Aspektanalyse Teil 2: Pariser Pressingdominaz
Im Champions-League-Finale 2025 in München präsentierte sich Paris Saint-Germain in einer überragenden Verfassung und dominierte das Spiel auf allen Ebenen. Nachdem wir im ersten Teil das beeindruckende Ballbesitzspiel der Pariser detailliert analysiert haben, widmen wir uns in diesem zweiten Teil dem hochintensiven Pressing der Franzosen und den damit verbundenen Schwächen von Inter Mailand im eigenen Ballbesitzspiel.
Pariser Pressing: Der eigentliche Star!
Paris Saint-Germain zeigte sich im Champions-League-Finale taktisch hervorragend auf die Spielweise von Inter Mailand vorbereitet. Von Beginn an setzte die Mannschaft auf ein hohes, äußerst aggressives und mannorientiertes Angriffspressing. Das Ziel war klar: Inter sollte keine Zeit am Ball bekommen und daran gehindert werden, ihr rotierendes Spielsystem aufzubauen. Diese Strategie setzte PSG nahezu perfekt um und nahm den Mailändern damit jegliche Möglichkeit, ihre Stärken auszuspielen.
Paris presste nominell in einer 4-3-3-Grundordnung, während Inter wie gewohnt in einem 5-3-2-System agierte. Im Spielaufbau positionierte sich Dumfries in der letzten Linie, um tendenziell dort mit seiner Physis und Power für gefahr zu sorgen, was Inter aber kaum zur geltung brachte, aber dazu an einer anderen Stelle mehr, während Di Marco in einer flacheren Rolle agierte. Bastoni und Acerbi fungierten als Rechter und Linker Innenverteidiger, während Pavard auf die RV position schob. Dadurch entstand ein asymmetrisches Aufbauspiel, das darauf abzielte, Überzahl auf der rechten Seite zu erzeugen. Auch Barella rückte häufig in der Anfangsphase in eine höhere Zone vor, um als zusätzliche Anspielstation in der letzten Linie zu dienen.
PSG reagierte mit klaren und gezielten Zuordnungen. Vitinha erhielt die Aufgabe, Barella konsequent eng zu decken und so seine Einflussmöglichkeiten im Aufbau zu minimieren. Parallel dazu agierten Neves und Ruiz mannorientiert gegen Çalhanoğlu und Mkhitaryan, um diese kreativen Schlüsselspieler Inters früh unter Druck zu setzen und deren Einfluss auf das Spiel zu begrenzen. Durch dieses präzise mannorientierte Pressing konnte Paris nicht nur den Spielfluss Inters erheblich stören, sondern auch gezielt Ballverluste in gefährlichen Zonen erzwingen und somit immer wieder eigene Angriffe einleiten.
Dembele presst Weltklasse, wie passt das zusammen?
Das Pressing von Paris Saint-Germain war von höchster Intensität und taktisch auf einem außerordentlich hohen Niveau. Ein zentraler Bestandteil war das gezielte Anlaufen des Torwarts Yann Sommer. Besonders Ousmane Dembélé, und zeitweise auch Douje, setzten dies mit beeindruckender Intensität und Effektivität um.
Die konsequente Mannorientierung im Mittelfeldpressing von Paris Saint-Germain zwang Inter Mailand immer wieder dazu, den Ball zurück auf Torwart Yann Sommer zu spielen. Hier übte Ousmane Dembélé jedes Mal energisch Druck auf Sommer ausübte. Bemerkenswert ist dies vor allem, da Dembélé nicht unbedingt als Spieler bekannt ist, der für seine Defensivarbeit berühmt ist. Doch unter der Leitung von Luis Enrique scheint er eine neue Rolle gefunden zu haben, was auf das außergewöhnliche Fingerspitzengefühl des Trainers hinweist, die Stärken und Potenziale seiner Spieler optimal auszuschöpfen.
Ousmane Dembélé überzeugte nicht nur beim Anlaufen von Yann Sommer bei Rückpässen, sondern auch bei Abstößen zeigte der Franzose eine herausragende Leistung. Gemeinsam mit Douje bildete er eine Doppelspitze, um Druck auf die beiden Innenverteidiger von Inter Mailand auszuüben.
