Politik in der Kurve

Der Verhaltenskodex der Münchner Ultras für Manuel Neuer beweist: Die Stimmung im Stadion wird immer politischer, konservativer und verliert den Bezug zum Sport. Ein Kommentar.

Der Begriff Sportfan hat schon länger seine Betonung nicht mehr auf der ersten Silbe. Auch wenn viele Anhänger behaupten, mit der großen Politik wenig am Hut zu haben, sind sie im sportlichen Bereich sehr politisch. Fanfreund- und feindschaften werden gepflegt, was soweit führt, dass einzelne Spieler abgelehnt werden, weil sie bei einem anderen Verein gespielt haben. Der jüngste Fall: Manuel Neuer darf laut einigen Anhängern nicht Torwartminister in München werden, weil er früher Anhänger der Schalker Ultra-Partei war.

Wer jetzt hämisch über die Münchner Diskussionen lacht, darf nicht vergessen, dass solche Transfergebärden bei fast jedem Bundesligateam gang und gäbe sind: Jeder Schalke- oder BVB-Spieler, der ehemals beim Lokalfeind angestellt war, wird kritisch beäugt. Ivan Klasnic teilte vor einigen Jahren einen sportlich durchaus sinnvollen Wechsel zum HSV eine Absage, weil er mal Spieler des FC St. Paulis gewesen sei. Selbst im beschaulichen Hannover wird aufgepasst, dass man dem Lokalrivalen Eintracht Braunschweig Jugendspieler nur in extremen Notfällen abluchst – Klassenunterschied hin oder her.

Fans würden ihre Mannschaft am liebsten mit 22 Spielern aus der Region bestückt sehen, die von klein auf dem eigenen Verein zujubeln. Da das in der modernen Fußballwelt nicht mehr möglich ist, akzeptiert man auch Zugewanderte, allerdings nur in begrenztem Maße: Sie müssen sich voll mit der Vereinskultur identifizieren, immer alles geben und ihre Leistung bringen. Fußballprofis, die zwar spielerisch und taktisch den Verein weiterbringen, allerdings den Ruf haben, Trainingsschludriane oder gar Söldner zu sein, werden nicht geduldet. Thilo Sarrazins Thesen wachen über die Kurven der Liga.

Die Kriterien, nach denen Einsatz und Leistung gemessen wird, machen im fußballerischen Kontext meist wenig Sinn: Ein Spieler solle sich „die Seele aus dem Leib rennen“, grätschen und auch mal Klartext in den Medien reden. Dass Grätschen aus taktischer Sicht (Gefahr der gelben Karte und eines Freistoßes, schlechte Positionierung zum Ball) und Dampfablassen aus psychologischer Sicht (klassische Leader schaden laut Sportpsychologen einem Team mehr als sie nützen) einem längst überholten Fußballkonzept entstammen, ist dabei relativ egal.

Dies zeigt symptomatisch auf, in welche politische Richtung Fußballfans in den letzten Jahren und Jahrzehnten gewandert sind: Im Stadion werden konservative, sprich: normbewahrende, Positionen hochgehalten. Wer es positiv formulieren will, kann sagen, dass Fußball eine der letzten Bastionen ist, in der gegen die drohende Modernisierung des Lebens protestiert werden kann. Andersrum formuliert: Fußball ist kein sportliches Ereignis mehr, sondern wird als politische Ersatzdroge gesehen, in denen man seine rückwärtsgewandten Denkweisen ausleben und artikulieren darf.

Für diese Entwicklung gibt es viele weitere Beispiele. Exemplarisch steht dafür der Kult um längst vergangene Titelgewinne, zelebriert auf Fanschals und Infoveranstaltungen. Regelmäßig rechtfertigen Fans ihr „Recht“ auf Erstligafußball mit dem Verweis auf „ihre Tradition“. Wenn in Zukunft Stadionbesucher über die sportliche Besetzung der ersten Liga entscheiden dürften, würden wir jahrein, jahraus die 18 selben „Traditionsklubs“ in Liga eins sehen. Neuankömmlinge wie aktuell der FC Augsburg werden mit Verweis auf die „nicht-vorhandene Tradition“ als ligaunwürdig betrachtet, unabhängig von ihren erbrachten Leistungen.

