guck.
Du darfst ja unzufrieden sein mit dem gesagten. Deswegen muss man aber nicht dem Autor gleich Ekelhaftigkeit vorwerfen.
Im übrigen finde ich deine Vorwürfe an den Autor vollkommen an den Haaren herbeigezogen. Soll man jetzt schreiben, Chelsea hatte mit großer Spielintelligenz immer nur die Schußbahnen zum Aluminium frei gelassen – Selbst bei dem Elfmeter? Wenn es kein Wettkampfglück ist wenn der Gegner einen Elfer verschießt so verließt, dann… dann weiß ich auch nicht weiter… 😛

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Marvin Nash 26. April 2012 um 11:57

Ich habe da mal eine Frage. Glaubt Ihr, dass es eine taktische Vorgabe ist, bei guter Gelegenheit nicht aus der Distanz schießen zu dürfen? Oder ist es der Angst vor dem Ballverlust geschuldet, die auch durch den Trainer forciert wird, der das System vorgibt.

Das gleiche gilt für die Außenstürmer. Jede Mannschaft weiß inzwischen, dass man die Mitte dicht machen muss und dadurch sind die DMs und auch die anderen Mittelfeldspieler fast alle in der Mitte zu finden. Gegen Chelsea gab es mal wieder zig Situationen, wo die Außenstürmer von Barcelona alleine gegen die AVs von Chelsea standen. Die sind doch alle dribbelstark, schnellk und technisch beschlagen. Da kommt es mir auch so vor, dass sie Angst vor dem Ballverlust haben. Denn, wenn man alleine mit Tempo auf einen AV zugeht, kommt man irgendwann vorbei. Dann sind sie im Strafraum und haben doch dann die Fähigkeiten, mit 1-2 präszisen Kurzpässen den Ball im Tor unterzubringen.

Diese Verweigerung von diesen super Möglichkeiten war für mich der Hauptgrund fürs Ausscheiden. Immer wird Barcelonas Flexibilität gelobt. Also in der Hinsicht, wie sie das Spiel lesen und es dann dem Gegner anpassen (das Pressing, die Laufwege, die Pässe). Aber es ist doch essentiell wichtig, dass wenn der Gegner alles gegen die eigenen Stärken wirft, man die Lücken in deren System, die sich automatisch ergeben, eben nutzt.

Weil sie das nicht konnten oder wollten, sind sie für mich auch zu Recht ausgeschieden. Denn Chelsea hatte sicher Glück, aber sich eben auf den gegner eingestellt. Das Ego zurückgestellt und alles reingeworfen, was sie hatten.

Antworten

Thoms 26. April 2012 um 11:26

OT
Randnotiz: Liebe Grasnarbe, die Großschreibung ergibt durchaus Sinn im Deutschen! 🙂

Ja, es stimmt, die Großschreibung im Deutschen hat sich erst im Barock durchgesetzt, doch gab es für diesen Erfolg gute Gründe:

Insbesondere in langen, verschachtelten Sätzen ragen die großen Buchstaben am Anfang der Nomen wie Leuchttüme aus dem Buchstabenmeer hervor und erleichtern die Orientierung im Satz – mit nur einem Blick erkennt jeder Muttersprachlicher dessen grundlegende Struktur (wo sind die Nomen und welche Worte verbinden sie?) und hat damit einen Erkenntnisgewinn schon vor dem Lesen erzielt.

Darüber hinaus beugt die Großschreibung Mißverständnissen vor:

Er hat liebe Genossen. – Er hat Liebe genossen.

Die nackte Sucht zu quälen. – Die Nackte sucht zu quälen.

Der gefangene Floh. – Der Gefangene floh.

Drei Beispiele sollten genügen. Natürlich wird der Sinnzusammenhang auch klar durch das Lesen, aber wenn eine Grammatikregel dem leichten Verständnis hilft, warum nicht sie anwenden?

Übrigens werden auch im Englischen – solltest Du dir diese Sprache als Vorbild genommen haben – Worte am Satzanfang sowie Eigennamen groß geschrieben, denn die Vorteile für den Leser sind einfach zu groß.

Und darum sollte es doch jedem Schreiber gehen: Es dem Leser – und nicht sich selbst – so leicht wie möglich zu machen, oder nicht?

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Grasnarbe 26. April 2012 um 15:00

danke für den kommentar. das zweite und dritte beispiel kannte ich noch nicht; sie sind sehr erheiternd.

mmn ist es reine gewohnheitssache, ob man texte mit grossschreibung (<– man beachte meinen regelwidrigen ersatz von "ß" durch "ss", weil ich im zehn-finger-system die "ß"-taste nicht benutze) leichter lesen kann als solche ohne.

anfangs war ich nämlich selbst sehr ungehalten und der gleichen meinung wie du, als die ersten texte im internet mit kleinschreibung auftauchten. tja, was soll ich sagen, irgendwann merkte ich, dass ich nicht mehr merkte, ob ich gerade einen text mit oder ohne grossschreibung las.

seitdem schreibe ich klein und werde es weiter tun, bis studien ergeben, dass die mehrheit der leser signifikant schlechter damit zurecht kommen. oder ich einen grossen leserkreis habe, der mich so nett bittet wie du. die begründung, das lesen funktioniere einfacher, weil das gehirn die struktur des satzes besser erkennen kann, zweifle ich übrigens an. klingt logisch, ist empirisch wohl nicht so, aber da kenne ich mich zuwenig aus. die spasshaften texte bei denen 70% der buchstaben eines wortes randomisiert sind und bei denen trotzdem der sinn erkennbar ist sprechen eine andere sprache anders sieht es meiner meinung nach mit satzzeichenoderdertrennungvonwörternallgemeinaus, weshalb ich sie benutze.

beide szenarien sind wohl sehr unwahrscheinlich 😉

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Thoms 26. April 2012 um 16:08

Wie Du schon ganz richtig erkannt hast, ist es nicht mein Anliegen, Dir etwas vorzuschreiben. Und ebenso möchte ich dem Taktikblog eine ausufernde OT-Diskussion ersparen; da Du jedoch Interesse an Studien angemerkt hast, sind hier abschließend einige links aufgeführt:

Eine zwar zu kurze aber inhaltlich korrekte Zusammenfassung der „Kölner Beiträge zur Sprachdidaktik (1/2005)“
http://www.faqoverflow.com/german/1704.html

Hier das Original:
http://www.koebes.uni-koeln.de/guenther_nuenke.pdf

Capitalization of Nouns in German Sentences
http://www.ruediger-weingarten.de/Texte/Capitalization.pdf

German Capitalization of Nouns and the Detection of Letters in Continuous Text.
http://psycnet.apa.org/journals/cep/59/3/143/

Und siehe:

Die aufgeführten Studien haben z.T. umfassende Bibliographien zum Thema. Inwieweit Du Methodik und Resultate im Einzelfall als valide betrachtest, ist selbstverständlich Dir überlassen.

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Grasnarbe 26. April 2012 um 17:21

Danke. nein, nurn spass, ich meinte natürlich: danke!

war überrascht, wie viel empirie dabei war mit statistischen verfahren. interessante ergebnisse, sogar das mpi kümmert sich darum. erkenne ich an.

tja, jetzt hab ich ein problem. ich löse es so, indem ich behaupte, der zeitgewinn für mich beim schreiben sei grösser als der zeitverlust der wahrscheinlich bescheidenen anzahl von lesern beim lesen. egoistisch, ich weiss.

bei texten, die vielen leuten zugute kommen, sollte man sich das also tatsächlich überlegen. ausserdem können das automatische rechtschreibkorrekturen leisten; man selbst kann weiter klein schreiben.

die ergebnisse haben implikationen: sehe gerade, dass die taz irgendwann wieder zur grossschreibung zurückgekehrt sein muss. und die niederländer sollten sie einführen!

p.s.: solange die boardstruktur eh so unübersichtlich ist, fallen dreissig zentimeter zusätzlicher text nicht weiter auf. im vergleich zu anderen posts waren deine es mindestens genauso wert. und um unseren (also eigentlich nur meinen) lernzuwachs wärs sowieso schade 😉

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dariem 26. April 2012 um 18:37

Ich bedaure dein Entscheidung. Wenn man sich den Automatismus weitestgehend angeeignet hat und mit der anderen Hand parallel die Shift-Taste drückt sind Zeitersparnisse nicht mehr bis kaum vorhanden. Auf dem Weg dahin darf man sich nicht entmutigen lassen. Dein 10-Finger-Schreibsystem ist nicht viel Wert, wenn billigend alle 3-4 Worte ein Schreibfehler in Kauf genommen wird, was sich auf Grund der Außendarstellung abträglich auf den geäußerten Inhalt auswirken dürfte, indem zumindest meine Lesefreude herabgesenkt wurde. Ich würde nicht nur inhaltlich, sondern auch vom Schreibstandard mich auf die Spielanalyse beziehen, zu der man seinen Kommentar verfasst.

