FC Kopenhagen – Hannover 96 1:2

Gesternabend festigte Hannover 96 mit einem Auswärtssieg in Kopenhagen den zweiten Platz in der Gruppe B in der Europa League. In einem stimmungsvollen Stadion lieferten sich beide Teams eine umkämpfte Partie, in der Mirko Slomkas Team als verdiente Sieger vom Platz ging.

Startformationen

Formationen

Slomka setzte, im Vergleich zum Hinspiel, Steve Cherundolo auf die Bank; Sofian Chahed rückte rechts in die Abwehr. Didier Ya Konan fand sich ebenfalls auf der Bank wieder, für ihn spielte Lars Stindl auf der rechten Seite und Manuel Schmiedebach ging ins zentrale Mittelfeld. Mit Ausnahme von Cherundolo setzte Slomka also auf die Elf, die die Bayern besiegt hatte.

Kopenhagens Trainer Roland Nilsson stellte sein Team, verglichen mit dem Unentschieden in Hannover, auf mehreren Positionen um. Pierre Bengtsson wurde durch Bryan Oviedo ersetzt, im Mittelfeld wurde die Position von Thomas Delaney gestrichen, er hätte eh wegen eines Muskelfaserrisses gefehlt, und Claudemir durch Thomas Kristensen ersetzt. Im Angriff konnte sich Dame N’Doye über einen Sturmpartner, César Santin, freuen. Damit änderte sich die taktische Grundausrichtung von einem 4-5-1 in ein 4-4-2.

Wenige Torchancen in Halbzeit 1

Kopenhagen begann druckvoll, ihre Verteidigung war darauf ausgerichtet die Abstände zwischen den Mannschaftsteilen gering zu halten. Das führte zu einer hohen Abwehrlinie beim Pressing der Stürmer, aber auch einem gemeinschaftlichen zurückziehen der Mannschaft, wenn tiefer verteidigt wurde.

Hannover agiert ähnlich und so ergab sich eine umkämpfte Partie, in der beide Teams versuchen den Raum eng zu machen und dann schnell nach vorne zu spielen. Kopenhagen suchte vor allem N’Doye als Targetman und Santin, der sich viel in die Breite bewegte. 96 versuchte den Ball eher flach zu halten und griff viel über die linke Seite an. Dort agierte in der ersten Halbzeit Schlaudraff, um mit Schulz und Pander gegen Thomsen Druck aufzubauen.

Die Partie beruhigte sich nach etwa einer Viertelstunde. Torchancen waren im ersten Durchgang aber Mangelware. Hannovers Innenverteidigung zeigte sich sehr Zweikampfstark (Pogatetz griff im ganzen Spiel allerdings auch viermal zum Foulspiel) und die Kopenhagener stellten Hannovers Angreifer immer wieder ins Abseits (siebenmal in der ganzen Partie). Die mit sehr ähnlichen Ausrichtungen auftretenden Kontrahenten rieben sich in Zweikämpfen auf und es dauerte bis zur 21. Minute eher Pinto einen Schuss abgab, der aber weit am Tor vorbei ging. Es folgten ein paar Strafraumszenen nach Eckbällen von Hannover, die aber geklärt wurden, und wiederholt Angriffe über die linke Seite.

Nach einer halben Stunde ging das Spiel hin und her. N’Doye hatte in der 29. Minute einen Flachschuss abgegeben. Und in der 31. Minute faustete Zieler eine Flanke von Thomsen direkt vor die Füße von Santin, der den Ball aber nicht so schnell verarbeiten konnte. Im Gegenzug musste Wiland vor Schmiedebach klären und ein paar Minuten später schoss Oviedo noch von links am Tor vorbei. Stindl agierte in dieser Phase zentraler und Chahed sorgte für Breite auf dem rechen Flügel. Ein langer Pass von Pinto auf Abdellaoue sorgte für die vielversprechendste Möglichkeit im ersten Durchgang. Abdellaoue setzte sich im Laufduell mit Ottesen durch und konnte von der Torauslinie auf Stindl flanken, der aus vollem Lauf aber am Tor vorbei köpfte.

Halbzeit 2

Wo die Musik spielt bei Hannover kann man in der Regel an Jan Schlaudraffs Aktionsradius festmachen. In der ersten Hälfte, bis auf ein paar Ausnahmen links unterwegs gewesen, agierte er jetzt häufiger rechts und schon liefen noch mehr Angriffe über diese Seite.

Slomka hatte Rausch für Pander gebracht sah sich aber in den ersten Minuten einer aufdrehenden Kopenhagener Mannschaft gegenüber. Kopenhagen versuchte über Santin, N’Doye und Diouf Konter zu fahren und zwang Hannovers Abwehr in Zweikämpfe. Die stellte sich aber geschickt genug an, um keine Freistöße zu kassieren.

Abdellaoue verpasste nach einem guten Spielzug über die Rechte Seite eine Hereingabe von Schmiedebach (51.). In der 54. Minute verfehlte Stindl bei einem Freistoß das Tor nur knapp, gleiches passierte ihm sieben Minuten später bei einem Angriff noch einmal. Die Führung für 96 wäre mittlerweile verdient gewesen, sie beherrschten das Spiel und hatten sich immer mehr Torchancen herausgespielt.

