In Germany we call it „ungeduldig“ – MX

1:1

Brighton & Hove Albion empfing zu Hause Arsenal London. Zwei der am stärksten auf flaches Kurzpassspiel fokussierten Mannschaften der Liga enttäuschten am Samstag jedoch leicht und passten ihr Spiel daher mehrmals an.

Auf den Platz brachten die Heimelf Verbruggen als Torspieler, davor Veltman und Estupiñán als Außenverteidiger, während van Hecke und Julio als Innenverteidiger agierten. Vor ihnen spielten Baleba und Ayari als Doppelsechs, mit O’Riley als Zehner, daneben Gruda und Adingra sowie Pedro in der Spitze. Brighton wirkte aktuell leicht angeschlagen, da aus den letzten fünf Spielen kein Sieg hervorging.

Arsenal zeigte hingegen eine leicht steigende Formkurve, mit drei Siegen aus den letzten fünf Spielen. Dennoch war dieses Spiel essenziell, um den Anschluss an Liverpool zu wahren. Arteta ließ ein 4-3-3-System aufspielen: Raya im Tor, davor Gabriel und Saliba als Innenverteidiger, mit Calafiori und Partey auf den Außen. Im Mittelfeld agierten Merino und Jorginho zentral, während Rice vor ihnen spielte. In der Offensive standen Jesus im Sturm sowie Trossard und Nwaneri auf den Flügeln.

Arsenals Angriffspressing im 4-4-2/4-1-3-2

Man spürte direkt von Beginn an, dass das Spiel ein durchaus wechselhaftes und ausgeglichenes werden könnte, denn die Anfangsphase war von kurzen Ballbesitzphasen geprägt, was auch dem Pressing auf beiden Seiten geschuldet war. Die Londoner agierten ohne Ball in ihrem gewohnten 4-4-2-Angriffspressing. Brighton setzte konsequent auf die etablierte 2-4-Torspielerkette im Aufbau. Ein zentraler Mechanismus des Pressings bestand darin, dass der linke Stürmer Jesus Torspieler Verbruggen in einem Bogenlauf von außen nach innen anlief. Ziel war es, van Hecke zu isolieren und Verbruggen durch das Anlaufverhalten gezielt auf die linke Seite zu lenken.

In diesem Zusammenhang löste Rice seine initiale Mannorientierung auf den linken zentralen Mittelfeldspieler Ayari auf, um stattdessen Julio unter Druck zu setzen, sobald dieser angespielt wurde. Dies erforderte eine Anpassung im Zentrum: Merino, der zunächst den linken zentralen Mittelfeldspieler Baleba deckte, übernahm daraufhin den ballnahen Ayari. So blieben die Zuordnungen in der Zentrale stabil, und mögliche Überzahlbildungen in Brightons linkem Halbraum konnten verhindert werden. Da Jorginho gleuchzeitig den offensiven Mitteeldspieler O´Riley eng markierte, könnte man auch vom einem 4-1-3-2 sprechen.

Arsenal presst im 4-4-2/4-1-3-2 gegen Brighton im 2-4

Jesus versuchte im Anschluss, eine relativ zentrale Position zu halten, um einen Rückpass von Julio zurück auf Verbruggen zu verhindern. Dadurch war Brighton im tiefen Aufbau gezwungen, schnelle Lösungen zu finden, konnte jedoch anfangs nicht die nötigen Freiheiten schaffen, um sich effektiv anzubieten oder den Ballbesitz kontrolliert nach vorne zu tragen.

Die Außenspieler Trossard und Nwaneri agierten flexibel und wechselten situativ zwischen einer mannorientierten Deckung der Außenverteidiger in Ballnähe und einer Orientierung auf die zentralen Mittelfeldspieler auf der ballfernen Seite. Diese Anpassungen erhöhten den Druck auf Brighton, da die Passwege in die Halbräume und das zentrale Mittelfeld erschwert wurden.

