Als schwaches Team spielerisch siegen: Swansea schlägt Manchester City
Der Premier League-Aufsteiger Swansea City aus Wales überrascht schon über die ganze Saison mit ballbesitzorientiertem Fußball. Am Sonntag folgte der große Coup für Brendan Rodgers‘ Truppe, als man den Tabellenführer aus Manchester verdient 1:0 besiegte. Wir beschäftigen uns mit der Frage, wie viel individuelle Unterlegenheit ein Team spielerisch kompensieren kann.
Breitflächiges, kompromissloses Aufbauspiel
Insbesondere in der ersten halben Stunde dominierten die Waliser ganz klar. Schon in der 5. Minute gab es einen Elfmeter, der aber vergeben wurde. Nach 30 Minuten hatte man 60% Ballbesitz, was für Swansea nicht ungewöhnlich ist: Nur Arsenal, Chelsea und Gegner City haben in der bisherigen Saison durchschnittlich mehr vom Ball.
Grund dafür ist das Aufbauspiel, bei dem Swansea sehr kompromisslos Raum schafft. Die Außenverteidiger kleben an den Flügeln und stehen sehr hoch. Die Innenverteidiger rücken ungewöhnlich weit nach hinten und halten großen Abstand zu den gegnerischen Offensiven. Sie sollen keinesfalls unter Druck geraten und weichen bei aufrückenden gegnerischen Stürmern sehr früh zurück. Wenn der Gegner offensiv pressen will, muss er sich dementsprechend vertikal sehr stark strecken und hinterlässt viel Raum zwischen den Linien, noch mehr als üblich.
In diesem Raum bewegt sich vor den Innenverteidigern der sehr passsichere Leon Britton, der die wichtigste Schaltstation von Swansea ist und diese Saison erst zwei Spiele fehlte. Er läuft sich sehr intelligent und beständig hinter oder zwischen den gegnerischen Angreifern frei und ist dabei mit einer guten Ballsicherheit relativ schwer zu pressen. Situativ fällt er zwischen die Innenverteidiger zurück in eine Dreierkette und erlaubt den Verteidigern somit bis auf die Flügel auszuweichen um Druck zu entgehen. Auf diese Weise sichert er ab, dass die Innenverteidiger nie in Unterzahl geraten.
Unterstützt wird er dabei vom jungen Joe Allen, der sich von der Achterposition nach vorne und nach hinten orientieren kann. Ebenso wie Britton brachte er gegen City über 90% der Pässe zum Mitspieler. Dabei spielte er sogar noch etwas spektakulärere Pässe als sein souveräner Nebenmann. Von 9 langen Bällen kamen 8 an. Hauptsächlich verlagerte er dabei präzise auf den rechten Flügel.
Diese Möglichkeit ist sehr wichtig, wenn man ein derartiges System spielt. Wenn man das Spiel weit streckt, benötigt man Spieler, die auch Stationen in der ganzen Spielfeldbreite bedienen können, also ausreichende Übersicht und Technik haben um präzise Verlagerungen zu spielen. Insofern sind Britton und Allen individuell sehr wichtig dafür, dass Swanseas System funktionieren kann.
Wieviel System steckt in der Einzelleistung?
Allerdings wäre es dennoch falsch, diese Passstärke als reine individuelle Klasse des Teams zu identifizieren. Die beiden Passspieler in Swanseas Mitte spielen technisch zwar recht sauber, aber sind in ihrer Begabung nicht mit Spielern wie Arteta, Schweinsteiger oder gar Xavi zu vergleichen, die jene Funktion in anderen Ballbesitz-Systemen ausfüllen. Dass die beiden dennoch so auftrumpfen, lässt erahnen, wie sehr solche Spieler von der kollektiven Ausrichtung unterstützt werden müssen.
Es ist eben nicht die vollkommen makellose Ballbehandlung eines Xavi notwendig (und auch nicht ausreichend) um als Ballverteiler zu agieren und im Zentrum Passquoten über 90% zu erreichen. Wenn einem Spieler gelegentlich der Ball leicht verspringt, benötigt er einfach nur etwas mehr Raum um dennoch absolut zuverlässig zu spielen. Ein Spieler braucht ebenfalls keine überragende Spielintelligenz um in klaren Strukturen Bälle ohne (viele) Fehler umherzuschieben. Das, was Swansea als Team zeigt, konnte man zum Beispiel bei van Gaals Bayern am einzelnen Spieler erkennen: Der gelernte Flügelspieler Pranjic konnte problemlos Schweinsteigers Position im zentralen Mittelfeld übernehmen, weil ihm die Struktur des Systems klar war.
Am leichtesten begreifbar kann man sich den zugrunde liegenden Effekt machen, wenn man eher spielschwache Innenverteidiger in aufbaustarken Teams betrachtet. Der technisch limitierte Puyol spielt in Barcelonas 4-3-3 kaum Fehlpässe, da er einem sehr klaren Plan folgt. Mit Abidal links und Pique rechts hat er zwei ständige Anspielstationen, die er leicht im Auge behalten kann. Wenn Pique zugestellt ist, bedient er Abidal. Er muss sich nur zwischen A und B entscheiden – keinerlei Kreativität ist dafür notwendig. Nur, wenn er viel Zeit am Ball hat, schaut er nach vorne und spielt sichere Pässe zu Busquets oder Xavi. Sollte er so unter Druck geraten, dass sowohl die Sicherheitsstationen, als auch die Mittelfeldspieler zugestellt sind, hat er stets den Torwart als letztes Fangnetz.
Und genau so funktioniert Swansea City. Sowohl die Innenverteidiger als auch die Sechser (bezeichnen wir Joe Allen einmal so) können immer die ballnahen Außenverteidiger anspielen. Die ballfernen Außenverteidiger positionieren sich für Flankenwechsel. Die Sechser laufen sich für die Innenverteidiger frei, die Innenverteidiger laufen sich für die Sechser frei. Dabei bewegt man sich sehr aufmerksam und präzise im Raum, so dass man aus dem zur Verfügung stehenden Platz das beste herausholt, so viel Zeit wie möglich am Ball bekommt und die Passwege maximal öffnet. Auf diese Weise gelingt es ihnen gut, gegen das gegnerische Pressing souverän die Bälle zu halten. Sobald man Zeit am Ball hat, versucht man nun die Pässe ins Angriffsdrittel zu spielen.
