Kurz ausgeführt: Eröffnungsspiel der U21-EM

Norwegen ragt beim Start der U21-Euro trotz Punktverlust heraus.

Beim Eröffnungsspiel der Junioren-Europameisterschaft traf Gastgeber Israel auf die Mannschaft aus Norwegen. Von Heimvorteil war jedoch anfangs nichts zu sehen. Die Norweger dominierten das Spiel in Abwesenheit mehrerer Stammkräfte, die noch bei der A-Mannschaft eingesetzt werden mussten (u.A. Gladbachs Nordtveit). Israels unspektakuläres 4-4-2 fand eine Halbzeit lang keinen Zugriff und zeigte sich nach vorne ideenlos.

Durch einen Elfmeter (16. Minute) und eine unnötige rote Karte (44.) gerieten die Norweger dennoch ins Hintertreffen. Den Führungselfmeter konnte Pedersen schnell ausgleichen (24.), doch in Überzahl kam Israel zumindest phaswensweise besser ins Spiel. In der 71. Minute konnten die Gastgeber ihre beste Phase mit der erneuten Führung krönen. Doch auch zu Zehnt konnte Norwegen weiterhin Druck machen und kam in der 90. Minute noch zum verdienten Ausgleichstreffer.

Eingespieltheit dank Philosophie: Norwegens 4-3-3

Norwegen setzt über alle Auswahlmannschaften hinweg auf ein festes System. Selbst die Damenmannschaften laufen fest im 4-3-3 auf. Beim Turnierauftakt der höchsten Jugend zeigte sich diese Philosophie wertvoll: Die Skandinavier waren für eine zusammengewürfelte Auswahl außergewöhnlich gut eingespielt.

Israel - Norwegen U21Das Bewegungsspiel des Sechsers und der Außenverteidiger passte gut zu den passstarken Innenverteidigern, die beiden Achter bewegten sich sehr gut abgestimmt ins defensive oder offensive Mittelfeld und die Flügelspieler pendelten gut zwischen Seitenlinie und Sturmzentrum. Mit Passstärke und hoher taktischer Sicherheit auf allen Positionen zeigte Norwegens Auswahl ein sehr ausgewogenes Ballbesitzspiel über alle Räume.

So bekamen die Israelis in ihrem sehr standardmäßigen 4-4-2-Mittelfeldpressing nirgendwo im Mittelfeld richtigen Zugriff. Zudem glänzte Norwegens Torwart Nyland am Ball, wenn die Gastgeber einmal aggressiver aufrückten. Er platzierte anspruchsvolle Flachpässe direkt auf die Mittelfeldspieler oder schlug die langen Bälle in sehr gute Räume.

Die zentrale Achse

Neben dem Keeper komplettierten drei weitere wichtige Spieler eine starke Achse entlang des norwegischen Zentrums. Kapitän Strandberg eröffnete das Spiel gut und glänzte in der zweiten Halbzeit mit hervorragenden Herausrückbewegungen, durch die Norwegens Unterzahl einige Male elegant kompensiert werden konnte.

Im Mittelfeld zeigte Johansen strategisches Geschick und Konradsen deutete offensive Durchschlagskraft an, doch vor allem Moldes Eikrem prägte diese Partie. Er bewegte sich in die richtigen Räume, löste sich mehrfach hervorragend aus Pressingsituationen und verteilte die Pässe durchweg intelligent – ein Hauch von Jack Wilshere umwehte das Mittelfeldzentrum. Im 4-4-1 der zweiten Halbzeit sorgte Eikrem fast im Alleingang dafür, dass seine Mannschaft trotz des verlorenen dritten Zentralspielers noch Impulse durch die Mitte setzen konnte.

Zur Veredelung dieser Impulse zeigte sich vor allem Mittelstürmer Pedersen sehr präsent. Er präsentierte sich als sehr eleganter Stürmertyp, der sich zwar hauptsächlich im Sturmzentrum bewegte, dort aber trotzdem gut mitspielen konnte. Ordentliche Wendigkeit kombiniert Pedersen mit einem sehr feinen ersten Ballkontakt, auch sein Ausgleichstreffer war das Ergebnis der guten Ballannahme. Zudem traf er im Kombinationsspiel sehr gute Entscheidungen, auch wenn seine Ablagen gelegentlich zu unsauber und kraftlos gespielt waren.

