Aston Villa siegt in den Details – MX

Auch gegen Aston Villa geriet bei den Leipzigern an einigen nicht ganz unbekannten Stellen etwas Sand ins Getriebe. Die Gäste spielten gut mit und holten einen verdienten Sieg, während Leipzig wieder etwas in eine Krise rutscht.

Nach den Siegen gegen Frankfurt im Pokal und Kiel in der Liga wollte man im Champions-League-Spiel gegen Aston Villa erneut nachlegen. Marco Rose entschied sich nominell für eine 4-4-2-Formation, in der Heinrichs, Orban, Geertruida und Seiwald die Viererkette bildeten. Haidara und Vermeeren übernahmen die Sechserpositionen, während Nusa und Baumgartner als ungleiches Außenspielerpaar agierten. In der Sturmspitze setzten Sesko und Openda als Ziel- und Stoßstürmer auf.

Aston Villa, das ebenfalls die letzten beiden Spiele gegen Southampton und Brentford für sich entscheiden konnte, stellte sich in einem 4-2-3-1-System auf. In der Abwehrreihe begannen Konsa, Carlos, Torres und Digne. Kamara und Tielemans bildeten die Doppelsechs, mit Rogers als zentralem Ankerpunkt davor. McGinn und Cash besetzten die Flügel, während Watkins als Stürmer auflief.

Martinez „toucht“ an

Zum guten Start der Engländer trug insbesondere die direkte Lösungsfindung im Spielaufbau gegen die Leipziger bei. Die Leipziger liefen von Beginn an aus einem 4-1-3-2 heraus an, wobei Haidara als offensiver Mittelfeldspieler zwischen Nusa und Baumgartner in die zweite Pressinglinie rückte, während Vermeeren als alleinige Sechs agierte.

Das Pressing der Leipziger wurde häufig durch einen Bogenlauf von Openda initiiert, während Sesko den Deckungsschatten auf Kamara hielt. Baumgartner und Nusa agierten aus ihren Flügelpositionen halbräumig, um sowohl auf die Sechser als auch auf die Außenverteidiger Digne und Konsa Zugriff zu haben. Sobald Openda im Bogenlauf näher an den Ballführenden heranrückte, rückte der ballferne Flügelspieler, meist Nusa, ein, um den „freien“ ballfernen Sechser, meist Tielemans, zu markieren.

Aston Villa etablierte früh ein klares Muster im tiefen Aufbau, das besonders beim Abstoß auffiel: Carlos spielte den Ball gezielt auf Torspieler Martinez, der diesen überdurchschnittlich lange hielt und leicht andribbelte. Diese Eröffnung zwang Openda, seinen Bogenlauf von außen nach innen in einem weiten Radius anzusetzen, wodurch er häufig keinen effektiven Druck aufbauen konnte. Das Andribbeln von Martinez veränderte zusätzlich den Winkel für den pressenden Spieler, was den Zugriff von hinten erschwerte.

Gleichzeitig war dieses kontrollierte „Antouchen“ des Balls mit einer Vertikalbewegung von Digne abgestimmt, die Baumgartner mit sich zog und Raum für Torres öffnete. Darüber hinaus profitierte Aston Villa von ihrer engen Doppelsechs mit Tielemans und Kamara im 2-4-Aufbau, wodurch Sesko als ballferner Stürmer gezwungen war, in seinem Deckungsschatten sehr eng zu agieren. Dies führte als Kettenreaktion dazu, dass der Weg zu seinem eigentlichen Gegenspieler Torres verlängert wurde. Der Pressingwinkel von Sesko war dadurch tendenziell zu weit seitlich, wodurch kein effektiver Druck auf Torres entstand, wenn dieser den Ball von Martinez erhielt.

Eine Szene aus der 5. Minuten als Beispielszene für die Muster der Anfangphase

Zumeist folgte daraufhin der vorbereitete Pass auf Torres, dessen Anspiel durch die beschriebenen Muster gezielt ermöglicht wurde. Leipzig isolierte dabei sowohl den Sechserraum als auch die Außenverteidigerpositionen. Die Kombination aus fehlendem Druck auf Torres – bedingt durch den weiten Weg und den ungünstigen Pressingwinkel von der Seite – ließ ihm immer wieder vertikale Passwege offen.

