Gladbacher Nadelstiche bezwingen Schmidt-Elf
André Schubert und Roger Schmidt gehören zu den zwei interessantesten Trainern in der Liga. Die Leverkusener im Speziellen haben gar einen Trainer, der schon zu Salzburger Zeiten international für Aufsehen sorgte. Für beide Mannschaften könnte diese Saison langfristig wegweisend werden. Wird Schubert eher an die Hin- oder Rückrunde der letzten Spielzeit anknüpfen und wie hoch können die Leverkusener in diesem Jahr mit den Neuzugängen hinaus? Das direkte Aufeinandertreffen dürfte ein erster Fingerzeig sein.
Schubert legt die Viererkette einmal mehr ab
In der vergangenen Saison sorgte Gladbach-Trainer Schubert taktisch durchaus für Aufsehen. Mit teilweise wild anmutendem Pressing, der Nutzung von Manndeckungen und häufig drei zentralen Verteidigern ging er nicht nur einen gänzlich anderen Weg als sein Vorgänger Lucien Favre, sondern unterschied sich auch klar vom aktuellen Standard in der deutschen Bundesliga; auch wenn Mannorientierungen nach wie vor prävalent sind. Diese Saison starteten die Gladbacher ebenfalls mit drei zentralen Verteidigern. In einem 3-4-1-2 begann man die Partie. Auffallend war hierbei auch die Rollenverteilung in der Spielfeldmitte im Spielaufbau.
Anlocken in der ersten Reihe, Flexibilität davor
Das Interessante an einer Aufstellung mit drei zentralen Verteidigern gegen Bayer Leverkusen ist die Möglichkeit das Pressing der Schmidt-Elf vor Probleme zu stellen. Grundsätzlich funktioniert auch gegen solche Systeme Leverkusens Pressing oft sehr gut; siehe z.B. das Spiel von Bayern München gegen Red Bull Salzburg, die unter Schmidt eine fast identische Systematik nutzten. Viel hängt von den exakten Abständen der drei Verteidiger ab, ihrer individuellen Qualität, der genauen Ausrichtung im Spiel und der Einbindung des Torwarts.
In diesem Spiel lockten die Gladbacher geduldig das Pressing der Leverkusener heraus, gingen aber insgesamt wenig Risiko. Vertikalpässe zwischen die Linien wurden nur gespielt, wenn sich hinter der ersten Pressingreihe Räume offenbarten. Oftmals wurde auf die Seite gepasst, Torwart Sommer wurde eingebunden und es wurden schnelle Durchbrüche über die Seiten, mit einzelnen langen Bällen oder Direktkombinationen gesucht. Einige davon wirkten klar einstudiert, u.a. scharfe Anspiele ins Mittelfeld mit Ablagen auf die Flügelverteidiger und direkten langen Bällen hinter die Abwehr der Leverkusener oder diagonal auf die andere Seite. Dazu gesellten sich auch einige interessante Staffelungen, die wiederum eher zufällig wirkten.
Kramer und Strobl variierten beispielsweise in der Besetzung des Sechserraums. Einige Male schob Kramer nach vorne, bildete mit Stindl eine Doppelacht oder besetzte mit Stindl und Raffael zu dritt die vorderen Zonen. Strobl blieb dann alleine auf der Sechs. In anderen Situationen war es eine klare Doppelsechs vor der zentralen Dreierreihe. Außerdem überspielte man Leverkusens Pressing einige Male auch, indem man mit sehr geringen Abständen in Ballnähe spielte. Über schnelle Kombinationen setzte man sich dann gegen den Leverkusener Druck durch und suchte daraufhin die Tiefe.
Allerdings war dies natürlich nicht konstant der Fall. Dieses Anlocken raubte Leverkusen zwar einige Male Zugriff und Kraft, doch die Schmidt-Elf hatte auch viele Situationen, wo man den Ball erobern oder den langen, bedrängten Befreiungsschlag erzwingen konnte. Nichtsdestotrotz passte sich Leverkusen etwas an.