Die Innenverteidiger der Londoner agierten tendenziell zurückhaltend und positionsorientiert, um im Fall eines tiefen Balls oder eines dynamischen Übergangs von Brighton die defensive Stabilität zu sichern. Dadurch blieb die Kompaktheit der letzten Linie gewahrt, während das Angriffspressing in den höheren Zonen konsequent aufrechterhalten wurde. Die Außenverteidiger hingegen gingen das Abkippen der Flügelspieler von Brighton aggressiv und weit mit. Dabei zeigte sich, dass die Innenverteidiger die dadurch entstehenden Räume in der Breite meist gut auffüllten, was die defensive Balance stabilisierte und potenzielle Angriffe über lange Bälle, insbesondere über den ausschiebenden João Pedro, effektiv unterband.

Nach den ersten Spielzügen im tiefen Aufbau erkannten Van Hecke und Julio, dass sie in der bestehenden Anordnung kaum flache Lösungen kreieren konnten. Auch der Druck auf abkippende Spieler oder die Außenverteidiger wurde von Arsenal noch nicht konsequent gesucht. Um dem zu begegnen, schoben die beiden Innenverteidiger nach etwa 12 Minuten deutlich breiter. Ziel war es, durch diese Anpassung die Passwege ins Zentrum zu öffnen und die situative +1-Überzahl im Zentrum auszunutzen, insbesondere bei der Übergabe von Rice zu Merino, um diese Zone direkt bespielen zu können.

Van Hecke und Julio schieben breit, Ayari und Baleba suchen das Zentrum, Jorginho übernimmt

Daraufhin orientierten sich Ayari und Baleba verstärkt ins Zentrum, um sich aus dem Rücken von Jesus beziehungsweise Rice freizulaufen. Dieser Plan zeigte durchaus Potenzial, wurde jedoch von Arsenal gut gekontert. In diesen Szenen löste Jorginho seine ursprüngliche Mannorientierung auf O’Riley auf und markierte stattdessen Ayari. Dadurch blieb das Zentrum weiterhin isoliert, sodass Brighton trotz breiterem Aufbau keinen durchschlagenden Vorteil erzielen konnte.

Dennoch ergab sich für Brighton ein positiver Effekt: Julio konnte vermehrt weit andribbeln, da sich der Pressingweg von Rice durch die Anpassung deutlich vergrößert hatte. O’Riley hätte dabei als freier Spieler entweder durch gezielte Läufe in die Tiefe oder durch bessere Positionierungen anspielbar werden können, entschied sich jedoch selten für diese Bewegungen. Brighton verlagerte daraufhin den Fokus und suchte häufiger einen geordneten höheren Aufbau. Ayari ließ sich zwischen die Innenverteidiger fallen, wodurch Brighton eine Rückpassoption hatte und so Ruhe und Stabilität im Ballbesitz zurückgewann.

Brighton im 3-1-Aufbau

Wie bereits in den vorherigen Spielen – diesmal jedoch strukturierter statt dynamisch – ließ sich ein Spieler aus der zweiten Aufbaulinie, meist Ayari, und später verstärkt Estupiñán, wenn mehr Dynamik im Zentrum gefragt war, kontinuierlich zwischen bzw. neben Van Hecke und Julio fallen. Dies verlieh Brighton eine 3-1-3-3-Formation im höheren Aufbau, wobei Baleba als alleiniger Sechser agierte. Arsenal verteidigte im Mittelfeldpressing im 4-4-2, jedoch in einer flacheren Ausrichtung als im Angriffspressing.

Rice und Jesus in der ersten Pressinglinie liefen die erste Aufbaulinie von Brighton nicht direkt an, sondern blockierten gezielt den Sechserraum. Bei den Ballaktionen oder dem Andribbeln der Halbverteidiger wurde der ballnahe Stürmer angewiesen, den Rückpassweg zuzustellen, während der ballferne Baleba den zentralen Raum übernahm.

