Allgemeine Gegenmittel zur Offensivfluidität
Was tut man, wenn der Gegner offensiv ohne feste Positionen spielt?
Zur Einstimmung auf das CL-Finale zwischen dem FC Bayern München und dem BVB hat Kollege TR einen Artikel zu Offensivfluidität geschrieben. Darin führt er die jeweiligen unterschiedlichen Offensivfluiditäten der gegnerischen Teams aus. Bei einer solchen Spielweise hat es der Gegner nicht leicht. Die Zuständigkeitsbereiche sind anders, die übliche Raumdeckung ist oftmals anfällig, weil man in bestimmten Zonen immer wieder in Unterzahl sein wird, während die eigene Überzahl in aus dem Spiel genommenen Räumen stattfindet.
Diese Fluidität in der Offensive ist ein in den letzten Jahren extrem wichtiger Faktor geworden. Der FC Barcelona unter Josep Guardiola, Real Madrid situativ unter José Mourinho oder eben die zwei Branchenprimen der deutschen Liga nehmen ihre Gegner oftmals durch dieses taktische Mittel auseinander. Dieser Artikel soll ein Dutzend allgemeine Punkte beleuchten, wie man dagegen vorgehen kann
1. Verhindern der Entstehung von Offensivfluidität
„Zerschlagen, was noch gar nicht entstanden ist“ – so definierte der große Ernst Happel einst seine Spielphilosophie. Auch die Spitzenmannschaften der heutigen Zeit spielen auf diese Art und Weise. Gegen die Münchner versuchte beispielsweise der BVB besonders gerne die Defensive des Gegners von seiner Offensive abzugrenzen.
Dies wurde mit drei großen taktischen Mitteln umgesetzt: Die Mittelfeldspieler rückten nach vorne heraus und pressten die gegnerischen Sechser (Schweinsteiger und Martinez), wodurch diese zumeist den Ball schnell auf die Seite oder nach hinten spielen mussten. Eine Offensivfluidität in der Mitte konnte dadurch kaum entstehen. Das Herausrücken führte außerdem zum Isolieren von bestimmten Spielern und Pärchen. Beim richtigen Herausrücken entsteht ein vergrößerter Deckungsschatten.
Bei einem 4-5-1 kann z.B. Ilkay Gündogan auf Bastian Schweinsteiger pressen. Allerdings presst er nicht nur, sondern kann bestimmte Passverbindungen kappen – zum Beispiel auf Franck Ribéry, der sich als verkappter Spielgestalter oftmals in die Halbräume positioniert. Damit dies effektiv wird, sollte Gündogan im Pressing unterstützt werden.
Das geschah zum Beispiel durch ein Rückwärtspressing von Lewandowski. Dieser stand oftmals in der Nähe von Martinez und übte Druck aus, wenn er den Ball erhielt. Der Baske musste auf Schweinsteiger spielen, der dann von Gündogan und Lewandowski angelaufen wurde. Letzterer nahm Martinez in seinen Deckungsschatten und kappte dadurch die Verbindung zwischen diesen beiden.
„Robert Lewandowski hielt sich nah am Münchner Sechser und bewegte sich zum Ball hin um ihn herum, sodass seine Verbindung zu den Innenverteidigern abgeschnitten wurde und er somit als Verbindungspunkt nach vorne fehlte. Kamen nun beispielsweise Pässe auf Schweinsteiger, rückt der Pole auf ihn nach und konnte Martinez dabei in seinem mitziehenden Deckungsschatten kaltstellen, wodurch auch die seitlichen Verbindungen des Spaniers abgeschnitten waren.“ – Zitat aus MRs Analyse zum Herbst-Spiel, dem 1:1
2. Formative Veränderung und konsequente Überzahl in der Mitte im zweiten Drittel
In obigem Szenario wurde das Verhindern der Offensivfluidität beim Erklären der Umsetzung schon in einem hypothetischen 4-5-1 geschildert. Dieses 4-5-1 ist aber bereits eine eigene Variante potenzieller taktischer Mittel gegen eine gegnerische Offensivfluidität.
