FC Barcelona 2010/11 – die beste Mannschaft aller Zeiten?
In Anbetracht der näherkommenden Saison der Primera Division und des bevorstehenden El Clásicos im Supercopa hat sich Spielverlagerung entschlossen, unsere erste kompakte Mannschaftsanalyse dem aktuellen Champions-League-Sieger zu widmen, dem FC Barcelona.
Eine taktische Analyse der populärsten Mannschaft des Planeten
Am 28. Mai 2011 wurde Geschichte geschrieben – abermals. Der FC Barcelona gewann mit einer herausragenden Leistung gegen Manchester United und für viele war es einer der souveränsten und schönsten Siege, die man jemals in einem Champions-League-Finale gesehen hatte.
Bereits vor zwei Jahren hatte die Mannschaft unter Trainer Pep Guardiola den wichtigsten Vereinspokal der Welt gewonnen, nun wiederholten sie ihren Triumph auf unnachahmliche Weise, die Medien überschlugen sich vor Superlativen.
Doch was ist es, was diese Mannschaft so unwiderstehlich macht und ihr den Hauch von Unbesiegbarkeit verleiht? Was ist das Geheimnis der katalanischen Jahrhundertmannschaft?
Ein Blick zurück
Eng verbunden mit dem Erfolg ist La Masia, die vereinseigene Fußballakademie, die das Gros der siegreichen Mannschaft hervorgebracht hatte. Im Jahre 1979 hatte Vereinsikone Johan Cruijff seinem damaligen Vereinspräsidenten die Gründung der Akademie vorgeschlagen, ganz nach dem Vorbild von Jong Ajax, wo Cruijff selbst geschult worden war.
Als der Niederländer später Trainer wurde, kamen auch die ersten Absolventen aus La Masia – der erste Champions-League-Sieg ließ nicht lange auf sich warten, „El Salvador“ machte sich und das Tiqui Taca unsterblich.
Sein Lieblingsschüler hieß Josep „Pep“ Guardiola, einer der kreativsten Sechser, welchen die Welt je gesehen hatte. Er verkörperte alles, wofür der FC Barcelona damals stehen wollte und es heute noch tut: Identifikation, Intelligenz, Bescheidenheit, körperloses und mutiges Spiel nach vorne.
Dieses Ideal wurde einige Jahre eingeschläfert, doch ein weiterer Niederländer belebte es um die Jahrtausendwende herum wieder. Sein Name ist hierzulande nicht unbekannt, Louis Van Gaal übernahm das Ruder an der katalanischen Hafenstadt und sorgte dafür, dass Spieler wie Victor Valdes, Carles Puyol, Andrés Iniesta und Xavi Hernandez in die erste Mannschaft kamen.
Seine Zeit endete nach einigen Zankereien unrühmlich, doch seine Idee blieb verankert, seine Spieler warteten auf einen neuen Trainer, der das Ideal Barcelonas verkörpern wollte, dieses Mal würde es jedoch kein Niederländer sein.
Im Jahr 2009 übernahm Cruijffs Musterschüler Pep Guardiola die Mannschaft und mistete viele der ausländischen Altstars ohne Rücksicht auf Namen aus. Große Stars wie Deco, Ronaldinho und andere mussten gehen, doch Guardiolas Maßnahmen sollten fruchten.
Bereits in seinem ersten Jahr gewann man sämtliche Titel und konnte als erste Mannschaft sechs Wettbewerbe für sich entscheiden, darunter die Champions League.
Das Besondere an Pep Guardiola und seinem Team waren jedoch nicht die zahlreichen Pokale, es war viel mehr die Idee, die sie verkörperten und welche sie jede Saison mehr und mehr symbolisierten.
Hatte man beim ersten CL-Sieg noch einen durchschnittlichen Ballbesitz von etwas über 60%, so waren es letzte Saison nochmals 10% mehr.
Doch wie setzt man das Ideal um, wie spielt man das ballbesitzorientierte Kurzpassspiel dermaßen erfolgreich und effektiv?
Barcelonas erste Grundprämisse – das Pressing
Damit man einen ballbesitzorientierten Fußballstil spielen kann, benötigt man den Ball und deshalb ist für Pep Guardiola das oberste Ziel, den Ball so schnell und weit weg vom eigenen Tor wie möglich zu erobern – sinnbildlich dafür sein Zitat: „We are a horrible team without the ball so I want us to get it back as soon as possible and I’d rather give away fouls and the ball in their half then in ours.“
Die Folge von dieser Denkweise ist unübersehbar, das Pressing des FC Barcelona gab es in einer solchen extremen Ausführung wohl noch nie im Weltfußball. Die Fähigkeit, kollektiv so agieren zu können, ist in erster Linie dem Ausbildungssystem geschuldet, bereits die Jüngsten werden in La Masia zu demselben Fußballstil erzogen.
Es klingt zwar einfach, dass man nach Ballverlust sofort den Ballführenden attackieren soll, doch ein schnelles Umschalten benötigt jahrelanges Training. Es muss ein Automatismus entstehen, was bei Barcelona wohl als einzigem Verein in vollendeter Art und Weise der Fall ist.
In grafischer Darstellung sieht das Grundsystem Barcelonas zwar wie hier abgebildet aus, doch da der FC Barcelona im Normalfall mit 75% Ballbesitz agiert und nicht in seiner defensiven Grundstellung verharrt (de facto haben sie diese Stellung fast nur bei Abstößen oder in schlechten Spielen), muss man das klassische Bild von deren 4-3-3-Formation verwerfen.
Der FC Barcelona agiert mit einer sehr dichten und engen Mitte und überlässt den Flügelstürmern und Außenverteidigern extrem viel Laufarbeit – man könnte bei den Außenverteidigern fast schon von Wingbacks sprechen, da sie im Normalfall die gesamte Außenbahn alleine zu beackern haben, wie man hier in der Darstellung des offensiven Grundsystems näher betrachten kann.
Dadurch dass die Mannschaft schematisch so hoch aufrückt und die Mitte dicht ist, kann der Gegner nur über den Umweg der Außen Richtung Tor kommen und jener dauert deutlich länger als der zentrale Weg.
Auf diesen beiden Voraussetzungen – der engmaschigen Mitte und der hohen schematischen Position – basiert das Pressing des FC Barcelona.
Die zentralen Spieler können den Spielaufbau des Gegners, der im Normalfall im Zentrum oder von den Innenverteidigern ausgeht, sofort stören. Die Außenverteidiger beackern die Außen und sperren den Passweg zu, das Spielfeld wird auf eine geringe Größe komprimiert und der Gegner zu Fehlern gezwungen. Eine interessante Statistik hierzu ist der Fakt, dass der FC Barcelona jene Mannschaft war, die die wenigsten Fouls pro Spiel in den CL-KO-Runde beging – berechnet man jedoch die Fouls in Relation zum gegnerischen Ballbesitz, so liegen sie knapp auf Platz 1. Fouls aufgrund des aggressiven Attackierens des Gegners werden fast nie mit einer gelben Karte geahndet, doch sie unterbrechen den Spielrhythmus des Gegners, was ein weiterer Vorteil im Pressing Barcelonas darstellt.
In folgender Grafik erkennt man vier hypothetische Szenarien, in welchen der FC Barcelona den ballführenden gegnerischen Spieler (durch den schwarzen Punkt symbolisiert) unter Druck setzt.
Die quirligen Spieler der Katalanen sind in der Kollektivbewegung extrem kompakt und dynamisch, wie man in der Grafik durch die Dichte der schwarzen Kreise, welche den potenziellen Deckungsschatten darstellen, erkennen kann. Ein Pass dazwischen hindurch benötigt einen Spieler, der extrem ballsicher und handlungsschnell ist – das sind insbesondere Verteidiger selten, doch selbst wenn der nächste Pass angebracht wird, muss sich der Mitspieler abermals dem kollektiven Druck der Blaugrana-Spieler entgegensetzen.
Desweiteren ist der Deckungsschatten der Spieler Barcas größer als anderer Fußballer, da sie seit ihrer Jugend durch besondere Spielformen darauf getrimmt werden und wendiger sind als der Durchschnittsprofi. Ebenso wie die Offensive basiert auch das Pressing auf dem Gedanken des Dreiecksspiels und die offensive Grundformation des FC Barcelona, ein asymmetrisches 3-4-3, sorgt für viele solcher Dreiecke. Nach Balleroberung kann somit sofort wieder mit den Kombinationen begonnen werden und ein schneller Abschluss ist weder eine Rarität noch Zufall.
Eine der Spielformen, um Pressing wie Kurzpassspiel zu trainieren, heißt übrigens „Piggy in the middle“ (zu deutsch: „Schweinchen in der Mitte“), bei dem ein Spieler alleine in der Mitte den Ball von fünf seiner Mitspieler erobern muss – Xavi und Iniesta spielten dieses Spiel nach dem Training in der Akademie zusammen mit ein paar Freunden noch bis in die Nacht hinein.
Obwohl sämtliche Fußballexperten von ihrem karussellartigen Zusammenspiel und ihrer technischen Brillanz schwärmen – die Disziplin und taktische Stärke der Katalanen ist nicht minder beeindruckend und gleichermaßen für den Erfolg verantwortlich, wie ihre Offensive.
Barcelonas zweite Grundprämisse – das Tiqui Taca
Sobald man den Ball erobert hat oder der Gegner zum Abschluss gekommen ist, beginnt der Spielaufbau Barcelonas.
