Barcelona – Villarreal 5:0
In einem tollen Fußballspiel bezwang der FC Barcelona zuhause die Mannschaft von Villarreal. Fünf Tore erzielte man und zeigte einmal mehr den Klassenunterschied zu den Verfolgern. Villarreal, ein Champions-League-Teilnehmer und eigentlich unter den Top-Vier Spaniens, hatte nie auch nur den Hauch einer Chance und musste eine herbe Niederlage einstecken.
Wechselwirkung der Formationen
Die Gastmannschaft agierte in einem 4-4-2, wobei Borja Valero als Spielmacher hätte agieren sollen. Cani hatte die Aufgabe, mehr über die Seite zu kommen und die Stürmer vorne einzusetzen. Nilmar und Rossi traten zusammen im Sturm an und versuchten die Verteidiger Barcelonas auseinander zu ziehen. Eigentlich war diese Idee ein kleines Meisterstück des Trainers von Villarreal, denn rein schematisch hatte man eine sehr gute Aufstellung gegen Barcelona. Die Mittelfeldspieler agierten zentral und überluden das Zentrum, die Außenverteidiger sicherten die Seite ab und im Angriff gab es zwei extrem dynamische und spielstarke Stürmer. Das Problem war allerdings die unerwartete Formation Barcelonas, welche ein 3-4-3 war.
In der Innenverteidigung begannen die Katalanen mit Busquets als einer Art Libero, daneben Mascherano auf rechts und Abidal auf links. Wie in zahlreichen Vorbereitungsspielen kam Keita auf der Sechs zum Einsatz, doch das Kernelement dieser Mannschaft war das zentrale Mittelfeld. Iniesta auf halblinks und Thiago auf halbrechts bedeutete, dass man ohne einen seitlichen Mittelfeldspieler agierte und zwei reine Spielmacher auf den eigentlichen Außenpositionen auflaufen ließ. Etwas vorgezogen kam Fabregas hinter dem falschen Neuner Lionel Messi zum Einsatz, die Winger bildeten Alexis Sanchez und Pedro.
Von der ersten Minute an zeigten sich die Vorteile dieses revolutionären Systems: eine sehr engmaschige Mittelfeldreihe eroberte den Ball weiter vorne und dank der Unzahl an passstarken Mittelfeldspielern konnte man den Ball selbst in knappen Situationen behaupten. Das Pressing funktionierte hervorragend und es war wenig verwunderlich, als man nach einem tollen Dribbling Thiagos, der von Cani immer wieder laufen gelassen wurde, in Führung ging. Villarreal hatte im gesamten Spiel nur einen Schuss auf das Tor von Valdes, jeglicher Konter der Submarinos wurde bereits im Keim erstickt. Ab der 30. Minute begann Barcelona ihrem Gegner mehr Raum zu geben, doch Villarreal konnte diese kleine Erholungsphase nicht nutzen und als Cesc Fabregas kurz vor dem Halbzeitpfiff das 2:0 erzielte, war das Spiel gelaufen. Die Gastgeber hatten nach der Halbzeitpause einen physisch wie psychich am Boden liegenden Gegner und in den ersten sieben Minuten nach der Halbzeit konnte man durch Tore von Sanchez und Messi das Spiel endgültig für sich entscheiden. Barcelona kontrollierte Geschwindigkeit, Raum und Ball, was neben der Einwechslung Xavis für erhöhten Ballbesitz im Vergleich zur ersten Halbzeit sorgte (von 67 auf 74%). Kurz vor Schluss fixierte Leo Messi nach einem schönen Doppelpass mit Thiago den Endstand. Das Problem war eindeutig, dass Villarreal sich nie befreien konnte und Barcelona ihren Gegner immer auf Distanz vom eigenen Tor hielt.
