Was bedeutet „falsch“ in der Taktik? | ein Diskurs
Falsche Neun, falsche Sechs, falsche Eins, falsche Fuffziger, falscher Trainer, falsche Diskussion.
Im Fußball hört man immer wieder den Begriff „falsch“, oftmals wird er auch als Modewort verwendet und dient noch öfter als übertriebene Kritik und Satire an den zahlreichen Taktikbloggern dieser Erde. Persönlich sind wir übrigens keine Fans vom Begriff „falsch“, weil er unpräzise, inkorrekt und inflationär verwendet wird. Dennoch ist dieser Begriff überaus interessant und teilweise auch sehr aussagekräftig, weswegen ich mir in diesem Artikel Mühe gebe, um für eine richtige Definition einzutreten und auch die Ursprünge dieses Begriffs etwas zu klären.
Was soll der Begriff „falsch“ denn bedeuten?
Die erste mir bekannte Nennung des Begriffs „falsch“ in der Fußballtaktik stammt noch aus einer Zeit vor Lionel Messi. Eine Abhandlung von „World class coaching“ über die Geschichte des brasilianischen Fußballs aus dem Jahre 2006 beschrieb Rivellino als falschen Flügelstürmer („false winger“). Dieser rückte beim Weltmeister von 1970 in die Mitte, Tostao (und ganz selten Pelé) wichen auf links aus, Rechtsaußen Jairzinho zog es von rechts in die Mitte, während sich Pelé dann wiederum oft halbrechts positionierte.
Die gleiche Abhandlung erwähnt noch zwei weitere solcher falscher Flügelstürmer: Eduardo bei Cruzeiro 1976 als Rechtsaußen im asymmetrischen 4-3-3 (Entwicklung zum 4-4-2) vor dem extrem offensiven und hinterlaufenden Nelinho sowie Rechtsaußen Tita im 4-3-1-2/4-4-2 bei Flamengo 1981 mit Zico auf der Zehn und dem offensivstarken Leandro als Rechtsverteidiger.
In diesem Artikel wird der Begriff „falsch“ also für Akteure verwendet, welche ihre Position für längere Dauer verließen und diese sogar verwaisen ließen. So wich beim 1970er-Team Everaldo nur selten nach vorne, Tostao fand sich oft in den Halbräumen, statt auf der Außenlinie. Das gleiche Vorgehen hinsichtlich der Definition gab es drei Jahre nach „World class coaching“ beim wohl bekanntesten und dem für viele „ersten“ Artikel zur Falschheit eines Spielers.
Jonathan Wilson schrieb im Guardian am 27. Oktober 2009 über Carlos Tevez‘ Rolle bei United, über Lionel Messi beim FC Barcelona und über Francesco Totti beim AS Rom unter Luciano Spalletti. Sie stellten Mittelstürmer da, die „falsch“ seien, da sie sich aus ihrer Position als eigentliche Nummer Neun herausbewegten und diese nicht mehr besetzten. Danach führt Jonathan Wilson noch einige historische Beispiele an: Matthias Sindelar beim österreichischen Wunderteam bzw. dem „Schmieranskiteam“, Adolfo Pedernera bei River Plates „La Maquina“, usw. usf.
In einem späteren Kommentar beim Guardian listet Wilson noch einige andere Beispiele auf, nämlich G.O. Smith von den Corinthians 1890, Nolo Ferreira von Independiente in den 20ern oder Vsevelod Bobrov of Dinamo Moscow in 40ern. Das soll allerdings kein Artikel zur falschen Neun werden, diesen haben wir ja bereits geschrieben, welcher im Rahmen unserer „Woche der falschen Neun“ erschienen ist. Zurück zur Falschheit also.
Probleme mit der Definition – welche und wieso?
Die Definition ist also klar, wenn man sich die Entstehung des Begriffs ansieht.
Ein Spieler lässt seine Position längerfristig verwaisen, sie wird nicht im Positionsspiel von einem anderen übernommen. Passend dazu wird der Begriff im Kroatischen übrigens sogar als „lažna“ (z.B. falsche Neun = „lažna devetka“) bezeichnet, was sich nicht nur mit falsch übersetzen lässt, sondern gar mit „verlogen“ und „trügerisch“ wortverwandt ist und damit die Bedeutung dieser Positionsinterpretation noch idealer trifft. Eine „gelogene Neun“ also: Sie behauptet, sie wäre eine Neun, ist es aber nicht. Eine nahezu perfekte Definition.
Warum aber ist die zusätzliche und nicht explizit gesagte Einschränkung wichtig, dass diese Position beziehungsweise der sie unmittelbar umgebende Raum nicht (konstant und längerfristig) von jemand anders im Sinne des Positionsspiels übernommen wird? Ganz einfach: Ansonsten wäre einfach jede Position falsch.
Jeder Außenstürmer wäre ein falscher Außenstürmer, wenn er bei eigenem Ballbesitz in die Mitte rückt. Jeder Außenverteidiger wäre falsch, weil er entlang der Vertikale in die Spitze stößt und die Breite auch im letzten Spielfelddrittel gibt. Jeder spielgestaltender Sechser wäre falsch, wenn er abkippt oder herauskippt. Fakt ist aber, dass sich bei nahezu jeder Mannschaft der Welt die grundlegende Formation und die Defensivformation bei eigenem Ballbesitz verändern und meistens extrem verändern.
