Die Krankenakte der Bundesliga
Im Jahr 2001 startete die UEFA eine Elite Club Injury Study, welche vom Vizepräsidenten des Medizinischen Komitees, Jan Ekstrand, geleitet wird. Das Ziel war von vornherein klar definiert: Der Kontinentalverband möchte die Anzahl und Schwere an Verletzungen reduzieren. Mittlerweile hat man über eine Million Trainingseinheiten und Spiele ausgewertet, Verletzungen per Datenbank erfasst und so einen großen Pool an Informationen angesammelt. 75 Klubs aus 18 Ländern waren dabei behilflich. Die Ergebnisse selbst sind aber aus datenschutztechnischen Gründen für die Öffentlichkeit nicht einsehbar. Schade.
Denn Ekstrand sagt deutlich: „Unsere Daten zeigen sehr klar“, welche Trainer mit hohen Verletztenquoten zu kämpfen hätten. Die Bundesliga würde derweil vorbildlich arbeiten, wenn es darum ging, den Spielern genügend Zeit zur Rehabilitation zu geben.
Das klingt plausibel, hat man doch top-ausgebildete Trainer und Fachpersonal in der Bundesliga zur Verfügung. Mit Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt war sogar ein wahrer Guru über Jahrzehnte hinweg beim deutschen Rekordmeister Bayern München beschäftigt – bis zum Zerwürfnis vor wenigen Monaten.
Denn es trat zuletzt auch Fragwürdiges ans Licht. Als bei Holger Badstuber in der Rückrunde ein Muskelriss im linken Oberschenkel diagnostiziert wurde, verwunderte das zunächst. Denn im Spiel gegen den FC Porto am 21. April hatte er noch die kompletten neunzig Minuten durchgespielt. Erst am Abend des 23. April wurde aber die Diagnose öffentlich. Beim Auslaufen am Mittwochmorgen – das Spiel gegen Porto war am vorherigen Abend – nahm Badstuber locker am Training teil. „Badstuber hat also augenscheinlich die Schmerzen sehr lange nicht in dem gewöhnlichen Ausmaß verspürt“, spekulierte danach der kicker. „Weil er zuvor Spritzen bekam? Das Verabreichen von Schmerzmitteln gehört bei Bayern, wie anderen Klubs, zum Repertoire.“
Das Magazin Sport Bild schrieb einmal zum Disput zwischen Müller-Wohlfahrt und Guardiola: „Müller-Wohlfahrt hatte für seine Argumentation eine Statistik mitgebracht und Guardiola vorgelegt. Die medizinische UEFA-Studie wies Bayern als Nummer eins in Europa aus.“ Diese Angabe darf man guten Gewissens in Frage stellen. Doch der Report meint, die Bayern-Profis hätten „die wenigsten Verletzungen, die kürzesten Ausfälle durch Muskelverletzungen, die wenigsten Behandlungszeiten.“Found this online, comparing injury histories across top European teams. Draw your own (objective) conclusions. pic.twitter.com/QImluhE6IW
— Cristian Nyari (@Cnyari) April 19, 2015
Dortmunds Sportdirektor Micheal Zorc hatte zudem vor einiger Zeit ganz andere Angaben parat. „Eine Langzeitstudie der UEFA zeigt, alle deutschen Mannschaften, die international vertreten sind, haben im Vergleich deutlich mehr Verletzungen als die europäische Konkurrenz zu beklagen“, so Zorc gegenüber dem kicker.
Weiter schreibt das Magazin selbst: „Bei vielen Klubs fehlt es an einfachsten wissenschaftlichen Standards, dazu an Personal.“ Eben für jenen Ekstrand „sind das allergrößte Problem in der Vorsorge von Verletzungen noch nicht einmal fehlende Mittel, sondern fehlende interne Kommunikation.“ Ärzte, Athletiktrainer, Physiotherapeuten würden kaum gehört.
