Türchen 16: Porto – Monaco 2004 – JK
In einem nicht häufig wieder erwähntem Champions League Finale standen sich in 2004 zwei bis heute sehr prominente Trainer gegenüber. Zum einen Didier Deschamps, der Monaco zur Saison 2001/2002 übernahm und sich nach anfänglichen Problemen in der ersten Saison einen Namen verschaffte. Zum anderen Jose Mourinho, der dabei war den FC Porto wieder in der Europäischen Spitze fest zu verankern, nachdem man bereits in der Vorsaison die Europa League gewinnen konnte und nun im Champions League Finale stand. Äußerst große Vorsicht und konservative Ansätze dominierten das 90 minütige Finale, mit einem besseren Ende für die Portugiesen.
Wenig für das Auge im Wettkampf der Rauten
Blickt man auf die Aufstellung Portos, fällt im Vergleich zum Finale der vorherigen Saison auf, dass beinahe alle Spieler dem Club treu blieben. Während die Abwehrkette gleich blieb rund um Innenverteidiger-Duo Ricardo Carvalho und Jorge Costa, sah man nur weiter vorne zwei Veränderungen. In der Raute im Mittelfeld bekleidete Costinha weiterhin die Sechs, während um ihn herum Deco und Maniche als Säulen aus der Vorsaison wirbelten und Pedro Mendes als rechter Achter dazustieß. Während Derlei als Leistungsträger aus der Vorsaison weiterhin stürmte, sollte der in Deutschland später bekanntere Carlos Alberto ihm beim Tore erzielen helfen.
Monaco lief ebenfalls im 4-4-2 Raute auf, wobei Evra und Ibarra als Außenverteidiger und einzige Breitengeber aufgestellt waren. Bernardi war klar vor der Abwehr positioniert, während Cisse, Rodriguez und Rothen eher als Freigeiste agierten und in vielen verschiedenen Räumen auftauchten. Im Sturm starteten Morientes und Giuly, wobei letzterer bereits nach 20 Minuten verletzungsbedingt durch Prso ersetzt worden ist.
Dadurch, dass beide Systeme identisch waren und es wenig Abweichungen von den nominellen Positionen gab, ergab sich über das ganze Spiel hinweg, aber vor allem in Halbzeit Eins eine zerfahrene Partie. Von der ersten Minute an wurden jegliche Überzahlverhältnisse, die sich durch das zu Beginn verhaltene zustellverhalten der Monegassen ergaben, ignoriert und Porto war ausschließlich darauf bedacht lange Bälle auf Derlei zu schlagen. Mit geschlagenem Ball schob das Mittelfeld sehr schnell ballorientiert nach und allen voran Deco wurde als Ablage von Derlei gesucht. Nicht nur konnte Derlei wiederholt den Ball festmachen, selbst in den Momenten wo es nicht klappte, waren mit dem Vierermittelfeld genügend Spieler in ballnähe, um den zweiten Ball zu gewinnen oder ins Gegenpressing zu kommen. Variationen im Verhalten der Portugiesen waren selten zu beobachten, einzig wer den langen Ball schlagen würde änderte sich gelegentlich. Während es zu Beginn noch häufig Rechtsverteidiger Ferreira war, der den langen Ball spielte, ergaben sich auch Situationen in denen Jorge Costa diesen Auftrag übernahm, was es erlaubte Ferreira mehr in Zweikämpfe um den zweiten Ball zu verwickeln oder in der Breite als 1-gegen-1 Spieler zu agieren.
Wirklich mit stringenter Idee verfolgt wurde zu Beginn nur der Plan nach Ballgewinn schnellstmöglich umzuschalten. Beiden Mannschaften merkte man das Verlangen an so vertikal wie es geht und nach Möglichkeit direkt hinter die gegnerische Abwehrkette zu spielen. Aber auch in Momenten, wo diese Räume nicht belaufen worden sind oder bereits zu waren, was dementsprechend zu noch mehr schnellen Ballverlusten führte.
