Statistische Zusammenfassung des fünften Bundesliga-Spieltages
Dieses Wochenende fielen in der Bundesliga über 3 Tore pro Spiel, doch es gab auch einige andere interessante Statistiken. Sei es die veränderte Ballbesitzzahl der Bayern oder das Tackling der Gladbacher Außenverteidigung, in Verbund mit instatfootball präsentiert Spielverlagerung abermals exklusiv Statistiken, die man sonst in keinen Medien finden kann.
Ballbesitz
Einmal mehr hatte der FC Bayern den höchsten Ballbesitz – kein Wunder, bei einem 7:0-Erfolg scheint es auch wenig Gegenwehr des Gegners gegeben zu haben. 65,2% sind eine beeindruckende Zahl, ebenso wie die 37 Minuten effektiver Spielzeit, Dortmund hatte allerdings nur eine Minute weniger, Bayer Leverkusen kam ebenso auf beachtliche 34 Minuten in dieser Statistik, wo der Durchschnitt bei 26 Minuten lag. Ganz unten in dieser Rubrik wie erwartet der SC Freiburg, der allerdings vor Hoffenheim Vorletzter wurde, da es beim Spiel der TSG einige Unterbrechungen mehr gab. Relativ kam Freiburg natürlich auf den letzten Platz mit nur 34,8%, Hoffenheim hatte immerhin 39,4% im Vergleich mit seinem Gegner.
Interessant ist, dass die durchschnittliche Dauer des Ballbesitzes bei 13 Sekunden lag, während der FC Bayern bspw. 18 Sekunden hatte – und dennoch hinter Leverkusen und Dortmund in dieser Statistik lag, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass die Münchner dynamischer nach vorne spielten und mehr Löcher in der gegnerischen Abwehr fanden, sodass sie den Ball nicht so lange halten mussten. Dennoch hielten sie acht Mal in ihrem Spiel den Ball über 45 Sekunden, Leverkusen kam allerdings auf elf Mal.
Wolfsburg, Schalke und Köln hingegen schafften dies nicht ein einziges Mal, was besonders interessant ist, wenn man bedenkt, dass Wolfsburg gegen Schalke spielte. Dies bedeutet, dass keine der beiden Mannschaften sich beim Offensivspiel zurückhielt, sondern so schnell wie möglich nach vorne spielte. Auffällig ebenso, dass Kaiserslautern trotz nur 24 Minuten in effektivem Ballbesitz es zustande brachte, dass sie sechs Mal den Ball über 45 Sekunden hielten und damit auf Platz vier in dieser Kategorie kamen. Dies kann man an der defensiven Stärke der Gladbacher und ihrer gleichzeitig relativ tiefen Formation festmachen, die Kaiserslautern nicht sofort im Spielaufbau störten, sondern ihnen etwas Raum überließen und deshalb hinten dicht machten – so bekam Gladbach an diesem Wochenende ein weiteres Mal kein Gegentor.
Besonders schnell spielten die bereits erwähnten Wolfsburger und Schalker, insbesondere die Magath-Mannschaft hatte eine beachtliche Zahl zu verzeichnen: unglaubliche 62mal hatte man den Ballbesitz bereits nach fünf Sekunden abgegeben, was dem Pressing der Schalker und dem eigenen risikoreichen Spiel geschuldet war. Der Ligadurchschnitt lag in dieser Beziehung bei 34mal, Schalke und Bremen kamen mit 46 auf Platz zwei.
Am öftesten hatten die Bundesligamannschaften einen Ballbesitz in Dauer von fünf bis fünfzehn Sekunden und trotz der Spanen von zehn Sekunden hatte man in dieser Zeitspanne öfters den Ballbesitz wieder abgegeben, als zwischen 15 bis 45 Sekunden, die jeweiligen Durchschnittswerte liegen bei 52 bzw. 33 Malen. Bayern und Leverkusen waren auch die einzigen Teams, die den Ball öfter 15 bis 45 Sekunden in ihren Reihen hatten, als im Bereich von 5 bis 15 Sekunden. Dies liegt daran, dass sie im Gegensatz zu den meisten anderen Teams weder kampfbetont noch zwingend vertikal agieren, sondern sich um einen geregelten Spielaufbau kümmern. So ist es wenig verwunderlich, dass Schalke, Wolfsburg, Köln und Mainz fast doppelt so oft den Ball nach spätestens 15 Sekunden wieder abgaben als die beiden zuvor erwähnten Teams.
