Schalker Malocherfußball bezwingt Hannover – MH
Schalke gewinnt gegen Hannover mit 3:0. Dabei kam es auch zum Aufeinandertreffen zweier Autoren von Spielverlagerung. Eduard Schmidt (ES), aktuell als Analyst bei Hannover tätig, traf auf Adin Osmanbašić (AO), der derzeit als Co-Trainer bei Schalke arbeitet.
Sowohl Schalke als auch Hannover starteten durchaus gelungen in die Saison. Während Schalke vor der Partie die letzten 3 Spiele in Folge gewinnen konnte, schaffte es Hannover allerdings zuletzt nicht, den perfekten Saisonstart mit 4 Siegen aus den ersten 4 Ligapartien fortzuführen.
Das Schalker Spiel zeichnet sich vorwiegend durch ein sehr erfolgreiches Pressing aus. Aus einem nominellen 5-2-3 mit den Halbraumstürmern Karaman und Antwi-Adjei suchte Schalke immer wieder den Zugriff auf den Gegner. Die Außenverteidiger von Schalke, Gantenbein und Becker, beliefen ausschließlich die Außenbahn und sind in Ballbesitz ebenfalls die Breitengeber. Das ist insofern bemerkenswert, als viele Teams heute ihre dribbelstarken Flügelspieler in der Breite positionieren, um über 1-gegen-1-Situationen auf den Flügeln Progression zu erzeugen. Der Schalker Plan, nach Ballgewinn im Umschalten möglichst schnell das Zentrum bzw. die Halbräume zu suchen, passt bestens zu der zentraleren Positionierung der 3 Stürmer.
Hannover agiert gegen den Ball ebenfalls aus einem 5-2-3 (bzw. 5-1-1-3/ Manndeckung im Angriffspressing), zeigt jedoch im Ballbesitz eine interessante Staffelung sowie besondere Bewegungsmuster. Der Spielaufbau aus der eigenen Hälfte erinnert stark an das 3-Raute-3-System, wie es einst von Johan Cruyff und später auch von Louis van Gaal bei Ajax Amsterdam genutzt wurde. Dazu schieben bei Hannover die Außenverteidiger der Fünfer-Kette, Neubauer und Matsuda, ins Mittelfeld ein und bilden die Achter der Raute im Halbraum. Als alleiniger Sechser agiert Kapitän Leopold, während die Breite zumeist durch Rochelt und Bundu auf Höhe der letzten gegnerischen Kette besetzt wird. Mithilfe des mitspielenden Torhüters kann allerdings auch aus der 1-3-1-2-1-3 Staffelung eine 4-Raute-3 Staffelung entstehen.
Schalkes Angriffspressing/ Zustellen ist auf Hannovers besonderen Aufbau vorbereitet
Direkt die erste Pressingsituation von Schalke führte zum 1:0. Bemerkenswert war, wie gut sich Schalke auf die Abläufe Hannovers im Aufbauspiel eingestellt hatte. Wie bereits beschrieben, baute Hannover im tieferen Aufbau aus einer Art 4(TW)-Raute-3 auf. Um den 4er Aufbau zu bilden, schob der linke Innenverteidiger Hannovers, Blank, etwas weiter in die Breite. Die beiden Außenverteidiger, Matsuda und Neubauer, schoben ins Zentrum ein. Da der Spielaufbau bei Abstoß zumeist über die linke Seite eingeleitet wurde, kam Neubauer oder Matsuda in die Halbspur entgegen, wodurch zentrale Überzahl im Aufbau kreiert werden sollte. Ebenso konnte 10er Taibi in den höheren Halbraum auf die ballnahe Seite schieben, wodurch eine weitere zentrale Anspielstation geschaffen werden konnte.
Schalke wiederum presste zwar manndeckend, allerdings verschob die Fünferkette primär raumorientiert auf die ballnahe Seite. Schalke hatte dadurch mindestens eine +1 Überzahl auf der letzten Kette und war somit nicht anfällig für lange Bälle. Allerdings bedeutet eine +1 Überzahl auf der letzten Kette gleichzeitig mindestens eine -1 Unterzahl im Anlaufen. Dadurch, dass Hannover meistens über die linke Aufbauseite aufbaute, schob Gantenbein als ballnaher Außenverteidiger ganz hoch auf den etwas breiter positionierten Blank, während die restliche Kette zu viert gegen die drei tief und breit gestaffelten Angreifer Hannovers die letzte Linie absicherte. 10er Taibi wurde nicht durch einen Innenverteidiger übernommen. Der Fokus der letzten Kette lag folglich auf der Absicherung.