Die Ablehnung von bestimmten Spielern, Fanfreund- und feindschaften, der Kampf gegen Kommerz im Fußball – all diese Dinge sollen an dieser Stelle nicht als schlecht oder als falsch hingestellt werden. Vielmehr dienen sie der Diagnose, dass in weiten Bereichen des Fußballstadions die vergangene Fußballwelt als Ideal hingestellt wird, das es zu verteidigen gilt. Was am Ende des Tages die beste Art und Weise ist, Fußball zu spielen oder welche Transfers tatsächlich für eine Mannschaft sinnvoll sind, wird zum Nebenschauplatz in einem politischen Konflikt.

Das Ganze könnte man als neutraler Anhänger des Fußballspiels noch als Teil der Fankultur akzeptieren, wenn es nicht immer mehr den sportlichen Bereich treffen würde. In Deutschland kann ein Trainer de facto seine Mannschaft nicht so zusammenkaufen, wie er es gerne hätte. Wenn es nur einen erschwinglichen Linksverteidiger auf dem Markt gäbe, dieser allerdings beim Lokalrivalen spielen würde, man dürfte sich sicher sein, dass der Transfer nicht stattfände.

Das ist das eigentlich Traurige an all den Fanfeindschaften und inneren Befindlichkeiten: Um Fußball geht es schon lange nicht mehr. Fans überhöhen ihre eigene Leidenschaft zu einer Ideologie, die sie von Spielern und Funktionären gleichermaßen einfordern. Dass diese Fußball gar nicht aus dem Blickwinkel eines Anhängers betrachten können, wenn sie als Arbeitnehmer bei einem Verein sämtliche Interna des Clubs und der Branche kennen, wird von Fans als Ausrede nicht akzeptiert.

Immer noch wird das „romantische“ Modell eines Fußballspielers postuliert, der nur aus Verbundenheit zu seinem Verein handelt und seine ganze Karriere an einem Ort verbringt. Aber was ist daran romantisch, wenn jemand seinen Beruf rein aus der Liebe zu seinem Arbeitgeber betreibt? Wäre es nicht viel eher romantisch, wenn ein „guter Spieler“ seinen Beruf ausübt, weil er ihn liebt – egal, wo er spielt?

Dieses Ideal werden sich die Fans nicht auf die Fahne schreiben können – zu eingefahren sind sie in ihrem Konservatismus. Fußball ist in Deutschland alles, nur nicht das, was es eigentlich sein sollte: Ein Spiel.

gbcthh 29. November 2011 um 02:41

es ist immer wieder eine freude hier mitzulesen – vielen dank dafür. zu diesem thema allerdings spricht mir 44² (übrigens auch eine tolle seite – wenngleich über die falsche borussia 😀 ) aus der seele. eine vollkommen technisierung des fußballs geht, meiner meinung nach, an der seele des spieles vorbei (obwohl dies natürlich der analyse des spieles zuträglich ist). zumindest bin ich unendlich dankbar für beiträge die fernab vom stammtisch einzordnen sind.

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Rasengrün 28. November 2011 um 22:21

Die Fanszenen spiegeln hier nur ein gesellschaftliches Grundproblem der globalisierten Welt. Den massiv verschärften Anforderungen in Sachen Flexibilität, Mobilität und Konkurrenz steht kein zukunftszugewandter Gegengentwurf entgegen. So bleibt Vielen nur eine defensive Grundhaltung, die insbesondere Identifikationsbedürfnisse nur über eine oft eher imaginiert wirkende Vergangenheitsbindung erfüllen kann. Für den Fußball ist das aber zugleich auch die Hefe, die das Aufgehen des Teigs der Kommerzialisierung erst so richtig antreibt. Weniger blumig: die Identifikation selbst wird zur eigentlichen Ware. Ob man sich da wirklich beklagen darf, dass es den Fans nicht mehr in erster Linie um Sport geht? Genau darauf scheinen mir seine wirtschaftlichen Grundlagen zu fußen.

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Ottmar 28. November 2011 um 16:47

Richtig coole Seite hier. Bin ich über einen Link im offiziellen 96-Fanforum drauf gestoßen und dann bei diesem Blogeintrag gelandet. @44²: Superkommentar! Ich gebe offen zu, dass ich das Fußballspiel nicht in allen taktischen Finessen durchschaue. Ich nehme dennoch für mich in Anspruch, im Stadion meinen Emotionen freien Lauf zu lassen. Und davon hatten wir in Hannover in den letzten 2 Saisons Gelegenheit im Übermaß. Das ist ja das Schöne am Fansein: du erlebst die komplette Emotionspalette von Trauer bis Freude, von Wut bis zum totalen Glücksgefühl. Beim 2:1 der 96-er gegen den BVB hat ein junger Mann einen Adrenalinschock erlitten. Das sagt alles.