Folglich ist die nächste Statistik fast selbsterklärend, nämlich die Schnelligkeit der erfolgreichen Angriffe. Leverkusen und Kaiserslautern hatten nur zehn offensive Aktionen (in Form von Vertikalpässe oder Abschlüssen) pro Minute im Ballbesitz, während Hertha und Hoffenheim auf 18 kamen, bei einem Ligadurchschnitt von 14. Interessant ist allerdings, dass Bayern mit 15 ebenfalls über diesem Durchschnitt lag und damit bewies, dass das hohe Ergebnis gegen Freiburg aufgrund der perfekten Symbiose von Ballbesitz- mit dynamischem Spiel zustande kam.
Angriffsaktionen
Wie erwartet nach einem solchen Kantersieg hatte der FC Bayern die meisten Torschüsse an diesem Spieltag. Unglaubliche fünfzehn Schüsse innerhalb des Strafraums, zwölf davon aufs Tor und einige Weitschüsse sowie Aluminiumtreffer legten die unglaubliche Offensivleistung des Rekordmeisters statistisch perfekt dar. Auf Platz zwei kam der BVB, der allerdings sehr viele Weitschüsse abfeuerte, nämlich neun, während fünf der Durchschnitt in dieser Rubrik ist. Desweiteren kamen nur vier der Torschüsse, die im Strafraum zustande kamen, auch auf das Tor von Thomas Kraft und sorgten dafür, dass die Dortmunder zuhause eine überraschende Niederlage erlitten. Die Herthaner hatten trotz nur halb so vielen Torversuchen (zwölf, während Dortmund 24 verzeichnete) nur einen Schuss auf das Tor innerhalb des Strafraums weniger – mehr qualitative Chancen und die im vorherigen Kapitel bereits erwähnte höhere Dynamik machten das 2:1 perfekt. Neben Kaiserslautern war Freiburg sehr schwach bei ihren Torschüssen, sie hatten nicht eine einzige qualitative Tormöglichkeit, was die starke Münchner Defensive abermals bestätigt.
Generell versuchten die Freiburger nur 51 Angriffe, bei einem Ligadurchschnitt von 82. Augsburg, Kaiserslautern und Hannover lagen kaum unerwartet ebenso unter diesem Durchschnitt, doch auffällig ist, dass sowohl die Hertha als auch Bayer Leverkusen ebenfalls sehr wenig Angriffe hatten, nämlich 59 bzw. 65, obwohl beide Teams gewinnen konnten. In unserem Artikel vom Spiel gegen Leverkusen wurde bereits erwähnt, dass Augsburg trotz der vier Gegentore eigentlich gut verteidigt hatte und die Niederlage zu hoch ausfiel, hier haben wir eine eindrucksvolle statistische Bestätigung dieser Beobachtungen. Bei Hertha liegt diese geringe Zahl an Angriffen daran, dass sie gegen Dortmund spielten, einer Mannschaft, die nicht nur mehr Ballbesitz hat, sondern gut presst und den Gegner bereits beim Spielaufbau behindert. Die Angriffe, die durchkamen, waren allerdings sehr effektiv, wie man an der oberen Schussstatistik sehr gut erkennen kann.
Sehr viele Offensivaktionen verbuchten die dynamischen und vertikal-spielenden Teams Nürnberg, Mainz, Köln und natürlich Wolfsburg, die als einziges Team über 100 Angriffe versuchten. Zu diesen vier auf one-touch-Fußball ausgerichteten Teams gesellten sich Dortmund und Bayern, die viel Ballbesitz und zwangsläufig viele Offensivaktionen hatten.