Eine derartig klare Struktur hilft jedem Spieler enorm dabei, mit gr0ßer Sicherheit aufzubauen. Und um in einer derartigen Struktur sauber zu agieren, braucht es neben dem Training, um sich die Struktur bewusst zu machen, lediglich eine grundlegende Ballsicherheit und zuverlässige Konzentrationsfähigkeit, die jeder Profifußballer besitzen sollte. Selbst einen soliden Amateurkicker sollte das nicht überfordern, solange er genug Raum hat, also ausreichend Zeit um den Ball zu kontrollieren. Somit kann ein Team auf diese Weise mehr werden als die Summe seiner Teile, indem man kollektiv die gleiche Idee verfolgt.
Natürlich wird Swansea dadurch nicht so gut werden wie Barcelona und Joe Allen wird nie weniger Ballverluste haben als Xavi. Aber die Mannschaft wird besser, als wenn sie einfach nur als Versammlung von Einzelspielern funktioniert. Andere Teams lassen sich viel leichter unter Druck setzen und müssen entsprechend viel öfter zum unkontrollierten langen Ball greifen. Diese Notlösung wird durch das gut strukturierte Raumspiel von Swansea oft umgangen und man kann mehr kontrollierte und demzufolge vielversprechendere Angriffe aufziehen. Wenn der Gegner ernsthafte Schwierigkeiten machen will, muss er mehr Leute nach vorne ziehen und direkte Angriffe werden gegen die verbliebenen Spieler einfacher. Das Kollektiv arbeitet um es jedem Einzelnen leichter zu machen. Was das Pressing für die Defensive ist, ist das Raumspiel für die Offensive.
In diesem Kontext ist es auch zu sehen, dass sich der abkippende Sechser mittlerweile fast als Standard etabliert hat. Als Busquets mit dieser Spielweise vor etwa zwei Jahren bei Barcelona begann, sahen viele das als Barca-exklusive Finesse, die nur wegen der allgemein überragenden Dominanz und Ballsicherheit der Katalanen funktionieren konnte. Robin Dutt beispielweise demonstrierte vergangene Saison beim SC Freiburg, dass das nicht der Fall ist, und sehr viele Teams nutzen diese taktische Maßnahme inzwischen zumindest situativ. Weil dieser taktische Schachzug dazu führt, dass die Verteidiger mehr Zeit am Ball haben, und das eben ein Vorteil für das Aufbauspiel ist. Auch wenn man nicht Gerard Piqué heißt.
Wie schwer diese Verschiebung für die gegnerische Defensive zu handhaben ist, zeigte in diesem Spiel auch der rechte Innenverteidiger Caulker. Balotelli kümmerte sich stärker um den nominell etwas spielstärkeren Williams, Touré versuchte Britton zuzustellen. Durch Brittons Rückstoßen in die Dreierkette und Caulker Ausweichen nach außen wurde Touré dann vor Caulker weggezogen. Der nutzte das und trieb den Ball ins Mittelfeld um ihn von dort zu verteilen. Somit wurde Citys erste Pressingreihe einige Male ganz risikolos umspielt, durch Dribblings, die technisch völlig anspruchslos waren und daher kaum nennenswerte Einzelleistungen.
Die Grenzen des Kollektivs
Jedoch ist dieses Swansea City, welches Ballbesitz auf Champions League-Niveau verbucht, das Team mit den zweitwenigsten Torschüssen in der englischen Liga. Hier offenbaren sich die Limits des kollektiven Offensivspiels, aber ebenso die Defizite, die Swansea als Mannschaft noch hat. Neben den begrenzten indivduellen Möglichkeiten, sind die Automatismen im Vertikalspiel noch nicht optimal.
Auch gegen Manchester zeigten sich diese Probleme trotz des Sieges, den man mit einer besseren Leistung im Angriffsdrittel viel deutlicher hätte gestalten können. Gerade in der starken ersten halben Stunde ließ man viel Potential liegen, da man einige Male gut über die rechte Seite durchkam. Diese Seite wurde gezielt überladen, was sehr gut funktionierte.
Rechts ist die grundlegende Struktur der Angriffe von Swansea dargestellt. Die Innenverteidiger kontrollierten das Defensivzentrum gemeinsam mit Allen und Britton gegen Balotelli und Yaya Touré (und teilweise de Jong, wenn er im Pressing aufrückte), erspielten sich dort Räume und verlagerten dann in den rechten Offensivbereich, wo Rangel sehr viel vorstieß und sich Sigurdsson im Tandem mit Routledge unablässig um Barry herum freilief. Hierbei ist die Vielseitigkeit des von Hoffenheim geliehenen Sigurdsson erwähnenswert, der sehr flexibel spielte und sich situativ fallen ließ, nach außen wich oder in die Spitze ging.
Der wesentliche taktische Vorteil war dann der, dass Silva umspielt wurde, der Rangels Vorstöße nicht bis in die Tiefe mitging. Er verschob mit zum Zentrum und das ging nach hinten los, da Swansea dort Kontrolle hatte und diagonal in seinen Rücken verlagern konnte. So kamen die Waliser immer wieder kontrolliert an den Rand des Offensivdrittels.
Man muss aber erwähnen, dass Citys lückenhaftes Pressing auch eine Rolle spielte. Neben Silvas fehlendem Verfolgen von Rangels Vorstößen, gab es immer wieder Situationen, bei denen Manchesters millionenschwere Offensivkräfte undiszipliniert waren. Balotelli beteiligte sich in vorderster Linie eher nach Gutdünken am Pressing, Nasri und Silva drifteten immer wieder ungeduldig zum unterbesetzten Zentrum, ohne dabei Zugriff zu bekommen. Diese Undiszipliniertheiten erkannten die gut strukturierten Waliser aber dann eben auch sofort und nutzten sie präzise aus. Weniger aufbaustarke, durchstrukturierte Teams verlieren in derartig unbalancierten Situationen oft die Übersicht und greifen zum blinden langen Ball.
Die resultierenden Angriffe auf das letzte Drittel waren taktisch auch durchaus vielversprechend. Mit Graham als recht klassischem Mittelstürmer, Sinclair, der von links viel in die Spitze ging und Allen, Sigurdsson und Routledge die situativ Richtung Strafraum stießen, hatte man gleich 5 potentielle Abschlussgefahren, die auch noch recht variabel agierten.
Trotzdem entwickelte man verhältnismäßig wenig Durchschlagskraft, da City insgesamt in vorsichtiger Ausrichtung verteidigte und man deshalb nicht hinter die Abwehr kam. Man musste entweder Flanken in den Strafraum bringen oder sich durch die Enge des Zentrums kombinieren und beide Varianten bekamen Citys starke Einzelspieler meistens verteidigt.