Die Geschichte des 3-4-3 und ihre Bedeutung für das Pressing
Das auffälligste an diesem Abend war das 3-4-3 Barcelonas, welches herausragend funktionierte und für mehr Variabiltät sorgte. Die eigentliche Veränderung im Vergleich zur letzten Saison war allerdings gar nicht so extrem; die Abwehr agierte in Ballbesitz bereits seit längerem mit einer Dreierkette als Absicherung, da die Außenverteidiger sich verstärkt ins Angriffsspiel und das Pressing im zweiten Drittel einschalteten. Jetzt war die Dreierkette, obwohl Busquets nicht vor, sondern hinter den beiden Innenverteidigern agierte, eigentlich kaum anders, doch die taktische Umstellung sah man am stärksten in der Offensive. Mit drei statt zwei Spielmachern und fehlenden nach-vorne-preschenden Außenverteidigern mussten die Flügel das Spiel in der Offensive breit machen, was jedoch zwei große Vorteile hatte: Messi hatte mehr Raum im Zentrum und Cesc Fabregas konnte mit seiner Torgefährlichkeit Messi im Angriff entlasten und sorgte durch seine Rochaden und Vorstöße für viel Verwirrung beim Gegner und noch viel mehr Platz für die Spielmacher Thiago und Iniesta.
Diese Formation ist jedoch nichts Neues. Bereits Ajax in den 70ern spielte ein ähnliches System, hier kam Johan Cruijff als falsche Neun im Sturmzentrum zum Einsatz, zwei Winger waren verantwortlich für Breite sowie Torgefährlichkeit und das Mittelfeld agierte fluid und offensiv. Der Vorstopper rückte zu einem nominellen defensiven Mittelfeldspieler auf, der Libero folgte ihm, das gleiche konnte man bei den Mittelfeldspielern auf den Halbpositionen und den beiden Verteidigern hinter ihnen beobachten.
Noch ähnlicher waren dem gestrigen System Barcelonas allerdings zwei Teams der Moderne, nämlich die Champions-League-Sieger Ajax unter Van Gaal aus dem Jahr 1995 und Cruijffs Dreamteam, welches 1992 den wichtigsten Titel Europas in Wembley gewann.
Alle diese Teams waren auf Ballbesitz ausgerichtet und boten neben vielen technischen Feinheiten und Positionswechseln eine weitere Besonderheit: ein extrem aggressives und hohes Pressing, welches eine frühe Rückeroberung des Balles ermöglichte. Die Ursache dafür war die 4-3-Stellung, welche das Maximum an Dreiecken und das Minimum an Schnittstellen bedeutet. Viele Teams, bspw. einige italienische Mannschaften in den letzten Jahren, nutzten diese Vorteile beim Tannenbaumsystem oder bei der exakten Verschiebung in ihren Rautensystemen. Mourinho hatte es gar bei einem 4-5-1 benutzt. Beim 3-4-3 gibt es diese Formation ebenfalls, doch sie ist weiter nach vorne geschoben, was ein starkes Angriffspressing ermöglicht und die vielen Teams, die selten gegen Dreierketten oder gegen ultradefensive Teams antreten, vor zwei knifflige Fragen stellt: a) wie kann man ein Abwehrbollwerk, welches mich sofort nach Ballannahme attackiert, überwinden? und b) was macht man danach, wenn man gegen drei weitere Verteidiger das halbe Spielfeld in hoher Geschwindigkeit überbrücken muss, um überhaupt die Chance auf ein Tor zu bekommen?
Diese beiden Fragen sind nicht nur taktisch, sondern gegen Mannschaften wie Barcelona auch spielerisch kaum zu lösen und man wird sehen, wie die anderen Gegner der Katalanen gegen diese fast Unbezwingbaren agieren werden. Steht man tief, ist man in einem engen Netz eingesperrt und hat nur minimale Möglichkeiten zu entkommen, steht man hoch, öffnet man Räume für die schnellen Stürmer und tödlichen Pässe der Mittelfeldspieler. Anmerken muss man wohl noch, dass die drei anderen herausragenden Pressingteams der Vergangenheit nicht an ihren Gegnern, sondern an internen Problemen scheiterten – bei Barcelona scheint das mehr als unwahrscheinlich zu sein.