Das Passspiel
Vorweg eine besonders beeindruckende Zahl dieses Spieltages: 90. Denn diese Prozentzahl war jene der angekommenen Pässe des FC Bayern, was beeindruckend ist – zum Vergleich: der Ligadurchschnitt lag bei 80%, der FC Barcelona hatte in seinem Spiel gegen den AC Mailand vom Dienstag „nur“ 88%, der Zweitplatzierte in dieser Wertung von diesem Bundesliga-Spieltag, Bayer Leverkusen, ebenso. Die wenigsten angekommenen Pässe in Prozent verzeichneten Nürnberg, Schalke und Wolfsburg, bei denen weniger als drei Viertel ankamen.
Setzt man dies in Relation zum Ballbesitz, kommt man allerdings auf „richtigere“ Statistiken. Zwar hatte der FC Bayern weiterhin die Oberhand mit 18 erfolgreiche Pässen pro Prozent Ballbesitz und lag über dem Durchschnitt von 15, doch es zeigte sich, dass die meisten Teams relativ nahe beieinander liegen. Der Zweitplatzierte Bayer Leverkusen hatte 16 angekommene Pässe pro Prozent Ballbesitz und der Vorletzte Stuttgart 14, somit ergibt sich eine sehr geringe Spanne, aus der lediglich Bayern an der Spitze und Nürnberg am Ende mit zwölf erfolgreichen Pässen pro Prozent Ballbesitz heraustanzen. Dennoch versuchten die Franken 33mal einen Pass in den bzw. innerhalb des gegnerischen Strafraums und befinden sich im guten Mittelfeld. Abgeschlagen am Ende liegen Freiburg und Hertha, wobei die Berliner fast 50% auch anbringen konnten – Nürnberg hatte bspw. nur circa 30%, während Freiburg insgesamt lediglich drei Strafraumpässe erfolgreich gestalten konnte. Abermals führend in einer Statistik waren die Wolfsburger, welche über 50 Pässe in den Strafraum versuchten, ebenso wie die Stuttgarter – die erfolgreichsten waren sie dennoch nicht, dieser Platz gehörte Dortmund, welche mit 29 erfolgreichen Strafraumpässen knapp vor den Wölfen landeten.
Die meisten vertikalen Pässe im letzten Drittel spielte dennoch der FC Bayern, mit unglaublichen fünfzehn angekommenen tödlichen Pässen hatte man fast doppelt so viele wie Leverkusen und Schalke, die auf Platz zwei landeten. Überraschend, dass Stuttgart keinen einzigen ihrer Strafraumpässe vertikal anbrachte, da man sich schlichtweg horizontal in den Strafraum kombinierte oder früher abschloss. Freiburg und Kaiserslautern hatten ebenso keinen einzigen erfolgreichen tödlichen Pass, doch bei ihnen fehlte es auch an diesen horizontalen Kombinationen und Abschlüssen, deshalb blieben sie an diesem Wochenende torlos. Selbst Dortmund hatte nur einen einzigen tödlichen Vertikalpass und fand sich am Ende der Statistik wieder.
Zweikämpfe, Ballgewinne und Ballverluste
Neben dem Ballbesitz und den Pässen weisen auch die Zweikämpfe in die Richtung, wie ein Spiel verlief bzw. verlaufen sein könnte. Die meisten Zweikämpfe gab es im kampfbetonten Match zwischen Schalke, nämlich 208. Die Wölfe gewannen zwar nur 49% dieser Zweikämpfe, aber besiegten die Schalker dennoch – es hängt eben auch immer von der Qualität und der Position der gewonnen Zweikämpfe ab, ebenso wie es wichtig ist, was man mit dem Ball danach anfängt.
Die meisten Zweikämpfe gewannen prozentuell Stuttgart und Bayer Leverkusen mit 57%, sie konnten die Spiele an diesem Wochenende auch deutlich für sich entscheiden, jeweils mit drei Toren Vorsprung. Ein praktischer Beweis, dass eine hohe Quote gewonnener Zweikämpfe sich im Normalfall auf das Spielgeschehen auswirkt, doch man muss dazu immer bedenken, welche Teams gegeneinander spielen. Bspw. gab es bei Bayern gegen Freiburg nur 110 Zweikämpfe, dieser Faktor nahm also in dem Spiel weniger Einfluss als er es bei anderen tat – die Bayern gewannen in dieser Kategorie knapp, mit 51%.