Allerdings ist das Meckern auf ganz hohem Niveau. Swansea hatte dennoch in der ersten halben Stunde Gelegenheiten um gegen die individuell weit überlegenen Citizens mit 2 oder bestenfalls gar 3 Toren zu führen. Der vergebene Elfmeter war dabei auch keineswegs ein Geschenk, sondern entsprang einer gut herausgespielten Großchance, die Joe Hart per Foul stoppen musste. Daher kann man attestieren, dass Swansea in dieser Phase spielerisch sehr viel herausholte und die individuellen Defizite mehr als wettmachte.
Die Risiken des breiten Aufbauspiels
Die Nachteile eines so breiten, raumöffnenden Aufbauspiels ergeben sich im Moment des Ballverlustes. Die Räume, die man sich selbst geöffnet hat, kann nun der Gegner nutzen. Deshalb ist es sehr wichtig, die Bälle nicht leicht zu verlieren. Sollte es dem Gegner doch gelingen, so gut zu pressen, dass man die Kontrolle verliert und frühe Fehlpässe spielt, dann ist man sehr offen für Konter, was zum Beispiel Borussia Dortmund gegen den HSV sehr deutlich aufdeckte.
Dieses Risiko könnte auf den ersten Blick dagegensprechen, eine derartig riskante Strategie bei einem individuell weniger starken Klub zu nutzen. Allerdings zeigen neben Swansea City auch Beispiele wie der FC Basel oder die erwähnten Freiburger von Dutt, dass das Risiko keineswegs in jedem Spiel zündet.
Wenn man weiterdenkt, kann man sogar argumentieren, dass es gerade bei Teams mit eher niedriger Erwartungshaltung Sinn ergibt, ein risikoreiches Aufbauspiel zu wählen. Schließlich kann sich ein solches Team einzelne schwache Spiele erlauben. Ein Topteam ist stärker von hoher Konstanz abhängig, da jeder Punktverlust entscheidend sein kann. Bei einem schwächeren Team sind Punktverluste unvermeidlich. Da kann es vielversprechender sein, eine Mehrzahl an Spielen überlegen zu gestalten und dafür ein extremes Einbrechen in vereinzelten Spielen in Kauf zu nehmen. Dass bei guter Einübung des Systems, selbst stärkere Gegner dominiert werden können, zeigte Swansea gegen Manchester.
Die erwähnten Defizite von Citys Pressing führten dazu, dass City kaum Kontersituationen hatte. Die wenigen Situationen, die sich ergaben, spielten sie aber auch nicht konsequent aus. Mancinis Personalwahl funktionierte dabei sehr kontraproduktiv. Dadurch, dass der eher defensiv denkende Yaya Touré hinter der alleinigen Spitze Balotelli spielte, fehlte der direkte Zug zum Tor. Der Ivorer orientierte sich in Ballbesitz nach hinten, Silva und Nasri rückten in den Zehnerraum ein anstatt konsequent zum Strafraum zu ziehen. Das entschleunigte Manchesters Angriffe stark und erlaubte Swanseas Mittelfeldspielern und Außenverteidiger, in ihre Defensivpositionen zurückzueilen.
Swanseas Defensive und Mancinis Umstellungen
Auch, wenn die Citizens von hinten aufbauten, erzeugten sie kaum Gefahr, da sie zu wenige Spieler in die Angriffe integrierten. Dadurch, dass die Flügelspieler zur Mitte gingen und die Außenverteidiger extrem weit vorstießen, wurden Swanseas Außenverteidiger isoliert und theoretisch Überzahl im Zentrum hergestellt. Dort hielten sich die Innenverteidiger und Sechser von Manchester aber viel zu sehr zurück und überließen Silva, Nasri und Yaya das Kombinationsspiel. Das konnten Swanseas drei zentralen Mittelfeldspieler ordentlich verteidigen. Sie bewegten sich dabei sehr eng beieinander und flexibel, wodurch sie insbesondere Nasri und Silva gut voneinander trennten und nach außen drängten. Mit nur einer Anspielstation in der Spitze und den disziplinierten Swansea-Flügelspielern, die Clichys und Richards Vorstöße auffingen, war Manchester in der Offensive somit numerisch unterlegen.
Den resultierenden Mangel an Gefahr des Titelaspiranten erkannte Roberto Mancini und stellte daher relativ früh um. Schon nach 36 Minuten kam mit Agüero ein sehr direkter Angreifer für den zurückhaltenden und bis dahin auch defensiv ineffektiven Barry. Einen Systemwechsel hatte das nicht direkt zur Folge. Yaya Touré ging auf Barrys Position zurück und Balotelli ging vorerst hinter die Spitze Agüero. In der zweiten Halbzeit ging Balotelli dann auf links und Silva besetzte die Zehnerposition. Der Unterschied war also jeweils der, dass die Position hinter der Spitze deutlich offensiver und höher besetzt wurde.
In der zweiten Halbzeit versuchten die Citizens nun mit aller Gewalt die Spielkontrolle zu erobern. Die Außenverteidiger gingen bei Ballbesitz sofort extrem weit nach vorne und drückten Swansea fast dauerhaft in eine Sechserkette. Die resultierenden Räume auf dem Flügel nutzten rechts de Jong und Nasri, links stieß Savic jetzt oft nach vorne. Balotelli orientierte sich in die Spitze und sorgte für mehr Optionen, während Silva und Yaya Touré weiterhin mit Nasri das Spiel im Zentrum gestalteten.
Mit dem Ausweichen von de Jong und Savic und dem tieferen Yaya spielte Manchester nun deutlich geduldiger und kontrollierter. Auch in die andere Richtung kamen die Citizens etwas besser zurecht. Balotelli beteiligte sich auf links nicht am Verschieben, sondern stellte lediglich Rangel zu, weshalb Swansea keine Diagonalverlagerungen mehr anbringen konnten. Silva und Agüero pressten auch aufmerksamer als die vorherige Angriffsabteilung, aber dennoch blieb Swansea geduldig und spielte weiterhin stark die Räume aus. Frühe Ballverluste gab es immernoch kaum.
Nun waren beide Teams also sehr kontrolliert im Aufbau, hatten aber Probleme im Angriffsdrittel. Balotelli, der effektiv als zweite Spitze angriff, erhöhte zwar die Personalkraft im Sturm, aber weil die Mittelfeldspieler kaum Vorstöße zeigten, blieb es lediglich bei einer 4-gegen-6-Grundsituation, in der sich Manchester nie sauber durchsetzen konnte. Insgesamt ergab sich daher ein relativ ausgeglichenes Spiel. Die Citizens kamen dabei aber zu mehr gefährlichen Szenen durch hohe Bälle, Distanzschüsse und Ecke.
