Adventskalender, Türchen 16: Heiko Butscher

In diesem Artikel wird es  – anders als bei den vorherigen Portraits – weniger um die Spielweise des ausgewählten Spielers gehen, sondern vielmehr um sein Verhalten außerhalb des Platzes, das als Vorbild für viele Profi- und Amateurspieler taugen könnte und in der Öffentlichkeit leider viel zu wenig gewürdigt wird. 

Butschers Beispiel ist nur eins von vielen, in denen sich Leistungsträger klaglos auf der Bank niederließen ohne öffentlich einen Startplatz im kommenden Meisterschaftsspiel zu fordern oder mit ihrem Wechsel zu drohen. Wie so häufig sorgte eine Verletzung, in Butschers Fall waren es Achillessehnenschmerzen, für eine ungewollte Auszeit und den Verlust des Stammplatzes. Wie so viele Profis arbeitete sich auch der SC-Kapitän in der Reha zurück, ohne die wirkliche Ursache für seine Schmerzen zu kennen. In dieser Zeit litt , wie er selbst bestätigte, naturgemäß auch die Bindung zur Mannschaft: „Man hat durch die Reha andere Zeiten und Abläufe als der Rest der Mannschaft. Man sieht die Kollegen seltener als sonst – und man ist nicht so nahe am Team dran.“

Als Kapitän stellt eine solche längerfristige Abwesenheit im Training, vor allem aber in der Kabine, ein ernsthaftes Problem dar, weil man ganz einfach nicht mehr in dem gewohnten und erforderlichen Maße auf einzelne Spieler und die gesamte Mannschaft einwirken kann.

Nach Beendigung der Reha stieg Butscher wieder ins Mannschaftstraining ein, und konnte seinen Pflichten als Kapitän zumindest abseits der Bundesligaspiele wieder nachkommen. Sei es durch eine positive Einstellung im Training, Gespräche mit Spielern oder Beratungen mit dem Trainer: Butscher ließ sich nicht hängen, bewahrte Haltung und übte sein Amt aus wie zuvor, nur dass er nicht mehr auf dem Platz die Kommandos geben konnte. Ohne Verletzung wäre er vielleicht nie in diese Lage geraten, aber anstatt nach einer schmerzfreien Woche auf einen Startelfeinsatz zu pochen, trainierte Butscher beinahe fünf Wochen ohne körperliche oder öffentliche Beschwerden – sieht man einmal von einer zweitägigen Auszeit wegen eines Nasenbeinbruchs ab –  und wartete geduldig auf seine Chance.

Diese sollte er schließlich bekommen, als er am 13. Spieltag gegen Hertha BSC erstmals seit dem zweiten Spieltag wieder in der Startelf stand. Der Weg Butschers taugt gerade deswegen als Vorbild für das Verhalten innerhalb einer Mannschaft, weil der ruhige, hartnäckige Arbeiter letzten Endes belohnt wurde. Seit dem Spiel gegen die Hertha gehörte der Kapitän auch in den folgenden drei Partien zur Stammformation.

Heiko Butschers Verhalten grenzt sich damit wohltuend von dem vieler anderer Profis ab, die sich öffentlich über „mangelnde Wertschätzung“ beklagen und ihren Anspruch auf einen Stammplatz mit bereits erbrachten Leistungen begründen, anstatt sich im Training aufzudrängen und dem Trainer klarzumachen, zu welchen Leistungen sie in der Zukunft noch fähig sein werden und wie wichtig sie für den mannschaftlichen Erfolg sind. Leider werden immer nur die „lauten“ Vertreter in der Öffentlichkeit thematisiert, sodass man einen gänzlich falschen Eindruck vom zwischenmenschlichen Umgang in Fußballmannschaften bekommt, welcher durchaus auch auf den Amateur- und Jugendfußball abfärbt, da sich vor allem viele junge Spieler stark an den Profifußballern orientieren und die durch die Medien transportierten Verhaltensweisen auf ihre Situation übertragen.

judoudo 21. Dezember 2011 um 00:23

krass, der muss gehen!

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datschge 16. Dezember 2011 um 23:41

Schöne Wahl.

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James 16. Dezember 2011 um 13:56

gutes Portrait…
vor ein 2-3 Jahren hätte man auch ein normales Fenster machen können. Damals war er auf seinem Zenit und ich denke, dass er damals sehr unterschätzt als Spieler wurde. Denn er brachte auf LV oder IV immer Topleistungen und wie wichtig er als Käpitän ist steht außer Frage.

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judoudo 16. Dezember 2011 um 11:41

Super! Genau so ist bei Gladbach Roel Brouwers (ok, kein Kapitätn aber der Spieler, der am drittlängsten im Kader ist oder so) und genau deswegen habe ich auf meinem neuen Trikot auch seinen namen stehen!

Und wenn er reinkommt bringt er super Leistungen! Top-Typ!

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