Arsenal – Bolton Wanderers 3:0

Nach der bitteren Niederlage in Blackburn stand Arsenal vor dem Heimspiel gegen die Bolton Wanderers schon gehörig unter Druck. Aufgrund einer guten Leistung konnte man mit einem Sieg die Stimmung im Verein wieder deutlich anheben.

Arsene Wenger startete mit zwei neuen Spielern in die Partie, Walcott war wieder für Arshavin dabei, während Gibbs anstelle von André Santos auflief. Auf der Gegenseite distanzierte sich Coach Owen Coyle doch recht deutlich von der Stammelf der letzten Wochen: Cahill musste durch Wheater ersetzt werden, Eagles bekam wieder den Vorzug vor Tuncay, während im Sturm weder Klasnic noch Kevin Davies agierten, sondern N´Gog einzige Spitze war, da man mit drei zentralen Mittelfeldspielern – Reo-Coker, Pratley und Muamba – agierte.

Dennoch schafften sie es nicht, eines ihrer Kernprobleme – den zu großen Raum zwischen den Linien – zu beheben. So konnte Arsenal aus seiner Dominanz häufig schnell und vertikal den Ball nach vorne bringen und Platz für seine Angriffe finden.

Bolton lässt zu viele Räume

Das Sturmtrio war erneut sehr beweglich und rochierte viel, wobei man häufiger als sonst näher beeinander agierte, um unter sich kombinieren und Überzahl schaffen zu können. So unterstützte van Persie auf den Seiten, während Walcott eben jene wechselte und besonders Gervinho eine sehr freie Rolle einnahm. Immer wieder tauchte er exakt in jenem offenen Raum in der Mitte auf, bekam den Ball und konnte auf die Verteidigungsreihe zulaufen.

Der Grund, warum Bolton trotz eines zusätzlichen Mittelfeldspielers diese Räume ließ, lag zum einen in ihrer spezifischen Spielstrategie, zum anderen an ihrem üblichen Spielstil. Eine selbst gegen einen starken Gegner konstant abwartende Mannschaft ist Bolton nicht, so dass man sehr wechselhaft zwischen Tiefstehen und hohem Attackieren ist, was dem Gegner manches Mal diese Räume eröffnet, da die Spieler nicht immer genau wissen, wann und wo nun das Pressing gespielt werden soll.

Zum anderen versuchte man, das seit dem Blackburn-Spiel wieder bekannt flexible Mittelfeld der Nord-Londoner mit einer strikten Gegnerdeckung zu spiegeln. Allerdings ist dieses Mittel eher weniger sinnvoll, da die Mittelfeldspieler Arsenals mit ihren guten Bewegungen und Laufwegen diese Ordnung oft aufbrechen. Vielversprechender wäre daher eine tiefere und noch mehr auf den Raum gerichtete Deckungsstrategie gewesen. Wie schon gegen Blackburn war Ramsey in seiner freien Rolle überall zu finden, spielte ziemlich vertikal, nutzte Räume, schuf Räume und ging in die Schnittstellen, während Song absicherte, aber auch oft vorstieß, so dass Arteta sich fallen lassen, die Deckung häufig auflösen oder die Gegner zumindest verwirren und so das Spiel besser machen konnte.

Im Aufbau versuchte man nach Möglichkeit schnell zu spielen und die Räume zwischen den Linien zu nutzen, doch gelegentlich stand man sich mit Verspieltheit und einer etwas chaotischen Aufteilung auf dem Feld selbst im Weg, so dass viele vielversprechende Ansätze versandeten. Auffällig war das Verhalten der Spieler, wenn man die Situation nutzen und in bzw. an den Strafraum kommen konnte.