Falls man das Spiel tatsächlich von hinten aufbauen muss, dann postiert sich das Team in der defensiven Grundformation und lässt sich weit fallen.
Dadurch wird das Spiel, wie man in der Grafik daneben sieht, breit und tief gemacht, man schafft sich künstlich Raum, um nicht unter Bedrängnis zu kommen. Risikovermeidung in der eigenen Hälfte ist der Zauberspruch Pep Guardiolas.
Das Spiel wird vom Antizipationskeeper Victor Valdes gestartet, Piqué übernimmt dann die spielgestalterischen Aufgaben in der Innenverteidigung, unterstützt wird er von Sergi Busquets und Xavi, die sich aus dem Mittelfeld fallen lassen. Die Außenverteidiger Abidal und Dani Alves machen das Spiel breit und sorgen für weitere Anspielstationen, Ballverluste oder Fehlpässe in der Abwehr sind bei den Katalanen nie anzutreffen.
Sobald der Ball ins Mittelfeld kommt, wird versucht, ihn möglichst schnell zwischen den einzelnen Positionen zirkulieren zu lassen und gemächlich aufzurücken. Durch dieses Ziehharmonikaspiel hat man zwei große Vorteile – der Gegner muss andauernd verschieben und läuft sich müde, während die eigene Abwehr gestaffelt aufrücken kann und sich an der Mittellinie postieren kann.
Wenn sich die Abwehr postiert hat, beginnt Phase zwei des Offensivspiels, man sucht Doppelpässe im Zentrum und kombiniert sich bis zum gegnerischen Sechzehner, von wo aus man den Ball wieder nach dem Ziehharmonikaprinzip zirkulieren lässt.
In dieser Grafik kann man die einzelnen Laufwege der Spieler erkennen, die unterbrochenen Pfeile stehen für Läufe, die gemacht werden, um Raum für Mitspieler zu schaffen, während die durchgehenden Pfeile für die klassischen Läufe stehen.
Sofort fallen folgende Sachen auf: Messi besitzt als Zielspieler extrem viele Laufwege und wird von seiner Mannschaft forciert, er profitiert von ihr, sie profitiert von seiner Kaltschnäuzigkeit und Spielstärke.Neben Messis vielen Läufen besitzen auch die Außenverteidiger weite Bahnen, für die sie verantwortlich sind, hier wird Dani Alves Diagonallauf deutlich. Dies ist einer der typischen Spielzüge der Barcelonamannschaft, Xavis tödliche Pässe bei einer engen Viererkette gehen dann auf Dani Alves, der durch seine Dynamik diese Vorsichtsmaßnahme gegnerischer Abwehrketten ausnutzt und bereits zahlreiche Tore dadurch aufgelegt hat. Eine weitere Aufgabe der Außenverteidiger ist, dass sie das Spielfeld breit machen sollen, wenn der Gegner die Zentrale mit eigenen Spielern überfüllt und das Kontrollzentrum Barcelonas regelrecht zum Ersticken bringt.
In der Abwehr verschieben Busquets und die beiden Innenverteidiger oftmals auf die Seiten, um beim Spielaufbau zu helfen, falls die Mitte zugestellt ist. Dadurch kann Xavi, der als Spielmacher agiert, selbst bei geschlossenem Passweg zu den offensiven Außenverteidigern seinen Pass anbringen – eben über eine Zwischenstation eine Ebene weiter hinten.
Neben Messi besitzen Villa und Pedro Torjägeraufgaben, doch ebenso oft müssen sie Raum für Messi im Zentrum öffnen. Eine Besonderheit an den beiden Sturmpartnern des großen Leo ist, dass sie weder eindeutig als Flügelstürmer noch eindeutig als Mittelstürmer fungieren. Sie spielen eine Hybridposition zwischen diesen vertikalen Linien und bilden ein Gegenstück zu Messi, welcher zwischen der horizontalen Linie, zwischen Mittelstürmer und offensivem Mittefeldspieler als falsche Neun agiert.
Last but not least muss der Wert von Andrés Iniesta berücksichtigt warden, der wohl die undankbarste Rolle in diesem System spielt. Seine zahlreichen off-the-ball-runs sind schwer zu erkennen und noch schwerer zu bewerten, doch sein Einfluss auf das Spiel ist nicht hoch genug zu schätzen. Perfekte Ballbeherrschung auf engstem Raum, Entlastung für Xavi, unaufhörliches Raum schaffen und Lücken füllen, diese Attribute machen den blassen Spanier zu einem der meist unterschätzten, doch für Teamkollegen und Trainer populärsten Spieler. Eidur Gudjohnsen sagte einst: „Wenn mich meine Freunde nach Ronaldinho fragen, erzähle ich ihnen von Iniesta.“ und trotz zahlreicher Lobeshymnen wie dieser wird die taktische Arbeit, welche Iniesta Woche für Woche leistet, verkannt.
In diesem Video erkennt man das wahre Gesicht des Tiqui Taca – ununterbrochenes Freilaufen, die Suche nach dem Ball, gefolgt von schnellen und einfachen Kurzpässen zum Mitspieler. „Der einfachste Fußball ist am schwersten zu spielen“, sagte Johan Cruijff einst – doch noch schwerer ist er zu verteidigen. Ununterbrochene Bewegung und immer nur eine Ballberührung, maximal zwei, sorgen dafür, dass man die Spieler von Barcelona nicht einmal foulen kann.
Was passiert, wenn das System stockt?
Eines der bekanntesten Beispiele, falls das Grundsystem ins Stocken gerät, ist wohl das Copa-del-Rey-Finale gegen Real Madrid.
In Halbzeit eins war Real stärker und zeigte mit körperlicher Stärke und dynamischem Mittelfeldpressing, wie man gegen Barca erfolgreich sein könnte, doch in der Halbzeitpause reagierte Pep Guardiola prompt und die Katalanen waren nach dem Seitenwechsel die klar stärkere Mannschaft.
Was war geschehen?
Messi kam auf die rechte Seite und Pedro nach links, während die Rolle des Mittelstürmers von David Villa übernommen wurde.
Messi auf rechts hatte mehr Raum als im Zentrum und konnte mehr Bindung zum Spiel aufbauen, desweiteren musste er weiterhin gedoppelt werden, was den Madrilenen effektiv einen Mann im Zentrum kostete. Die Konsequenz dessen war das Aufblühen Iniestas und Xavis in der Mitte und das altbekannte Gesicht der Katalanen, die wieder Selbstvertrauen durch Ballbesitz tanken konnten.
Interessant an der Alternativformation ist, dass sie vor nicht allzu langer Zeit die Standardformation war und deshalb recht schnell übernommen werden kann, ohne dass sie im Training vorbereitet werden muss.
Die Rollen der Spieler sind hier nur leicht variiert, Andrés Iniesta muss bzw. darf beispielsweise mehr spielgestalterische Aufgaben übernehmen, während Pedro mehr als Winger agiert.
Der Hauptvorteil des Systems ist das Freimachen der Mitte und die schnelle und einfache Umstellung, während der Gegner seine komplexe und destruktive Taktik vollends ändern muss – was jedoch auch gelingen kann, wie Jose Mourinho in der Verlängerung des Copa-Finales bewies.
Wie schaltet man den FC Barcelona aus?
Bislang konnte man drei verschiedene Versuche beobachten. Manche Mannschaften, wie beispielsweise Stadtrivale Espanyol, agierten mit einem hohen Pressing und versuchten Barcelona in ihrer zweiten Phase zu stören, was meist in einem spektakulären und durchaus knappen Spiel endete. Die meisten Mannschaften, unter anderem Inter Mailand im legendären Rückspiel 2009/10, beschränken sich auf eine extrem tiefstehende Viererkette und ein defensives Mittelfeld mit laufstarken Außen und einer körperlich starken Doppelsechs. Inter Mailand ließ sogar die Außenbahn verwaisen und das Spiel komprimierte sich, der offene Raum auf Außen wurde von Barcelona in Anbetracht ihrer mangelhaften Flankenverwertung nicht genutzt.
Die dritte Variante zeigte Real Madrid in der ersten Halbzeit der Copa, als man auf Augenhöhe agierte und die Vorherrschaft im Mittelfeld übernahm. Seit einigen Jahren hatte kein Team mehr Ballbesitz als der FC Barcelona, doch Real gelang es zumindest in dieser Halbzeit knapp.
Jose Mourinho versuchte in dieser Halbzeit Xavi in Manndeckung und mit einem überfüllten Mittelfeld die Passwege zuzusperren.
Xavi agiert als die Konstante und das Herz des Tiqui Taca, er gibt den Rhythmus vor und bestimmt das Tempo des Spiels, schaltet man ihn aus, nimmt man dem gesamten Barca-Team ihren Leader.
Andrés Iniesta ist die Variable, er profitiert von Xavi, doch auch der kleine Spielmacher profitiert von ihm und beide kümmern sich um den Spielfluss, während Messi vorne als freies Radikal die große Unbekannte spielen darf – jeden Moment kann ein Wunder geschehen und als Trainer kann man ihn nicht ernstlich in Manndeckung nehmen, ebenso wenig wie Iniesta. Der einzige Weg ist das Versperren von Passwegen zu ihm und dies gelang Mourinhos Truppe an jenem Abend herausragend.
Wie sieht die Zukunft aus?