Bayer variabel in ihrem 4-2-2-2
Grundsätzlich agieren Mannschaften Roger Schmidts immer mit einem klaren System, welches sich durch gewisse strategische Vorteile auszeichnet. In der 4-2-2-2-Grundordnung sowie den dazu eingebrachten Bewegungsabläufen werden Halbräume und Zentrum enorm präsent besetzt, aus der kompakten Staffelung wird aggressiv auf die Seite geleitet und extrem ballorientiert verschoben. Das durchgehende Pressing beginnt im Normalfall schon beim ersten Pass des Gegners im Spielaufbau. Dann wird die erste Linie der gegnerischen Aufbauformation sofort angelaufen.
Allerdings wurde dies nicht so konsequent gegen Gladbach praktiziert, wie man es sich eventuell erwartet hätte. Immer wieder fiel die ballferne Zehn – Kampl oder Bellarabi – etwas tiefer zurück als üblich, die zwei Stürmer versperrten die Passwege ins zentrale Mittelfeld und sprinteten nicht die gegnerischen Innenverteidiger an, auch das weiträumige Herausrücken des ballnahen Außenverteidigers entlang des Flügels gab es ein bisschen seltener. Das 4-2-2-2 wurde dann situativ zu einem 4-2-4-0 oder einem 4-1-3-2 (aufgrund des ballnah herausrückenden Sechsers). Insgesamt schien die Einbindung der Sechser im Pressing leicht verändert. Sie verteidigten öfter seitlich in die Flügelräume, auch vor den eigenen Außenverteidigern, und waren nach flachen Verlagerungen vom Flügel in die Mitte aktiver beim Herausrücken. Dies könnte allerdings auch einfach damit zu tun haben, dass die beiden Stürmer die Räume hinter ihnen nicht immer dynamisch verteidigt bekamen und der ballferne Zehner sich zurückfallen ließ, anstatt in diesen Situationen bei höherer Ausrichtung quer in die Mitte zu arbeiten.
Was sich aber bisweilen etwas problematisch auswirkte, war die nicht immer optimale und einheitliche Intensität in der Arbeit gegen den Ball. Jene Kompromisslosigkeit, welche Schmidt-Mannschaften wohl wie weltweit sonst nur Atlético Madrid auszeichnet, war noch nicht auf dem üblichen Level vorhanden. Das könnte aber noch im Laufe der Saison zurückkehren; kommt Zeit, kommt Intensität?
Gladbachs Pressing gegen Leverkusens Aufbau
Die Gladbacher spielten defensiv ein 3-4-1-2, wobei sie zentral mit Stindl versuchten die Passoptionen in den Sechserraum vorzudecken. Darauf folgten von den Stürmern immer wieder Bogenläufe, während die restliche Mannschaft sich wie üblich – und besonders in Ballnähe – mannorientiert bewegte. Einige 3-4-2-1-Staffelungen oder Situationen mit nur einem Sechser vor der Abwehr entstanden dadurch, ebenso wie zurückfallende Bewegungen der Flügelverteidiger, um Vierer- oder Fünferketten herzustellen.
Leverkusen versuchte dies über Aranguiz und Kampl zu überspielen, doch kam spätestens im letzten Drittel nicht in die richtigen Räume und Dynamiken. Calhanoglu als Mittelstürmer hing in der Luft, auch Volland fand nicht die passenden Momente für seine Aktionen. Die Abstimung war noch suboptimal. Kampl musste sich einige Bälle auch sehr breit oder tief abholen, wodurch er präsent war und seine Dribbelstärke ausspielen konnte, die Gegenspieler allerdings die möglichen Anspielstationen nach vorne gut zustellen konnten. Einige Abläufe – diagonale Flachpässe in die Mitte oder in den anderen Halbraum, Doppelpasskombinationen in den Halbräumen mit Pässen in die Tiefe – funktionierten zwar und führten zu ein paar Chancen, doch wirkliche Großchancen hatten eher die Gladbacher bei ihren Kontern.