Bei den Luftzweikämpfen sticht sofort eine Zahl ins Auge: der FSV Mainz 05 gewann unglaubliche 76% der Kopfballduelle für sich und ist mit Abstand führend in dieser Statistik. Die Ursache dafür liegt wohl nicht in der Größe der gegnerischen Spieler (Peniel Mlapa ist bspw. über 1.90m), sondern bei den Abstößen in ihr relativ kopfballschwaches Zentrum viele verloren und gar die Kopfballduelle mieden, deshalb aber im Pressing sofort zur Stelle waren und den Ball zu gewinnen versuchten – eine ähnliche Taktik nutzt auch der FC Barcelona. Weiters zeigten sich die Leverkusener sehr stark mit 63%, sie waren durch Ballack, Rolfes, Augusto, Töprak und Reinartz extrem kopfballstark und körperlich groß besetzt, die Durchschnittsgröße dieser fünf lag bei über 1.87, während bei Augsburg von zehn Feldspielern in der Startformation nur die beiden Innenverteidiger und der Mittelstürmer Mölders ebenso groß waren.
Die meisten Ballverluste an diesem Spieltag hatte allerdings der VfL Wolfsburg, allerdings bei 139 insgesamt nur 28 in der eigenen Hälfte. Hoffenheim und die Hertha, welche gegen stark gegenpressende Mannschaften spielten, lagen knapp über diesem Wert und hatten somit einen viel höheren prozentuellen Anteil an Ballverlusten in der eigenen Hälfte. Freiburg und Leverkusen hatten mit fast 30% der Ballverluste in der eigenen Hälfte die schlechteste Ausbeute, während die Gladbacher mit eindrucksvollen 7% auf Platz 1 lagen und Dortmund sowie den FC Bayern mit 10% hinter sich ließen – Werder Bremen hatte bspw. 15%, ebenso wie der Gegner aus Hamburg.
Die intensivsten Zweikämpfe gab es übrigens – wie bei unserer Analyse auf spielverlagerung.de bereits geschrieben – im Spiel Wolfsburg gegen Schalke. Acht Zweikämpfe oder abgefangene Pässe pro Minute gegnerischen Ballbesitzes sind fast dreimal so viel intensiv wie zwischen Freiburg und Bayern, die beide bei je drei lagen, was dem körperlosen Ballbesitzspiel der Münchner sowie der Fairness des SCF geschuldet ist.
Trivia
Zum Abschluss noch ein paar kleine interessante Fakten:
Statistisch gesehen war Franck Ribéry mit großem Abstand der beste Spieler der Runde. Ein Wert von 771 beim InStat Index machten ihn deutlich besser als seine Kollegen vom FC Bayern, Kroos und Schweinsteiger kamen etwas über 550. Neben seinen zwei Toren gab er drei tödliche Pässe, vier Strafraumpässe und hatte 84% angekommene Pässe. Desweiteren schaffte er sechs erfolgreiche Dribblings und musste sich nur Marko Marin mit acht Dribblings geschlagen geben.
Die meisten Pässe in der gegnerischen Hälfte fing Riether (4) vor den beiden Herthanern Ottl und Hubik (3) ab, die meisten Tacklings konnte Jantschke aus Gladbach anbringen, sieben Stück. Prozentuell lag er zwar hinter Hubnik mit 100%, der schaffte aber nur fünf in seiner Spielzeit.
Abschließend noch eine beeindruckende Zahl: 95% erfolgreiche Pässe verbuchte Luiz Gustavo, mit Abstand ein Rekordwert an diesem Spieltag – die meisten Pässe versuchte dennoch Schweinsteiger, er kam als einziger auf über 100; 99 seiner 108 Versuche kamen auch zum Mitspieler.
Danke …
… ein weiteres Mal an Instatfootball für die tollen Daten, die wir wöchentlich erhalten.
5 Kommentare Alle anzeigen
AG 13. November 2023 um 17:04
Nach 11 Spieltagen oder etwa 1000 Minuten lohnt sich ein erneuter Blick auf die aktuelle Tabelle und die xG-Differenzen dazu. Inzwischen ist die Stichprobe groß genug, dass einzelne Spiele nur noch einen geringen Einfluss haben und wir belastbare Einschätzungen treffen können. Wie läuft es also in der Bundesliga und was können wir noch erwarten?
