1. FC Nürnberg – Hertha BSC 2:0

Michael Skibbes Debut als Hertha-Trainer geht ordentlich in die Hose: Nach einer schwachen Leistung verliert seine Mannschaft verdient bei soliden Nürnbergern.

Grundformationen

Deren Trainer Dieter Hecking trat mit dem im Trainingslager einstudierten neuen 4-4-2 an, in welchem Eigler in der Spitze neben Pekhart agierte. Mit gleichem Personal hätte man auch das asymmetrische 4-3-3 der Hinrunde spielen können, was teilweise sogar auch der Fall zu sein schien, da Didavi sich doch sehr eng und tief positionierte, doch es ging mehr in Richtung 4-4-2. Interessant waren die beiden Außenverteidigerpositionen, welche von Hegeler und Neuzugang Hlousek – eigentlichen Mittelfeldspielern – besetzt wurden.

Auf der anderen Seite musste Skibbe in der Innenverteidigung auf Kapitän Mijatovic verzichten, der von Janker vertreten wurde, sowie auf Raffael, der zunächst von seinem Bruder Ronny ersetzt wurde. Ansonsten formierte sich in einem 4-2-3-1 die aus der Hinrunde weitgehend bekannte Mannschaft um die Ex-Bayern Kraft, Lell und Ottl.

Stark verengtes Spielfeld

Prägendes Element des Spiels war das enge Mittelfeld, welches auch der Hauptgrund für die eher durchwachsene Qualität und die wenigen Höhepunkte der Partie war. Beide Mannschaften – mit Ausnahme der Herthaner Innenverteidiger bei eigenem Ballbesitz – postierten sich in beiden Fällen des Aufbauspiels sehr hoch und sehr eng, was den effektiv zu bespielenden Feldbereich stark eingrenzte, so dass nicht nur Raum und Zeit für die Spieler eingeschränkt wurden, sondern sich das Spiel generell im Mittelfeld abspielte, sehr umkämpft war und dort nicht so richtig in eine bestimmte Richtung gehen konnte.

Dass sowohl Lasogga bei den Gästen als auch Pekhart bei den Hausherren sich oftmals fallen ließen, um Bälle zu halten oder abzulegen, und dann von den gegnerischen Innenverteidigern verfolgt wurden, verstärkte die Enge auf dem Spielfeld zusätzlich.

Nürnberg defensivstark

Die Aufgabe, das Spiel zu machen, lag hauptsächlich bei den Berlinern, welche mit ihren fast 65 % Ballbesitz jedoch überhaupt nichts anzufangen wussten. Die beiden Innenverteidiger standen oftmals sehr tief und schufen so weder eine Anbindung zum Mittelfeld noch provozierten sie eine Öffnung der Nürnberger Defensive.

Stattdessen wurde der Ball relativ ambitions- und gefahrlos in der Viererkette zirkuliert, was den Nürnbergern beim Verschieben in die Karten spielte. Diese reihten sich in einem in Tiefe und Breite sehr eng stehenden 4-4-2 auf und ließen den Berlinern kaum Raum im Mittelfeldzentrum. Dabei beeindruckten Cohen und Simons, die zu zweit viel Laufarbeit in der Zentrale verrichteten, sowie die beiden Stürmer, welche sich diszipliniert am Ball orientierten, je nach ballbesitzendem Innenverteidiger ein hervorragend gestaffeltes Abwehrdreieck mit dem jeweiligen Außenspieler bildeten und damit das Mittelfeld Herthas stark isolierten.

Offensive Mechanismen

Ihre stärkste Phase hatten die Berliner nach einer guten halben Stunde, wobei sie generell immer stärker wurden in der ersten Halbzeit. Zwar wurde der Ball hinten immer noch sehr pomadig gespielt, doch man änderte die Strategie etwas und spielte häufiger direkt auf die sich fallen lassenden Stürmer.