Im Sommer 2011 kaufte man mit Alexis Sanchez und voraussichtlich Cesc Fabregas zwei absolute Topleute, für die es auf den ersten Blick keinen Platz in der ersten Elf gibt – auch weil mit Thiago Alcantara ein weiteres Jahrhunderttalent in die erste Mannschaft hochgezogen wurde.
Zwar könnten Alexis Sanchez, der die Nummer 9 vom abgewanderten Bojan Krkic übernimmt, und Cesc Fabregas auch „nur“ als Rotationsmöglichkeit oder Alternativen für bestimmte Gegner dienen, Sanchez ist beispielsweise wendiger und dribbelstärker als David Villa, während Cesc Fabregas dynamischer und zielstrebiger spielt als Xavi und Busquets. Dies wäre gegen sehr tiefstehende Gegner unter Umständen eine Option, doch von einer großen spanischen Sportzeitung wurde die Theorie aufgeworfen, dass künftig mit einer reinen Dreierkette im defensiven Grundsystem gespielt werden soll – Dani Alves würde hier die Position des rechten Innenverteidigers übernehmen.
So abwegig diese Idee erscheinen mag, rein theoretisch wäre sie möglich. Dani Alves‘ herausragende Ausdauer, Zweikampfstärke und Dynamik würden ihn dazu befähigen, dass er weiterhin wie aktuell spielt, aber dafür die gesamte Formation noch asymmetrischer gemacht wird.
Hier ein mögliches Beispiel für eine solche Formation mit Dreierkette.
Sergi Busquets würde –ähnlich wie in der letzten Saison- die Lücke füllen, nun jedoch halbrechts statt zentral, während Fabregas halbrechts im Mittelfeld die Stürmer mit Pässen unterstützen würde.
Xavi hätte weiterhin seine Rolle als Spielmacher aus der Tiefe, während der Allrounder Andrés Iniesta, mit dem Pep Guardiola bereits einmal ein Experiment auf der LA-Position wagte, in eine Zwischenposition rücken würde.
Andrés Iniesta würde den Flügel schematisch besetzen und von Abidal Support bekommen, könnte allerdings ähnlich wie Cesc auf rechts einen offensiven Spielmacher geben, was Messi mehr Freiheit im Zusammenspiel mit seinen beiden Sturmpartnern geben könnte.
Obwohl diese Formation unwahrscheinlich scheint und es eher danach aussieht, dass Pep Guardiola auf sein bewährtes 4-3-3 setzt, ist diese theoretische Formation zumindest ein Gedankenspiel wert.
Fazit
Die wohl komplexeste und erfolgreichste Taktik des Weltfußballs lässt sich nur schwer in ihre Einzelteile zerlegen, doch es ist zu konstatieren, dass trotz der individuellen Weltklassespieler das System, die Philosophie, die Hauptrolle spielte.
Von Beginn an, ob in der Jugend oder im Herrentraining, werden die Spieler mit dem Bewusstsein aufgezogen, für wen und was sie spielen, wieso sie es tun und wie sie es tun sollen. Jeder Tag auf dem Trainingsplatz, jede Einheit hilft ihnen dabei kollektiv zu denken und zu handeln.
Die Grundessenz ist das gemeinsame Pressing, die synchrone Attacke auf den Ballführenden und das Zusammenspiel mit den Kurzpässen, das Tiqui Taca.
Jeder Spieler des FC Barcelona kennt seine Position und seine Aufgaben, der Rest ist Routine – ein Pass und Freilaufen, ununterbrochen. Jeder Schritt hat seine Richtigkeit, die Spieler des katalanischen Weltvereins laufen mehr als ihre Konkurrenten und laufen zielgerichteter. Es sind jene zusätzlichen Meter, die sie ununterbrochen tun – sie verschieben, sie laufen sich frei, sie bereiten sich auf einen etwaigen Ballverlust vor – , die sie zur besten Mannschaft der Welt machen.
59 Kommentare Alle anzeigen
Max Möller 14. Juni 2012 um 06:09
„Wenn die Spielweise (wie von dir beschrieben) wirklich immer langweilig und vorhersehbar wäre, würde Barca doch kaum Tore erzielen.“
Die Hälfte der Tore gehen auf Messi. Ohne den wäre die niemals derart dominant. Spaniens Erfolge 2008 und 2010 lasse ich da auch nicht als Gegenargument gelten, weil da derart viele Faktoren eine Rolle gespielt haben, dass das eine komplett neue Riesendiskussion wäre. Hier geht’s um Barca.
„Der Knackpunkt ist ja, dass irgendwann der überraschende Pass in die Tiefe, der plötzliche Tempowechsel oder das Dribbling kommt um sich in eine gute Ausgangsposition zu bringen.“
Das kommt immer dann, wenn der Gegner müde, frustriert und ausgelaugt genug ist um durch zu dringen oder MessIniestXavi einen Gedankenblitz haben. Bei 70% Ballbesitz und der Klasse der genannten drei Akteure passiert das früher oder später zwangsläufig. Das ist doch eine weitere Parallele zu Catenaccio-Fussball. Der Gegner wird so lange frustriert bis irgendwann ein einziger genialer Moment reicht um das Tor zu machen.
Taktisch und von den spielerischen Anforderungen her liegen zwischen beiden Spielweisen Welten, psychologisch gesehen sind sie absolut identisch. Es geht nur darum den Gegner zu frustrieren. In einem Fall heißt das Konzept „Du kommst gar nicht erst an den Ball, da kannst du dich noch so sehr bemühen“, im anderen „Nimm ruhig den Ball und racker dich ab, ein Tor schießt ihr eh nicht“.
Es geht in beiden Fällen nur um Taktik. Das hat doch mit Herzblut und Fussball nichts zu tun. Dass das Leuten wie denen von der Seite hier gefällt ist klar – ist ja auch schön transparent, kann man super analysieren. Aber genau das ist ja das, was mich stört. Der Fussball wird für mich von solchen analysegeilen, mit Verlaub, Eierköpfen kaputt gemacht. Darum habe ich mich richtig für Real Madrid gefreut, als die dieses Jahr Barca in La Liga entthront haben! Herzblutfussball statt Taschenrechner.
Max Möller 14. Juni 2012 um 05:48
Dass man darüber nicht streiten sollte, was man gerne für Fussball sieht, sehe ich genau wie du. Das war auch letztendlich der Ausgangspunkt für meinen Post – ich muss micht ständig dafür rechtfertigen Barcelonas Tiqui Taca nicht andauernd zu loben. Und sobald ich auch nur andeute, dass mich persönlich Ballbesitzfussball und „Schweinchen in der Mitte“ über 90 Minuten eher langweilen, werde ich angefeindet und wird mir jegliche Kompetenz in Sachen Fussball abgesprochen.
Ich habe Barca mit den Jazz der „Stockalone“-Ära auf Grund der Berechenbarkeit der Spielweise verglichen. Man weiß bereits vor Anpfiff was gleich passieren wird, bei Utah Pick and Roll, bei Barca Kurzpasspiel, Ball halten, bei Ballverlust extremes Pressing in der gegenerischen Hälfte. Mag sein, dass andere Teams ein besserer Vergleich gewesen wären, wenn man sich inhaltlich mit der Spielweise auseinandersetzt. Mir ging es aber nur um den zugegebenermaßen sehr subjektiven Langeweile-Faktor.
Subjektiv, weil es anscheinend Unmengen von Leute gibt, die Barcelona sehr gerne zugucken und sich dabei nicht Langweilen. Ich wollte nur eine Lanze für die brechen, die das anders sehen. Für mich ist „Tiqui Taca“ das „Catenaccio“ des modernen Fussballs – beides ist Taktik über Herzblut, Kastratenfussball.
Max Möller 12. Juni 2012 um 12:17
Vielen Dank für diese grandiose Seite und den tollen Artikel zu Barcelona.
Nur eine einzige Sache stört mich an ihm, und das betrifft keine taktische Einzelheit sondern eine dahinter stehende Annahme: Dass einem Tiqui Taca und der Ballbesitzfussball von Barcelona gefallen müsse, wenn man ein „richtiger“ Fussball-Fan sei – was auch immer das bedeuten mag. Mir zum Beispiel gefällt es nämlich überhaupt nicht!
Ich respektiere die dahinterstehende taktische Leistung und bewundere die individuellen Fähigkeiten, die sie überhaupt erst möglich machen, aber ästhetisch wertvoll oder gar spannend kann ich das über 90 Minuten einfach nicht finden.
Da hält eine Mannschaft teilweise 70% der Zeit den Ball, spielt im Dreieck Kurzpässe bis sie einen zu den Ohren rauskommen und Messi schießt dann drei Tore. Beeindruckend? Ja. Erfolgreich? Keine Frage! Aber schön anzusehen? NEIN!!!
Entsetzlich langweilig finde ich diese Dominanz ohne Herzblut, weil sich Letzteres nur dann offenbart wenn es um die lahmste Aufgabe im Fussball überhaupt mit Ausnahme des Anstosses geht – das Pressing vor der Balleroberung. Der Rest ist so präzise, aber auch so langweilig und einschläfernd, dass der an ein Metronom erinnernde Name gut gewählt ist: Tiqui Taca, tic-toc.