„Die Mehrheit der Superstars denke, es hängt mit purem Pech zusammen“, sagt Stephen Smith. Er ist CEO von Kitman Labs, die sich auf die statistische Evaluierung von Profiathleten spezialisiert haben. Gegenüber Wired gab er an, dass er einen Trend über alle Sportarten hinweg ausgemacht habe: Es gäbe große Unterschiede zwischen jenen Teams, die aufgrund von Verletzungen viel Geld verlieren, und jenen, die wenig verlieren – was für ihn klar den Schluss zuließe, dass es nichts mit Glück zu tun hätte. Smiths Unternehmen habe in einem dreijährigen Versuch mit den MLB-Teams San Francisco Giants und LA Dodgers dem jeweiligen Trainerteam simpel aufbereitet eine große Anzahl an Daten zum Zustand der Spieler zur Verfügung gestellt. Kitman Labs „macht es möglich, dass der Trainer sein Mobiltelefon aus der Tasche zieht und sieht, welche Spieler mit Risiko spielen.“
Zumindest wird mittlerweile das Problem – auch im Fußball – wahrgenommen und nicht mehr nur mit „Pech“ oder etwaigen „höheren Mächten“ abgetan. Denn die Bundesliga im Speziellen hat ein Problem. „Ja, wir haben zu viele Muskelverletzungen“, gab Horst Heldt im Interview mit Bild vor Beginn der letzten Saison zu. Geändert hatte sich daraufhin insbesondere bei Schalke nichts. Andere Vereine hingegen stehen geradezu vorbildlich da, vergleicht man sie mit den Ligakonkurrenten.
Spielverlagerung möchte das Thema Verletzungen nicht außen vor lassen und widmet sich deshalb mit einer eigenen Serie der Problematik. Zunächst stellen wir in aller Kürze die statistischen Gegebenheiten der vergangenen Jahre dar. Dazu greifen wir dankenswerterweise auf die Erhebungen der Seite Fußballverletzungen zurück, die uns zur Verfügung gestellt werden und die Saisons von 2011/12 bis 2014/15 enthalten. Daran anschließend möchten wir gewisse Ursachen aufzeigen und zum Beispiel etwaige Verbesserungsmöglichkeiten hinsichtlich der Trainingsteuerung aufzeigen.
Eine erste Feststellung dürfte überraschen. Die Verletztenraten haben sich in den letzten Jahren nicht negativ entwickelt. Die abgelaufene Spielzeit war sogar im Vergleich zu 2011/12 von niedrigeren Ausfallquoten geprägt. Damals waren es 45,06 Ausfalltage pro Kaderspieler. Drei Jahre später sind es nur noch 41,46. Im Zuge dessen haben sich allerdings einige Verletzungshochburgen wie Werder Bremen, der Hamburger SV, Schalke 04 oder Borussia Dortmund entwickelt. Eine Mannschaft wie der SC Freiburg, die unter Christian Streich in erster Linie von der enormen Spielintensität lebt, hat damit weniger Probleme, während Gladbach beziehungsweise insbesondere Lucien Favre schon lange ein Sonderlob verdienen.
Zur differenzierteren Betrachtungsweise sollten allerdings Verletzungstypen klassifiziert werden. Schließlich können Bänderrisse unterschiedliche Ursachen haben. „Angestaute Erschöpfung aufgrund ungenügender Erholung verlangsamt das Nervensystem. Das Signal vom Gehirn zum Muskel wird langsamer“, sagte Fitness-Guru Raymond Verheijen vor einiger Zeit gegenüber The Guardian. „Wenn das Signal vom Gehirn später beim Muskel ankommt, bedeutet das, das Gehirn hat weniger Kontrolle über den Körper bei explosiven Aktionen im Fußball. Es gibt also genügend Beweise, dass unzureichende Erholung, angesammelte Erschöpfung und ein langsameres Nervensystem das Verletzungsrisiko dramatisch ansteigen lassen.“
Gründe für einen Bänderriss und ähnlich geartete Verletzungen können somit alleinig im Impuls des Gegenspielers liegen oder im Zusammenspiel mit der Erschöpfung des verletzten Spielers verursacht werden. Doch genauso können ungünstige Platzverhältnisse eine Rolle spielen. Ergo, es gibt nicht den einzig wahren Grund, aber zur Vorbeugung ist ein entsprechendes Kräftemanagement vonnöten.
