Arsenal FC – Chelsea FC 0:0

Ein unzusammenhängendes und unentschlossenes Arsenal sowie ein defensivstarkes Chelsea mit guter Organisation sorgen für ein leicht enttäuschendes 0:0 im Londoner Derby.

Grundformationen 1. Halbzeit

Nach dem sensationellen 1:0-Heimsieg in der Champions League gegen Barcelona stand nun nicht nur für Barcelona, sondern auch für Chelsea ein Derby an. Im Gegensatz zu den Katalanen konnte Chelseas Trainer Roberto di Matteo allerdings einige Spieler schonen – nur Cech, Terry und Cahill verblieben aus der siegreichen Mannschaft vom Mittwoch.

Unzusammenhängendes und unentschlossenes Arsenal ohne Zugriff aufs Mittelfeld

Wie auch schon das kürzliche Heimspiel Arsenals gegen Manchester City kam diese Partie sehr schwer in Gang, was besonders daran lag, dass Chelseas Hauptaugenmerk ähnlich der Ausrichtung gegen Barcelona stark auf einer sicheren Defensive lag. Dafür reihte man sich in einem kompakten 4-1-4-1 auf, stand mit den Linien eng zusammen und überließ Arsenal dafür das Leder.

Im Vergleich mit der Partie gegen Manchester City war das Problem für Arsenal aber nun genau ins Gegenteil verkehrt – gegen die Citizens hatte man in den großen Räumen zu schnell gespielt, gegen Chelsea, das viel weniger Raum anbot, spielte man nun zu langsam und nahm nicht genug Tempo auf. Meistens waren es zwei der zentralen Mittelfeldspieler, die sich hinter der vorderen Viererreihe Chelseas anbieten wollten, doch war zum einen hier enorm wenig Raum vorhanden und zum anderen stellte Chelsea die Passwege gut zu und zeigte auch ein starkes Verschieben.

Folglich war das Mittelfeld auch durch den zurückfallenden van Persie zu eng, wobei man sowieso kaum dort hineinspielen konnte. Hierbei fehlte es auch trotz des abermals gelegentlich gar glänzenden Song an einem spielmachenden und vor allem strukturierenden Akteur ohne Arteta, dessen Aufgabe Ramsey nicht übernehmen konnte – in manchen Belangen agierte der Waliser gut, doch er war nicht bestimmend genug und verlor zu oft den Ball sowie die Verbindung zu Song, der unter eben dieser gebrochenen Verbindung zu seinem Mittelfeldkollegen litt. Dadurch, dass sich die Mittelfeldspieler oftmals sehr weit nach vorne orientierten, schoben abwechselnd die Innenverteidiger mit vor, um diese spielmachende Aufgabe zu übernehmen. Diese rückten dann auf, wollten aber gerade deshalb scheinbar keinen riskanten Pass spielen – aus Respekt vor Chelseas Kontern und ihrer Effektivität, die man gegen Barcelona so eindrucksvoll gezeigt hatte.

Weil Arsenal nicht in das enge Mittelfeld hineinfand, mussten sie somit immer wieder über die Flügel aufbauen, doch der jeweilige Außenverteidiger sah sich einer stark verschiebenden gegnerischen Defensivreihe gegenüber und hatte zu oft nur seinen Außenspieler vor ihm, den er vertikal an der Linie anspielen konnte. Doch dies war zu wenig gegen Chelsea, die schon gegen Barca an den Seiten mit ihrer Fünferreihe gut gedeckt hatten.

Chelseas Angriffsspiel und Auswechslungen

Gerade zu Spielbeginn schien die sehr defensive Ausrichtung der Gäste etwas verwunderlich, schließlich waren sie es doch, die als Sechster einen Rückstand aufholen müssen, um noch in die Champions League-Ränge zu gelangen. Immer mal wieder gab es allerdings auch Phasen, in denen man etwas aktiver war, wobei man stark über die linke Seite angriff, wo Malouda als halblinker Achter agierte und mit viel Drang nach vorne seine Mannschaft immer wieder vortrieb.

Interessant war, dass man durch den zurückfallenden Sechser Oriol Romeu – wenig überraschend ein Spanier aus der Barca-Schule – eine temporäre Dreierkette bildete, während die Außenverteidiger aufrückten. Daraus resultierten durchaus viele Flanken, doch insgesamt fehlte es an Abstimmung und Durchschlagskraft – auch wenn Torres sehr viel und sehr gut für das Team arbeitete, so war er doch kaum torgefährlich. Zwar war Arsenal durchaus anfällig im zentralen Mittelfeld, wo besagte passende Struktur fehlte und Song zu oft alleine arbeiten musste, doch konnte dies von Chelsea nicht genutzt werden oder Arsenals starke Innenverteidiger bereinigten die Schwächen, die es vor ihnen gab. Bezieht man auch noch die bereits geschilderte Offensivleistung der Gastgeber in die Betrachtung ein, wird schnell klar, wieso es im ersten Viertel des Spiels überhaupt gar keinen Abschlussversuch gab und nach Spielschluss durchschnittlich fast die Hälfte aller Schüsse aus Standardsituationen resultierten.

