Eintracht Braunschweig – Bayern München 0:3

Nach einer soliden Leistung begannen die Bayern die neue Spielzeit mit einem souveränen Sieg beim Zweitliga-Tabellenführer Eintracht Braunschweig.

Eintracht-Trainer Lieberknecht begann mit der gegen Aachen siegreichen Mannschaft, während bei den ohne ihre beiden Flügelstars spielenden Münchenern Müller und Alaba eben jene Positionen besetzen, Gustavo den Vorzug vor Tymoshchuk bekam.

Früh durch ein Elfmeter-Tor von Gomez führend konnten die Bayern das Spiel kontrollieren und verwalten, ohne viel Aufwand betreiben zu müssen.

Etwa an der Mittelinie wurden die Münchener von ihren Gegnern erwartet, welche dort mit einem Mittelfeldpressing zum Erfolg kommen wollte. Dies gelang ihnen über das gesamte Spiel allerdings nicht.

Auf die bayerischen Abwehrspieler gab es keinen Druck, das Mittelfeld präsentierte sich fluide und ballsicher. Zusammen mit dem sich (nach halblinks) fallen lassenden und häufig rochierenden Spielmacher Kroos konnte Schweinsteiger in seine Paraderolle schlüpfen und das Spiel diktieren.

Es war eines dieser Spiele, die dem Nationalspieler besonders liegen, wenn er Raum ausfüllen kann. Als offensiv ausgerichteter Mittelfeldmann braucht er den gesamten Platz, den er nutzen kann – so tauchte er gelegentlich beispielsweise auf dem rechten Flügel auf – und vakanten Platz im Mittelfeld, den er durchschreiten kann.

Mit der Unterstützung von Kroos und dank einiger wertvoller Vertikalpässe von Badstuber konnte er Braunschweigs einzigen Sechser Theuerkauf einige Male überladen – so entstanden die besten Offensivszenen des Rekordmeisters wie jener Spielzug, der zum ersten Elfmeter führte.

Bayern kontrollierte, Bayern spielte geduldig – wirkliche Chancen konnten sie allerdings selten erzeugen. Natürlich spielte ihnen die frühe Führung in die Karten, so dass man sich auf das Nötigste beschränken konnte.

Am Flügel fehlte es an Überraschungsmomenten, besonders Alaba ist auf diesem Platz eher weniger gut aufgehoben. Zwar konnten das fluide Mittelfeld – welchem letzte Abstimmung logischerweise auch noch fehlte – viele schöne Passstafetten zeigen, die allerdings auch wegen fehlender Durchschlagskraft keine Torgefahr brachten – gerade in der letzten Zone vor dem Tor griffen Laufwege und Automatismen noch nicht, zudem verkomplizierte man beim Abschluss zu viel.

Doch der Gegner wirkte auch noch viel zu passiv, gab zu viele Räume frei, hielt die Abstände schlecht, ließ sich wie bei der Entstehung von Gegentor zwei ausspielen – die zweite Viererreihe war aus dem Spiel genommen und lief wieder einmal nur hinterher – zu weit nach hinten drängen. Vom grundsätzlichen System wirkte der Rekordmeister aber auf jeden Fall deutlich verbessert und harmonischer.

Positiv war, dass sich Lahm auf Absicherung, Pässe von hinten heraus und gelegentliche Kombinationen fokussierte. Auch wenn so fast alles aufgrund des Fehlens eines passenden Wingers von der anderen Seite ausging, besonders Müller initiierte hier viele Angriffe.

Über diese Seite versprühten die Gelb-Blauen bei Kontern noch ein wenig Gefahr – defensiv präsentierten sich die Bayern allerdings ebenfalls kompakter und fortgeschrittener als zuletzt, unterbanden auch den Spielaufbau der Eintracht, indem sie den Verteidigern Zeit ließen, Anspielstationen in einem 4-4-2 aber gut zustellten und so nach einiger Zeit entweder einen langen Ball provozierten oder ein Zuspiel auf einen kurz kommenden Achter, den man pressen konnte.

In der zweiten Halbzeit stellte Braunschweig mehr auf 4-2-3-1 um, bei Bayern wurde als Antwort auf das frühere Attackieren seitens der Lieberknecht-Truppe die ohnehin schon wechselnde Mittelfeldaufteilung nun deutlicher zu einem 1-2, was für mehr Sicherheit sorgte. Viel änderte sich aber nicht – Bayern ließ den Ball laufen und spielte größtenteils die Zeit herunter. Schweinsteiger konnte das Tempo drosseln, Gomez zeigte seine Qualitäten als Wandspieler und Müller beim glücklichen dritten Treffer seine Cleverness.