Ursachen für Muskelverletzungen hingegen sind besser einzugrenzen, weshalb auch einzelne Statistiken, die wir ausgewertet haben, nochmal unter diesem Gesichtspunkt unterteilt wurden. Probleme an verschiedenen Muskelpartien, was im Fußball oftmals Faserrisse, Verhärtungen und ähnliches bedeuten, wurden so entsprechend herausgefiltert.
Die deutschen Spitzenteams Bayern München und Borussia Dortmund hatten zuletzt mit zahlreichen Ausfällen zu kämpfen. Beim BVB zeichnet sich dieser Trend schon seit geraumer Zeit ab. Seit dem Weggang von Athletiktrainer Oliver Bartlett im Jahr 2012 nahm die Negativentwicklung ihren Lauf. Dieser arbeitet mittlerweile für Roger Schmidt und war in den letzten knapp zwölf Monaten für Bayer Leverkusen tätig.
In der abgelaufenen Saison war die Anzahl an Ausfalltagen beim BVB sogar zurückgegangen. Die Anzahl an Muskelverletzungen allerdings gestiegen. Ligaprimus Bayern geriet in jüngerer Vergangenheit nicht nur durch den Disput zwischen Mannschaftsarzt und Cheftrainer in die Schlagzeilen, sondern auch wegen diverser Verletztengeschichten. Neben der bereits angesprochenen Misere um Holger Badstuber musste Arjen Robben zum Beispiel nach einem Kurz-Comeback gegen Borussia Dortmund seine Saison beenden. Die Odyssee um Thiago Alcântara wurde von einer angeblichen Behandlung mit Cortison oder Wachstumsfaktoren begleitet.
Verletzungen sind nicht nur Schicksalsschläge für Fußballer, die dadurch in ihrer Entwicklung zurückgeworfen werden und statt sich auf der großen Bühne präsentierten und brillieren zu können eher in der Reha anzutreffen sind. Doch Verletzungen spielen genauso eine ökonomische Rolle für die Klubs, wenn ihre Investments nicht zum Einsatz kommen. Zudem haben gerade viele Bundesligaspieler „individualvertragliche Vereinbarungen mit ihrem Verein darüber, dass die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall nicht die üblichen sechs Wochen, sondern deutlich länger dauert“, schreibt die Süddeutsche Zeitung.
Zudem ergab eine Studie, die vom Lehrstuhl für Sportmedizin der Ruhr-Universität Bochum gemeinsam mit der Verwaltungsberufsgenossenschaft und den Spitzenverbänden im Fußball seit Anfang der 1990er-Jahre in regelmäßigen Abständen durchgeführt wurde: „Die Kosten für Verletzungen im Profifußball summieren sich, Behandlungskosten und Personalkosten zusammengefasst, auf etwa 90 Millionen Euro pro Saison. Der Gesamtumsatz der drei ersten Ligen beträgt circa zwei Milliarden Euro pro Saison.“ Weiter heißt es, dass Knieverletzungen als gravierendste Verletzungen Kosten in Höhe von 33 Millionen Euro, also 37 Prozent der Kosten verursachen. Verletzungen an den Sprunggelenken mit 14 Millionen und Oberschenkelverletzungen mit zehn Millionen Euro folgen auf den nächsten Plätzen. Eine Grafik der Bundeszentrale für Politische Bildung findet man hier.
Unter welchem Trainer gibt es die meisten Verletzungen? https://t.co/kaiFTGMl8Q #Bundesliga #dataviz #FCB #BVB pic.twitter.com/woDbEktkz7
— Fußballverletzungen (@fbinjuries) June 30, 2015
Das Ausmaß lässt sich nicht wegdiskutieren. Und dass bestimmte Trainerteams beziehungsweise Klubs über einen längeren Zeitraum höhere Quoten aufweisen als andere, muss zu denken geben, ob hier nicht Präventionsmaßnahmen und Belastungssteuerungen versagt haben oder gar keine wirkliche Anwendung fanden. Dazu mehr im nächsten Artikel…
Der Dank gilt nochmals Fabian Siegel von der Seite Fußballverletzungen.
31 Kommentare Alle anzeigen
Johannes 12. Juli 2015 um 22:18
Was mich an den Artikeln hier immer stört: Wo sind Eure Quellenangaben?