Wie Barca das Problem des Spielaufbaus bei einer Dreierkette umgeht
Einer der Vorteile bei einer Viererkette ist die höhere Zahl an Anspielstationen in der Defensive und die daraus resultierende höhere Sicherheit im Aufbauspiel, es gehen weniger Bälle verloren und bei Ballverlust hat man mehr Spieler hinter dem Ball, die den Gegenangriff schnell unterbinden können. Die Katalanen hingegen führen dieses Problem ad absurdum, da sie durch die herausragende Spielintelligenz der Mittelfeldspieler immer eine Anspielstation finden. Mascherano und Abidal machen das Spiel in der Defensive breit und geben so ihrem Torwart Valdes zwei Anspielstationen auf der Seite, Busquets bietet sich zentral an und wird von Keita sowie Thiago und Iniesta unterstützt. Während Keita sich auf eine Halbposition auf Höhe Busquets bewegt, bieten sich Thiago und Iniesta diagonal an und werden wiederum von den nach hinten rückenden Fabregas und Messi mit Passmöglichkeiten versorgt.
Besonders interessant sind die vielen diagonalen Passoptionen, die einen fast schon banalen Zweck erfüllen: spielt der Passgeber einen vertikalen Pass und er schlägt fehl, kann er den Gegner sofort unter Druck setzen und vom Tor weg drängen, während der verhinderte Passempfänger den Gegner mitattackieren oder den Raum abdecken kann. Spielt man einen Querpass, hat man erhöhte Sicherheit, da man den Ball in einen größeren Raum spielen kann, was eine größere Streuung ermöglicht – dies ist insbesondere bei Pässen unter Bedrängnis wichtig. Wird der Mitspieler gedoppelt, fehlt auf der anderen Seite der Verteidigung ein Gegner und eine weite Spielverlagerung hebt das gesamte Pressing des gegnerischen Teams auf; es war auffällig, wie viele weite Bälle Barcelona im Spielaufbau schlug (in Relation zu den letzten Saisons).
Durch diese vielen kleinen taktischen Besonderheiten neutralisieren Pep und seine Mannschaft die klassischen Nachteile einer Dreierkette.
Eine neue Position?
Besonderes Augenmerk muss man allerdings ebenso auf die Rolle der Innenverteidiger legen, denn obwohl sie die letzte Bastion der Abwehr darstellen, zeigen auch sie viele unorthodoxe taktische Merkmale. Anstatt die extrem hohe und offensive Offensive abzusichern, boten sie sich im Spielaufbau wie im Kombinationsspiel im zweiten Drittel als Anspielstation an. Der ballferne Innenverteidiger würde dann mit Busquets eine Zweierkette bilden und dank eines leicht eingerückten Mittelfeldspielers auf der anderen Seite des Feldes konnte man jederzeit das Spiel verlagern oder den Ball langsam nach dem Ziehharmonikaprinzip durch diese parabelförmige asymmetrische Dreierkette zum spielmachenden Mittelfeldspielers zirkulieren lassen. Während dieser Zirkulation hat der aufgerückte Innenverteidiger die Zeit, wieder in seine angestammte Position zurückzukehren.
Dadurch haben die Gegner selbst bei Ballgewinn im Mittelfeld kaum eine Chance auf eine effektive Torchance, da immer drei bis vier Spieler hinter dem Ball postiert sind und den Gegner auf außen drängen können. Taktische Einwürfe als intelligentere, wenngleich ungemein komplexere taktische Alternative zu taktischen Fouls, welche Barcelona oft begeht. Villarreal beging bspw. 0,19 Fouls pro gegnerischem Prozent Ballbesitz, bei Barcelona sind es 0,58, was eine eklatant hohe Zahl ist, aber unabdingbar für dieses offensive Spiel der Katalanen.