Schalke übte trotz der -2 Unterzahl (mitspielender TW Hannovers) im Anlaufen erfolgreich Druck aus. Dazu lief Sylla als zentraler Stürmer direkt Torhüter Noll an. Gleichzeitig orientierten sich die Halbraumstürmer Karaman und Antwi-Adjei diagonal dahinter, wodurch sie aufgrund der zunächst engen Abstände zu Sylla die Passwege ins Zentrum zu bzw. sehr riskant machten. Dadurch wurde der eigentlich freie Sechser Leopold im Deckungsschatten der vordersten, zentral gestaffelten Pressinglinie nicht anspielbar. So musste keiner der Sechser der Schalker nach vorne durchrücken. Stattdessen orientierten sich die Sechser zwischen 10er Taibi und den jeweiligen eingerückten Außenverteidigern.

Die Schalker Pressingmuster sind perfekt auf den Aufbau Hannovers angepasst. Im Gegensatz zu vielen anderen Mannschaften, schiebt die 5er Kette durch im Zustellen. Durch eine ähnliche Pressingsituation entstand das 0:1.
Die individuellen Zuordnungen der Schalker waren bereits in der ersten Pressingsituation klar. Die vorbereiteten Zuordnungen wurden für außenstehende an den Blicken der Pressingspieler auf ihren jeweiligen zu übernehmenden Gegenspieler sichtbar. Außenverteidiger Gantenbein ließ sich nicht von dem in die Halbspur startenden Außenverteidiger Neubauer weglocken, sondern schob durch auf den breit schiebenden Blank. Neubauer wurde dafür sofort von dem ballnahen Sechser El-Faouzi übernommen. Gleichzeitig schoben der ballferne Halbraumstürmer und der ballferne Sechser ein, wodurch ballnah aus dem -2 Anlaufen eine Gleichzahlsituation mit engen Manndeckungen entstand. Die folgende Balleroberung, ausgelöst durch den hohen Druck auf Neubauer führte zum 1:0.
Hannover verpasste es auch in den folgenden 20 Minuten die Schwächen des Schalker Angriffs-Pressings gezielt auszunutzen. Zum einen mussten Gantenbein und Ayhan ihre Gegenspieler übergeben und hatten lange Pressingwege. Ayhan, rechter Innenverteidiger der Schalker Dreierkette, musste den ganz breit positionierten Rochelt übernehmen, während Gantenbein den häufig flach in der Breite positionierten Blank übernehmen musste. Die Schalker sind sich dieser Schwäche bewusst, weshalb Gantenbein mit Deckungsschatten auf den breit positionierten Rochelt anlief, wodurch Ayhan länger Zeit für die Übergabe blieb.
Zum anderen schaffte es Hannover nicht, die zentrale Überzahl durch 10er Taibi oder Sechser Leopold auszunutzen. Dieses Problem bestand ebenfalls gegen das Schalker Mittelfeldpressing, weshalb die Möglichkeiten, über das Zentrum zu spielen, in diesem Artikel in einem späteren Abschnitt nochmal ausführlicher behandelt werden. Da Hannover kaum das Zentrum bespielen konnte, wurden immer wieder Möglichkeiten um den Block herum gesucht. So wurde durch das 3-Raute-3 die Außenbahn geöffnet. Insbesondere Matsuda lief nach der Verlagerung auf seine ballnahe Seite immer wieder von innen nach außen und wurde entlang der Außenlinie gefunden. Dieser Laufweg hat allerdings den Nachteil, dass bei Erhalten des Balles die Körperstellung in Richtung der Außenbahn geneigt ist, wodurch schwieriger von außen wieder das Zentrum gefunden werden kann.

Hannover spielt um den Block, weil das Zentrum geschlossen, dafür die Außenbahnen aufgezogen sind. Matsudas Körperstellung ist aufgrund des Laufwegs von innen nach außen nicht ideal, um von außen wieder das Zentrum zu suchen.
