Wegweisendes Duell im Titelkampf – eine Vorschau auf Leverkusen : Bayern – FN
Am Samstagabend des 22. Bundesligaspieltags steigt das lange ersehnte Aufeinandertreffen des amtierenden Double Siegers aus Leverkusen und den Gästen aus München. Die Bayern gehen als aktueller Tabellenführer mit einem Acht Punkten Vorsprung ins Topspiel. Dementsprechend unter Zugzwang steht das Team von Xabi Alonso, das durch den großen Vorsprung der Bayern zum Siegen verdammt ist, um die Chance auf die Titelverteidigung in der Meisterschaft zu wahren. Die Leverkusener ließen zuletzt trotz fünf Spielen ohne Niederlage sowohl in Leipzig als auch am vergangenen Wochenende in Wolfsburg Punkte liegen, was den Vorsprung der Bayern auf acht Punkte anwachsen ließ. Die Bayern hingegen präsentierten sich trotz Schwächephasen gegen Kiel und Celtic in starker Form und sind seit fünf Spielen ohne Punktverlust.
Personell sind bei den Bayern keine großen Änderungen zu erwarten. Kim und Pavlovic dürften nach erfolgreicher Rotation für Dier und Goretzka in die Startelf zurückkehren. Offen bleiben dagegen die Außenverteidigerpositionen. Hinter Davies steht verletzungsbedingt noch ein Fragezeichen. Gerade mit seinem Speed wäre eine Rückkehr gegen umschaltstarke Leverkusener von großer Bedeutung für die Bayern. Aufgrund von schwankenden Leistungen von Guerreiro könnte mit Stanisic ein Ex-Leverkusener den Davies Ersatz geben. Auf der rechten Seite stellt sich die übliche Frage zwischen Laimer und Boey, auch wenn Laimer vorerst die Nase vorne haben dürfte. Ähnliches gilt für die linke Außenbahn. Hier wären sowohl Sane, Gnabry und Coman, welcher aufgrund seiner Stärken im 1gg1 gegen tiefstehende Gegner wohl die besten Chancen haben dürfte.
Bei den Leverkusenern hängt personell vieles von der taktischen Ausrichtung Alonsos ab. Zuletzt setzte dieser in Spielen gegen Gegner mit gleichwertiger oder höherer individueller Qualität auf eine konservativere Aufstellung mit meist nur zwei echten Offensivspielern. Dies variiert zudem zwischen einem 4-4-2 mit den nominellen Schienenspielern als Außenspielern und einem 5-3-2 mit einem zusätzlichen Zentrumsspieler. Es bleibt daher abzuwarten, ob Alonso sich in diesem Spiel erneut für eine konservativere Aufstellung entscheidet oder aufgrund der Tabellensituation eine mutigere Herangehensweise wählt.
Das Hinspiel
Das Hinspiel in der Liga war geprägt von bayerischer Dominanz mit Ball. Der Schlüssel hierfür war das manndeckende Münchner Angriffspressing. Der hohe Druck stellte den tiefen Leverkusener Aufbau vor große Probleme, was in vielen lagen Bällen resultierte. Leverkusen verzichtete deshalb schon früh auf einen geordneten Aufbau vom Torwart heraus und versuchte durch gut vorbereitete lange Bälle die durch die Gleichzahl in der letzten Linie entstehenden großen Räume hinter der hohen Münchner Kette zu bespielen. Der lange Ball suchte dabei Boniface, der durch ein Abkippen von Terrier und Herausziehen von Kim in ein 1gg1 gegen Upamecano im offenen Raum isoliert werden sollte und die nachrückenden Halbraumzehner und Sechser sowie den auf das Bespielen der Tiefe lauernden Frimpong durch Ablagen in Szene setzen sollte.