Fangen wir mit den besten Teams an: dazu gehören die Bayern, aber noch ist Leverkusen vor ihnen! Leverkusen 31 von 33 möglichen Punkten und dazu eine xG-Differenz von +1,1 pro Spiel. Damit ist ihre Tordifferenz etwa doppelt so hoch wie erwartet, und zwar praktisch nur durch mehr eigene Tore. Das ist ganz klar ein Topteam, und Leverkusen sollte bis zum Ende der Saison ein Titelkandidat sein.
Warum nur Kandidat? Weil die Bayern zwar zwei Punkte dahinter liegen, aber mit einer fantastischen xG-Differenz von +2,2/90! Das ist in den Top5-Ligen mit Abstand der beste Wert und setzt sich aus dem deutlich stärksten Angriff und gleichzeitig der besten Verteidigung zusammen. Der Kader ist weiterhin dünn besetzt, sodass eine Verletzungskrise ein Problem werden könnte, sonst ist das aber ein absolutes Topteam – Tuchel hat es weiterhin drauf. (Einziges Sternchen: vielleicht ist die Bundesliga dieses Jahr wirklich nicht so stark)
Ich habe aber von den drei besten Teams gesprochen: und danach kommt direkt der VfB Stuttgart. Mit 24 Punkten sind sie schon 5 hinter den Bayern und ich würde auch kaum noch eine Chance auf den Titel einräumen. Nichtsdestotrotz haben sie auch die drittbeste xG-Differenz mit +1,4/90, und sie bleiben auch ohne Guirassy stark. Hätte ich vor drei Spieltagen geschrieben, hätte ich einen Einbruch erwartet, wenn der stärkste Stürmer sich verletzt, der plötzlich in seiner Leistung explodiert ist und für die meisten xG des Teams verantwortlich ist. Und zwar haben sie 2 der 3 BuLi-Spiele verloren, dabei aber immer klar nach xG gewonnen (3,6 zu 1,7; 2,6 zu 1,2; 4,0 zu 1,0!). Und in den wenigen Minuten hat Undav wie ein Weltklassestürmer xG gesammelt (nicht überbewerten, im Spiel sah das eher glücklich aus – abwarten, bis er so 10×90 Minuten gesammelt hat). Meine klare Erwartung für den VfB ist jetzt ein Champions-League-Platz.
Dahinter kommen dann Dortmund und Leipzig, und da haben die weiteren Spieltage und zusätzlichen Daten meine Meinung geändert. Leipzig ist vierter und hat inzwischen eine xG-Differenz von +0,5/90, während Dortmund abgerutscht ist und bei +0,1/90 ist. Das kommt auch durch wenige, sehr einseitige Spiele, nichtsdestotrotz: Leipzig spielt eher stark, aber auch manchmal mit Minimalaufwand. Das sollte aber diese Saison für die CL reichen, auch wenn einige Spiele gegen schwache Gegner nicht recht laufen. Dortmund dagegen ist insgesamt sehr limitiert: Ihr Startprogramm war klar auf der einfachen Seite, und gegen die Topteams wie Bayern und den VfB (!) sind sie auseinander gefallen. Wegen der sehr positiven Performance gegen manche Teams (und ein paar Punkten Vorsprung) sehe ich bei ihnen gute Chancen auf Europa, aber die CL wird schwer zu erreichen.
Dahinter kommt eine ganze Reihe Teams, die auf dem praktisch gleichen Level nach xG stehen: Frankfurt, Augsburg, Hoffenheim, Gladbach, Freiburg und Wolfsburg sind eng beieinander mit xG-Differenzen von +0,1 bis -0,15/90 (damit eigentlich gleich gut wie der BVB); die Punkteverteilung ist weiter mit 13 bis 19. Frankfurt und Hoffenheim haben mehr Punkte und damit bessere Chancen auf die Europa League, aber es sind ja auch noch einige Spiele zu absolvieren.