Fazit

Souverän, cool, sachlich und unaufgeregt – so kann man den Auftritt der Bayern charakterisieren. Gegen einen taktisch wie individuell unterlegenen und erschreckend schwachen Gegner sowie mit der Unterstützung des Spielverlaufs konnte man sich auf das Nötigste beschränken.

Die Fortschritte im Defensivverhalten, in der Abstimmung des Gesamtsystems und der Feldaufteilung (gegenüber dem Audi Cup) waren aber deutlich und unübersehbar. Mehr Erkenntnisse lassen sich vorerst nicht ziehen. Wie dies bei der Übertragung auf die ersten Bundesligaspiele aussieht und wie es um die letzte Durchschlagskraft und Konsequenz ganz vorne steht, wird in den ersten Ligaspielen hochinteressant werden.

Niklas 2. August 2011 um 14:22

Meiner Meinung war Braunschweig vor allem im ZM sehr unterlegen. Sie hatten auf dem Papier mit ihrem 4-1-4-1 ein gespiegeltes System zum Bayern System (4-2-3-1). Allerdings nur auf dem Papier. Denn bei Ballbesitz des Rekordmeisters ging Schweinsteiger auf Höhe von Kroos und somit hatten die Bayern im zentralen Mittelfeld durch ihr 1-2 eine recht hohe Überlegenheit, denn die kaum angegriffenen Spieleröffner (Gustavo oder die Verteiger) hatten im ZM zwei Anspielstationen hinter der Braunschweiger Viererreihe im Mittelfeld.
Außerdem blieben die Kroos und Schweinsteiger nicht auf einer Position, sondern sie tauschten im Halbfeld auch mal die Seiten und bewegten sich Richtung Ball oder einer von ihnen ließ sich auch mal auf die Höhe von Gustavo fallen. Schlussendlich gefielen mir die Bewegungen der beiden recht gut.
Eine Antwort von Braunschweig wäre sicherlich eine frühere Änderung des Systems auf ein 4-2-3-1 sein können. Somit wären die Systeme zumindest bei Ballbesitz der Gäste gespiegelt gewesen. Darüber hinaus spielte auch Rafinha eine bedeutende Rolle, denn bei Vorstößen zog er immer in die Mitte (ungefähr auf Höhe von Luiz Gustavo) und Müller blieb außen an der Seitenlinie und etwas höher, um die Braunschweiger zu binden und ihre Defensive in die Breite zu ziehen.
Wie aTom anmerkte war Alaba oft nur eine Passstation, mehr aber auch nicht, denn Kreatives kam von ihm kaum. Meiner Meinung nach kann man ihn gegen hoch stehende Gegner auf offensiv außen bringen wie z.B. als er mit Österreich gegen Deutschland spielte, denn seine Schnelligkeit und Technik sind eindeutig seine Stärke.
Wo ich Skepsis habe, ist an der Person Badstuber, denn ich fand ihn gestern und auch in der Vorbereitung wenig überzeugend und die Spieleröffung ist auch nicht gerade seine Stärke.

Antworten

Kroos39 2. August 2011 um 15:59

Ich stimme dir überall zu, nur nicht dass Badstuber nicht gut in der Spieleröffnung sein soll. DAS ist nämlich gerade seine Stärke. Was meinst du, warum der bei Löw so beliebt ist? Generell wird mir viel zu viel auf Badstuber eingedroschen. Der Junge ist durchaus ein sehr guter Innenverteidiger. Ein Innenverteidigerduo mit Boateng und ihm ist genau das richtige.

Antworten

44² 2. August 2011 um 01:54

Die Elfer haben dem Spiel jede Brisanz genommen. Ohne diese Geschenke hätte das ein wirklicher Prüfstein werden können. Aus dem Spiel heraus hatte Bayern ja fast keine Torchance. Hätte gerne gesehen, wieviel Druck sie hätten erzeugen können, wenn sie gemusst hätten.

Erschreckend schwach find ich von daher auch kein faires Urteil für Braunschweig. Defensiv war das doch sehr stabil. Zwei naive Aussetzer dann halt.
Lediglich die Umstellungen nach dem Rückstand hätten mutiger sein müssen. Da war wohl die Angst vor einer „Blamage“ der schlechte Ratgeber.