Das Festhalten an einem Maximum an Vereinstreue trägt zu dieser Identifikation des Fans bei und schafft den Schutzraum zum Ausleben der Emotionen. Eine Bundesliga die funktioniert wie die DEL oder die NHL würde dem Fan diese Emotionalität rauben.

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Thomas 13. Oktober 2011 um 10:43

Danke zunächst für die vielen interessanten Denkanstöße und Thesen!

Wenn man sich mal erkundigt, wieso ein „Ultra“ denn ein „Ultra“ eines bestimmten Vereins sei, wird szenetypisch und stereotyp die angesprochene „Tradition“ vorgeschoben oder es wird immerhin mit Lokalpatriotismus argumentiert. Wäre der Papa also vor 20 Jahren einige Orte weiter gezogen, wäre der junge Durch-und-durch-Dortmunder heute wahrscheinlich ein Schalker…
Dass viele der Oberfans kein Interesse an den eigentlichen Vorgängen auf dem Platz und hinter den Kulissen haben, zeigt sich dann eben darin, dass sie sich nicht mit dem Spielsystem ihrer Mannschaft oder der herausragenden Leistung ihres Managers (Kauf Neuer) beschäftigen sondern sich lieber über abgedroschene Fanfeindschaften etc. identifizieren.

Dieses Zufallsprinzip sollte sich jeder „Ultra“ klar machen und sich mit unsinnigen Forderungen (Neuer) zumindest so lange zurück halten, bis er ebenso viele konstruktive Vorschläge gemacht hat.

Bei allem Wunschdenken sehe ich die Vereine eben doch als Arbeitgeber und die Spieler als Angestellte einer Unterhaltungsindustrie die selbstverständlich auf Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Jede Firma versucht heutzutage, ihre Produkte zu emotionalisieren um den Absatz und die Kundenbindung zu stärken. Dass das Produkt Fußball hierfür besonders gut geeignet ist, liegt auf der Hand und wird dementsprechend von den Verantwortlichen umgesetzt.

Die einzige Gruppe der Beteiligten, die dies nicht wahrhaben will ist der Konsument bzw. „Fan“. Dass seitens der Vereine und der Vermarkter auf die Zuschauer zugegangen wird und gewisse Traditionen gepflegt oder besser gesagt, zugelassen werden, hat sicherlich weniger mit tiefer Dankbarkeit für deren moralische Unterstützung zu tun.

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Enjan 26. Juli 2011 um 14:23

Schöne Ergänzung zu meinen Gedanken zum Thema „Neuer und Ultras“.
http://ennoja.wordpress.com/2011/07/22/manuel-neuer-die-geister-die-ich-rief/

Ich stimme eurer Meinung zu. Fußball ist heutzutage ein Business und es bleibt kein Raum für Fußballromantiker. Jedenfalls nicht im Profifußball. Daher kann ich mich auch nicht mit der Ultra-Ideologie identifizieren. Aber ich verstehe, wieso in München der Ultra-Austand geprobt wird. Auch wenn ich dies nicht wünsche.

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datschge 26. Juli 2011 um 23:36

Gut getroffener weitergehender Aspekt bei diesem Thema. Die passende Erklärung falls sich jemand über die für Viele überraschende Angriffe auf Hoeness gewundert haben sollte.

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peter pups 22. Juli 2011 um 22:28

Hat ja jetzt nicht unbedingt was mit taktik zu tun 😉

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44² 22. Juli 2011 um 13:04

“ Fußballprofis, die zwar spielerisch und taktisch den Verein weiterbringen, allerdings den Ruf haben, Trainingsschludriane oder gar Söldner zu sein, werden nicht geduldet. Thilo Sarrazins Thesen wachen über die Kurven der Liga. “

Whuat? Wo kam DER Vergleich denn her? Versteh ich gerade garnicht.

Insgesamt find ich den Artikel arg überzeichnend. Wenn ein neuer Spieler kommt, geht es fast immer zuerst darum, ob der gut genug ist um die Mannschaft weiterzubringen. Also um Sport. Wenn ein Spieler aus der Region kommt und sich mit dem Klub identifizieren kann, ist das natürlich ein Bonus, weil es halt zusammenpasst. Logisch und nicht verwerflich aus meiner Sicht.