Eine interessant Abstoßvariante zeigte Hannover zu Beginn des Spiels in der 6. Minute. So ordnete man sich zunächst in einem 3(TW)-4-1-3 an. Das 4er Mittelfeld staffelte sich auf einer Höhe sehr zentral nebeneinander an und bestand aus dem hochschiebenden zentralen Innenverteidiger Tomiak, Sechser Leopold sowie den beiden einschiebenden Außenverteidigern. Ziel dahinter war wahrscheinlich nicht das Herausspielen über diese spezifische Staffelung, sondern stattdessen diente diese Grundordnung dazu, Schalke nicht direkt die Aufbaustaffelung zu zeigen, um die individuellen Zuordnungen und Übergaben zu erschweren. So veränderte sich die Staffelung kurz vor Ausführen des Abstoßes. Damit kann das Problem umgangen werden, dass sich der Gegner im Rahmen des Abstoßes auf individuelle Zuordnungen einstellen kann, da der Ball über eine längere Zeit vor Ausführen des Abstoßes grundsätzlich ruht. Leider wurde diese Variante ruiniert, da es technische Probleme beim Schiedsrichter gab. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt für einen Funkausfall aus der Sicht von Hannover.
Ab der 25. Minute, spätestens ab der zweiten Hälfte schaffte es Hannover deutlich häufiger das Zustellen der Schalker zu überwinden. Hauptsächlich funktionierte das über schnell ausgeführte Abstöße. Insbesondere die erste Pressinglinie der Schalker zeigte sich immer wieder noch nicht bereit, wodurch beispielsweise Leopold direkt im Zentrum gefunden werden konnte und der Pass auf die Außenbahn, der die Pressingfalle der Schalker zuschnappen ließ, umgangen werden konnte.
Schalke findet Zugriff aus dem Mittelfeldpressing, Hannover fehlt Spielkontrolle
Eine weitere Besonderheit des Schalker Verteidigens lässt sich im Mittelfeldpressing widerfinden. Viele Teams konzentrieren sich im Mittelfeldpressing auf das eigene Blocking-Verhalten und suchen situativ daraus mithilfe von Übergaben den Zugriff. Schalke wiederum sucht im Mittelfeldpressing beinahe dauerhaft den Zugriff auf den Gegner. Auch hier schafft es Schalke durch ein zum Angriffspressing ähnliches Anlaufverhalten der 3 zentral positionierten Stürmer, das Zentrum durch kluge Positionierungen und Deckungsschatten über das Zustellen von Passwegen zu schließen. Dadurch müssen einzelne Spieler der letzten Kette nicht so häufig vorrücken, um im Zwischenkettenraum Druck auf eine mögliche Anspielstation auszuüben. Stattdessen kann der Fokus auf die Tiefenabsicherung gelegt werden, die aufgrund der Überzahl trotz hoher Kette eigentlich immer sichergestellt war.

Die Schalker Pressingschatten sorgen dafür, dass Hannover die Überzahl im Pressing nicht nutzen kann. Gleichzeitig kann die Tiefe aufgrund der Überzahl verteidigt werden. Hannover wiederum versucht kaum die Überzahl auszuspielen.
Dadurch, dass der ballführende Spieler immer direkt angelaufen wird, entsteht ein intensives, von Zweikämpfen geprägtes, „chaotisches“ Spiel. Komplettiert wird das Schalker Spiel, welches darauf ausgelegt ist, viele Zweikämpfe und Umschaltmomente zu provozieren, von der Art und Weise des Ballbesitzes. Bei Ballgewinn wird möglichst schnell eine tiefe Anspielstation im Zentrum gesucht, während gleichzeitig mindestens ein Spieler direkt die Tiefe sucht. Dadurch wird die Restverteidigung vor die Zwickmühle zwischen Tiefe absichern und Druck ausüben gestellt. Im Übrigen gibt es auf Spielverlagerung einen taktiktheoretischen Artikel über das Thema Restangriff. Dadurch, dass Schalke mit Sylla, Karaman und Antwi-Adjei direkt 3 zentrale Anspielstationen im Umschalten hat, kann das Umschaltspiel direkt in das tornahe Zentrum geleitet werden.
Einer der Pressingauslöser im Schalker Mittelfeldpressing ist, ein Ball auf die Außenbahn, welcher eigentlich ein geeignetes Mittel ist, um ein kompaktes Mittelfeldpressing zu überspielen. So kann ein schneller Außenbahnspieler den Raum hinter der letzten Kette nutzen und im 1gg1 seine Vorteile in der Schnelligkeit auszuspielen. Schalke wiederum hatte das Ziel, sobald einer der Breitengeber Hannovers (Rochelt, Bundu) angespielt wurde, keine 1gg1 Situation mit dem Außenverteidiger zuzulassen. So schoben bei diesem Ball der ballnahe Halbraumstürmer, der ballnahe Außenverteidiger und der ballnahe Sechser ballorientiert auf den Außenstürmer Hannovers. Dadurch wurde zwar der Raum im Zentrum geöffnet, allerdings konnte auch hier aufgrund des ballorientierten Pressings mithilfe von Deckungsschatten mögliche Passwege ins Zentrum geschlossen werden. Entsprechend schwer tat sich Hannover, die Überzahl im Zentrum auszuspielen, da keine offenen Passfenster von außen nach innen gefunden werden konnten.