(Ich hab Vrancic auch linksseitig im Kopf, aber bin mir da jetzt nicht sicher.)

Antworten

TR 2. August 2011 um 13:53

Meiner Meinung nach kann man das schon sagen, wenn man sieht, dass sie fast nur hinterhergelaufen sind und auch mit den Abständen im Mittelfeld größte Probleme hatten, dass ihr Pressing nicht klappte – verglichen mit den Spielen in Liga 2 (okay, das war „nur“ zweite Liga) war das doch sehr mau und wenig von ihnen.

Die Frage, die du stellst, ist dann wohl die entscheidende, die der BuLi-Start beantworten wird: Wollte Bayern nicht oder konnten sie nicht?

Antworten

BenHasna 2. August 2011 um 16:00

Ich stimme voll zu. Bin sonst nicht allzu kritisch mit unterklassigen Teams, zumal nach einer Partie gegen ein Team fast gänzlich bestehend aus (deutschen) Nationalspielern. Aber das war zu wenig von Braunschweig und definitiv die falsche Taktik. Dass es vor dem eigenen Tor halbwegs kontrolliert zuging, na ja, mag nicht ganz falsch sein, aber ist auch kein Wunder, wenn man so tief steht und hätte (trotzdem) viel schlechter ausgehen können, wenn die Entscheidungen/Flanken von Rafinha, Alaba, Müller besser gewesen wären, oder Schweinsteiger und Kroos bei einem Weitschussversuch mal den Ball perfekt getroffen hätten, oder Gomez einen Tick mehr Wettkampfglück gehabt hätte.

4-1-4-1 darf man nicht spielen gegen Bayern, das hat schon die letzte Saison gezeigt. Da war Bayerns Bilanz in der Liga 8-1-0 gegen ein 4-1-4-1 (dazu 2-0-0 gegen das nah verwandte 4-3-3).
Und die Dominanz ist erklärbar – das Bayern-Spiel lebt von den Räumen im Halbfeld und kann deshalb von einem einzelnen 6er nicht gestoppt werden. Die Flügel starten weit aussen und ziehen gerne nach innen um zu schiessen oder dribbeln, Schweinsteiger ist am effektivsten, wenn er viele Freiheiten hat und Lücken findet, Kroos hilft ihm mit prima Bewegungen, Badstubers Auslösung ist am besten mit Flachpässen durch eine 4-er-Mittelfeldkette, usw.
Klar gibts auch im 4-1-4-1 Mittel um einzelne dieser Stärken Bayerns auszuschalten, aber das ganze Spiel zu kontrollieren, wird unglaublich schwierig und irgendwann fehlts irgendwo.

Wenn Müller im Zentrum spielt anstelle von Kroos (und vielleicht Tymo anstelle von Gustavo oder van Buyten anstelle von Badstuber) sind die Chancen etwas besser. Und vielleicht würde es dem 4-1-4-1 sogar helfen, gegen Robben und/oder Ribery zu spielen, weil die Bälle dann früher und öfter auf die Seiten gehen und man sich etwas besser einstellen kann (wobei die individuelle Klasse dann natürlich zu einem grösseren Problem wird).

Aber gestern war die Ausgangslage äusserst nachteilhaft aus Sicht eines 4-1-4-1. Zumal es eigentlich die Devise hätte sein müssen den Bayern keinen Rhythmus zu geben. Sollte man eh nicht tun, denn Badstuber und Schweinsteiger brauchen den Rhythmus, um effektiv aufzubauen. Aber speziell gestern als erster Pflichtspielgegner der Bayern diese Saison war das eine ganz schlechte Idee.

Schon klar, dass Braunschweig sonst das 4-1-4-1 gut ansteht und man deshalb daran festhalten wollte. Und dass der Unterschied zwischen den Teams generell riesig ist. Aber, ohne Braunschweigs Team näher zu kennen, kann mir nicht vorstellen, dass es nicht eine bessere taktische Variante gegeben hätte. Keine Ahnung, ob die Raute eine Option gewesen wäre, aber die funktioniert gegen Bayern fast immer recht ordentlich.

Antworten

44² 2. August 2011 um 14:24

Ja exakt, das ist die Frage.

