Türchen 13 – Barcelonas Abseitsfalle: Gekonntes Spiel mit dem Feuer
„Jeder, der auch nur einen Meter hinterherläuft, wird direkt ausgewechselt“ – Diese Worte gab Trainer Hansi Flick seiner Mannschaft in der Halbzeitpause des Clasicos gegen Real Madrid mit auf den Weg. Dabei hatte sein Team zumindest defensiv eine nahezu perfekte Halbzeit gespielt, wobei insbesondere die Abseitsfalle die Madrilenen zur Verzweiflung brachte. Allein in den ersten 45 Minuten wurden die Königlichen acht Mal wegen Abseits zurückgepfiffen – ein vereinsinterner Negativrekord seit Beginn der detaillierten Datenerfassung. Nach 90 Minuten zählt die Statistik gar zwölf Abseitsstellungen, darunter zwei vermeintliche Tore durch Mbappé sowie eine Großchance von Bellingham. Wie schaffte Barcelona das und was hat es mit der teilweise wild aussehenden Abseitsfalle von Flicks Mannschaft auf sich?
Eins lässt sich festhalten: Der Clásico war kein Zufall – mit durchschnittlich sieben (!) gewonnen Abseitsstellungen pro Spiel (Stand: Anfang November 2024) überbietet Barcelona seine Konkurrenten um Längen. Sie stellen damit auch den mit Abstand höchsten Wert seit Einführung des VAR 2017/2018 (2. Platz: Aston Villa 23/24 mit 4,39 Abseitsstellungen). Insgesamt verläuft die aktuelle Saison Barcelonas überwiegend sehr erfolgreich. In der Liga steht man auf Platz eins und im neuen Champions League Modus belegt man Platz zwei und hat zusätzlich mit +14 das beste Torverhältnis aller Teams.
Dennoch werden sie oft mit dem Vorwurf konfrontiert, dass diese Spielweise sehr riskant sei, und sich somit langfristig nicht auszahle. Aber ist das tatsächlich so? Was genau machen die Katalanen anders als andere Teams und welche Vor- und Nachteile ergeben sich aus dieser Spielweise?
Was macht Barcelonas Abseitsfalle so besonders?
Wie die meisten Spitzenteams setzt Barcelona überwiegend auf ein hohes Pressing. Im Verbund damit soll die Abwehrkette möglichst weit vorschieben, um den bespielbaren Raum des Gegners maximal zu verkleinern. So weit, wo normal im ambitionierten Fußball.
Kein Team ist aber aktuell rigoroser in der Umsetzung dieses Prinzips als die Mannschaft von Hansi Flick. Selbst kürzeste Rückpässe oder kleine Dribblings nach hinten fungieren als Trigger für die Kette, um weit vorzuschieben. Der Unterschied zu anderen Teams, welche ebenfalls ein hohes Pressing nutzen, ist also weniger die Art der Signale zum Herausrücken, sondern vielmehr die Aggressivität und Konsequenz, mit der dies geschieht. Ein Beispiel ist die 75. Minute aus dem Champions League Spiel gegen Brest.
Brest führt einen Freistoß knapp hinter der Mittellinie kurz aus. Unmittelbar nach dem ersten Rückpass sprintet die Abwehrkette nach vorne. Sofort sind vier Spieler der Franzosen im Abseits. Mangels progressiver Anspielstationen folgt ein weiterer Querpass.
Der Ballführende wird von Barcelonas ballnahen Mittelfeldspielern direkt unter Druck gesetzt. Gleichzeitig schiebt die Abwehrkette so rücksichtslos vor, dass für die Brest-Angreifer schlicht keine Zeit bleibt, sich aus der verbotenen Zone zu entfernen. Der Innenverteidiger muss sich sehr weit fallen lassen, um dem Ballführenden überhaupt eine Anspielstation zu schaffen.
Es folgen ein Dribbling ins Zentrum, sowie ein weiterer Rückpass. Insgesamt sind seit Ausführung des Freistoßes zehn Sekunden vergangen und drei Pässe gespielt – doch Barcelonas Abwehrkette steht bereits wieder an der Mittellinie.
Brest muss unter Druck einen langen Ball schlagen – ins Abseits. Während der ganzen Szene werden alle angebotenen Tiefenläufe einfach von der Abseitsfalle verschluckt. Auffällig ist auch, dass die einzigen Anspielstationen für Brest durch weiträumiges Freilaufen in Richtung eigenes Tor entstehen.