Besonders bemerkenswert war das Verhalten der Außenspieler in der zweiten Pressinglinie, Trossard und Nwaneri. Beim Ballspiel des mittlerenen Innenverteidigers schoben sie immer wieder aus der Viererreihe nach vorne (dann: 4-3-3), um zu verhindern, dass Ayari den direkten Passweg in die Breite auf Estupiñán und Veltman spielen konnte. Diese koordinierte Verschiebung der Flügelspieler stellte sicher, dass Brighton trotz seiner breiteren Struktur im Aufbau Schwierigkeiten hatte, den Ball in die Breite zu verteilen. Infolgedessen mussten die Halbverteidiger oft zum Andribbeln gezwungen werden, um das Spiel voranzutreiben.

Brighton im 3-1-Aufbau gegen Arsenals 4-4-2

Bei Rückpässen der Halbverteidiger auf den zentralen Innenverteidiger zeigte Arsenal dann eine aggressivere Variante des Pressings, die stärker auf den Passgeber ausgerichtet war. In dieser Phase stellte Arsenal sein Pressing auf ein mannorientiertes 4-3-3 um. Nwaneri schob als rechter Außenstürmer nach vorne, um Julio zu markieren, während Rice Ayari anlief und Baleba entweder den ballfernen Außenspieler übernahm oder innerhalb der Dreierlinie agierte. Diese Umstellung brachte Brighton zunehmend unter Druck, sodass sie oft gezwungen waren, den Ball zurück zu Torspieler Verbruggen zu spielen. Der kombinierte Druck auf die Dreierlinie und die mannorientierten Zuordnungen der Arsenal-Spieler zentral zu den potenziellen Passoptionen machten es Brighton schwer, das Spiel kontrolliert aufzubauen.

Zudem schoben die Außenverteidiger von Brighton extrem weit nach vorne – bis an die gegnerische Abwehrreihe –, um Räume im Zentrum zu öffnen und ihre Flügelspieler positionell zu befreien. Ein Problem dabei war jedoch, dass die Außenverteidiger durch das gute Rückwärtsverhalten von Trossard und Nwaneri ab einem gewissen Punkt nicht mehr anspielbar waren. Zwar bildeten sie situativ ein 2v1 gegen Calfiori mit Veltman und Gruda, doch Veltman konnte meist aufgrund des Deckungsschatten von den auf Gruda markierenden Calafiori ignoriert werden. Gleichzeitig waren die eingerückten Flügelspieler von Brighton im gegnerischen Mittelfeldblock oder gegen gut herausrückende Außenverteidiger im Druck nicht anspielbar.

Schwung nach 0:1

Nach dem 0:1-Gegentreffer in der 16. Minute wirkte es jedoch so, als hätte sich Brighton zunehmend gefangen. Estupiñán spielte nun, wie bereits zuvor angedeutet, fast dauerhaft als linker Halbverteidiger, während Ayari konstant den Raum zwischen Partey und Nwaneri besetzte und gelegentlich auch in den Sechserraum neben Baleba abkippte – hin und wieder auch mit O’Riley. Allgemein war zu beobachten, dass Brighton versuchte, Arsenal zentral im Sechserraum zu binden, um dann über den mittleren Innenverteidiger den Ball diagonal zu verteilen.

O´Riley und Ayari überladen den Sechserraum, Trossard rückt ein, Veltman ist anspielbar, Gruda sucht die Tiefe

Durch die Überladung im Sechserraum und die Bindung der Außenspieler im 4-4-2 öffnete Brighton die Breite, die durch die hohen Flügelverteidiger besetzt wurde. Calafiori musste daraufhin oft ins 1v1 herausrücken und die Mannorientierung auf Gruda im Halbraum aufgeben, der dann situativ ohne direkten Gegenspieler war. Gerade Gruda konnte sich so mehrfach tief absetzen, wurde jedoch zu Beginn noch nicht immer optimal angespielt.