Du unterschätzt die Popularität des Blogs. Wie bei mir der Fall können die meisten mit ihrem taktischen Hintergrundwissen nicht mitreden und tuen es nicht, wenn man einen für sich empfundenen Mehrwert generierenden Kommentar niederschreiben möchte. Ich bin jedoch sehr dankbar und erfreut über die mit vielen belastbaren Informationen ausgestatteten Analysen von während des Spiels nicht erkannten Zusammenhängen.

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Claude 26. April 2012 um 11:13

Danke für die Analyse!

Ist wesentlich besser als das Gejammer von Gestern. Aber Jammern muss man auch mal. 🙂

Ich habe das Spiel nicht gesehen. Mein Eindruck ist (und wie immer im Nachhinein ist sowas einfach zu sagen), dass sich Guardiola in der letzten Woche ein bisschen mit den Aufstellungen verzettelt hat, oder?

Für das letzte Spiel mit den 3 Verteidigern hinten: Haben nicht viele Löw für sein Experiment kritisiert, weil eine 3er-Kette nicht unbedingt offensiver ist? Bielsa spielt ja auch 3er/4er-Reihe abhängig davon, ob der Gegner mit zwei oder einem Stürmern spielt.

Meine Frage: Mir ist trotz der Analyse nicht klar, warum Guardiola mit 3 Abwehrspielern startet? Mascherano, Pique und Puyol sind noch nicht mal wirklich bekannt dafür sich am Offensivspiel zu beteiligen.

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geco87 26. April 2012 um 12:20

Die Dreierkette ist so eine Sache, die bei den allermeisten Trainern (noch) nicht (wieder) anerkannt ist. Barca macht das aber m.E. ganz gut. Die beiden Äußeren schieben bei Bedarf weit mit ohne dass sie genauso offensiv wie die Außenverteidiger in einer Viererkette agieren. Außerdem kann bei Bedarf einer rausrücken und bei Bedarf einen weiteren Sechser neben Busquets bilden. „Mascherano, Pique und Puyol sind noch nicht mal wirklich bekannt dafür sich am Offensivspiel zu beteiligen.“ Sehe ich komplett anders. Alle drei spielen sehr viele vertikale Pässe, weitaus mehr m.E. als die Verteidiger in anderen Topteams, und tragen damit zur Offensive bei. Puyol fällt gegenüber Mascherano und Piqué dabei etwas ab.

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Claude 26. April 2012 um 14:05

Ok, die Vertikalpässe hab ich vernachlässigt. Dennoch warum brauche ich gleich drei davon? Reichen nicht zwei IV bei einem gegnerischen Stürmer aus? Dann kann ich zwei Außen spielen lassen, die mit Geschwindigkeit in die Räume eindringen oder auf die Reihen zulaufen und dribbeln können. Alves sagt ja selbst, dass es eins der größten Vorteile von AV: die Geschwindigkeit, die sie bereits haben, wenn sie auf die gegnerischen Reihen treffen. Bringt das nicht mehr Breite ins Spiel, als einen Spieler auf den gegnerischen AV zu setzen (hier: Cuenca)?

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MR 26. April 2012 um 14:22

Siehe Hinspiel-Tor: Zwei Verteidiger reichen für einen Stürmer, aber nicht für einen Stürmer und zwei vorstoßende Flügelstürmer.

In der zweiten Halbzeit hätte ich aber angesichts der Abwesenheit eines Stürmers auf doppelte Flügelbesetzung gesetzt.

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MR 26. April 2012 um 13:56

Man muss zwischen der Dreierkette von Barca und üblichen Dreierketten unterscheiden. Barca spielt das als 3-3-4 ohne defensive Flügel. Die übliche Variante, die Löw probierte, sind Systeme mit Flügelläufern, die situativ eine Vierer- oder Fünferkette aufziehen können.

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Fussballnarr 26. April 2012 um 10:10

Also zunächst: Wirklich eine tolle Analyse

eine Anmerkung noch von mir. Es stimmt, dass Barca in HZ2 vergleichsweise sehr uninspiriert und laufschwach daherkam. Kann es nicht einfach sein, daß die Jungs nach dem anstrnegnden Hinspiel am Mittwoch und dem nicht mínder aufreibenden Clasico am Samstag nun am Dienstag dem 3. Hammer in 6 Tagen sowohl mental als auch physisch in HZ2 einfach Triut zollen mussten? Also für Chelsea (und auch für Bayern, obwohl Real je 1 Tag mehr Zeit zur Rekonvaleszenz hatte) war die Ansetzung des Clasicos am Samstag ein Segen. Als Bayern Fan daher tief empfundener Dank an die spanische Liga….. 😉

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Pep 26. April 2012 um 08:30

Und in dem 2. Halbfinale hat sich auch der Rümpelfußball durchgesetzt.
Auf der einen Seite freue ich mich für die Deutschlandwertung und die Medien, auf der anderen Seite finde ich es schade, da die Herren Hoeneß und Rummenigge nun wohl wirklich denken sie sind auf Augenhöhe mit den großen Vereinen.
Alleine die Tatsache wie Marcelo Lahm und Robben ganz nebenbei alleine ausgeschaltet hat und gleichzeitig Akzepte nach belieben gesetzt hat. Also Madrid ist vom Spielvermögen her schon eine ganze Klasse stärker. Aber es kommt eben auch auf die Psyche an, gerade wenn man realisiert das ein Gegentor das aus bedeutet.

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Imrahil 26. April 2012 um 09:36

Bayern hatte in Madrid mehr Ballbesitz, eine höhere Passgenauigkeit und mehr Torschüsse. Wenn Bayern „Rümpelfußball“ gespielt hat, dann doch auch Madrid, oder?

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Bari 26. April 2012 um 17:26

Da mußt du schon begründen, warum…
1. … das Rümpelfußball ist.
2. … Bayern deiner Meinung nach nicht auf Augenhöhe mit den großen Vereinen steht.
3. … wie sich diese Augenhöhe genau bemisst

Gerade das letztere ist interessant. Messen wir es an der Anzahl von Meisterschaften in den letzten 10 Jahren? (lässt sich bei Bayern durchaus sehen) am Abschneiden im CL? (auch nicht so übel, 2. Finale in 3 Jahren) Kosten vom Kader? (Da müsste FCB vielleicht passen gegen Real) Anzahl von Nationalspieler? (ohne Worte)

Soll heißen, benenne Deine Kriterien!

Abgesehen davon ist es wohl eine recht einseitige und deutlich provokante Aussage, das Madrid eine ganze Klasse besser wäre. Was genau ist denn diese „eine ganze Klasse“. Heißt es, wenn Madrid BL spielt, dann wäre Bayern 2. Liga? Wenn das das ist, was du meintest, dann… tja, ist das wohl eine ziemlich exklusive Ansicht… Wie schon Imrahil angedeutet hat: die Statistik aus beiden Spielen sprechen eine andere Sprache, und da bitte ich dich doch, deine Aussagen mit Tatsachen zu belegen.
Andere respektable Taktik-Blogs wie Zonal-Marking sahen interessanterweise allesamt keinen Rümpelfußball, auch die Vorab-Artikel von sv.de auf zdf und 11-Freunde nicht.

Ich habe ja eigentlich mehr gehofft, dass durch das simple Lesen der Artikeln hier auf sv.de wir alle dazu animiert werden zu verstehen, dass ein Team nie einfach tollen oder eben Rümpelfußball spielt, sondern erfolgreich oder erfolglos spielt, weil es taktisch bestimmte Entscheidungen getroffen hat und diese durch eben jene des Gegners beeinflußt werden etc. Aber manche von uns neigen halt doch dazu, alles auf einfache Floskeln wie Rümpelfußball zu reduzieren. Schade!