Ich finde immer sehr schade, dass man sich gar nicht vertiefen kann, da man nicht nachvollziehen kann, welche Literatur Ihr verwendet.
Bitte versucht doch in Zukunft darauf zu achten!
CE 13. Juli 2015 um 09:45
Kann ich nicht nachvollziehen. Alle Aussagen sind penibel verlinkt. So genau findet man das zuweilen nicht einmal bei führenden Medienseiten. Die statistischen Daten stammen von der Seite Fußballverletzungen. Diese sind aber nicht komplett öffentlich zugänglich, sondern nur auf der genannten Seite oder eben hier aufbereitet zu finden.
vanGaalsNase 13. Juli 2015 um 09:53
Kann diese Kritik auch nicht nachvollziehen. Zumal in den übrigen Artikeln viele Quellen zu finden sind.
Dr. Acula 9. Juli 2015 um 22:07
ich habe zwar keinen einblick in die vereine etc. aber immer öfter habe ich den eindruck, dass das thema verletzungen/medizin im profi fußball unterschätzt wird, vllt aber eben einfach nur nicht so nach außen getragen durch die medien. der springende punkt ist, durch verletzungen entsteht ein riesiger ökonomischer schaden. beispiel bayern: viele leistungsträger sind ausgefallen, man kann nicht den bestmöglichen fußball spielen, was wiederum zu geldeinbußen führt. oft kommt dann ja das argument, man müsse rotieren etc. bei näherer betrachtung scheint das aber humbug zu sein. spieler wie messi spielen so gut wie jede einzelne minute, werden nie ausgewechselt oder geschont. auch ancelotti ist bekannt dafür, sich auf eine startelf festzulegen und diese spielt dann so gut wie jedes spiel, ab der 70. minute folgen dann marginale veränderungen und es wird je nach spielverlauf gewechselt. letztes jahr schien es nicht zu klappen, aber in der la decima saison hatten sie so gut wie keine ausfälle.
der nächste kritikpunkt ist oft, dass trainer falsch trainieren lassen. darin steckt mE etwas mehr wahrheit. schließlich sind kondition, spezifische übungen, um explosivität etc anzutrainieren essentiell. wenn ich mir aber die krankenakte von barca unter guardiola anschaue, die so gut wie nicht existent ist, und diese mit der bayerns vergleiche (no comment), dann ist da eine große diskrepanz vorhanden. also muss es an physios und den ärzten liegen. wieso hier nicht viel geld investiert wird und nur das beste vom besten zum einsatz kommt, ist und bleibt mir ein rätsel. es ist mir ein dorn im auge dass verletzungs-meldungen nicht mehr eine frage ja oder nein sind, sondern nur noch eine frage des zeitpunkts. jedes spiel das ich sehe, fürchte ich mittlerweile mehr eine verletzung als eine niederlage.
HW 10. Juli 2015 um 12:53
Dann verliert dein Verein nicht oft genug 😉
Koom 10. Juli 2015 um 19:34
Wobei man auch trennen muss: Guardiolas Training ist ja nicht schlecht. Der Vorwurf seitens SV.de ist ja mehr, dass Guardiola nicht so gut darin ist, Rekonvaleszenten ein- und aufzubauen. Wenn er also keine Verletzten bekommt (was teils durch Training beeinflussbar ist, aber auch einfach mit Glück zu tun haben kann), dann kommt seine „Schwäche“ nicht zum Tragen.
IMO anderer Aspekt: Körperliche Belastung in der Bundesliga ist höher als in der Primera Division. Mehr Laufarbeit, mehr Zweikämpfe, viel mehr Pressing und Gegenpressing: Geht IMO alles deutlich mehr auf den Körper als das ruhigere Spiel in Spanien.
SuperMario33 8. Juli 2015 um 20:19
Verheijen erinnert etwas an Max von Pettenkofer: Theoretisch mit fraglichen Erklärungsmustern und praktisch mit überragenden Ergebnissen.
RM 9. Juli 2015 um 01:49
Wieso sollten seine Theorie fraglichen Erklärungsmustern folgen?