Adingra als diagonal-tiefe Option

Auf der anderen Seite sah man einige Diagonalbälle auf den aus der Breite tief startenden Adingra. Diese Szenen wurden oft durch eine Bindung von Merino, der durch einen höher agierenden O’Riley gebunden wurde, sowie Jorginho, der sich mit einem tiefer positionierten Pedro auseinandersetzen musste, ermöglicht. Ayari suchte in diesen Situationen häufig den Raum zwischen Partey und Nwaneri, um Außenverteidiger Partey im Halbraum zu binden und Adingra in der Breite möglichst viel Raum zu verschaffen.

Das Erfolgsgeheimnis dieser Ausrichtung lag aber natürlich enormen Breite. Arsenal sah sich einem Dreieraufbau gegenüber, bei dem der mittlere Innenverteidiger nach Rückpässen immer seltener direkt angelaufen wurde, während zwei sehr hoch und extrem breit agierende Außenspieler die Breite des Feldes maximal ausreizten. Diese Breitengeber erzeugten Tiefe im Rücken der gegnerischen Abwehr, banden die letzte Linie des Gegners und waren in der Lage, 1-gegen-1-Situationen zu lösen.

Ayaris Positionen beim Ballspiel von Julio, Adingra sucht die Tiefe über die Breite

Zusätzlich positionierte sich Ayari häufig im Rücken von Adingra. Dabei konnte er entweder als freier Mann agieren, das Zentrum öffnen oder gemeinsam mit den Flügelspielern auf der Seite Überzahlsituationen herstellen. Diese Bewegungen wirkten jedoch stellenweise noch etwas unkoordiniert. Ayari schien mitunter unsicher, ob er als zweiter Sechser (wie in der vorherigen Szene) agieren oder das 2-gegen-1 gegen Partey herstellen sollte. Diese Unentschlossenheit führte gelegentlich zu unglücklichen Positionierungen, die sowohl den Zugriff auf den zweiten Ball erschwerten als auch die Effektivität der Angriffe reduzierten. Die Anspiele auf Adingra gerieten zwar teils zu lang oder wurden von Raya gut durch Herauslaufen vernichtet, doch die grundlegenden Ansätze wirkten vielversprechend.

Brighton in den Druck und zentral ausbrechend

In dieser Phase spielte Brighton insgesamt wieder stärker und erzeugte mehr Druck, wodurch man zunehmend auch mehr in den Gegnerdruck spielte. Nicht wenige dieser Druckspiel-Aktionen entstanden direkt (durch Andribbeln) oder indirekt (durch das notwendige Lösen von Mannorientierungen) aus kleinräumigen Pärchenbildungen, bei denen entweder Baleba oder Ayari vor die Pressinglinie Arsenals abkippte. Besonders effektiv war dies aufgrund der 5v3-Überzahl gegen die erste Linie aus Jesus, Rice und Nwaneri (bzw. einem 2v1 gegen Rice), wobei Jesus häufig einrückte, um gegen das kleinräumige Pärchen eine 2v2-Gleichzahl herzustellen und das Zentrum zu sichern.

Ayari und Baleba agieren kleinräumig vor der Dreierlinie im 5v3

Diese enge Bindung erschwerte es Jesus jedoch teilweise, die Deckungsschatten auf die Halbspieler konsequent zu halten oder bei einfachen Klatsch-Aktionen mit den zentralen Spielern aus der Enge heraus die Halbverteidiger wieder unter Druck zu setzen, da das Pressing von hinten nur wenig Druck ausübte. Dadurch konnte insbesondere Van Hecke mehrfach ins Andribbeln gehen, was Brighton zusätzlichen Raum und Optionen im Aufbau eröffnete. Arsenal musste dabei häufig Orientierung in der zweiten Linie lösen.

Es zeigten sich jedoch auch Probleme, in die Anschlussbewegungen über Van Hecke zu kommen: Wenn Calafiori in der Breite auf Veltman markierte und Gruda von Saliba übernommen wurde, fehlten in der Tiefe oft jegliche Optionen. Die Klatsch-Aktionen über bspw. O´Riley erzeugten auch nur vereinzelt mehr Dynamik. Brighton fand in diesen Szenen teils dennoch über Ayari bzw. Baleba aufgrund des fehlenden Drucks seitens Arsenal auch direkte Diagonalbälle auf Adingra.