Beim Führungstor von André Hahn kurz vor der Halbzeitpause war auch etwas Glück dabei; ein schnell ausgeführter Freistoß, der von Leverkusens Spielern in Ballnähe nicht zugestellt wurde, führte zu einem langen Ball hinter die Abwehr. Tah fälschte diesen per Kopf auf eine Art und Weise ab, dass Toprak ihn nicht sauber verteidigen und Hahn gegen Leno zum Abschluss kam. Das 2:1 durch Gladbach kam ebenfalls durch einen Schnellangriff, wo Gladbach die offenen Räume im Umschaltmoment mit Hazard und Stindl nutzte.
Hierbei stellt sich die Frage, ob Diagonalläufe von der ballfernen Seite nicht generell als probates Mittel gegen die Leverkusener gelten könnten. Das hohe Pressing, die enorme Kompaktheit, das sehr ball- und mitspielerorientierte Deckungsspiel und das Vorwärtsverteidigen werden nämlich mit einer mannorientierten Verteidigung in der letzten Linie verbunden. Dieses mannorientierte Verteidigen kann man gegebenenfalls durch diagonale Läufe vom ballfernsten Spieler in die Tiefe bespielen, welche mit raumöffnenden und balancierenden Bewegungen der ballnahen Spieler in der vordersten Linie unterstützt wird. Ähnliches machte Lucien Favre gegen Heynckes‘ Bayern. Dies funktioniert zusätzlich sehr gut aufgrund fußballspezifischer Wahrnehmungsaspekte, welche auf Spielverlagerung.com in den ersten September-Tagen in einem taktiktheoretischen Artikel analysiert werden.
Die Wechsel waren übrigens positions-, aber nicht rollengetreu. Mit Vestergaard für Jantschke kam ein defensiverer Verteidiger (Christensen spielte dann als Halbverteidiger), der auch bei den gefährlichen Standards der Leverkusener für mehr Präsenz im Luftzweikampf sorgte. Johnson für Traoré und später Hazard für Hahn sollten neue Abläufe und mehr Frische bringen. Bei Leverkusen waren die Einwechslungen von Brandt und Mehmedi als Sturmduo ebenfalls wichtig, um mehr Offensivkraft und Dynamik zu generieren. Nach Aranguiz‘ Verletzung ging Kampl auf die Sechs, Pohjanpalo kam für die Offensive und erzielte prompt den zwischenzeitlichen Ausgleich.
Fazit
In einem schwierig zu bewertenden Spiel waren die Leverkusener spielerisch leicht überlegen, doch Gladbach kam durch das Konterspiel wohl insgesamt zu den besseren Chancen. Fraglich ist auch, ob die Leverkusener diese Spielweise in den nächsten Wochen weiterführen oder wieder noch fokussierter und aggressiver im Pressing und Gegenpressing werden. Prinzipiell könnten diese passiveren Phasen nützlich sein, um sich von der konstanten Balljagd zu erholen. Verbesserte Ansätze im Spielaufbau waren ebenfalls zu sehen, doch nicht ausreichend genug, damit das Spiel mit Ball auf ein neues Niveau gehoben wird. Gladbach wiederum scheint wenig zu verändern: Drei zentrale Verteidiger und viele Mannorientierungen dürften auch dieses Jahr ein Markenzeichen werden.
21 Kommentare Alle anzeigen
Frank Dinslaken 30. August 2016 um 08:16
Glaube, dass in diesem Spiel die neue Zielstrebigkeit Borussias eine entscheidende Rolle gespielt hat, und gleichzeitig die Verdichtung im DM durch die präsenten Strobl und Kramer die Basis waren, dass Leverkusen wenige Großchancen generieren konnten.