Zurück zu den Innenverteidigern: wie man an den Heatmaps erkennen kann, agieren sie fast wie Außenverteidiger, teilen sich allerdings die Aufgaben, welche Dani Alves und Abidal letzte Saison alleine bewältigen mussten – die Verteidiger sind Anspielstationen im Mittelfeld, die Winger geben die nötige Breite im letzten Drittel.
Fabregas und Messi, eine falsche Zehn und eine falsche Neun?
Ein weiterer wichtiger Punkt in diesem Spiel war das Wechselspielchen zwischen Messi und Fabregas, welche fast schon im Wechsel die Mittelstürmerposition besetzten. Beide agierten sehr oft im Mittelfeld, beteiligten sich aber nicht am Spielaufbau in der Tiefe, wobei Fabregas schematisch natürlich der tiefere war. Diese Positionierung hat einen größeren Effekt, als wenn man die beiden nebeneinander zwischen den Linien postieren, wie es bspw. Ferguson mit Rooney und Tevez im 4-6-0 ManUtds von 2008 tat. Dies liegt daran, dass sich die Verteidiger psychisch und schematisch nicht auf beide, sondern immer nur auf einen der beiden offensiven Spieler einstellen. Bei Manchester wusste man, dass beide Spieler in den Strafraum dringen würden, wenn auch die Reihenfolge und der Zeitpunkt unbekannt war. Beim gestrigen Barcelona ging man zwar davon aus, dass Messi sich fallen lassen würde, aber nicht, dass Fabregas dieses Loch füllen würde – dieser Denkfehler war die Ursache für zwei der vier Treffer.
Wenn man genauer hinsieht, erkennt man, dass sich Fabregas zwar mehr im Mittelfeld bewegte als Messi, im Strafraum hatten die beiden jedoch die gleiche Zahl an Ballkontakten und beide konnten sich je nach Lust und Laune auf ihre größten Stärken konzentrieren: den finalen Stoß, sei er als Pass oder Abschluss getarnt.
Fazit
Mit einem hohen Sieg und einer tollen Vorstellung gewann Barcelona mehr als verdient gegen die Mannschaft von Villarreal, welche sich viel zu weit in der eigenen Hälfte einsperren ließen. Die Dreierkette scheint wirklich eine ernste Alternative zu sein und birgt sogar so viele Vorteile, dass man sie als künftiges Stammsystem nutzen könnte. Pep Guardiola hat abermals seine Mannschaft weiterentwickelt und dieses Mal sogar im makrotaktischen Bereich. In den letzten Jahren gab es zwar einige mikrotaktische Veränderungen wie eine weiter vorn positionierte Mannschaft, ein aggressiveres Pressing und ein verbessertes Kurzpassspiel, welche Barcelona jedes Jahr ein weiteres Plus von 5% beim Ballbesitz brachten, doch diese Saison ist die Evolution viel sichtbarer und man kann dem Trainer der Katalanen nur ein Kompliment für seinen Mut und seine Kreativität machen.
23 Kommentare Alle anzeigen
Streisse 4. September 2011 um 18:07
Leute, Eure Analysen sind immer TOP!!! Danke dafür!
Wenn das mal ein paar Trainer lesen würden, hätten die auch mehr Ahnung vom Fussball… 🙂
Normal müsste der DFB Eure Lektüre den Trainern ab Kreis empfehlen, die könnten sie damit sicher auch weiterbilden und somit auch ihren teilweise jungen Kickern mal was vernünftiges beibringen. Immer vorausgesetzt, dass diese Trainer auch lesen und denken können….! 🙂
Danke nochmal und schönen Sonntag noch.
Uwe 3. September 2011 um 15:16
Ich muss es noch mal lesen, weil ich noch nicht alles verstanden habe, aber das werde ich sehr gerne tun.