Aston Villa adaptierte dies durch das situative Abkippen ihrer Flügelspieler, insbesondere McGinn, der halbräumig aus der Grundstruktur heraus agierte. Ein entscheidender Faktor für die Erreichbarkeit war, dass Baumgartner als Leipziger Flügelspieler weit in die Breite gezogen wurde, wodurch er seinen Deckungsschatten in jenen Halbraum verlor. Dies erforderte von Digne, als Außenverteidiger nahezu auf Höhe der Seitenlinie zu operieren.

Fand Villa den abkippenden McGinn, suchte man konsequent das Ablagenspiel auf den durchschiebenden Digne. Ziel war es, die Leipziger Pressingrauten durch direkte Ablagen gezielt zu überwinden und so Anschlussaktionen in der Tiefe zu erzeugen.

Gruppentaktische Situationen erzeugen Dominanz

Vor allem in den Phasen kurz vor und nach dem 1:0-Führungstreffer durch McGinn funktionierten die beschriebenen Muster zumindest in Ansätzen sehr gut. RB Leipzig wirkte aus dem Angriffspressing heraus phasenweise sogar etwas unvorbereitet. Vielversprechende Momente lieferte Unai Emerys Mannschaft dabei insbesondere im etwas höheren Aufbau, aber auch in kleineren gruppentaktischen Situationen.

McGinn und besonders Cash ließen sich häufig zurückfallen, um den hinausschiebenden Haidara zu binden. Dadurch entstand für Villa eine Überzahlsituation im Sechserraum. Dank der Pressingresistenz von Digne und besonders Konsa auf den Außenverteidigerpositionen, verbunden mit den weiten Bogenläufen der Leipziger Stürmer, gelang es Aston Villa wiederholt, in diese Überzahlräume zu gelangen und Progression zu generieren.

Tielemans kann durch das Markieren von Haidara auf Rogers in einer Überzahl den Ball empfangen, infolge sucht er das Ablagenspiel mit Watkins bzw. Cash

Die Anschlussbewegungen waren hierbei bemerkenswert: Durch sofortiges Vertikalspiel der Sechser in die entstehenden Lücken – die Leipzig gerade in den Halbräumen vor der Abwehr durch die Solo-Sechs aufwies – konnten die Spieler gut auf unterschiedlichen Ebenen positioniert werden, um Abstände und Passwinkel zu optimieren. Villa fokussierte sich in diesen Situationen stark auf das Ablagenspiel. Besonders auffällig war die direkte Tiefe der Außenverteidiger, die infolge der Progression sofort den Tiefenlauf suchten, während sich die Zentrumsspieler oder Halbraumakteure offen positionierten, um als Ablagespiel-Stationen verfügbar zu sein.

Mittelfeldpressing ist Leipzigs Trumpf

In höheren Zonen, auf Höhe der Mittelfeldlinie, unterschied sich Leipzigs Pressing leicht von ihrem klassischen Angriffspressing. Das frühe Anlaufen durch Openda und Sesko im 4-4-2 war weniger präsent; beide Mittelstürmer verschoben häufiger horizontal in die Halbräume, um den Sechserraum zuzustellen und auch den Pass auf die ballferne Seite zu unterbinden. Teilweise waren diese Bewegungen jedoch etwas zu isoliert und reagierten zu wenig auf die Bewegungen der Sechser, die sich dadurch freier bewegen konnten.

Die zweite Pressinglinie fokussierte sich stärker auf den Raum, da die erste Linie den Sechserraum blockierte. Hierbei konnten insbesondere Haidara und Vermeeren, die im Mittelfeldpressing nicht weit vorgeschoben agierten, gezielt auf den Raum fokussieren. Optisch führte das zu einer leichten Entkopplung zwischen der ersten und zweiten Pressinglinie, was in der Praxis jedoch bedeutete, dass die Sechser, wenn sie angespielt wurden, oft ausreichend Zeit hatten, sich zu drehen und vertikale Pässe zu suchen. Besonders um die 10. Minute konnte Villa mehrmals über die Sechser agieren, die sich in den Zwischenräumen aufdrehten und nach vertikalem Raum suchten.