Sicherheit, Ungeduld erzeugen, Umschalten?

Arsenal schaltet kollektiv um

Allgemein war es in der ersten Halbzeit durchaus interessant, warum das Pressing nach dem Führungstreffer mehr im Mittelfeld oder sogar in der Abwehr als im Angriff stattfand, was tendenziell auf die Führung zurückzuführen sein könnte. Man merkte, dass man gerade über Jesus, der den Rückpass zu Van Hecke immer neutralisierte und daher relativ tief stand, immer wieder auch gute Umschaltmomente kreieren konnte. Das lag besonders daran, dass er auch gut eine offene Stellung in Richtung des Balles aufbrachte und sich daher optimal in den freien Raum aufdrehen konnte. Mit seinem Tempo zog er in Dribbling mehrere Spieler auf sich, wodurch sich die Zuordnung im Gegenpressing von Brighton erschwerte.

Auch Nwaneri, der häufig relativ hoch agierte, konnte mehrmals aus der Breite mit seinem extremen Tempo die Tiefe attackieren und Estupinian binden. Auch die Mittelfeldspieler Merino und Jorginho schalteten sofort um, was durch die Bindung von Estupinian teils zu Überzahlszenen führte. Trossard versuchte ebenfalls sofort breit und tief zu ziehen, um mit Jesus ein 2v1 gegen Van Hecke zu kreieren, was darauf hindeutet, dass es eine „Sicherheit, Ungeduld erzeugen, Umschalten“-Strategie gewesen sein könnte.

Diese Ungeduld konnte besonders aus dem Mittelfeldpressing erzeugt werden, weil man Brighton dadurch die Chance nahm, dass man Tiefenläufe und entgegengesetzte Bewegungen aus dem Mittelfeld nur bedingt auf den Platz bringen konnte. Zwar gab es auch bedingt eine tiefere Positionierung von Stürmer Pedro, diese erfolgte aber weniger dynamisch. Ayari suchte nicht wie in den Spielen zuvor viel die Tiefe, sondern fokussierte sich mehr auf das Fallenlassen in den Sechserraum und tendierte dazu, eher statische 2v1-Situationen mit Adingra zu schaffen. Partey agierte halbräumig, wodurch Ayari nicht durchschob, und Brighton suchte mehr Diagonalität in die Breite.

Arsenal im 3-3-Aufbau

Das ist natürlich der eine Weg, wie man diese erste Halbzeit erzählen kann: Brighton baut auf, Arsenal führt, lässt sich fallen, bleibt stabil, schaltet um. Der andere ist jedoch, dass auch Arsenal durchaus den Anspruch in diesem Spiel hatte, aus der Pragmatik gegen den Ball eine Stabilität mit dem Ball zu gewinnen.

Diese wollte man wie gewohnt mit einem 3-3-Aufbau erzielen, indem Gabriel und Carlos die Basis in der ersten Aufbaureihe bildeten und ballnah einer der Außenverteidiger tiefer schoben, also Calafiori oder Partey den zweiten Halbverteidiger bildeten. Davor agierte initial Jorginho als der eine Sechser, während Merino und Rice in der Grundformation Halbraumzehner gaben, agierten sie im Ballbesitz asymmetrisch: Ballnah schob einer in die zweite Aufbaulinie neben Jorginho, während der andere nach vorne schob.

Brighton agierte aus einem 4-1-3-2-System heraus, das klare Abläufe hatte. Der Doppelsturm aus Pedro und O’Riley agierte in der Ausgangsposition eng und schob dann diagonal zum ballnahen Innenverteidiger, während der ballferne Stürmer den Sechser Jorginho markierte. Dementsprechend wurde der Pass auf die Halbverteidiger provoziert. Die Außenspieler der zweiten Linie, Adingra und Gruda, sollten dann aus der halbräumigen Ausgangsposition heraus zugreifen.