SuperMario33 9. Juli 2015 um 09:01
“Angestaute Erschöpfung aufgrund ungenügender Erholung verlangsamt das Nervensystem. Das Signal vom Gehirn zum Muskel wird langsamer”, sagte Fitness-Guru Raymond Verheijen vor einiger Zeit gegenüber The Guardian. “Wenn das Signal vom Gehirn später beim Muskel ankommt, bedeutet das, das Gehirn hat weniger Kontrolle über den Körper bei explosiven Aktionen im Fußball. Es gibt also genügend Beweise, dass unzureichende Erholung, angesammelte Erschöpfung und ein langsameres Nervensystem das Verletzungsrisiko dramatisch ansteigen lassen.” … das „langsame Nervensystems“, kann man allenfalls als ganz anschauliche Metapher verwenden, bevor irgendwer experimentell zeigen kann, was das eigentlich genau sein soll gilt: the proof is in the Pudding.
RM 9. Juli 2015 um 11:40
Verheijen hat halt dazu schon zig Studien gemacht, ebenso wie andere, die das beweisen. Wobei es vielleicht besser formuliert sein würde, wenn das Gehirn und die Muskeln auch als ‚langsamer‘ bezeichnet werden.
SuperMario33 9. Juli 2015 um 15:34
In der Art wie er es im Interview formuliert denkt man an Erkenntnisse auf Ebene der Signaltransmitter oder der neuromuskulären Regulierung, und diese Erkenntnisse gibt es mE wirklich noch nicht (nur postulierte Korrelate des beobachteten Phänomens, aus der normalen Physiologie extrapoliert)
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15571428
Brad Huhn 8. Juli 2015 um 16:22
Mir gefällt die Idee des Artikels. Leider ist er dann doch sehr seicht wenns spannend werden könnte. Absolute Ausfallzeite können ein Hinweis sein, müssen aber nicht. Wie hoch ist die Spielbelastung, Reisezeiten, wurde die Vorbereitung mitgemacht, das Alter der Spieler, wo trat die Verletzung auf, wie ist die Krankenakte, von externen Dingen wie ernährungsgewohnheiten der Spieler ganz abgesehen.
Auch beim Teil mit Wohlfahrt ist das etwas Dünn, klar kann ich seine Aussage (falls die überhaupt so gefallen ist) anzweifeln, wie viel Vertrauenswürdiger ist aber ein Twitternutzer der ein Excelspreadsheet „gefunden“ hat.
Ps: das hier nur als Anregung und nicht als rant verstehen, ich weiß dass es kaum möglich sein dürfte überhaupt die wichtigsten Faktoren zu beachten.
CE 8. Juli 2015 um 16:48
Klar, wenn man diese Angaben irgendwo in so korrekter Form wie die Daten von „Fußballverletzungen“ hätte, wäre das grandios. Und dann hätte ich gerne weitere Stunden investiert, das auszuwerten. Zu dem Tweet: Es geht nicht darum, dass dieser User, der übrigens für Bayern arbeitet, das gefunden hat. Diese Grafiken wurden ja vor kurzem sehr stark diskutiert. Ich nehme nur den Tweet, um das einzubinden, wobei die Daten eben mit Vorsicht zu genießen sind, weil Transfermarkt.de die ausländischen Ligen nie so gut wie die Bundesliga abdeckt. Aber vorenthalten wollte ich es den Lesern hier auch nicht.
knorke 8. Juli 2015 um 17:09
Es müsste aber relativ einfach möglich sein, die Anzahl der Verletzungen mit den gespielten Pflichtspielen zu gewichten. Dann wäre Gladbach weiter grandios, HSV weiter katastrophal aber für Dortmund und Schalke würde sich das Bild ein kleines bisschen relativieren. Mir geht es da gar nicht drum, meinen Herzensverein BVB schönzurechnen, aber das halte ich statistisch betrachtet für zulässig um nicht zu sagen notwendig. Sicher, man kann in Daten auch ersaufen, denn wenn ich schon mit den Spielen gewichten will, warum dann nicht mit den durchschnittlichen Spielminuten je Spieler im Kader, Denn dann habe ich ja verschiedenen Kadergrößen direkt mit normiert. Und die Kette könnte man munter fortsetzen (langzeitverletzte ausklammern, Spieler mit ganz wenigen Spielen ausklammern, Spieler mit vielen Spielen anders berücksichtigen als mit wenigen).