Der Verzicht auf Dahoud war daher rein taktischer Natur, er wird gerade dann gebraucht, wenn Borussia das Spiel gegen defensivere Gegner machen muss. Schubert bedient sich seiner neuen Möglichkeiten. Strobl erwarte ich dann, wenn Dahoud spielt als LIV oder RIV, wo er genauso gut aufgehoben ist wie im DZM.
Borussia hat mittlerweile eine Siegermentalität entwickelt, und trotz eines sehr intensiven Spiels bei tropischen Temperaturen immer auf Sieg gespielt und deswegen verdient – wenn auch glücklich – gegen bärenstarke Leverkusener gewonnen.
Von Beiden ist noch viel zu erwarten, in dieser Saison.
tobit 30. August 2016 um 18:09
Strobl hat mich in allen Spielen (CL-Quali, BL) bisher positiv überrascht. Er kann defensiv in die Kette rücken oder bei Kramers Vorstößen im Pressing weite Räume vor der Kette sichern. Offensiv behauptet er sich auch unter Druck ziemlich gut – zumindest wesentlich besser, als ich erwartet habe – und positioniert sich gut als Anspielstation im Sechserraum oder abkippend – da gefällt er mir auch besser als Kramer, der immer wieder auf die linke Aussenlinie zieht. Klar spielt er nicht besonders kreative Pässe, aber das soll er wohl auch nicht, sondern mit den IV und Sommer stabil zirkulieren, bis sich eine Lücke für höhere Zirkulation über Kramer, Stindl und Raffael oder einen Schnellangriff über Hahn/Hazard und Traore/Herrmann ergibt.
Ob er in der IV Stammspieler werden kann, weiß ich noch nicht – das liegt aber hauptsächlich an den starken Leistungen von Jantschke und Elvedi.
Insgesamt sehe ich den Kader sehr stark besetzt, da auf allen Positionen mehrere annähernd gleichstarke – aber verschiedene – Spieler zur Verfügung stehen.
IV: Christensen, Jantschke, Elvedi, Vestergaard, Korb, Dominguez, M.Schulz, Doucouré (+Strobl)
RM: Traore, Herrmann (+Korb, Hahn, Hofmann?)
LM: Wendt, Johnson, N.Schulz
DM: Kramer, Dahoud, Strobl, Sow (+Hofmann, Stindl)
OM/HS: Stindl, Hofmann, Bénes (+Raffael, Hazard, Dahoud)
ST: Raffael, Hazard, Hahn, Drmic (+Stindl, Herrmann)
Daraus ergibt sich die Möglichkeit (und Notwendigkeit) für jeden immer Vollgas zu geben, da man reichlich Pausen (gerade die Flügel) bekommt und sonst schnell ins Hintertreffen gerät. Physisch sind sie auf einem guten Niveau und wirken sehr austrainiert.
Diese besondere Mentalität haben sie letzte Saison auch schon phasenweise gezeigt, umso erstaunlicher, dass die nach dem Abgang etlicher Führungsspieler erhalten blieb. Das scheint eins von Schuberts „Geheimnissen“ in Gladbach zu sein – alle stehen zusammen, weil sie um ihre Wichtigkeit (und Ersetzbarkeit) wissen.
brotsalami 29. August 2016 um 15:27
Konnte das Spiel leider nicht live gucken, habe aber eine Meinung zu Dahoud/Strobl/Kramer.
Ich gehe davon aus, dass Dahoud bisher nicht so viel gespielt hat, lag in erster Linie in der „Spielstärke“ der bisherigen Gegner und der damit etwas defensiveren Ausrichtung der Borussia.
Ich gehe stark davon aus, dass Dahoud bei Spielen mit defensiv eingestellten Mannschaften eher zum Zug kommen wird (wie im DFB Pokal). Und natürlich auch dann, wenn es eine offensiver Ausrichtung erfordert. (man liegt nach 60 Minuten hinten, etc…)
Aber genau das ist die Stärke und die Schwäche des aktuellen Borussia Kaders. Einerseits kann man fast alle Positionen unterschiedlich (offensiv-bis-defensiv) besetzt werden und machen es schwieriger für den Gegner zu planen. Andererseits wird es immer mal wieder Spieler geben, die nicht allzu oft spielen werden.