Die Bayern präsentierten sich konsequent in den entscheidenden Duellen und schafften es so für frühe Ballgewinne zu sorgen und die Spielkontrolle an sich zu reißen. Außerdem gelang es durch den vorhersehbaren langen Ball der Leverkusener durch spätes Springen von Laimer auf den gegnerischen Außenverteidiger eine temporäre 2gg1 Überzahl gegen Wirtz zu erzeugen. Dies ermöglichte es Kimmich sich zentraler zu positionieren und gepaart mit der hohen Intensität und Aggressivität der Münchner für den Gewinn der zweiten Bälle zu sorgen.
Folglich zog sich Leverkusen in ein 5-4-1 Mittelfeldpressing zurück und überließ Bayern die Kontrolle. Die Bayern überzeugten durch ein fluides Positionsspiel mit diversen Rotationen. Kimmich kippte wiederholt in die erste Aufbaulinie. Leverkusen fehlte durch den Sechserfokus von Boniface der Druck auf den Ball und den Bayern gelang es wiederholt einen Halbverteidiger im Halbraum ins Andribbeln zu bekommen. Wirtz, der als linker Außenspieler in der Mittelfeldlinie agierte wurde durch das Abkippen von Kimmich wiederholt etwas aus der Kette herausgezogen, was Bayern die Möglichkeit gab den Raum hinter Wirtz zu bespielen.Dies erfolgte durch ein geschicktes Herausbewegen aus dem Deckungsschatten durch den eingerückten Rechtsverteidiger Guerreiro.
Ein weiteres Muster war zudem das Auffüllen durch Musiala. Dieser kippt wiederholt tief in den Sechserraum neben Pavlovic und konnte durch sein dynamisches Aufdrehen Gegner auf sich ziehen und Drucksituationen auflösen oder Guerreiro über den Dritten finden. Bayern schaffte es so in der Anfangsphase in ihr Flügelspiel im ständig rotierenden Dreieck aus Olise – Musiala – und Guerreiro zu kommen.
Im Laufe der ersten Halbzeit stellte Alonso deshalb auf eine 5-3-2 Struktur im Mittelfeldpressing um. Wirtz agierte nun neben Boniface in der ersten Linie, was die Freiheiten im Dreieraufbau der Münchner, speziell durch Kimmich einschränken sollte. Leverkusen präsentierte sich gut strukturiert im Mittelfeldpressing und es gelang durch einen guten Mix aus Raum -und Mannorientierung der Sechser sowie ein aggressives Herausverteidigen der Halbverteidiger bei Bespielen des Zwischenlinienraums den Block kompakt zuhalten. Auch in der Verschiebebewegung war Bayer äußerst diszipliniert. Dennoch boten sich aufgrund der Positionierung von Wirtz in der ersten Linie und einer oftmals zu zentralen Position Xhakas Räume im rechten Halbraum. Diese wussten die Bayern hin und wieder durch Gegenbewegungen zu bespielen.
Auffällig war außerdem das horizontale Herausbewegen aus dem Deckungsschatten von Boniface durch Pavlovic. Dieser wurde so in einer halblinken Position anspielbar, was Andrich aus der Mittelfeldlinie herauszog, um ein Aufdrehen Pavlovics zu verhindern. Durch eine gezielte Tempoverschärfung war es den Bayern in diesen Situationen möglich den Raum hinter Andrich durch einen Pass in die Breite Davies oder den linken Außenspieler zu finden und den Zwischenlinienraum durch den abkippenden Kane zu bespielen.
Bedingt durch die starke Balldominanz der Bayern zog sich Bayer auch in der zweiten Hälfte immer weiter zurück und schaffte es durch eine disziplinierte Vorstellung gegen den Ball einen Punkt in München mitzunehmen.
Pokalspiel
Diesmal wählte Alonso auch personell einen defensiveren Ansatz. So agierte die Werkself aus einer 4-1-4-1 Struktur heraus. Die gelernten Innenverteidiger Hincapie und Mukiele gaben die Außenverteidiger, sowie die nominellen Flügelverteidiger Grimaldo und Frimpong die Außenspieler. Zudem setzte Alonso auf ein Dreiermittelfeld aus Palacios, Xhaka und Andrich. Wirtz war somit der einzige traditionelle Offensivspieler. Die Herangehensweise war dementsprechend klar.