Durch die fünf Mann im zweiten Band wird der zentrale Raum enorm stark verengt. Es gibt einen „Sechser“ und zwei Halbspieler – im Gegensatz zur Raute (dem 4-3-1-2) haben sie aber kaum Verantwortungsbereiche auf den Flügeln, sondern eigentlich nur in den Halbräumen. Dadurch ist dieser Raum extrem verdichtet.
Zusätzlich hat die gesamte Formation nur drei Bänder, wodurch ein kompakteres Spiel leichter ermöglicht wird. Somit ist nicht nur die horizontale Kompaktheit enorm, sondern auch die vertikale. Es gibt kaum offene Räume in formativen Löchern (bspw. die offensiven Flügel bei einem 4-3-1-2) und die Akteure des Gegners tun sich durch die extreme Enge enorm schwer.
Wird die Offensivfluidität des Gegners weiterhin praktiziert, stößt er nämlich immer wieder in Engen, anstatt sich durch diese Offensivfluidität in freie Räume bewegen zu können. Diese werden bewusst, wenn überhaupt, auf den Außen angeboten – was den Gegner im Idealfall zu einer starreren und flügellastigen Spielweise zwingt, um zumindest in den Raum hinter den beiden Flügelstürmern zu kommen.
Im schlechtesten Fall wird natürlich der Raum hinter der Mittelfeldkette bespielt, falls die eigene Mannschaft die vertikale Kompaktheit nicht ordentlich praktiziert.
3. Raumorientierte Spielweise im Verbindung mit Manndeckung
Als andere Alternative kann die Raumdeckung umgestellt werden. Viele Teams agieren mit einer positions- oder mannorientierten Raumdeckung. Bei der raumorientierten Raumdeckung verschieben enorm viele Spieler in Richtung des gerade aktiv bespielten Raums des Gegners. Dadurch kann man zwar im Idealfall eine extreme Kompaktheit in Ballnähe erzeugen, aber steht in anderen Räumen offen.
Bei einer hohen gegnerischen Offensivfluidität und einer eigenen defensiven wie tiefen Ausrichtung kann diese aber umgesetzt werden, weil der Gegner ohnehin selbst den Raum aufgibt, um in Ballnähe Überzahl zu haben. Diese wird bei einer raumorientierten Deckungsart gekontert. Allerdings muss dann beachtet werden, wie der Breitengeber des Gegners abgedeckt wird.
4. Variables Übernehmen des Breitengebers
Das Abdecken des Breitengebers – also jenem Akteur, der dem Spiel die Breite gibt und dadurch Schnittstellen und Räume in der Mitte öffnet – kann gar als eigenes taktisches Mittel gespielt werden. Agiert der Gegner zum Beispiel ausschließlich mit den gleichen Breitengebern im letzten Spielfelddrittel, also immer dem Außenverteidiger, dann kann dieser von einem Manndecker verfolgt werden. Dadurch werden die eigenen Außenverteidiger frei, um extrem eng an den Innenverteidigern zu agieren. Damit können die Schnittstellen versperrt werden.
Alternativ können auch die Außenverteidiger oder gar der eigene Flügelstürmer sehr eng manndeckend an den freien Offensivspielern des Gegners agieren; der jeweils andere gliedert sich in die Viererkette ein und übernimmt dann das Pressen des Breitengebers, also dem hinterlaufenden Außenverteidiger.
Gegen die Bayern ist dies jedoch schwerer zu praktizieren, weswegen der BVB es auch nicht tat – die Münchner spielen nämlich mit diagonalen und „vorderlaufenden“ Außenverteidigern, desweiteren überladen sie auch Flügelzonen mit dem Mittelstürmer enorm gut.