Trotzdem tippe ich auf Gladbach für die Meisterschaft!
… habe ich das gerade wirklich geschrieben?…
ode. 29. August 2016 um 01:29
Zu der Schlussfrage:
Was dem ein oder anderen noch nicht auffiel ist, dass Bayer nicht mehr eine reine Pressingmaschine ist. Das Pressing ist noch da, in fast allen Spielen. Aber es ist eben mittlerweile oft eine Möglichkeit der Ballrückeroberung. Ein Defenisvsystem. Oft wird der Ball mittlerweile zurück erobert und dann ein Ballbesitzspiel aufgezogen. Das hat sich in der letzten Saison schon gezeigt und daran arbeitet Schmidt kontinuierlich. Oft werden direkt wieder zurückgepresste Bälle zurück zu den Aufbaustationen gepasst und ruhig aufgebaut statt schnellstmöglich nach vorne wieder durchzustarten.
Das war gegen Gladbach nicht unbedingt so möglich. Daher unterscheiden sich Spiele wie das gegen Gladbach auch noch ein wenig in der Spielweise. Hier wird oft noch gepresst was das Zeuch hält. Vor allem auch, um das Gladbacher Ballbesitzspiel zu zerstören. Daher wird es sicher so sein, dass Bayer in Spielen gegen andere Mannschaften viel mehr auf Ballbesitz und ruhigen Spielaufbau spielen wird.
Meiner Ansicht nach hat am Samstag keine der beiden Mannschaften die eigene Taktik durchgebracht und aufgrunddessen gewonnen. Fussball hat viel zu viel mit Glück zu tun. Bayer war etwas dominanter, Gladbach hat gekontert. Eine Mannschaft hat zwei Dinger durchgebracht, die andere nur eins. Zwei individuelle Fehler haben hier den Unterschied ausgemacht und nicht die überlegene Taktik.
Das war ein verdammt feines Fussballspiel am Samstag. Beide Mannschaften sind bärenstark und können viel erreichen diese Saison.
Koom 29. August 2016 um 07:51
Der Plan wird sicherlich sein, Ballbesitzphasen (im tiki-taka-Stil, also ohne Zug zum Tor) einzuführen, um Kräfte zu sparen. Und auch vielleicht den Gegner mal rauszulocken und aus dem Rhythmus zu bringen.
tobit 30. August 2016 um 18:29
Ich glaube nicht, dass man von Leverkusen Ballbesitz ohne Tordrang sehen wird, darauf sind die Spielertypen überhaupt nicht ausgelegt. Mal langsamer und mit deutlich mehr Pässen zu spielen traue ich ihnen zu, aber nicht wie Dortmund und Bayern phasenweise 40-50 Pässe am Stück in Abwehr und Mittelfeld zu spielen. Wenn sie mal länger im Mittelfeld spielen würden, könnten sie vielleicht das Potential von Aranguiz, Kampl, Calhanoglu noch besser ausschöpfen, würden aber Bellarabi, Mehmedi, Volland, Kiessling, Jedvaj einschränken, die auf mich eher ungeduldig (Kiessling schwach am Ball) wirken. Für Bender, Chicharito, Baumi, Brandt wäre es wahrscheinlich egal, da sie zu beidem passen könnten. Um stabil im Mittelfeld zu spielen müssten aber die „Zehner“ wesentlich tiefer kommen (wie Kampl oft) und nicht mehr die letzte Linie attackieren (wie Bellarabi). Offensiv müssten die AV noch höher stehen, um nicht zu eng zu spielen – was aber das Gegenpressing schwächt und hinten evtl. (noch) mehr Konterlücken öffnet.
Ron 28. August 2016 um 22:28
War Leverkusens Pressing noch nicht auf der gewohnten Intensität oder hat Gladbach mit Kramer, Raffael, Stindl, Traore und Wendt einfach auch Spieler, mit denen man das Pressing effektiv umspielen kann? Für mich eine schwierig zu beantwortende Frage der Kategorie Henne und Ei.