Durch diese Ausgangsposition stand meistens Rice, der beim Ballspiel von Partey oft abkippte, initial im Deckungsschatten von Adingra. Nachdem er abgekippte war, sollte er dann von dem offensiven Mittelfeldspieler Ayari übernommen und markiert werden. Es war daher für Ayari optimal, wenn sich Rice aus dem Deckungsschatten heraus zentral freilief, da sein Weg zu ihm dann kürzer war und er schneller übernehmen konnte. Rice lief sich jedoch mehrmals und bewusst in die Breite frei, wodurch Ayari nicht direkt zugreifen konnte.

Brighton im 4-1-3-2, Rice läuft sich nach innen oder außen frei, Ayari soll ihn übernehmen

Zudem führte die Ausgangsposition Adingras zu einem diagonalen Pressingwinkel auf Partey, wodurch der Pass in die Breite meist relativ einfach gespielt werden konnte. Dadurch konnte Rice mehrmals gesucht werden, was es für Ayari nicht gerade einfacher machte, da er nur von hinten den Zweikampf suchen konnte.

Übrigens war es genau dieses Muster, das die Unordnung im Brighton-Pressing vor dem 0:1 verursachte, denn Rice schob weit in die Breite und Ayari übernahm ihn schlichtweg nicht, wodurch Rice ein 2v1 mit dem abkippenden Nwaneri gegen Estupiñán bilden konnte. Dadurch musste Julio als Innenverteidiger extrem weit herausverteidigen, und die Breitensicherung war bei Brighton nicht mehr gegeben. Über das 2v1 brachte man dann Nwaneri in die Tiefe, in die Box und zum Tor.

Merinos Abkippbewegungen übernahm hingegen nicht Ayari dynamisch, sondern dafür ging Baleba all die Wege mannorientiert mit. Das war tendenziell ein interessanter Schluss, den man daraus ziehen konnte: Brighton schätzte wohl Merino als gefährlicher ein, wodurch man ihn einer strikten und direkteren Mannorientierung unterstellte, während man Rice dynamisch übergab und sich dadurch gewissermaßen Freiräume erlaubte. Merino tat sich jedoch tatsächlich mit dem direkten Gegnerdruck schwer. Er zog auch gelegentlich in die Breite, doch gegen den sehr intensiv anpressenden Baleba sah er kaum Optionen, um sich aufzudrehen oder einen Vertikalpass zu spielen.

Um dem entgegenzuwirken, rotierte er oft mit Calafiori, übernahm also grundsätzlich die Halbverteidiger-/Außenrolle, während Calafiori halbräumig agierte. Dadurch entzog man Merino tatsächlich der Mannorientierung, und Brighton presste ihn wie auch Calafiori mit dem Außenspieler Gruda an – wobei Merino durch die halbräumige Ausgangsposition Grudas deutlich mehr Zeit und Raum hatte.

Brighton stellt auf 4-2-4 um

Nach dem Gegentreffer in der 17. Spielminute stellte dann Brighton and Hove Albion auch um. Nun war es weniger ein 4-1-3-2, sondern vielmehr ein 4-2-4. Denn nun übernahm Baleba Rice mannorientiert und Ayari markierte hingen Merino.

4-2-4 von Brighton mit engen Markierungen auf Merino und Rice

Das wirkte auch direkt sehr gut, denn einerseits konnte man dadurch die ballnahen Bewegungen besser und direkter neutralisieren und andererseits auch auf Verlagerungen von Arsenal direkter mit dem bereits bestehenden 1:1 reagieren, ohne das man übergeben muss, denn das nutzte besonders Rice mit einigen Tiefenläufen aus.

Brighton wirkte vom Gegentreffer bis zur Halbzeit zunehmend aggressiver und präsenter, während Arsenal an Momentum verlor. Dies führte zu weiteren Rotationen, etwa zwischen Jorginho und Partey oder Merino und Rice – Brighton übergab die Spieler jedoch konsequent, sodass daraus keine größeren Probleme entstanden. Zudem ließ sich zunehmend ein zentraler Spieler von Arsenal vor den Pressingwall fallen. Diese Anpassungen fruchteten jedoch nur bedingt, da Brighton mit der ersten Pressinglinie aus vier Spielern eine numerische +1-Überzahl herstellte. Dadurch konnten sie flexibel reagieren, beispielsweise wenn Partey vor den Pressingwall kippte – in solchen Fällen wurde er von O’Riley strikter markiert.

