Confed-Cup: Brasilien – Uruguay 2:1
Ein Duell großer Rivalität im Confed-Cup-Halbfinale – dabei entstand eine Partie mit vielen wechselhaften Phasen. Alles in allem hielt Uruguay die Brasilianer eine Halbzeit in Schach, konnte dies nach dem eigenen Ausgleich aber nicht mehr aufrecht halten.
Es stand das spannungsgeladene Südamerika-Duell zwischen den Brasilianern und den Uruguayern in diesem Halbfinale an – eine Rivalität, die für manche sogar jene Brasiliens mit Argentinien übersteigt. Alles rührt vom berühmten „Maracanazo“ 1950 her, als die Uruguayer den Brasilianern, die die gesamte WM praktisch dominiert hatten, im letzten Moment doch noch den Titel im eigenen Land wegschnappten und eine tiefe Wunde in der Seele Brasiliens rissen, die auch von mittlerweile fünf WM-Triumphen nicht gänzlich gelindert werden konnte. Bei jedem neuen Duell zwischen diesen beiden Teams wird an 1950 erinnert und das Spiel gilt als neuerliche Revanche Brasiliens – ganz besonders bei einem solchen Turnier, das nun wieder dort stattfindet wie die WM vor 63 Jahren.
Uruguay verteidigt die Breite
Um dem typischen Flügelspiel der Brasilianer in diesem Turnier entgegen zu wirken, entschied sich Uruguays Trainer Óscar Tabárez für eine 4-5-1-artige Grundformation mit zwei der drei nominellen Stürmern – meistens Cavani und Suárez – als etwas vorgezogenen Außen. Wie besonders Borussia Dortmund in der vergangenen Spielzeit bewiesen hat, stellt diese grundlegende Ordnung eine gute Methode dar, um gegen gezieltes Flügelspiel der gegnerischen Mannschaft im Mittelfeld breit genug formiert zu sein. In Strafraumnähe konnte durch das situative Zurückfallen vom Sechser Arévalo in die Abwehr auch eine spontane Fünferkette entstehen, was mehr Stabilität brachte – grundsätzlich ist Tabárez für Wechsel zwischen verschiedenen Abwehrketten bekannt, doch dies war ein anderer, speziellerer und seltener Mechanismus.
Dennoch agierten die Uruguayer trotz ihrer grundlegend klaren Viererkette in der Defensivarbeit anpassungsfähig, was besonders auf ihre Besetzungen im Mittelfeld zutraf. Mit sehr vielen flexiblen Mannorientierungen wollten die Uruguayer ihrem favorisierten Gegner ebenfalls beikommen. Neben dem 4-5-1 war dies die zweite Säule von Tabárez´ Plan – und auch der Grund dafür, wieso man die Uruguayer auf dem Platz dann kaum einmal klar erkennbar in jener eigentlichen 4-5-1-Grundstellung positioniert sah.
Der Sinn von Mannorientierungen und Uruguays Ausführung
Allgemein gesehen können solche Mannorientierungen gegen die brasilianische Mannschaft recht nützlich sein, weil die Selecao häufig mit Luiz Gustavo in einer tiefen Position absichert und auch der jeweils ballferne Außenverteidiger sich häufig zurückhalten muss – Brasilien schiebt also nicht konstant alle Spieler nach vorne. Darüber hinaus läuft ihre Offensive sehr viel über die Mechanismen in kleineren Spielergruppen, was sich bei diesem Turnier vor allem in Form der bekannten Rochaden und Kreiselbewegungen auf den Flügeln zeigte. Gegen eine solche Spielanlage kann man bestimmte Mannorientierungen eingehen und hat bei einer kompakten Grundformation mit der theoretischen Überzahl im Rücken dann immer noch freie Spieler, die als helfende Liberi „um die Mannorientierungen herum“ agieren können.