Leverkusen beschränkte sich auf das Verteidigen im 4-1-4-1 Mittelfeldpressing und ging nur situativ nach Abstößen in ein Angriffspressing über. Wirtz versuchte durch einen Bogenlauf Neuer anzulaufen und den ballnahen Innenverteidiger durch ein Durchlaufen auf den ballfernen Innenverteidiger zu isolieren. Dahinter agierte die zweite Pressinglinie mannorientiert gegen Bayerns 4-2-4 Aufbau.
Durch fluide Rotationen im Aufbau gelang es den Bayern jedoch das Angriffspressing zu überspielen und den Ball zu dominieren. Davies nahm im tiefen Aufbau häufig eine höhere Position als sein Gegenpart Laimer ein. Durch Ausbrechen von Goretzka nach links konnte so Xhaka aus dem Zentrum gezogen werden und in Kombination mit dem Auffüllen neben Kimmich durch Musiala eine 2gg1 Überzahl im Zentrum hergestellt werden. Die Leverkusener Innenverteidiger oder Sechser Andrich verteidigten in diesen Situationen durch die konservative Einstellung nicht aus der Position heraus. So rückte Grimaldo ballfern ein, was dazu führte, dass Laimer als freier Mann durch Chipbälle aus dem Zentrum gefunden werden konnte. Eine weitere Rotation war zudem das Abkippen von Kimmich neben Neuer. Dies hatte zur Folge, dass Kim in die Breite schob und eine Torwartkette erzeugt wurde. Goretzka rückte dann wieder dynamisch ins Zentrum. Dies ermöglichte den Bayern wiederholt einen offenen Fuß in der ersten Aufbaulinie, was dafür sorgte, dass man in der Lage war den freien Mann zu finden.
In jenem 4-1-4-1 Mittelfeldpressing wusste Bayer durchaus zu überzeugen. Die Außenspieler Grimaldo und Frimpong agierten mit einem starken Mannbezug zu Bayerns eingerückten Außenverteidigern. Die Halbverteidiger verteidigten zudem aggressiv auf die abkippenden Stürmer der Bayern heraus. Die Tiefe wurde in diesem Fall durch ein Fallen von Sechser Andrich gesichert. Der ballnahe Achter konnte durch ballnahes Verschieben mit dem Außenverteidiger für ein Doppeln des Außenspielers sorgen. So gelang es das starke Münchner Flügelspiel zu unterbinden, was es für die Bayern erschwerte das Zentrum diagonal zu bespielen. Die Bayern wurden durch die fehlende Breitenstaffelung in der ersten Linie und die Mannorientierung der Außenspieler durch den diagonalen Pass des Innenverteidigers auf den Außenspieler bewusst in die Breite gelenkt. Auch Stürmer Wirtz verschob in diesen Situationen stark ballnah und schob auf den ballnahen Innenverteidiger, um einen Rückpass der Bayern zu verhindern. Durch diese Pressingfalle wollte Bayer zum einen Bayern vom eigenen Tor wegleiten, aber auch auf außen für Ballgewinne sorgen, um mit vielen Spielern in Ballnähe vertikal umzuschalten.
Eine Schwachstelle war sicherlich der geringe Druck in der ersten Pressinglinie, was Bayern durch diametrales Abkippen der Sechser die Möglichkeit langer Diagonalbälle gab, um bei Lücken in der Verschiebebewegung den ballfernen Außenstürmer in 1gg1 Situationen zu isolieren. Die Bayern taten sich in der Anfangsphase schwer Chancen zu kreieren, jedoch fehlte es Leverkusen zunehmend an Entlastung.
