Bayer stürmt Frankfurter 4-1-4-1 und auf Platz 3
Nach viel Auf und Ab in puncto Ergebnissen haben sich Letztere bei Bayer 04 stabilisiert. Aktuell sind die Leverkusener mit den Bayern das Team mit den meisten Punkten in den letzten sechs Partien (nämlich 16). Keine gute Ausgangslage für Frankfurt, welche bei einer Niederlage und einem Bremer Sieg vier Punkte auf den Relegationsplatz und sechs Punkte auf das rettende Ufer hätten. Eine kurze Analyse.
Leverkusen im 4-2-2-2
Trotz einer unerwarteten Aufstellung mit Henrichs, Yurchenko und Aranguiz (nach langer Verletzungspause) von Beginn an änderte sich an der grundlegenden Systematik der Leverkusener im Spiel ohne Ball wenig. Wie unter Roger Schmidt üblich wurde das 4-2-2-2-System mit zwei Zehnern und Angreifern gewählt. Gegen das aktuelle Frankfurt prinzipiell eine gute Idee.
Die hohe Kompaktheit und das intensive, sehr ballorientierte Verschieben sorgten gegen die mangelhaften Frankfurter Aufbaustrukturen für Probleme. Allerdings hatte die Eintracht einige Aktionen, wo sie über geringe Distanzen im Sechserraum sich zwischen den zwei Zehnern Leverkusens positionierte und ein paar Mal Leverkusens Sechser zusätzlich herauslocken und überspielen konnte.
Dazu gesellten sich einige lange Bälle und Überladungen auf links, wo Seferovic und Castaignos sich enger aneinander positionierten und schnelle Durchbrüche besorgten. Diese Situationen brachten gegen Leverkusens einmal mehr starkes Pressing ein paar gefährliche Angriffe, welche einige Male am sehr guten Umschalten nach hinten, Rückwärtspressing und guter Endverteidigung scheiterten. Seferovic und Aigner hatten dennoch gute Chancen.
Auch einige Konterchancen waren gefährlich, insbesondere bei höheren Ballverlusten der Leverkusener. Frankfurt wählte unter Kovac einmal mehr ein eher defensivorientiertes Pressing.
Frankfurts 4-1-4-1/4-5-1
Wie schon in den vorherigen Spielen wählte Kovac ein 4-1-4-1/4-5-1, allerdings mit leicht anderer Organisation. War zuvor noch konstant Kittel herausgerückt, um ein 4-4-1-1/4-4-2 zu kreieren, so rückten gegen Leverkusen beide Achter häufiger heraus und versuchten die Sechser der Hausherren unter Druck zu setzen. Die Flügelstürmer wiederum blieben meist tiefer und variierten ihr Deckungsverhalten situativ. Gelegentlich entstanden darum Fünfer- und Sechserreihen in der ersten Linie der Eintracht, weil sich die Flügelstürmer der Frankfurter weit nach hinten bewegten und an den gegnerischen Außenverteidigern orientierten.
Dadurch gab es auch einige 4-3-2-1-Staffelungen zu beobachten; die Flügelstürmer standen tief und auf einer Linie mit Hasebe auf der Sechs, während Huszti und Stendera Zugriff auf die Sechser der Leverkusener sorgten. Grundsätzlich hatte dies jedoch wenig Effekt, weil die Leverkusener immer wieder Rückpässe auf die Innenverteidiger ohne größere Probleme anbringen und den Ball zirkulieren konnten. 61,4% Ballbesitz für die Schmidt-Elf lagen nicht nur am Pressing, sondern auch an einem veränderten Konzept im Spielaufbau.
Flexibles Aufbauspiel der Leverkusener
Schon vor Monaten schrieben wir auf unserer Seite über gewisse Aufbauprobleme der Leverkusener. So gab es teils unsaubere Staffelungen, nicht immer optimale Abstände und auch Mängel im Übergangsspiel ins letzte Drittel. Roger Schmidt selbst sprach jüngst in der ZEIT von diesen Aspekten und mahnte an, dass man sich hier steigern müsste. Natürlich gab es schon zuvor einige, durchaus auch interessante Ideen. Kampls Aufstellung der Sechs und sein Dribblingfokus im linken Halbraum zum Ballvortrag, Abkippbewegungen Kramers und Kampls in unterschiedliche Zonen oder kleinere Experimente wie verstärktes Vorderlaufen Wendells auf links bei zurückfallendem Bellarabi (gegen Villarreal) dienen hier als Beispiele.