Da die Uruguayer diese theoretischen Möglichkeiten außerdem in einer flexiblen Art und Weise durchführten, war diese Methode letztlich auf dem Platz sehr gut umsetzbar. Zunächst einmal gab es aus dem 4-5-1/4-3-3 und der tiefen Gesamtpositionierung des uruguayischen Mannschaftsblocks heraus die logische Grundzuordnung: der zentral agierende Forlán orientierte sich tendenziell an Luiz Gustavo als defensivsten Mittelfeldspieler Brasiliens, die beiden Achter kümmerten sich eher um Paulinho und seltener Óscar, während die jeweils auf den Flügeln postierten Akteure (also meistens Cavani und Suárez) ein Auge auf die brasilianischen Außenverteidiger hielten. Somit waren alle Offensivspieler der Brasilianer unter enger Bewachung und Arévalo verblieb beispielsweise als freier Sicherungsspieler.
Allerdings wurden diese Zuordnungen immer wieder an die Ballbewegungen im gegnerischen Aufbauspiel angepasst und im Zuge des normalen ballorientierten Verschiebens verändert. Wenn die Brasilianer beispielsweise einen Angriff über links aufbauten und Marcelo dort an den Ball kam, konnte dieser auch vom herausrückenden Álvaro González übernommen werden, woraufhin sich Cavani unterstützend bewegen oder Óscar übernehmen würde. Auf diesen konnten je nach Situation sich auch Arévalo oder der einrückende Cristian Rodríguez konzentrieren, der ansonsten entweder bei Paulinho blieb oder zur Deckung von Luiz Gustavo wechselte. Alles in allem machten die Uruguayer dies sehr gut, reagierten auf Brasiliens Spiel immer wieder geschickt und ließen den Turniergastgeber trotz zeitweise fast 70 % Ballbesitz lange kaum zu Chancen kommen.
Paulinhos kurzzeitige Doppelrolle
Erst nach mehr als 25 Minuten fanden die Brasilianer etwas besser ins Spiel, was auch durch eine etwas überraschende Maßnahme verstärkt wurde: Luiz Gustavo schien sein Zurückfallen zu den Innenverteidigern zu intensivieren, um sich von Forlán lösen zu können, der ihm nicht so weit nach vorne folgen sollte. Auf den ersten Blick verschlimmerte dies Brasiliens Probleme mit den Unterzahlen gegen die uruguayischen Mannorientierungen weiter vorne, doch wurde Gustavos leicht veränderte Rolle auch mit einer neuen Aufgabenstellung für Paulinho kombiniert. Dieser war auf halbrechts bis dahin noch nicht wirklich im Spiel gewesen und nun das neue Ziel der Mannorientierung Forláns.
Doch Paulinho, ein guter Akteur im Spiel ohne Ball und mit ausweichenden Bewegungen, hatte die Aufgabe, den einstigen Weltstar des Südamerikameisters gezielt aus dem unmittelbaren Zentrum wegzuziehen. Dadurch wurde einige Male ein Kanal in der Mitte frei, durch den Gustavo mit dem aus der Abwehr abgeholten Ball nach vorne stoßen und zunächst einmal von keinem Uruguayer aufgenommen werden konnte. Anfangs war es ein Überraschungseffekt, Gustavo konnte den einen oder anderen Angriff einleiten und Paulinho kam in Folge seines ausweichenden Laufs gelegentlich etwas unerwartet nachstoßend und frei ins Zentrum zurück, wo er dann beim Kombinieren half – zwei drei sehenswerte Spielzüge schafften es zumindest bis in den vorderen Zehnerraum.
Das Zwischenhoch verpufft
Nach einiger Zeit passten sich die Uruguayer aber wiederum daran an und nutzten die Möglichkeit, eine noch tiefere Zuordnung bei den Mannorientierungen einzunehmen. Während Forlán aufmerksamer versuchte, Gustavo und Paulinho zu trennen, indem er diesen beim Anlaufen von Ersterem im Deckungsschatten hielt, agierte auch das Mittelfeld noch etwas anders. Die beiden Achter hatten weniger Verantwortung für Paulinho und konnten bei situativ einrückenden Bewegungen von einem der drei Offensivspieler Brasiliens diesen jeweiligen Akteur gegebenenfalls übernehmen. Auch wenn Neymar diesmal wieder deutlich freier agierte und mehrfach auch auf rechts auftauchte, war er immer noch die meiste Zeit links und kam dann beispielsweise mit dem giftigen Álvaro González in alles andere als herzlichen Kontakt.