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ReRe 27. April 2012 um 09:51

Danke Bari!

du sprichst mir aus der Seele. Leider haben zuviele Leute immer noch das Bild das jeder Spieler bei Real oder auch Barcelona zwangsläufig um Klassen besser ist als ein Spieler von den Bayern, dem ist nicht so. Fussball ist nicht allein mit den allzu bekannten Floskeln zu erklären.

Fussball muss auch Taktisch, Psychisch und Physisch beleuchtet werden und da waren die Bayern wie auch Chelsea in 2 von 3 punkten gleichwertig wenn nicht sogar überlegen gegenüber Barca und Real.

Dieser sogenannte „Rümpelfußball“ existiert nicht und wird auch nie erfolgreich sein, da alleine gestolpere und hintenreinstellen noch nie jemanden zum Champions-League-Sieger gemacht hat.

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MD 26. April 2012 um 02:51

Gute Analyse, aber eins noch:

Alves hat sich sehr gut auf der rechten Seite bewegt!
Oftmals starke läufe gestartet, aber fast schon kriminell von Xavi übersehen!
Achtet mal darauf, Torres und Drogba haben immer wieder für paar Sekunden abgeschaltet, was Alves dann genutzt hat für seine Diago-läufe Richtung Tor.
Der einzige gescheite Pass kam von Messi und das 1 Sek zu spät, sonst wär’s kein Abseitstor gewesen.
Das war IMO die Position, wo Chelsea zu knacken war. Hat man aber leider nicht genutzt, die Tatsache, dass mit Drogba und Torres 2 Stürmer verteidigen mussten.

Sonst:
Freut mich, dass außer mir noch jemand das mit Xavi vorm 2:1 gesehen hat. 🙂
mMn hat er aber nicht zu schnell gespielt.
Er hätte schnell spielen müssen, dann wären Cesc und Messi durchgewesen.
Aber er hat sich für ein Zwischending entschieden… erst warten und dann einen schwierigen Ball versuchen!

Dazu noch Alves übersehen mehrmals und selbst die einfachen Pässe ab und zu verhauen.. ich hoffe, dass lag alles nur an der Verletzung und deshalb fehlender Top-Form.

Grad deswegen hätte ich am Ende gerne Thiago für Xavi gewesen in der Mitte.
Xavi wurde immer nur halbwegs gestellt und hatte viel Platz in der Mitte..
Da hätte ein Thiago mit seinen dynamischen Runs Richtung Strafraum MIT Ball durch 1 Spieler durchgehen können und so für Gefahr sorgen können.

Auch hätte Thiago wahrschl. viel mehr Biss und Wille gehabt, einfach weil er ein junger Wilder ist..

Da hat Pep IMO mit seinen Einwechslungen Pech gehabt und falsche Entscheidungen getroffen.
Fabregas hat immer wieder was anderes versucht, hätte drinbleiben müssen.
Auch weil er immer wieder seine Off-the-Ball läufe eingestreut hat..
Thiago hätte rein müssen für Xavi oder für Puyol..

Aber im Nachhinein sagt sich sowas einfach. 😉

Trotzdem braucht man sich um Barca keine Sorgen zu machen.
Die werden nächstes Jahr normal wieder dominieren und vorallem haben Spieler wie Thiago, Messi, Cesc, Sanchez, Busquets, Pique noch viele Jahre auf höchstem Niveau vor sich, da kann jeder Barca-Fan beruhigt schlafen. 😉

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Glasauge 26. April 2012 um 10:46

„Achtet mal darauf, Torres und Drogba haben immer wieder für paar Sekunden abgeschaltet, was Alves dann genutzt hat für seine Diago-läufe Richtung Tor.“

Wobei ich zwischen Drogba/Torres schon einen eklatanten Unterschied gesehen hab. Drogba gab einen bärenstarken Linksverteidiger, wohingegen Torres als (eigentlich) frischer Mann diese Rolle überhaupt nicht angenommen hat. Wie er mehrmals nur zurück geschlichen kam und damit die Reihe öffnete, war schon eine Frechheit. Da stand Alves einige Male blank, was Barcelona aber nicht nutzen konnte. Sie wollten ja an diesem Tag unbedingt durch die Mitte.

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webs 26. April 2012 um 15:21

Oh ja, dass hat mir in den letzten 10 Minuten auch Kopfzerbrechen bereitet. Ich hätte eher mit einem Gegentor über Torres Seite als mit einem Tor von ihm gerechnet.
Di Matteo sollte ihm nach dem Spiel auch trotz des Tores den Kopf gewaschen haben.
Wie nah Held und Depp des Spiels doch beieinander liegen können.

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menotti 26. April 2012 um 00:07

„Aus diesem Ergebnis jetzt jedoch Schlüsse zu ziehen, ob bestimmte Philosophien nun unter- oder aufgehen, ist wohl kaum angebracht. Barcelonas Ideologie war der Chelseas klar überlegen. Nur die Mannschaft war es an diesem Tag nicht.“

wenn ich barca wär (kann man ein verein sein? bestimmt…), würde ich die letzten entscheidenden niederlagen gegen real und chelsea nicht ignorieren, sondern lernen strategisch zu variieren.

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Kappe 25. April 2012 um 21:51

Noch ein Vorschlag zum Artikel: An den Stellen wo du das erste Chelsea Tor und deine Idee eines besseren Barca Spielzuges erklärst, würden Schaubilder dem Verständniss sicher sehr zuträglich sein.
Aber der Artikel ist gut geschrieben.

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Atheist 25. April 2012 um 20:21

Stellt Euch vor, Abseits gälte immer. Dann könnten sich alle Spieler einer Mannschaft kurz vor die gegnerische Grundlinie stellen und dann wäre jeder Pass abseits.
Es wäre viel besser Abseits ganz abzuschaffen.

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Tank 26. April 2012 um 00:55

Naja, nur jeder Pass zu einem weiter vorne postierten Mitspieler. Daher würde die Taktik wohl niemand anwenden. Aber es könnte tatsächlich häufiger dazu kommen, dass eine Mannschaft eingeschnürt wird.

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AjS 25. April 2012 um 20:17

DANKE !!!

Darauf habe ich gewartet, nicht auf die (voreiligen) Kommentare!
Man sieht beide Mannschaften hatten eine taktische Ausrichtung und die von Chelsea war die erfolgreichere. Auch bzw. obwohl sie zudem nicht so schön anzusehn war wie die von Barca.

Auf jedenfall ist diese Analyse wie immer super!!!
Nochmal DANKE! Jetzt heißt die Seite wieder zurecht „Spielverlagerung – Wo die Taktiktafel zum Leben erwacht.“ Denn auf Taktiktafeln werden nunmal Spielsysteme auseinandergenommen, aufgezeigt und analysiert und keine Stammtischkommentare abgewägt!!!

AS

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Bern 1989 25. April 2012 um 20:16

Wie ich nebenan schon andeutete: Ich habe noch nie verstanden, warum ausgerechnet Messi immer die (ohnehin relativ wenigen) Elfmeter für Barça schießt. Er ist kein guter Elfmeterschütze, konzentriert sich zu wenig darauf, das Ding einfach nur kaltblütig reinzuknallen.

Mindestens Iniesta, Puyol, Xavi und Alves (in dieser Reihenfolge) wären für diesen Job die bessere Wahl.

Die Barça nicht unbedingt wohlgesonnene Redaktion von As hat durchgezählt, das Messi von 34 Elfmetern für Barça 8 verschossen hat. Keine wirklich gute Quote. Übrigens haben sie diese 8 in einem Viedeo zusammengestellt (unbedingt Ton abdrehen – furchtbar!):

http://www.as.com/futbol/video/penaltis-fallados-messi/20120425dasdasftb_19/Ves

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Grasnarbe 25. April 2012 um 23:31

wie schon erwähnt sind 8/34=0,24, also ca. 76% trefferquote. das ist – google mal nach – exakt der internationale durchschnitt. also ist er in diesem bereich nicht weltklasse, aber durchschnitt.

wobei dieser wahrscheinlich nach dem bayern-madrid spiel nach unten korrigiert werden muss 😉

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Bern 1989 25. April 2012 um 23:54

Ja, eben, aber für eine Mannschaft mit dem Anspruch von Barça ist ein durchschnittlicher Elfmeterschütze zu wenig. Ich gehe fest davon aus, dass die anderen von mir genannten eine bessere Quote hinkriegen würden. Zum Vergleich: CR7 hatte bis gestern im Trikot von Madrid eine Quote von 25/26.