Nur ein kleiner Tipp: Das Video findet man auf youtube nicht, aber hier: http://www.laola1.tv/de/de/fussball/esp-liga-bbva/highlights-fc-barcelona-fc-villarreal/video/272-1724-60780.html
JmeedsK 3. September 2011 um 09:33
sehr authentische analyse. wie viele schon anmerkten bleibt abzuwarten, wie oft man auf dieses system zurückgreifen kann. gegen gut besetzte, offensiv starke gegner, gerade auch später in der CL, könnte es hier zu problemem führen wenn z.b. bei einem tempogegenstoß nicht das gesammte mittelfeld sofort umschlatet und mit nach hinten arbeitet.
außerdem wird es interessant sein zu sehen, wie sich die tatsache auf dieses system auswirkt, das spieler wie alves, pique, puyol, xavi, busquets nicht in der start-11 standen.
es ist traumhaft wieviel alternativen pep zur verfügung stehen, welche verschiedenste taktischen ausrichtungen er somit umsetzen kann, ohne dabei die „geradlinigkeit“ und die dominanz des barca spiels zu riskieren.
-> mehr davon!
p.s. – wegen mir darf der interval der gif-animationen gern >noch< ein wenig länger sein.
el tren 31. August 2011 um 20:56
Schöner Artikel.
Beim Ausblick auf Barcas „Stammsystem“ darf man aber nicht vergessen, dass Villareal hier im 442 mit 2 Stürmern spielte. Da bietet sich eine Dreierkette einfach an. Ob Pep auch gegen Gegner mit einziger Spitze so antreten lassen wird, ist eher zweifelshaft imo. Aber man wird sehen 🙂
Kroos39 3. September 2011 um 20:28
Das ist ja das Interessante…Wenn der Gegner nur mit einer Spitze agiert, dann könnten man die Dreierkette aus einem IV und 2 AV bilden. Und dann macht die Dreierkette in der Theorie Sinn. Und weil Barcelona sowieso viel Ballbesitz hat ist das auch in der Praxis nicht so sehr Riskant mit nur 1 IV zu spielen. Dafür hat man einen Mittelfeldspieler mehr im Zentrum und kann besser pressen.
C… 31. August 2011 um 11:53
Tolle und sehr interessante Analyse. Was mir gerade als Gedanke kam: Im Nachhinein ist es doch ganz logisch, dass eine Mannschaft, die eigentlich immer nur im Angriff ist, dazu noch auf jeder Position indviduelle überlegen ist, auch eine Formation spielt, die den Gegner in seiner Verteidigung „spiegelt“.
Ich hab auch nur die letzten 10min des Spiels gesehen und da konnte man keinen Unterschied in der Positionierung der falschen Neun und falschen 10 erkennen (die Bildqualität hat mit leider nicht erlaubt, zu sehen, wer das war) und für mich standen die Barca-Akteure auf exakt 3 Linien im 3-3-4.
44² 31. August 2011 um 11:16
Wirklich überragender Artikel. Beeindruckende Detailliertheit im Beschreiben der Funktionsweise des Systems. Großes Kompliment!
Handkante 31. August 2011 um 08:23
Tolle Analyse.
Wäre eurer Meinung nach ein ähnliches 3-4-3 eine Alternative für unsere Nationalmannschaft?
Wir sind ja gesegnet mit vielen tollen Spielmachern aber nicht mit vielen guten Außenverteidigern.
HW 31. August 2011 um 09:09
Das bezweifle ich. Zum einen muss eine Mannschaft sehr gut eingepielt sein für diesen Ballbesitzfußball und für das Pressingspiel. Zum anderen bevorzugt Löw, so schätze ich ihn ein, den etwas direkteren Ansatz mit schnellem Umschalten.
Außerdem trifft man bei Nationalmannschaften fast nur auf Gegner, die mit weiten Außenspielern auflaufen. Eine Dreierkette zu spielen ist zu riskant (könnte dann zu einer Fünferkette mit Kontertaktik mutieren).
Die deutsche N11wird selten 74% Ballbesitz erreichen. Mehr Ballverluste geben dem Gegner Konterchancen. Weniger Ballbesitz macht das Pressing auf Dauer zu anstrengend.