Dass die brasilianische Offensivreihe generell wieder beweglicher agierte und damit etwas zu den Anfängen des Turniers zurückkehrte, half dem Angriffsspiel letztlich nicht entscheidend weiter. Während Hulk häufig mit Neymar rochierte und ihm auch als Raumöffner diente, hatte Óscar neben seinen Verpflichtungen als zentraler und leicht zurückfallender Balancespieler im Zentrum noch eine weitere Aufgabe, bei der er sich aufopfern musste. Für Neymars Freiheiten sollte er über längere Phasen den rechten Flügel besetzt halten, damit Hulk zentral bis halblinks die körperlich starke Unterstützung für Neymar liefern konnte. Allerdings war der Chelsea-Legionär dort nicht immer wirklich gut ins Spiel eingebunden und das gesamte Spiel litt etwas unter dieser phasenweise zu drastischen Trennung von Neymar, mit dem er nicht konstant genug die Möglichkeit für Zusammenspiel hatte.
Brasilien schafft doch noch die Führung
Nach dem leichten Zwischenhoch gelang es den Brasilianern also nur, das eigene Spiel noch etwas weiter nach vorne zu schieben und im Gegensatz Uruguay mehr zurückzudrängen. In den letzten Minuten vor der Pause wurden sie durch einige Anpassungen dann aber doch wieder stärker. Zum einen agierte auch Óscar im Aufbau vermehrt tiefer, was erneut etwas kontraproduktiv erschien. Allerdings wurden so zumindest sporadisch einige Spieler Uruguays etwas herausgelockt und besonders die eigenen Außenverteidiger durften beide viel früher und weiter vorschieben.
Unter diesen Voraussetzungen versuchte Brasilien es aus der Kontrolle im Mittelfeld dann immer häufiger mit direkten, längeren Pässen auf die hohen Außenverteidiger oder gar offensiven Flügel. Ein solches Zuspiel von Paulinho aus dem Bereich des Mittelkreises fand Neymar, der vor Torwart Muslera noch scheiterte, ehe Fred den Abstauber zur insgesamt etwas schmeichelhaften Führung verwertete. Wenn Óscar etwas offensiver stand, war er einer der Akteure, die auch vermehrt versuchten, hinter die uruguayischen Außenverteidiger zu rochieren, nachdem sich Neymar oder Hulk etwas in die Tiefe hatten fallen gelassen. Nicht nur dieser Versuch stellte also eine gezielte Antwort auf die Verwendung der uruguayischen Mannorientierungen ein, die Brasilien zu knacken versuchte, was mit etwas Glück durch den Fred-Treffer gelang.
Uruguays Angriffsspiel: Erst nicht gut genug, dann verbessert
Mehrheitlich drehte sich die erste Halbzeit darum, wie Uruguay die Brasilianer verteidigte – im eigenen Angriffsspiel waren die Himmelblauen dagegen nicht so überzeugend, auch wenn sie gerade zu Beginn eine kurze Druckphase und einige Chancen sowie natürlich Forláns verschossenen Elfmeter hatten. Dennoch war dies vor dem Seitenwechsel der einzige Schuss, den Júlio César im brasilianischen Kasten parieren musste.