Aus solchem Übereifer in versuchten Definitionen und der hochgestochenen Sprache entsteht dann oftmals eine weniger korrekte Beschreibung der Umstände, anstatt einer richtigen, wenn auch vielleicht komplexeren. Und am Ende gibt es noch eine komplett falsche Mannschaft, die womöglich auch auf dem falschen Stadion gegen den falschen Gegner spielt.
Ein zweites großes Problem in der Definition ist, dass viele die Falschheit als „falsch“ im Sinne von einer unorthodoxen Positionsbesetzung verstehen. Nur weil Mario Götze auf der Mittelstürmerposition spielt, ist er nicht automatisch eine falsche Neun. Es kommt immer darauf, wie er diesen Posten auslegt. Doch leider werden viele wunderbare Diskussionen über spielverändernde Rollenverteilungen dadurch abgetötet. Oftmals ist es spielentscheidend, ob, wie, wann und wohin Messi seine Mittelstürmerposition beim FC Barcelona gegen Gegner XY verließ.
Eine Debatte über die Falschheit Cristiano Ronaldos und die Umsetzung in bestimmten Schlüsselpartien hätte womöglich ein verändertes Licht auf seine Position und die Madrider Konter werfen können. Stattdessen werden die Rollen dieser beiden Weltstars wegen ihrer Bekanntheit auf die am häufigsten vorkommende und die populistische Art behandelt und dadurch degradiert.
Darum sollte man sich um eine klare Definition des Begriffs „falsch“ bemühen.
Voraussetzungen und Zukunftsaussicht
Die zwei großen bzw. eigentlich einzig notwendigen Prämissen für eine Definition als „falsch“ wären Folgende:
- Die Position bzw. die umliegenden Räume und/oder orthodoxen Verantwortungsbereiche werden vom dem dafür zuständigen Spieler für längere Zeit verlassen. Wenn sie nur kurz verlassen werden, handelt es sich eher um einen improvisierten Hilfsakt, einen Fehler, taktische Indisziplin oder einen Spielzug.
- Die verlassene Position wird nicht längerfristig und konstant im Offensivspiel von jemand anderem eingenommen, zumindest nicht im Zuge eines Positionstausches. Hierbei muss die Art und Weise der Übernahme also betrachtet werden. Wenn zum Beispiel Fabregas für Messi in die Spitze stößt und die Position übernimmt, dann ist er entweder eine falsche Zehn oder es ist ein Spielzug. Hier sind die Konsequenzen, die Dauer und die Art und Weise wichtig. Auch hier wird (wurde) dies von Spiel zu Spiel unterschiedlich praktiziert mit verschiedenen Auswirkungen, manchmal mit Positionswechsel, manchmal ohne diesen und manchmal etwas mit einem anderen und deutlich komplexeren Mechanismus (gleiche Position mit unterschiedlicher Bespielung und Sichtfelddrehung als Ziel; da könnte ein eigener Artikel kommen). Gleiches gilt für einen einrückenden Flügelstürmer, der die Position dann übernimmt.
Eventuell könnte noch argumentiert werden, dass die ursprüngliche Position nach Ballverlusten wieder eingenommen wird, doch in Zeiten des Gegenpressings und der defensiven Flexibilität wäre dies wohl zu einengend und unnötig. Ein weiterer Aspekt könnte auch der Fokus auf diesen Spieler liegen, wobei auch dies nicht zeitgemäß wäre, immer mehr Mannschaften spielen mit mehr als einer (situativen) Freirolle und Positionswechseln in ihren Spielzügen.
Wirklich viele falsche Positionen gibt es also nicht. Früher spielten manche Mannschaften mit einem aufrückenden Innenverteidiger, zum Beispiel Ajax oder Barcelona in den 90ern, obgleich deren Position oftmals von einem anderen eingenommen wurde (war zum Beispiel bei Milan situativ der Fall, wenn Rijkaard hinten spielte). Für den Libero früherer Tage sicherte bekanntlich auch der Vorstopper oder der tiefe Zehner ab, ein klarer Positionswechsel also.
Zu den wenig verbliebenen Umsetzungen dieser taktischen Positionsfalschheit gehört also die „Falsche Neun“ und die „Falsche Zehn“ (wobei es in diesem Fall durchaus Übernahmen durch andere Akteure, beispielsweise die Außenstürmer, gibt). Dabei darf man aber nicht vergessen, dass auch bei diesen unterschiedliche Arten und Weisen gibt; eine falsche Neun muss nicht immer ins Mittelfeld zurückfallen, sie muss nicht immer spielgestaltend sein und nicht immer von einem unorthodoxen Spielertyp besetzt werden. Einen Artikel dazu haben wir übrigens ebenfalls schon geschrieben.
Was hierbei auffällt ist natürlich, dass sich die positionelle Falschheit auf offensive Positionen zu beschränken scheint. Doch Halt, bei den Bayern gibt es einen neuen Trend; die falschen Außenverteidiger, die wir in einem bald folgenden Artikel analysieren werden.
