FC St. Pauli – MSV Duisburg 2:1

Im Montagsspiel der 2. Bundesliga trat der MSV Duisburg beim FC St. Pauli an. Die Hamburger konnten mit einem Sieg gegen den 16. der Liga die Tabellenführung erreichen. Für Duisburg ging es um einen ersten Schritt aus dem Tabellenkeller Richtung Mittelfeld.

St. Paulis Führung in der ersten Hälfte konnten die Zebras noch schnell ausgleichen. Die Abwehrschlacht in Unterzahl im zweiten Durchgang verloren sie knapp.

Ausrichtungen im ersten Durchgang.

Aufstellungen

Das Heimteam spielte im 4-1-4-1, musste einer Verletzung geschuldet auf Charles Takyi verzichten. Im zentralen Mittelfeld standen Kruse und Bruns vor Boll, auf den Außen Bartels und Schindler. Die Abwehr bestand aus Kalla, Sobiech, Thorandt und Rothenbach. Mahir Saglik war die zentrale Spitze.

Der MSV trat mit acht Neuzugängen im mittlerweile klassischen 4-2-3-1 an, darunter Fromlowitz im Tor, die Außenverteidiger Bollmann und Wolze und der Spielmacher Gjasula. Nur die Innenverteidiger Soares und Bajic und der Mittelfeldspieler Sukalo sind nicht neu im Verein.

Die ersten Minuten gehörten den Hausherren. Duisburg stand tief und gab Pauli Zeit für den Spielaufbau. Die Innenverteidiger wurden vom MSV nicht attackiert, hatten Zeit am Ball und leiteten das Spiel meistens über die linke Seite ein. Dabei ging Außenverteidiger Kalla oft nach vorne und einer der zentralen offensiven Mittelfeldspieler ließ sich auf dessen Position fallen. Der nächste Schritt war dann ein Pass auf den Flügelspieler, der den Ball gleich wieder ablegte. Mittelstürmer Saglik ließ sich oft fallen um diesem abgelegten Pass anzunehmen und den Ball direkt auf den Flügel zu spielen. Der Vorteil dieser Taktik ist, dass der Spieler mit dem Gesicht zum Tor steht. Er muss sich nicht drehen und kann verschiedene Pässe spielen, zum Beispiel in die Schnittstelle zwischen Innen- und Außenverteidiger.

Bei einer Variation dieses Spielaufbaus über die Seite spielt der Spieler auf der Position des linken Verteidigers den Ball direkt ins zentrale Mittelfeld. Von dort wird der Ball, möglichst mit nur einem Kontakt, direkt in den Raum hinter dem gegnerischen Außenverteidiger gespielt.

St. Pauli versuchte einige dieser Spielzüge um von der Außenposition im gegnerischen Drittel des Feldes zu Flanken oder Hereingaben in den Strafraum zu kommen. So kamen die Hamburger unter anderem zu einer Kopfballchance.

Typischer Spielzug von St. Pauli im ersten Durchgang. Der linke Verteidiger geht nach vorne und der halblinke Mittelfeldspieler (ZM) geht nach links hinten. Der Mittelstürmer (MS) lässt sich fallen, entzieht sich der Innenverteidigung und hat zwei Optionen hinter die Abwehr zu passen. Links auf den Flügel (1), oder rechts zu den Spielern Richtung Strafraum (2).

Kalla spielte als Außenverteidiger zum Teil sehr offensiv. Er hinterlief Bartels oft, der versuchte, seinen Verteidiger an sich zu binden und die Außenbahn frei zu machen, oder Bartels zog sich auf eine defensivere Position zurück. So standen im Spielaufbau auch Bartels oder Bruns auf der Position des linken Verteidigers und Kalla war de facto Linksaußen.

Ein anderer Ansatz von St. Pauli, das Spiel aufzubauen, war der lange Ball von Thorandt auf Saglik. Der Mittelstürmer behauptete den Ball und die Mittelfeldspieler stießen in die Spitze. André Schuberts Spieler wechselten durch Sagliks und Kallas Rollen häufig die Positionen.

Milan Sasics Team stellte sich nach ein paar Minuten etwas höher auf, sie ließen Paulis Innenverteidiger am Ball in Ruhe, griffen aber sofort an, wenn der Ball zu einem Außenverteidiger oder ins defensive Mittelfeld ging. Offensiv setzten sie vor allem auf lange Bälle auf Jula. Die größte Chance entstand, als Soares einen hohen Pass auf Kastrati spielte, der für Gjasula ablegte. Dessen Schuss ging an die Latte, und auch die Flanke danach konnte Jula nicht im Tor unterbringen. Der MSV wurde langsam besser.