Egal: Ich denke, im Kern erschütternd ist, dass andere Ligen trotz mehr Spielen diese Probleme nicht haben. Das kann also sehr gut mit falscher Belastungssteuerung zu tun haben. Oder damit, dass in der BL mehr gerannt, gepresst, getempowechselt, ge-sonstwas wird (falls das überhaupt so ist). Ist aber immerhin möglich.
HW 8. Juli 2015 um 17:24
Vielleicht wird es in kommenden Artikeln noch aufgeklärt. Aber wir dürfen nicht den Fehler machen und Verletzungen nur auf die Spiele beziehen. Natürlich ist ein Ausfall schlimmer wenn ich in der Verletzungszeit 10 anstatt 6 Spiele verpasste.
Aber Spieler verletzen sich nicht nur in den Spielen. Es wäre natürlich interessant gewesen wie sich das bei den Teams verteilt. Ich glaube aber nicht, dass diese Daten öffentlich verfügbar sind. Es gibt vielleicht Firmen die sowas analysieren, aber die stellen das dann den Clubs bereit. Da muss einfach viel Hintergrundwissen vorhanden sein um nicht falsche Daten zu produzieren und Fehlanalysen zu liefern.
CE 8. Juli 2015 um 17:29
Ja, das wollte ich gerade noch erwähnen. Die Einsatzzeiten sind insbesondere als totaler Wert nicht so entscheidend. Aber mehr dazu sollte es dann morgen geben.
Kirmoar 8. Juli 2015 um 11:31
Was bei der Bewertung der Ausfalltage allerdings fehlt ist m.E. das Verhältnis zu den absolvierten Spielen. Ich würde behaupten, dass Vereine mit vielen Spielen wie z.B. Bayern, Dortmund und Schalke höhere Verletzungsquoten aufgrund einer vergleichsweise höheren Belastung haben könnten. Diesen Effekt sollte man berücksichtigen bzw, überprüfen.
RM 8. Juli 2015 um 15:06
Natürlich ist dies ein Faktor, ja. Aber man kann ihm mit guter Periodisierung teils entgegensteuern, auch wenn es natürlich kein leichtes Unterfangen ist. Sh. Leverkusen und Gladbach.
HW 8. Juli 2015 um 15:49
Und als Gegenbeispiel Vereine die ohne internationalen Wettbewerb viele Verletzte haben.
Allerdings fallen bei international aktiven Teams Spieler oft für mehr Spiele in gleicher Zeit aus. Die Auswirkungen von Verletzungen sind also noch schlimmer.
Kirmoar 8. Juli 2015 um 16:30
Favre hat meiner Erinnerung nach auch immer sehr stark rotiert zwischen Bundesliga und Europaleague, vielleicht auch ein Bestandteil seiner Periodisierungsstrategie.
FAB 8. Juli 2015 um 15:51
Wie ist eigentlich der Anteil der Muskelverletzungen an den Ausfalltagen zu werten. Kann man sagen, dass Eintracht Frankfurt einfach etwas Verletzungspech hatte (wenige Muskelverletzungen aber trotzdem viele Ausfalltage), während Schalke tatsächlich grundsätzlich etwas falsch macht (viele Muskelverletzungen)?
Schorsch 8. Juli 2015 um 10:51
Der zu Stoke City gewechselte ehemalige Bundesligaspieler Philipp Wollscheid meinte kürzlich zu den Unterschieden zwischen der PL und der Bundesliga, dass in der PL im Training deutlich mehr Zeit beim Physiotherapeuten und im Kraftraum verbracht würde. Bevor es auf den Platz ginge, würde jeder Spieler von Physiotherapeuten gründlich auf Muskelverhärtungen, Schiefstände, etc. gecheckt. Würde etwas festgestellt, würde dies umgehend physiotherapeutisch behandelt. So wolle man akuten Verletzungen und Chronifizierungen vorbeugen.
vanGaalsNase 8. Juli 2015 um 11:07
2013/14 war Stoke City diejenige Mannschaft, die in der PL die wenigsten verletzungsbedingten Ausfalltage hatte (555 Tage, bei 45 Spielen). Gefolgt von Chelsea (556 Tage, 57 Spiele).
vanGaalsNase 8. Juli 2015 um 11:22
War noch nicht fertig:
Wie sich im Rahmen dieser Serie zeigen wird, leistet Chelsea/Mou sehr gute Arbeit in diesem Bereich. Stoke macht das – trotz 12 Spielen weniger – ebenfalls recht ordentlich. Ob man aber anhand dessen auf die gesamte PL schließen kann, halte ich für fraglich.