Dembélé bewegte sich dabei häufig in einer Bogenlaufbewegung von Francesco Acerbi aus in Richtung Sommer. Diese clevere Laufroute hatte das Ziel, das Spielfeld strategisch zu teilen. Dadurch blieb Sommer oft nur die Option eines Querpasses auf Alessandro Bastoni, den Douje bereits aus der Distanz antizipierte, um ihn bei der Ballannahme sofort unter Druck zu setzen.
Ein Anspiel ins Zentrum war für Sommer nahezu unmöglich, da Paris Saint-Germain in der ersten Phase des Spielaufbaus mit einer konsequenten Mannorientierung die zentralen Räume effektiv zustellte.
Zusätzlich verhinderte das Teilen des Spielfelds, dass Sommer den Ball lang auf die beiden Stürmer von Inter spielen konnte. Stattdessen wurde er durch das koordinierte Anlaufen von PSG gezwungen, den Ball auf den Flügel zu spielen. Ousmane Dembélé gelang es dabei sogar Bälle zu Blocken. Dies erhöhte den Druck auf Sommer erheblich und sorgte dafür, dass er kaum Zeit hatte, den Ball in Ruhe zu kontrollieren oder präzise weiterzuspielen.
Besonders effektiv war das gezielte Lenken des Spiels auf die linke Seite. Da Yann Sommer als Rechtsfuß agiert, war er gezwungen, den Ball mit seinem schwächeren linken Fuß weiterzuspielen. Dadurch konnte Inter das Aufbauspiel nicht so präzise gestalten, was den Druck von Paris zusätzlich erhöhte.

Pariser Lenken auf Links. In der Mitte ist Vitinha eingerückt und lässt Barella frei um im Notfall nach hinten doppeln zu können. Dummfries ist vorgerückt kann meistens aber nicht gefunden werden.
Dominanz wohin das Auge nur reicht
Nicht nur in der ersten Pressinglinie zeigte Paris Saint-Germain eine Weltklasse-Leistung, auch im Mittelfeldzentrum agierte das Team auf höchstem Niveau. Besonders Fabian Ruiz und Rúben Neves sowie Vitinhia beeindruckten mit einer herausragenden Vorstellung.
Sobald Dembélé oder Douje Inter Mailand gezielt auf eine Spielfeldseite gelenkt hatten, wandelte sich das Pressing von einer konsequenten Mannorientierung in eine intelligente Raumorientierung. Ein typisches Beispiel: Wenn Dembélé das Spiel von Inter auf die linke Seite verlagerte, rückten Fabian Ruiz und Khvicha Kvaratskhelia konsequent ins Zentrum ein. Dabei ließen sie bewusst die ballfernen Spieler von Inter unbewacht, um auf der ballnahen Seite eine Überzahl zu schaffen.
Denn bei Inter war es meist Accerbi der nach Anspiel auf die Linke Seite (Bastoni) ins Mittelfeld einrückte. Durch das Reinrutschen und das Zuhalten der Verlagerung durch Dembele der wie gesagt den Torwart zustellte. Konnte Paris Ballnah alle Optionen schließen.
Was Paris Saint-Germain an diesem Abend auf ein außergewöhnlich hohes Niveau hob, war die Art und Weise, wie sie die Ablagen von Inter Mailand verteidigten – ein entscheidender Schlüssel zu ihrem Erfolg. Inter ist bekannt dafür, gegen mannorientierte Teams gezielt die Gegenspieler im Mittelfeld herauszulocken, um anschließend auf die beiden Stürmer zu spielen. Von dort versuchen sie, mit präzisen Ablagen, einer schnellen Verlagerung in die Breite und tiefen Läufen in die Halbräume hinter die Abwehrkette zu gelangen. Doch PSG zeigte eindrucksvoll, wie man diese Taktik in Perfektion neutralisiert.
Der Schlüssel lag zum einen in der optimalen Kombination aus Mann- und Raumorientierung. Sobald der Ball auf einer Seite war, positionierte sich der ballferne Mittelfeldspieler von PSG diagonal rückwärts, um entweder den Pass direkt abzufangen oder um bei Ballannahme sofort nach hinten doppeln zu können.