Die Uruguayer konnten die erneut nachlässige Beteiligung der brasilianischen Offensivspieler am Zurückrücken nicht ausnutzen, da nur wenige Akteure vorne unterstützten – zusätzlich zu den drei Stürmern waren es nur der recht offensive Außenverteidiger Maxi Pereira und einer der beiden abwechselnd vorstoßenden Achter. Ein weiterer entscheidender negativer Punkt an ihrem Offensivspiel war die Tatsache, dass das Zusammenspiel der drei Angreifer wenig abgestimmt wirkte und sie zunächst nur selten kombinativ zueinander fanden – es gab bloß einige ausweichende Bewegungen, aber wenig spielerische Interaktion im effektiven Bereich. Dies fiel natürlich auch deshalb besonders ins Gewicht, weil aufgrund der sehr tiefen Positionierung und Orientierung bei gegnerischem Ballbesitz und der weitgehend abgesichert stehenden Brasilianer schnelle Konterangriffe in offene Räume äußerst selten und schwierig waren.
Gleich mit dem ersten Angriff des zweiten Durchgangs machten sie es besser – mehr Spieler rückten mit auf und agierten stärker aneinander für vereinfachtes Zusammenspiel. In jenem Fall wurde Suárez auf halbrechts von den allesamt dorthin ziehenden Maxi Pereira, Álvaro González und Cristian Rodríguez unterstützt, die zwischen den etwas breiteren und die Abwehr beschäftigenden Referenzpunkten Cavani und Forlán agierten und überluden. Als Cavani noch mit einrückte, konnte das Leder nach zweimaligem Ballverlust umgehend zurückerobert werden und Napolis Starspieler erzwang den Ausgleich. Auch im Folgenden waren diese Aspekte verbessert, häufig wirkten die nachrückenden Akteure auch wie Verbindungsspieler zwischen den Stürmern, welche sich generell vermehrt zueinander orientierten. In der Phase unmittelbar nach Wiederbeginn hätte Uruguay durchaus noch einen Treffer nachlegen können.
Brasilien erzwingt den Sieg in der Endphase
Im weiteren Verlauf gab es eine Änderung im Defensivspiel der Uruguayer, die sich letztlich auswirken sollte. Anfangs schien es, als solle die gelegentlich angewandte 4-4-2-Ordnung mit Cavani und Cristian Rodríguez auf den Seiten nur eine situative Variante sein, auf die man beispielsweise bei einem etwas höher bleibenden oder nicht rechtzeitig zurückkommenden Suárez umstellen konnte. Mit der Zeit passierte es aber immer häufiger und diese zwei Viererketten wurden mehr und mehr zum Standard. Suárez und Forlán blieben vorne, standen dort zwar etwas seitlich versetzt, konnten dort aber nicht so wirklich viel beitragen. Trotz des defensiv sehr arbeitsamen und effektiven Cavani war diese Ausrichtung verhältnismäßig „normal“ und nicht mehr so anpassungsfähig gegenüber dem brasilianischen Spiel – als diese dann wieder zulegten, waren sie nur noch schwer zu verteidigen.
Nachdem die Brasilianer also den Schock des frühen Ausgleichstreffers verdaut hatten, griffen sie mit neuem Mut und etwas veränderter Strategie an. Óscar agierte wieder höher und offensiver als zum Ende der ersten Halbzeit und wich dabei immer wieder auf die linke Seite aus, wo er verstärkt Neymar befreien sollte, der sich in verschiedenste zentrale Räume bewegte. Häufig übernahm er im tiefen Halbraum links auch die Spielgestaltung, wofür dann Paulinho weiter aufrücken durfte. Dessen bereits in den ersten beiden Spielen immer mal wieder gesehenen Rochaden wurden daher verstärkt genutzt – Paulinho begab sich auf den Flügel, Hulk konnte etwas freier agieren und beispielsweise in den Angriff nachrücken, Dani Alves schob zentral Richtung Halbraum ein. Mit Neymar als antreibendem Pol, Marcelo als dessen Kombinationspartner, Dani Alves und Óscar in den Halbräumen als Verbindungsspieler, Fred und Hulk als Präsenz ganz vorne sowie Paulinho als nachrückende Kraft gelang es der Selecao, immer mehr Druck aufzubauen.
