Eintracht Frankfurt – FC Porto 3:3

Für Eintracht Frankfurt wird es in dieser Saison keine internationalen Auftritte mehr geben. In einem Schlagabtausch mit dem FC Porto reichte es im Rückspiel des Sechzehntelfinales der Europa League nur zu einem 3:3. Der Bundesligist bot dabei eine Partie zwischen Licht (Offensive) und Schatten (Defensive).

Grundausrichtung

Armin Veh musste aufgrund personeller Ausfälle seine Grundformation umstellen und von der Mittelfeldraute abrücken. Sebastian Rode (Verletzung) und Marco Russ (Sperre), zuletzt Halbspieler in der Raute, konnten nicht eingreifen. Dafür brachte er mit Tranquillo Barnetta und Stefan Aigner zwei Akteure, die Vertreter des breiteren Flügelspiels sind. Johannes Flum rückte dadurch in die Doppelsechs zurück und gab den zweiten Part neben Kapitän Pirmin Schwegler. Alex Meier blieb im Schatten von Joselu. Summa summarum war es ein 4-2-3-1 auf Seiten der Eintracht.

Grundformation

Grundformation

Paulo Fonseca, der nach der ersten Heimniederlage nach über fünf Jahren am Wochenende gegen Estoril-Praia abermals seinen Rücktritt anbot, beließ es in seiner Startaufstellung bei einer personellen und keiner formativen Änderung. Josue, nicht verwandt mit dem Ex-Wolfsburger, musste für Carlos Eduardo, nicht verwandt mit dem Ex-Hoffenheimer, auf der zentralen Offensivposition im Mittelfeld Platz machen. Sonst blieb alles beim Alten.

Porto zieht breit

Und dies deutete sich bereits in der Anfangsphase an. Die Portugiesen versuchten nahezu konsequent ihre Flügelstärken auszuspielen. Auf den Außenbahnen verfügen sie über Tempo (Silvestre Varela) und ein hohes Maß an individueller Qualität am Ball (Ricardo Quaresma). Sie zogen dabei das Spiel sehr breit und spielten entweder direkt die Außenstürmer im 4-3-3 an oder kamen über eine tiefere Zirkulation nach vorn, indem die beiden Außenverteidiger aufrückten und dabei hinterliefen oder über die Halbräume in höhere Zonen gelangten. Am Ende dieser Aktionsmöglichkeiten erfolgte mit hohem prozentualen Anteil eine Flanke in Richtung Zentrum und damit in Richtung Jackson Martinez.

Die Frankfurter scheuten anfangs noch das Risiko, gingen sie einmal geschlossener in Richtung Tor von Helton, konnte es sofort kreuzgefährlich werden, allerdings für das eigene Tor. So auch bei einer Situation in der 18. Minute: Ein Distanzschuss von Alex Meier wurde geblockt, den zweiten Ball leiteten die Portugiesen sofort nach vorn, wo es eine Drei-gegen-Vier-Situation zu Ungunsten Portos gab. Allerdings war es immer eine Gefahr, Varela oder Quaresma in direkte Offensivzweikämpfe kommen zu lassen. In der genannten Szene nahm Quaresma den Ball frontal zu den Innenverteidigern auf, spielte Martinez halblinks an, der den Ball verlor. Die potenzielle Gefahr wurde trotzdem deutlich.

Nach rund 25 Minuten wurde das Positionsspiel der Gäste zusehends variabler. Beispielsweise zog Quaresma ins Zentrum, wenn der Ball an der Mittellinie zirkulierte, stellte damit eine weitere Überwachungsaufgabe für die Frankfurter Doppelsechs dar, klappte aber auch blitzartig wieder nach außen, um eine Verlagerung aufzunehmen. Zudem rückte aus dem zentralen Mittelfeld zuweilen ein Spieler, Hector Herrera oder Eduardo, ins Angriffszentrum auf, damit dort Martinez nicht mehr allein für Präsenz sorgen musste.

Was machte die Eintracht?

