Fortuna Düsseldorf – SpVgg Greuther Fürth 2:1

Im Montagabend-Spitzenspiel spielten Fortuna Düsseldorf und die Spielvereinigung Greuther Fürth den Tabellenführer der 2. Bundesliga aus. Die auswärts noch ungeschlagenen Fürther konnten mit einem Sieg von Platz 4 auf die Spitzenposition vorrücken, bei allen anderen Ergebnissen würde Düsseldorf diesen Schritt tun. Nach einer dominanten ersten Halbzeit mit zwei Toren für Düsseldorf schaffte Fürth nur noch den Anschlusstreffer und musste sich 2:1 geschlagen geben.

Startformationen

Die Fortuna musste aufgrund einer Gelbsperre auf Sascha Rösler verzichte. Für den Stürmer rückte Ken Ilsø ins Team, der hinter Maximilian Beister im Sturm spielte; Thomas Bröker spielte auf dem rechten Flügel. Ansonsten bot Norbert Meier die gleichen Spieler wie gegen Union Berlin auf. Meiers Gegenüber Michael Büskens setzte ebenfalls auf ein 4-4-2 und änderte seine Formation im Vergleich zum letzten Ligaspiel gegen den FSV Frankfurt nicht.

Ausrichtungen im ersten Durchgang

Beide Teams spielen einen Spielstil, bei dem das Feld schnell mit vertikalen Pässen und Dribblings überbrückt wird. Fürth hielt sich zurück und überließ Düsseldorf den Ball in deren Spielhälfte. Die Hausherren bauten das Spiel mit Pässen auf Ilsø und Fink auf. Besonders die linke Seite war in der Anfangsphase Ausgangspunkt für die Angriffe der Fortuna. Dorthin verschob sich auch Beister gerne, um sich für lange Pässe aus der Abwehr anzubieten. Aber auch Bröker sorgte mit der Zeit auf rechts für Gefahr.

Auch Greuther Fürth bevorzugte den vertikalen Pass, dafür ließen sich Occean und Nöthe als Anspielstationen ins Mittelfeld fallen und versuchten, dann Bälle auf nachrückende Mitspieler abzulegen.

In Phasen gegnerischen Ballbesitzes unterschieden sich beide Mannschaften. Düsseldorf störte früher, wenn auch kein extremes Pressing gespielt wurde. Die Gäste griffen dagegen oft erst in der eigenen Spielhälfte an und überließen der Fortuna damit weite Teile des Feldes. Die räumliche Spielverteilung wird auch in den Statistiken deutlich. Fortuna foulte bis zur Pause nur in der gegnerischen Hälfte, spielte seine Pässe viel durch die eigene Abwehr und auf die Flügel und ließ Fürth nie lange vor das eigene Tor kommen. Auffällig war aber das Loch im Passspiel der Fortuna im Zentrum der gegnerischen Hälfte; Ilsø kahm bei den Angriffen über Außen nicht zur Entfaltung und konnte keine Impulse aus der Mitte geben.

Problematisch war für die Spielvereinigung in der ersten Halbzeit, dass sie keinen Zugriff auf die Gegenspieler bekam. Düsseldorf war wacher in den Zweikämpfen (52.2% gewonnene Zweikämpfe); selbst Lukimya machte tief in der gegnerischen Hälfte Druck auf Gegenspieler, wenn es nötig war.

Fürth schwächelt bei Einwürfen

War das Spiel in der ersten Viertelstunde noch von einem Tor zum anderen gegangen und, trotz Düsseldorfer Überlegenheit, offen gewesen, änderte sich dies nach der Führung durch Oliver Fink (18.). Nach einem Einwurf von rechts dribbelte sich Beister an der Strafraumkante ins Zentrum und zwang Grün zu einer Parade. Den Nachschuss verwertete dann Fink. Danach dominierte Düsseldorf und ließ sich viel Zeit im Aufbau.

Das 2:0 erzielte Langeneke per Foulelfmeter in der 39. Minute. Fürth muss sich hier wieder ärgern, dass Düsseldorf mit einem Einwurf direkt in den Strafraum vordrang und den Zweikampf suchen konnte.