Kein Wunder, dass Messi noch keinen Bartwuchs hat, bei so einem Langeweile-Fussball. „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“ Im Basketball gab es in den 90ern eine um Karl Malone und John Stockton aufgebaute Mannschaft der Utah Jazz, die einzig und allein vom Pick-and-Roll dieses Duos lebte. Erfolgreich? Ja, wenn auch dank Michael Jordan und Co nie dominant. Aber irgendwo genau so berechenbar und langweilig anzusehen wie Barcelonas Fussball.
Wie gesagt, ich will weder den Erfolg in Abrede stellen noch die taktische Brillianz noch Messis individuelle Klasse – aber dass einem gefallen muss, wenn man Fussball-Fan ist, das halte ich für Mumpitz. Ich gucke Fussball, weil ich das Adrenalin genieße, was mein Körper ausschüttet wenn ich einen schnellen Konter über die Flügel sehe, wenn ein Spieler aus 40 Metern den Ball unter die Latte knallt – kurz: Wenn etwas unerwartetes passiert. Bis auf Messis teils geniale Treffer ist das von Barcelona nicht zu erwarten. Und deshalb gefällt mir ihr Spiel bei allem Respekt nicht.
HerrHAnnibal 12. Juni 2012 um 13:22
Ob man nun lieber Kurzpasskombinationen, schnell und präzise vorgetragene Konter oder sehr direkten Fussball mit langen Bällen und Flanken vorzieht….Darüber sollte man sich nicht streiten. Da hat jeder seine Vorlieben.
Nur halte ich deine Vergleiche für falsch: Pick and Roll von Stockton und Malone ist letztendlich ein Spielzug zwischen 2 Spielern nach dem imemrgleichen Schema…Wenn man für Barca schon einen Vergleich mit der NBA heranziehen will sollte man sich an die 80er Jahre Celtics oder die 2000 Kings halten, die auf jeder Position überragende Passer hatten und nicht durch Athletik sondern durch gutes Zusammenspiel funktionierten. Die Lakers aus den 80ern kommen auch in den Sinn aber das wäre dann eher Real Madrid mit ihren schnell vorgetragenen Fast Breaks.
Ob man das jetzt so vergleichen kann ist sicher fraglich aber Stockalone und Barca passt wirklich überhaupt nicht zusammen.
Wenn die Spielweise (wie von dir beschrieben) wirklich immer langweilig und vorhersehbar wäre, würde Barca doch kaum Tore erzielen. Der Knackpunkt ist ja, dass irgendwann der überraschende Pass in die Tiefe, der plötzliche Tempowechsel oder das Dribbling kommt um sich in eine gute Ausgangsposition zu bringen.
Awsen 14. Februar 2012 um 19:26
Abgesehen von jeder Taktik zählen dann eben einfach die Qualitäten der Spieler.
Wenn Messi einen echt guten Tag hat, geht er von der Mittellinie los, und spielt durch 4-5 Gegner – da gibt es halt ein Tor.
Andererseits verliert auch Barca mal den Ball, und ein hoher Ball kann seinen Abnehmer finden, – dann läuft eben der Konter bis ins Tor.
Awsen 14. Februar 2012 um 17:39
Ich möchte es einfacher versuchen. Barca hat die 6 technisch besten Spieler im Sturm, die im Sacchi-System immer um den Ball spielen – Dazu kommt der Welt beste Spieler überhaupt, der für die notwendigen Tore sorgt.
Wie man sie schalgen kann: Im Feldspiel nicht wirklich, 2 massive 4er Ketten und sehr schnelle Konter. Jede Mannschaft die so weit vorne steht, ist auf Konter anfällig.
Und bei der Größe der Barcaspieler wären Standards und hohe Bälle eine Idee.
MR 14. Februar 2012 um 18:43
Das ist doch das, was seit Jahren alle versuchen, und was so gut wie nie funktioniert. Wer gutes Gegenpressing spielt, ist nicht konteranfällig.
Awsen 14. Februar 2012 um 19:39
Man braucht natürlich extreme schnelle Konterspieler, wie es nur wenige gibt – aber innerhalb von 90 Minuten gibt es günstige Ballverluste, da kann ein hoher Ball bis in den Strafraum reichen. Und wirklich große Defensivspieler gibt es ja nicht. ( Vbuyten wurde nur in München gehalten, weil er eben rieisg ist, für Kopfbälle )
James 14. November 2011 um 20:12
@ HerrHAnnibal
Ich dachte eher daran, dass Busquets mit den beiden IVs die Dreierkette bildet und dann beide AVs aufrücken.
Seine Flanken können natürlich nicht so sehr genutzt werden bei Barca( außer von Fabregas :D) doch er könnte mit seinen Runs ohne Ball und Gegenspieler( weil er als AV aufläuft) enorm gefährlich werden. Denn man hätte dann noch einen Diagonalballempfänger der zudem auch noch im Abschluss stark ist.
RonnieBarca 14. November 2011 um 20:01
Super Artikel…dankeschön…
Meine Gedanken:
Das Spiel Barcas steht u fällt mE mit den Fähigkeiten der Spieler…die verschiedenen Systeme, die sie spielen (manchmal mehrere in einem Spiel), kann man nur mit absolut herausragenden Technikern spielen, die zudem primär Teamorientiert und intelligent sind. Ibrahimovich war ein gutes (Gegen)Bsp dafür, auch Th Henry. Das sind Spielertypen, für die gespielt werden muss, sprich, das System muss sich ihnen anpassen, dann kanns laufen (Henry in Arsenal).
Eine Ausnahme spielte vielleicht das „System Ronaldinho“ im 04-06er Team. Aber er war mE so absolut herausragend gut u sein Spiel einfach komplett neu und absolut unvorhersagbar: Mit Rijkards Worten: Impossible to describe, you have to see him…doch auch er hatte damals einen Deco, vanBommel usw die ihm den Rücken „freihielten“.
DAs System, dass sie damals spielten war mE viel mehr von va Ronaldinho geprägt, im Prinzip ging es darum, ihm Raum zu geben, mit damals schon enorm variablem Pressing-Rückzug-Pressing. Das PRessing war aber noch nicht auf diesem hohen Niveau von heute, da va Eto u Ronaldinho sich kaum daran beteiligten. Guly hingegen war damals schon eine Art Vor- VILLA Typ, der sich auch an der Balleroberung beteiligte…
DAs ist heute komplett anders, Messi, Villa, Pedro, alle steigen sofort mit grösster Vehemenz in ein höchst variables Pressing ein, dass – u ich glaub, dass ist schwer mit taktisch-analytischer Sprache zu fassen – enorm von der ANTIZIPATION u ich sag mal INTUITION der Spieler abhängt.
Ich hab kaum glauben können, wie Barca im CL FInal die Passwege der ManU Spieler antzipiert u einfach perfekt alles abgelaufen haben. U ich glaub, das ist schlussendlich Key, wohl egal, welches System sie spielen, resp, dank diesen Fähigkeiten, kann das System gespielt werden. (auch so gesehen im WM HF Deutschland-Spanien).
Diesen Aspekt find ich so unglaublich interessant: schaut man bspw CR – ein begnadeter Fussballer – doch diese antizipatorische Fähigkeit hat er nicht (böse Zungen behaupten, er habe überhaupt keine kognitiven Fähigkeiten), oder ich erkenn sie zumindest nicht. Auch anderen hervorragenden Spielern fehlt dies (Ausnahme ist Götze, was ich die letzten Spiele gesehen hab, der „sieht“ effektiv, was kommt…)
Xavi hat in einem Interview einer SchweizerSonntagszeitung gesagt:
„“Unser Spiel sieht sehr diszipliniert aus, u Guardiola legt enorm Wert darauf. Doch schlussendlich entwickelt jedes Spiel eine eigene, schwer vorhersagbare Dynamik, die wir so früh wie möglich erkennen und in die wir uns flexibel integrieren müssen. Der Trainer kann dann von aussen grobe Fehler erkennen und korrigieren, aber wir als Team müssen es spielen u das heisst manchmal, dass wir unsere Taktik über den Haufen werfen müssen. Wir müssen „sehen“, was unsere Gegner machen wollen..das gelingt manchmal gut, manchmal weniger gut…““
Btw:
ALLE zu Barca höchst willkommen :):):)
Danke für diese Seite, resp, die Leute, die sie ermöglichen…BEST Page…
Cheerio
Mike
James 14. November 2011 um 15:24
Ich habe eine Frage.
Im Moment wird ja immer wieder das Interesse an Gareth Bale gemeldet. Denkt ihr, dass er in das System hinein passen würde. Wenn dann würde er ja wahrscheinlich einen ähnlichen Part wie Dani Alves auf der Gegenseite spielen und Busquets würde etwas defensiver agieren.
Wie seht ihr das?
Schonmal Danke im Voraus!
HerrHAnnibal 14. November 2011 um 18:02
Bale ist ein toller Spieler aber er passt mit seinen Fähigkeiten eigentlich nicht so richtig ins System von Barca. Tottenham spielt doch sehr viel zielstrebiger als Barcelona. Die meisten Teams stehen gegen Barca so tief, dass die typischen Runs von Bale kaum effektiv wären. Auch seine Qualität Flanken zu schlagen passt perfekt in die Premier League und weniger zum Kurzpassspiel von Barca.