Ich als BVB-Fan nenne mal das Beispiel Dede. Kein Lautsprecher gegen die Medien, null „naturgegebener“ Bezug zum Verein, wird aber für seinen Charakter, seine Leistung und seinen Einsatz von den Fans verabschiedet wie ein Gott. Und gleichzeitig hat aber auch (nach meiner Wahrnehmung) kein Mensch in Dortmund den Abgang des liebgewonnenen Spielers kritisiert, weil klar war, dass es sportlich sinnvoll ist. Als weitere Beispiele könnte ich Lee, Kuba oder Kagawa bringen, die alle in kürzester Zeit zu gefeierten Publikumslieblingen aufgestiegen sind. Das ging bei denen allen übrigens viel schneller als bei BVB-Eigengewächs Nuri Sahin. Es geht um sportliche Leistung.

Dass das nicht das einzige Kriterium ist, ist meines Erachtens nicht konservativ, sondern einfach idealistisch. Vielleicht romantisch. Es gibt eben Werte, die man dem Erfolg nicht unterordnen sollte. Deshalb zum Beispiel existiert ja die 50+1-Regel.

Ein Verein ist eben nicht einfach ein „Arbeitsgeber“. Einem Arbeitsgeber geht es um Gewinnmaximierung. Einem Verein geht es um sportlichen Erfolg.
Ein Arbeitsgeber hat keine Fans, die ihm zujubeln. Ein Verein ist ein Charakter, ein Mythos. Und selbstverständlich gehört da die Tradition dazu. Diese zu missachten wäre wie den Lebenslauf eines Menschen zu missachten und ihn ausschließlich nach dem Verhalten zu bewerten, welches er in den letzten paar Minuten gezeigt hat.

Man könnte sich jetzt drüber streiten, wie rational oder korrekt diese Ansicht ist, was aber mE deshalb überflüssig ist, weil Fantum meistens eine rein emotionale Sache ist, die sich keiner rational aussucht. Jedenfalls existiert diese Ansicht. Und nur das macht Fans zu Fans. Wenn das anders wäre, wäre es in Fußballstadien sicherlich sehr viel leerer und sehr viel leiser.

Der Punkt bei der Beziehung von Spielern zu Vereinen ist die Beziehung von Spielern zu Fans. Ein Fan ist Fan vom Verein. Er jubelt dem Spieler zu, weil er für den Verein spielt. Wenn dem Spieler der Verein eigentlich egal ist, welchen Grund hat der Fan noch, ihm zuzujubeln? Wenn dem Spieler der Verein egal ist, sind ihm auch die Fans egal. Du kannst nicht fordern, dass die Fans es aktzeptieren, dass sie dem Spieler egal sind. Oder andersrum, du kannst nicht fordern, dass die Fans es nicht als großen Bonus betrachten, wenn der Spieler sie wertschätzt.

Wenn der Spieler aus Verbundenheit zum Verein handelt, dann existiert ein Konsens mit dem Fan. Dann handeln Fans und Spieler aus dem gleichen Antrieb. Dann arbeiten sie zusammen.

Wenn ein Spieler nur aus Eigeninteresse handelt und nur „zufällig“ beim aktuellen Verein gelandet ist, dann bilden Fans und Spieler eine reine Zweckgemeinschaft. Dann arbeiten sie nur zufällig am gleichen Projekt.

Welche der beiden Zusammenarbeiten ist dir lieber? Ist das eine Frage von Konservativität?

„Wäre es nicht viel eher romantisch, wenn ein „guter Spieler“ seinen Beruf ausübt, weil er ihn liebt“
Ja. Das ist doch gerade das zweite Ideal, das die Fans erwarten. Genau diese Einstellung wird dem „Söldner“ ja abgeredet. Der Söldner, der eben nicht aus Liebe zum Fußball spielt, sondern aus Liebe zum Geld.
Beide Einstellungen („für den Sport“ und „für den Verein“) sind romantisch. Beide schließen sich keineswegs aus.