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Grasnarbe 26. April 2012 um 17:33

agreed.

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vastel 25. April 2012 um 19:35

Gute Analyse.

Zur Abseitsschranke:
Also ich finde es schon belustigend, dass man nun auf die Idee kommt die Abseitsschranke als „seltsame Regel“ zu bezeichnen, weil sie Barca mehr oder weniger hinderlich war. Passen wir jetzt schon die Fußballregeln an das Barca-System an, oder was?
Die Regel hat ihren Sinn und ist keineswegs „seltsam“, sondern sinnvoll (siehe Datschge).

Kein System ist perfekt, auch das von Barca nicht. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Chelsea gingen mit ihrer ultra-defensiven Spielweise nämlich auch Risiken ein:
a) die Gefahr von Barca abgeschossen zu werden, wenn man so tief drin steht und
b) ist es ein Glücksspiel die sehr sehr wenigen Chancen, die sich aus so einer Spielweise ergeben, dann auch wirklich zu 100% reinzumachen.

Das wird leider viel zu oft vergessen. Letztendlich ist es vollkommen egal, wie man gewinnt (solange es im Rahmen der Regeln abläuft). Barca wollte nicht über seinen eigenen Schatten springen und „dreckig“ spielen und wurde von daher zu Recht aus dem HF geworfen. Ende aus 😉

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EvS 25. April 2012 um 19:42

mr meinte ja auch das es geschmacksache sei mit der regel.

ansonsten muss ich dir bei b) widersprechen, denn die chancen die sich chelsea dann erzwungen hat waren dann auch vom charkter her „einfacher“ zu spielen als wenn 10 mann in bzw. um den eigenen 16er stehen.

und barca hätte auch nicht unbedingt dreckiger spielen müssen nur konsequenter…sie sind ja mehr oder weniger mental eingebrochen

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Jose Mourinho 25. April 2012 um 19:48

Bin ich der einzige der diese Diskussion um die „Abseitsschranke“ nicht versteht? Ich glaube mir fehlt dafür einfach die Phantasie im Kopf…

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EvS 25. April 2012 um 19:59

indem abseits nicht in der eigenen spielfeldhälfte existiert musste in diesem fall mascherano relativ weit hinten (an der mittellinie) stehen als absicherung. dadurch musste er sich aus dem spiel auf chelseas tor nehmen…wenn ich das richtig verstanden habe

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webs 25. April 2012 um 20:07

So eine Diskussion wird es wohl auch nur äußerst selten geben, denn so ein einseitiges Spiel auf ein Tor wie in der zweiten Hälfte gibt es unter normalen (Barcelona nicht involviert, keine rote Karte für die verteidigende Mannschaft) nicht.
Außerdem konnte Mascherano ja trotzdem als Anspielstation am Offensivspiel teilnehmen, und der vorderste Chelseaspieler müsste sich, hätte er wirklich auf Konter spielen wollen, aus der Abwehrarbeit ziemlich heraushalten, was wieder einen numerischen Vorteil für Barcelona bedeutet hätte.

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MR 25. April 2012 um 20:05

Datschge hat die taktischen Auswirkungen der Regel erklärt, ebenso wie ich im Artikel. Die sind nicht der Sinn. Oder sind die tatsächlich der Gedanke dahinter? Hat sich irgendwann einer bei der FIFA hingesetzt und gesagt „hey, wir machen mal mauern einfacher, Abseits erst ab der Mittellinie“? Scheint mir nicht sehr wahrscheinlich.

Also von meinen Kollegen konnte mir keiner schlüssig erklären, was der Gedanke dahinter sei.

Einzig Standardsituationen könnten ohne diese Schranke noch blöder aussehen als eh schon, aber man kann ja auch nich risikofrei unendlich weit aufrücken, von daher scheint mir das keine wesentliche Änderung.

Das seltsame an der Regel ist, dass sie ja eine _Regelaufhebung_ ist. Und das in einem Bereich, wo diese Regel sowieso kaum angewendet werden würde. Das erscheint mir irgendwie sehr willkürlich. Ungefähr als würde man sagen, man darf an der Eckfahne kein Kopfball mehr spielen.

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webs 25. April 2012 um 20:16

Vielleicht wollte man so verhindern, dass das Spiel sich zu sehr in einer Hälfte konzentriert.
Außerdem verstehe ich Deinen Einwand sowieso nicht so ganz: auf Konter spielen konnte Chelsea auch so nicht richtig, da sich der vorderste Spieler in klassischem Konterspiel ja nicht mehr an der Abwehrarbeit beteiligt, und in Unterzahl hätte das doch zu einer Überzahlsituation von Barcelona geführt?

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MR 25. April 2012 um 20:28

„da sich der vorderste Spieler in klassischem Konterspiel ja nicht mehr an der Abwehrarbeit beteiligt“

Aus welchem Jahr ist denn die Vorstellung? Man kann durchaus auch aus nem Zehnerblock kontern bzw Neunerblock, siehe BVB, Hannover, Gladbach, und die restliche Welt. 😉

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webs 25. April 2012 um 20:36

Das ist mir schon klar. Aber dieses Kontern ist eben kein klassisches, und Deine Kritik bezog sich doch darauf. Denn wenn man wie von Dir kritisiert die Aufhebung der Regel ausnutzen kann dann doch nur dadurch, dass man einen Spieler hat, der vorne (was hier relativ zu sehen ist) auf Bälle wartet. Und der kann sich dann nicht mehr an der Abwehrarbeit beteiligen. Eigentlich logisch. Und genau so war es auch beim Tor von Torres. Durch Barcelonas Überzahlspiel macht Dein unrsprüngliches Argument also keinen Sinn.

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Kappe 26. April 2012 um 00:43

Ich vermute da geht es vor allem um Abstöße und stark pressende Manschaften. Man könnte dem Keeper hier theoretisch den „Vorteil“ des Abstoßes nehmen, indem
etwa auf die Höhe des Elfmeterpunktes (noch extremer wäre natürlich die Grundlinie, aber das könnte der Torwart zum Solo nutzen) geht. Und dann entspricht die Mittellinie ungefähr der Weite eines gezielten Abschlages und ist gut abzulesen.

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hd 26. April 2012 um 01:17

Ohne „Abseitsschranke“ könnte die verteidigende Mannschaft den gewonnenen Ball ja überhaupt nicht mehr sinnvoll nach vorne spielen ohne direkt einen Freistoss zu verursachen, wenn sich der Gegner komplett am Fünfmeterraum versammelt hat, zb. nach einem Eckball… Von daher nicht nur sinnvolle, sondern absolut notwendige Regel meines Erachtens.

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Fussballnarr 26. April 2012 um 09:55

Antiquierte Regel aus der Zeit, in der zwischen vorderstem Stürmer und letztem Verteidiger >50 Meter Raum waren. Damals dachte noch niemand daran, dass ein Spiel mal räumlich so eng werden könnte, wie dies nun häufiger der Fall ist. Da schien die Mittellinie ein vernünftiger Weg zu sein. Schliesslich wollte man ja nur unterbinden, dass ein Stürmer dauernd vor dem gegnerischen Tor rumlümmelt.

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Claude 26. April 2012 um 10:54

Ich dachte es wäre umgekehrt. Anfang gab es kein Abseits, daraufhin wurde es eingeführt, damit niemand am 16er des Gegners auf den nächsten langen Ball wartet. So wurde das Spiel verdichtet.

Ich finde die Regel ist gut so, sonst müsst ich nur noch Usain Bolt ein wenig Ballbehandlung bei bringen und bei Ballgewinn den Ball nach vorne schlagen. Es ginge nur noch darum wer die schnellsten Spieler hat. Oder stell ich mir das falsch vor?

Ich glaube kaum, dass die Gentlemen sich da viele Gedanken gemacht haben, als sie die Regel eingeführt haben. Es ging hauptsächlich darum den Raum zu verdichten. Dadurch das Abseits erst in der gegnerischen Hälfte wirkt, wird verhindert, dass der Raum zu dicht ist.