Auch die ballnahen Spieler waren taktisch und individuell exzellent eingestellt. Bei offenen Fuß – also Pässen, bei denen der Empfänger freie Sicht auf das Spielfeld hatte – konnte man beispielsweise sehen, wie Achraf Hakimi und Rúben Neves, die für Federico Dimarco und Henrikh Mkhitaryan zuständig waren, sofort in eine optimale Körperstellung gingen, um rückwärtszupressen. So gab es Szenen, wo Fabian Ruiz oder Neves 20-Meter Rückwärts sprinteten, um den Innenverteidiger zu unterstützen. Die Folge war meist eine 2 gegen 5 Unterzahl, wodurch Inter keine Durchschlagskraft entwickeln konnte. Dabei kamen die Körpergröße und die überragende Athletik der beiden Achter zum Vorschein, die hier keinesfalls zu vernachlässigen sind.
Auch in der letzten Linie agierte Paris äußerst diszipliniert und mannorientiert. Pacho übernahm die direkte Bewachung von Thuram, während Marquinhos sich um Lautaro Martínez kümmerte, der sich immer wieder in den Zehnerraum bewegte. Besonders Pacho zeigte eine herausragende Leistung im Infight, wodurch er der Franzose komplett aus dem Spiel nahm.
Druck auf den Ball als oberstes Gebot!
Das grundlegende Prinzip von Paris Saint-Germain war es, früh und viel vorwärtszuverteidigen, um gezielt Druck auf den ballführenden Gegner auszuüben. Dabei ging das Team teilweise ein enormes Risiko ein: Oft ergaben sich zwar Räume in der Tiefe doch durch den Druck auf den Ballführenden Spieler konnte diese nicht sauber bespielt werden. Teilweise attackierten die Außenverteidiger trotz Gegenspieler im Rücken vorwärts, wodurch kurzzeitig eine 3 gegen 2 Unterzahl in letzter Linie entstadn!
Der Grundgedanke dahinter war jedoch klar: Das Risiko wurde bewusst in Kauf genommen, um den Gegner unter Druck zu setzen und ihn zu Fehlern zu zwingen. Ein gutes Beispiel dafür war das erste Tor. Marcus Thuram startete in die Tiefe und Inter versuchte, über Ablagen Henrikh Mkhitaryan einzubinden. Doch durch den enormen Druck, den Paris ausübte, hatte Mkhitaryan kaum Zeit und Raum, den Ball sauber zu verarbeiten. Dies führte letztlich zur Balleroberung und bereitete den Weg für das Tor von Paris.
Aspektanalyse: Inters Ablagenspiel fehlanzeige!
Durch das Pariser Pressing kam es dazu das Inter die Gegnerische Hälfte eher selten zu Gesicht bekam. Die beiden einzigen Chancen, die Inter im ersten Durchgang herausspielen konnte, entstanden jeweils aus Eckbällen (23.Minute Acerbi Kopfball) /(37.Minute Thuram Kopfball). Darüber hinaus hatte die Mannschaft lediglich 38 Prozent Ballbesitz, was die Dominanz des Gegners unterstreicht.
Inter ließ an diesem Tag alles vermissen, was sie normalerweise auszeichnet.
Besonders das Ablagenspiel, ein sonst so wichtiger Bestandteil des Inter-Spiels, kam in den Anfangsminuten überhaupt nicht zur Geltung. Der Grund dafür? Obwohl es Inter durch die kluge Positionierung von Çalhanoğlu und Mkhitaryan gelang, das Mittelfeld von PSG herauszuziehen, um Raum für die Stürmer zu öffnen, konnten sie daraus keinen wirklichen Vorteil ziehen.
Das Problem lag vor allem im fehlenden Nachrücken für die Ablagen. Zwar verteidigte Paris äußerst effektiv nach hinten und setzte gezielt auf Doppelungen, doch Inter hätte mit konsequentem Nachrücken durchaus in der Lage sein können, die Defensive der Pariser unter Druck zu setzen und gefährliche Situationen zu kreieren.
Angebot für Ablage: Ähnlich wie es Paris Rückwärtsverteidigte hätte Inter Nachrücken sollen um Angebote für Ablagen zu kreiere. Dadurch wäre das Doppel nach hinten schwieriger gewesen da Die Zentrumsspieler nun auch noch einen Nachrückenden Spieler verteidigten müssten.
Spielfortsetzung: Auch die Spielfortsetzung liet darunter. Denn auch wenn Thuram oder Martinez den Ball festmachen konnten, so waren sie meist in einer 2 gegen 5 Unterzahl wo es brutal schwer war, durchzukombinieren.