Chile hat ja bei der WM auf drei Verteidiger umgestellt, wenn der Gegner mit zwei Stürmern auflief. Möglich ist es also, aber ich denke Löw wird bei der Vierkette bleiben. So schlecht sehe ich die deutschen Außenverteidiger auch nicht. Mit Schmelzer gab es links einen guten Kandidaten, Lahms Seitenwechsel mischt die Karten natürlich neu.
Tank 31. August 2011 um 00:26
Vielen Dank für die tolle Analyse!
Ich habe das Spiel ganz gesehen und frage mich, ob dieses System noch mehr Defensivarbeit von den Flügelstürmern erfordert, als es in Barca’s bisherigem 4-3-3 mit offensiven Außenverteidigern eh schon der Fall war.
Ich mag mich täuschen, aber es schien mir als hätte Pedro (und auch Sanchez) einige lange Sprints nach hinten machen müssen um Überzahlsituationen des Gegners gegen die „Außenverteidiger“ Abidal und Mascherano im Keim zu ersticken.
Ein Glück für Barca, dass sie so arbeitsfreudige Winger haben. Ich möchte nicht Robben oder Ribery sehen, wenn man ihnen eröffnet, dass sie nun planmäßig Sprints übers halbe Feld machen müssen nur um hinten Überzahsituationen herzustellen.
(p.s.: Als Barca-Fan waren es 90 Minuten zum Genießen… Ihr bestes Liga-Spiel in diesem Jahr.)
RinusMichels 30. August 2011 um 23:54
GRANDE!
Noch besser als der Artikel of zonalmarking… und dies ist wohl das schönste Kompliment was ich Dir machen kann! 😉
Einige lose Gedanken:
– Valdes‘ Wichtigkeit als ballspielender Torwart könnte man noch erwähnen.
– Gegen Villareal’s 4-2-2-2 war das 3-4-3 eine ideale Antwort, allgemein gegen einen Zweier-Sturm (freue mich auf Milan, falls die im 4-3-1-2 spielen…). Ob man’s auch gegen ein 4-2-3-1 (insbesondere mit starken Aussen und der Fähigkeit das Spiel schnell zu verlagern) anwenden wird, muss sich zeigen.
– Messi eine falsche 9, Fabregas eine falsche 10: schön beschrieben und herausgearbeitet. Könnte Alexis sowas wie ne falsche 11 werden? Dann nämlich wenn er mit einem aufrückenden Alves im Rücken im letzten Drittel zur Mitte ziehen könnte…
– Der historische Abschnitt hat mir auch super gefallen, ich habe gestern beim Spiel auch gedacht „verdammt, das ist totaalvoetbal“. Könnte man die Tafeln nicht nebeneinander anordnen? So könnte man in Ruhe vergleichen.
RM 31. August 2011 um 00:17
Danke für das Lob.
– Oh, die ist selbstverständlich, dachte ich, da sie auch beim alten System eminent wichtig war. Wobei das 3-4-3 dies ja etwas beeinflusst.
– Ja, das 4-2-2-2 in einer solchen Anordnung kommt meiner Antibarcaformation sehr nahe, das 3-4-3 war die perfekte Lösung. Beim 4-2-3-1 ist es eventuell. durch einen tieferen DM und kleine Justierungen im ZM ebenfalls möglich.
– Alves und Sanchez muss man noch beobachten, die Rolle der Flügelstürmer war allerdings schon sehr unorthodox, wie ich kurz andeute. Aber ich möchte hier noch etwas Anschauungsmaterial haben. Der Begriff falsche 11 wird sich maubMn allerdings nie durchsetzen, da es sowohl klassische als auch inverse Winger gibt und man durch diese zwei Attribute das gröbste ja schon gecovert hat.
– Gifs sind ein kleiner Fimmel von mir, wirken dynamischer und sind platzsparender. Aber ich verspreche, ich werde, falls das 3-4-3 öfter benutzt wird, eine detaillierte Mannschaftsanalyse machen und diesen Punkt beherzigen, falls ich mich überwinden kann.
steFFan 31. August 2011 um 15:41
Super Sache hier!