Gegen den Ball pressten die Bayern gewohnt manndeckend und schafften es so die hohe Balldominanz aufrechtzuerhalten. Auffällig war gegen den tiefen Leverkusener 4-3-3 Aufbau ein recht konservatives Herausrücken von Upamecano gegen Palacios der als Achter teils neben Andrich abkippte. Upamecano und auch Kimmich fielen schon recht früh in ihrer Positionierung, um für eine gute Staffelung gegen das Nachrücken der Leverkusener Achter bei zweiten Bällen zu sorgen. Hinzu kam die Luftdominanz der Bayern durch die Überlegenheit von Kim gegen Wirtz, was für Ballgewinne sorgte. In den Abkippbewegungen der Achter wäre somit durch Upamecanos langen Pressingweg und das Aufrücken beider Münchner Sechser deutlich mehr Potential im flachen Bespielen der Manndeckung gewesen.
Es ist zu beachten, dass bei diesem Spiel aufgrund der frühen roten Karte von Neuer mit Blick auf das Topspiel nur die ersten 17 Minuten des Spiels aussagekräftig zu analysieren sind.
Mögliche Lösungen gegen Bayerns Angriffsspiel
Bei einer, wie im Pokal konservativeren Herangehensweise Leverkusens wird deshalb interessant zu sehen sein für welche Struktur sich Alonso entscheidet. Eine Möglichkeit stellt ein wie bereits gegen Leipzig gesehenes 5-3-2 dar. Die zwei Anläufer in erster Linie könnten so situativ Druck auf die erste Aufbaulinie der Bayern ausüben und durch geschicktes Zustellen im Bogen den abkippenden Kimmich in den Deckungsschatten stellen und vom Spielgeschehen abschneiden. Das 5-3-2 Mittelfeldpressing verfügt aufgrund der hohen Dichte im Zentrum über eine sehr gute Raumsicherung in der Spielfeldmitte. Dementsprechend wird die Verschiebebewegung bei Pässen in die Breite entscheidend, um durch Herausschieben der ballnahen Zentrumsspieler das Zentrum durch den Deckungsschatten zu schützen und so keine Lücken in der Verschiebebewegung reißen zu lassen, welche Bayern durchaus in der Lage ist durch Abkippen der Stürmer über das Zentrum zu bespielen.
Eine Schwachstelle in dieser Struktur könnte die Rolle der eingerückten Münchner Außenverteidiger darstellen. Die fluiden Rotationen mit den Außenspielern, sowie das Herauskippen aus dem Deckungsschatten der Stürmer, um die Außenverteidiger in ein diagonales Andribbeln auf die Mittelfeldlinie zu bringen könnten hier zu Problemen für Leverkusen führen.
Das 5-4-1 Mittelfeldpressing, welches wir zeitweise bereits aus dem Hinspiel kennen stellt eine weitere Alternative für Alonso dar. Jedoch beraubt sich Bayer durch das zwangsweise mannorientierte Verfolgen der Außenspieler gegen die Außenverteidiger der Bayern durch die weiten Wege jeglicher Gefahr im Umschalten. Die je nach Abkippverhalten der Münchner Sechser -1 oder -2 Unterzahl trägt zudem zu dieser Passivität bei, da Bayern konstant einen offenen Fuß in erster Linie im Halbraum bekommen kann, was in Kombination mit Tiefenläufen der letzten Linie zu einem immer weiteren Verlieren an Höhe für Bayer führt.
Wahrscheinlich könnte deshalb auch eine Viererkette Bayers gegen den Ball sein. Egal ob im 4-1-4-1 aus dem Pokal oder einem häufig in dieser Saison gesehenen 4-4-2 Mittelfeldpressing mit meist zwei Flügelverteidigern als Außenstürmern bei konservativer Herangehensweise wie gegen Stuttgart. So war es aus dieser Struktur heraus gut möglich in eine situatives mannorientiertes Angriffspressing umzuschalten. Außerdem können die Außenspieler eine Überladung der letzten Linie durch mannorientiertes Verfolgen der Außenverteidiger verhindern.