43 Kommentare Alle anzeigen
Joseph Brant 17. Dezember 2013 um 09:16
Für mich wird der Begriff ( falsch) inflationär genutzt. Ich meine komplett eine Erfindung der Neuzeit ist diese positionsentfernte Spielweise ja nicht. Es hat schon immer Spieler gegeben die situativ oder auch als dauerhaft angelegte taktische Massnahme abseits ihrer vom Spielsystem angedachten Position bewegten. Für mich sind auch Spielsyteme wie 442 oder 433 nur die Merkmale der Positionierung in defensiver Ausrichtung. Offensiv wurde schon seit Urzeiten versucht variabler zu spielen. ( Kreisel, scheiberln, Gässchenspiel oder Foetbal Total ) Nur bekommt man das ja so differenziert kaum einmal von einem Reporter zu hören.
Vor nicht allzu langer Zeit gab es mal den für mich sehr schönen Begriff „Hängende Spitze“. Der ist zwar nicht 100% synonym zur falschen Neun wie sie z.B von Messi gespielt wird, aber den habe ich jetzt in einer Berichterstattung schon sehr lange nicht mehr gehört.
TW 17. Dezember 2013 um 12:11
Eine hängende Spitze „hängt“ ja meist hinter einem Zielspieler. Mit dem Aussterben der Zweistürmersysteme wird auch der Begriff immer weniger verwendet. Mir fallen momentan nur Ilsö beim VfL Bochum und Sobiech bei Hannover 96 ein, auf die diese Bezeichnung noch passt. Habe die Bezeichnung erst gestern für Ilsö verwendet. Ich stimme Dir aber zu, dass momentan mit dem Begriff „falsch“ inflationär (und oft ungeeignet) umgegangen wird.
Jörg 16. Oktober 2013 um 19:05
Gibt es eigentlich keine Analysen zur Nationalelf mehr? Ich hatte darauf gehofft, da in der Nachberichterstattung zum Irland-Spiel wieder viel von falschen Neunen geredet wurde…
Coarl 15. Oktober 2013 um 23:17
Darf man Özil im heutigen Spiel Deutschland-Schweden dann als falschen 10er bezeichnen. Zumindest in HZ 1.
datschge 16. Oktober 2013 um 00:22
Özils Paraderolle ist die des Zentralen Wingers (siehe Grafik im Artikel).
dirk45 12. Oktober 2013 um 21:26
[quote]2.Die verlassene Position wird nicht längerfristig und konstant im Offensivspiel von jemand anderem eingenommen, zumindest nicht im Zuge eines Positionstausches. Hierbei muss die Art und Weise der Übernahme also betrachtet werden…[/quote]
Dieser ganze Absatz ist irgendwie verquer. Klar wird noch, dass da nicht einfach zwei die Position tauschen. Allerdings klingt der Absatz eher nach „Ist dem Experten eh klar, aber erklären können wir es auch nicht.“ Generell frage ich mich bei dem Begriff eh, was dieser soll. Man könnte auch einfach sagen, der Spieler spielt nicht da, wo die Fernsehfritzen ihn hingemalt haben. Wenn jetzt jemand sagt, dass xy ein falscher Neuner ist, kann ich daraus irgend etwas über seine Spielweise ableiten? Eigentlich nur, dass er nicht klassischer Mittelstürmer spielt. Toll, Lahm ist ein falscher Neuner :p
Gerade, wenn man sich die Bayern unter Guardiola anschaut (und teilweise schon unter Heynckes), fragt man sich, ob der Fußball da nicht schon weiter ist. Erinnert mich etwas an die Miami Heat mit ihrer Smallball-Variante des positionslosen Basketballs. Ribery wurde doch letzte Saison in einem Spiel auch als Linksverteidiger bezeichnet. Ist er jetzt ein falscher Zweier?
RM 12. Oktober 2013 um 22:05
Erklärung: Spieler X geht auf Position von Spieler Y, dieser geht nicht auf dessen Position. Allerdings könnte Spieler Z situativ vereinzelt auf die Position von Spieler X gehen, um antizipativ vor möglichen Ballverlusten abzusichern oder sich in einer neuen Spielsituation für einen Mitspieler in dem geöffneten anzubieten. Ergo: „Die verlassene Position wird nicht längerfristig und konstant im Offensivspiel von jemand anderem eingenommen, zumindest nicht im Zuge eines Positionstausches.“
Es ist also möglich, dass trotzdem jemand auf der Position steht. Und eben da muss dann beachtet werden, ob das im Spielzug geschieht, improvisiert oder ob dies ein Positionswechsel von zwei statt drei Spielern ist (X auf Y, Y auf Z, Z auf X), dann würde es nicht mehr diese Voraussetzung erfüllen. Ist es jetzt klarer, was gemeint war? 🙂
Ach ja – dieses Ribéry als zweiter Linksverteidiger-Ding war eher lobend gemeint, denke und hoffe ich. Bezog sich damals auf das Barcelona-Hinspiel, wo er teilweise sehr tief gegen Alves spielte, wenn ich mich Recht entsinne. Schwachsinn, finde ich.
Kannst du die Heat-Taktik näher erläutern? 🙂
dirk45 14. Oktober 2013 um 17:15
Das mit Ribery war mehr als Spaß gemeint in Bezug auf das Barcelonaspiel. Für mich stellt sich aber weiter die Frage, wenn ein Spieler nicht auf der 9 spielt, warum ist er dann eine falsche Neun? Weil das Fernsehen ihn da am Anfang hingemalt hat?