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dariem 26. April 2012 um 15:34

Die Abseitsregelung ist eine konkrete Regel, die das Verteidigen ggü. dem Gegner vereinfachen soll und mMn die zweitwichtigste in der Kategorie nach dem Einräumen des Rechtes an einen Spieler mit jedem Körperteil den Ball spielen zu dürfen. Ab einer Grenze (in der Gesetzgebung sehr häufig, dass bei Über -oder Unterschreiten eines Wertes Ansprüche und Rechte gebilligt/eingeschränkt werden) gilt die Vermutung des Missbrauchs des gewährten Rechts Gegner in das Abseits zu Stellen. Sowie für den TW innerhalb des Strafraums die zusätzlichen Rechte gelten und innerhalb des 5 m Raums weitere, wird ab dem Zeitpunkt, in dem das gegnerische Tor näher als das eigene ist, die defensive Schutzregel Abseits außer Kraft gesetzt, weil die Notwendigkeit des Schutzes zu Recht angezweifelt werden darf, wenn das eigene Tor vom vorletzten Spieler weiter entfernt ist als das gegnerische. Aus Sicht der anderen Mannschaft darf man in der eigenen Spielhälfte befindliche Mitspieler zu jeder Zeit anspielen. Für den Spielaufbau ein wichtiger Grundsatz. Generell soll insbesondere in Spielen mit größeren Klassenunterschieden, die „hilfebedürftige Mannschaft“ dadurch entlastet werden und zu einem interessanteren Fussballspiel beitragen.

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Bayern-Fan 26. April 2012 um 16:40

Also, die Abseitsregel existiert seit den Anfängen des Fußball. Dort hatte sie dieselbe Form wie heute noch im Rugby: Nach vorne darf nur per Fuß gepasst werden, nach hinten mit der Hand.

Zwischendurch wurde die Abseitsregel immer wieder überarbeitet, seit 1907 gilt Abseits nur mehr in der gegnerischen Hälfte. Dies aufheben zu wollen, erfordert wohl mehr Begründung als nur ein Spiel, bei dem sich Barca bei der Absicherung dämlich angestellt hat.

http://de.wikipedia.org/wiki/Abseitsregel#Entstehung

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Grasnarbe 25. April 2012 um 19:31

übrigens bist du der einzige, mr, der 3-3-4 vs 4-4-3 super erklärt hat. dutzende von postern bei zm ereiferten sich darüber, dass pep einen riesen bock geschossen hätte, weils nicht drei verteidiger gegen einen angreifer braucht…

mr, was ist deine meinung zu
a) den grundlinienläufen? die räume an der eckfahne waren ja die einzigen nicht verdichteteten. anstatt flanken von dort schwebten mir läufe von dort an der grundlinie mit scharfen pass in den rücken der abwehr. tank bemerkte allerdings, dass es einen bildlichen rücken bei so vielen realen gar nicht mehr gibt. bringts trotzdem was?

b) überladen?
ist das noch erfolgversprechend, oder macht das räume nur noch enger bei massierter abwehr?

lieber pep, meine to-do-liste an dich, bis zur neuen saison:

– urlaub machen. welttour haste ja gegen meinen willen schon abgesagt.
– grösserer kader, auch wenn du das nicht magst. mit dem kannst du noch besser
– rotieren
– ein abwehrrecke. hummels kostet weniger als fabregas, da müssen wir zuschlagen, ein wahnsinn!
– ein torwart. kannst fast jeden beliebigen jungen deutschen nehmen, alle besser als valdes dieses jahr. und spottbillig.
– paar mehr defensivsitzungen einstreuen. so ein workshop mit diesen germanen-kloppo und favre wär ganz nett. hm, leider werden die dann auch besser…
– setz einen brecher im sturm auf die bank. das beruhigt die medien und forumsposter. du wirst ihn nicht brauchen, weil du die genannten punkte abgearbeitet hast und
– alle offensiven spieler sich die lunge aus dem leib sprinten bei ihren läufen ohne ball

grüsse, dein sandro rosell

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Tank 26. April 2012 um 00:49

Danke Sandro, Recht haste. Nur die World-Tour ist echter Käse. Ich will nicht schon wieder unvorbereitet in einen Supercup Clasico gehen. Außerdem kann man die von dir geforderten Defensivsitzungen so schlecht im Flugzeug oder aufm Hotelflur machen. Merkste selber nä. Und das mit Valdes is auch Quatsch. Na gut, der hat sich letzte Woche nicht grad mit Ruhm bekleckert, aber wenn es darum geht in 90 Minuten eine super Parade zu machen und ansonsten den Libero zu geben ist der Weltklasse. Und genau das ist eben unser Anforderungsprofil. Vielleicht kann der Neuer da mithalten. Der wär auch im Elferschießen gegen Madrid 1A. Andererseits spielt Gladbach vielleicht nächste Saison Champions League und für die hat der irgendwie ne Schwäche.

Denk dran, Freitag 12 Uhr ist Vertragsverlängerung. Komm bitte pünktlich, die Geschichte soll sich nicht noch mehr rauszögern.

Dein Pep.

Antworten

daniel 25. April 2012 um 19:21

Servus!

super Analyse!

Ich hab das Spiel nicht sehen können, dafür habe ich das Hinspiel gesehen. Sehr cool ist deshalb der Bezug und damit Vergleich zum Hinspiel, der mir dadurch das gestrige Spiel sehr viel mehr veranschaulicht hat, als lediglich eine „abgekapselte“ es vermocht hätte.

Vielen Dank dafür.

ps: Die Einwände einer übertriebenen Subjektivität kann ich als neutraler Fussballfan nicht ganz nachvollziehen und glaube dieser Einwand (?und mglw. folgende?) geht auf die zwei „Meinungsartikel“ zurück, die hier und da wohl die Gemüter ein wenig hoch kochen haben lassen und deshalb eine unvoreingenommen sachliche Beurteilung nicht mehr zu lässt. Dass die Analyse das ein oder andere „Witzchen“ einstreut macht die Analyse nicht besser, aber amüsiert den ein oder anderen vllt etwas (mich auf jeden Fall). Wenn jemand das als unnötige Subjektivität, die eine neutrale Analyse verhindert, beurteilt, ist selbst gefangen in einer Welt der heraufbeschworenen Feinde und stellt sich damit selbst als der unneutral unsachlicher Beobachter dar. Ich kann aber verstehen, dass solche Ausführungen stören, denn sie tragen nicht zur Erkenntnis bei, sondern sind lediglich schmückendes Beiwerk.

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Tank 26. April 2012 um 00:39

Hab mich ja schon entschuldigt… Bin aber nach wie vor der Meinung, dass die Spielanalyse es sich etwas zu einfach macht zu sagen, dass Barca selbst schuld hatte. Die Alternativen zum zugegeben erfolglosen Spiel durch die Mitte sind nicht so offensichtlich, wie es im Artikel rüberkommt.

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PJ 25. April 2012 um 19:20

Wenn dir Heatmaps reichen, dann schau mal auf ESPN:
http://soccernet.espn.go.com/gamecast?id=340835&cc=5739

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Datschge 25. April 2012 um 18:51

Danke für die stimmigen Analyse.

Zur „Abseitsschranke“: Das Regelwerk ermöglichst dadurch praktisch erst diese defensive Spielweise mit 10 Mann. Was sonst eine konstante numerische Überlegenheit des 11-Mann-Teams wäre, wird dadurch zu einem entscheidenden Abwägungprozess zwischen Überzahl mit Risiko und Patt ohne Risiko. Als Regel finde ich das nicht abschaffens- sondern sogar begrüßenswert.

ZM hat das vereinfachend als Fehlen eines Plan B kritisiert. Mir schien es so, als hätten sich die Barca-Spieler in der 2. Hz nach und nach selber demoralisiert, die Bewegungen ließen nach, als sie merkten, dass die Viererkette sich nicht aus den Positionen ziehen lies, die Flanken haben sie aufgrund der Konzentration auf Sicherheitspässen eher gemieden, und trotz der selbstauferlegten Beschränkung auf Sicherheitspässe nahm die Zahl der einfachen Fehlpässe dann zu (vermutlich auch, da durch die in der Regel schnellen Rückgabe der Bälle die negativen Konsequenzen nicht mehr greifbar waren, das Tor von Torres war dann die passende Quittung dafür). In gewisser Weise wird mit diesem Ansatz der von Barca protegierte Spiel, das laufende Problemlösen direkt am Ball, ins psychologisch Negative umgekehrt. Aus dem kreativen Dauerzustand, bei laufend ändernden Spielsituationen kreative Lösungen zu kreieren, wird durch die leicht nachzuvollziehende (und dadurch statisch/passiv wirkende) konsequente Defensivarbeit des Gegners die Lösungssuch zu einer numben Fließbandarbeit. Den Vorwurf, den man Pep und der Mannschaft da machen kann, ist dass sie diesen Zustand nicht zumindest zeitweilig auch zu ihrem eigenen Vorteil aufzubrechen suchten (sei es durch ein willkürliche temporäre Systemwechsel, sich Zurückziehen, Überladen einer Flanke u.ä.), da das sonst immer als risikobehaften vermieden wird. In diesem Spiel ist diese Risikoabwägung (kombiniert mit all dem Spielpech) schiefgegangen.