Dadurch zog sich die Nürnberger Mannschaft zusammen, weil die Verteidiger dem Stürmer folgten, während die Mittelfeldspieler von hinten doppelten. Dies funktionierte gut und man konnte einige Male den Ball antizipativ klären, doch wenn es Hertha gelang, den Ball prallen zu lassen, waren die zentralen Mittelfeldspieler frei und konnten sofort einen Ball hinter die noch etwas weiter aufgerückte und aufgrund des Rückpasses ins Mittelfeld kollektiv erneut aufrückende Abwehr auf den durchstartenden zweiten Stürmer oder die Außenspieler spielen.

Ein ähnliches Muster gab es auch im letzten Drittel, wo Lasogga auch immer häufiger auf den Flügel rochierte – man spielte dann gegen die vertikal sehr kollektiv sich bewegenden Nürnberger den Ball zurück und kam zu relativ ordentlichen Schusspositionen aus etwa 16-20 Metern, welche allerdings nicht effektiv genutzt wurden.

Nürnberg zeigte einige Male im Zentrum ein nettes Zusammenspiel mit dem wie Lasogga agierenden Pekhart sowie den sehr zentral aufgestellten Außenspielern, wobei Didavi sowohl den Mittelfeldkollegen stark half als auch gefährlich zum Abschluss kam (5 mal), doch insbesondere auf den Außen mangelte es an Durchschlagskraft, da Hegeler und Hlousek zwar offensiv viel taten und auch weit aufrücken, aber keine Produktivität erzeugen konnten. So wurde man eher selten gefährlich und brauchte einen abgefälschten Esswein-Schuss in der zweiten Welle nach einem geklärten Freistoß für die  zu diesem Zeitpunkt (43.) etwas glückliche Führung.

Der Einfluss des Platzes und der Laufstärke

Bei all den Beschwerden über die durchschnittliche spielerische Qualität darf allerdings auch die Qualität des Platzes im Frankenstadion nicht vergessen werden, der ein geregeltes Kombinationsspiel stark erschwerte.

Bis kurz vor Spielbeginn hatte es geschneit, während des Spiels gab es über weite Strecken eine Art Schneeregen, der sich über dem Stadion ergoss. Dadurch wurde der Rasen sehr nass und tief, wobei er ohnehin in keinem guten Zustand war, wie man am Aussehen der Acker-ähnlichen Strafräumen gut erkennen gute. Nach dem Spiel erklärte Hecking, er habe seine Innenverteidiger angewiesen, unter diesen Bedingungen auch mehr lange, hohe Bälle einzustreuen, wobei dies ohnehin sinnvoll erschien, da man zwei große Stürmer gegen Hubnik und den eher kleinen Janker aufgeboten hatte.

Eine besondere Stärke – allerdings auch Voraussetzung für die Art, wie sie ohne Ball spielten – der Nürnberger war ihre Laufleistung, die im qualitativen (626 intensive Läufe) und quantitativen (124,7) Bereich herausragend war. Interessant ist auch die Laufleistung der einzelnen Spieler, denn hierdurch wird die gute Organisation der Nürnberger in Verbindung mit dem Laufen ersichtlich – zunächst kommen die beiden Sechser, dann die beiden Innenverteidiger, dann die beiden Außenverteidiger, dann die vier Offensivspieler.

Fazit

Skibbe stellte später zum Ende der zweiten Halbzeit auf ein 4-1-3-2 um und bot große Offensivkraft auf, doch im zweiten Spielabschnitt kam man generell nicht ins Spiel und ließ mehr gefährliche Konter zu. Kurz vor Schluss fiel dann auch das 2:0 nach einem Freistoß, welches den Sieg für die Clubberer besiegelte.

Dieser war letztlich auch verdient gegen schwache und weitgehend enttäuschende Berliner, auf die in Sachen Kreativität und Einfallsreichtum noch Einiges an Arbeit vorkommt – vor allem, weil man nun voll im Abstiegskampf steckt.

Nürnberg zeigte gute Ansätze und eine mustergültige Defensivarbeit, muss aber im letzten Drittel ebenfalls noch die Torgefahr verbessern. Es geht, wie Dieter Hecking nach dem Spiel etwas ausweichend im Interview sagte, immer noch besser.

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