Im Basketball gibt es ja wesentlich stringenter als im Fußball die Positionen 1 (Point Guard) bis 5 (Center). Normalerweise kann jeder Spieler genau eine Position spielen und alleine schon die Körpergröße engt diese Position stark ein. Miami Heat hat nun mit LeBron James den aktuell besten Basketballer der Welt in seinen Reihen und LeBron James ist dermaßen athletisch, dass er nahezu alle Positionen spielen könnte.
Miamis Trainer Erik Spoelstra träumt nun von einem positionslosen Basketball, bei dem der Gegner dadurch verwirrt wird, dass die Spieler nahezu jede Position übernehmen können, der Scorer also auch Vorlagen (Assists) gibt etc. In eine ähnliche Richtung scheint mir diese „falsche“ Diskussion zu gehen. Die alten Strukturen und Bezeichnungen, der Mittelstürmer, der linke Verteidiger, etc. lösen sich bei Topteams wie Bayern auf dem Platz mehr und mehr auf und werden durch Abläufe ersetzt, bei denen jeder seine Aufgabe hat, egal, wo die auf dem Platz nun liegt. Dabei macht es von selbst Sinn, dass nicht ein und der selbe Spieler hinten rechts verteidigt und vorne links angreift, weil die Wege viel zu lang wären.
HW 15. Oktober 2013 um 12:55
Ähnliches macht(e) Guardiola durch den Einsatz von technisch versierten und taktisch klugen Spielern, meist Mittelfeldspieler.
Du hast natürlich recht, anstatt z. B. 4-3-3 könnte man auch eine Mittelfeldraute aufmahlen und den Mittelstürmer frei lassen. Aber 4-4-2 ist nicht gleich 4-4-2. Es geht um mehr als die nominelle Position, es geht um die Rolle. Messi spielt ja schon den Mittelstürmer und beschränkt sich nicht auf Vorlagen. Er macht das natürlich ganz anders alsa z. B. Drogba. Spieler mit unterschiedlichen Stärken, spielen natürlich entsprechend ihrer Stärken.
dirk45 16. Oktober 2013 um 08:15
Also gibt es eine Rolle 9 und eine Position 9 und wenn der Spieler mit der Rolle 9 nicht auf der Position 9 spielt, ist es ein falscher Neuner? So macht es natürlich Sinn.
HW 16. Oktober 2013 um 23:08
Ich sehe nicht „eine“ Rolle 9, es gibt viele. Den Targetman, den Strafraumstürmer, Konterstürmer usw.
Wie ist „wenn der Spieler mit der Rolle 9 nicht auf Position 9 spielt“ gemeint? Von welcher Ausgangssituation gehen wir aus, der nominellen Position oder der Position im Spiel? Es gibt Spieler die stoßen in die Spitze, sind aber keine 9er, ob nun falsch oder nicht falsch.
Gerade beim Mittelstürmer, und da kommt es weniger auf den einzelnen Spieler als auf die Mannschaftstaktik an, bedeutet ‚falsch‘, dass die Position meistens vakant ist. erst wenn es in den Strafraum geht, wird die Position besetzt. Das soll ja die Innenverteidiger vor Probleme stellen. Entweder entstehen Lücken in der Abwehr oder der freie Stürmer kann im Mittelfeld Überzahl erzeugen.
Ob der angebliche Stürmer nun in die Spitze stößt oder ob das ein anderer Spieler macht ist eher nebensächlich.
LB 11. Oktober 2013 um 08:56
Was ist „ein Diskurs“? Oder besser, was hat der Begriff in der Überschrift zu suchen?
RM 11. Oktober 2013 um 11:14
„Der Begriff Diskurs wurde ursprünglich in der Bedeutung „erörternder Vortrag“ oder „hin und her gehendes Gespräch“ verwendet.
(…)
Diskurstheorien versuchen zu beschreiben, wie Folgen von Äußerungen konstituiert werden. Die Form der Untersuchung kann philosophisch, linguistisch oder auch literaturwissenschaftlich sein.“
Soll ja auch ein erörternder Vortrag mit späterem Hin und Her Gespräch mit den Lesern sein. Das ist ja kein Faktum, sondern meine Ansicht zum Wort „falsch“ und das Prämissen schaffen, was denn „falsch“ ist in der Taktik.
Brick 10. Oktober 2013 um 19:35
Die Bild sieht das mit der falschen neun mal wieder anders: „Angeblich soll Bayern-Trainer Pep Guardiola (42) Zweifel an dem Transfer haben. Der Spanier lässt derzeit mit falschem Neuner, also mit einem Mittelfeldspieler als Sturmspitze, spielen und hat mit Mario Mandzukic bereits einen Mittelstürmer von Klasse-Format. “
http://www.bild.de/sport/fussball/robert-lewandowski/spanier-melden-real-statt-bayern-32917514.bild.html
Es ist schon ziemlich peinlich, dass es immer noch Menschen gibt, die meinen, dass der Sportteil gut wäre. Die sind ja nicht einmal bemüht einfache Zusammenhänge richtig darzustellen.
Ganz anders die SZ, die mit den heatmaps ein tool anbietet, wo selbst nachschauen kann, was Müller denn so getrieben hat: http://liveticker.sueddeutsche.de/fussball/1bundesliga/bayer-leverkusen/bayern-muenchen/2013-10-05.html?subpage=statistiklive&subsecond=heatmaps Der Vergleich Müller Kießling ist IMO ziemlich interessant, weil man sehen kann, dass sie sich sehr ähnlich bewegt haben und Müller (Spielverlauf bedingt) ein viel „echterer“ Stürmer war als letzterer. Aber hey, sowas hält die Bild natürlich nicht davon ab einfach irgendwas zu schreiben. Warum sollte man sich auch die Mühe machen? Fakten kosten nur Zeit!