Bei den Hausherren waren die Unterschiede zwischen beiden Flügeln interessant. Die rechte Seite war konstanter besetzt. Stefan Aigner agierte sehr linear, manchmal etwas wild, übte aber mit seinen Flankenläufen Druck gegen Alex Sandro aus. Sein Hintermann Sebastian Jung fiel seinerseits durch einen Drang in die Vertikale auf. Er hatte mit 41 Ballkontakten in der ersten Halbzeit die meisten aller Frankfurter. Dem gegenüber war die nominelle linke Seite anders strukturiert. Barnetta zog tendenziell häufig in den Halbraum oder ins Zentrum, positionierte sich zuweilen leicht hinter dem aufrückenden Meier. Dafür rückte Bastian Oczipka Breite gebend auf. Einige gefährlichere Offensivaktionen konnten die Hessen im Umschalten erzeugen, spielten diese aber nicht gut zu Ende beziehungsweise wurden von Portos Abwehrverbund gestoppt. Der Führungstreffer in der 37. Minute fiel allerdings über eine sehenswerte Weiterleitung im rechten Halbraum, wo Barnetta, der in dem Moment die Seite gewechselt hatte, per Hacke Jung an die Grundlinie schickte. Dessen Flanke landete bei Meier, der per Kopf zu Aigner ablegte, der in die Mitte gezogen war und das Spielgerät über die Linie brachte.

Torfestival in der Zweiten Halbzeit

Es war klar, dass Porto wenigstens zwei Tore für das Weiterkommen brauchte, als sie den Rasen nach dem Kabinengang wieder betraten. Allerdings sollte ein schnelles Tor der Eintracht die zweite Halbzeit einleiten. Nach einer Standardsituation blockte Porto einen Schuss in Richtung Mittellinie. Carlos Zambrano spielte einen langen Ball zu Barnetta, der nicht im Abseits stand und auf Meier ablegte. Porto antwortete rasch mit dem 1:2. Der aufgerückte Innenverteidiger Mangala köpfte eine Quaresma-Flanke ins Tor von Kevin Trapp. Zuvor wurde nicht konsequent auf die Außenbahn herausgeschoben und der Vorlagengeber konnte sich mit einem einfachen Haken freie Sicht verschaffen. Mangala fand derweil Gefallen daran und netzte in der 70. Minute zum Ausgleich ein. Quaresma deutete aus längerer Distanz eine Freistoßflanke an, legte aber raus auf Fernando, der die Flanken hereinbrachte, wo Mangala nochmals am ersten Pfosten einnetzte.

Insgesamt war die Partie im zweiten Spielabschnitt vom Anrennen der Portugiesen geprägt, die die Hessen tiefer in deren Hälfte einschnürten. Jackson Martinez erhöhte seinen Aktionsradius. Er ließ sich leicht fallen, um die Präsenz im Zehnerraum zu erhöhen, während die Flügelspieler hinter ihm einkippten, oder er versuchte mit dem Rücken zum Tor sowie zur Frankfurter Innenverteidigung das Spielgerät klug abzulegen. Vieles erfolgte über das Zusammenspiel der drei vordersten Spieler, während aus dem Rückraum die Zuspiele kamen. Entweder es wurde über das direkte Passspiel ein Abschluss gesucht oder über eine Ablage die tiefere Zirkulation wieder einbezogen. Die Doppelsechs der Eintracht fand nicht immer den entsprechend notwendigen Zugriff und insgesamt ging der Mannschaft in manchen Phasen die augenscheinliche Zweikampfstärke der ersten Halbzeit ab.

Nach 76 Minuten ging die Eintracht erneut in Führung. Eine Oczipka-Hereingabe, zuvor von Jan Rosenthal gut in Richtung Grundlinie durchgespielt, wurde durch Joselu verlängert und von Meier per Innenseiten-Aufsetzer ins lange Eck verwandelt. Rund zehn Zeigerumdrehungen später leitete Armin Veh mit der Einwechselung von Martin Lanig für Joselu die Schlussphase ein und ordnete das Verteidigen des Vorsprungs an. Lanig ging auf die Zehn, während Meier eine Position nach vorn rückte. Wenig später war die Eintracht bei einem langen Schlag indisponiert und stand auch nur mit drei eigenen Spielern gegen drei portugiesische Angreifer. Martinez blockte gegen Zambrano beim Kopfballduell im Sechserraum. Lica legte etwas unkontrolliert auf Nabil Ghilas ab, Jung und Madlung gingen auf den Ballführenden, der wieder rüber auf Lica spielte. Dessen Schuss konnte von Trapp nur vor die Füße von Ghilas abgelenkt werden. Das 3:3 war die Entscheidung zugunsten Portos. Es folgten nur noch einige lange Schläge der Hausherren, die nichts mehr einbrachten.