Schließlich kam auch noch Bernard, der sich situativ ebenfalls aufbauend in die Tiefe fallen lassen, am Flügel durchgehen oder halblinks zusätzlich mit Óscar und Neymar kombinieren konnte, wodurch eine sehenswerte Chance für Letzteren entstand. Anschließend wurde Hernanes für Óscar eingewechselt, der das Spiel über den Halbraum konstanter nach vorne tragen sollte und Neymar wieder etwas höher ins letzte Drittel schob. Dagegen wechselten die Uruguayer, ein wenig überraschend, nur einmal verletzungsbedingt und ziemlich spät. Alle diese Punkte trugen dazu bei, dass die Brasilianer über fast die komplette zweite Halbzeit sehr viele Abschlüsse verbuchten, von denen einer kurz vor Ende nach einer Ecke dann den späten Siegtreffer durch Paulinho bedeutete.
Fazit
Nicht nur von den Statistiken her ein verdienter, wenn auch nur äußerst knapper, Erfolg für die Brasilianer, die sich über die gesamte Spielzeit mehrfach neu einzustellen versuchten und dafür belohnt wurden. Definitiv verdienen die Uruguayer für ihre Defensivarbeit der ersten Halbzeit ein großes Kompliment, allerdings bekamen sie Offensive und Defensive nicht ganz unter einen Hut. Vor der Pause waren sie defensiv stabil, hatten aber nur eine Chance per Elfmeter, danach steigerten sie sich offensiv, mussten aber einen Haufen brasilianischer Abschlüsse zulassen. Über die bisherigen vier Spiele gesehen, waren die Uruguayer auch nicht überzeugend genug, um sich einen Finaleinzug verdient zu haben. So gewann der vor dem Turnier viel gescholtene Favorit erneut und steht im Endspiel.
12 Kommentare Alle anzeigen
Lino 27. Juni 2013 um 13:00
Brasilien hat riesige Probleme im Spielaufbau und das vor allem dann, wenn der Gegner relativ passiv und kompakt steht (siehe Uruguay). Scheint so, als seien überhaupt keine Pass- und Bewegungsmuster einstudiert worden, die aus der offensiven Grundformation heraus gespielt werden können. Ironischerweise sieht es besser aus, sobald ein Gegner höher presst oder das Spiel schneller und somit improvisierter wird, was vermutlich mit der individuellen Klasse der Brasilianer zusammenhängt. D.h. Intuitiv sind sie in der Lage in engeren Räumen zu kombinieren (siehe Überladungsbewegungen auf außen), aber ganzheitliche gruppendynamische Ansätze habe ich bis jetzt noch wenige gesehen
Makaki 27. Juni 2013 um 11:49
Ich habe das Spiel in ganzer Länge gesehen…und muss (leider) zugeben, dass ich das Spiel von Brasilien viel kritischer als TR gesehen habe…
Zunächst mal zu meinem Gesamteindruck: Ich fand den Sieg von Brasilien keineswegs verdient, zumindest hätten Sie sich den Sieg erst in einer möglichen Verlängerung verdienen müssen. Ich glaube sogar, dass eine Niederlage auf Sicht besser gewesen wäre…dann wären sowohl Spieler als auch Trainer richtig wachgerüttelt worden…
Eine riesige Baustelle ist doch wohl die Viererkette: Nicht nur beim 1:1 Ausgleich, sondern in vielen anderen Momenten, schien die Viererkette total überfordert, z. T. waren die wie ein wilder Hühnerhaufen unterwegs.
Insbesondere was Davis Luiz gezeigt hat, war ja erschreckend.
Wieso der Trainerstab nicht auf Dante setzt, ist mir unerklärlich (möglicherweise will man eine „eingespielte Viererkette nicht „durcheinanderbringen“).
Wenn dann die Innenverteidiger wenigstens bei Standards gefährlich wären, aber selbst da nicht…
Wobei die Abwehrschwäche natürlich viel weiter vorne beginnt: Mit Fred, Neymar, Hulk und Oscar hat man mind. 4 Leute im Team, die mit richtiger Abwehrarbeit schon sehr wenig zu tun haben. Da zeigten die 3 offensiven Urus schon eine andere Qualität.