Der Begriff kann einfach zuviel bedeuten; er ist nicht präzise genug. Zurückfallender, spielmachender Neuner. Auf die Flanken ausweichender Neuner. Was war denn Bale letzte Saison ein „richtiger“ oder ein „falscher“ Freigeist?
Ihr macht das richtig indem ihr einfach präzise beschreibt, was der Spieler tatsächlich gemacht hat. Aber ihr seid „mitschuld“ daran, dass wir jetzt einen dummen, falschen neuen Begriff mehr haben, der von dummen Leuten auch noch falsch verwendet wird. 😉 Dumm gelaufen; kann man nix machen. Ihr solltet einfach ganz davon wegkommen irgendwas „falsch“ zu nennen, denn das nervt nur noch, wenn man den Begriff hört. Er ist verbrannt.
Hat mir gut gefallen, wie ihr z.B. Müller beschrieben habt in seiner Bewegung.
Nuri Sah Hin 10. Oktober 2013 um 15:58
Die Pataphysik lehrt uns den Mechanismus des umschlagenden Falsettes. Es gibt einen Punkt im höchsten Gesang, an dem die Stimme wie von automatisch umschlägt und wieder beim tiefsten Bass angelangt ist. Oder betrachte die Katze, die ihren eigenen Schwanz jagt. Oder aber: man sollte die Leiter, wenn man sie bis zur obersten Sprosse bestiegen hat, auf der anderen Seite wieder herabsteigen anstatt weiterzuklettern.
blub 9. Oktober 2013 um 19:12
Wenn man gerade bei den verschiedenen Varianten von Zehner und Neuner schwierigkeiten hat diese sprachlich zu trennen, schlage ich vor das man Prinzipiell zwischen ROLLE und POSITION unterscheidet.
Beispiele:
Bei Varianten mit zentral Winger muss ja zwingend jemand die Spielmacherrolle übernehmen, zwangsläufig einer der sechser oder Achter, je nach System.
Beim Duo Sahin/Bender und Schweisteiger/Khedira spielt der physischere Spieler höher und vertikaler, bei Kehl/Gündogan und Kroos/Gustavo ist der höher postierte Partner auch der technisch beschlagenere.
Es gibt (Mittel)stürmertypen die besonders gut sind beide IVs/mehrere Verteidiger zu binden und so ein antizipatives Herausrücken verhindern, andere gehen selber richtung Ball…(ihr könnte die Reihe selber fortsetzen, denke ich)
Manche Rollen hat man zwangsläufig irgendwo im Team, irgendeiner ist immer der Spielmacher, auch in einer Kreisligamannschaft, andere gibt es halt nicht zwangsläufig in jedem Team.
Das System ist nicht ganz fertig, ist die Idee bescheuert?
DaBeMa 9. Oktober 2013 um 17:58
Schöner Artikel, aber Du lässt ihr die wichtigsten Aspekte aus:
„Der falsche Müller“ hat ja wohl seine eigene Grafik verdient, sollte wohl auch nicht zu schwer sein ein ganzes Spielfeld Blassroßa einzufärben.
Außerdem wäre hier auch eine Erläuterung zum zwar seltenen aber trotzdem immer häufiger vorkommenden Phänomen des „falschen Namens“ (s. Mourinho) das wir auch bei Christiano Ronaldo erkennen können (s. ebd.). Insofern sind die beiden sogar doppelt falsch!
Maturin 9. Oktober 2013 um 17:15
Den grössten Schritt in Sachen taktischer Beschreibung könnte man für mich mit zwei Dingen machen, und teilweise ist das sogar auf Fernsehebene möglich.
1. Differenzierung in Defensiv und Offensiv Formation in graphischer Visualisierung.
2. Rollenbeschreibung auf der Basis von Bewegungsmustern und Aufgaben.
Manche „falsche“ 9 spielt ja tatsächlich bei eigenem Ballbesitz einen echten Zehner, wohingegen andere Situationsbedingt zurückfallen und damit erst ein bestimmtes Angriffsmuster auslösen.
Bsp Messi:
Ohne Fabregas spielt er in der offensiv Formation eines 4-1-2-1-2 einen klassischen Zehner, da er stehts auf die Position fällt und das Mittelfeld im Aufbau unterstützt. Defensivformation wäre ein 4-3-3 mit Messi als Mittelstürmer.
Mit Fabregas spielt er in der offensiven Formation als MS eines 4-3-3 der durch sein zurückfallen nicht im Aufbau aktiv wird sondern das Angriffsmuster (Fabregas stösst in die Spitze) auslöst.
Wenn man sich endlich allgemein von der Festlegung auf eine Formation verabschieden würde könnte man taktische Rollen viel besser beschreiben, da man die Positionierung über die Formation abdeckt und Aktionen und Bewegunsspiel mit der Rolle beschreiben kann.
Fabian 9. Oktober 2013 um 22:19
Absolut richtig!