Die 4-4-2-Struktur im Mittelfeldpressing: Die rote Pfeile beschreiben die Bewegungen nach dem Pass auf den Halbraumverteidiger

Villa agierte im höheren Aufbau mit einer Dreierlinie, wobei der etatmäßige Außenverteidiger Konsa als rechter Halbraumverteidiger neben Torres und Carlos agierte, während der eigentliche Flügelspieler Cash als rechter Außenverteidiger spielte. Diese Dreierkette verschaffte Villa durch die zusätzliche Breite gegen den engen Doppelsturm von Leipzig zwar mehr Zeit und Raum am Ball, jedoch war man gezwungen, das Spiel schnell in den Druck zu suchen. Besonders Watkins versuchte immer wieder, den Raum zwischen Mittelfeld und Abwehr zu finden, den Leipzig tendenziell auch anbot.

Wurden diagonale Pässe in den Zwischenlinienraum gespielt, zog sich das 4-4-2 von Leipzig sofort zusammen, um maximalen Druck auf den ballführenden Spieler im Zentrum auszuüben. Selbst die Innenverteidiger verschoben aggressiv nach außen, um das Ablagespiel aus dem Zentrum zu unterbinden. Es lässt sich vermuten, dass dies eine gezielt eingegangene Falle war, bei der der diagonale Passweg vom Halbraumverteidiger zum Stürmer bewusst freigelassen wurde, um dort den Druck zu maximieren. Genau dieses Muster trug auch dazu bei, dass Leipzig oft den höheren Aufbau von Villa gut unterbinden konnte – in eben jener Region.

Die Falle auf Watkins mit der raumverengenden Folge-Beweung seitens Leipzig sowie der Pass auf Digne, welcher eine isolierende Wirkung besitzt

Mit zunehmender Spielzeit fand Leipzig zunehmend besser ins Spiel. Dies lag einerseits an der zuvor beschriebenen Falle durch das Ablagenspiel, andererseits konnten sie eine Schwachstelle im Spielaufbau von Villa ausfindig machen. Der Pass auf die Außenverteidiger war wiederholt eine Option, da die Halbraumverteidiger im Dreieraufbau von Villa deren Positionen aufgrund ihrer Breite anspielbar machten. Leipzigs Flügelspieler standen dabei relativ tief, was ihnen einen diagonalen Pressingwinkel ermöglichte. Dadurch war der Außenverteidiger von Villa oft auf Bewegungen aus dem Halbraum in die Tiefe angewiesen, um die Progression voranzutreiben.

In vielen Szenen fehlten diese Tiefenläufe jedoch, da Baumgartner und Nusa als Flügelspieler von Leipzig durch ihr diagonales Pressing sehr gut den Deckungsschatten aufrechterhalten konnten, wodurch die Bewegungen in die Tiefe isoliert wurden. So blieb Villa oft nur der Versuch, das 1v1-Duell zu suchen, was gerade Digne auf der linken Seite große Probleme bereitete – ein Umstand, der sich in elf Ballverlusten widerspiegelte. Zudem war der Druck von Leipzig auf diese Positionen zu hoch und die Freilaufbewegungen der Innenverteidiger zu gering, um den Rückpass zu suchen – somit entstand ein Teufelskreis.

Mitte der ersten Hälfte fand Leipzig zunehmend gute Umschaltmomente. Besonders Nusa und Baumgartner konnten dabei schnell ins Dribbling gehen und zusammen mit einem diagonal in die Tiefe schiebenden Stürmer sowie einem überlaufenden Außenverteidiger für Dynamik sorgen. Aston Villa reagierte jedoch sehr gut auf diese Situationen, insbesondere im Gegenpressing. Die Spieler positionierten sich vom Timing und von der Zweikampfhaltung gut, um vertikale Passwege direkt zu blockieren und Dribblings nach innen zu lenken, wo die Ballung tendenziell dichter war.

Individuell taktisch lösten Spieler wie Tielemans und Kamara auf der Sechs das Verzögern in Zweikämpfen hervorragend. Sie gewannen dadurch Zeit für die Stabilisierung nach Ballverlust und zogen, wenn nötig, das taktische Foul im richtigen Moment. Diese Maßnahmen trugen dazu bei, dass Villa in dieser Phase dennoch eine gewisse „Dominanz“ ausstrahlte und Leipzigs Angriffe effektiv unterbinden konnte.