Loch beim Aufrücken und ein Kompromiss

Die mit nach vorne aufrückenden Spieler gingen ausnahmslos sehr tief in die gegnerische Hälfte hinein und suchten auch alle den Weg in den Strafraum, so dass dieser gut besetzt war, wenn man am äußeren Strafraum-Rand den Ball durchsteckte und anschließend in den Rücken der Abwehr spielte, was aufgrund der engen Abwehr des Gegners gut möglich war. Diese enge Abwehr konnte den Strafraum aber auch ihrerseits gut besetzen, so dass es zu vielen unkontrollierten Bällen nach den Hereingaben kam. Problematisch für Arsenal war hier, dass in diesen Szenen ein zu großes Loch zwischen den aufgerückten und den absichernden Spielern klaffte, in dem der Gegner entweder Konter beginnen konnte oder man sich erst den Ball erlaufen musste. Beides hatte denselben Effekt: Man konnte keinen konstanten Druck aufbauen und den Gegner wirklich einschnüren, da die Angriffe immer wieder unterbrochen wurden.

Bolton konnte die Konter aber nur anspielen, denn die Abwehr Arsenals stand tiefer und wich dann zurück, um gegen Bälle hinter die Abwehr weniger anfällig zu sein und den Offensivspielern Zeit zu geben, zurückzukommen, was wesentlich zur Offenheit des Spiels beitrug. Es war ein Kompromiss Wengers zur Reduzierung der Konteranfälligkeit und Stabilisierung der Defensive auf Kosten des konstanten Offensivdrucks – der Kompromiss ging auf, man ließ im gesamten Abschluss nur drei Schüsse zu, konnte bei Kontern fast immer rechtzeitig die Gegner einholen.

Arsenal macht aus den Räumen zu wenig – bis zur zweiten Halbzeit

Bis zur Pause fehlte es allerdings – wie erwähnt – noch an letzter Präzision und der richtigen Entscheidung im entscheidenden Moment bei den Hausherren. Außerdem gingen Sagna und vor allem Gibbs zwar mit nach vorne, aber nicht weit genug, so dass vor allem die linke Außenbahn verwaiste und Bolton hier über Eagles und den früh eingewechselten, abdriftenden Kevin Davies gegen den defensiven Gibbs und den sich eben überall auf dem Feld herumtreibenden Gervinho ihre Konter aufziehen konnte. Weil Arsenal somit nie die letzte Konsequenz – symbolisiert durch das Sturmtrio, welches diesmal zwar miteinander kombinieren wollte, aber zu selten geschaffenen Raum nutzte – aufbrachte, konnten die Gäste noch die „Null“ halten, doch unmittelbar nach Wiederbeginn war es soweit mit der Führung Arsenals – erneut zeigte sich die große Klasse van Persies, welcher stark mit dem Rücken zum Tor war, anspruchsvolle Vertikalpässe gut verarbeitete, sich mit dem gekonnten Antäuschen immer wieder Freiräume schaffen konnte. Dabei wirkte er ruhig, bedacht und strahlte eine gewisse sachliche Selbstverständlichkeit.

In diesem Chalkboard erkennt man zum einen die vielen Tacklings im Mittelfeld, aber auch, dass Arsenal früher attackierte bzw. jenes von Bolton ineffektiv war, und die vielen Angriffe Boltons über rechts, wo Arsenal in der eigenen Hälfte viel mehr Tacklings hatte als auf der anderen Seite:

 by Guardian Chalkboards

Dieses Tor war endgültig der Dosenöffner für Arsenal, die nun mehr und mehr dominierten, den Ball besser hielten (Ballbesitz stieg von 54 % auf 63 %, Passgenauigkeit von 81 % auf 87, 5 %)  und das etwas fahrige Element der ersten Halbzeit gegen einen auch abbauenden Gegner aus ihrem Spiel verbannten. Aus dem offenen wurde ein einseitiges Spiel, aber Arsenal behielt sein Tempo. Man spielte vertikal, schnell, technisch stark, kombinierte ansehnlich, zeigte nun sehr gute Laufwege, trieb den Ball mit Leidenschaft durch die Räume – letztlich war das 3:0 (van Persie und Song) erhöhten schmeichelhaft für Bolton.

Fazit

Arsenal war das gesamte Spiel über die bestimmende Mannschaft und fand seine Defensiv-Stabilität dank eines Kompromisses. Daher war das Spiel in der ersten Halbzeit ziemlich offen und Arsenal wirkte etwas „unfertig“ als Gesamtes. In der zweiten Halbzeit konnte man auf der Basis der ersten Halbzeit dann mehr diktieren, zeigte eine sehr überzeugende Leistung und gewann hochverdient.

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