Fortuna spielte mit der Führung noch geduldiger, zum Teil aufreizend zwischen Torwart und Innenverteidigung hin und her, weil Fürth zwar etwas früher attackierte, sich aber nicht zu sehr locken lassen wollte. Düsseldorf griff in dieser Phase auch gerne zum langen Ball, was zwar nicht besonders effektiv war, aber zumindest verhinderte, dass die Gäste selbst einen Rhythmus im Aufbau fanden. Diese blieben nach dem ersten Tor nicht chancenlos und hätte durch Freistöße und ein paar schnelle Vorstöße auch zum Ausgleich kommen können.

Nach der Pause ein anderes Greuther Fürth

Die Statistiken (über 90 Minuten) zeigen Fürth in den meisten Belangen überlegen. Mehr Torschüsse, mehr Flanken, mehr Ballkontakte, mehr intensive Läufe, mehr Pässe und weniger Fehlpässe stehen für die Gäste auf dem Papier. Zustande kam diese Überlegenheit (mit gewissen Ausnahmen, wie den bereits angesprochenen Zweikampfwerten) durch zwei unterschiedliche Halbzeiten. Denn nach der Pause zog sich Düsseldorf immer weiter zurück und Greuther Fürth drängte auf den Anschlusstreffer und den Ausgleich.

Zunächst nahm Büskens Nöthe vom Platz und brachte Schahin zu Begin der zweiten Hälfte. Zusätzlich hatte der Trainer seinen Jungs wohl klar gemacht, dass sie ihre Arbeit aggressiver verrichten mussten und nicht mehr nur auf Kontergelegenheiten warten konnten, denn Düsseldorf würde mit Fortschreiten des Spiels immer weniger riskieren. Diese Aggressivität machte sich bei den Verwarnungen bemerkbar; von den neun Gelben Karten an beide Mannschaften wurde nur eine vor der Pause vergeben und alle drei Karten für Düsseldorf kassierten sie in den acht Minuten nach dem Fürther Anschlusstreffer.

Meier veränderte die Marschrichtung nicht und ließ sein Team weiter Druck machen. Nach zehn Minuten wurde aber deutlich, dass Düsseldorf stärker gefordert wurde als noch im ersten Durchgang und die Außenverteidiger seltener in Angriffe mit einbezog. Das führte zu einer 4-2-4 Verteilung der Spieler auf dem Feld.

In der ersten Halbzeit starteten viele Sprints der Fortuna Spieler im Mittelfeld und gingen Richtung Fürther Strafraum, im zweiten Durchgang waren die Sprintwege oft diagonal und in der Verteidigung musste mehr gerannt werden.

In der 63. Minute erzielte Prib das 1:2 für Fürth nach Flanke von Schmidtgal. Schiedsrichter Peter Gagelmann hatte nach einem Foul auf Vorteil für Fürth entschieden und den Angriff nicht unterbrochen.

Die Spielvereinigung Greuther Fürth hatte es geschafft, das Spielgeschehen in die Düsseldorfer Hälfte zu verlagern. Zweikämpfe wurden im ersten Durchgang vor allem auf dem linken Fürther Flügel und oft im Fürther Strafraum geführt. Nach der Pause konnte Düsseldorf vom Strafraum fern gehalten werden. Im zweiten Durchgang drehte sich auch das Bild bei den Fouls: Im Raum 30 Meter vor dem eigenen Tor foulten die Gäste nicht mehr.

Auch die Sprints von Fürth waren gleichmäßiger auf dem Feld verteilt, gingen direkter Richtung Tor und weniger auf den linken Flügel, gleichzeitig wurde Fortuna immer öfter in Sprints in Richtung des eigenen Tores gezwungen. Entsprechend verlagerten sich die Pässe im zweiten Durchgang in die Düsseldorfer Hälfte, die Fortuna beschränkte sich auf Konter.

Fazit

Fortuna Düsseldorf gewinnt im Spitzenspiel gegen Greuther Fürth aufgrund einer dominanten ersten Halbzeit, in der die Spielvereinigung zu passiv in der Verteidigung agierte. Der Rückstand zur Pause fiel vielleicht etwas zu hoch aus, dies muss sich Fürth aber selber zuschreiben, weil beide Tore nach Einwürfen kassiert wurden. Im zweiten Durchgang zeigten die Gäste aber, dass sie Düsseldorf mit einer besseren ersten Halbzeit hätten schlagen können.


juwie 30. November 2011 um 23:39

Vielen Dank für die Analyse.