Villa presst im 4-1-3-2

Nach dem Ausgleich von Leipzig, der aus einem individuellen Fehler in der Hintermannschaft von Aston Villa resultierte, entwickelte sich eine etwas unruhigere Phase, die von vielen kleinen Fouls und Ping-Pong-Szenen geprägt war. In dieser Zeit war der Ballbesitz oft wenig präzise und wenig präsent in den gefährlichen Räumen, während einige lange Bälle – aus denen auch der Ausgleich entstand – gespielt wurden. Die wenigen verbleibenden Szenen, die sich daraus ergaben, konnten jedoch weder von den Stürmern noch von den starken Kopfballspielern in der Innenverteidigung beider Teams entschieden werden.

Erst kurz vor Ende der ersten Halbzeit konnte sich das Spiel wieder etwas strukturieren, und plötzlich war Leipzig die spielbestimmende Mannschaft. Aston Villa hatte scheinbar unter der unstrukturierten Phase gelitten, da ihr Matchplan auf Details und einer klaren, strukturierten Basis abzielte.

Leipzig baute aus einem 2-3-Aufbau auf, wobei Geertrudia als Linksverteidiger und Seiwald als Rechtsverteidiger extrem breit agierten. Dementsprechend sah man zwei eigentliche zentrale Mittelfeldspieler als Außenverteidiger im Ballbesitz. Die Innenverteidiger Orban und Haidara standen in einer relativ engen Formation, während der Sechser Vermeeren zentral postiert war. Die Flügelspieler Baumgartner und Nusa bewegten sich halbräumig, was den Aufbau sowohl in der Breite als auch in der Tiefe verstärkte. Henrichs, der nominelle Außenverteidiger, agierte als Flügelspieler auf der vollen Breite, während Openda auf der gegenüberliegenden Seite ebenfalls breit operierte. Sesko spielte als alleinige Spitze.

Aston Villa reagierte auf Leipzigs 2-3-Aufbau mit einem 4-1-3-2, wobei man, ähnlich wie Leipzig, auf einen engen Doppelsurm (aus Watkins und Rogers) als erste Pressinglinie setzte. Diese agierten in enger Ausgangsposition, um den Sechserraum zu isolieren und anschließend die Innenverteidiger diagonal anzulaufen. Der ballferne Stürmer rückte dabei zur Mannorientierung auf den Sechser ein. Dadurch konnte sich der Zentrumsspieler der zweiten Pressinglinie, Kamara, verstärkt auf die Abkippbewegungen von Nusa und Baumgartner konzentrieren.

Der enge Doppelsturm mit Sechser-Fokus, die Isolation von Kamara und das diagonale Anpressen von McGinn respektive Digne

Durch diese enge Markierung taten sich die Leipziger Innenverteidiger schwer, den Vertikalpass zu den Flügelspielern zu spielen. Der ballnahe Außenspieler der zweiten Pressinglinie verschob dann auf den Außenverteidiger. Durch die enge Ausgangsposition im Halbraum entstand ein weiter und diagonaler Pressingwinkel auf die extrem breite Außenverteidiger-Anordnung von Leipzig, was oft dazu führte, dass der Vertikalpass zum Flügelspieler – besonders für den technisch versierten Seiwald – möglich war. Seiwald suchte zudem meist kurz vor dem Pass des Innenverteidigers eine flachere Position, um sich mehr Raum gegen den Pressingspieler zu verschaffen und einen spitzeren Pressingwinkel zu erzwingen.

Da oft der Pass zum Flügelspieler – hier Henrichs – möglich war, befand sich der Außenverteidiger von Aston Villa – hier Digne – häufig bereits sehr früh im Zweikampf und suchte aktiv den direkten Kontakt. Dies erschwerte es Henrichs und auf der gegenüberliegenden Seite Openda erheblich, den Blick zum gegnerischen Tor zu finden oder sich überhaupt aufzudrehen. In der Folge kam es oft zu Rückpässen. Chancen auf Ablagespiele auf die im Halbraum positionierten Leipziger wurden durch die enge Isolierung von Kamara nahezu vereitelt, was Leipzig an dieser Stelle ebenfalls schwerfiel.