5. Konterfluidität
Eine weitere Alternative um Offensivfluidität zu bespielen, ist das taktische Mittel Defensivfluidität. Klingt komisch, ist aber so. Was ist aber die Defensivfluidität eigentlich? Im Endeffekt ist es die freie Bewegung der Defensivspieler, die problemlos auf andere Positionen rücken oder jeweils auf unterschiedlichen Positionen und gegen unterschiedliche Gegenspieler agieren können. Dies kann zum Beispiel durch Manndeckungen gegen einen offensivfluiden Gegner geschehen oder durch eigene Positionswechsel.
Ein Beispiel dafür ist die fluide Dreifachsechs. Im Mittelfeld gibt es dann drei defensive Spieler im Zentrum, die bei gegnerischem Ballbesitz allerdings keine feste Position haben. Je nach gegnerischer Bewegung können sie zwischen einer flachen Drei, einer 1-2 oder einer 2-1-Formation variieren, sie können flexibel auf den Ballführenden herausrücken und die verbliebenen Akteure unterstützen oder sichern ab.
Bei einer Fluidität in der Defensive und bei gegnerischem Ballbesitz ergeben sich gewisse Probleme: Bei schwacher Bewegung entstehen Löcher, es erfordert eine enorme Spielintelligenz und es ist eine instabile Spielweise, wenn sie nicht ordentlich geplant wird. Auch darum wird diese Spielweise kaum praktiziert.
6. Das Raumfressen
Ein komplexeres taktisches Mittel ist das „Raumfressen“: Dieser blumige Begriff passt dabei sehr gut auf die Spielweise. Bei der Offensivfluidität wird versucht, in offene Räume zu kommen. Beim Raumfressen wird dies zwar erlaubt, aber die Effektivität dieses Raumes wird zerstört, indem der gegnerische rauminfiltrierende Lauf in seiner Ausführung behindert wird. Dies kann entweder durch ein Leiten des Laufes in ungefährliche Zonen passieren oder das Verändern der eigenen formativen Stellung, um den vom Gegner kontrollierten Raum in seiner Beschaffenheit zu verändern.
Klingt kompliziert, ist aber einfach. Ein Beispiel: Der rechte Flügelstürmer rochiert in die Mitte und empfängt den Ball in der Schnittstelle zwischen den beiden Sechsern. Theoretisch könnte man ihn nun einfach pressen und Druck entfachen. Beide Sechser könnten herausrücken, würden aber den Zwischenlinienraum öffnen. Beim „Raumfressen“ wird aber eine Passoption versperrt und nur ein Akteur presst den Ballführenden. Das Pressing ist aber nicht aggressiv, sondern soll ihn in ungefährliche Zonen leiten, beispielsweise auf die Außenbahn.
Gleichzeitig rückt der eigene Außenstürmer in Richtung Mitte und versperrt die Schnittstelle, öffnet aber den Raum auf der Seite. Aus der aussichtsreichen Position mit der Option auf einen offenen Zwischenlinienraum oder schnelle Kurzpasskombinationen wurde der Angriff fast unmerklich auf dem Flügel abgelenkt, wo der Gegner einfacher gepresst und auch isoliert werden kann.
7. Isolation und Abgrenzung
Das Isolieren kann ebenfalls als alleiniges taktisches Mittel praktiziert werden. Dies ist nicht so einfach: Wie isoliert man sich frei bewegende Akteure voneinander? Mit etwas Vorbereitung ist das praktikabel. Auch die fluiden Bewegungen starten aus einer Grundposition heraus. Bei der Ballannahme können die Akteure voneinander isoliert werden; es folgt ein Rückpass oder die Suche nach Raum.
Rücken sie zusammen, dann wird das Isolieren durch das Zustellen von Passwegen solange praktiziert, bis die Gegner enorm eng stehen; danach können sie sich in diesem engen Raum den Ball zuschieben, aber haben keine Option, um den kompakt zusammengeschobenen Block vor sich zu umspielen. Auch Seitenwechsel sind kaum möglich, weil die Möglichkeit von mehreren Kurzpässen über die Mitte auf die Seite durch das Zusammenziehen kaum umsetzbar ist. Es muss also ein Rückpass oder ein langer Ball erfolgen, um in den offenen Raum zu kommen.