Ein weiterer Unterschied zu anderen Teams besteht darin, wie wenig und wie spät Flicks Mannen zum eigenen Tor fallen. Der entscheidende Moment ist dann ein kurzes, synchronisiertes “Einfrieren” der gesamten Kette, genau in dem Moment, in dem der Passgeber den Pass andeutet. Das erste Abseitstor Mbappés im Clásicos ist ein gutes Beispiel:
Zunächst bleibt Barças Kette hoch, obwohl sie 4:5 unterladen ist und Reals Aufbauspieler ohne wirklichen Druck mit freiem Fuß zum langen Ball ausholt.
Im Anschluss kann Vazquez mit freiem Fuß ins Zentrum dribbeln, Mbappe nutzt dies für einen diagonalen tiefen Lauf hinter die Abwehr. Entscheidend: Cubarsí nimmt den Lauf auf, stoppt jedoch, sobald er die Höhe seines IV-Kollegen Martínez erreicht. Die Kette “friert” kurz ein. Signalgeber ist Martinez, als ballnaher IV. Dieser hält zunächst die Linie und startet erst nach Pass hinter die Abwehr. Mbappe trifft, ist jedoch minimal im Abseits.
Für die meisten anderen Teams ist ein freier Fuß, insbesondere in Verbindung mit einem tiefen Lauf, ein Signal zum sofortigen Fallen. Barca hingegen strebt an, so lange wie möglich mit der Kette hoch zu bleiben und den Raum maximal zu verknappen. Darin sind sie deutlich extremer als andere Mannschaften, wobei festgehalten werden muss, dass der VAR ihnen grundsätzlich sehr dabei hilft, auch knappe Abseitsentscheidungen für sich gepfiffen zu bekommen.
Auch das konsequente Orientieren an der Höhe der Mitspieler ist durchaus besonders. Für andere Teams ist oft vielmehr der Gegenspieler der primäre Referenzpunkt für die eigene Positionierung, insbesondere in Situationen mit hohem, mannorientiertem Pressing.
Ein Beispiel ist die Defensive der Bayern beim 0:1 Gegentor gegen eben jenen FC Barcelona:
Bayern verteidigt mannorientiert, Lewandowski lässt sich fallen und macht den Ball fest, wodurch Kim aus der Kette gezogen wird.
Fermin und Raphinha tauschen dynamisch die Positionen. Kimmich und Upamecano haben ein paar Abstimmungsprobleme bei der Übergabe, wodurch Fermin kurzzeitig einen freien Fuß hat.
Upamecano rückt auf Fermin heraus, doch er kommt eine halbe Sekunde zu spät. Gleichzeitig versucht Kimmich das Herausrücken Upamecanos zu sichern und orientiert sich dabei primär an seinem neuen Gegenspieler, Raphinha. Dafür bewegt er sich einige Meter zurück, um die Tiefe hinter Upamecano zu sichern und vermeintlich Zugriff auf Raphina zu haben. Dadurch hebt er aber das Abseits auf und da es ihm nicht gelingt, den Ball abzufangen, kann Raphina frei aufs Tor zulaufen.
Allerdings spielt selbst Barcelona nicht stumpf in jeder Situation auf Abseits. Ist ein Spieler zentral mit freiem Fuß vor der letzten Abwehrlinie, fallen die Abwehrspieler, wie etwa beim 0:1 Gegentreffer durch Las Palmas:
Barca presst hoch mit den üblichen Mannorientierungen im Zentrum. Der Sechser Las Palmas läuft durch und wird frei, weil Lewandowski als gelernter Mittelstürmer seinen Gegenspieler nicht wirklich verfolgt. Anschließend genügen zwei relativ simple Vertikalpässe, um 3 vs. 2 auf die Abwehr zu laufen.
Martinez und Cubarsi sprinten sofort nach hinten, um die Tiefe zu verteidigen. So zwingen sie Las Palmas noch zu einem Abschluss aus eher suboptimaler Position für einen derartigen Überzahlangriff, auch weil diese den Ball bereits tief spielen, ohne einen Gegner zu binden. Am Ende fällt das Tor allerdings aufgrund von Sandros gutem Abschluss trotzdem.