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MR 25. April 2012 um 19:17

„Zur “Abseitsschranke”: Das Regelwerk ermöglichst dadurch praktisch erst diese defensive Spielweise mit 10 Mann. Was sonst eine konstante numerische Überlegenheit des 11-Mann-Teams wäre, wird dadurch zu einem entscheidenden Abwägungprozess zwischen Überzahl mit Risiko und Patt ohne Risiko.“

Ist ja genau der Punkt. War eben ein Nachteil von Barcelona. Ob man diesen Nachteil so haben will oder nicht ist dann die Frage, ist jedenfalls ein taktischer Faktor. Ich persönlich find das einen ziemlich willkürlichen Eingriff in die Raumlogik des Fußballs. Bis zu einem gewissen Punkt geht es nur um Dichte, Gegnernähe und Qualität der Balleroberung. Ab einem im Grunde beliebigen Punkt, ergänzt eine Regel diese konstante Balance um eine taktische Bruchstelle. Ist bisschen seltsam eigentlich. Ob man eine Änderung bevorzugt ist wohl Geschmackssache.

Zu den Bewegungen: Hatte den Eindruck, dass sie geistig den Knick auf die Überzahl und die megatiefen Ketten nicht so richtig mitgegangen sind. Die Geschwindigkeit der Bewegungen muss anders sein, wenn du gegen eine „Doppelkette“ spielst. Mehr Vorstöße durch beide Linien, weniger Orientierung in den Zwischenräumen, dementsprechend mehr Wechselwirkung zwischen DM und OM und nicht mehr so viel zwischen OM und Sturm, denn OM ist in der Situation das gleiche wie der Sturm. Barca schien das so weiterspielen zu wollen wie in Hälfte eins und das war von den Bewegungsmustern her garnicht möglich. Du kannst ja keinen vertikalen Positionswechsel mit einem machen, der neben dir steht, plump gesagt. Deshalb gerieten die Bewegungen dann irritiert ins Stocken und die von dir beschriebenen Effekte setzten ein und das schaukelte sich hoch, bzw runter.

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Datschge 25. April 2012 um 20:19

Nein, ein Patt ist bei gleicher Mannschaftsstärke der Normalzustand. Die Regel gibt nach Platzverweisen dem numerisch unterlegendem Team offensivtaktische Möglichkeiten in die Hand, die auch das numerisch überlegende Team ausnutzen kann. Ohne diese Regel gibt es für das numerisch unterlegende Team gar keine andere Möglichkeit mehr außer Beton anzurühren, und das würde nochmal deutlich destruktiver sein als das was Chelsea und auch Inter gezeigt haben. Das diese Regel zum Nachteil von Barca sein soll, ist daher ein eher ein Armutszeugnis für Barca (die eigentlich mit ihrem dynamischen Problemlösungsansatz viel besser darauf anpassen können sollten als viele andere Teams) als der Regel selber anzulasten.

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James 25. April 2012 um 18:46

Tut mir leid, dass ich schon wieder estwas poste doch ich bin mit meinen Vorrednern nicht ganz einverstanden:
@webs:
Es ist jedoch auch der Fall, dass wenn niemand in einer engen Entscheidung(auch bei Freistößen etc.) die Hand heben würde der Schiri wahrscheinlich weiterlaufen lassen würde. Denn es ist wie von dir schon gesagt automatisch und wenn der IV, dass mal nicht macht dann schließt der Schiri daraus, dass es auch kein Abseits etc. war.
@ Atheist:
Warum forderst du, dass die ballbesitzende Mannschaft unter Zugzwang kommt? Das würde den sogenannten Antifussball ja nur noch fordern. Das würde mMn das Ende des Fussballs bedeuten denn es gäbe keine Mannschaften wie Barca mehr.

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webs 25. April 2012 um 19:02

Das meine ich doch: wer sich bei Reklamationen zurückhält wird vielleicht ernster genommen, wenn er sich dann mal meldet, als jemand, der dies automatisch bei jeder Situation tut, und sich so jeder Chance, ernst genommen zu werden, entledigt. Ich finde es auch schlicht unsportlich, den Schiedsrichter de facto anzulügen, denn genau das tut man doch.

Natürlich macht der Vorschlag von Atheist im Fußball wenig Sinn, der vergleich mit Handball zeigt jedoch, dass Barcelona einige Aspekte des Fußballspiels annähernd perfektioniert haben mag, andere aber nicht.

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firedo 25. April 2012 um 18:45

danke. solch klasse analysen lese ich viel viel lieber als die tendenziösen Boulevardkommentare.

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BettingExpert 25. April 2012 um 18:33

Ich würde mir wünschen, dass Pep weitermacht – aber bei einem anderen Club, und dort einmal zeigt, was er kann. (und dass er ein genialer Trainer ist, steht natürlich außer Frage)

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James 25. April 2012 um 18:28

Klasse Analyse. Das Fazit bringt es ziemlich genau auf den Punkt. Denn viele argumentieren, dass Chelsea überragend gespielt haben und sprechen von einer Meisterleistung Di Matteos doch das Hauptargument, dass Barca ausgeschieden ist ist die Chancenverwertung. Klar war Chelsea gut eingestellt doch von 47 Schüssen nur 2 Tore zu machen ist schon überaus schwach.
Ich persönlich hätte mir in der zweiten Halbzeit mehr Fernschüsse gewünscht, diese sind zwar nicht gut für den Spielfluss doch aus 20-25 Metern kann so etwas schon gefährlich werden. Aber das ist halt Barca sie ziehen ihr Spiel durch aber das ist halt in 90% der Fälle effektiv und in 10% der Fälle nicht.
Danke für die Analyse und vor allem für die schnelle Veröffentlichung. Macht weiter so!

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alex 25. April 2012 um 18:27

ich hätte mal ne allgemeine Frage: Könnt ihr mir ne Website nennen, wo man herausfinden kann, wo sich die Spieler bewegt haben ?

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Spielmacher 25. April 2012 um 18:15

ich bin nach diesem spiel fassungslos…zwar bin ich von chelseas spielstil, milde ausgedrückt, nicht begeistert gewesen, aber die bewegung ohne ball barcelonas im letzten drittel fand ja überhaupt nicht statt. ich hatte erwartet, dass sich endlich nicht nur messi fallen lässt und als bande spielt, aber letztlich war das dann wieder so… mir schien es als ob barcelona mit jeder spielminute uninspirierter werden würde. meiner meinung nach wird barcelona diese saison immer stärker von messis individualität abhängig und dadurch ausrechenbarer… das was barcelona gestern gespielt hat kann man nur schlecht mit dem vergleichen was sie noch im oktober/november letzten jahres gespielt haben… ich fordere hier insbesondere mehr von fabregas…

P.S.: ich hoffe pep verlängert und lässt nächstes jahr alle stimmen verstummen, die jetzt von einem ende einer ära sprechen.

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Atheist 25. April 2012 um 18:08

Den Hinweis auf Handball finde ich gut und wichtig. Warum wird beim Handball am Kreis verteidigt und nicht auf dem ganzen Feld? Antwort: Weil das Verteidigen auf dem Feld viel zu risikoreich ist. Das Faszinierende ist nun das Barca beim Fußball eine Ballbeherrschung und -kontrolle hat wie man sie bisher nur von Handballspielern kannte. Die logische Konsequenz ist es dann auch so wie beim Handball zu verteidigen. Handballspieler werden auch nicht dafür gescholten, dass sie am eigenen Kreis verteidigen, weil jeder weiß, dass alles andere zu gefährlich ist.