In diesem Spiel musste Schmidt auch wegen der Verletzungsprobleme seiner Mannschaft kreativ sein. Kramer begann überraschend als Innenverteidiger, er lief neben Tah auf. Dies alleine sorgte schon für eine leichte Verbesserung im Spielaufbau. Am wichtigsten waren aber die Bewegungen der Sechser Yurchenko und Aranguiz.
Yurchenko bewegte sich schon zuvor in Aufstellungen mit Kramer intelligent und funktional. Der Jungstar überlud z.B. gelegentlich den rechten Halbraum und öffnete Raum für Kramer, desweiteren konnte er sich auch zwischen Innen- und Außenverteidiger positionieren, um Letzterem eine höhere Position zu erlauben und aus dem Halbraum selbst aufzubauen. Gegen Frankfurt verhielt er sich ähnlich; situativ kippte er zwischen die Innenverteidiger ab, ermöglichte aber prinzipiell das Abkippen Aranguiz‘ und dessen freiere Bewegung im Sechserraum. Stattdessen fokussierte sich Yurchenko auf das Geben von Balance. Mal unterstützte er Aranguiz im Sechserraum, mal besetzte er den Sechserraum alleine, wenn Aranguiz abgekippt war oder er ging eben diagonal nach rechts in Richtung Zwischenlinienraum oder hinter den eigenen Außenverteidiger.
Dadurch hatte Leverkusen vereinzelte Staffelungen wie in einem 4-1-4-1/4-3-3. Die Außenverteidiger schoben sich auf Höhe der Sechser oder nominellen Zehner. Die Zehner mussten nicht Breite geben und besetzten den Zwischenlinienraum, wo sich Leverkusen teilweise mit vier bis fünf Spielern aufhielt. Dies war nicht nur die Ursache, wieso Frankfurt teilweise in einem 4-3-2-1, 5-4-1 oder 6-3-1 stand, sondern wieso bei der Grundausrichtung im 4-5-1 enorme Breitenunterschiede zu sehen waren.
Die Viererkette der Eintracht stand bisweilen enorm eng, die Mittelfeldreihe sehr breit und nicht allzu kompakt. Dadurch konnten die Leverkusener einige Male direkt in den Zwischenlinienraum eindringen und Kombinationen auf engem Raum suchen oder ausweichende Spieler über den Flügel in offene Räume anspielen.
Problematisch war aber das Generieren hochqualitativer Chancen. Auch wenn Leverkusen mehr Abschlüsse hatte, so waren es deren „nur“ zwölf; einige gute Angriffe scheiterten am letzten Pass oder eben an Frankfurts tiefer Ausrichtung. Erst mit der Einwechslung Kevin Kampls fanden die Leverkusener in die Erfolgsspur; trafen direkt darauf zum 1:0 und setzten zwei weitere Tore in der Endphase darauf.
Fazit
Ein Spiel ohne große Anpassungen und Umstellungen, zumindest nicht mit großer Relevanz fürs Ergebnis – bis Kampl eingewechselt wurde. Ansonsten hätte man sich die Ausrichtungen erwarten können. Frankfurt nutzte ein ähnliches System wie in den letzten Spielen, Leverkusen blieb dem „Roger-Schmidt-System“ natürlich treu. Einzig die Aufbaustaffelung und Personalwahl der Leverkusener wirkten wie speziell für dieses Spiel gewählt. Letztlich hatten sie dennoch Probleme über die offenen Flügelräume oder die überladene Mitte effektiv durchzukommen. Frankfurt wiederum kämpfte und biss, hätte sich lange Zeit sogar einen Punkt verdient gehabt, aber zeigte einen Mangel an sauberem Aufbauspiel und geplanten Abläufen zur Balleroberung sowie fürs Konterspiel.
2 Kommentare Alle anzeigen
ode. 18. April 2016 um 15:09
Yurchenko der der bessere Kramer?
Ich fand es ein wenig besorgniserregend, mit welch einfachen Mitteln die Frankfurter es geschafft haben, das neue Leverkusener Aufbauspiel doch deutlich zu behindern. Besonders Tah, der in den letzten Wochen mit sehr schönen, flachen Pässen für Aufmerksamkeit sorgte, sah sich dem Frankfurter Pressing stark ausgeliefert. Dazu Jedvaj als eine seiner Anspielstationen mit sehr unsauberem Passspiel, was immer wieder für Probleme sorgte.
Wie habt ihr die Leistung von Aranguiz gesehen? Habe mich sehr über seinen ersten „richtigen“ Auftritt gefreut. Er könnte ein ziemlich guter Partner für Bender sein, oder? Und Kampl wäre dann frei für die 10…
ode. 22. April 2016 um 12:17
Immer das selbe Problem! Keiner will über Bayer reden! 🙁