Andererseits fehlt Barca ein Spieler, der die linke Seite bearbeiten kann:
Wenn Barca mit einer nominellen Viererkette aufläuft, spielt Alves ja sowieso praktisch im Mittelfeld und hinten sichern die 3 anderen Verteidiger ab. Und dann wird oftmals sehr deutlich, dass niemand die Position links offensiv so richtig besetzen kann. Barcelona hat da doch teilweise Probleme das Feld richtig breit zu machen weil gerade auf der linken Seite eigentlich niemand die Position auf dem Flügel ganz klassisch interpretieren kann. Villa kann in dieser Rolle seine großen Stärken einfach nicht so perfekt umsetzen. In dieser Formation wäre Bale also als Linksaußen denkbar.
Bei einer nominellen Dreierkette könnten Alves und Bale im Mittelfeld außen bzw als brutal offensive Wingbacks spielen.
Und eine dritte Variante wäre denkbar falls Alves nicht spielen kann. Dann könnte Bale als LV die Rolle einnehmen, die Alves normal auf rechts hat während beispielsweise Puyol/Mascherano als RV aufgestellt wird und dann aber grundsätzlich recht zentral neben den beiden IV spielt.
Es ist halt die Frage ob man soviel Geld für einen Spieler ausgeben will, dessen größte Stärken man eigentlich nicht so richtig nutzen kann
Holz 24. Mai 2023 um 21:20
#dreiPlaunermitnemKontrabass
tobit 26. Mai 2023 um 14:47
#wasmöchtederautorunsdamitsagen
Bale statt Neymar (und Alba) ist eine interessante „was wäre wenn“-Geschichte. Wobei ich nicht denke, dass man Bale mit einer Rolle als verkapptem LV hätte überzeugen können. Erst recht nicht mehr nach seiner 12/13er-Saison auf der Zehn, die ihn ja erst so teuer gemacht hat. Als LA im 3-1-3-3 (wo Alves in der mittleren 3 stünde) hätte er denke ich sehr gut funktioniert. Und dieses brachiale Element statt Neymars Finesse hätte Barca denke ich durchaus nochmal etwas besondereres geben können.
tobit 26. Mai 2023 um 14:51
http://sharemytactics.com/195491/ So hätte ich mir das spontan vorgestellt. Rechts könnte man das offensive Dreieck auch etwas drehen und dann Cesc als Zehner statt Alexis als RA einbauen.
Barca-fan 10. November 2011 um 22:42
vielen dank für die vielen tipps. Ich spiel selber Bezirksoberliga und freue mich auf viele taktischen informationen und gerade von Barcelona. Wir haben dieses System im Training ausprobiert im Spiel max. 3 Ballkontakte und es ist für mich obwohl ich ein technischer und dribbelnder Spieler bin echt schwer gefallen. Permanent laufen! Mein Idole sind Messi, Xavi und Iniesta sie sind technisch echt super haben ein super Überblick. Danke, dass mal endlich was über das System von Barca rauskommt ist toll.
Sisou 26. Oktober 2011 um 19:42
Vielen Dank für diesen super Artikel!
Ich bin selbst seit Jahren Trainer und interessiere mich daher für die neusten taktischen Trends, aber eine solche detaillierte Analyse von Barca habe ich noch nirgends gelesen! Auch ich würde mich über weitere taktische Feinheiten freuen, da in der Trainerausbildung nur wenig auf neue taktische Entwicklungen eingegangen wird.
Außerdem würde ich mich über Trainingstipps im Bereich Coaching freuen, um taktische Elemente von Messi&Co ins eigene Training einzubauen.
Macht weiter so!
Henning 2. September 2011 um 12:50
Zur „Abwegigkeit“ der 3er-Kette:
Assistenztrainer Peter Hermann nutzte den freien Montag, um die 0:5-Niederlage des ersten Champions-League-Gegners FC Villarreal beim FC Barcelona zu erleben. Verwundert stellte er dort fest, dass das Barca-Team mit einer Dreierreihe verteidigte.
Quelle: http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/startseite/557340/artikel_so-macht-jupp-heynckes-den-laden-dicht.html
Pirmin 1. September 2011 um 23:36
Hallo,
finde den Artikel sehr lobenswert. Ausgezeichned!!!
Mich würde zum Vergleich gerne so ein Beitrag zum System von Real Madrid unter Mourinho interessieren. Hier wird ja meist das 4-2-3-1 (ähnlich wie in der Deutschen Nationalmannschaft) verwendet. Für mich ist diese Erfolgstaktik aber noch sehr unschlüssig und ein ausführlicher Bericht würde mich sehr interessiern. Unteranderem auch mit einer „Anti Taktik“ wie man dagegen gewinnen kann (Bsp. Barcelona 2010 5:0) und auch auf die einzelnen Spieler bezogen!
Soppi 27. August 2011 um 10:48
Ein wunderbarer Artikel..sehr gur erklärt auch für den Fussball interessierten Laien der dann endlich mal versteht, warum diese Mannschaft als so „unbezwingbar“ gilt.
Der Grund liegt aber tatsächlich hier in der jahrzehnten langen Jugendarbeit.An Barca ist wunderbar zu sehen das Fussball ein Mannschaftssport ist.Wenn von jüngsten bis zum ältesten, die Systeme, Lauffreude und Beweglichkeit trainiert wird ist es einfach nur logisch..dann kommt auch die Technik anscheinend automatisch.
Deshalb und das sieht man regelmäßig, werden so zusammen gekaufte Mannschaften wie Chelsea oder Man City zwar auch super spielen aber nie so großartigen, schönen und erfolgreichen Fussball.
Thomas 17. August 2011 um 16:07
Hallo RM!
Großartiger Artikel!
Ich hätte eine spezielle Frage an dich, hab dir auch schon eine Mail geschickt, wäre super wenn du mir auf meine emailadresse antworten würdest 🙂
Beste Grüße
44² 16. August 2011 um 22:49
Ein Gedanke noch zum hypothetischen 3-4-3, jetzt wo Fabregas‘ Wechsel offiziell ist:
Wie soll denn in Phasen von passiver Verteidigung, wo Barca aktuell das 4-1-4-1 formiert, die Absicherung der Flügel aussehen? Da wohl weder Iniesta noch Fabregas variabel zum Wingback konvertieren können, müssten dann ja entsprechend Alves oder Abidel rausrücken. Die Lücke würde dann der zurückfallende Busquets stopfen. Damit wäre man wieder beim 4-3-3, mit Busquets als IV. Wenn man das nun sowohl in der offensiven Phase (wo Busquets, wie du schreibst, für Alves‘ Vorstöße absichern müsste) wie in der defensiven so machen würde, wäre es ja wirklich einfach ein 4-3-3. Wobei Xavi den Sechser geben müsste. Und für diese Rolle dürfte Xavi ein klein bisschen das Durchsetzungsvermögen im Luftzweikampf fehlen. ^^
Wie seht ihr das?
Holzwardo 16. August 2011 um 22:41
Danke für diese wunderbare Seite, könnte ich Stunden mit lesen verbringen. Den Rest des Tages steh ich dann selbst aufm Platz 😉
Die Idee mit der 3-Abwehrkette finde ich sehr interessant, da ich denke, dass dies ein Trend der nächsten Jahre im Weltfußball werden könnte.
Da es, wenn man es taktisch klug anstellt, der Konter zum 4-2-3-1 sein kann.
Die hier im Artikel gezeigt Variante lässt sich dafür sehr gut her nehmen. Wie schon im Blog über das kommende Ende des 4-4-2 beschrieben, ist der 2. statische Innenverteidiger gegen das 4-2-3-1 nicht mehr unmittelbar nötig, sondern kann gegen einen def. 6er ersetzt werden.
In der Saison 2008/2009 hatte ein gewisser Jürgen Klinsmann, zu Beginn der Saison die Idee mit drei Verteidigern zu agieren. Jedoch machte er dabei den Fehler, statt eines „echten“ IV und zwei zweikampfstarken, schnellen und wendigen AV- Typen zu agieren, mit 3 IV aufzulaufen (van Buyten, Lucio, Demichelis). Da man nun allen dreien den Spielaufbau und eine hohe Schnelligkeit absprechen kann, hatte sich das Experiment schnell erledigt.
Im hier angedachten Beispiel agiert Pique als der IV der sich um den Stoßstürmer des Gegner kümmern kann. Den AV ist auch weiterhin die Aufnahme der Außenstürmer angedacht. Während Busquets sich nun im Spielaufbau in das defensive Loch der starken Seite fallen lässt, kümmert er sich def. um den „10er“. so entsteht eine weitere Anspielstation im Mittelfeld und das Pressing kann noch dichter besiedelt werden.
Philipp 16. August 2011 um 17:41
Warum wird denn nicht über Arsenal gesprochen? Immerhin konnten diese 3/4 Halbzeiten mithalten wo man noch 2:3 führte, obwohl Barca natürlich stark war, dann gab es die sehr dumme rote Karte von van Persie. Und es war gegessen…
Also mit einem intelligenteren Stürmer – 😉 – wären sie vielleicht zu schlagen gewesen! Aber Arsenal verliert ja schon seit Jahrem immer dann, wenn es drauf ankommt.
44² 16. August 2011 um 22:19
Ich denk auch, dass Arsenal das bisher beste Gegenkonzept gegen Barca hatte. Sie haben die Fluidität von Barcas Offensive mit defensiver Fluidität gekontert. Genial und meines Erachtens zukunftsweisend. Mourinho hat mMn im wesentlichen auch bei Wenger abgeschaut dann.
Ich werde die Tage übrigens auf meinem Blog wohl noch eine Analyse dazu veröffentlichen.