Halbzeit-Wechsel: Hoher Rutter bringt das 3-3-4

Nach der Pause reagierte Hürzeler offenbar unzufrieden und brachte Rutter für O’Riley sowie Minteh für Gruda. Diese Wechsel waren auf dem Papier positionsgetreu, doch insbesondere Rutter interpretierte seine Rolle anders als O’Riley. Er nahm eine höhere Grundposition als zweiter Stürmer im Spielaufbau ein und kippte immer wieder dynamisch aus dieser Position ab.

Durch das 3-3-4 im Spielaufbau wollte Brighton die letzte Linie gezielt überladen und dadurch mehr Dynamik erzeugen. Dies geschah unter anderem durch verstärkte Verlagerungen, da Arsenal aus dem 4-4-2 weit verschob, auch mit dem ballfernen Außenspieler.

3-3-4 mit Überladung der letzten Linie

Brighton nutzte daher bewusst die volle Breite, indem der ballferne Außenverteidiger sich konsequent positionierte, um einen Vorteil gegenüber den ballfern eingerückten Außenspielern Trossard und dem eingewechselten Martinelli zu erlangen. Der Außenverteidiger suchte sofort die Tiefe, um den Außenspielern den Zugriff nur von hinten zu ermöglichen und selbst in Dribblings auf die überladene letzte Linie zu gehen. Dadurch wurde Minteh besonders in aussichtsreiche 1v1-Situationen gebracht, was Brighton vereinzelte Zugriffe in die Box ermöglichte. Aus Brightons Sicht blieb jedoch das Potenzial der tiefen Bewegungen von Pedro in den Raum ungenutzt, da Calafioris Ausschieben dies effektiv verhinderte. Auch das Fallenlassen von Rutter in den großen Zwischenlinienraum wurde weitgehend ungenutzt.

Tendenziell schienen Artetas Mannorientierungen weiterhin aufzugehen, trotz Brightons Bemühungen, die letzte Linie zu überladen. Der Zugriffsbereich verschob sich phasenweise immer weiter nach hinten, da Brighton immer wieder um den Block herumspielen konnte, ehe man auf die engen Mannorientierungen in der letzten Linie traf. Entscheidend war möglicherweise, dass die Abkippbewegungen von Rutter von Saliba äußerst konsequent abgefangen wurden, was Brighton insbesondere die Möglichkeiten für Ablagespiele nahm und Arsenal mehrfach in aussichtsreiche Konterchancen brachte.

Arsenal sucht lange Bälle und Martinelli

Brighton presste in der zweiten Halbzeit weiterhin im stark mannorientierten 4-4-2, während Arsenal im 3-3-Aufbau blieb. Es wirkte zunehmend so, als ob Arsenal gezielt versuchte, Baleba und Ayari aus dem Zentrum zu ziehen und den dadurch entstehenden Raum über lange Bälle bzw. zweite Bälle zu bespielen. Diese Strategie funktionierte an einigen Stellen, besonders durch gute Nachrückbewegungen aus dem Mittelfeld, die Tiefenpässe ermöglichten. Insgesamt führte dies jedoch zu einem unruhigeren Spielverlauf, was Arsenal tendenziell eher schadete. Ein weiterer Schwachpunkt war, dass Jesus im Sturm große Probleme hatte, den Ball festzumachen. Immer wieder schlichen sich technische Fehler ein oder er verlor Luftzweikämpfe, was dazu führte, dass der Fokus auf lange Bälle nicht aufging.