Natürlich war die Leistung der Eintracht ansprechend und man konnte sich beachtlich gegen den FC Porto schlagen, der aber aktuell auch nicht diese kollektive Stärke wie noch vor Jahren versprüht. Die Frankfurter machten gerade offensiv vieles richtig, agierten dafür im defensiven Umschalten zu risikoreich. Bei schnellen Verlagerungen oder langen Bällen stand die letzte Reihe teilweise allein gegen die dribbelstarken Offensivakteure. Veh griff allerdings nicht entscheidend ein, sodass die endgültige Entscheidung auch aus einer solchen Situation heraus zustande kam.

Peda 4. März 2014 um 10:11

à propos Europa League:

Würde es dem größten und besten deutschsprachigen Fußball-Analyseportal nicht gut zu Gesicht stehen dem Aufeinandertreffen der aktuell besten Vereinsmannschaften Österreichs und der Schweiz besondere Aufmerksamkeit zu schenken? 😀

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king_cesc 4. März 2014 um 10:43

Dazu findest du genug auf abseits.at 😉
Wenn du dich für österreichischen Fussball interessiert dürfte dir die Seite gefallen. Ich persönlich schau da auch immer wieder vorbei, aber eigentlich nur wegen AS und RM…

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Peda 4. März 2014 um 11:06

Ja, da bin ich eh auch und oft.

Aber
1.) gefallen mir hier die Grafiken besser, sind
2.) die Diskussionen um vieles fruchtbarer (falls auf abseits.at überhaupt kommentiert wird) und
3.) halte ich eine Analyse zu AUT-SUI auf neutralem deutschen Boden für objektiver. Auch wenn’s im Endeffekt sowieso derselbe Autor ist. 😉

Außerdem wäre das doch die perfekte Gelegenheit zur Zielgruppenerweiterung.
Wie sieht denn dazu überhaupt die Verteilung aus, bekommt/habt ihr solche Infos über eure Zugriffe?

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Wolfgang Würz 3. März 2014 um 19:37

Mit etwas Abstand und nach dem ereignisreichen Spiel gegen Stuttgart mit der folgenden Mitteilung von Trainer Veh, dass er nicht in Frankfurt bleibt, erscheint mir eure Analyse bemerkenswert: Vor allem der letzte Satz über die Nichtintervention von Veh habe ich ähnlich gesehen an diesem Donnerstag. Allerdings ist es schwer dieGründe für Einwechslungen richtig zu deuten; allerdings war in diesem Fall eine Schwächung erkennbar. Also, auch in dem Abschied von Veh liegt ein Chance für die Eintracht sich weiter zu entwickeln!

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CH 28. Februar 2014 um 14:13

In der 2.HZ sind sie oft zu schnell bzw. ohne ausreichende Absicherung in die Zweikämpfe gegangen.
Mit dem Pressing von Porto hatten sie meist arge Probleme. Insbesondere das Passspiel war eine Klasse schlechter als bei Porto, weshalb die Eintracht enge Situationen schlecht auflösen konnte.
Vor dem 2:0 hatten sie das Spiel gut im Griff und Porto schien recht genervt und giftig, aber nach dem 2:1 wackelten sie. Selbst nach dem 3:2 war ziemlich klar, dass sie ein viertes Tor brauchen.
Die SGE erschien mir sehr motiviert aber in der 2.HZ auch platt und überspielt.

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Mario 28. Februar 2014 um 11:11

Ich finde ehrlich gesagt, dass man der SGE auch defensiv nicht viel vorwerfen kann. So viele Chancen hatte Porto sonst nicht, sondern war sehr, sehr effektiv. Ich meine, natürlich sind zwei Gegentore nach Flanken zu viel und beim letzten Gegentor hätte man tiefer stehen müssen, aber oft haben sie die Mitte gut zu gemacht. Und wer macht schon gar keine Fehler, dazu noch gegen so eine starke Mannschaft! Wenn Porto noch nicht im letzten Drittel war, standen sie oft etwas höher und auch das passte gut, fand ich. Auch wenn die Frankfurter enttäuscht sind, ‚Lebbe geht weiter‘ und sie konnten ihre Klasse zeigen. Darauf können sie aufbauen.

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