Aber insbesondere wenn der Ball am Flügel ist und/oder Druck auf den Ballführenden ausgeübt wird, hält die Kette möglichst lange die Höhe und nimmt Laufwege erst im Moment Passabgabe auf. Bekommt der einlaufende Spieler den Ball von außen, ohne ins Abseits zu laufen, ist er aufgrund des Passwinkels dennoch tendenziell in geschlossener Stellung. So haben die Verteidiger Barcelonas oftmals dennoch genug Zeit, ihn zu stören, bis er sich zum Tor gedreht hat. Da die meisten Stürmer es gewohnt sind, dass ihre Laufwege schon früher aufgenommen werden und Barças Stammverteidiger sehr gut synchronisiert im Halten der Höhe sind, resultieren daraus zahlreiche (knappe) Abseitsstellungen. Diese Herangehensweise bietet zahlreiche Vorteile im Bezug auf das gesamte Spiel der Mannschaft.
Spielkontrolle trotz direktem Spiel
“Es ist wichtig für mich, mit dem Ball zu verteidigen. Wir haben ihnen keinen Platz gelassen”, sagte Flick nach dem Clásico. Obwohl Barça unter Flick deutlich direkter agiert als zuvor, sind sie mit 67% Ballbesitz führend in La Liga und überbieten ihren letztjährigen Wert (64,7%). Auch in der Metrik “Passes per defensive action” ist Barca mit einem Wert von 3,18 so gut wie seit zehn Jahren nicht mehr. Mit dieser Metrik kann die Intensität des Pressings dargestellt werden. Je niedriger der Wert, desto weniger Pässe erlaubt eine Mannschaft dem Gegner, bevor sie per Tackling / Interception eingreift. Barça presst also so intensiv wie lange nicht mehr. Sogar nochmal intensiver als in den Xavi-Jahren, welcher bereits einen großen Fokus auf hohes Pressing und hohe Abwehrlinie legte. Sie spielen zwar etwas mehr Fehlpässe (14% statt 13% in La Liga), aber auch mehr progressive Pässe und insgesamt so wenige Pässe pro Spiel wie seit zehn Jahren nicht mehr (593). Barça kann dadurch viel mit dem Ball verteidigen und auch nach Ballverlust die Intensität gegen den Ball hochhalten.
Hohes Pressing und eine hohe Abwehrlinie hatte Barça allerdings auch schon unter Xavi. Damals jedoch noch mit Urgewalt Ronaldo Araujo (Top speed: 34,5 km/h) in der Innenverteidigung. Dieser ist seit Monaten verletzt, was Barça mit der Abseitsfalle gut kompensiert.
Kompensation mangelnder Geschwindigkeit
Barças Stamm-Innenvertedigung, bestehend aus dem 33-jährigen Iñigo Martínez (Top speed: 31,45 km/h) und dem 17-jährigen Pau Cubársi (31,77 km/h) ist relativ langsam. (Zum Vergleich: Upamecano kommt auf 34,27 km/h, Kim auf 34,07 km/h, Akanji auf 33,28 km/h, Militao auf 34,28 km/h, jeweils laut UEFA).
Insbesondere bei den Bayern lösen die beiden schnellen Innenverteidiger im hohen Pressing viele Situationen durch ihre körperliche Überlegenheit, sowohl im Tempo, als auch in der Robustheit. Bei Barça liegt diese körperliche Überlegenheit, vor allem auf Topniveau, so nicht vor. Durch die Abseitsfalle vermeiden sie aber viele Laufduelle. Sie können so in der bisherigen Saison trotz des suboptimalen Spielermaterials erfolgreich eine hohe Linie spielen. Insgesamt erscheint die Abseitsfalle also, gerade in ihrer extremen Ausführung, wie ein defensives Allheilmittel. Allerdings bringt sie natürlich auch gewisse Nachteile und Potentiale für gegnerische Anpassungen mit sich.