Gegenpressing: Durch das innaktive Verhalten im Nachrücken, konnte Inter auch keine zweite Welle im Angriff bilden und Bälle im Letzten Drittel zurückerobern.
Dadurch entstanden insgesamt nur wenige gefährliche Aktionen von Inter. Erst gegen Ende der ersten Halbzeit zeichnete sich eine leichte Verbesserung ab, die zwei entscheidende Gründe hatte.
Leichte Verbesserung zum Ende der ersten Hälfte
Zum einen entschied sich Yann Sommer nach 17 Minuten erstmals dazu, den Ball lang zu schlagen. Zielspieler war Dumfries, der mit seiner Physis Pacho klar überlegen war. Da der Ball direkt nach vorne gespielt wurde, hatte Paris nicht genügend Zeit, um rechtzeitig in die Rückwärtsverteidigung zu kommen.
Allerdings scheiterte Inter auch in dieser Phase daran, schnelle Angriffe in Richtung Tor zu initiieren – erneut wurde das fehlende Nachrücken zum Problem. Dennoch gelang es der Mannschaft zumindest gelegentlich, sich in der Hälfte von Paris festzusetzen und das Spielgeschehen etwas weiter nach vorne zu verlagern.
Ein weiterer Schlüssel zur leichten Verbesserung gegen Ende der ersten Halbzeit war die veränderte Positionierung von Barella. Während er zu Beginn noch sehr hoch agierte, ließ er sich zunehmend tiefer fallen. Dies hatte zur Folge, dass er Vitinha aus seiner zentralen Position herauszog. Der dadurch entstandene Raum hinter Vitinha wurde zum Zielbereich, in den sich einer der beiden Stürmer von Inter fallen ließ, um anspielbar zu sein.
Aber warum konnte dieser Raum überhaupt effektiv genutzt werden? Der Grund lag daran das Barella extrem weit entgegenkam, deutlich weiter als Mkhitaryan , wodurch der Weg für Vitinhia brutal weit wurde und wodurch es unmöglich war rechtzeitig rückwärts zu doppeln.
Inter lässt Grundlegende Elemente vermissen
Im Spielaufbau zeigte sich bei Inter ein deutlicher Mangel an grundlegenden Elementen, die notwendig gewesen wären, um das aggressive Pressing von Paris effektiv zu überwinden. Dabei gab es durchaus Lösungsansätze. Ein Ansatz war das Einrücken von Francesco Acerbi ins Zentrum. Nach Zuspiel auf Bastoni rückte Acerbi immer wieder ins Zentrum ein, um eine zusätzliche Anspielstation zu bieten. Eine Schlüsselrolle spielte dabei die Tatsache, dass Dembélé, der eigentlich für Acerbi zuständig war, wie bereits erwähnt, vorrangig Yann Sommer unter Druck setzte.
In der beschriebenen Spielsituation traten signifikante Probleme bei der Positionierung von Acerbi auf. Er positionierte sich zu zentral und zu weit weg, wodurch er für seine Mitspieler nicht anspielbar war. Dieses Verhalten ist möglicherweise auch auf seinen Spielertyp zurückzuführen, da Acerbi sich in diesen Räumen potenziell unwohl fühlt oder nicht seine Stärken ausspielen kann.
Eine Alternative wäre gewesen, dass Acerbi einfach weiter nach vorne durchläuft, um als Anspielstation für Ablagen zu fungieren. Diese Option wäre besonders sinnvoll gewesen, da er zu diesem Zeitpunkt effektiv keinen direkten Gegenspieler hatte und dadurch ungehindert agieren konnte.
Ein positives Beispiel, wie die Situation hätte gelöst werden können, zeigte sich in der 13. Minute: Acerbi rückte extrem ballnah auf und bot sich als Anspielstation an. Inter hätte durch ein Spiel über den Dritten (Passkette: Bastoni -> Di Marco -> Acerbi), einen freien Fuß zu kreieren. Dies hätte Paris dazu gebracht Vorwärts zu verteidigen. So hätten Thuram und Martinez mehr Raum und Zeit gehabt.
Timing und Angebote fehlen
Ein weiterer Aspekt, den Inter in diesem Spiel überhaupt nicht gut umsetzte, war das Rotieren – eigentlich eine der Stärken des Teams. Doch in dieser Partie stimmte das Timing nicht, und es waren nicht immer alle Spieler bereit, ihre Position entsprechend anzupassen. Dies führte zu einer mangelnden Abstimmung und uneffektiven Bewegungsabläufen.