Strukturunabhängig gilt es jedoch bei Rhytmuswechseln und Tempoverschärfungen der Bayern eine hohe Kompaktheit im Verschieben zu wahren und zentrale Räume durch Deckungsschatten zu schließen. Ebenso wird die Balance zwischen Druck ausüben und Raumsichern gerade im Mittelfeld entscheidend, gerade da sich Phasen im Mittelfeld-/Abwehrpressing gegen die Balldominanz der Bayern kaum verhindern lassen.
Fluidität gegen Mittelfeldpressing
Für die Bayern gilt es daher eine hohe Positionsfluidität an den Tag zu legen und das Leverkusener Mittelfeldpressing wiederholt durch einen Mix aus Mustern und Einzelaktionen vor Entscheidungen zu stellen. Ein wichtiger Faktor hierbei wird die Spielkontrolle der Bayern durch den in die erste Aufbaulinie abkippenden Kimmich werden. Dieser soll unabhängig ob seitlich oder zentral abkippend das Spiel der Münchner gestalten und durch gezieltes Erhöhen des Tempos die Leverkusener vor Probleme stellen.
Ein weiterer personeller X-Faktor ist Musiala und sein Abkippen in den Sechserraum. Durch den Dynamikvorteil, sowie seine herausragende Technik im 1gg1 ist dieser in der Lage sich auf kleinstem Raum aufzudrehen. Durch das Herausverteidigen der Leverkusener werden sich so Räume im Rücken des Herausverteidigenden Spielers öffnen, welche es über eine schnelle Kombination dynamisch zu bespielen gilt. Ein Muster hierfür könnte der diagonale Pass auf den Außenstürmer in Kombination mit dem dynamischen Nachrücken von Musiala und einem Tiefenlauf des Außenverteidigers in der Halbspur sein. Zudem kann Musiala durch seine unwiderstehlichen Dribblings enge zentrale Räume öffnen und eine völlig neue Spielsituation kreieren.
Je nach struktureller Herangehensweise Leverkusens kann auch das Flügelspiel der Münchner zu einem wichtigen Faktor werden, da Leverkusen bewusst versuchen wird das Spielgeschehen aus dem Zentrum nach außen zu lenken und dort mannorientierten Druck auszuüben. Gegen eine Manndeckung der Außenspieler gegen die bayerischen Außenverteidiger ist hier eine hohe Variabilität im spurversetzten Besetzten der Außenbahn mit dem Außenstürmer gefragt, um in das gewohnte Auflösen über das Flügeldreieck zu kommen.
Generell gilt es für Bayern durch viele kleine Bewegungen eines individuellen Spielers die Leverkusener vor Entscheidungen zu stellen und unabhängig von der Entscheidung Lösungen zu finden und entstehende Räume bewusst aufzuziehen und anschließend zu bespielen.
Konservativerer Ansatz der Bayern?
Mit dem acht Punkte Vorsprung im Rücken ist auch eine konservativere Herangehensweise der Bayern im eigenen Ballbesitz denkbar. Die angestrebte Balldominanz kann als Verteidigung mit Ball hier zum entscheidenden Schlüssel werden, da den Bayern ein Unentschieden genügen würde, um Leverkusen auf Distanz zu halten. Wir gehen allerdings nicht davon aus, dass Kompany auf Unentschieden spielen würde, stattdessen mehr, dass im geordneten Ballbesitz auf das letzte Risiko verzichtet wird und die Priorität auf der Kontrolle des Balles liegt.
Dafür würde der doch teils fehlende Plan B in der Herangehensweise der Münchner sprechen. So tut man sich bei Intensitätsabfall im Angriffspressing meist schwer aus einem geordneten Block zu verteidigen. Statt einem raumorientierten Zurückfallen orientieren sich die Spieler meist sofort auf die nächstmögliche Gelegenheit Mannbezug herzustellen und ein erneutes Umschalten ins Angriffspressing zu forcieren. Dadurch ist man wie gegen Barca sehr anfällig in der Rausrückbewegung und hat durch den starken Mannbezug Probleme bei Pärchenbildung mit gut aufeinander abgestimmten Gegenbewegungen des Gegners.