Die Pressingfalle der Schalker im Mittelfeldpressing: Mit Anspiel des Flügelspielers Hannovers, verschieben der Halbraumstürmer, der ballnahe Sechser und der Außenverteidiger ball-/raumorientiert.
Hannovers Plan, das Mittelfeldpressing zu knacken, lag darin, die hohe Kette durch Bälle über den Block zu überwinden. Grundsätzlich ist das ebenfalls ein geeignetes Mittel, um ein Mittelfeldpressing überwinden zu können. So muss sich die Kette immer wieder fallen lassen, um die Tiefe zu verteidigen. Fällt die Kette, so entsteht ein großer Zwischenkettenraum, der stattdessen bespielt werden kann. Das Problem Hannovers lag darin, dass die Schalker die Ballführenden sehr aggressiv anliefen. Dadurch konnten Bälle hinter die Kette nicht gut getimt werden und hatten ebenfalls keine gute Präzision. Somit wurde Hannover immer wieder dazu gebracht, ungenaue Bälle hinter die letzte Kette zu spielen, die wiederum nicht dafür sorgten, dass Hannover mehr Spielkontrolle über Ballbesitz entfalten konnte. Gleichzeitig war ein großes Problem, dass die Schalker die letzte Kette immer in Überzahl verteidigten.
Dementsprechend hätte Hannover häufiger den Weg über das Zentrum suchen müssen. Dadurch, dass aus der letzten Kette der Schalker nie aufgerückt wurde, hatten 10er Taibi ebenso wie 6er Leopold keinen direkten Gegenspieler. Da Passwege ins Zentrum nur selten offen waren, musste Hannover allerdings um den Block spielen. Hannover wurde dadurch auf die Außenbahnen gedrängt, von wo aus aufgrund der Begrenzung durch die Seitenlinie Schalke besser pressen konnte. Interessant wären damit Möglichkeiten gewesen, wie man mehr Spielkontrolle durch Ballbesitz entfalten hätte können, um dadurch das Zentrum immer wieder zu finden. Das Bespielen des Zentrums hätte die Schalker letzte Kette vor die Zwickmühle zwischen Rausrücken und Tiefe absichern gebracht.
Insbesondere in der zweiten Hälfte schaffte es Hannover deutlich häufiger etwas längere Ballbesitzphasen zu entwickeln. Eine wichtige Rolle in Ballbesitzphasen Hannovers war der hoch mitspielende Torhüter Noll. Dieser sorgte für eine zusätzliche Anspielstation, traute sich allerdings selten den riskanten Pass durch die Schnittstellen ins Zentrum zu spielen. Für zusätzliche Überzahl konnten die Abkippbewegungen von Sechser Leopold sorgen. Diese waren besonders wichtig und hätten auch noch wichtiger sein können. So bestand durch das Abkippen die Möglichkeit, Sylla als ersten Pressingspieler zu überspielen, wodurch Bälle ins Zentrum theoretisch möglich wurden. Interessant wären Abkippbewegungen, die gegen die Laufrichtung des Pressings von Sylla im Moment des Anlaufens ausgeführt werden. Durch einen geeigneten Abstand und einen kurzen Richtungswechsel des Verteidigers, hätte man mithilfe des Abkippens die erste Pressinglinie häufiger überspielen, die Deckungsschatten überwinden und dadurch das Zentrum finden können.
Grundsätzlich gilt gegen ein zugriffsorientiertes Mittelfeldpressing, dass eine Überladung der eigenen Aufbauzone für Probleme beim Gegner sorgt. Entsprechend waren die Momente, in denen Noll und Leopold in der Aufbauzone anspielbar wurden, für Schalke besonders schwer zu pressen. Das pressende Team muss entweder mit mehr Spielern rausrücken, um Druck auszuüben und die Tiefensicherung aufgeben oder sich stattdessen fallenlassen. Auch die zweite Variante hätte zu einem stärker von Hannover durch Ballbesitz kontrollierten Spiel geführt. Entsprechend wurden die Situationen, in denen Außenverteidiger Neubauer ebenfalls die Aufbaukette durch sein Entgegenkommen überlud, schwerer zu verteidigen. Das Fallenlassen Neubauers hatte den Vorteil, dass, ähnlich wie im Angriffspressing von Schalke, Übergaben von Innenverteidiger Ayhan und Außenverteidiger Gantenbein stattfinden mussten und die Pressingwege vergrößert werden mussten.