@“Bloß hinterhergelaufen“: Das ist doch klar, wenn ein überlegener Gegner nichts riskantes unternimmt. Dortmund ist beim 1:3 in der Allianz Arena auch phasenweise „bl0ß hinterhergelaufen“ – solange bis die Bayern eben mal was versucht haben. Wenn man tief steht, dann ist es doch völlig normal, dass man keinen Zugriff bekommt, solange der Gegner nur auf Ballzirkulation spielt und immer wieder Rückwärtspässe spielt. Braunschweig ist m.E. immer kompakt gewesen, hat trotz des fluiden Mittelfeldes der Bayern keine Lücken entstehen lassen und hat die Münchner fast vollständig vom eigenen Sechserraum weggehalten. Welche Probleme hast du denn genau ausgemacht bzgl der Abstände im Mittelfeld?

(Btw: Ich bezieh mich da jetzt vorallem auf Hz1, die zweite lief dann nurnoch nebenher um zu checken ob noch was passiert. Hab dann auf dem einen Auge vielleicht die ein oder andere Instabilität verpasst.)

Antworten

TR 2. August 2011 um 14:34

Vor allem konnte man zu einfach hinter vordere Kette, also zwischen die beiden Ketten spielen. Braunschweig ist außerdem nicht nur hinterhergerannt, wenn Bayern verlagert hat, sondern auch, wenn man „zwischen“ Braunschweig kombiniert hat, da kamen die einfach nicht mit. Bei dem zweiten Elfmeter sieht man es auch, einige Spieler stehen sehr tief, der Rest wurde komplett überspielt und kommt dann erst aus dem Rücken angelaufen, Boland stößt dann Müller um.

Antworten

aTOM 2. August 2011 um 00:53

PS:
Kann es sein das du Vrancic und Kruppke vertauscht hast auf deiner Tafel ?
Hätte gedacht er war eher mitte links …

Antworten

TR 2. August 2011 um 13:51

Oh, ja, da hast du Recht, ist natürlich ein blöder Fehler, tut mir Leid!

Antworten

aTOM 2. August 2011 um 00:48

So ängstlich und passiv wie Braunschweig spielte fühlte ich mich fast an ein Barcelona-Spiel erinnert.

Mir ist noch aufgefallen, dass es bei Bayern größere Probleme bei Standards gab. Sowohl offensiv (Ecken und Freistöße wurden als flacher Pass gespielt und versandeten im Ballbesitz) als auch defensiv (einzige Torchance der Braunschweiger) sah das alles andere als souverän aus.

Alaba taugt momentan allenfalls als Passstation, oder Pressing Spieler. Ich hätte gerne Usami nochmal gesehen in der 2ten Halbzeit.

Luiz Gustavo verteilte die Pässe sehr solide nach links, rechts oder nach hinten. Am Spielaufbau nach vorne hat er leider gar nix beitgetragen (war vielleicht auch gewollt so). Da seh ich noch viel Potenzial …

Tymo44 und Pranjic fallen meiner Meinung nach technisch und Formmäßig etwas zu sehr ab vom Restmittelfeld.

Boateng hat enormes physisches Potenzial sieht aber in einigen Aktionen noch ein bisschen zu grün aus. Mit Badstuber kann das noch ne ganz wakelige Angelegenheit werden. Aus diesen Spiel konnte man keine Lehren ziehen. Erst Reus und co. werden ein erster Prüfstein sein …

Oh je viel Meinung wenig taktisches ;D

Antworten

datschge 2. August 2011 um 13:36

Die schwäche bei Standards war den Bayern schon letzte Saison zu eigen. Die brauchen eigentlich keine Ecken und Freistöße mehr ausführen, da kommt weniger raus als schon aus dem Spielfluss.

Ich fand das Spiel der Bayern komplett unansehlich. Defensiv ist es eine Steigerung gegenüber letzter Saison, offensiv eher eine Stagnation. Der Anspruch gegen eine niederklassigere Mannschaft sollte bei all dem Potential eine andere sein. Dann setzt die Kaderzusammenstellung und Einwechselungen auch noch dem ganzen die Krone auf: Defensivspieler wie Tymo und Pranjic kommen rein während das Spiel im Tiefschlaf versinkt. Usami ist gar nicht mal im Kader obwohl angesicht fehlenden Ribbery und Robben die Spieler für Überraschungsmomente eh schon ausgedünnt waren.

Wenn das eine Vorschau auf die BuLi-Saison war schau ich mir wohl lieber andere, offensiv kompetentere Klubs außerhalb meiner Heimatstadt an. =(

Antworten

Schreibe einen Kommentar zu aTOM Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*