Nun dahin, wo ich die Sache ähnlich sehe wie du: Ich finde, dass dieses „Söldner“-Urteil viel zu schnell ausgesprochen wird. Sobald ein Spieler zu einem größeren Verein geht, finden sich irgendwelche Fans und bezeichnen ihn als „Scheiß Söldner“, egal ob sie ihm davor zugejubelt haben, egal wie nachvollziehbar der Wechsel aus rein sportlicher Sicht ist, egal was für ein Charakter es im allgemeinen ist. Da sind viele Fans totale Egoisten, indem sie vom Spieler erwarten, _komplett_ selbstlos zu handeln. (Die gleichen beschweren sich aber über zu hohe Ticketpreise – müssten die als vereinsliebende nicht-Söldner nicht dann ihr letztes Hemd für den Verein geben wollen? 😉 )

Ähnlich verhält es sich bei manchen Fans, wenn Spieler die gewünschte Leistung nicht bringen. Und zwar nicht wegen mangelndem Einsatz, sondern einfach nur wegen mangelnden Fähigkeiten oder mangelnder Form – etwas, was man ja niemandem menschlich verübeln kann. Da wird schnell mal ein jahrelang hart für den Verein arbeitender Spieler komplett fallengelassen, weil er 3 schlechte Spiele macht. Und zwar nicht in der Form „oha, schade, der muss sich langsam aber mal wieder fangen“ sondern in der Form „kann den Vogel nicht mal einer auswechseln“, also auf einer persönlichen Ebene.
Aus diesem Denken heraus entsteht auch diese eklige Auspfeiff-Kultur. Kann man ja vielleicht machen, wenn man sicher ist, dass die Mannschaft sich nicht reinhängt, aber doch nicht, wenn sie einfach nur ’nen schlechten Tag erwischt oder schlichtweg nicht gut genug für den Gegner ist.

Ich finde, Fans sollten Respekt vor Spielern haben, aber umgekehrt auch die Spieler vor den Fans und damit vor dem Verein. Das muss beidseitig sein, dann gibt’s keine Probleme. Aber die Degradierung zu einer reinen Zweckgemeinschaft, die du im Artikel andeutest, die würde dem Fußball ein ganzes Stück Seele rauben, finde ich.

Das Hauptproblem (, dass du aber hier leider nur streifst), seh ich in der Einstellung zum Fußball selbst. Also nicht in der Balance zwischen Fankultur/Politik und Sport, sondern einfach nur in der Behandlung des sportlichen Teils.

Da ist bei viel Leuten wirklich teilweise noch pure Konservativität zu sehen. Da liegt jede schlechte Leistung an zu laschem Zweikampfverhalten und Lauffaulheit. Schlechte Tagesform, starker Gegner, taktische Fehler sind nie der Grund. (Obwohl die in Wirklichkeit ja fast immer der Grund sind.)

Ich seh das als Reaktion auf eine Hilflosigkeit, weil man sich anders das Spiel nicht zu erklären weiß. Die Leute reden sich so ein, sie würden es verstehen. Die Medien unterstützen das natürlich, indem sie keine Erklärungen liefern. (Das erinnert mich jetzt doch ein bisschen an die Sarrazin-Debatte.)

Zum Glück wandelt sich das so langsam. In dem Sinne: Hoffentlich steigt die Popularität eurer Seite. Dann müssen wir in paar Jahren dieses Problem so vielleicht nicht mehr diskutieren. 🙂

(Mein Gott, das könnte ja n eigener Blogeintrag hier sein.)

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datschge 21. Juli 2011 um 23:09

>>Wäre es nicht viel eher romantisch, wenn ein „guter Spieler“ seinen Beruf ausübt, weil er ihn liebt – egal, wo er spielt?<<

Ich stimme dem zu. Die Fußballwelt braucht mehr Spieler vom Typ Raúls.

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Frodo 21. Juli 2011 um 14:02

Deckt sich (naturgemäß) nicht in allen Punkten mit meiner Einschätzung, ist aber um ein vielfaches angenehmer zu lesen und gehaltvoller als das, was momentan in den „Medien“ zu dem Thema zu entdecken ist.
Der Hinweis auf die „Politisierung“ der Fanszene ist völlig korrekt, allerdings klingt es bei Dir so, als würden die Fans das negieren. Tun einige auch, die Schickeria aber beispielsweise überhaupt nicht, im Gegenteil.
Und bzgl. dem Bedauern, dass sich die Trainer ihre Mannschaft nicht einfach so zusammenkaufen können, weil da Befindlichkeiten wie „Aber der spielt beim Erzrivalen!“ im Weg stünden: Da bin ich gerne „konservativ“, das finde ich gut so.
Und Ivan Klasnics Nicht-Wechsel zum hsv damals erfreut mich noch heute 😉

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