Ray 10. Oktober 2013 um 22:32
Maturin, ich danke dir 🙂
Endllich mal jemand, der den Unterschied zwischen Defensiv und Offensiv erwähnt! Bekomme immer eine Krise, wenn im TV davon die Rede ist, dass eine Mannschaft ein bestimmtes System spielt. Meistens ist damit ja eher der defensive Part gemeint.
Toll, wenn der Moderator dann z.B. bei BMG sagt, „die spielen ein 4-4-2“. Klar, dass sieht man dann auch in der zweiten Sitzplatzreihe, wie die aufgestellt sind, wenn der Gegner den Ball hat. Das sieht dann aber ganz anders aus, wenn die selber in Ballbesitz sind.
Auf sowas wird viel zu wenig eingegangen.
El entrenador 9. Oktober 2013 um 16:02
Hallo zusammen,
netter Artikel. Na ja, das Kind braucht einen Namen. Ich finde die bisher verbreitete Bezeichung nicht weiter schlimm. Wichtig ist nur, dass derjenige, der damit um sich schmeisst, das nötige Fach- bzw. Hintergrundwissen hat. Also auch versteht, warum man Spieler x oder y nun als falschen Neuner bezeichnen kann.
Solche Diskussionen tauchen meiner Ansicht nach letztlich nur auf, weil sehr viele Leute über den beliebtesten Sport auf der Welt ohne das nötige Fachwissen sprechen.
Jeder darf, muss aber nicht immer eine Meinung zu einem Thema haben.
Brick 10. Oktober 2013 um 19:58
Ich würde dir ja zustimmen, wenn es nicht so wäre, dass (Sport-)Journalisten primär damit auffallen wollen, dass sie mal irgendeinen Begriff gelernt haben. Diese Begriffe werden dann relativ willkürlich in die Artikel geworfen, oder während eines grottenschlechten Livekommentars in die Geschichte über die Oma des Onkels von Reus eingepflegt, während man sich über deren ÜBERRRRAGENDE Kochkünste auslässt.
Will sagen, der Begriff „falsche“ 9 wird hauptsächlich „falsch“ verwendet. Damit ist er IMO verbrannt und völlig nutzlos geworden. Sollte Müller Stürmer spielen morgen gibts nur wieder 10 min vor dem Spiel dümmliches Geblubber und nach dem Spiel dann auch. Gäbe es zwar eh, aber das zufällige Rausrülpsen von Fachbegriffen stört mich mehr als innere Rechsparteitage.
Peda 9. Oktober 2013 um 15:19
Vielleicht liegt es daran, dass hier in Österreich ja nicht einmal versucht wird taktische Begriffe zu verwenden, vielleicht auch an meiner TV-Abstinenz, oder an beidem. Ich hatte jedenfalls nicht das Gefühl, dass die Verwendung des Begriffs „falsch“ zu irgendwelchen Missverständnissen führen könnte:
Ein „falscher“ Spieler verlässt wiederholt bzw. auf Dauer im Offensivspiel seine angestammte Position ohne dass diese von einem Mitspieler nachbesetzt wird, wodurch
(1) der/die direkte(n) Gegenspieler vor anspruchsvolle Aufgaben gestellt wird/werden (nachgehen und Löcher öffnen, oder Ordnung behalten und ungedeckt lassen?) und
(2) personelle Überzahl in einem anderen Bereich des Spielfeldes erzeugt werden kann.
Irgendetwas übersehen?
Chris W 9. Oktober 2013 um 18:37
Sehe ich exakt genauso! Der Artikel ist irgendwie verquer geworden. Was jetzt angesichts der vielen tollen Artikel nicht weiter schlimm ist. Hab mal gehört, dass auch Goethe – nee auf der Stufe seid ihr nicht 😉 – einiges Grausliches zu Papier gebracht hat…
Peda 10. Oktober 2013 um 08:55
Ich kann auch das Beispiel mit Götze und Gomez (aus der Ferne zumindest) nur schwer verstehen. Wenn bestimmte Spielertypen auf gewissen Positionen in der Startformation stehen, dann ist es für mich kein Fehler dadurch auf eine erwartbare Rolle zu schließen:
Robben rechts? Inverted Winger – klassisches Flügel-/Flankenspiel eher unwahrscheinlich.
Pirlo auf der Sechs? Tiefer Spielmacher – Zerstörer eher unwahrscheinlich.
Messi/Götze als Sturmspitze? „falsche Neun“ – klassischer Target Man eher unwahrscheinlich.
Wenn sie in einem Spiel einmal für sie ungewöhnliche Rollen einnehmen, dann soll und kann man darüber gerne diskutieren.
RM 10. Oktober 2013 um 10:18
Tut man ja nicht. Götze hat bislang nie als falsche Neun gespielt, wurde aber sowohl im Trikot der DFB-Elf als auch des BVB als solche betitelt. In Österreich wird das nicht diskutiert bzw. ohne Diskussion falsch genutzt, weil es in Österreich auch niemanden gibt, der das praktiziert. Der letzte war Hugo Meisl.
Und mit Robben auf rechts ist ein Flügel und Flankenfokus durchaus möglich, Pirlo ist schon ein extremes Beispiel, aber was ist mit Xabi Alonso? Der ist beides und wird dabei in beidem falsch bewertet/diskutiert.
Peda 10. Oktober 2013 um 13:04
Wenn Götze an sich als falsche Neun bezeichnet wird/wurde, dann sieht die Sache natürlich anders aus. Aber um das beurteilen zu können, sehe ich zu wenige Spiele (mit und im Deutschen).