Gladbach möchte ich hervorheben: Seouane hat die Wende geschafft, die ich ihm nicht zugetraut hätte, und es ist gut, dass er nicht rausgeworfen wurde. Allerdings bleiben da weite Ausschläge in der Performance, die nicht gut sind. Genauso ist Augsburg erstaunlich gut: bereits unter Maaßen waren sie nach xG Saison zu Saison massiv verbessert, und jetzt hat sich das weiterentwickelt und die richtigen Ergebnisse waren dabei. Die Fans sollten sich über eine entspannte Saison freuen dürfen. Durch die nächsten Teams sollte aber keine der bisher genannten Teams überhaupt etwas mit dem Abstieg zu tun haben.
Das sieht für die nächsten Teams etwas anders aus: alle Plätze ab 12. abwärts haben auch die schlechtesten xG-Differenzen. Dazwischen gibt es natürlich große Unterschiede: sowohl Bremen als 12. als auch der letzte mit dem aktuellen CL-Teilnehmer Union Berlin haben jetzt eine xG-Differenz von -0,4/90. Das ist natürlich nicht gut, aber Werder hat zumindest 4 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Und hier sind starke Ausschläge in der Performance tatsächlich ein Vorteil: durch die Dreipunkteregel lohnt sich Sieg plus Niederlage mehr als zwei Unentschieden. Schauen wir mal, wie sie durch die herausfordernden kommenden Wochen kommen – Leverkusen, Stuttgart, Leipzig und Bayern kommen alle noch. Der aktuelle Platz könnte sich also schnell ändern.
Union Berlin ist dagegen vermeintlich unten angekommen. Nach einer Reihe unglücklicher Spiele mit positiver xG-Differenz, die sie verloren haben, ist auch die Performance weggebrochen. Tatsächlich haben sie gegen Leverkusen 0,0 xG erspielt (Leverkusen aber 2,3xG gegen sie). Urs Fischer sollte dringend mehr offensiv versuchen, statt wie ein Absteiger zu spielen. Das übernächste Spiel ist gegen die Bayern, deshalb wären Punkte gegen Augsburg gut. Trotz alledem sollte aber ein Abstieg auch mit Fischer vermeidbar sein, wenn sie ihr (eigentliches, nicht aktuelles) Spiel weiter durchziehen und nicht zu viel Pech haben. Schauen wir mal.
Mainz und Bochum haben beide -0,55xG/90 und sind damit nicht die schlechtesten Teams aktuell. Und beide haben sich auch in den letzten Spielen klar verbessert. Leider hat Svensson bei Mainz hingeworfen, aber die ersten beiden Spiele unter Jan Siwert haben vier Punkte ergeben (beide Spiele beide Teams jeweils <1xG, alles wohl eher kontrolliert bisher). Schauen wir mal, wie es weitergeht, aber das Programm der nächsten Wochen sieht weicher aus. Bochum dagegen ist extrem schlecht gestartet, hatte dafür jetzt drei gute Spiele mit 5 Punkten und xG-Diff von +1,3/90 (nicht überbewerten!). Ihr tatsächliches Talentlevel finde ich extrem schwer einzuschätzen und ich werde auch keine Prognose abgeben. Aber zumindest hat sich ihre Abstiegschance deutlich verkleinert.
Die drei schlechtesten Teams der Liga sind Köln, Heidenheim und Darmstadt, auch wenn die Punkte das aktuell nicht so sagen. Ihre xG-Differenz ist zwischen -0,9 und -1,2/90. Heidenheim hat tatsächlich in noch keinem Bundesligaspiel mehr xG erspielt als die Gegner, aber sie haben auch noch nicht gegen Bochum, Darmstadt oder Köln gespielt. Mit 10 Punkten stehen sie nicht schlecht da, und sie können sich Chancen erspielen. Allerdings ist das deutlich nach unten gegangen und die Gegner kommen weiterhin reihenweise zu ihren Chancen. Waren sie am Anfang offensiv nicht schlecht, haben sie inzwischen nur die fünftwenigsten xG insgesamt, und sie lassen ligaweit die meisten xG zu. Egal, ob sie durchschaut wurden oder Taktikänderungen nicht funktionieren, der Trend sieht gefährlich aus.