Die rote Karte gegen van Persie ist für mich übrigens immernoch ein absoluter Skandal. Er schoss eine einzige Sekunde nach dem Pfiff, während das Stadion tobte.
Awsen 14. Februar 2012 um 19:58
Eigentlich fällt einem sofort RUBIN KAZAN ein. Zur Zeit kann keine Mannschaft wirklich besser als Barca spielen, aber mit extremen Taktiken kann man sie ab und an besiegen.
HW 13. August 2011 um 12:54
Für alle Interessierten. Auf Pressing Issues ist eine Serie erschienen, die sich „How to beat Barcelona“ nennt.
Torsten 13. August 2011 um 11:14
Hallo,
auch von meiner Seite höchstes Lob, ich habe die Seite gerade entdeckt und mir gleich mehrere Artikel durchgelesen. Da hier ja auch nach Wünschen für zukünftige Beiträge gefragt wurde, möchte ich von meiner Seite aus eine Bitte vorbringen. Mich interessiert insbesondere der Übergang von einer Übung (z.B. Rondo/piggy in the middle) zur taktischen Umsetzung im Spiel. Welche Übungen macht da Bacelona um diese Grundkenntnisse ins 11 gegen 11 zu übertragen? Oft sieht man ja auch Trainer von anderen Mannschaften die an der Seitenlinie eher verzweifeln weil genau das nicht funktioniert (und Rondo habe die bestimmt auch üben lassen) ….
Danke Torsten
RM 13. August 2011 um 11:23
Grüß dich,
Danke für das Lob.
Coaching-Artikel werden wir auch abhandeln, aktuell haben wir als junge Seite jedoch noch einiges zu tun und deshalb kann dein Wunsch erst später behandelt werden … umsetzen werden wir deine Idee allerdings sicher, die Frage ist nur, wann.
Sammer Riether 15. August 2011 um 17:15
Ersteinmal, wieder ein sehr guter Artikel !
Thema: Weitere Ideenvorschläge Barca – Artikel Serie
-Wie beherrscht man den Spielrythmus (z.B. Was macht ein Xavi wenn er einen Ball erst in 5 sekunden an eine bestimmte stelle spielen will ?)
-Blindes Verständniss oder gute (versteckte) Kommunikation auf dem Feld ?
-Dann aber auch taktische „fiese“ Mittel (Schauspielerei bei Körperlicher Unterlegenheit , Provokationen, Versteckte Schläge, Zeitspiel, Klammergriffe in Zwk) erläutern.
-Gedankenexperimente: Kann man Barca mit deren Taktik schlagen (Barca vs. Barca, Ballbesitz vs. Pressing) ? Was wäre, wenn ein anderes (derzeit noch hypothetisches) Team auf ein ähnliches Niveau kommt ?
-Ein bisschen aus Spaß: Eure Top 11 die ihr gegen Barca ins Rennen schicken würdet (Formation und Spieler mit Begründung) ;D ?
Tank 13. August 2011 um 01:43
Zunächst einmal das unbedingt Notwendige, wenn man hier seinen ersten Kommentar schreibt: Ein Riesenlob an das ganze Spielverlagerung.de-Team im Allgemeinen und an RM für diesen wunderbaren Artike! Eure Seite ist wirklich grandios. Eine deutschsprachige Homepage zu diesem Thema, die mehr als nur ein ZonalMarking-Abklatsch ist, war mehr als ich zu hoffen gewagt habe.
Ich bin großer Barcelona-Fan und habe die allermeisten Spiele der Guardiola-Ära verfolgt und vergöttere dieses Team aufgrund der Kunstfertigkeit und Ästhetik ihres Spiels. Ich sage nicht, dass sie den perfekten Fußball spielen (denn was soll das sein?), aber diese Art Fußball zu spielen haben sie sicher näher an die Grenzen des Möglichen getrieben als jedes Team vor ihnen (und auch weiter als die aktuelle spanische Nationalmannschaft).
Aus dieser Haltung ist es wohl klar, dass auch ich mich sehr über weitere tiefergehende Analysen dieser Mannschaft freuen würde. Ich sehe aber auch die Problematik, da es ja keine Barca-Fan-Site werden soll.
Ein paar Anmerkungen zum Inhalt des Artikels:
– Prinzipiell sollte man ja meinen, dass Xavi nicht 1:1 zu ersetzen ist und ganz kann das auch keiner, aber die paar Spiele, die er letzte Saison gefehlt hat, hat Andres Iniesta ihn sehr, sehr gut vertreten. Wie im Artikel schon gesagt, sind ihre Spielweisen eigentlich nicht so identisch wie oft kolportiert wird. Iniesta spielt (zumindest diese Saison) deutlich offensiver als Xavi. Wo Xavi fast ausschließlich den Pass sucht, stößt Iniesta auch selber mit dem Ball am Fuß in die Tiefe vor.
In Xavis Abwesenheit aber, hat Iniesta es aber fertiggebracht zu einem Xavi-Klon zu mutieren. Ich habe meinen Augen kaum getraut, dass er tatsächlich in der Lage ist (zumindest für einige Spiele) diese Rolle auf Xavis Niveau und in Xavis Stil auszufüllen. Nur ein weiterer Grund warum Iniesta ein absolut herausragender Spieler ist.
– Durch das überragende CL-Finale vergisst man leicht, dass Barca in der zweiten Hälfte der letzten Saison längst nicht mehr so geglänzt hat, wie noch in der Hinrunde. Da gab es wirklich eine Reihe von Spielen, wo die einzige Idee war Messi den Ball zu geben und die Daumen zu drücken. Vergleicht man die Zahl der Tore und Gegentore (auch ohne die Spieltage, an denen die Meisterschaft schon entschieden war) der Rück- mit der Hinrunde lässt sich der Eindruck auch belegen. Falls Müdigkeit der Grund für dieses „Tief“ war, so wird es verständlicher wie Fabregas und Thiago auch im aktuellen System zu reichlich Spielpraxis kommen könnten.
– So toll der Artikel auch ist, finde ich, dass die Überschrift eher einen historischen Vergleich als eine reine Analyse der Mannschaft nahelegt. Also etwas irreführend ist. Apropos Historie: Als Anregung wäre ein Vergleich der aktuellen Mannschaft mit der 2008/09er und 2009/10er Mannschaft interessant. Auch mit Cruyff’s Dream Team könnte man einen Vergleich anstellen (MyVideo hat da überraschend viele Videos.) Außerdem wäre ein Trainerporträt über Guardiola ein Wunsch.
(Sorry für den langen Post)
Awsen 14. Februar 2012 um 19:56
Ich glaube du sprichst den großen Nachteil des Barcasystems an. Es müssen immer alle 6 Offensivspieler taktisch voll fit sein, weil innerhalb einer Minute JEDER mal den Ball spielt.
Das kostet enorm viel Kraft, und manchmal reicht es nur um ein Remis zu halten, und dann muss eben Messi das Match im Alleingang entscheiden.
Niklas 12. August 2011 um 21:43
Ich kann dir RM wirklich nur zu einer hervorragenden Analyse der momentan besten Mannschaft der Welt gratulieren.
Ich bin zwar selber leidenschaftlicher Fan vom Erzfeind Real Madrid, aber das was Barca in den letzten Jahren auf die Beine gestellt hat, davor kann man nur den Hut vorziehen. Bei Barca wird immer diskutiert, welche Gegentaktik es gegen diese Übermannschaft gibt oder wenn man Xavi stoppt, dann nimmt man ihren Leader weg. Aber an dieser Stelle muss man auch mal erwähnen, welche mentale Stärke dieses Barca hat, denn normalerweise hat ein Team eine längere Phase, in der es mal nicht so läuft, aber das war ja in den vergangenen drei Jahren gar nicht der Fall, das gleiche gilt für Xavi, Iniesta und Messi, die alle ununterbrochen in den letzten drei Jahren Weltklasse Niveau erreichten.
An dieser Stelle möchte ich aber auch mein Verein, Real Madrid, schützen, denn viele Kritiker machen sich über die nationale Erfolgslosigkeit in den letzten Saisons lustig. Dabei darf man nicht vergessen, dass Madrid 09/10 eine überragende Saison mit 96 Punkten (Barca 99) unter Manuel Pellegrini gespielt hat. Selbst diese 96 Punkte wären Rekord für einen Meister in der langen Primera Division Historie gewesen. Und auch unter Mourinho spielte man sowohl national als auch international eine Top Saison, abermals scheiterte man in der Liga und der CL an Barca. Ich bin mir ziemlich sicher, dass man in den letzten beiden Spielzeiten in Deutschland, England oder Italien Meister geworden wäre.
An dieser Stelle bitte ich darum, dass Spielverlagerung viele Spiele der kommenden Primera Division Saison analysiert, denn man hat die wohl zwei besten Vereine der Welt in dieser Liga und es gibt auch sonst reichlich andere interessante Mannschaften z.B. Villarreal mit ihrem 4-2-2-2, die aber vom Hype um Barca und Madrid leider untergehen. Insgesamt ist die PD schon eine recht starke Liga auch in der Breite, vielleicht die beste Liga der Welt, aber das ist sehr schwer zu urteilen, aber leider schadet sich die Liga immer wieder selbst z.B. kein Kontrollsystem über die Finanzen der Klubs oder kein vorhandener Tarifvertrag für die Spieler, was wohl ein Spielerstreik an den ersten beiden Spieltagen nach sich ziehen wird.