Das erinnert schon sehr nach an das Spielsystem von 1980.
Wenn Brasilien hier nicht dran arbeitet, dann ist spätestens im Viertelfinale der WM Endstation.
Und dann noch die Show-Falleinlagen von Neymar in den letzten 10 Minuten…also bitte, wenn der nicht vom Platz gehört hätte…
Mein Fazit: Brasilien erinnert mich schon sehr an die Spieweise der deutschen Mannschaft Confed-Cup 2005 bis WM 2006…das Spiel lebt hauptsächlich von der Euphorie (und vorne wird schon der gute Gott helfen).
Wenn Italien nicht so konfus (ohne Pirlo) gespielt hätte…und vor allem Buffon nicht mind. 2 riesen Patzer gemacht hätte, dann wären die Mängel dort auch schon stärker aufgefallen.
Brasilien ist so kein Titelkandidat.
PS. Ich glaube nicht, dass Felipe Scolari der Trainer ist, der Brasilien eine moderne Spielweise einimpfen kann…
Makaki 27. Juni 2013 um 12:41
Sorry, dass ich nicht auf die feinen Verschiebungen und kollektiven Bewegungen eingegangen bin (die hat TR wiederum präzise beschrieben). Aber danke, dass Ihr meinen Beitrag trotzdem gezeigt habt!
Ich wollte mit meinem Gesamteindruck folgendes Ausdrücken (ich gehe jetzt ein bisschen in die Motor-Welt): Ich brauche doch nicht am Fahrwerk bis ins letzte Detail Änderungen einbringen, wenn der Motor gar nicht ins Fahrwerk passt!
Uns so kommt mir Brasilien vor: Da stimmt die Balance zwischen Spielern mit Ihren individuellen Fähigkeiten meineserachtes hinten und vorne nicht.
ZY 27. Juni 2013 um 14:47
Fred erinnert mich stark an Gomez, das meine ich nicht negativ. Er macht viele Tore aus wenigen Chancen, und zeigt ein recht starkes Rueckwaertspressing. Hier wuerde ich dir widersprechen. Habe Fred regelmaessig ins MF zurueckfallen und Uruguays 6er im Spielaufbau stoeren sehen.
Makaki 28. Juni 2013 um 10:00
Stimmt, Fred passt so gar nicht in ein Schema hinein…
Wobei seine Laufwege mich eher an Luka Toni erinnert haben, irgendwie sehr unkonventionell.
Ein klassischer Abstauber (so gar nicht brasilianisch) und wohl unbequem zu verteitigen.
Wobei Gomez, so glaube ich, schon mit mehr Power daherkommt.
Sein Rückwärtspressing muss ich mir nochmal ansehen.
GoldenGomez 27. Juni 2013 um 11:40
Wieder einmal saubere Arbeit, allerdings habe ich noch 2 Fragen. Eine formelle, nämlich was bedeutet 4-4-2-0, also die 0 am Ende, soll die einfach nur symbolisieren, dass diese Formation tief interpretiert wurde und somit das 2. Drittel aufgegeben wurde?
Zur zweiten Frage, mir ist aufgefallen, dass Brasilien mit Ball auch extrem eng zueinander stand, so hat kein Spieler wirklich Breite gegeben, dieser Effekt wurde noch verstärkt, als Hernanes für Oscar und Bernard für Hulk gekommen ist. Auch Marcelo agiert ja sehr invers und nur Neymar wich situativ mal auf den Flügel.
Jetzt zur Frage 🙂 : Warum das Ganze? Macht man das Spiel damit nicht extrem eng und damit unnötig schwer? Einziger Vorteil den ich jetzt spontan erkennen würde ist, das man ein kollektiveres und effizienteres Gegenpressing spielen könnte.
Billy 27. Juni 2013 um 12:03
Durch die extreme Enge schafft man viele Möglichkeiten zu Kurzpässen, wie das auch einige Male gezeigt wurde. Grade bei so technisch starken Spielern wie Neymar bietet sich das an.