Auffällig war, dass nun Swansea schwach konterte. Die großen Räume auf den Flügeln blieben mehrfach ungenutzt. Hier offenbarte sich ein Defizit von Swanseas kollektivem Offensivspiel. Das Problem des zu langsamen Umschaltens erkennt man bei Ballbesitzteams öfter (wie zum Beispiel bei Dutts Leverkusen). Die richtige Balance aus Direktspiel und Ballzirkulation zu finden, ist vielleicht die größte Kunst im Offensivfußball.
Letztlich entschied dennoch ein Swansea-Konter das Spiel, obwohl er fürchterlich schwach ausgespielt wurde. Savic vertändelte den Ball mit einer schlechten Ablage auf Yaya, die Allen abfing. Der spielte sich eigentlich fest und musste den Angriff abbrechen. Er verlagerte auf den nachrückenden Außenverteidiger Rangel, der auf Routledge außen weiterleitete. Eine simple Flanke fand gegen die unsortiert zurückgeeilte Manchester-Abwehr seinen Abnehmer im eingewechselten Luke Moore der locker einköpfte. Kein direkt taktisches Tor, allerdings war es dennoch eine direkte Folge von Citys riskantem und etwas improvsierten Aufbauspiels, zu dem Mancini von Swanseas starker Anfangsphase gezwungen wurde.
Fazit
12:22 Schüsse (5:6 auf’s Tor) sprechen nicht unbedingt für Swanseas Überlegenheit. Angesichts des vergebenen Elfmeters, des generell starken Beginns und der vielen ungefährlichen Versuche von Manchester City kann man den Sieg trotzdem verdient nennen. In jedem Fall spielte Swansea einiges von dem Rückstand weg, den sie angesichts von Manchesters finanziellem Vorsprung haben müssten.
Das Ergebnis könnte den vorläufigen Höhepunkt einer aufkommenden Entwicklung des Fußballs darstellen. Swanseas nordirischer Trainer Brendan Rodgers wird mit dem Ansatz des ballbesitzorientierten Underdogs auf lange Sicht garantiert nicht alleine bleiben. Mit dem Abstieg haben die Waliser diese Saison jedenfalls nichts zu tun. 14 Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz und ein fast ausgeglichenes Torverhältniss von 31:34 sprechen für sich.
Man muss dennoch relativieren, dass Swansea auch von taktischen Defiziten des Gegners profitierte. Letztlich kann jede Mannschaft nur so viel richtig machen, wie der Gegner falsch macht. Wenn das Kollektivspiel zweier Mannschaften auf Augenhöhe ist, dann hat es immer die indviduell stärkere Truppe in der Hand, das Spiel zu entscheiden.
Was Swansea aber ohne Zweifel zeigt, ist, dass flaches, kontrolliertes Aufbauspiel auch mit einer unterlegenen Mannschaft möglich ist und erfolgreich sein kann. Etwas, was für einen FC Barcelona richtig ist, muss nicht immer, kann aber oft auch für „irdische“ Mannschaften sinnvoll sein. Man muss unterscheiden, ob eine taktische Maßnahme Situationen herbeiführt, die bestimmten Spielern entgegenkommen (wie teilweise Messis falsche Neun), oder ob sie Situationen herbeiführt, die generell leichter zu lösen sind (wie das Doppeln eines Gegenspielers, das oben dargestellte Abkippen des Sechsers oder das Überladen eines Bereiches).
Dennoch muss sich der Stil einer Mannschaft auch immer an den Spielern orientieren. Swanseas Kader ist mit relativ kleinen Spielern bespickt, die ihre Stärken oft im technischen Bereich haben. Die Probleme, die Robin Dutt und Andre Villas-Boas diese Saison bei ihren neuen Klubs hatten, zeigten, dass physischer ausgerichtete Teams mehr Schwierigkeiten mit einer extremen Ballbesitz-Orientierung haben können. Und außerdem zeigte sich, dass ein durchstrukturiertes System immer Zeit braucht, um effektiv herausgearbeitet zu werden.
36 Kommentare Alle anzeigen
AG 13. August 2018 um 13:10
Für Leute wie mich, die Jahre später nochmal reinschauen (Aus dem Archiv sei dank): Swansea hat 11-12 als 11. abgeschlossen, mit 47 Punkten (44:51 Tore):
https://en.wikipedia.org/wiki/2011%E2%80%9312_Premier_League#League_table
Zagłębie rules 8. Februar 2014 um 10:17
Das liegt eher daran dass Spielintelligenz nicht unbedingt immer mit dem technischen Niveau des Spielers zu tun haben muss.
Zagłębie rules 8. Februar 2014 um 09:19
„Die Probleme, die Robin Dutt und Andre Villas-Boas diese Saison bei ihren neuen Klubs hatten, zeigten, dass physischer ausgerichtete Teams mehr Schwierigkeiten mit einer extremen Ballbesitz-Orientierung haben können“
Können müssen aber nicht zwangsläufig. Nürnberg scheint mir ein gutes Beispiel dass es trotzdem möglich ist. Das Problem das viele schwächere Mannschaften haben die auf extremen Ballbesitz ausgehen; ist dass meist das vertikale Spiel in die Tiefe Schwächen hat. Und wie schon angedeutet sollte das System konsequent durchgezogen werden. Daran scheitern letztlich viele Teams weil Sie versuchen gegen sehr starke Teams wieder in eine mehr defensive Spielweise wechseln und dann immer öfter von der Linie abweichen.
Augsburg ist geradezu ein Paradebeispiel für diese These. Über den Ballbesitz wurde die Sicherheit erarbeitet und peu a peu auch das Vertikalspiel immer weiter entwickelt.
Auch Guardiolas Barca überzeugte hauptsächlich; unabhängig von der höheren individuellen Klasse als Kollektiv durch sein konsequent durchgezogenes Spiel.
blub 8. Februar 2014 um 09:52
Es ist einfacher „schlechten“ Teams, die am Boden liegen beizubringen das man komme was wolle auf Ballbesitz und System setzten wird.
Dutt und AVB waren jeweils mit relativ erfolgreichen Teams konfrontiert, die für ein physisches spiel überragend besetzt waren.(Chalsea is klar, aber Ballack, Rolfes, Reinartz, etc kann sich auch international sehen lassen)
Zudem gabs da ja auch noch diese lästigen Altsstars die wohl was mitzureden hatten.
Der rest is so,d as wurde aber auch schon 10 mal durchgekaut.
Hody 20. März 2012 um 11:59
Hallo,
schön wäre wenn ihr zuerst mal die Grundaufstellung der Teams nennen würdet (4-4-2) oder so.
Ich beschäftige mich intensiv mit Taktik und werde Euren Blog in jedem Fall abonnieren, macht weiter so. Ich versuche die Taktiken teilweise auch auch (sofern überhaupt möglich in Fifa 12 nachzustellen).