Bei Leverkusen machte sich das Fehlen von Chicharito bemerkbar. Auch ein Kießling hätte bei der Gladbacher Luftschwäche für eine Entscheidung zugunsten von Bayer sorgen können. Gladbach ist im Luftraum ohne Stranzl, Brouwers, Dominguez bzw. früher Dante einfach viel, viel anfälliger und die von RM skizzierte Strategie im verlinkten Artikel unter Favre funktioniert nur mit den entsprechenden IVs.
Leverkusens Bank ist aber wirklich ziemlich gut besetzt. Noch mal Mehmedi und Brandt nachlegen zu können, das ist schon was.
koom 28. August 2016 um 21:42
Was wurde Schubert anfangs angefeindet und beinahe verachtet. Interessant, das scheint sich durchaus gedreht zu haben auf SV.de. Schön zu sehen, dass man seine Meinung auch mal revidieren bzw. anpassen kann – genauso wie Schubert ja auch nicht der Trainer war und ist, der er vor einem Jahr war.
Schöner Artikel generell. Man merkt durchaus, wie Leverkusen mit einem sehr optimistischen Plan ins Spiel gegangen ist, aber die Realität spielt manchmal eben anders.
Buchling 28. August 2016 um 13:13
Sehr schön zu lesender Beitrag, der mir sehr gut gefällt!
Allerdings lässt der Beitrag m.E. einen Punkt außer Acht: Beide Galdbacher Tore sind streng genommen irregulär. Einmal liegt der Ball beim Freistoß nicht still auf dem Boden, beim anderen Mal ist Stindl im Abseits. Gladbach maximiert wie in der letzten Saison auch schon den Heimvorteil, während Leverkusen mit seiner Spielweise hinten anfällig bleibt. Was ich mich Frage ist: Hätten die beiden Gladbacher Tore nicht gezählt, würden wir dann über die Gladbacher Taktik hier nicht anders diskutieren?
Noar_Glem 28. August 2016 um 14:20
Die Regelverstöße selbst sind für eine Taktik(!)analyse völlig irrelevant. Weiterhin sind diese Zeitlupenerkenntnisse doch völlig unsinnig, eine Fußspitze bei Vollsprint oder ein nicht 100% ruhender Ball, in der Dynamik des Spiels kann man doch nicht ernsthaft zur Spielbewertung hinzuziehen. Wenn man alle diese Kleinigkeiten in einem Spiel zusammenzählen würde (jeder falsche Einwurf, jedes versteckte Foul oder Trikotziehen) könnte man den Sport auch sein lassen.
TuxDerPinguin 28. August 2016 um 16:55
Man kann nur schwer bzw. gar nicht ernsthaft über solche Fragen diskutieren. Die beiden Tore Gladbachs vom Spiel auszuschließen wirkt zudem sehr willkürlich. So ein Spiel wird ja Dutzende kleine Fehlentscheidungen haben, die natürlich auch zu Chancen führen können, die genutzt werden. Bzw. wird es auch dutzende kleine Fehl-Entscheidungen geben, die eine Chance im Entstehen schon zunichte machen. Das Rauspicken von bestimmten Szene, um die dem Schiedsrichter anzulasten, finde ich da eigentlich unnötig, wenn es keine großen Fehlentscheidungen waren…
btw: der Ball beim Freistoß ruhte wie man in Zeitlupen-Wiederholung sehen konnte.
