Adventskalender, Türchen 17: Joel Matip

Joel Matips Karriere begann mit einem Paukenschlag: Wie viele Spieler der Bundesliga können von sich behaupten, bei ihrem Startelfdebüt mit nicht mal 20 Jahren ein Tor gegen den großen FC Bayern erzielt zu haben? Sein Weg zum Starspieler schien vorgeebnet. Schnell wurde er zum Stammspieler unter Magath. Die Boulevard-Medien der Nation hatten für ein paar Wochen tolle Schlagzeilen. 

Doch nach der anfänglichen Euphorie wurde es ein wenig ruhiger um ihn. In der Saison 2009/2010 zeigte sein Stern etwas nach unten: Er hatte zwar einige Einsätze, mal als Außenverteidiger, mal im defensiven Mittelfeld. Ein Stammplatz oder eine feste Rolle blieben ihm jedoch vergönnt. Erst in dieser Saison ist er richtig angekommen. Mittlerweile wird er von Trainer Stevens fest als Innenverteidiger eingesetzt und bildet dort mit seinem Partner Papadopoulos und „Terrier“ Jones vor ihm einen defensivstarken Block im Zentrum. Der kamerunische Nationalspieler wurde zu einer der Säulen der unter Stevens verbesserten Schalker Defensive.

Während oft Papadopoulos und Jones als die zweikampfstarken Ballgewinner im Schalker Zentrum angesehen werden, ist es doch der unauffällige Jungstar Matip, der die besten Werte vorzuweisen hat: Bei Ballgewinnen und erfolgreichen Tacklings ist er in der internen Schalker Rangliste die Nummer eins, zusammen mit dem Deutsch-Amerikaner Jones. Auch hat er den zweitbesten Schalker Zweikampfwert vorzuweisen (62% siegreich), nur Höwedes gewann einen höheren Prozentsatz seiner Duelle (67%).

Matips größter Vorteil gegenüber seinen Kollegen ist dabei sein verhältnismäßig sauberes Spiel. Er begeht wesentlich weniger Fouls als seine Kollegen, was mit seinem guten Stellungsspiel zusammenhängt. Seltener als die oft rüde agierenden Jones und Papadopoulos muss er zu gefährlichen Grätschen ansetzen. Das mag für die Zuschauer unspektakulär wirken, ist aber die wesentlich effektivere Spielweise. Er tritt wesentlich ruhiger und abgeklärter auf als seine Partner im Zentrum, die sich oft schon nach wenigen Minuten gelbbelastet zurückhalten müssen oder Freistöße in der eigenen Hälfte hergeben. So bekam er in den bisher 60 Partien seiner Karriere erst fünf gelbe Karten.

Nicht nur defensiv, auch offensiv werden seine Fähigkeiten gerne unterschätzt. Er verfügt über eine geschulte Technik und Genauigkeit im Passspiel. Bei ihm hat sich jedoch in den letzten Wochen ein seltsames Muster eingeschlichen: Oft sind es die brenzligen, engen Situationen, die er mit Bravour löst. Sobald er jedoch Zeit und Raum hat, begeht er zu viele einfache Fehler. So sind seine Pässe oftmals genauer, wenn er von mehreren Gegenspielern unter Druck gesetzt wird als wenn er frei das Spiel aufbauen kann. Diese Marotte wertet sein Talent jedoch keineswegs ab, im Gegenteil: Seine Fehler scheinen eher von mangelnder Konzentration denn von spielerischer Limitation zu rühren – etwas, das er mit mentaler Arbeit abstellen kann. Andersherum wäre das schwieriger.

Joel Matip ist keineswegs einer der großen Helden der Bundesliga. Sein unauffälliger, aber oft hocheffektiver Stil sorgen jedoch dafür, dass er an fast allen Spieltagen eine Stütze für seine Mannschaft ist. Das ist umso wichtiger, als dass er mit Jones und Papadopoulos zwei sehr hitzige Gemüter an seiner Seite hat. In diesem defensiven Trio ist Matip derzeit der heimliche Star.

ecazo 18. Dezember 2011 um 17:38

Sehr gut getroffen. Matip ist wirklich ein sehr unauffälliger Spieler, der jedoch viele Zweikämpfe souverän löst. Auf der 6er Position wirkt er jedoch deutlich unbeholfen und macht mehr Fehler

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Carlito 17. Dezember 2011 um 14:18

Sehr gute Einschätzung wie ich finde, die ich so auch unterschreibe.

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