Das erste Tor für St. Pauli fiel aber nicht nach einem der vielen von hinten aufgebauten Angriffe, sondern als Kontertor nach einer Ecke des MSV. St. Pauli klärt nach der Ecke, aber Duisburg bekommt den Ball ca. 30 Meter vor dem Tor zurück. Gjasula spielt dann einen Fehlpass direkt in den Fuß eines Verteidigers. Der spielt lang auf den linken Flügel, wo Kruse startet. Der MSV ist durch die Ecke noch aufgerückt und steht kurz im 1 gegen 3. Kruse geht 10 Meter mit dem Ball und spielt dann von links auf den halbrechts mitlaufenden Schindler, der von der Strafraumkante ins lange Eck abschließt (33.).

Duisburg kam aber schon fünf Minuten später zurück in Spiel und glich aus. Ein Freistoß aus der Nähe des Mittelkreises landete über Umwege bei Bajic, der frei einschieben konnte.

Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich zunächst ein offeneres Spiel. Die Gäste hatten eine Phase mit mehr Ballbesitz und Pauli versuchte schneller nach vorne zu kommen. In der 54. Minute hatte Kruse eine Torchance, wieder nach einer Ecke des MSV.

Im Spielaufbau ging es bei den Hamburgern jetzt auch über die rechte Seite, die im ersten Durchgang kaum genutzt wurde. Duisburg setzte weiter auf Bälle aus der Abwehr zu einem der Angreifer. Durch diese Trennung von Verteidigung und Angriff und dem jetzt zügigen Vorstoßen des Gegners verlor Duisburg wieder Spielanteile. Die Hamburger Abwehr kam in den Luftduellen gut zurecht und eroberte die Bälle schnell zurück.

In der 69. Minute flog dann Vasilios Pliatsikas nach wiederholtem Foulspiel vom Feld, was Duisburgs Anstrengungen, wieder ins Spiel zu finden, schadete. Sie stellten auf 4-1-3-1 um und wechselten Kastrati für Exslager aus. Pauli versuchte, den Raum zwischen Abwehrreihe und Mittelfeld des MSV zu nutzen, aus dem Zentrum die Außen einzusetzen und von dort den Ball in den Strafraum zu spielen. Duisburg konnte nur auf Standards hoffen.

Der eingewechselte Hennings hätte per Kopf fast die Führung erzielt (82.). St. Pauli spielte jetzt klar auf Sieg, sie hatten über lange Zeit Vorteile im Spiel und wollten sich nicht vorwerfen müssen, gegen zehn Mann nur ein Unentschieden erreicht zu haben. MSV-Trainer Sasic zeigte mit der Einwechslung von Shao dagegen, dass er weiter auf Konter setzte und hoffte, die Abwehr entlasten zu können.

In der 92. Minute hielt Fromlowitz gegen den vor ihm stehenden Bartels und kratzte den Nachschuss von Hennings von der Linie. Die Uhr tickte schon in der letzten Minute der Nachspielzeit, als Rothenbach den Ball ins Zentrum auf Kalla spielte. Kalla passte direkt auf Daube rechts raus, der zog in den Strafraum und legte quer. Als Bartels Schuss die Linie überquerte, waren nur noch 29 Sekunden zu spielen.

Fazit

In einem wechselhaften Spiel zog Duisburg nach langem Kampf den Kürzeren. St. Pauli begann dominant und spielte zunächst viel über die linke Seite. Gerade in einer Drangphase des MSV erzielte Pauli die Führung und kassierte postwendend den Ausgleich. In der zweiten Halbzeit konnten die Hausherren wieder das Spiel an sich ziehen. Durch den Platzverweis für Pliatsikas ging für Duisburg nur noch wenig im Angriff. Die Abwehrschlacht ging aber erst in der letzten Spielminute verloren.

FCSP 24. August 2011 um 08:19

Moin!

Sehr schöne Analyse. Der Torschütze zum 2:1 war nicht Rouwen Hennings sondern Finn Bartels.

Gruß

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HW 24. August 2011 um 10:14

Stimmt natürlich. Ich muss zugeben nicht früher zu diesem Bericht gekommen zu sein. Korrekturlesen funktionierte dann um zwei Uhr früh nicht mehr.

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