Man kann übrigens auch am aktuellen Beispiel des SC Freiburg sehen, was so eine taktive Umstellung aus macht, seit dem Trainerwechsel sehen wir hier ein anderes Team im Breisgau.
maverick.91 20. März 2012 um 14:12
Das mit dem nachbilden in Fifa 12 hab ich auch schon versucht klappt aber (in meinem Fall bei Barca) nur sehr bedingt.
Erstens ist bei Ballbesitztaktiken der Zeitfaktor, sprich das mürbe spielen, ein wesentlicher Faktor der fällt bei 2x6min weg.
Zweitens hab ich immer wieder das Gefühl das der Platz in wirklichkeit länger ist (bei der Breite bin ich mir nicht so sicher).
Drittens kann man ein Pressing wie Barca oder Dortmund es in wirklichkeit spielen nicht ins Spiel bekommen (also via individuelle Taktiken).
Viertens klappt bei den Stürmern meiner Meinung nach das in den Raum starten meistens sehr schlecht (sowohl Timing als auch die Laufwege an sich) so das man kaum ordentliche Gassenpässe anbringen kann. (hier auch wieder der Zeitfaktor da ‚Konzentrationsfehler‘ beim Computergegner eigtl nie passieren ud ab nem gewissen Niveau auch bei Onlinegegnern in den 10min eher selten sind)
Am Ende des Tages hab ich meistens ewig an den Taktiken und Aufstellungen rumgeschraubt mit dem Ergebnis das du einfach ausgekontert wirst und trotz 70% Ballbesitz 0:1 verlierst.
Frust ist vorprogrammiert.
Ich habe die Erfahrung gemacht das es am besten funktioniert wenn man die Standardaufstellung und -taktik beibehält und dann so spielt wie EA es gedacht hat auch wenns nicht selten sehr weit weg von dem ist was in Wirklichkeit gespielt wird.
Zu guter letzt noch bin ich froh das ich nicht der einzige bin der versucht (versucht hat) Taktiken auf die Playsi zu bringen 😉
Flowbama 20. März 2012 um 14:38
Fairerweise muss man dazu sagen, dass Fifa was taktische Angelegenheiten angeht einfach denkbar ungeeignet ist. Ich habe ProEvo nicht gespielt, kann mir aber durchaus vorstellen, dass dort wesentlich mehr möglich ist.
Bei Fifa hat es nahezu kaum Auswirkungen, irgendetwas am Pressing zu verändern, das ist sehr Schade. Zudem agieren die Mitspieler sehr starr in ihrer Position, Außenspieler bewegen sich z.B. selten nach Innen.
MR 20. März 2012 um 15:20
Wenn man virtuellen Fußball mit taktischer Komponente sucht, sollte man sich mal PES auf der Wii anschauen. Dort kann man in Echtzeit die Laufwege jedes beliebigen Spielers festlegen. Offensiv, wie defensiv. Daher ist man, was seine Spielweise angeht, im Grunde fast ohne jede Beschränkung.
Hody 21. März 2012 um 11:09
Es geht schon, wenn auch nur bedingt. Ich habe es geschafft das Freiburger Spiel teilweise nachzubilden also z.B. die AV höher stehen zu lassen und früher anzugreifen.
Andere Dinge wie z.B. die Taktik des HSV, dass der DM in die Abwehrkette zurückgeht funktionieren bei Fifa leider nur sehr bedingt.
Ich schaffe es entweder ein defensiv fast taktisch perfektes System aufzusetzen und bin dafür vorne harmlos oder ich haue vorne jedes Ding rein und bekomme hinten die Eier. Bin gestern nach 3 Stunden von Liga 7 in Liga 10 durchgereicht worden und ziemlich gefrustet.
Mich nervt dass bei Teams wie Am… ein Eto´o nicht zu kontrollieren ist oder ein Reus bei Gladbach oder ich als angebliches Team mit gleicher Wertung als Freiburg ZSKA oder LIverpool als Gegner bekomme.
Ausserdem ist es unmöglich gegen Dribbler zu verteidigen
peter_vincent 19. März 2012 um 11:01
Mal wieder ein schöner Artikel.
Eine klare Aufteilung zw. einem Artikel, der Swansea allgemein analysiert und einer Spielanalyse wäre imho besser und leichter zu lesen. Im Spielanalyse-Artikel können dann gerne Links zum „allgemeinen Artikel“ aufgenommen werden.
Insgesamt fände ich es übersichtlicher, wenn alle Artikel-Arten (Allgemeine, Spezielle) zumindest eine Grundstruktur hätten. Das erleichert das Lesen und macht Vergleiche, Sprünge etc. einfacher.
Die eigene „Künstlerische Freiheit“ könnte man mE auch mit einer Grundstruktur bedienen.
MR 19. März 2012 um 15:03
Hmm, stellt sich die Frage, wie so eine Struktur aussehen sollte. Wir haben sie ja insofern, dass wir immer eine kurze Einleitung haben, dann die Formationsgrafik kommt mit Erläuterung dazu und am Ende das Fazit mit den wichtigsten Punkten und eventuellem Ausblick. Meistens ist der Teil vor dem Fazit dann noch den Umstellungen während des Spiels gewidmet.
Dass es nur dieses lose Gerüst ist und nichts strikteres, liegt daran, dass wir schon jedes Spiel neu bewerten wollen. Fußball ist so komplex, dass es eben immer wieder andere Punkte sind die das Spiel prägen. Mir fällt jetzt spontan tatsächlich garnicht ein, was man da noch mehr an Grundstruktur reinbringen könnte. Aber ich werd mal drüber nachdenken.
peter_vincent 19. März 2012 um 16:01
Vielleicht könnte man innerhalb des sehr groben Gerüstes noch ein paar Anker setzen.
Mal in den Raum geworfen …
Bei Spielanalyse-Artikeln:
Einleitung
– Kurze Vorstellung der Begnung (Team-Trends, Kader, Fun-Facts, Schematische Aufstellungen, etc.)
-> Vllt in Form von (vordefinierten) Tabellen, Stichpunkten, Bildern etc.
– Kurze Zusammenfassung des eigenen Artikels (Spielergebnis, Analyse-Schwerpunkte, etc.)
Spielanalyse:
– Detaillierte Taktische Aufstellungen (Heatmaps, etc.)
– Eigene Interpretation („Matchplan“)
– Spielverlauf (1. HZ, 2. HZ, )
-> Heatmaps, Laufwege, Änderungen, etc. so wie ihr das schon sehr gut macht!