Die praktische Umsetzung der Isolation ist ebenfalls einfacher, als man glaubt. In einem tiefen 4-5-1 können die Halbspieler jeweils die Passwege auf den zentralen Verbindungsgeber verhindern. Rückt der Außenstürmer dann mit Ball am Fuß in die Mitte wird der Passweg solange versperrt, bis es aufgrund der Nähe nicht mehr möglich ist. Hier kann mit harmonischen und koordinierten Bewegungen der Gegner bei seinen Anbietbewegungen aus der eigenen Formation geworfen worden. Anstatt dass dann ein Kurzpass in den Zwischenlinienraum erfolgt, kommt er plötzlich vor 2 oder mehr Gegenspieler. Womit wir wieder beim Raumfressen wären.
Überlädt der Gegner aber bereits vor der Ballannahme eine bestimmte Zone, so kann der freigewordene Spieler, sei es einer aus der Mitte oder ein Außenspieler (der Außenverteidiger übernimmt den Breitengeber), dank seiner räumlichen Befreiung ebenfalls den Raum. Hier wären wir wieder bei Punkt 3 und auch Punkt 4.
8. Fokus auf die maximale Kompaktheit
Die klassische Spielweise gegen eine fluide Mannschaft dürfte aber wohl die „Einfachste“ sein: So kompakt wie möglich bleiben und sich nicht beirren lassen. Eine positionsorientierte Raumdeckung im 4-5-1 oder 4-4-2 mit enormer horizontaler und vertikaler Kompaktheit. Dabei wird ein hoher Fokus auf das horizontale ballseitige Einrücken zum Ball gelegt und eine enorme Enge im Zwischenlinienraum. Der Ballbesitz würde wohl dem Gegner überlassen, es gäbe aber eine hohe Stabilität.
9. und 10. Hohe Proaktivität oder Passivität?
Dieser Punkt beschreibt die Wahl zwischen zwei Extremen im individual- und gruppentaktischen Verhalten. Um die Offensivfluidität zu neutralisieren, kann einerseits mit enormer Proaktivität gespielt werden: Die Akteure in Abwehr und Mittelfeld rücken viel heraus, übernehmen situative Manndeckungen, belauern Passwege oder überladen Zonen instinktiv, bevor der Ball hinkommt. Der Gegner soll dadurch zwar fluide spielen, aber bei Ballannahmen, Rochaden oder Kombinationen werden sie sehr früh und sehr aggressiv gepresst. Eine solche Spielweise praktizieren die Dortmunder immer wieder erfolgreich, beispielsweise beim Herausrücken der Mittelfeldspieler nach vorne oder dem Herausrücken der Innenverteidiger in den Zwischenlinienraum, um Passempfänger dort vorzeitig zu stören.
Das andere Extrem wäre eine enorme Passivität im Zweikampf, wie es Chelsea phasenweise praktizierte. So soll zum Beispiel auch Guus Hiddink im Jahre 2009 bei Chelsea gegen den FC Barcelona „befohlen“ haben, nicht zu grätschen, individualtaktisch nicht aggressiv zu pressen und sich so weit wie möglich zurückzuhalten, bis man die ideale Möglichkeit vorfindet. Durch das passive Mitverfolgen des Ballführenden, ist das Isolieren von Passoptionen und das Leiten von Läufen einfacher. Es erhöht die Stabilität, auch wenn es den eigenen Raum aufgibt.
11. Zonale Manndeckungen
Eine weitere, klassischere Option ist die zonale Manndeckung. Hier könnten in bestimmten Zonen jeweils Manndeckungen übernommen werden. Auf den ersten Blick wirkt es wie eine eher merkwürdige Antwort auf die gegnerische Offensivfluidität. Die Überzahl wird nicht neutralisiert, doch es ergeben sich interessante Dynamiken im Pressing. So wird der fluide Spieler beim Anbieten – hier also ohne Ball – immer von einem nahen Gegenspieler lose manndeckend übernommen. Wieso lose?