Mir gefällt vor allem auch der Einsatz der Analyseinstrumente von bundesliga.de: Schon eindrucksvoll zu sehen, wie das Spiel an Ilsö vorbeigelaufen ist. Eine nette Bestätigung des Eindrucks.

Was mich allerdings wundert: Beister fand ich schon recht stark, aber an den Daten sieht man das eher nicht, oder?

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HW 1. Dezember 2011 um 09:24

Doch, was Zweikämpfe und Sprints betrifft war Beister sehr aktiv.
Man sollte aber nie vergessen, dass ein Stürmer nicht immer die besten Quoten in den Statistiken hat. Sie müssen viel Risiko gehen, verlieren daher Zweikämpfe. Aber es zahlt sich aus wenn sie die wichtigen Zweikämpfe gewinnen und Tore machen.
Man erkennt aber auch, dass er gerade in der ersten Hälfte öfter Außen gespielt hat, was nach der Pause nachließ. Düsseldorf wurde dann auch passiver und durch die Taktik des schnellen vertikalen Spiels und der Konter hat er wenig Pässe gespielt, aber dafür viel gedribbelt, bzw. musste bei Kontern sprinten. Mit einem dieser Dribblings hat er ein Tor eingeleitet.

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juwie 2. Dezember 2011 um 00:28

Danke für die Aufklärung! Sehe schon, auch die Statistiken muss man doch erstmal lesen lernen.

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HW 2. Dezember 2011 um 09:50

@juwie

Glaube keiner Statistik, die du nicht selber gefälscht hast.

Man muss, um Schlüsse aus einer Statistik zu ziehen, sich mit der Materie auskennen. Und man sollte die Grenzen einer Statistik kennen.
Die Bedeutung einzelner Szenen auf dem Feld lässt sich nicht abbilden.
Trotzdem sind sie hilfreich, gerade bei der Analyse des Stils. Und z. B. nicht nur zu wissen wieviele Zweikämpfe gewonnen wurden, sondern auch wo auf dem Feld (ebenso: Pässe, Sprints usw.), stellt eine enorme Verbesserung der Spielanalyse dar. Natürlich reicht das nicht um einem Spieler beizubringen in welcher Situation sich ein Sprint lohnt oder wie man den Ball erobert. Dafür muss man Spielsituationen im Training nachbilden.

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großer Nagus 29. November 2011 um 20:42

Gute Analyse und einige Dinge die ich so gar nicht gesehen habe. Gerade das die Fürther bei Einwürfen schlecht reagiert haben, fällt mir erst bei deiner Nachbetrachtung ein.
Aber ein paar Dinge die ich noch anmerken wollte: Das Angriffsspiel der Fürther in der zweiten Halbzeit war so unglaublich unkreativ. Ich denke das fast jeder Ball zunächst auf die Außen gespielt wurde und von hier an dann weiter. Es wurde fast kein Ball durch die Mitte gespielt oder ein Dribbling in die Mitte gezogen. Das Tor viel dementsprechend auch über eine Flanke, die in der Entstehung so nie hätte geschlagen werden dürfen.

Zudem muss man in meinen Augen auch einfach mal auf das grob Assige Spiel von beiden Mannschafften eingehen. Ich habe die Fouls nicht gezählt, aber in der Analyse wird schon klar was dort passiert ist. Jeder mögliche schnelle Spielaufbau sowohl von Düdo als auch von Fürth wurde direkt mit nem taktischen Foul quitiert. Das hatte in meinen Augen gar nichts mehr mit Fussi zu tun und leider hat Gagelmann auch nichts unternommen um diesen Antifussball zu unterbinden.

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HW 30. November 2011 um 09:03

Es stimmt, Fürth versuchte sehr viel über Flanken (fast nur über die linke Seite). Düsseldorf gab auch mehr Torschüsse aus dem Strafraum ab (7), dazu ein Fernschuss. Fürth kam zu 4 Kopfbällen und 3 Schüssen aus dem Strafraum, dazu 3 von außerhalb.

Gefoult wurde auch viel, 36:18 für Fürth. Das ist schon recht viel.

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