– Prägende Situationen
– Neue Erkenntnisse
– Stats, Facts zum Spiel
Fazit:
– Kurze Wiederholung der wichtigsten Punkte
– Ausblick
– …
Ich glaube, auch mit einem stärker vereinheitlichten Gerüst und mehr Ankern, könntet ihr als Autoren eure persönlichen Schwerpunkte setzen und auf jedes Spiel individuell eingehen.
Für den Leser hätte solch ein Gerüst imho aber den großen Vorteil, dass die Artikel – auch von verschiedenen Autoren – leichter zu überblicken/lesen wären. Auch für Artikel, die man später noch einmal lesen möchte.
Zudem kann ich mir vorstellen, dass auch für euch Autoren nach einer Eingewöhnungsphase Vorteile enstehen, weil die Konzentration dann auf das Wichtige gelenkt wird und der Rahmen steht.
Der Aufbau oben soll nur mal als kleines unausgereiftes und unvollständiges Beispiel dienen, um meine Ideen etwas zu verdeutlichen.
Wenn ihr euch zusammensetzt und versucht, einen gemeinsamen Rahmen zu entwerfen, kommt sicherlich etwas Gutes dabei raus! 😉
Viele Grüße
pv
MR 19. März 2012 um 16:11
Mhm, sehr gute Gedanken dabei. Danke für die Anregung. Werden wir mal ansprechen, denk ich.
Julia 16. März 2012 um 17:43
Ahhhrrggg! Da ist mir der Hyperlink ausgerutscht. Ich wollte unter „Freiburg “ auf das Dutt Portrait verlinken, hmm „Freiburg unter Dutt“ wäre besser. Könnt ihr das verbessern? Danke.
Und wo sind die alten Artikel (<1 Saison) hin? Alle weg?
MR 16. März 2012 um 18:59
So geschehen.
Welche alten Artikel meinst du? Soweit ichs überblicke sind alle da. https://spielverlagerung.de/page/49/ (Spielverlagerung gibt’s erst seit Juni. 🙂 )
Zahlen werden in den gifs demnächst drin sein, hab ich mir schon nach Baris Kommentar vorgenommen.
Zu den Rochaden, guter Einwand: Die Bewegungen in die Spitze fanden schon in recht klaren Linien statt bei Swansea, dass da jemand mal ganz positionsfremd vorne rein stieß kam kaum vor. Sinclair kam eigtl immer diagonal von links, Graham besetzte das Sturmzentrum recht konstant, die anderen drei kamen auch normalerweise ungefähr aus ihrer Hauptposition und sorgten nicht für großartige Überraschungsmomente.
Das war ohne Zweifel ein Faktor dafür, dass die Bemühungen in den Strafraum hinein meistens vorhersehbar waren (was nicht heißen muss, dass sie leicht zu verteidigen sind, wie beim Tor demonstriert). Ich hab den Eindruck, dass Rodgers da einem ziemlich Gaalschen Ansatz folgt und sich die Spieler eher innerhalb ihrer Räumen lösen sollen, anstatt sich die Freiheiten durch Rochaden zu holen. Das gelang gegen Citys gute Verteidiger nicht so sonderlich gut.
Hier waren Rochaden aber auch schwer anzubringen, da man vor der Abwehr nicht so viel Zeit hatte, weil das überspielte gegnerische Mittelfeld dann nachrückte. Diese Zeit braucht man optimalerweise, um solche Rochaden ordentlich timen zu können.
Dann kommt im allgemeinen dazu, dass Vorstöße aus tieferen Räumen eben diese Räume dann ja unbesetzt lassen, was Probleme bei der Spielkontrolle bereiten kann, oder auch im Gegenpressing. Das kann sich Swansea nicht unbedingt so leicht leisten.
Ich kann leider nichts dazu sagen, wie das gegen tiefer verteidigende Teams aussieht, dafür hab ich zu wenig gesehen von den Schwänen. Aber das Personal, das für die Offensivpositionen zur Verfügung steht, ist nicht so sonderlich polyvalent, soweit ich die Spieler kenne. Die Flügelspieler sind recht klassische Dribbler, die Stürmer sind schon vor allem dem Sturmzentrum zuzuordnen. Kann gut sein, dass das Faktoren sind. Darf man jedenfalls gespannt verfolgen.
Julia 16. März 2012 um 17:40
Ein Punkt der bisher ein wenig unterging ist in meinen Augen die ständige Rochade. Im Artikel war das Abkippen (zähle ich auch dazu, defensiv) angesprochen und das Rochieren des Mittelfelds (offensiv) erwähnt. Bei Freiburg unter Dutt war dies (zumindest in Liga 2) ein Pfeiler ihres Erfolgs. Wie ist es bei Swansea? Liegt hier ein Grund für die Offensivschwäche? Vielleicht wird die NM die offensive Rochade ja in Zukunft öfter betreiben.
Sonst bleibt nur auf die Tugenden (ekeliges Wort) Laufbereitschaft und Disziplin hinzuweisen und viel, viel Training.
Sonst sonst wieder mal super Artikel und ich sollte mir mal ein Swansea Spiel ansehen (wer schenkt mir das Himmels-Abo?). Länge gut, Graphiken und Pfeile auch.
Aber: in den Graphik-Wechsel-Dich .gifs wären Zahlen super. Dann erkennt man das erste Bild leichter.
James 15. März 2012 um 22:21
Es ist gut wenn kleine Mannschaften versuchen auf Ballbesitz zu spielen doch das kann auch nach hinten losgehen. Der SC Freiburg ist hier ein gutes Beispiel dafür. Anfangs kamen sie in der ersten Liga niht gut an, weil sie so viel Ballbesitz hatten. Hohe Niederlagen waren das Resultat (Bremen u. Leverkusen wenn ich es noch richtig im Kopf habe). Freiburg hatte auch gg. Dortmund mehr Ballbesitz sie haben dennoch hoch verloren.
Oft sind es die Konterteams die einfach effizienter mit ihren Chancen umgehen.Bsp. SC Freiburg (schon wieder :D). UNter Sorg auf Ballbesitz schwache Cancenverwertung, unter Dutt letztes Jahr effizient ohne viel Ballbesitz(vielleicht kommt es mir auch nur so vor).
Ich denke immer an den Basketballspruch: offense wins fans but defense wins championships. Denn Ausnahme Barcelona sind es selten die komplett auf Ballbesitz eingestellten Teams die etwas gewinnen( Arsenal).
MR 15. März 2012 um 23:30
Wie viele Teams spielen denn so auf Ballbesitz? Das sind ja ziemlich wenige. Barcelona ist dabei nicht die einzige „Ausnahme“: van Gaals FC Bayern, Spanische Nationalmannschaft, Villas-Boas‘ FC Porto. Die lange Jahre sehr erfolgreichen obwohl sehr unkonstanten Bremer könnte man vielleicht noch in eine ähnliche Schublade packen.