Trotz der Überlegenheit kassierte Hannover aber das Gegentor in der 66. Minute. Diouf hatte Chahed umlaufen und einen Eckball erkämpft. Dieser konnte vorne am Fünfmeterraum nicht richtig geklärt werden und landete vor den Füßen von N’Doye, der frei abschließen konnte. Das Schicksal von 96, in der Europa League weniger zu erreichen als möglich wäre, schien sich zu wiederholen.

Aber schon fünf Minuten nach dem 1:0 konnte Schlaudraff eine Flanke von Chahed zum Ausgleich verwandeln. Kopenhagen wollte das Spiel mit der Führung beruhigen und hatte dabei Hannover zu viel Platz gelassen. Ein Pass von Schmiedebach auf Abdellaoue leitete den Spielzug ein. Der Stürmer gab den Ball gleich an Stindl weiter, der von Chahed überlaufen wurde. Das alles passierte ohne nennenswerten Druck auf einen Hannoveraner Spieler. Die Flanke segelte Richtung Abdelloue, mittlerweile im Strafraum, doch der kam nicht richtig dran und Schlaudraff konnte den Ball direkt nehmen.

Hannover behielt den Druck aufrecht und Schmiedebach war mit einem Schuss an die Latte nahe an der Führung. Die erzielte Stindl in der 74. Minute mit einem Traumtor. Ein abgefangener Konter der Kopenhagener wurde von Chahed zu einem langen Pass auf Stindl genutzt. Der legte sich den Ball mit der ersten Berührung vom rechten auf den linken Fuß, spielt dadurch nebenbei den Verteidiger aus, und schoss dann mit dem linken Fuß volley ins kurze obere Eck.

Mit dem Tor war das Spiel noch nicht vorbei. Stindl hätte fast auf 3:1 erhöht und Schlaudraff hatte, nach einem kurz ausgeführten Freistoß auf der rechten Seite, ebenfalls die Chance das Spiel zu entscheiden. Zieler musste noch bei zwei Freistössen aus 30 Metern zupacken, ehe das Spiel vorbei war.

Fazit

Mirko Slomkas Mannschaft verdient sich einen Sieg beim dänischen Meister FC Kopenhagen und liegt jetzt, punktgleich mit Lüttich, auf dem zweiten Platz der Gruppe B. 4 Punkte Vorsprung vor den Kopenhagenern sollten genügen um in den nächsten beiden Partien die Qualifikation für die KO-Phase zu sichern.

Zwei ähnlich eingestellte Mannschaften zeigten eine packende Partie, die Hannover 96 verdient gewinnen konnte, weil sie mehr Spielanteile besaßen und mehr für die Offensive taten (13 zu 7 Torschüsse, 6 zu 2 Eckbälle, öfter im Abseits gestanden) als der Gegner. Besonders gut präsentierte sich Stindl, der in der zweiten Halbzeit regelmäßig den Abschluss suchte und sich mit seinem Tor selbst belohnte.

Statistiken von de.uefa.com

Doerk 5. November 2011 um 04:45

Der vorliegende Beitrag ist eigentlich keine taktische Analyse, sondern ein Spielbericht.

Heisst das, das Taktik für den Ausgang des Spiels keine Rolle spielte?

Hannover war Kopenhagen, was die technische Qualität der Spieler im Mittelfedl anbetrifft wie Stindl, Schmiedebach, Schlaudraff, deutlich überlegen.

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LJ 5. November 2011 um 09:30

Ja. Mir schien, dass Kopenhagen in der 1. Halbzeit insbesondere gegen die linke Offensivseite der Roten früh gepresst hat. Nach meiner Erinnerung hat sich auch Schlaudraff dort viel bewegt. In der 2. Halbzeit hat sich das Spiel der Roten mehr nach rechts verlagert und fand dort mehr Raum, während Schlaudraff sich mehr in den Räumen bewegte; kann mich da auch irren…

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HW 5. November 2011 um 15:55

Stimmt, ist eher ein Spielbericht geworden.
Hannover war im Mittelfeld technisch überlegen. Taktisch waren sich beide Teams von der Grundausrichtung sehr ähnlich. Die Aufteilung zwischen Pinto und Schmiedebach war auch deutlicher zu erkennen als bei den Kopenhagener 6ern. Die agierten hauptsächlich mit ihren Stürmern und den beiden Außen.
Dazu schaltete sich Schlaudraff mehr auf den Flügeln mit ein. Santin hatte mit der Zeit immer weniger Einfluss und suchte auch nicht das Mittelfeld um mehr eingebunden zu werden.
Ich sollte 96 in der Europa League mal an jemand anderen abgeben, um nicht Betriebsblind zu werden.

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LJ 4. November 2011 um 14:13

Kleine Korrektur: Cherundolo saß auf der Bank. Keine Sperre für ihn in der EL.

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HW 4. November 2011 um 14:22

Hmm, ich dachte er hätte im letzten EL Spiel die Verwarnung kassiert. Aber du hast recht.
Dann war Slomka nicht gezwungen ihn zu ersetzten, sondern hat genau das richtige gemacht. Chahed hat immerhin beide Tore vorbereitet.

Danke für den Hinweis.

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