Dementsprechend schwand der Eindruck, dass das Spiel nun zugunsten der „Roten Bullen“ kippen würde. Das Aufbauspiel war zu einseitig, zu wenig flexibel und es fehlte an Dynamik in den direkten Duellen. Abgesehen von vereinzelten Ballbesitzphasen auf beiden Seiten und vielen Mittelfeldszenen blieb es bis zum Pausentee beim 1:1.

Die Engländer mit mehr Druck nach der Pause

Aston Villa kam nach der Halbzeit etwas verbessert und druckvoller aus der Kabine. In der Anfangsphase baute man nun auch vermehrt in den höheren Zonen des Feldes auf. Dabei fiel direkt auf, dass Leipzig das Mittelfeldpressing strukturell verändert hatte. Sesko lief nun im Mittelfeldpressing einen Bogenlauf von außen (Halbraumverteidiger) nach innen (mittlerer Innenverteidiger), um den Pass zum anderen Halbraumverteidiger zu erzwingen, wo Openda mit viel Dynamik anlaufen sollte. Anstatt synchroner Bewegungen splitten sich nun die Rollen: Sesko als der „auslösende“ Spieler und Openda als der „aktive“. In seiner Ausgangsposition agierte Openda mannorientiert zum ballfernen Sechser und lief dann den Halbraumverteidiger (Konsa) diagonal an, um so den Pass in die Breite zu erzwingen.

Die direkt erkenntlichen Umstellungen von Rose nach der Halbzeitpause

Das Grundproblem im höheren Aufbau war, dass das Durchführen von Bogenläufen aufgrund des größeren Freiraums komplexer wurde als im tiefen Aufbau. Auch Benjamin Sesko spürte dies, wodurch der Plan, „von außen nach innen“ zu pressen, nicht immer funktionierte. Carlos nutzte den zu weiten Bogenlauf von Sesko oft aus und spielte den Ball gezielt in die entgegengesetzte Richtung zu Torres – einem Spieler, den Leipzig wohl bewusst isolieren wollte. Dies hatte nicht nur zur Folge, dass die taktische Idee ins Leere lief, sondern auch einen negativen mentalen Effekt, der sich direkt an der Körpersprache der Spieler ablesen ließ.

Allgemein zeigte sich, dass die Mannorientierungen nach der Halbzeitpause noch enger gefasst wurden als zuvor, was auch zu einigen unorthodoxen Systemverschiebungen führte. Bereits in der ersten Hälfte hatte man teils Schwierigkeiten, die direkten Zuordnungen in den Zweikämpfen konsequent umzusetzen. Oft kam man schlichtweg nicht in den Kontakt oder presste nicht durch, wodurch es schwerfiel, die nötige Intensität zu entwickeln. Besonders beim Ablagenspiel spielte dieser Punkt eine entscheidende Rolle. Der Sicherungsmechanismus, dass bei fehlerhaftem Deckungsschatten die nächste Linie mannorientiert zugreift, mag auf dem Papier eine gute Idee sein, basiert jedoch stark auf Timing, was auf diesem Niveau schwer zu erreichen ist. Das wurde auch beim Gegentreffer deutlich, als man erst den Deckungsschatten nicht halten konnte, dann nicht in den Zweikampf fand und schließlich durch das Herausschieben der Verteidiger die Tiefensicherung verlor.

Probleme führen sich fort

Insgesamt reichte die Halbzeitpause nicht aus, um alle Probleme zu beheben: Viele Schwierigkeiten von Leipzig aus der ersten Halbzeit – wie das Problem bei langen Ballspiel von Martinez – setzten sich auch nach dem Seitenwechsel fort. Es kam weiterhin zu Momenten, in denen man sich nach Ballgewinn in die Mitte drängen ließ und in die Gegenpressing-Ballungen von Aston Villa lief. Zudem fand man weiterhin nicht die richtigen Alternativen zum (zu) weiten Bogen-Anlaufen, was Villas Innenverteidiger mit zunehmender Spielzeit und Selbstvertrauen immer wieder ausspielten oder die erste Pressinglinie überdribbelten.