Sinnvoll hätte ebenfalls ein häufigeres, stärkeres Fallenlassen von 10er Taibi sein können. Durch die Abkippbewegungen und den Ballbesitz in der Aufbauzone, hätte er als freier Spieler häufiger in den Zwischenkettenräumen anspielbar werden können und dadurch Sechser El-Faouzi vor die Zwickmühle zwischen Neubauer oder Taibi verteidigen, gestellt. Häufig positionierte sich 10er Taibi allerdings im Zwischenkettenraum zwischen Abwehr und Mittelfeld. Dadurch wurde er nicht direkt flach anspielbar. Ebenso hätte der Zwischenkettenraum zwischen Abwehr und Angriff durch eine diagonale Anspielstation des ballfernen, eingerückten Außenverteidigers besetzt werden können. Die ballferne Seite der Mittelfeldraute blieb ungenutzt, da Hannover versuchte, über Verlagerungen die eingeschobenen Außenverteidiger um den Block herum anzuspielen. Sinnvoller wäre es möglicherweise gewesen, die Außenverteidiger diagonal durch das Zentrum anspielbar zu machen.

Durch ein besseres Timing der Abkippbewegungen und durch eine situativ engere Positionierung der Außenverteidiger in den Schnittstellen kann einfacher das Zentrum gefunden und die Überzahl ausgespielt werden. Das Timing der Läufe ist entscheidend, um im Moment des Pressingauslösens gegenläufig das Zentrum bespielen zu können.
Fazit
Die Spielweise unter Trainer Muslic passt gut zum angestrebten Stil des FC Schalke 04. Das zugriffsorientierte Pressing führt zu vielen intensiven Zweikämpfen, in denen sich die Mannschaft durch ihre Aggressivität und Einsatzbereitschaft auszeichnen kann. In einem passiveren, passwegschließenden Defensivblock, wie ihn viele defensiv ausgerichteten Mannschaften spielen, finden weniger direkte Zweikämpfe statt. Balleroberungen entstehen hier hauptsächlich über abgefangene Pässe. Deshalb wäre es zu kurz gegriffen, zu sagen, Muslic habe die „Mentalität“ zurückgebracht. Vielmehr schafft er durch seinen Spielansatz die Voraussetzungen, damit diese „Mentalität“ überhaupt sichtbar werden kann.
(Die Problematik des Begriffs der „Mentalität“ im Fußball: Der Begriff bleibt oft vage und dient als pauschale Erklärung für eine Vielzahl von Entwicklungen oder Spielverläufen. Insbesondere wenn eine Mannschaft leistungstechnisch abfällt oder die Kontrolle über das Spiel verliert, wird häufig der „Wille“ bzw. die „Mentalität“ einer Mannschaft in Frage gestellt, so auch in der Vergangenheit bei Schalke.)
Hannover wiederum hat einen wahnsinnig interessanten Spielaufbau, der sie deutlich vom Rest der Liga abgrenzt. Es war definitiv schön, mal wieder etwas Kreativeres im Aufbauspiel analysieren zu dürfen. Die vielen Spiele, in denen das Guardiola’ische 3-2-5 durch ein 5-2-3 defensiv gespiegelt wird, sorgen nicht unbedingt für Abwechslung, auch wenn die offensiven Abläufe sich je nach Team unterscheiden. Das 3-Raute-3 (bzw. 4-Raute-3) hat aufgrund der Vielzahl von im Zentrum positionierten Spielern den Vorteil der Zentrumskontrolle. Schalke wiederum hat es gut gemacht, das Zentrum durch das aggressive Anlaufverhalten der ersten Aufbaulinie zu schließen, während Hannover Lösungen gefehlt haben, das Zentrum zu bespielen. Die Entscheidung des Spiels fiel allerdings bereits in den ersten 25 Minuten aufgrund des bestens auf den Aufbau Hannovers vorbereiteten Angriffspressings der Schalker.
Autor: MH ist Fußball-Aficionado von Herzen. Seine Wohnung gleicht einer Fußball-Bibliothek in deren Regalen Bücher über die großen Taktiker von Rinus Michels bis Pep Guardiola stehen. Das Buch von Spielverlagerung.de fehlt hier natürlich nicht. Für MH ist Fußball nicht nur ein Spiel. Es ist ein Lebensgefühl. Auf X ist er unter Mh_sv5 zu finden, auf LinkedIn ebenso.
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