Insgesamt muss ich aber sagen, dass ich speziell von der Vorstellung Brasiliens enttäuscht war. Keine Ansätze von Gegenpressing und auch die oben angedeuteten kollektiven Bewegungen habe ich so auch nur situativ gesehen. Viel häufiger waren es Einzelaktionen auf die sich verlassen wurde, sodass das ganze Spiel für mich sehr statisch gewirkt hat.
Totaal – Catenaccio 27. Juni 2013 um 16:29
Ja das sehe ich auch so. Die Brasilianer agierten in meinen Augen alle zu ballfordernd und es gab nur selten raumöffnende Bewegungen. Deswegen kam auch (neben dem gut praktizierten lenkendem Abwehrverhalten von Uruguay) das statisch wirkende Aufbauspiel zustande.
GH 27. Juni 2013 um 12:18
1. : Das bedeutet, dass man im Pressing die Stürmer nicht die Innenverteidiger, sondern die devensiven 6er pressen und sich in diesem Bereich aufhalten. Das hat Bayern ja auch gegen Barcelona genutzt, um Busquets aus dem Spiel zu nehmen und somit den Spielaufbau den Innenverteidigern aufgedrängt.
Allerdings halte ich das gegen Brasilien nicht für sonderlich gewinnbringend, da mit David Luiz, Thiago Silva und Dante 3 sehr spielstarke Innenverteidiger zur Verfügung stehen, die dann gerne in die offene Freiräume mit Ball hineinstoßen und von dort einen gefährlichen Angriff starten.
2.: Dass Marcelo und Alves die Halbräume besetzten ist, denke ich, wegen der defensiven Stabilität und noch andere Gründe, die aber glaub ich in den ersten beiden Spielen schon ausgeführt worden sind.
Dass die offensiven so eng aneinander agieren, ist aus mMn aus dem Grund, dass so möglichst viele Verbindungen zueinander entstehen und daraus dann erfolgsversprechende Kombinationen oder Wechselwirkungen entstehen.
Hier wurde ja auch beschrieben, dass Paulihno öfters in solche Freiräume auf Außen gestoßen ist.
Und dass es ein Gegenpressingfaktor ist, hat man auch ganz gut erkannt, als Bernard, wenn ich mich richtig erinnere, 2 mal hintereinander den Befreiungsversuch von Uruguay abgefangen hat.
RM 27. Juni 2013 um 15:48
nämlich was bedeutet 4-4-2-0, also die 0 am Ende, soll die einfach nur symbolisieren, dass diese Formation tief interpretiert wurde und somit das 2. Drittel aufgegeben wurde?
Tiefer und/oder kompakter, meistens einfach, dass es keine fixen Stürmer in der Rollenverteilung gab. Bayerns Pressing gegen Barcelona zum Beispiel, wo die beiden Stürmer sich hinter der Sechserraumlinie der Katalanen positionierten.
Jetzt zur Frage : Warum das Ganze? Macht man das Spiel damit nicht extrem eng und damit unnötig schwer? Einziger Vorteil den ich jetzt spontan erkennen würde ist, das man ein kollektiveres und effizienteres Gegenpressing spielen könnte.
Gibt paar abstruse und durchaus lässige Erklärungen, mir fällt aber nur eine ein, die ich Scolari zutraue: Mehr Absicherung.
GoldenGomez 27. Juni 2013 um 16:50
Danke für die vielen Antworten, erscheint mir jetzt auch logisch, obwohl ich persönlich denke, dass es für die offensiv auf jeden Fall hilfreich wäre dem Spiel Breite zu geben. Vielleicht mit dem Tannenbaumsystem, bei dem einer der 3 zentralen MFs sich auf dem Flügel postiert, oder 2. Könnte zu interessanten Wechselwirkungen führen, wenn Marcelo diagonal einläuft und dafür ein zentraler ausweicht.
GoldenGomez 27. Juni 2013 um 16:51
* Offensive