Nur vereinzelt kam es seitens Aston Villa noch zu Problemen aus dem strukturierten Aufbau, da die langen Bälle auf Duran äußerst effektiv waren. Villa schob mit den Zentrumsspieler gezielt nach und die Auße spieler schoben situativ dafür ein, sodass eine optimale Besetzung für zweite Bälle gewährleistet war. Diese strategische Anpassung minimierte Leipziger Zugriffsmöglichkeiten und sorgte für Stabilität in Villas Spielgestaltung.

Mit zunehmendem Ergebnisdruck rückte Leipzig in der Schlussphase mit nahezu allen Spielern ins letzte Drittel vor. Man versuchte, durch eine Überladung des Raums um die Box den Erfolg regelrecht zu erzwingen. Doch gerade im Bereich der Boxverteidigung zeigte sich Aston Villa an diesem Abend deutlich überlegen und auch der Raum um die Box wurde sehr gut durch Mannorientierungen neutralisiert. Diese Mannorientierungen ließen zwar den Anschein wecken, Villa würde hinten reingedrängt werden, man befreite sich aber meist ziemlich schnell. Leipzigs Flanken waren häufig technisch unsauber und die Angreifer hatten Schwierigkeiten, sich gegen die physisch starken Verteidiger durchzusetzen. Ein weiterer problematischer Aspekt war, dass vor allem Nusa dazu neigte, frühzeitig das Dribbling in Richtung Box zu suchen. Aston Villa isolierte ihn dabei durch eine gezielte Individualtaktik nach innen, wo er oft Probleme hatte, vor der Abwehrlinie in eine Abschlussposition zu gelangen.

Das Gegenpressing Leipzigs war trotz einer eigentlich gut angelegten Struktur und hoher Präsenz im letzten Drittel weiter nicht effektiv genug. Villa konnte über tief postierte Flügelspieler und breite Außenverteidiger regelmäßig Drucklösungen finden. Diese ermöglichten es ihnen, das zunehmend verwaiste Zentrum – durch hohe Positonen – von Leipzig durch schnelle Tiefenläufe (nach Drucklösung) auszunutzen, wodurch sie gefährliche Umschaltsituationen kreierten.

Gleichzeitig brachte die Einwechslung von Buendía spürbar frischen Wind ins Spiel von Aston Villa. Obwohl er nominell als Flügelspieler aufgestellt war, agierte er mit einer äußerst flexiblen Positionszuteilung. Immer wieder schob er ins Zentrum, um Überzahlsituationen zu schaffen – sowohl im Sechserraum als auch im Zwischenlinienraum. Dies wurde durch das weite wie breite Aufrücken der Außenverteidiger unterstützt, wodurch Buendías Bewegungen zusätzliche Dynamik und Wirkung entfalteten.

Besonders beim Siegtreffer spielte diese Rolle eine entscheidende Rolle. Buendía zog Verteidiger aus ihren Positionen und öffnete Räume für Mitspieler wie Torschütze Barkley. Auch in dynamischen Aufbauzügen und nach Ballgewinnen war seine Präsenz ein dominierender Faktor, der Villas Kontrolle über das Spielgeschehen spürbar verstärkte. Die Einwechslung erwies sich somit als taktischer Schlüssel, um Leipzig in der Schlussphase entscheidend zu destabilisieren, auch weil Leipzig weiter keine Überzahlen im Zentrum – ohne Nebeneffelt – neutralisieren konnte, außer mit Herausverteidigen der Innenverteidiger, wodurch die Tiefensicherung zunehmend litt.

Zudem mühten sich die Rot-Weißen nach Pässen auf einen zurückfallenden Offensivspieler in einen Verbindungsraum, dort dynamische Anschlussoptionen herzustellen. Zumindest fanden diese Akteure gezieltere Positionen, um Bälle zu fordern. Immer wieder lief man jedoch in die Falle, indem man über den Außenverteidiger aufbaute, wohlwissend, dass am Ende der Vertikalpass zum Flügelspieler nur verbleiben würde – wo Villa früh den Zweikampf antizipierte. Gerade hier fehlten über weite Teile des Spiels die Folgebewegungen seitens der Zentrumsspieler. Auch das Thema Standardsituationen wird sicherlich eines bleiben, bei dem man an diesem Dienstagabend nachtrauern wird, denn 12 Standards blieben weitgehend ungefährlich.

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