Wenn man diesen Gedanken weiter diesen Gedanken weiter denkt, könnte man sogar auf die Idee kommen im Fußball Regeln wie Zeitspiel einzuführen, dass also eine Mannschaft einen Angriff nach 2 Minuten abschließen muss, oder auch, das (wie im Basketball) Rückpässe in die eigene Hälfte verboten werden. Das wäre vielleicht ein Weh diese ermüdenden Spiele mit 80% Ballbesitz für eine Mannschaft wieder unterhaltsamer zu machen.

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Grasnarbe 25. April 2012 um 19:00

kommt darauf an, was du möchtest: von möglichst viel unterhaltung (entertainment, schlammcatchen) bis zum absoluten vorrang von wettbewerb (schach, competition oriented) ist es eine weite bandbreite. diese diskussion taucht deshalb auch immer mal wieder bei allen möglichen spielen auf.

möchte man entertainment oder spannung, könnte man viele dinge einbauen, vor allem viele rubber-band-mechanismen (je unterlegener eine mannschaft, desto mehr vorteile bekommt sie). viele brett- und computerspiele funktionieren so, damit das leistungsgefälle zwischen spielern minimiert wird.

eine zeitregel für einen angriff ist so eine rubber-band-regel, und sie kommt aus amerikanischen sportarten, weil die amerikanischen zuschauer eben dauernd action bevorzugen. dazu kommt, dass beim handball und basketball ein angriff viel öfter erfolgreich abgeschlossen wird als beim fussball. klar dass man dann einen hohen punktestand forcieren möchte. amerikaner beklagen ja, dass es so wenig tore beim fussball gibt…

zurück ins camp nou: wie mr das klarstellte, hat chelsea nicht den heiligen gral zur kompletten entzauberung barcas gefunden (die haben sich gemischt mit etwas pech eben selbst entzaubert), sondern das beste aus ihrer unterlegenheit gemacht. freiwillig würden sie wohl nicht so defensiv spielen, müssten sie zb gegen den 1.fck antreten (hoffe, bin jetzt keinen zu nahe getreten 😉 ).

somit ist extrem hoher ballbesitz ein zeichen von dominanz. gut zu sehen am samstag im clasico, wo das schon mal eine stufe anders war, weil beide mannschaften auf augenhöhe spielten. möchtest du leistungsunterschiede einebnen (richtung entertainment) ist also eine zeitregel im fussball gut. andernfalls nicht.

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Troll 25. April 2012 um 19:19

Der Vergleich mit Schlammcatchen etc. ist unfair und geht auf mein Argument nicht wirklich ein. Im Handball wird das Zeitspiel nicht gepfiffen, um Leistungsunterschiede einzuebnen, sondern weil es für die verteidigende Mannschaft beinahe unmöglich ist, in Ballbesitz zu kommen, wenn die Angreifer nicht abschließen wollen. Wenn wir also im Fußball dieselbe Situation haben – und bei Barca haben wir sie – das der Gegner keine Chance hat, an den Ball zu kommen, dann muss man über eine solche Regel nachdenken.

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webs 25. April 2012 um 19:35

Die von Dir postulierte Dichotomie Wettbewerb-Unterhaltunswert gibt es so auch überhaupt nicht.
Gerade in den USA soll ja durch wage caps und ähnliche Regeln verhindert werden, dass ein Team durch seine finanzielle Vormachtstellung eine Meisterschaft kaufen kann.
Im europäischen Fußball, wo man gerne despektierlich über die von Dir genannten rubber band Regeln spricht, ist man dagegen, blendet man die finanziellen Aspekte einmal nicht aus, von wirklichem Wettbewerb weit entfernt.
(Auch Barcelona hat diese Zusammenstellung hochklassiger Spieler nicht (nur) eigenem guten Wirtschaften zu verdanken.
Im Unterschied zu ManCity verfügt man aber über eine eigene Identität und über viel mehr öffentliche Sympathien, somit wird die Abhängigkeit von Drittgeldern gerne übergangen.)
Und gleichzeitig ist dieses Forcierung eines freien Wettbewerbs um die besten Spieler natürlich auch dem Unterhaltungswert zuträglich, denn gerade die Tatsache, dass theoretisch jedes Team die Möglichkeit hat, Meister zu werden, steigert die Spannung.

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Grasnarbe 25. April 2012 um 23:13

@troll/atheist: schlammcatchen soll einen pol auf der dimension von entertainment zu competition darstellen. aber das beispiel ist schlecht, das stimmt, weil ich die genauen regeln bei schlammcatchen gar nicht kenne.

zum unterschied handball – fussball. erstens ist es möglich, barca den ball früher abzunehmen oder sie zu einem anderen spiel zu zwingen (schau dir den clasico an). d.h. der hohe ballbesitz ist nicht systembedingt bei jeder mannschaft, sondern nur bei barca gegen schwächere gegner. willst du diesen unterschied durch eine regel verhindern (weil du jeder mannschaft zb nur zwei minuten angriffszeit zubilligst), ebnest du leistungsunterschiede ein.

@webs: musst schon genau lesen. eine bandbreite ist keine dichotomie. aber im folgenden demonstrierst du mit deinem beispiel genau einen effekt von rubber band regeln: „denn gerade die Tatsache, dass theoretisch jedes Team die Möglichkeit hat, Meister zu werden, steigert die Spannung.“ genau – aber was die spannung steigert, verringert halt oft – nicht immer – leistungsunterschiede. mag sein, dass einige gründe für leistungsunterschiede ungerecht sind (wenn zb finanzielles vorteile von dubiose praktiken stammen). über solche regeln, die die leistungsvoraussetzungen betreffen, kann man diskutieren. aber hier geht es darum, die spielregeln selbst dahingehend zu ändern, dass leistungsunterschiede nivelliert werden. treibt man das ins extrem, werden daraus glücksspiele: man denke an bestimmte brett-/würfelspiele, roulette etc – können superspannend und unterhaltsam sein, jeder kann gewinnen, ich mag das auch. aber es hat halt nichts mehr mit leistung zu tun.

es ist schon fast kurios, dass die usa, der inbegriff des kapitalismus, eine eigenschaft sogar noch höher werten, nämlich entertainment. da hast du mit den salary caps, die natürlich wettbewerb zugunsten von entertainment beschneiden, ein super beispiel geliefert.

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webs 26. April 2012 um 04:43

Dann hast Du aber eine sehr seltsame Vorstellung von Wettbewerb. Die salary caps beschneiden das Ausnutzen von finanziellen Vorteilen – die nicht durch den Wettbewerb entstanden sind. Wenn das für Dich Wettbewerb bedeutet, na gut….
Genauso seltsam ist Deine Umdeutung von rubber band Effekten auf zum Beispiel Basketball. Die 24-Sekunden-Regel soll in erster Linie das Spiel beschleunigen und für viele Punkte sorgen. In welcher Hinsicht das der spielerisch schwächeren Mannschaft hilft musst Du mir mal erklären.

Genau diese semantisch und gedanklich unsaubere Argumentation von Dir, die Wettbwerb, Leistungsgefälle und Kontingenz in einen Topf wirft wollte ich mit meinem Einwand kritisieren.

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Grasnarbe 26. April 2012 um 14:24

gut, ich zieh mir den schuh an, die begriffe nicht definiert und getrennt präsentiert zu haben. herrschaftszeiten, muss man jetzt auch in foren wissenschaftlich arbeiten 😉

das ursprungsargument lautet ja, dass genau eine mannschaft (barca) durch trainerleistung, intelligenz, training, personalausbildung (la masia!) unterlegene mannschaften (bei weitem nicht alle, siehe clasico) zuwenig ballbesitz zu kommen lässt. dies sei für den zuschauer langweilig (sehr diskutabel) und deshalb zu verhindern.

ich glaube, bei dem beispiel sind wir uns einig, dass hier competition zugunsten von entertainment beschnitten werden soll. ich glaube auch nicht, dass die negative korrelation zwischen beiden konstrukten perfekt ist, aber sie besteht.

bei basketball und handball tragen wahrscheinlich einige faktoren dazu bei, dass ballbesitz praktisch systembedingt nicht verhindert werden kann. da mag eine zeitregel sinnvoll sein. aber auch hier, denke mal da die regel ins extrem: bei fünf sekunden für einen angriff schlägt das pendel deutlich richtung zufall aus, denn es würden gute und schlechte mannschaften sich kaum mehr in ihrer spielweise unterscheiden. sicher, action und spannung gibts da auf jeden fall – nur halt sehr oberflächliche.

und dass finanzielle unterschiede mit wettbewerb zu tun haben, liegt doch auf der hand, deshalb auch mein hinweis auf den kapitalismus. ich bin ja auch der ansicht, dass man über „gerechte“ (equality vs equity) startvoraussetzungen diskutieren kann. aber sicherlich trägt leistung auch zu finanziellen vorteilen bei: mehr siege, cl-prämien, sponsorenverträge, mehr zuschauer (die erfolg und action honorieren). salary caps nehmen diese erarbeiteten unterschiede ein stück weit weg.