Schorsch 8. Juli 2015 um 22:26
Ich habe ja nur wiedergegeben, was Wollscheid gesagt hat. Sicherlich ist seine persönliche Erfahrung auf den Club begrenzt, bei dem er spielt. Ob der Rückschluss auf die gesamte Liga zulässig ist, ist in der Tat fraglich. Aber bei Stoke scheint man in der präventiven Arbeit deutlich weiter zu sein als bei vielen anderen Clubs.
Lars 8. Juli 2015 um 10:14
Die Grafiken Verletzungen/Muskelverletzungen würde ich gerne mal relativ sehen, nicht absolut.
Also wie verändert sich das Verhältnis…
Da ich keine Daten habe, habe ich schnell per Augenmaß geschätzt, die Grafiken lassen teilweise doch andere Rückschlüsse zu als die aus dem Artikel: http://i.imgur.com/tqSSV7G.png
Gast 8. Juli 2015 um 15:51
Wo du dir schon die Mühe gemacht hast, wäre es sinnvoll gewesen die Grafiken zu beschriften und uns deine Schlüsse mitzuteilen.
HW 8. Juli 2015 um 09:03
Sehr schöner Artikel. Einen weiteren Punkt darf man nicht vergessen. Die Auswirkungen der Verletzungen in der Zukunft. Viele Profisportler haben aufgrund schwerer Verletzungen auch nach der Karriere körperliche Probleme. Für die Lebensqualität ist es daher ein klarer Vorteil wenn Sportler selten verletzt sind und weniger Langzeitschäden zu erwarten sind.
Die Beschriftung einiger Grafiken finde ich etwas ungünstig. Linien gleicher Farbe zu verwenden und einmal mit dem Vereinsnamen und einmal pauschal mit ‚Muskelverletzungen‘ zu bezeichnen ist nicht eindeutig.
Isco 8. Juli 2015 um 09:21
Aber es ist ja klar, dass die obere Linie die der gesamten Ausfalltage und die untere die der Ausfälle durch Muskelverletzungen ist.
HW 8. Juli 2015 um 10:41
Trotzdem ist ein Diagramm so nicht eindeutig. Linien gleicher Farbe können durch Struktur (Punkt – Strich) unterschieden werden und drei gleich bezeichnete Linien verursachen spätestens bei einem schwarzweißen Ausdruck Verwirrung. Soll auch Menschen mit Schwäche in der Farbwahrnehmung geben.
Grafiken sind dafür da, dass man sie schnell und einfach erfassen kann. Als ‚klar‘ darf da gar nichts angesehen werden. Ich wollte es nur für ein anderes mal anmerken, dann ist es vielleicht nicht mehr so ‚klar‘.
Trotzdem der Artikel ist super. Ich freue mich auf die Serie.
Wie kann Holger Stanislawski eine so hohe Verletztentage-Statistik über einen so langen Zeitraum haben. Hatten seine Spieler im Schnitt einen Kreuzbandriss pro Monat? Auch Thomas Schaaf & Co. haben erschreckende Werte. Die Kader müssen permanent leer gefegt gewesen sein.
HW 8. Juli 2015 um 08:34
Ich muss beim Thema Verletzungen immer an eine Reportage über Uwe Seeler denken in der nebenbei erwähnt wurde wegen wie vieler Verletzungen er behandelt wurde. Ich meine es wären über 300 gewesen.
Von den alten Spielern kommt dann oft auch noch der Spruch: Die Jungs haben heute Verletzungen an Bändern und Körperteilen von denen wir damals nicht wussten, dass wir sowas haben.