Spielt man das aggressiv, entstehen zu große Lücken. Wird es aber lose gespielt, so rückt man nur etwas heraus. Im Endeffekt wird dadurch eine Pressingfalle aufgebaut: Der rochierende Spieler ist anspielbereit, aber kann sofort dynamisch gepresst werden. Gleichzeitig kann der Pass auf diesen Gegenspieler als Mechanismus für die eigene defensive Organisation dienen. Kommt der Pass, so rückt der zuständige Spieler nicht nur ein bisschen, sondern nun gänzlich heraus und presst.
Die anderen Spieler lassen sich je nach Ausrichtung entweder fallen und sichern den offenen Raum ab, oder orientieren sich ebenfalls als aggressive Manndecker an Gegenspieler in ihrem Zuständigkeitsbereich. Idealerweise kann sich der Gegner nicht ordentlich nach vorne drehen, aber seine nahen Anspielstationen sind versperrt und er muss nach hinten spielen oder verliert den Ball.
12. Der Libero und die Manndecker
Die letzte Möglichkeit wäre es, wenn es im „fluiden“ Raum einfach eine Vielzahl von Manndeckern mit einigen Raumdeckern gibt. Im Mittelfeld gäbe es dann einen Mittelfeldlibero, einen oder zwei „klassische Liberos“ (soll heißen: Die Innenverteidiger agieren ohne Zuteilung) in der Abwehr und der oder die Stürmer als rückwärtspressende Unterstützer. Die Fluidität wird neutralisiert, das Überladen von Räumen verhindert, die Raumdecker können mit ihrer Spielintelligenz gezielt absichern oder unterstützen. Einfach, aber unter Umständen sehr effektiv.
18 Kommentare Alle anzeigen
Dr. Acula 25. November 2014 um 10:48
hat nicht Inter unter mourinho im legendären CL-HF gegen Barca diese fluide Dreifach-Sechs genutzt?
Axt 7. Februar 2014 um 06:24
Super Artikel!
Die spannende Frage wäre jetzt vlt noch wie man diese Möglichkeiten, um gegnerische Offensivfluidität zu neutralisieren, nutzen kann, ohne in die Falle des Gegenpressings zu marschieren.
Ich bin sowieso der Meinung dass es die nächste kleinere „Mourinho’sche“ Revolution zu sehen geben kann, wenn der FC Chelsea in der Cl auf Barca oder Bayern treffen könnte. Ihm wird bestimmt spätestens im Rückspiel eine Methode einfallen, das Gegenpressing zu umspielen oder gar auszunutzen. Freue mich schon auf diesen Artikel…
RM 7. Februar 2014 um 10:44
Ach, der wird einfach direkte lange Bälle bolzen lassen und das Gegenpressing mit Minivorteil für sich nutzen versuchen.
CF 7. Februar 2014 um 12:15
„kleinere “Mourinho’sche” Revolution“
Ist ein ganz interessantes Thema. Ich würde nämlich behaupten, dass er gar nicht so revolutionär war. Er nimmt eher taktische Elemente, kombiniert diese ziemlich passend und individuelle an den Gegner an. Er spielt quasi Puzzle mit alten taktische Elemente. Würde ihn aber nicht als Revolutionär bezeichnen. Würde mich mal interessieren wie du ihn in diesem Zusammenhang siehst?
LZ 7. Februar 2014 um 13:14
Möchte beifügen, Gegenmittel gegen Gegenpressing: lange Bälle über die erste Linie (bvb-bayern 0:3, 1.Halbzeit). Chealsea: die Wucht und Intensität die Chealsea in guten Spielen mittlerweile kombiniert über die jederzeit abrufbare Defensivstabilität entwickeln kann, macht Sie für mich zu meinem Favoriten auf den CL-Sieg. Entscheidend wird mMn das „neue“ offensive Gesicht (besonders auswärts) sein.