Warum fehlender Druck auf den Passgeber bei dieser Spielweise besonders gefährlich ist
Das Hochschieben der Abwehrkette lebt stark von einem Ungleichgewicht in der Koordination zwischen den beiden Mannschaften auf dem Platz. Während Barcelonas Defensive oftmals perfekt organisiert rausrückt, wirken die Versuche vieler gegnerischen Teams, die entstehende Tiefe zu bespielen, häufig chaotisch. Die Ursache dieser schlechten Koordination im Angriffsspiel ist in vielen Szenen das kurze Zeitfenster, in welchem der Passgeber den Ball tief spielen kann, ausgelöst durch das aggressive hohe Pressing der Katalanen. Geht das Zeitfenster auf, stehen viele Angreifer oft bereits im Abseits und es fehlt die Zeit, um zurück zu laufen und erneut tief zu gehen. Andere erkennen zwar die Situation und starten einen tiefen Lauf, aber der Passgeber bekommt zu viel Druck, um zu warten, bis die Läufer eine ideale Position erreicht haben. Dadurch werden nicht nur viele Pässe unsauber, oft wird der Ball hinter die Abwehrkette zu früh oder zu spät gespielt, und es entsteht in beiden Fällen keine Gefahr.
Schaffen Barcas vordere Spieler es nun allerdings nicht, Druck auf den Passgeber zu entwickeln, während gleichzeitig die Kette hoch steht, wird das Zeitfenster für Sprints in die Tiefe ungleich länger, und die Angreifer können gut koordiniert den offenen Raum attackieren. In diesen Fällen ist Barcelonas Abwehr gezwungen, große Räume ohne vorteilhafte Ausgangsposition zu verteidigen, was gerade in der Innenverteidigung aufgrund der Tempodefizite von Cubarsi und Martinez zu Problemen führt. Besonders anfällig für derartige Situationen ohne Druck auf den Passgeber sind die Räume am Flügel, z.B. nach Ballverlusten der Außenstürmer oder nach Verlagerungen.
Zwei Szenen aus dem Champions League Spiel gegen Brest: Barca bekommt in beiden Situationen keinen Druck auf den ballführenden Außenverteidiger. Dieser kann relativ unbedrängt den Flügel entlang dribbeln und dann einen gut getimten tiefen Ball spielen. Es ist jeweils kein Abseits.
Tiefe Läufe aus dem Mittelfeld als Achillesferse
Tiefe Läufe aus dem Mittelfeld entwickeln sich immer mehr zum Mittel der Wahl der Gegner von Barcelona. Diese sind grundsätzlich schon schwer zu verteidigen, da die direkten Gegenspieler meist einen Dynamiknachteil haben. Durch das Einfrieren oder koordinierte Vorrücken kurz vor dem Pass schafft es Barça oft, gegnerische Angreifer die nahe an der Abseitslinie lauern, ins Abseits zu stellen, da diese nur noch wenig Raum vor sich haben, in den sie hinein starten können. Selbst wenn sie in regelkonformer Position an den Ball kommen, müssen sie ihren Lauf aufgrund der kurzen Distanz zur Kette oft abbrechen oder verlangsamen. Dadurch verlieren sie ihren Dynamikvorteil gegenüber den Barça-Verteidigern und diese können oftmals trotz missglückter Abseitsfalle noch entscheidend stören.
Dies verhält sich anders, wenn der Läufer mit mehr Abstand zur Barcelona-Abwehr aus dem Mittelfeld kommt. Dieser Läufer ist im Moment kurz vor dem Pass zu weit entfernt, um im Abseits zu stehen. Gleichzeitig kann er durch die weite Distanz viel Tempo aufnehmen und hat nach dem Pass einen Dynamikvorteil gegenüber den Abwehrspielern.
Besonders effektiv sind diese Läufe, wenn mehrere Spieler gleichzeitig an der Abseitslinie lauern oder gar aus dem Abseits kommen, da diese für die katalanischen Abwehrspieler ein Trigger sind, um heraus zu rücken und Abseits zu stellen. Das zweite Tor des BVB in der Champions League ist ein Paradebeispiel hierfür.
Martinez schiebt nach einem Fehlpass vor und auch Cubarsí sprintet schnell auf Kettenhöhe. Im Moment des freien Fußes orientieren sich beide Innenverteidiger sowie Koundé nach vorne und stellen Guirassy und Sabitzer erfolgreich ins Abseits. Der durchstartende Groß kann jedoch ohne Abseitsstellung tief geschickt werden. Martinez und Cubarsi haben keine Chance, noch hinterher zu kommen, da sie beide aus der Vorwärtsbewegung kommen. Ohne Guirassy und Sabitzer ungeplante “Ablenkung” wäre der Lauf möglicherweise aufgenommen worden.