Beim Rest driften wir in der Diskussion jetzt aber ein wenig auseinander, befürchte ich: mir geht es darum, dass Spielerrollen wie die „falsche Neun“ für für mich eh eindeutig sind und, wenn gewisse Spielertypen auf bestimmten Positionen eingesetzt werden, ich von ihnen eine bestimmte Spielerrolle erwarten kann und darf.
Wenn in den Medien ein Spieler allgemein mit einer Rolle statt mit einem Typ gleichgesetzt wird, dann finde ich das natürlich auch… falsch.
Zu Österreich: ich denke, dass Hosiner und Soriano (also Solospitze, sprich ohne Alan) geeignete Spielertypen wären, um die Rolle der falschen Neun ausfzufüllen.
Kvn 9. Oktober 2013 um 15:05
Ich denke, man hätte den Artikel auch etwas kürzer fassen können, ohne dass Information verloren gegangen wäre. Denn so wirklich viel Neues steht leider nicht drin.
RM 9. Oktober 2013 um 15:13
Das war auch nicht die Intention.
Tery Whenett 9. Oktober 2013 um 14:03
Guter Beitrag, der hoffentlich seine Wirkung nicht verfehlen wird. Ich hatte auch den Eindruck, dass das „falsch“ sich bei den Neunern eher auf die Statur als auf die Rolle bezog.
JK 9. Oktober 2013 um 11:31
Die Falschheit liegt aufm Platz.
So hätte das Sprichwort also lauten müssen.
Super Artikel, der hoffentlich zu den Mainstream-Medien vordringt. Insofern Glückwunsch und weiter so, dass man auch mal Vertreter der SV bei Spielbesprechungen zumindest bei Sky sieht! Das Sportstudio wäre auch logisch gewesen, allerdings hat dessen Qualität leider auch nur noch Bildzeitungsniveau.
Die Simplifizierung auf „falsche Neun“ ist leider typisch, zumal alle „Experten“ bei ARD, ZDF und meist Sky einander alles nachplappern. Keiner gibt sich Mühe zur Differenzierung, weil sie entweder denken, dass der Zuschauer das eh nicht kapiert, oder weil sie es selbst nicht kapieren.
Man kann ja heutzutage froh sein, wenn einem nicht ein Lothar Matthäus oder Stefan Effenberg bei der Live-Kommentierung eines Spiels sagt: „Da muss jetzt mal einer ein richtiges Zeichen setzen“. Wohlgemerkt: ein richtiges, kein falsches.
HW 9. Oktober 2013 um 14:17
Leider kein exklusives Problem im Fußball. Vor Jahren habe ich ähnliches zum Thema Klimaerwärmung gehört. Man müsse irgendetwas machen…. Nein, man muss das Richtige machen! Und das ist oft nicht so einfach.
AP 9. Oktober 2013 um 10:42
Falsch suggeriert auch irgendwie immer was verbotenes, interessantes. Eine falsche 9 klingt dadurch einfach besser als ein ausweichende 9.
Aber es stimmt auch, dass es vollkommen falsch verwendet wird. Bei Gomez würde nie einer von falscher 9 sprechen, obwohl er sie angenommen spielt, sobald ein kleiner Spieler, Götze, da aufläuft, wird von falscher 9 gesprochen.
Aber wir verlangen dabei auch von unseren Sportmoderatoren, dass sie den Unterschied in der Spielweise erkennen. Daher finde ich die Diskussion Top, weil die Jungs dann vielleicht sich 1-2 Gedanken mehr machen würden.
Alaba und Rafinha/Lahm sind für mich reinkippende AV. Freue mich über den Artikel… Sehe das als Peps gelungene Maßnahme, um die Konteranfalligkeit in dem Bayernspiel einzudämmen.
Fabian 9. Oktober 2013 um 16:00
Wenn wir schon bei einer Begriffsdefinition sind: Dieses ständige herumgekippe im modernen Fußball gefällt mir auch nicht.
Zwar wird der Begriff nicht so missverständlich/falsch genutzt, wie die „falsche XY“, aber wir sind auf dem besten Weg dahin.
Der abkippende oder herauskippende Sechser wird (meinem Verständnis nach) so genannt, weil er eine Reihe tiefer in der Formation „fällt“ um sich hinten (zentral oder seitlich) Bälle zu holen und sie da weiterzuverteilen. Hier ist das Kippen schon noch irgendwie bildlich passend. Aber auch hier wird die Nutzung des Abkippens als Begriff immer inflationärer. Wenn z.B. Schweinsteiger bei eigenem Spielaufbau öfters in der eigenen letzten Reihe als davor zu finden ist, hat das nichts mehr mit abkippen zu tun, sondern dann spielt er eine andere (offensive) Position.
Ein Reinkippen wäre also auch ein mehr situatives Verlassen der eigenen Position. Was bei Bayern aber gerade passiert empfinde ich mehr als ein einrückendes Spielen (welches bei quasi jedem Wechsel zu eigenem Ballbesitz passiert). Ich kann da jedenfalls keine Kippbewegung erkennen.
Sorry for the rant.
AP 9. Oktober 2013 um 19:43
Als weiter mit Gedankenaustausch.