Martinelli erwies sich als eine gute Einwechslung zur Halbzeit. Im Gegensatz zu Trossard oder Nwaneri suchte er nicht dynamisch das Abkippen, sondern nahm von Beginn an eine tiefere und extrem breite Position ein. Diese Position ermöglichte es ihm, mehrfach direkt von Saliba angespielt zu werden, da sein direkter Gegenspieler Estupiñán diese Wege nicht konsequent mitging. Problematisch war jedoch, dass diese breite Ausrichtung oft das 1v1 gegen Estupiñán erschwerte. Auf der rechten Seite wurde er einerseits von der Seitenlinie begrenzt, andererseits verteidigte Adingra nach solchen Anspielen konsequent nach hinten und schloss den Weg ins Zentrum. Dadurch isolierte er Martinelli im Duell mit Estupiñán, der dies durch eine besonders aggressive Zweikampfführung effektiv ausnutzte. Anschlussbewegungen von Rice aus der Tiefe kamen häufig zu spät oder waren vom Passwinkel her nicht durchführbar, was Martinelli die Möglichkeit auf einen effektiven Weiterpass nahm.

Schlussphase

In der Schlussphase stellte Arsenal auf ein 2-3-2-3/2-3-5 um, mit Ødegaard und Merino als Halbraumzehnern. Diese Umstellung sollte es ermöglichen, über die nun extrem breiten und höheren Außenverteidiger Calafiori und Partey Pässe in die Tiefe zu spielen. Flügelspieler, Halbraumspieler und Stürmer wie Jesus sollten weit nach außen ausschieben, um Dynamik zu erzeugen. Das größte Problem war jedoch die Ungeduld. Im tiefen Aufbau suchte man sehr schnell den langen Ball nach vorne, was jedoch von Brighton gut mit der Verteidigungslinie und insbesondere den eingewechselten Webster abgefangen wurde. Im letzten Drittel schob Arsenal oft zu früh in die Breite, was zu Abseitsstellungen und Isolation führte. Hin- und wieder spielte man zu früh in den Druck auf unvorbereitete Halbraumzehner und verlor dadurch sensibel den Ball. Zudem suchte man zu früh den Abschluss oder drehte sich zu schnell auf – direkt in die Füße des Gegners.

Brighton stellte sich derweil situativ um, indem der ballnahe Flügelspieler in die Verteidigungslinie einrückte und so auf ein 5-3-2-Abwehrpressing umschaltete. Dies ermöglichte es, die Breite zu sichern und die Flügelüberladungen weitgehend zu neutralisieren. Arsenal tat sich in dieser Endphase deutlich schwerer, in die Tiefe zu finden und die richtige Balance im Spielaufbau zu wahren.

Die Heimelf fuhr gegen Ende des Spiels weiterhin sehr gute Entlastungsangriffe. Einerseits nutzte man die Ballgewinne, um gezielt die Breite zu attackieren, wobei Arsenal besonders in der Verteidigung und Abwehr aus dem 2-3-5 heraus unterbesetzt war. Besonders die eingerückten Flügelspieler konnten mehrmals aus dem Ballungsraum von Arsenal drucklösend dribbeln. Andererseits fand man weiterhin sehr gut den Zwischenlinienraum aus der Struktur des 2-4-4/3-3-4, vor allem durch Rutter. Mit zunehmender Spielzeit ließ die Intensität der Zweikämpfe von Saliba nach, sodass Rutter mehrmals die Möglichkeit hatte, auf frische Kräfte wie Mitoma abzulegen, die vor Energie strotzten. In der 76. Minute hatte Brighton durch Minteh die wohl beste Möglichkeit zum Sieg, doch er vergab knapp. Später bot sich durch einen Freistoß erneut eine Chance, doch am Ende blieb es beim 1:1.

Der Text entstand auch durch den Input von PF, SR, VR

MX machte sich in Regensburg mit seiner Vorliebe für die Verübsachlichung des Spiels einen Namen. Dabei flirtete er mit der RB-Schule, blieb aber heimlich immer ein Romantiker für Guardiolas Fußballkunst. Aktuell ist er als Analyst in einem NLZ tätig.

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