Robert 12. August 2011 um 20:32
Sehe ich ganz genauso. Barca ist im Augenblick das Nonplusultra. Detailiertere Analysen dazu fände ich sehr interessant.
Und natürlich auch Analysen der Gegentaktiken. Wie haben es Mourinho oder Ferguson versucht? Wer hatte bisher die beste Gegentaktik?
Awsen 14. Februar 2012 um 20:01
Nix gegen Mouro und SAF , aber die beste Bilanz gegen das „aktuelle Barca“ hat eigentlich Rubin Kazan.
RM 12. August 2011 um 16:41
Ich könnte durchaus ‚mal ein paar detailliertere Analysen schreiben, ihr müsstet mir lediglich sagen, worüber genau oder welche Unterkategorien ich in den jeweiligen Bereichen covern soll.
Spontan würde mir die Asymmetrie und die Vorteile, die durch die zahlreichen horizontalen Linien entstehen, einfallen, ebenso das Pressing mit der 4-3-Offensivgrundstellung, unter Berücksichtigung der Dreiecke und der ellipsenförmigen Kollektivbewegung sowie der unterschiedlichen Aufgabenstellung der jeweiligen Flügel.
Weitere Punkte wären die genauere Beleuchtung der jeweiligen Raumaufteilung der Spieler und die Reaktion der Spieler, wenn jemand aus seinem Grundbereich flüchtet – bspw. wenn Xavi weit auf die Seite verschieben muss, um das Spiel zu unterstützen.
Desweiteren würde mir die Art zu verteidigen und anzugreifen einfallen (Gegner auf Außen drängen und selbst das Zentrum beherrschen + Mittel und Wege dafür).
Das Spiel im Ballbesitz und das position interchanging inkl. der jeweiligen Konsequenzen würde wohl noch ein Kapitel für sich sein…
Noch jemand ein paar Ideen? Und besteht grundlegendes Interesse an einem solchen Artikel bzw. an einer Reihe davon?
Eventuell könnte man es ja machen, wenn gleich die Gefahr einer zu hohen Spezialisierung des Blogs auf den FC Barcelona besteht und eine solche Veröffentlichung in naher Zukunft eher als unwahrscheinlich zu bezeichnen ist – außer eben, wenn es wirklich enormes Interesse geben sollte.
Pseu 12. August 2011 um 17:57
Schöne Analyse.
bzgl. weiterer Ideen: Ich fände es interessant, genauer auf mögliche Gegntaktikten einzugehen.
Mmn scheitern viele Mannschaften gar nicht unbedingt an der (scheinbar unmöglichen) Verteidigung Barcas, sondern vielmehr daran, dass keine eigenen Angriffe gefahren werden (können). Ein 0:0 zu ermauern ist ja möglich, wie Inter, Real und ManUtd. zeigten. Allerdings geht das immer komplett auf Kosten der eigenen Offensive. Das Barca-Pressing ist einfach zu stark.
Zweitens und in diesem Zusammenhang würde mich interessieren, wie man das Problem löst, dass Barca häufig ohne direkte Sturmspitze spielt. Die Innenverteidiger stehen so häufig alleingelassen im leeren Raum; im Mittelfeld herrscht Unterzahl. Löst man die IV auf (indem man z.B. mit 3er-Kette spielt) bieten sich allerdings noch mehr Lücken um Pässen in die Tiefe zu spielen. Was tun?
(PS: Die Mailadresse stimmt tatsächlich ;))
RM 12. August 2011 um 18:54
Hmm, man könnte ja eine Anti-Barcataktik mit der detaillierteren Beschreibung der Barcataktik selbst verbinden…
dns 12. August 2011 um 19:57
Bei mir wäre auf jeden Fall Interesse an den aufgezählten Analysen vorhanden. Gern auch als Serie.
Da der Barca-Fussball derzeit als das Ideal angesehen wird, hätte ich kein Problem damit, dass es sehr Barca lastig würde, weil es ja nicht um diesen Verein geht, sondern um den Fussball der dort gespielt wird. Meinetwegen muss man den Vereinsnamen ja nichtmal erwähnen. Für taktische Analysen ist das garnicht notwendig, denke ich.
HW 12. August 2011 um 21:26
Gegentaktiken sind ja immer auch abhängig von den eigenen Möglichkeiten. Es ist einfacher eine Theorie zu entwickeln, als diese mit einer bestimmten Mannschaft umzusetzen.
Dazu darf man nicht vergessen, das Barca in der Lage ist zu Reagieren. Man hat in den vier Spielen gegen Real eine Art Dialog zwischen Mourinho und Guardiola gesehen.
Jeder muss mit seinen Mitteln reagieren.
Dazu sollte man nicht vergessen, dass die wahrscheinlich bisher beste Mannschaft nicht unschlagbar ist. Gegen Inter hat Barca das Championsleague Halbfinalhinspiel verloren und auf der Insel lief es auc hmeist nicht so gut.
44² 13. August 2011 um 03:10
Was im Halbfinalhinspiel in Mailand gespielt wurde, hatte ziemlich wenig mit dem zu tun, was Barca dann letzte Saison gezeigt hat.
Mourinho hat m.E. versucht das im La Liga Hinspiel zu wiederholen, was mit Inter geklappt hatte, Ergebnis ist bekannt.
Mit Ibra war Barca ein anderes und viel schlagbareres, weil ausrechenbareres Team.
Was mich interessieren würde, hat mal irgendjemand gegen Barca ein 4-3-2-1 gespielt? Erscheint mir als die logischste Möglichkeit, aber hab ich noch nich gesehen.
Suq Madiq 12. August 2011 um 21:55
jede tiefergehende analyse von barca, die über das für jeden sichtbare hinausgeht, stößt bei mir persönlich auf sehr großes interesse.
insofern klingen die punkte, die du hier ansprichst höchst interessant. kann ich nur unterstützen…
LJ 13. August 2011 um 13:57
Eine „Anti-Barca“ Taktik würde mich sehr interessieren. – Gibt es dafür eigentlich eine offensive und eine defensive Variante? Ist es denkbar, Barca dauerhaft zum Reagieren zu zwingen? Kann man mit Offensivvarianten drohen, die Barcas System teilweise lähmen? Die damit einhergehende Vertiefung einzelner Aspekte des aktuellen Barca-Spielsystems auch.
RM 13. August 2011 um 14:50
Ja, die gibt es, Real in der ersten Halbzeit im Copa hat es vorgemacht.
datschge 13. August 2011 um 14:49
Ihr könnt ja die ganzen taktischen Details als theoretische „best pratices“ vorstellen, die dann anhand verschiedener Spiele/Teams in ihrer Umsetzung in die Realität betrachtet werden. Dadurch dass momentan Barcelona das nonplusultra ist, wird es da sicher auch laufend erwähnt werden, ohne dass sie laufen als Titelgeber herhalten müsse. Ist so sicher auch ein guter Ansatz, bestimmte Strategien von allem losgelöst zu betrachten und damit klären zu können, welcher Kontext zum Funktionieren notwendig ist (Eigenschaften und Fähigkeiten der Spieler, vorhandene Spieleralternativen, strategischer Überbau und generelle Formation usw.).
=^.^= 12. August 2011 um 16:03
Ganz toller Artikel! Gefällt mir wirklich gigantisch gut!
Über jegliche Erweiterungen würde ich mich auch außerordentlich freuen – so ein System dann immer wieder in Aktion zu erleben ist doch für jeden wahren Fußballfan einfach nur die reine Freude…
Und das mögliche System mit Fabregas, das Du hier skizzierst wäre einfach nur der Wahnsinn.. dann wäre auch nix mehr mit „schaltet man Xavi aus, nimmt man dem gesamten Barca-Team ihren Leader“, da noch ein ähnlich genialer Spieler daneben steht!
Ernsthaft: Ich liebe euren Blog, es ist der, der mir bisher am besten gefällt von allen, die ich gesehen habe.
Gibt es eigentlich eine Möglichkeit, sich komplette Spiele nochmal anzusehen? Zum Beispiel das Copa del Rey- Finale würde ich mit Blick auf die taktischen Details gerne nochmal genießen.
MB 12. August 2011 um 16:43
Da kann man dir nur einen Festplattenrekorder empfehlen, der die Spiele aufnimmt und speichert, sodass man sie zu beliebiger Zeit erneut anschauen kann. Dort gibt es dann auch die Möglichkeit des Vor- und Zurückspulens sowie Anhaltens, was Taktikinteressierten extrem entgegenkommt.
RM 12. August 2011 um 16:45
Es gab/gibt „Real Madrid TV“, die zeigen ebenfalls frühere Spiele in voller Länge … man müsste sich bei den jeweiligen Vereinen und TV-Stationen erkundigen, ob die das covern und dann das dementsprechende Paket bestellen.
Natürlich gäbe es auch illegale Wege dafür, doch von diesen raten wir sämtlichen Lesern ab.
P.S.: Auf Youtube könnte man eventuell auch etwas finden.
Tank 13. August 2011 um 01:56
Es gibt ein paar Möglichkeiten einige Barcelona Spiele (so weit ich weiß legal) nochmal zu sehen:
– Auf YouTube ist zum Beispiel das 2:6 gegen Madrid in voller Länge zu finden. Vor einiger Zeit waren auch zu einigen LaLiga-Begegnungen ganze Spiele hochgeladen. Im Zweifelsfall ist „barcelona der-jeweilige-gegner datum part“ meist eine vielversprechende Sucheingabe.