Koom 7. Februar 2014 um 14:08
Nach der ersten Halbzeit stand es 0:0. Und Dortmund hatte durchaus seine Gelegenheiten gehabt, eine Führung zu erzielen. Probates Mittel also nicht unbedingt, selbst mit so einem Weltklassekader wie dem der Bayern. Hohe Bälle sind Glücksspiel.
LZ 7. Februar 2014 um 14:18
Genau, aber ich meine in diesem Spiel ausgemacht zu haben, dass Bayern (egal wie der Spiestand war, das war nur als Anmerkung und Erinnerungshilfe gedacht) mit hohen Bällen agierte, bevor später die „1,60-Spieler“ eingewechselt wurden und für die Entscheidung sorgten. Dortmund hätte das Spiel durchaus gewinnen können/sollen, trotzdem ist das (wohl nicht nur mir) im Bayern-Spiel in Halbzeit 1 eklatant aufgefallen. „RM“ erwartet von „Mou“ wie auch ich jetzt lang gebolzte Bälle. Und ich sage: lange Bälle sind definitiv keine Glückssache, erst recht nicht mit Spielern wie Hummels oder anderen kongenialen Aufbauspielern die diese Räume dafür auch unter Druck erkennen und die Stürmer denn Ball gut Abschirmen/an Nachrücker verteilen (sodass das Gegenpressing überwunden bzw. längerfristig ins Stottern kommt). Ich seh das von guten Teams mittlerweile wieder als Waffe …
Koom 7. Februar 2014 um 14:42
Definitiv richtig, dass die Bayern das gemacht haben. Allerdings hatten sie wohl erdacht/erhofft, das man damit auch zum Torerfolg kommen würde. Der blieb dann aber aus, wurde sogar eher gegenteilig. Insofern würde ich nicht sagen, dass es ein probates Mittel gegen Gegenpressing-Teams war. Also zumindest keines, mit dem man den Gegner ausschaltet oder besiegt. Man verringert seine Gefährlichkeit auf Kosten der eigenen Offensive.
Das lange Bälle, präzise und durchdacht gespielt und von passenden Verwertern empfangen, durchause eine Waffe sind, dürfte unstrittig sein. IMO aber momentan eher noch phasenweise, nicht als 90-Minuten-Taktik.
Ich denke auch, das wir uns momentan in einer Umbruchphase des Fußballs befinden. Gerade sind kleine, wendige, Allrounder-Typen unheimlich begehrt. Wenn das genügend Mannschaften darauf „umgestellt“ haben, wird es plötzlich wieder Teams mit Flankengöttern und Sturmgiraffen als „neue“ Idee ersonnen, weil es die Standard-Taktik kontert.
MR 7. Februar 2014 um 18:37
Das hatte überhaupt nix mit Gegenpressing zu tun.
LZ 8. Februar 2014 um 07:29
Ich habe versäumt zu erwähnen, wie wichtig die Rolle von Mats Hummel (nicht nur wie jeder sagt im Spielaufbau) ist: er, als auch Subotic preschen regelemäßig vor die Stürmer um das taktische Mittel des langen Balls zu entscherfen, sodass die Gegenpressing-Aktion Schwerpunkt im Spiel bleiben bzw. das taktische Mittel des langen Balls nur schwierig greifen kann. Leider wurde dieser nach vorn gerichtete Verteidigungsstil Hummels in der Nati unter Löw zum Verhängnis.
Die Theorie der kleinig stämmigen Spieler finde ich sehr interessant!
Trifft sowas auch auf Jantschke oder Mascherano in der IV zu?
Das als Trend auszulegen (à la Pepe und Barca-Stil) halte ich für gewagt. Kruse, Sam, Hofman und viele weitere mögen solche Spieler sein, ich halte es trotzdem für nicht dauerhaft zielführend und denke, dass wir das auch bei einem Götze in der WM merken werden, dass er uns nicht riesig weiter helfen wird, wenn es darauf ankommt – ist aber meine persönliche Einschätzung.