Doch das mit den GIFs find ich auch sehr mühsam. Die Bilder nebeneinander oder noch besser mit einer JavaScript-Annimation, die man selbst steuern kann fände ich eine bessere Lösung. Den Bilderwechsel kannst du dann ja auch automatisch ablaufen lassen, dann siehts aus wie jetzt. Und wem es zu schnell rotiert, kann per Maus steuern.
HW 30. August 2011 um 21:54
Anmerken muss man wohl noch, dass die drei anderen herausragenden Pressingteams der Vergangenheit nicht an ihren Gegnern, sondern an internen Problemen scheiterten – bei Barcelona scheint das mehr als unwahrscheinlich zu sein.
Dazu möchte ich mal eine Vermutung äußern. Wenn dieses Team mal „auseinander fällt“, dann, so vermute ich, aus finanziellen Gründen. Barca muss seinen Spielern enorme Gehälter zahlen, nicht nur zwei oder drei Stars, sondern fast dem ganzen Kader. Mit den Jahren (und den Erfolgen) wird das Problem immer größer. Dazu hat die letzte Saison gezeigt, dass Barca einen tiefen Kader braucht.
Dabei ist die Entwicklung der Einnahmenseite (besonders TV Gelder) in den nächsten Jahren zu betrachten.
Es wird immer Spieler geben, die wie jetzt u.a. Sanchez, nach Barcelona wechseln wollen. Aber ob ein Kader mit 15 Topverdienern bezahlt werden kann und ob jeder Star über Jahre die entsprechende Aufmerksamkeit bekommt bleibt abzuwarten.
Da wird die Jugendarbeit um so wichtiger. Einfach weil diese Spieler die Bilanz weniger belasten als Einkäufe für 40 Mio. + 5 Mio Gehälter.
German_Informant 30. August 2011 um 20:51
Das System war so revolutionär nicht. Vergleicht das mal mit dem Ajax-System unter van Gaal. Das haben auch schon andere Blogger festgestellt. 😉
German_Informant 30. August 2011 um 20:52
Shame on me…
Hätte mal weiterlesen sollen, statt gleich zu meckern. Sorry!!
HW 30. August 2011 um 19:41
Man mus sich nur mal die Ballbesitzanteile anschauen. Weit über 70%, und Villarreal ist kein Fallobst. Real hatte auch weit über 60% (Beide Clubs aus Manchester blieben glaub ich unter 60% bei ihren hohen Siegen).
3-4-3 ist sicher nicht die Aufstellung für jedes Wochenende. Aber auch mit Alves kann Barca auf eine Dreierkette umstellen und mit den Mittelfeldspielern in der Abwehr geht das eh.
YNWA 30. August 2011 um 19:30
Hallo,
da ziehe ich meinen Hut – top Analyse, erst recht mit der historischen Einordnung des Spielsystems; es bleibt spannend, ob Barca wieder zum 4-3-3 zurückwechselt oder vermehrt 3-4-3 spielen wird…
Pseu 30. August 2011 um 18:10
Nur eine kurze Anmerkung von mir:
die gifs wechseln viel zu schnell, so dass man sich die Bilder kaum richtig ansehen kann. Bitte langsamer, oder auch mal nebeneinander.
RM 30. August 2011 um 18:34
Danke, sehr konstruktiv. Habe nun die Zeit zwischen den Bildern erweitert.
Kroos39 30. August 2011 um 18:03
Sehr interessante Analyse!
Ich wünschte ich hätte das Spiel gesehen. Die Dreierkette könnte tatsächlich in veränderter Form wiederkommen. Bin gespannt wie das gegen Teams mit gefährlichen Flügelspielern aussieht.
Andi 5. September 2011 um 14:17
du kannst die zusammmenfassung des spiels auf laola1.tv gucken 😉
Huna 30. August 2011 um 17:52
Wieder mal ein wunderbare taktische Analyse. Vielen Dank, macht jedes Mal Spaß hier mitzulesen.