Tottenham – Rubin Kazan 1:0

Tottenham traf auch Rubin Kazan – die Hausherren traten mit vielen Ersatzspielern (Gomes, Danny Rose, Bassoung, Sandro, Giovani und Nachwuchsspieler Thomas Carroll kamen bspw. zum Einsatz) gegen einen konterstarken Gegner an.

Anfangsphase

Zu Beginn des Spiels bekam man dann auch genau das zu sehen, was die Startformationen angedeutet hatten: Mit zwei offensiven und angriffslustigen Teams, die auf der einen Seite den Gegner früh störten, auf der anderen Seiten schnell nach vorne spielen wollten, ergaben sich zwangsläufig Räume, aber auch Fehler – vor allem die Spurs wirkten natürlich reichlich wenig abgestimmt. Torchancen kamen in diesem Hin und Her allerdings nicht zustande.

Die Gastgeber waren die etwas bessere und aktivere Mannschaft, doch mit der Zeit hatten die Gäste die besseren Torgelegenheiten. Großen Anteil an dieser Tatsache, die allerdings den Zug des Spiels etwas herausnahm, hatte das System Tottenhams.

Tottenhams Angriffsorganisation

Grundsätzlich orientierte sich Spurs-Trainer Redknapp auch mit diesem veränderten Personal an der üblichen Ausrichtung, mit welcher man zuletzt beispielsweise Arsenal besiegt hatte. Sandro verteilte die Bälle von hinten heraus und wurde dabei von den Innenverteidigern unterstützt, sein Nebenmann Carroll spielte eine ähnliche Rolle wie Superstar Modric – er rückte mit auf und versuchte vornehmlich von halblinks das Spiel zu machen, wenn er auch dem Spiel nicht endgültig seinen Stempel aufdrücken konnte.

Dies tat die Fluidität bei den Hausherren aber, denn vorne im Sturm zeigten sich Defoe und Pavlyuchenko sehr beweglich, wichen nach hinten aus oder rochierten auf die Flügel, was mit weiterem Spielverlauf immer häufiger und besser funktionierte. Auf der linken Seite agierte der junge und talentierte Giovani, welcher allerdings eine sehr interessante Rolle inne hatte – er rückte weit mit ins Zentrum ein oder ließ sich im Aufbau weit nach hinten fallen. Während ersterer Punkt gut zu den Bewegungen Carrolls passte, hatten beide Aspekte allerdings eine ganz entscheidende Wirkung – Linksverteidiger Rose musste weit aufrücken.

Während Walker auf der anderen Seite tiefer stand, selbst im Aufbau (mit Diagonalbällen) half und dann später aufrückte, um zu hinterlaufen, stand Rose konstant und deutlich höher, denn er musste entweder die komplette Flanke fast schon alleine beackern oder so weit aufrücken, dass Giovani auf der nominellen Position des Linksverteidigers genug Platz und Raum hatte.

Mit ihrer fluiden Ausrichtung konnten die Spurs zwar nicht unbedingt viele Chancen kreieren, doch in den entscheidenden Momenten gelang die erhoffte Überzahlbildung an einer bestimmten Stelle und man konnte durchbrechen – sehr ähnlich dem Spiel gegen Arsenal. Besonderen Beitrag hatte die sich immer weiter mehrende Bewegung der Stürmer, mit denen man auch (Sandros) Vertikalpässe effektiver nutzen konnte, und so war es kein Zufall, dass man durch die Mitte brach und einen Freistoß herausholte, den Pavlyuchenko fulminant versenkte (34.).

Tottenhams Außenverteidiger und Rubins Flügelspiel

Dass man durch die Mitte brach, war noch durch einen weiteren Aspekt bedingt, welcher ursprünglich durch die Außenverteidiger Tottenhams ausgelöst wurde. Weil nämlich diese so sehr offensiv standen, setzte Rubin stark auf schnelle Konter durch die sehr frei gelassenen Räume auf Außen. Das kam ihnen sehr entgegen, hatte man mit Gökdeniz und Kasaev doch zwei schnelle und schnell umschaltende Flügel. Ihr Trainer hatte durch die Aufstellung Valdez´, welcher ebenso immer auf die Außen rochierte, dieses noch befeuert.

In dieser prekären Situation zockten beide Trainer. Nicht nur Redknapp, der das Konterrisiko einging, sondern auch Berdeyev, der seinen beiden Außen nicht zu viel Defensivarbeit aufbürden wollte, um ihre Gefahr vorne voll ausnutzen zu können. Die zusätzliche Arbeit war für Noboa und Natcho nicht zu stemmen – wenn sie den Außenverteidigern helfen mussten, ließen sie im Zentrum Lücken, und weil Tottenham konstante Breite hatte, öffneten diese sich sowieso verstärkt.

Im eigenen Angriffsspiel war man aber sehr viel ideenreicher als bloßes schnelles Kontern über die Außenbahnen. Stattdessen war eine sehr bedachte Strategie bei den Gästen zu erkennen, welche nach einem nach außen gespielten Ball häufig den Angriff scheinbar abbrachen (auch weil die Spurs-Verteidiger mit der Gefahr immer besser zurechtkamen), ihn aber gegen die Laufrichtung des zurück eilenden gegnerischen Blocks auf Noboa legte, welcher schnell auf die andere Flanke verlagerte, wo es dann im letzten Drittel viel Raum gab, weil Tottenham sich in ihrem Verschiebemechanismus nicht auf diesen Bereich konzentrieren konnte.

Zweite Halbzeit

Am Ende des Spiels hatten die Gäste 13 Abschlussversuche auf dem Konter im Vergleich zu 8 auf Seiten der Hausherren, aber es gelang ihnen kein Treffer mehr. Meistens kam man nur zu Halbchancen – Tottenham ist defensiv sicher, Rubin nicht unbedingt das Team, welches auf kreativen und proaktiven Fußball ausgelegt ist. Weiterhin brachte die Heimmannschaft mit Modric und Assou-Ekotto Stammspieler ins Spiel, welche für Sicherheit sorgten. Rubins Versuche waren ehrenwert, doch sie waren zu stark auf das Flügelspiel angewiesen – Ryazantsev in der Mitte war zwar beweglich, hatte einige gute Ideen und war mit seinen Laufwegen der gefährlichste beim Abschluss, wirkte andererseits aber etwas fahrig, unkoordiniert und hatte einige technische Probleme – und so fehlte es trotz 55 % Ballbesitz letztlich am Killer-Instikt – Martins stach diesmal nicht, Gökdeniz wurde konsequent gedoppelt, während Lennon und Giovani die Seiten tauschten und Rose so defensiver agieren konnte.

Fazit

Ein durchschnittliches und knappes Spiel – letztlich war der Sieg ein wenig schmeichelhaft für die Hausherren. Wer bei diesen Namen auf ein echtes Topspiel oder Fußballfest gewartet hatte, musste etwas enttäuscht sein.

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