Ein typisches Beispiel dafür war eine Szene, in der Inter über die linke Seite spielte (26.Minute): Der Außenverteidiger Pavard zog in die Halbspur, um die Spielfeldmitte besser zu unterstützen. Doch anstatt, dass Barella in die Außenspur auswich, um Pavard Raum in der Halbspur zu verschaffen, verharrte er auf seiner Position. Dadurch standen beide Spieler in einer vertikalen Linie, was es dem Gegenspieler Ruiz erleichterte, den Passweg zu blockieren und den Ball abzufangen.

Barella weicht nicht auf aussen aus, wodurch der Lauf von Pavard, dem andribbelnden Acerbi die alle Optionen nimmt.
Auch das Timing der Rotationen war problematisch. Teilweise reagierten die Spieler von Inter viel zu spät.
Eine der Rotationen, die Inter üblicherweise häufig einsetzt, in diesem Spiel jedoch nur selten zu sehen war, war das Abkippen von Çalhanoğlu in die Position eines Innenverteidigers, wie es in der 14. Minute der Fall war. Diese Bewegung hätte großes Potenzial gehabt, da Ruiz dadurch aus seiner Position gezogen wurde und die Halbspur frei wurde.
Doch wie auch in der zuvor beschriebenen Szene stimmte, das Timing nicht. Bastoni rückte viel zu spät in die Halbspur auf und verharrte stattdessen auf einer Linie mit Dumfries, der andernfalls eine gute Anspielstation gewesen wäre.
Auch Çalhanoğlu selbst zeigte dies unmittelbar mit Gesten an, und Trainer Inzaghi war sichtlich verärgert – wie deutlich an seiner Reaktion am Spielfeldrand zu erkennen war.
Hakan Çalhanoğlu zeigte in dieser Partie ebenfalls keine überzeugende Leistung. Der türkische Nationalspieler blieb über weite Strecken des Spiels unauffällig und ließ jegliche Aktivität vermissen. Zudem positionierte er sich häufig unglücklich, indem er in den Passwegen seiner Mitspieler stand und so den Spielfluss hemmte.
Die Rotationen von Inter Mailand erwiesen sich teilweise als ineffektiv. Ein Beispiel: Häufig zog Henrikh Mkhitaryan in eine kurze Position, während Bastoni durch das Prinzip des „Spielen und Gehens“ – oft in Form eines einfachen Doppelpasses mit Federico Dimarco – versuchte, das Pressing von PSG zu umgehen. Allerdings wurde dieser Ansatz durch Mkhitaryans flache Positionierung erschwert, da der Raum dadurch zu eng wurde. Den anders als Barca war Mkhitaryan zugestellt und sein direkter Gegenspieler konnte vorverteidigen. Zudem verteidigte Paris Saint-Germain äußerst effektiv Rückwärts, was den Raum und die Zeit für Inter zusätzlich minimierte und jedes Mal zu einem Ballgewinn PSG führte.
Tiefe wir brauchen Tiefe!
Auch im höheren Spielaufbau hätte Inter deutlich mehr Potenzial ausschöpfen können. Phasenweise gelang es dem Team durchaus, einen freien Fuß im Aufbau zu schaffen, was eine solide Grundlage für weiterführende Aktionen bot. Dies funktionierte beispielsweise durch das Spiel über den Dritten, wie in der ersten Abstoßszene des Spiels, als Dembélé Torwart Sommer anlief und Inter über den Sechser Acerbi finden konnte. Ebenso wurde dies bei Rückpässen sichtbar: Sobald Dembélé versuchte, das Spielfeld durch seine Laufwege zu schneiden, bot sich die Möglichkeit, mit einem Querpass auf die Seite zu spielen, aus der der Druck kam – also dort, wo Dembélé ursprünglich gestartet war. Doch auch hier zeigte sich Inter langsam im Kopf und die IVs standen teilweise geschlossen, weil sie sich nicht rechtzeitig genug anboten, was Yann Sommer das ein oder andere mal zum Toben brachte.