Darmstadt dagegen hat einige gute Spiele nach xG vorzuweisen, aber auch Totalausfälle. Sie müssen auch noch gegen Köln und Heidenheim ran, die stärksten Mannschaften hatten sie schon. Sie haben aber bisher auch 32 Gegentoren aus 24 zugelassenen xG viel Pech gehabt, das ihre schwache Offensive nicht rausholen konnte. Nur zwei Punkte vor dem 18. ist auch nicht sehr beruhigend – ohne große Überraschung sind sie damit auch einer der wahrscheinlichsten Abstiegskandidaten.
Und Köln wackelt massiv: die besten Spieler sind weg, sie haben kein Geld, und Glück ist auch aufgebraucht. Neben 3-4 ordentlichen Spielen hatten sie nur ein gutes Spiel, und da haben sie Gladbach völlig überrannt (unterstützt durch eine späte rote Karte). Aber gerade das letzte Spiel gegen Bochum hätten sie nicht so schlecht sein dürfen: 1,1 zu 3,6 xG, und nur durch ein extremes Spiel von Schwäbe (8 Saves!) das Unentschieden gerettet. Die Trendlinie ist auch hier brandgefährlich.
Zum Abschluss noch die Tipps, um die am Ende der Saison hoffentlich zu bewerten:
– Meister wird Bayern zu 65%, Leverkusen 30%, VfB oder jemand anderes 5%
– Absteiger: Bremen 10%, Heidenheim 35%, Bochum 40%, Darmstadt 50%, Mainz 20%, Köln 50%, Union 20%. Das summiert sich auf 225% inkl. Relegation, und erscheint mir selbst zu stark auf xG / zu wenig auf Punkte ausgerichtet 🙂
robs 17. September 2011 um 12:11
Hui, das sind aber ne Menge Daten. Sehr interessant, danke dafür.
Zur besseren Übersicht wäre es evtl hilfreich sie nicht in Tabellen (die hier ne ziemlich miese Auflösung haben) sondern in Diagrammen darzustellen.
Ne frage noch: Was ist der Instat Index? Also vor allem, wie errechnet er sich? Bei dem Link zu Instatfootball komm ich nur auf deren Twitteraccount und dort ist alles russisch. Der Link auf Twitter führt mich dann auf ne leere Seite 🙁
Ach ja gleich noch ne Frage zum durchschnittlichen Ballbesitz: Seh ich das richtig, dass die mittlere, effektive Spielzeit diesen Spieltag gerade mal 52 Minuten betrug (26 Minuten mittlerer Ballbesitz *2). Ist das ein normaler Wert?
Gruß, robs
Daniel 16. September 2011 um 15:36
Interessant, aber immer nur in Kenntnis der Durchschnittswerte der eigenen Mannschaft und der Gegners zu bewerten. Interessant wird es im Grunde erst wenn man diese Zahlen für eine komplette Serie hat. Dann kann man sehen, wie sich die Vereine „gegen alle anderen“ geschlagen haben. Wer trat gegen alle Manschaften eher mit viel Ballbesitz auf und nicht nur gegen Augsburg und Freiburg? Wie reagieren andere Mannschaften die meist auch mit viel oder wenig Ballbesitz spielen usw. dann macht es auch keinen Sinn bei diesen absoluten oder realativen Daten zu bleiben. Ich würde für eine Analyse die Mannschaften in Gruppen einsortieren, denn ob eine Mannschaft mit 65% über eine Serie wirklich mehr Fokus auf Ballbesitz legt als eine Mannschaft mit 60% wage ich zu bezweifeln.
Wie ist die Korrelation von den Quoten zu den Punkten? Schwierig, wenn man schlecht presst kann das auch in Gegentoren enden.. letztendlich musste ich bei den Analysen aber auch an das Spiel Barcelona gegen Milan denken, denn bei aller statistischen Sicherheit ist das im Grunde alles unterm Strich nix wert 😉 Das ist ja auch was ich bei Bayern so frustrierend finde.. die knipsen zwei Tore in der CL Gruppe und alle sagen sie sind so gut…
Handkante 16. September 2011 um 13:45
Sehr interessanter Artikel.
Könnt ihr das nicht auch für andere Ligen machen? Oder für die CL?
RM 16. September 2011 um 13:55
Wir kümmern uns gerade um die Datenerhebung, es ist aber leider unwahrscheinlich.