Monaco versuchte das Spiel ein wenig mehr mitzugestalten. Auffällig war vor allem das Verhalten beider Außenverteidiger in Ballbesitz. Denn zog sich Porto gegen den Ball eng zusammen im Mittelfeld Zentrum, boten sich für die Monegassen so große Räume auf den Außen, die bespielt und vor allem belaufen werden konnten. Sowohl Evra als auch Ibarra blieben flach in der Kette, explodierten aber häufig mit Zuspiel explosiv nach vorne.Die Handlungsoptionen der beiden hielten sich danach jedoch in Grenzen. Während Evra häufig weiterdribbelte und den Ball spätestens am 3. Gegenspieler verlor, entschloss sich Ibarra häufiger mit vorzucken von Maniche entweder den Ball hoch in die Kette zu spielen oder den Ball auf Evra zu verlagern, der in der Folge des rüberschiebenden Mittelfelds ballfern viel Platz hatte. Einzig in Minute 31 fand man eine spielerische Lösung, die eigentlich häufiger möglich war aufgrund der in Halbzeit 1 sehr flach stehenden Kette Portos. Gefahr entstand hier nach jedoch keine.
Auffällig bei Porto waren besonders die Bemühungen ihren besten Spielern den Ball zu geben und zu hoffen, dass diese etwas damit anfangen können. Zum einen gilt es hier Carlos Alberto zu erwähnen, der immer wieder gesucht worden ist, häufig auch flach Long Line in geschlossener Stellung und es dennoch schaffte wiederholte 1 v 2 Situationen aufzulösen. Deco ließ sich ebenfalls häufig Links auf den Flügel rausziehen um dort Überzahlsituationen zu kreieren und um das kompakte Mittelfeld Monacos drum herum zu spielen. Daraus ergaben sich dann auch Flankensituationen, aus der auch das 1:0 resultiert.
Porto lädt zum Fußball spielen ein – Und macht selbst die Tore
In Spielabschnitt Zwei verschoben sich die Spielanteile deutlich. Porto begann in der Abwehrkette gegen den Ball mit 5 Spielern zu stehen, da sich Costinha immer weiter in die Kette fallen lies. Gleichzeitig ließen die Kräfte und der Bereitschaft von Deco, Derlei und Carlos Alberto nach, weshalb Mendes und Maniche zu Zweit das Zentrum Kompakt halten mussten. Zwar wurden diese insofern belastet, dass
von nun an mit Pass auf einen der Außenverteidiger auch der Außenverteidiger Portos vorschob und nicht mehr einer der zentralen Mittelfeldspieler, jedoch sah man sich dennoch in einer Unterzahl im Zentrum. Denn schoben 8er nun ballnah, öffnete sich so entweder der Raum vor der Kette oder man konnte mit dem ballfernen Achter und Außenverteidige Porto bedrohen (im Beispiel Ibarra und Cisse).
Zwar konnte sich Monaco aufgrund dieser Zahlenverhältnisse deutlich mehr im letzten Drittel festsetzen, jedoch schaffte man es nicht konsequent genug sich Torchancen herauszuspielen. Dies lag auch daran, dass Portos Kette unheimlich gut mit Tiefenpass aus dem Mittelfeld Monacos nach vorne schob und wiederholt Abseitsstellungen provozierte. Monaco wurde mit Dauer der Spielzeit ungeduldiger, was dazu führte, dass die Mittelfeldraute sich immer mehr nach vorne wagte um den Ausgleich zu erzwingen. Dadurch wurden jedoch auch die Abstände im Falle eines Ballverlusts zwischen Mittelfeld- und Abwehrkette noch größer. Und die Inaktivität der drei Porto Angreifer brachte so auch seine Vorteile mit sich, denn nach Ballgewinn fand man sich häufig in Gleichzahl wieder. Durch eben jene Zahlenverhältnisse konnte Mourinhos Team das 2:0 und das 3:0 nach Konter erzielen. Eine Mischung aus individueller Klasse allen voran Decos und der Verteidigung rund um und vor dem Sechzehner besiegelten also die zweite Halbzeit und den Final-Sieg der Portugiesen.
Fazit
In einem Spiel geprägt von langen Bällen und kaum spielerischem Ansatz waren es am Ende die Einzelspieler, die dieses Spiel entscheiden sollten. Obwohl Monaco vor allem in Halbzeit Zwei bessere Lösungen fand und weitaus spielbestimmender war, konnte Porto über ihr Konterspiel das Finale für sich entscheiden. Ein Gewinn, den man vor allem der starken Abwehrkette zu verdanken hat, die es schaffte trotz unzähligen tiefen Bällen seltenst Gefahr entstehen zu lassen.
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