– Auf laola1.tv ist der 5:0 Classico aus dieser Saison in zwei Teilen online.
– Auf ran.de ist das diesjährige Champions League Finale online. Ich glaube das letzte Hinspiel gegen Arsenal ist auch online.
Zebra 12. August 2011 um 15:11
Toller Artikel. Vielen Dank für die Einblicke.
Bei der ganzen Beweihräucherung von Barcelona würde dieses System noch nicht auf den wirklichen Prüfstand gestellt. Ich glaube, dass einiges von diesem System in sich zusammenbrechen würde, sollte Messi einmal länger ausfallen.
In allen Spielen die ich gesehen habe, gerade gegen nominell schwächere Teams gab es wunderbare Ballstafetten, die aber am Ende meistens das Ziel hatten, dass Messi ein wenig Platz bekommt. Vorher wurde es selten gefährlich.
Natürlich ist das System Barcelona nicht komplett abhängig von diesem Spieler, aber gerade in schlechten Spielen, in denen Barca sich kaum Torchancen erarbeiten konnte, wurde dann stets durch eine Einzelaktion Messis in Führung gegangen, denn der Großteil des Ballbesitzes findet in gar nicht so wirklich interessanten Bereichen des Spielfeldes statt.
Die meisten dieser Spiele hätte man wahrscheinlich auch ohne Messi gewonnen, allein schon durch den Qualitätsunterschied des Spielermaterials und weil vor allem die Defensive in keinster Weise von Messi abhängt, aber es sähe eben nicht immer so leicht und locker und phantastisch aus, dass sich jeder vor Begeisterung überschlagen muss.
Ich bin sehr gespannt, wie dieses Jahr gegen Barca gespielt wird und mit welchem Erfolg und vor allem welche Weiterentwicklungen das Team ins System bringt, denn Stillstand gab es da eigentlich nie und wäre auch fatal.
Louis 12. August 2011 um 16:30
@ Zebra:
„das System“ bricht keineswegs zusammen, wenn Messi ausfällt: ohne Messi wäre man zwar berechenbarer und weniger torgefährlich, aber ebenso dominant (vgl. spanische Nationalmannschaft, die ohne Messi EM’08 und WM’10 gewonnen hat).
für die Dominanz durch Ballbesitz entscheidend ist nicht Messi. Xavi und Iniesta sind hierfür die Schlüsselspieler (vgl. ITA-SPA ohne Xavi: man konnte lange Bälle beobachten!).
deswegen wird m.E. für die mittelfristige Zukunft des Vereins die entscheidende Frage sein, wie adäquat Xavi durch Thiago ersetzt werden kann.
EKmuc 12. August 2011 um 12:44
Super Artikel, hat einige Dinge, die ich zu erkennen (als totaler Laie eher: erraten) geglaubt habe bestätigt und erklärt…
Im Endeffekt wie beim Billard: Die Kunst ist nicht den schwierigen Stoß zu schaffen, sondern durch die richtigen Entscheidungen nur einfache Stöße machen zu müssen… 😉
44² 12. August 2011 um 13:16
Jetzt hab ich was über Billard gelernt!
@RM: Klingt sehr interessant, so Detailgefrickel würd ich äußerst gern lesen.
44² 12. August 2011 um 11:02
Mensch, Mensch, Mensch, diese Typen von spielverlagerung.de haben ständig das gleiche vor wie ich. ^^ Naja, fast.
Sehr sehr schöner Artikel.
Die Pressingszenarien gefallen mir besonders.
Eine Frage: Wie unterscheidest du(/ihr) zwischen Laufwegen um Raum zu schaffen und „normalen“ Laufwegen? Hängt die Unterscheidung nicht vom Verhalten der Gegner ab?
Dann noch 2 Faktoren, die ich ergänzen möchte:
Das Ballbesitzspiel führt auch dazu, dass Barcelona physisch diesen brutalen Aufwand im Pressing betreiben kann, über 90 Minuten. In Ballbesitz sparen sie Energie, vorallem durch relativ geringen Sprintanteil. Die können sie bei Ballverlust rauspulvern.
Zweitens glaube ich, dass die variable Besetzung der Räume einen zusätzlichen Vorteil bietet: Gegnerische Teams können sich auf das Pressing nicht einstellen. Ein Pressing in einer sehr festen Grundformation, gerade bei Asymmetrie, könnte auf Dauer geknackt werden, indem die Teams die festen Lücken finden und gezielt ansteuern. Bei Barcelona sind die Lücken, theoretisch wie praktisch, aber immer woanders. Dadurch haben die Gegner keine Zeit sich einzustellen. Die Spieler nicht auf die Situationen, die Trainer nicht auf das System.
RM 12. August 2011 um 12:36
Nun, man kann ja zwischen jenen Laufwegen unterscheiden, die nur in bestimmten bzw. wenigen Spielen vorkommen und jenen, die man nahezu immer beobachten kann – und dann kann man den Zweck des Laufes analysieren und die Konsequenzen.
Die Faktoren sind absolut richtig, gut beobachtet – es gäbe noch so einige Dinge, die ich nicht berücksichtigt habe, man will dem Leser ja nicht zu viel zumuten. Vielleicht werde ich die einzelnen Bereiche nochmal untergliedern, bspw. das pass’n’run, die Vorteile der Asymmetrie, die Raumaufteilung der jeweiligen Positionen und die genauen Auswirkungen und Zeitpunkte des position interchanging.
mika 9. September 2011 um 12:17
das wäre wirklich sehr nett von dir…wenn du das machen könntest…:)
el tren 13. August 2011 um 12:48
Erstmal großes Lob für den schönen Artikel und die gesamte Webseite!
Zum Kommentar oben, insbes. „Das Ballbesitzspiel führt auch dazu, dass Barcelona physisch diesen brutalen Aufwand im Pressing betreiben kann, über 90 Minuten. In Ballbesitz sparen sie Energie, vorallem durch relativ geringen Sprintanteil. Die können sie bei Ballverlust rauspulvern.“:
Da würde ich noch einen ganz anderen Aspekt berücksichtigen wollen, den ich auch im Freundeskreis gerne anbringe, bspw. bei unqualifizierten Kommentaren wie „die sind doch alle gedopt, sonst könnten die gar nicht soviel laufen“.
Das täuscht aber imo. Der Laufaufwand ist lt. Statistiken nicht wesentlich größer als der anderer Topteams (und ich glaube Dortmund läuft sogar noch mehr). Trotzdem ist er bei Ballbesitz anderen Teams deutlich überlegen – entgegen deines Statements. Denn die ganz Mannschaft ist ständig in Bewegung – Räume schaffen, sich anbieten, Dreiecke bilden etc.
Was tatsächlich Laufwege spart ist das extreme Pressing in der gegner. Häfte. Klingt komisch, aber macht imo durchaus Sinn. Denn indem der Ball und damit das SPiel permanent in der gegnerischen Hälfte belassen wird entfällt der komplette Rückzug der gesamten Mannschaft bei generischen Angriffen aufs eigene Tor. Durch dieses Hin- und Her kommen je Angriff ja gerne mal 50m Sprints mehrerer Spieler zustande. Und das ist imo der Grund warum die Mannschaft so fit und laufstark bei Ballbesitz agieren kann.
HW 15. August 2011 um 22:03
Ich kann diese Vorwürfe einiger Leute auch nicht verstehen, zumindest nicht mit der Laufleistung als Basis.
Zum einen ist es einfache Mathematik. Bei 30% Ballbesitz des Gegners spielt Barcelona maximal 27 Minuten (brutto, in Wirklichkeit viel weniger) Pressing.
Und wenn man es richtig beobachtet, dann stellen die auch mal das Pressing ein und spielen zumindest etwas konservativer. Meist liegt Barcelona dann schon in Führung.
Dazu muss man einfach das Tempo mit einbeziehen und nicht nur die Laufleistung. Und dann ist es eben zum größten Teil eine Laufleistung, die einem nicht aufgezwungen wird. Es wird also mit bei eigenem Ballbesitz gelaufen und nicht dem Gegner hinter her.
44² 9. September 2011 um 16:24
Les ich grad erst.
„Trotzdem ist er bei Ballbesitz anderen Teams deutlich überlegen – entgegen deines Statements. Denn die ganz Mannschaft ist ständig in Bewegung – Räume schaffen, sich anbieten, Dreiecke bilden etc.“
Yopp, aber ich sagte ja: „vorallem durch relativ geringen Sprintanteil“.
Nur in den Momenten wo in die Spitze gespielt wird, werden Sprints angesetzt. Defensiv muss man ständig im hohen Tempo anlaufen, das fällt bei Barcelonas Ballbesitzspiel weg.
Was wohl noch dazukommt, ist, dass durch das sehr sichere Spiel im Raum und das hohe technische Level auch kraftraubende Zweikämpfe vermieden werden. Unter richtiger Bedrängung den Ball zu halten ist anstrengender als ihn einfach mit dieser Barca-typischen Lockerheit zirkulieren zu lassen. Wenig schnelle Richtungswechsel, kaum körperliche Duelle, wenig Kurzantritte.
Möglicherweise sorgt das sogar dazu noch für geringere Verletzungsgefahr? Weiß nicht, ob Barca-Spieler weniger verletzt sind, aber mir fällt zumindest kein Dauerpatient ein außer vlt der recht alte Puyol.
Aber guter Punkt mit den wegfallenden Rückzugswegen, yopp.