Doch ab diesem Punkt fehlte es Inter an der Spielfortsetzung. Einerseits waren, wie beschrieben die Rotationen mangelhaft, andererseits fehlte es an Konsequenz und Präzision im Bespielen der Tiefe. Denn Paris gab durchaus Raum hinter der Kette, da man mit einer sehr hohen Kette spielte. Thuram bot immer mal wieder gute Optionen wurde aber auch nicht immer von seinen Mitspielern gesehen. Auch in diesen Situationen mangelte es an Läufen aus dem Mittelfeld, was ein entscheidender Faktor war. Besonders nach Rückpässen, wenn Paris nach vorne schob, standen Thuram und Martínez häufig im Abseits. Vorallem auf der linken Seite hätte Inter mehrfach Tiefgang benötigt da dort permanent Raum in der Tiefe entstand, weil Inter nicht wie auf der rechten Seite einen hohen Breitengeber hatte, sondern einzig Di Marco in einer flacheren Position. So war es entweder Hakimi oder Neves die weit nach vorne auf Di Marco und Mkhitaryan pressten. Die beiden Stürmer konnten die beiden Innenverteidiger binden, weshalb ein Spieler aus dem Mittelfeld den Lauf hätte aufnehmen müssen und so Inter einen Bewegungsvorteil hätte.
Ein gutes Beispiel dafür ist die 17. Minute. Di Marcos flache Position zwingt Hakimi weit aus der Kette nach vorne zu verteidigen. Martinez zieht den Ballnahen Innenverteidiger raus, weshalb die Tiefe noch mehr geöffnet wurde. Henrikh Mkhitaryan bzw. Çalhanoğlu attackierten nicht mit einem Tiefenlauf den Offenen Raum, sondern gaben beide ein kurzes Angebot. Das machte es einfach für PSG da sie Mannorientiert vorwärts verteidigen konnten. In diesen Szenen, aber auch generell wäre ein Tiefenlauf von Çalhanoğlu am effektivsten gewesen. Denn Mkhitaryan zog durch sein flaches Angebot zusätzlich Neves raus und Çalhanoğlu hält sich im Rücken von Ruiz auf da dieser in Richtung des Balles blickt. Hier wurde deutlich, dass es Inter schlichtweg an Tiefe aus dem Mittelfeld fehlte, eigentlich ein Element in dem Spiel von Simone Inzaghi. Dynamische Läufe aus der zweiten Reihe hätten nicht nur für zusätzliche Optionen in der Offensive gesorgt, sondern auch die Abseitsstellung der Stürmer kompensieren können.
Fazit
Am Ende entwickelte sich das Finale zu einer einseitigen Angelegenheit, die mit einem deutlichen 5:0 endete und zu einem deutlichsten Finale der CL-Geschichte einging. Inter war an diesem Tag nicht in der Lage, irgendetwas Zählbares auf den Platz zu bringen oder dem Gegner etwas entgegenzusetzen. Das Team wirkte in allen Belangen unterlegen und war letztlich chancenlos gegen einen überlegenen Gegner.
Paris Saint-Germain zeigte eine beeindruckende Dominanz, sowohl im Pressing als auch im Ballbesitz. Sie präsentierten aktuelle Trends im modernen Fußball, wie etwa ein stark mannorientiertes Verteidigen, das sich bis in das Mittelfeld und sogar in das Abwehrpressing erstreckte.
Inter Mailand hingegen konnte seine Stärken nicht auf den Platz bringen und fand nicht zu seinem gewohnten Spiel. Einerseits lag das an PSG, das die Italiener insbesondere im Spiel gegen den Ball vor erhebliche Probleme stellte. Andererseits konnte Inter seine eigenen Qualitäten, wie beispielsweise Tiefenläufe oder das flexible Rotieren im Spielaufbau, nicht zur Geltung bringen. Insgesamt wirkte die Mannschaft müde und geistig nicht wirklich präsent.
VR: VR ist bei einem Traditionsreichen Reginalligisten im Analysebreich tätig. Sein Größter Traum ist es langfrisistig irgenwann mal mit diesem Verein in der Champions League aufzulaufen. Kurzfrisitig ist das Ziel der Aufstieg in Liga 3.
SR: Studiert Geschichte und Philosophie, was man an seinen Texten an der einen oder anderen Stelle merkt. Neben dem Studium schreibt er Gegneranalysen für einen Schweizer viert Ligisten und versucht jedes mögliche Fussballspiel zu sehen.
Keine Kommentare vorhanden Alle anzeigen