Eine Umsetzung dieses strategischen Ansatzes könnte beispielweise durch weniger Offensivläufe der Außenverteidiger oder ein selteneres Abkippen von Musiala der Fall sein, um durch ein geordnetes Positionsspiel den Ball zirkulieren zu lassen.
Mögliche Lösungen gegen Manndeckung
Durch den Druck das Spiel zu gewinnen ist ein klarer Plan zum Bespielen der Münchner Manndeckung essenziell für Bayer, um zum einen die totale Balldomianz der Bayern zu verhindern und über einen gezielten vertikalen Aufbau zu Chancen zu kommen. Durch den hohen Druck der Bayern ist dies jedoch mit nicht gerade wenig Risiko verbunden.
Beim Bespielen einer Manndeckung gilt es zumeist die durch den Mannbezug geschaffene Reaktivität des Gegners auszunutzen. Bayern läuft zumeist mit einem eingerückten Außenstürmer auf den gegnerischen Innenverteidiger an. Dieser positioniert sich zunächst etwas versetzt zu Kane. Der Außenverteidiger wird dahinter durch Springen des Münchner Außenverteidigers angelaufen. Auch um eine temporäre Unterzahl in der letzten Linie zu verhindern, sollte Leverkusen auf dieser Seite anspielen, um das Pressing auszulösen.
Anschließend gilt es durch Abkippen eines Zentrumsspielers den flachen Außenverteidiger über den Dritten zu finden oder direkt einen diagonalen Passweg von Torhüter auf einen halbräumigen Außenverteidiger herzustellen, was einen zusätzlichen Zeitvorteil gegenüber dem springenden Münchner Außenverteidiger erzeugen würde. Dadurch hätte der Außenverteidiger die Möglichkeit durch eine Gegenbewegung in der letzten Linie entweder den langen Ball in die Tiefe für den tiefgehenden Stürmer sowie die diagonal einlaufenden Außenstürmer zu finden oder den abkippenden Wirtz flach im Zentrum im durch den abkippenden Zentrumsspieler freigezogenen freien Raum zu finden. Als Anschlussoption um eine gleichzahlige künstliche Umschaltsituation zu erzeugen, bietet sich hier auch ein Nachlaufen des Passes durch den Außenverteidiger an, um durch Ablagespiel einen offenen Fuß im offenen Halbraum zu bekommen.
Entscheidend wird außerdem die Einbindung von Wirtz, der ähnlich wie Musiala auf der anderen Seite durch seine individuelle Qualität Drucksituationen in engsten Räumen auflösen kann und für eine komplette Veränderung der Spielsituation sorgen kann.
Neben diesem möglichen Plan des Überspielens der Manndeckung ist auch eine gute Staffelung bei zweiten Bällen nach langem Ball in Richtung Zielspieler Schick erforderlich. Eine enge Staffelung der letzten Linie sowie ein konsequentes Nachrücken der Zentrumsspieler ist hier essenziell.
Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass das Topspiel um die Meisterschaft, gerade mit der Vorgeschichte der letzten Saison, sowie dem Pokalaus in dieser Saison einige spannende Themen bietet. Gerade die strategische Ausrichtung Alonsos in diesem Spiel lässt noch einige Fragen offen. Ein Schlüssel für die Werkself wird ohne Zweifel das Verteidigen im Mittelfeldpressing werden, aber auch das Bespielen der bayerischen Manndeckung ist essenziell, um zum einen zu viele lange Ballbesitzphasen der Bayern zu verhindern und zu Torchance zu kommen.
Auf der anderen Seite werden von Kompany bis auf Detailanpassungen keine großen Überraschungen erwartet. Dementsprechend interessant zu sehen, wird es sein wie sehr die Bayern ihre Dominanz auf die Straße bringen und wie sie das kompakte Mittelfeldpressing bespielen wollen.
Autor: FN beschäftigt sich intensiv mit Taktiktheorie als auch Analysen zu aktuellen Spielen und Entwicklungen im Fußball. Auf Twitter ist er als @felixnb aktiv.
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