Viele negative Gegenbeispiele kommen mir nicht in den Sinn. Arsenal da zu nennen find ich auch völlig deplatziert, wenn man deren Transferausgaben neben die ihrer Konkurrenten legt – da hat Wenger im Prinzip jede Saison hohe Millionenbeiträge „heraustaktiert“, auch wenn es für ganz oben nicht reichte. Ohne das Ballbesitz-Spiel würden die garnicht für Titel in Frage kommen. Man sollte nicht mit Maßstäben messen, ohne sich klar zu sein, woher diese kommen.
„Defense wins championships“ – schon richtig, siehe mein Argument bzgl. der Konstanz von Topteams. Aber von 18-20 Ligateams haben doch normalerweise 10 bis 15 Teams garkeine Aussicht auf die Meisterschaft.
Wenn man sich nur die Negativbeispiele raussucht, verfälscht man sich den Eindruck. Dass ein spezieller Ansatz nicht in jedem Fall durchschlagend aufgehen kann, ist doch klar. Man müsste das wenn schon statistisch betrachten.
Die potentiell hohen Niederlagen (siehe Finks HSV, der aber trotzdem viel erfolgreicher ist als bei Oenning) habe ich ja begründet, aber die kann man vielleicht in Kauf nehmen. Und die bekommen ja auch Konterteams mal.
ich 15. März 2012 um 15:51
super analyse! habe sie mit spannung und großem interesse gelesen und bin begeistert. länge finde ich vollkommen ok.
mtoteaxmax 15. März 2012 um 13:06
Sehr guter Artikel: sehr detailreich und super Grafiken (davon mehr, bitte)
Das ballbesitzorientierte Spiel ist genau das was die „kleinen“ Vereine ausprobieren sollte: Wenn der Gegner den Ball nicht hat kann er kein Tor schießen –> Ballbesitz ist wichtig und da kleine Mannschaften nicht gewinnen müssen wie Bayern oder Barca müssen sie auch nicht unbedingt jedes Spiel ein Tor schießen, sprich dieses Kollektivsystem, die Einstellung und Diszipliniertheit sind der Schlüssel zum Erfolg und eine große Zukunft in diesem Sport ( wie bereits im Artikel erwähnt)
Kleine taktische Kniffe wie kippbare 6 und das Überladen einer Seite können dann auch durchaus ein Spiel entscheiden und somit das Team über das Saisonziel hinaustragen, dies braucht aber Zeit und dies dauert in den meisten Fällen einfach länger als eine Saison. Dadurch werden die Trainer einfach eingeschränkt, da sie unter Erfolgsdruck leiden.
Also mal schaun wie viele dieses System oder diese Art zu Spielen in die Tat umsetzen.
OlafMitender 15. März 2012 um 11:26
Sehr, sehr schöner Artikel. In einfachen Worten, mit anschaulichen Beispielen und ebenso anschaulichen Grafiken einen interessanten Sachverhalt erklärt. Sehr gut.
Ich würde mir allgemein mehr erläuternde Grafiken wünschen und wenn es nur nochmal die Aufstellung mit einer Hervorhebung ist. Oft werden recht komplizierte Wechselwirkungen zwischen gewissen Spielern oder Mannschaftsteilen beschrieben, eine Grafik daneben würde es einfacher machen, diese nachzuvollziehen.
Kurz unter der dritten Grafik schreibst du „Sinclair, der von rechts viel in die Spitze ging“. Meintest du vielleicht eher von links? Würde von Sinclairs Grundposition besser passen.
Andere Frage: Du sprichst das Problem an, das Mannschaften haben, die zwischen Ballzirkulation und schnellem Umschalten wechseln müssen. Dabei kam mir sofort die deutsche Nationalmannschaft in den Sinn. Ursprünglich (also seit Beginn der Ära Löw) sind wir ja ne Kontermannschaft, mit sehr vertikalem Spiel in die Spitzen. Meine, irgendwann gelesen zu haben, wie Löw sagte, man müsse jetzt langsam dazu übergehen, dass Deutschland auch das Spiel selber kontrollieren könne. Würde auf jeden Fall Sinn machen, da man ja, je favorisierter man wird, desto mehr das Spiel machen muss. Aber grade beim Spiel gegen Frankreich, fand ich, hat man noch (wieder?) zu langsam gespielt. Ich könnte mir vorstellen, dass man bei der NM im Training momentan wieder mehr Wert darauf legt, das Spiel zu kontrollieren. Könnte es deiner Meinung nach passieren (oder ist es überhaupt wahrscheinlich), dass Deutschland während der EM in diesem Punkt die richtige Balance fehlt? Dass man durch den Fokus auf Ballkontrolle das schnelle Umschalten „verlernt“, im Sinne von: es ist nicht mehr selbstverständlich präsent?
Noch ne andere Frage: Hast du 44² betrieben? Oder willst du das lieber nicht preisgeben? 😉
MR 15. März 2012 um 12:10
Danke für den Hinweis mit Sinclair, ist korrigiert. Passiert mir manchmal, dass ich beim Schreiben im Kopf die Formation wechsel, aus Manchester Sicht kam er ja von rechts. 🙂
Das potentielle Umschalt-Problem hab ich bei der NM noch nicht beobachtet. Ich glaube, durch die beiden Real-Spieler wird man das sehr gut lösen können, da Madrid denke ich in einer sehr ähnlichen Balance agiert wie Löw das machen will. So, dass ganz klar der Konter zuerst kommt und man das Spiel erst in die Breite zieht, wenn man vertikal geblockt ist. Özil ist gerade in dem Kontext ein super Spieler, weil er sehr locker zwischen Aufbau- und Direktspiel wechselt. Er ist ja stark genug, um auch gegen tiefe Abwehrreihen immernoch sehr vertikal zu spielen. Khedira ist ein schöner Gegenpart dazu, weil er eine ähnliche Anpassungsfähigkeit ohne Ball hat.
44² wird nicht von einem Menschen betrieben, hab ich gelesen.
OlafMitender 15. März 2012 um 12:38
Ah, guter Punkt! Ja, Özil und Khedira dürften solche etwaigen Probleme gut lösen können. Und aus der Abwehr heraus dürfte Hummels dafür zuständig sein, wenn er denn den Vorzug vor Mertesacker erhält. Badstuber nehm ich einfach mal als gesetzt an…
NOPR 15. März 2012 um 09:51
Supper analyse. Bischen zu lang aber über Fussball kann mann richtige Bücher schreiben, je detailerter so besser, so mehr kann man erfahren, wer sich für das Thema interessiert der wirdt das lesen.