Meine persönliche Einschätzung ist auch, dass sich das nicht gegen Klopsche Gegenpressing-Spielweise, die physische Stärke die die deutsche Mannschaft wohl bei der WM erwarten darf oder Chealseas Wucht (jeweils in Optimal-Form/Besetzung) behaupten kann.
Das taktische Mittel der eingesträuten langen Bälle würde ich schon als greifbare Spieleröffnung (bei guten Stürmern eben nicht auf Kosten der eigenen Offensive) beschreiben – ich gehe jeweils von Chealseas Spieler-Material aus (dass das in West Ham leider erfolgreicher veralteter Käse ist, bestreite ich nicht).
-> Sweansea`s Spielweise über das Zentrum hat mir übrigens bisher sehr gut gefallen, trotz Krise und Misserfolg, wenn Ihr das mal untersucht habt, würde ich mich über eine Verlinkung freuen.
MR: hatte das im Zusammenhang zum Gegenpressing gedeutet.
MR 8. Februar 2014 um 07:55
Die Bälle wurden von Bayern doch nicht nach Balleroberungen gespielt, was soll das mit Gegenpressing zu tun haben?
Swansea: https://spielverlagerung.de/?s=Swansea+City
LZ 8. Februar 2014 um 11:40
Ich glaube Du hast „vorpreschen“ falsch verstanden. Es ging nur um das Verhalten der hochstehenden Innenverteidiger am Beispiel Hummels (sich bestmöglich vor den Stürmer zu stellen, sodass wenn der GEGNER lange Bälle als Gegenmittel einstreut, diese so entschärft werden können). Habe ich beschrieben, WANN die Bälle gespielt wurden?:P Wann wurden die Bälle denn damals deiner Meinung nach im Bayern-Match gespielt? Ich müsste mich zurückerinnern – und tippe auf Situationen der Spieleröffnung. Gegenpressing mit langen Bällen direkt nach Balleroberungen ist eine lustig unlogische Vorstellung.
Sweansea: Danke – habe auf neuere Artikel spekuliert 😛
UST 25. Mai 2013 um 01:47
hi, mal eine blöde frage, aber was ist eigtl. der unterschied zwischen fluidität und rochade?
gruß,
RM 25. Mai 2013 um 10:50
Rochade ist eine einzelne Bewegung, nämlich ein im Spielverlauf vorkommender Positionswechsel. Die Fluidität ist einerseits eine grundlegende Sache und andererseits kein Positionswechsel, sondern das Verwaisen von Positionen.
GH 23. Mai 2013 um 15:20
@RM: Was ist deine bevorzugte Herangehensweise? Oder ist es immer team-, gegnerteam-, situationsabhängig?
RM 23. Mai 2013 um 15:24
Es ist immer team, gegnerteam- und situationsabhängig. Idealerweise nutzt man verschiedene Sachen.
Einzig Punkt 3) würde ich wohl persönlich nie spielen lassen. Punkt 2) ist sehr abhängig vom Spielkontext, Punkt 5) von den Spielern. Punkt 11) und Punkt 4) kann man wohl ganz lässig umsetzen.
h 23. Mai 2013 um 10:40
Mal etwas was nichts mit dem Artikel zu tun hat, mich aber schon lange „nervt“:
Die Verlinkung zu den Kommentaren, die immer unter der Artikelüberschrift eingebaut ist, funktioniert nicht, weil der Link falsch gesetzt ist.
Ihr müsst „#comments“ anhängen und nicht „#commentlist“, da es die div-Box „commentlist“ nicht gibt.
blub 22. Mai 2013 um 20:00
Fassen wir also zusammen: Es gibt viele möglichkeiten auf offensivfluidität zu reargieren, wichtig ist aber vor allem das man es konsequent und gut macht.
Lieber eine theoretisch schlechtere Variante gut spielen als umgekehrt.