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webs 26. April 2012 um 15:16

So, jetzt bin ich zufrieden. 😉
Natürlich hast Du mit den Salary Caps auch recht, sie ein im Land des Kapitalismus schon fast sozialistisch anmutendes Mittel, Gleichheit zu erzwingen.
Mir fehlt nur manchmal die Erkenntnis, dass es im europäischen Fußball eher umgekehrt zugeht.
De facto hat doch im Moment kaum eine kleinere Mannschaft die Chance, in den Bereich der großen 20 vorzustoßen, es sei denn, sie wird von einem Scheich oder Oligarchen gekauft. Das ist letzten Endes genausowenig freier Wettbewerb.
In einer idealen Fußballwelt hätten wohl alle Vereine mit den gleichen Voraussetzungen angefangen und sich so entwickelt, und glaubt man dem Bayern-Mythos, sind sie ja tatsächlich einer der wenigen Vereine, die sich ihre Vormachstellung ehrlich verdient haben…
Ich finde die Idee einer Zeitregel auch nicht sinnvoll, aber das Ziel, ein schnelles, hin und her wogendes Spiel zu kreieren, würde ich sofort unterschreiben. Dafür ist mir Entertainment dann doch wichtiger als Taktik…

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Grasnarbe 26. April 2012 um 15:52

ja, das sehe ich im europäischen fussball auch so.
en.wikipedia. org/wiki/Wealth_condensation
en.wikipedia. org/wiki/Matthew_effect_%28sociology%29

das financial fair play soll ja dagegen halten. ich vermute, dass der salary cap und das ffp auch einfach das ziel haben, dass die vereine sich nicht überschulden durch immer höhere ausgaben.

dein szenario mit den gleichen startbedingungen würde ich auch lieber sehen. aber da ist die fussballwelt einfach zu sehr teil der übrigen.

ich würde den füller bei der regelunterschrift in hohen bogen wegwerfen, aber das ist geschmackssache 😉

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Filbry Gordon-David 25. April 2012 um 18:03

Brilliante Analyse…

Seit gestern wunderte ich mich ob Torres nicht im Abseits war.
Man kann erkennen, dass zu Beginn seines Gegenstosses alle kurzzeitig auf den Linienrichter schauen. Im Sinne von: „Kann dies rechtens sein?“ Bis heute habe ich gerätselt… Vielen Dank hierfür.

Ich denke ich kann Objektivität, wenn auch nicht technische-taktische Einzelheiten, beurteilen und finde, die Kritik von „Tank“ im ersten Teil seiner Analyse unberechtigt und leicht nunja „sensibel“. Ansonsten aber scheint sein addendum berechtigt und logisch.

Ich hätte auch eine Idee zum Ende der ersten Halbzeit und den plötzlich vorgeschobenen Pressing Chelsea’s. Ich könnte mir vorstellen, dass dies ein taktischer Wechsel kurz vor der Pause von Chelsea gewesen sein könnte. An dieser Stelle auf ein Gegentor zu drängen. Sozusagen unbeeindruckt ob der roten Karte. Aber spekuliere natürlich offen mit dieser Idee…

Ich finde die Analyse sehr treffend, ohne Häme und neutral und Barca muss sich gefallen lassen, wieso es nicht geklappt hat mit Ihrer Überlegenheit. „Es hat nicht sollen sein dies Jahr“ von Pep Guardiola ist etwas wenig. Eure Analyse aber messerscharf!

Vielen Dank dafür.

Antworten

webs 25. April 2012 um 18:13

Ich denke eigentlich, das Blicken zum Linienrichter hat hautpsächlich Schauwert, genauso wie das automatische Handheben, das viele Innenverteidiger bei jedem Vorstoß, egal wie klar dieser kein Abseits war, zelebrieren.
Wo man sich auch fragen muss, ob man sich mit dieser unsportlichen Linie nicht selbst schadet, denn nach dem alten Sprichwort „Wer einmal lügt…“ wird jemand, der konstant versucht, den Schiedsrichter zu beeinflussen, von diesem doch irgendwann ignoriert.
Eine ähnliche Situation wie bei dem Tor gibt es ja regelmäßig, in der BL z.B. bei Poldis Tor gegen Bremen, und die einzige Frage, die man sich zurecht stellen könnte, wäre: war der noch vor der Mittellinie?

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Tank 25. April 2012 um 17:16

So sehr ich die natürlich tendentiösen Kommentare mag, so sehr ärgere ich mich über den Mangel an Neutralität in einigen Abschnitten dieser Analyse. Und das obwohl ich dem Hauptpunkt, Barca hätte die Flügel in der zweiten Halbzeit stärker nutzen sollen, zustimme. Das tiki-taka „starb seinen eigenen Tod“, die zweite Halbzeit war „miserabel“, Barca doch nur das „vermeintlich beste Team der Welt“ und Messi ist der Weltfußballer „mit dem lustigen Namen“…Jungs (oder Mädchen), das wirkt in der Summe nicht grade neutral! Eher ein wenig schadenfroh. Außerdem, wie passt es zusammen, dass die zweite Halbzeit miserabel war aber das ganze Spiel der Katalanen „sehr stark“?

Noch eine Sache zum eigentlich Inhalt: Ich weiß das ist ein Todschlagargument, aber wenn es so leicht möglich gewesen wäre über die Flügel zu kommen, warum hat Guardiola es seiner Mannschaft dann nicht verortet? Okay, der Mann ist auch nur ein Mensch, aber ich denke das wird dem ebenfalls aufgefallen sein. Eine These dazu: Chelsea hat in der zweiten Halbzeit so tief gestanden, dass es quasi keinen „Rücken der Abwehr“ mehr gab in den man kommen konnte. Außerdem ist der Raum so verdichtet, dass ein Außenstürmer, wenn er dann mal seinen Außenverteidiger in einem Dribbling paralell zur Grundlinie geschlagen hat und den Ball nun nicht grade mehr direkt am Fuß kleben hat, was gegen Außenverteidiger wie Cole oder auch Drogba (…) bei den meisten Spielern der Fall sein wird, den Ball wohl sofort an den nächsten Verteidiger verlieren wird. Um am AV vorbeizukommen, muss man sich den Bal vorlegen. Tut man dies schnappt ihn sich der IV. Das sind meine zwei Gründe warum es auch über außen sehr schwer ist gegen eine so tief und dicht stehende Mannschaft durchzukommen: Kein Raum im Rücken der Abwehr und kein Raum in der Abwehr.

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MR 25. April 2012 um 17:38

Ich hab mich gestern persönlich extrem über Barcas Ausscheiden geärgert. Das spielt in der Analyse aber keine Rolle. Wenn eine Halbzeit für Barca-Verhältnisse miserabel war, dann war sie das. Da ich auf der anderen Seite „Barcelonas Ideologie war der Chelseas klar überlegen.“ schreibe, wo Chelsea gewonnen hat, und noch eins, zwei andere Anti-Barca-Mythen verneine, werden dann sicher gleich noch die nächsten kommen, die mir tendenziöse Berichterstattung in die andere Richtung vorwerfen.

Das vermeintlich beste Team, ist übrigens auch meiner Meinung nach das beste Team der Welt. Das aber als Fakt hinzustellen und nicht als Meinung zu kennzeichnen, das wäre, insbesondere angesichts der Niederlage, nicht neutral.

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Tank 25. April 2012 um 18:27

Okay, ich war wohl zu hart. Ich möchte mich dafür Entschuldigen. Die Anzahl der für mich etwas merkwürdig wirkenden Kommentare ließ den Eindruck entstehen. Zum Beispiel klingt „vermeintlich bestes Team der Welt“ oft nach „Jaja, dachtet ihr dass die das seien, sind sie aber mal gar nicht!“ und ist sicher auch oft so gemeint. Ähnliches gilt für die anderen Sachen, die ich nannte. Aber, wie gesagt, ich lag offensichtlich falsch. Tut mir leid.

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