Edrik 29. August 2016 um 15:53
Ich verstehe Buchling so, dass er genau das anprangert: Auf dieser (dennoch qualitativ sehr hochwertigen) Seite findet man auch meiner Ansicht nach häufig post-hoc-ergo-propter-hoc-Fehlschlüsse. Oder anders: Aus der kontingenten Tatsache eines verlorenen Spiels wird häufig auf eine schlechtere Taktik geschlossen, ohne anzuerkennen, dass es zuweilen auch andere Gründe für Sieg oder Niederlage geben kann: Pfeift der Schiedsrichter beide Tore weg (was bei jeder Taktig passieren kann), geht das Spiel anders aus. Gehen beide Lattentreffer rein (was bei jeder Taktik passieren kann), geht das Spiel anders aus. In etwas geringerem Maße gilt das auch für die 1-gegen-1-Großchancen der Borussia, wobei man als Bayer Leverkusen da durchaus mehr Risiko gehen kann: Leno dürfte mit Neuer der beste Torwart im 1-gegen-1 der Bundesliga sein. Es ist unglaublich, was der da alles rausholt. Aus Fansicht ist es mit fast lieber, wenn ein Stürmer direkt auf ihn zu geht, als wenn Leno als quasi-Libero vorher am Ball ist; das geht gefühlt häufiger schief.
Nimmt man das Spiel als Duell auf Augenhöhe, haben beide Mannschaften völlig richtig mit dem System gespielt, in dem sie am stärksten sind (Gleichstand). Nimmt man das Spiel nach Marktwerten bekannter Websites, hat Leverkusen seinen höheren Marktwert schlecht ausgespielt, weil sie keineswegs zwingender waren (Vorteil Gladbach). Nimmt man das Spiel als Heimmannschaft gegen Gastmannschaft, hat die Gastmannschaft wohl das Geschehen bestimmt, während die Heimmannschaft eher passiv war (Vorteil Leverkusen). Gewonnen hat Gladbach in einem schönen Spiel, und manchmal kann man vielleicht auch gar nicht so viel mehr darüber sagen (außer: Glückwunsch und alles Gute an den Niederrhein!).
Noar_Glem 1. September 2016 um 21:22
Ich habe hier schon viele Beiträge gelesen, die den Verlierer als besseres Team mit besserer Taktik herausgestellt haben.
Koom 2. September 2016 um 11:31
Meistens, wenn die Bayern verloren haben *duckundweg*
LP 28. August 2016 um 17:23
Das ding ist Gladbach kam 4-5 mal so vor Lenos tor mit dieser taktik wobei leverkusen meist nur durch standarts gefährlich war
Rüdiger 29. August 2016 um 12:16
„Das Ding ist“, wie alt bist, du, 13 ?
FRRE 28. August 2016 um 12:03
Wie seht ihr Kramers Positionierung im Aufbauspiel? Er lääst sich ständig zwischen Jandschke und Wendt fallen. Das ergibt ein leichtes U und sorgt für wenig Präsenzs im Zentrum (Nur Strobl im Zentrum). Welchen Sinn hat die Positionierung ?
Im Spiel gegen den Ball werden wir oft zu flach und setzen auf eine Starke Endverteidigung. Das Pressing ist noch sehr schlecht. Teilweise gehen Hahn/Hazard vorne drauf und das Mittelfeld schiebt nicht nach. Die Abstände sind sehr groß. Hoffentlich sehen wir eine Steigerung im Laufe der Saison. Ist die Frage ob Schubert das in Kauf nimmt, da es sehr wenige Mannschaften gibt, die mit Ball gut spielen und bewusst solche Räume anvisieren.
Nach Mittwoch hatte ich schlimmes erwartet gegen Leverkusen. (obwohl BMG nicht gefordert war. Die Positionierung mehrerer Spieler fand ich größtenteils mangelhaft)
Ich persönlich bin Positiv von Strobl überrascht worden. Mein Wunsch wäre die Mitte mit Ihm und Dahoud zu besetzten. Gerade Strobl lange Bälle / Flügelwechsel und seine Defensivestärke heben Ihn von den anderen ab.
Es ist schön zu sehen, dass Hazard einen deutlichen Qualitätssprung gemacht hat. Wie er defensive jetzt mitarbeitet, sowohl nach einem Ballverlust als auch im PRessing zeigt das er auf dem richtigen Weg ist. Offensive ist seine Technik offentsichtlich.