Grafiken sind, aber für mich am aufschluss reichsten, da kann man visuel sehen was man meint. Nett würde ich finden, wenn mann mehr typische spiel ausschnitte sich ansehen könnte.
juwie 15. März 2012 um 00:43
Toller Artikel für den ich gern 20 Minuten das Zubettgehen verschoben habe.
Die Grafiken finde ich mit den Pfeilen auch sehr aussagekräftig, insbesondere um offensiv ausgerichtete AV zu charakterisieren.
Noch eine prinzipielle Anmerkung: Ich kann mir ein (Fan-)Leben ohne spielverlagerung.de gar nicht mehr vorstellen! 😉
BC1133 14. März 2012 um 23:49
also ich finde die Grafiken sehr gelungen. Wenn man erst den dazugehörigen Text liest und sich dann die passende Grafik anschaut, kann man das eigentlich ganz gut verstehen, trotz vieler Pfeile.
Was ich nicht verstehe, ist warum sich hier so Viele beschweren, dass die Texte zu lang wären. Hier wird nun mal ein relativ komplizierter Sachverhalt dargestellt (zumindest für mich als Laie) und das geht wohl kaum in 2,3 Absätzen. Gerade dann nicht wenn man sich von den sonstigen oberflächlichen Medien abgrenzen will. Macht einfach so weiter wie bisher. Ich finde es klasse 🙂
firedo 15. März 2012 um 08:35
„beschweren“ klingt so böse. ich fraue mich ja über interessante artikel. und bin immer froh, was neues lesen zu können.
Aber mit fehlt teilweise die Zeit und die Geduld;-) um solch lange Texte wirklich gründlich zu lesen.
MR 14. März 2012 um 22:27
Danke für den Kommentar. Kompaktheit gestaltete sich schwierig, da das ja im Grunde ein allgemeiner Artikel und eine Spielanalyse in einem ist. Wäre es bei so einem Umfang vielleicht wünschenswert, den Artikel in zwei oder drei Teilen zu veröffentlichen?
Und zu den Grafiken mal eine Frage. Findet ihr, dass die Formationen zu viele Pfeile haben? Ich nutze die ja mehr als meine Kollegen. Teilweise versuch ich damit auch den generellen Arbeitsbereich bzw. allgemein fluides Spiel zu verdeutlichen. Versteht man das (und nutzt das was) oder verwirren solche Konstruktionen mit 3, 4 Pfeilen auf einem Spieler eher?
Totaalvoetball 14. März 2012 um 23:35
Mir hat der Artikel sehr gut gefallen und ich konnte einen Eindruck davon gewinnen, wie Swansea Fußball spielt, ohne eines ihrer Spiele gesehen zu haben (was ich aber ganz sicher nachholen werde!).
Für mich sind die Pfeile eher hilfreich als verwirrend, sie erfüllen ihren Zweck.
getuerkt 14. März 2012 um 23:56
Super Analyse!
Zu deiner Frage: Ich finde die Pfeile alles andere als unübersichtlich, eigentlich eher das Gegenteil. Durch sie werden meiner Meinung nach die einzelnen Laufwege besser verdeutlicht, was zu einem besseren Verständnis des Textes führt.
Das Spiel habe ich zwar nicht gesehen, aber durch deine Beschreibung konnte ich mir den Verlauf des Spiels gut vorstellen. Ich hatte mich schon gefragt, wie dieses Ergebnis zu Stande kommen konnte, als ich davon erfahren habe.
Immer wieder eine Freude hier zu lesen.
laterookie58 15. März 2012 um 19:47
@MR: herzlichen Dank für analytischen Spielbericht. Ich schließe mich gerne meinen beiden Vorrednern an, daß Mehrfach- Pfeile an Spielern eher hilfreich sind, Spielabsicht und Systemabsicht nachzuvollziehen! Auch kann ich eine Teilung der Analyse in mehrere Stücke, zur angeblich besseren Lesbarkeit/ zum eventuell besseren Verständnis nicht befürworten. Entschuldigung für die Spitze: Kurzfassungen ohne greifende Details findet man in der Yellow- Press…
Ich bedauere nicht, daß ich meinen Grips fordern muß, damit ich ein beschriebenes Spiel hier bei Euch nachvollziehen kann– bitte nicht ändern! Danke.
Bari 16. März 2012 um 10:52
Super Artikel! Ich fand den Beitrag total lehrreich und sehr interessant.
Bei den Pfeilen habe ich überhaupt kein Problem, sondern ich finde sie sehr hilfreich.
Dafür finde ich die bewegten Animationen, wie zum Beispiel in dem Bild mit dem abkippenden Sechser, etwas verwirrend, und ich musste eine Weile drauf gucken, bis ich verstanden hab, was es mit zeigt – hauptsächlich weil so vieles sich bewegt und man die Punkte in jedem Standbild neu suchen muss, um zu sehen, was wohin sich bewegt hat (ein bisschen verwirrend formuliert.. sorry)
Vielleicht ist es möglich, doch dort einen Pfeil einzufügen? oder aber bewegte Animationen machen, wo die punkte sich quasi richtig bewegen (statt von Start auf Ende des Laufweges zu springen).
Vielleicht bin ich aber auch der Einzige, der damit Probleme hatte…
Bari 16. März 2012 um 10:55
Nachtrag: ich schaute gerade noch mal nach oben und finde, dass die Animation doch sehr verständlich ist. Komisch, ich dachte, vor ein paar Tagen, als ich drauf geschaut hab, dass es anders war, mit weniger Zwischenschritten… kann das sein?
Ansonsten… ignore me! 😀
MR 16. März 2012 um 12:30
Also ich hab an der Grafik nichts geändert. Womöglich hast du beim ersten Draufkucken den Anfang der Schleife nicht erwischt und das hat verwirrt?
Meistens mach ich bei Gifs noch ein „Panoramabild“ mit allen Einzelbildern, das man per Klick aufs animierte Bild aufrufen kann. (Hatte ich mir hier gespart, weils ja im wesentlichen nur drei bewegende Spieler sind.)
Danke für das Feedback an alle. Schön, dass die Idee hinter den ganzen Pfeilen offenbar funktioniert, und der Artikel gut ankommt.
Fraenz 19. März 2012 um 12:47
Vll kann man bei den Animationen anzeigen das wievielte Bild gerade gezeigt wird, damit man erkennt wann die Animation beginnt…
firedo 14. März 2012 um 22:26
Super. sehr interessant. und ich finde auch die vielen Graphiken prima. die erleichtern das verständnis.
aber trotzdem ist der artikel doch ganzschön lang. ein bisschen kompakter wäre schön.