Flankiert wurde dieser spannende Spielertypus auf dem linken Flügel von Berget, der einige sehr gute Läufe in die Spitze zeigte. Lanlay auf rechts präsentierte sich hingegen als Norwegens Schwachpunkt und nach der Pause übernahm Konradsen diesen Flügel.

Ansonsten waren die beiden Außenverteidiger aus der Bundesliga eine Erwähnung Wert. Braunschweigs Neuzugang Elabdellaoui zeigte sich offensiv sehr dynamisch, defensiv aber etwas unsicher. Freiburgs Hedenstad agierte als inverser Linksverteidiger, eine Rolle, die er interessant mit sehr aggressive Diagonaldribblings ausfüllte.

Israel hinkt der Moderne hinterher

Die Gastgeber der EM hatten indes nicht nur dem starken gegnerischen Ballbesitzspiel wenig entgegenzusetzen, sondern fanden auch kaum Wege durch das disziplinierte 4-5-1-Mittelfeldpressing der Norweger. Ihr recht uninspiriert interpretiertes 4-4-2 krankte an den üblichen Problemen der fehlenden Dreiecke und Offensivverbindungen.

In Hälfte eins versuchten sie über die rechte Seite zu attackieren, kamen aber über simple Päärchenbildung der Flügelspieler kaum hinaus. Norwegens breites Mittelfeld konnte das gut kontrollieren und Israels Stürmer bekamen nur wenig Gelegenheiten ihre angedeutete individuelle Qualität zu untermauern.

Gegen das 4-4-1 in der zweiten Hälfte hatten sie mehr Räume und mehr Ballbesitz, da Norwegen passiver verteidigen musste. Die Zeit am Ball bekamen sie aber zunächst kaum ausgespielt. Erst als sich Golasa vermehrt in die Mitte einschaltete bekamen sie mehr Präsenz ins Angriffsdrittel. Das vermeintliche Toptalent, das sich angeblich sogar der FC Bayern vor einigen Jahren schnappen wollte, konnte aber nur selten seine technische Begabung andeuten.

Darüber hinaus stach bei Israel vor allem der 1,95m große Kapitän Biton heraus. Mit einer sehr dominanten Grundausrichtung trieb er die Bälle von der Sechserposition durchs Mittelfeld und konnte mit ansehnlichen Dribblings glänzen, die Israels stärkste Spielzüge ankurbelten.

Alles in allem hatten die Israelis aber eine Menge Glück, dass sich Hedenstad das unnötige Foul zur roten Karte leistete und Elabdellaoui naiv den Elfmeter verschuldete. In Gleichzahl hatten sie eigentlich kein Licht gesehen und wären gegen den auf dem Papier schwächsten Gruppengegner im Normalfall wohl untergegangen.

king_cesc 9. Juni 2013 um 11:29

Ich weiß nicht ob die Stürmer Israels dies immer praktiziert haben, da ich nicht das ganze Spiel verfolgen konnte, aber manchmal sobald Norwegen stark aufgerückt war gingen sie auf Linksaussen und Rechtsaussen und zogen entweder die AV nach hinten oder die IV nach aussen, wodurch einige der Dribblings erst ermöglicht wurden, da in der Mitte relativ viel Platz war.
Meiner Meinung nach war dies fast der einzige geschickte Schachzug der Israelis?

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niko 8. Juni 2013 um 18:49

Echt geil, dass ihr so viel zu dem Turnier macht!

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MR 8. Juni 2013 um 16:54

Für diejenigen, die das Programm nicht so auf dem Schirm haben: In einer Stunde dann Norwegens zweites Spiel auf Sport1!

Dürfte interessant sein, da sich England defensivstark präsentierte. (Das Spiel gegen Italien wird wohl kurz im Kontext des nächsten Italien-Spiels noch behandelt.)

Ich sehe Norwegen als leichten Favorit. Eventuell sogar auf den Gruppensieg.

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