Dahoud ist ein super Spieler. ICh persönlich denke, er sitz im Moment auf der Bank, weil er
1. Später aus dem Urlaub kam wegen der Nationalmannschaft
2. Er nicht auf die Vertragsverlängerung eingeht, sondern einem Wechsel positiv gegebübersteht. Teilweise wirkte er auchabgelenkt durch das ganze Gerede. Ich wäre sehr enttäuscht, wenn er sich nicht im Laufe der Saison durchsetzten wurde.
Daniel 28. August 2016 um 17:33
Wegen welcher Nationalmannschaft kam Dahoud später aus dem Urlaub? Er war weder bei der EM noch bei Olympia…
RadicalEd 28. August 2016 um 08:55
Tolle Analyse, bit es wenig hinzuzufügen. Bin doch mal sehr gespannt ob Dahoud dauerhaft hinter dem Duo Strobl/Kramer eingestuft ist. Einerseits würde ich Dahoud als den individuell stärksten Spieler aus diesem Trio einschätzen und hoffe, dass er Strobl demnächst verdrängen kann, (ggf. ist Strobl als Halbverteidiger ja auch eine Option) andererseits gibt die Strobl/Kramer Doppelsechs vielleicht gerade die Zentrumstabilität die ein Offensivtrio Raffael-Stindl-Hahn/Hazard benötigt. Insbesondere mit Blick darauf das einer der beiden Flügelverteidiger (Traore) ein gelernter Außenstürmer ist.
Wie seht ihr Dahouds Rolle in Zukunft?
tobit 28. August 2016 um 00:18
Zu den ballfernen Läufen:
Ich würde durch nach außen gehende Läufe des vom AV gedeckten Stürmers versuchen die Restverteidigung zu zerreißen. Die zur einen Seite verschobenen IV können nicht mit dem AV auf die ballferne Seite schieben, bleibt dieser in ihrer Nähe hat der ausgewichene Angreifer nach einem Seitenwechsel freie Bahn. Geht der AV mannorientiert mit, habe ich eine Lücke im Zentrum und eine 1vs1-Isolation am ballfernen Flügel kreiert.
Besonders mit Spielern wie Raffael und Stindl könnte das sehr effektiv sein: Raffael weicht aus und Stindl stößt in die zentral aufgehende Schnittstelle. Wenn er dahin von einem Leverkusener DM verfolgt wird öffnen sich im Zentrum Räume für die Gladbacher ZMs und der Ball kann in höherer Position mit offenem Sichtfeld gesichert werden.
tobit 27. August 2016 um 22:55
Vestergaard und Christensen haben immer wieder getauscht. Elvedi war konstant der rechte Halbverteidiger, während die anderen beiden situativ mal links und mal zentral zu finden waren.
Ich war am Anfang nicht besonders überzeugt von Schubert, aber er hat eine sehr klare Spielidee und ein dazu passendes Positionskonzept (angelehnt an „el Loco“ Bielsa) entwickelt. Gerade Stindl ist sehr stark eingebunden, da er viele Freiheiten hat ohne im Spielaufbau präsent sein zu müssen. Gladbach ist nicht abhängig von seiner schwankenden Präsenz kann aber sein gutes Passspiel (durch viele dynamische Spieler um ihn herum), seine Abschlussqualität und seine gute Defensivarbeit nutzen.
Insgesamt haben sich einige Spieler ziemlich weiterentwickelt: Hazard ist kaltschnäuziger und erwachsener in seinen Aktionen geworden, Traore und Hermann sind defensiv mittlerweile ganz schöne Maschinen, Elvedi hat als rechter Flügelläufer und als Halbverteidiger gehobenes Bundesligaformat erreicht und Raffael ist eine Scorer-Maschine im Sturm geblieben. Er hat endlich einen zweiten Trainer neben Favre gefunden, der es versteht ihn richtig einzubinden.