Verdeckte Pässe und Missinterpretation von Signalen
In manchen Situationen wissen Passgeber und Passempfänger, dass gleich ein Steilpass gespielt wird, aber Barças Abwehrkette wirkt trotzdem überrascht. “Verdeckte” Abspiele unter Gegnerdruck und/oder aus einer Rückwärtsbewegung führten schon mehrfach zu Gefahr. Ein gutes Beispiel ist das 1-2 gegen Las Palmas.
Munoz dribbelt nach hinten, für die katalanische Abwehrkette ein Signal zum Vorschieben. Der Pass kommt überraschend, was man daran erkennt, dass die Kette auch nach dem Abspiel noch kurz weiter vorschiebt, bis sie fällt. Wichtig: Fabio Silva startet auch erst nach dem Abspiel und hat noch etwas Distanz zur Kette, als er losläuft.
Grundsätzlich ist ein Dribbling nach hinten ein ganz normaler Trigger für das Vorschieben der Kette. Barca tut dies jedoch mit solch einer Vehemenz, dass sich Situationen häufen, in denen sie dies trotz kurzzeitig offener Passfenster tun und dafür bestraft werden. Noch eindrücklicher ist die Szene der roten Karte Casadós gegen Vigo.
Barca schafft es tatsächlich, nach der geschlossenen Stellung des ballführenden Vigo-Spieler vier Celta-Spieler ins Abseits zu stellen. Casadó erkennt aber das mögliche Abspiel zu spät, rückt dadurch auch zu spät raus und kann seinen Gegenspieler nur noch mit einem Foul stoppen. Schon vorher gewinnt er nicht genug Höhe, orientiert sich mehr an seinem Gegner als an seinem Mitspieler Cubarsi, der eigentlich Orientierungspunkt sein sollte. Hier war es also weniger die Idee der Abseitsfalle, die scheiterte, als vielmehr ihre Ausführung.
Bewertung und Ausblick
Barças Abseitsfalle sieht aus wie ein Spiel mit dem Feuer – und ist es in gewisser Weise auch. Jedoch beherrscht insbesondere die Stammbesetzung sie in vielen Spielen nahezu perfekt. Einen größeren Leistungsabfall gibt es, wenn das Personal gewechselt wird, wie bei der 1:2 Niederlage gegen Las Palmas, oder wenn positionsfremde Spieler die Abseitsfalle ausführen müssen, wie bei der roten Karte Casadós. Dies ist nicht verwunderlich, bei dem hohen Maß an Abstimmung und Koordination, die dieses Stilmittel erfordert.
Schafft es Barça nicht, ausreichend Druck auf den Ballführenden auszuüben oder gelingt es einer Mannschaft, sich diesem Druck z.B. über viele Spielverlagerungen zu entziehen, wie die Bayern es in den ersten zwanzig Minuten schaften, kann dies zu großen Problemen führen. Dabei sind insbesondere Läufe aus zweiter Linie mit gleichzeitig an der Abseitslinie lauernden Stürmern gefährlich. Bei guter Ausführung, bestehend aus ausreichend Balldruck und guter Abstimmung untereinander, ermöglicht die Abseitsfalle Barça jedoch, mit zwei eher langsamen Innenverteidigern dominanten Fußball mit hoher Linie zu spielen. Zudem zeigt sie den strategischen Wert des Überraschungseffekts. Da sie aktuell als einzige Mannschaft dieses Stilmittel so radikal anwenden, haben viele Gegner große Probleme damit. Es bleibt abzuwarten, ob es in der Umsetzung der Abseitsfalle Anpassungen geben wird, wenn sich Barças mit Abstand schnellster Innenverteidiger, Ronald Araujo, wieder in die Mannschaft gespielt hat. Ebenfalls wird es interessant sein, zu sehen, ob mehr Teams diese Spielweise übernehmen und wann sich effektive Gegenmittel etablieren.
PF ist langjähriger NLZ-Trainer mit sportpsychologischem Hintergrund und traurig, dass Ever Banega nicht mehr im Europa spielt.
RO hofft noch immer auf den großen Durchbruch von Adama Traoré. (X: @trikotnummerfuenf)
Keine Kommentare vorhanden Alle anzeigen