Wenn ein 6er zw IV und AV herauskippt, dann übernimmt er die Position des AV und schiebt diesen nach vorne.
Der AV der nun diagonal nach Innen geht, um den 6er Bereich zu bespielen, egal ob mit oder gg den Ball, kippt für mich irgendwo rein…
Finde meine Begriffsfindung ist nicht mehr zu toppen…. 🙂
Fabian 9. Oktober 2013 um 22:29
🙂 Ok, ich verstehe ja den Ansatz. Für mich kippt er halt nicht, sondern rückt. Kippen hat etwas mit Gravitation zu tun und das passt bei mir nur, wenn man sich rückwärts, also eine Reihe _tiefer_ bewegt.
Ist aber Geschmackssache. Solange der Mechanismus sauber mit dem Begriff verbunden wird, kann ich mich dran gewöhnen.
Ich befürchte aber eben, dass Kippen das nächste Modewort im Fußball wird. Dann gibt es bald den auskippenden Neuner, einkippende Aussenverteidiger, wegkippende Achter und umkippende Torhüter und am Ende weiß keiner mehr was mit dem Begriff nun eigentlich ursprünglich gemeint war.
Stefan 10. Oktober 2013 um 17:10
Aha, danke, ist denn ein herauskippender Sechser das Gleiche wie ein abkippender Secher?
Kippen:
Also ein Ausdruck, der vermutlich Spielzügen zuzuordnen ist.
herauskippender Sechser:
Der AV stürmt, der Sechser wechselt auf dessen Position bzw. übernimmt den Raum des AVs in der Defensive.
abkippender entweder = herauskippender Sechser (synonym)
oder übernimmt der die Position des IV, wenn dieser sich nach vorne bewegt?
datschge 10. Oktober 2013 um 17:18
Die sind nicht synonym. Der Begriff abkippender 6er ist der ältere von den beiden, wurde schon früh von Busquets bei Barca praktiziert. Hierbei lässt sich der 6er zwischen die IVs fallen, die dann in breitere Stellungen gehen, was wiederum den AVs erlaubt, abgesichert aufzurücken.
HW 9. Oktober 2013 um 07:27
Als Begriff gefällt mir trügerische Neun besonders.
Wenn ich auf den Artikel von Wilson zurückkommen, dann stellt sich die Frage wie sich die falsche Naun seit dem entwickelt hat. Warum hat United diese Rolle nicht mehr? Wird Barca mir Neymar und Messi das Konzept ausbauen? Und wie hat sich Tottis Rolle in Italien bewährt?
HW 9. Oktober 2013 um 07:18
Toller Beitrag.
Mir ist spontan auch in den Sinn gekommen, dass tatsächlich „falsche“ Positionen nur in der Offensive existieren können, weil in der Defensive z. B. falsche 4 die Mannschaft destabilisieren würde. Gleichzeitig ist/war Barca mit der Interpretation des Außenverteidigers durch Dani Alves ein Team dem man den falschen AV zuordnen kann. Aber auch nur dann wenn Alves konsequent vorne bleibt. Situativ muss der Raum hinter ihm natürlich gedeckt werden. Dazu rückt er auch in Räume auf, die andere Spieler frei gemacht haben (z. B. Pedro, der wieder von freien Räumen in der Spitze profitiert). Das alles ist also sehr komplex.
Marco 9. Oktober 2013 um 07:11
Moin!
Sehr guter Artikel. Ich konnte von beginn an diesen Begriff „falsch“ in Bezug auf eine Position nicht leiden. Es klingt widersprüchlich, aufgesetzt und hat auch keinerlei Aussage. Vielmehr klingt es wie ungewollt spezifisch.
Also: Auch bitte wieder weg mit der „falschen neun“ 😉
Viele Grüße
Marco
Erkinho 9. Oktober 2013 um 06:22
Zunächst einmal, vielen Dank für diese interessante Abhandlung.
Die Falschheit wird in der Tat zu oft missverstanden. Es wird von vielen immer noch auf den „Spielersteckbrief“ geschaut, als auf das tatsächliche (taktische) Positions- und Bewegungsspiel.
Die kroatische Herangehensweise ist sicherlich detaillierter und vielleicht könnte man versuchen dieses Wort als Fremd- oder gar als Lehnwort in die deutsche Fußballmedienlandschaft zu übernehmen.
Aber die Version der spanischen Sportpresse, die während der EURO 2012 die „verkappte Neun“ lauthals kritisierte, finde ich doch sehr sehr sehr zutreffend…alternativ könnte man auch von der „maskierten Neun“ sprechen.
Eine Frage habe ich noch zum Schluss:
Wenn mit der falschen Sechs ein abkippender Spielgestalter und mit der falschen Eins antizipierendes bzw. modernes Torwartspiel gemeint ist, wie würde man wohl die vermeintlich falschen Außenverteidiger nennen? falsche Zwei und falsche Drei? falsche Zweieinhalb?
GH 9. Oktober 2013 um 01:18
Hoffentlich findet diese Definition Eingang zu Sky, ZDF oder den andern „normalen“ Medien.
Nur eins möchte ich noch wissen: Was meinst du mit Ronaldos Falschheit? Ist es sein Zocken gegen den Ball unter Mou, oder das diesjährige extreme Ausweichen als 2. Stürmer? Oder ganz was anderes?
Und war der Schattenstürmer Jari Littmanen auch „falsch“?