In der Phase unmittelbar nach dem Seitenwechsel waren die Blues am stärksten und konnten auch die Spielkontrolle an sich reißen. Indem Sturiddge neben Torres bzw. zum Nutzen der von jenem geschaffenen Räume um ihn herum ins Sturmzentrum rückte und Malouda zusammen mit Kalou die Außenpositionen besetzte, entstand eine Art 4-4-2/4-2-3-1, mit welchem man mehr Druck entwickeln wollte. Allerdings ging beispielsweise bei den Angriffen über die rechte Seite Kalou sehr stark in die Mitte, bewegte sich allerdings auch zu weit vorne, so dass Bosingwa gelegentlich von Essien unterstützt wurde, aber oft nur flanken konnte. Insgesamt bewegte man sich mit den Offensivspielern zu weit vorne und konnte keine ausreichende Staffelung für ein Kombinationsspiel erzielen.

Durch die Systemumstellung Chelseas öffnete sich das Spiel als solches ein klein wenig, was Arsenal zunächst nicht nutzen konnte, doch nach der Einwechslung Diabys wirkte das Mittelfeld nicht nur defensiv stabiler, sondern auch im Vorwärtsgang besser aufgeteilt. Ein Tor fiel am Ende korrekterweise allerdings auf keiner Seite mehr.

Fazit

Alles in allem war es kein wirklich überzeugendes Spiel. Während die Gäste in Anbetracht der Ausgangslage zu konservativ an die Sachen herangingen, gelang es den Hausherren gegen einen sehr gut organisierten Gegner nie, genug Struktur und Bezüge innerhalb ihrer Formation aufzubauen, um dessen Defensive zu überwinden. Besonders das Mittelfeldzentrum war für die Gunners dicht, auch über die stark bespielten Außen konnte man sich ebenso nur sehr wenig in Szene setzen. In der Defensive hatte man im Mittelfeld ebenso einige Probleme, welche allerdings von einer starken Innenverteidigung (Koscielny) wett gemacht und außerdem von Chelsea nicht konsequent ausgenutzt werden konnten.

Ste 22. April 2012 um 01:53

„Bezieht man auch noch die bereits geschilderte Offensivleistung der Gastgeber in die Betrachtung ein, wird schnell klar, wieso es im ersten Viertel des Spiels überhaupt gar keinen Abschlussversuch gab und nach Spielschluss durchschnittlich fast die Hälfte aller Schüsse aus Standardsituationen resultierten.“ Ganz so war es dann auch nicht: Robin van Persie traf nach etwa einer Viertelstunde den Außenpfosten.

Generell liest sich diese Analyse so, als hätte Arsenal in der Offensive gar nichts auf die Reihe bekommen und als sei die Nullnummer deshalb das einzig logische Resultat dieses Nachmittags. Dabei hätte es sehr wohl anders verlaufen können. Ich erinnere nur an Koscielnys Kopfball gegen die Latte (’42), oder zwei weitere aussichtsreiche Möglichkeiten für van Persie (’44/’86) . Das Spiel war zwar mit Sicherheit keine Offenbarung und die Leistung beider Teams ziemlich enttäuschend, doch das bedeutet noch lange nicht, dass der Bericht deswegen geglättet und ganz nach dem Endresultat ausgerichtet werden sollte.

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Rudelbildung 22. April 2012 um 09:08

Ste: Wenn ich mich richtig erinnere trifft RVP den Außenpfosten aber nach einem Freistoß von Walcott? Das wäre ja dann richtigerweise auch nach einer Standardsituation. So habe ich es auch gesehen, Chancen aus dem Spiel gab es wenige.

Generell gebe ich TR mit größten Teilen der Analyse aber recht. Beide Mannschaften bekamen wenig auf die Reihe, weil sie entweder kaum durchkamen (Arsenal) oder im Konter teils zu langsam agierten (Chelsea).

Ich würde von TR gerne hören wie er die Leistung von Sturrigdge sieht?

Meiner Meinung nach ist seine Spielweise momentan einfach nicht das, was Chelsea braucht. Er braucht viel zu viele Kontakte und machte das Spiel so auch gestern wieder viel zu langsam in Situationen wo man schnell nach vorne spielen sollte.

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TR 22. April 2012 um 10:54

Bzgl. Torchancen: Ja, es gab teilweise gute Möglichkeiten, aber die beiden genannten Alu-Treffer und der von Cech gehaltene Volley-Schuss von RvP waren allesamt aus Standards, wenn ich mich recht entsinne. Vielleicht habe ich das allerdings auch etwas zu harsch beschrieben, weil ich noch vom Spiel etwas „angefressen“ war.

Bzgl. Sturridge: Ja, das könnte man so sagen, wobei ich ihm das generell nicht absprechen kann. Dass er nicht so gut reinpasst ins aktuelle Konzept, merkt man dann ja auch an den Einsatzzeiten, wobei ich hier auch das Defensivspiel hervorheben würde, denn Sturridge attackiert auch gerne früher, was eben derzeit nicht so gefordert ist.

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