Champions League – die besten Staffelungen und Spielzüge des 2. Spieltags – MH

Die besten, coolsten, schönsten und entscheidendsten Staffelungen sowie Spielzüge des zweiten Spieltags der UEFA Champions League findet ihr hier.

Leverkusen – AC Mailand 1:0

Das 1:0 für Leverkusen in der 51. Minute entsteht aus einer ballseitigen Überladung typisch für das Leverkusener Ballbesitzspiel. Lediglich Boniface bindet die ballfernen IV und AV. Wirtz zieht durch seine Position nahe am gegnerischen Strafraum, im rechten Halbraum, mit dem Rücken zum gegnerischen Tor die gegnerischen ballnahen Verteidiger auf sich und somit raus aus dem Strafraum.
In der Folge attackiert der als Linksverteidiger agierende Grimaldo den Rücken der Abwehr. Mit dem Schnittstellenpass werden alle neun Verteidiger überspielt und im Anschluss nach Querlegen auf Boniface das Tor erzielt.

Slovan Bratislava – Manchester City 4:0

Manchester City dominiert Bratislava und drückt den Gegner weit in die eigene Hälfte: Der einleitende Pass zum 0:1 erfolgt nach einem Rückpass aus dem Druck auf den letzten Mann im Spielaufbau, Stones. Durch den Rückpass auf den eigenen letzten Mann müssen Anspielstationen für Stones geschaffen werden, um keinen weiteren Raum zu verlieren und den Gegner in keine potenzielle Pressingsituation kommen zu lassen.
Manchester City schafft es, kurzzeitig im Zwischenlinienraum zentral vor dem Tor eine 5gg1 respektive 5gg3 Überzahlsituation herzustellen. Stones kann somit problemlos die erste Kette überspielen und ManCity kann in Überzahl auf die nächste Kette anlaufen. In der Folge entsteht das 0:1 für die Skyblues.

Dortmund – Celtic Glasgow 7:1

Das hohe Pressing von Celtic wird unter anderem in der 11. Minute ausgespielt. Die Dortmunder mit 4 Angreifern die gegnerische Abwehrkette hoch haltend, setzen mit einem hohen Ball Wandspieler Guirassy ein. Dieser legt auf den etwas tiefer postierten Brandt, wodurch die Dortmunder in der Folge im 4gg4 anlaufen können. Mit den schnellen Adeyemi und Gittens wird der Rücken der Abwehr durch Tiefenläufe attackiert. Adeyemi schießt nach Tiefenpass von Brandt das 2:1.

Barcelona – Young Boys 5:0

Drei von fünf Toren erzielt Barcelona durch eine Standardsituation. Dem 4:0 in der 51. Minute geht eine Ecke voraus. Young Boys verteidigt raumorientiert mit 2 Spielern den ersten Pfosten sowie mannorientiert den am ersten Pfosten postierten Angreifer Barcelonas. Alle weiteren Angreifer Barcelonas werden mannorientiert verteidigt.
Barcelona manipuliert die Manndeckung, indem gesammelt der erste Pfosten angelaufen wird. Inigo Martinez setzt sich aus der Gruppe nach kurzem Laufweg auf den ersten Pfosten im Rücken seines Gegenspielers ab, um in der freien Zone am zweiten Pfosten den Eckball zu empfangen und querzulegen. Die Ablage wird von Lewandowski zum 4:0 verwertet.

Aston Villa – FC Bayern 1:0

Der FC Bayern presst gewohnt mannorientiert über das gesamte Spielfeld, um den Gegner zu dominieren und gar nicht erst ins Spielen kommen zu lassen. Aston Villa hat sich darauf eingestellt. Im 4-2-4 nutzt Villa die gesamte Breite und Tiefe, um den Raum in möglichen 1gg1 Situationen so groß wie möglich zu ziehen. Dadurch, dass Rogers sich immer wieder fallen lässt, wird Kim aus der Kette herausgezogen. Daraufhin wird der außergewöhnlich athletische Watkins vom Torwart angespielt.
Dieser befindet sich nun in einer isolierten 1gg1 Situation mit viel Raum gegen den letzten Feldspieler der Münchner, Upamecano. Je mehr solcher Situationen entstehen, desto höher ist die Fehleranfälligkeit des Verteidigers. In dieser Situation lässt Watkins den Ball durch und Upamecano kann ihn lediglich durch ein Foul aufhalten. Er sieht in der 21. Minute gelb, wodurch die folgenden 1gg1 Situationen nochmals erschwert werden.

Benfica (rot-weiß) – Atletico Madrid (rot-blau) 4:0

Benfica setzt unter ihrem neuen Trainer auf möglichst einfachen Fußball. Benfica dominiert keineswegs die Partie, sondern schafft es immer wieder durch einfaches und schnelles Umschalten gefährlich zu werden.

Dabei hilft Ihnen das frühe Tor in der 13. Minute, da Atletico in der Folge nicht dauerhaft im 5-2-3 Abwehrpressing tief stehend verteidigen kann. Logischerweise entstehen bei gegnerischem Ballbesitz auch mehr eigene offensive Umschaltmomente. In der 13. Minute funktioniert Benficas hybrides Pressing: Im Raum aber gegnerorientiert wird ballnah Überzahl hergestellt. Nach Ballgewinn wird schnell tief gespielt und der Abschluss zum 1:0 erfolgt.

Liverpool – Bologna 2:0

In der 75. Minute erzielt Liverpool in Person von Salah das 2:0. Um Salah den Weg im 1gg1 in die Mitte, auf seinen starken linken Fuß zu ermöglichen, schafft es Liverpool die eigentlich gute Staffelung Bolognas so in die Tiefe zu ziehen, dass der Weg in die Mitte frei wird.

Dazu hinterläuft Trent Alexander Arnold und zieht den gegnerischen 6er in die Tiefe. Szoboszlai zieht seinen Gegenspieler auch in die Tiefe. Individualtaktisch besonders schön zu beobachten im Video ist die Passfinte Salahs. Indem Salah antäuscht, auf den hinterlaufenden Trent zu passen, muss der Verteidiger Bolognas die seitliche Stellung so wechseln, dass er nun mit dem Rücken zum eigenen Tor steht und keine Chance mehr hat, Salah am Abschluss zu stören.

RB Leipzig – Juventus Turin 2:3 (Szene 1)

RB Leipzigs Stärken liegen im Umschaltfußball. Wie bereits am ersten Spieltag folgt auch hier eine entscheidende offensive Umschaltsituation RB’s. Nach Ballgewinn in der eigenen Hälfte überspielt Leipzig im Steil-Klatsch mit Sesko und Xavi die erste Gegenpressinglinie Juves.
Dadurch, dass Openda, Raum, Sesko und Haidara sofort die Tiefe suchen, kann Xavi als ballführender Spieler in einer 5gg3 Überzahlsituation andribbeln und den Schnittstellenpass hinter die letzte Kette spielen. Raum zieht auf links, Haidara auf rechts die Restverteidigung Juves auseinander. Openda orientiert sich in die Schnittstelle zwischen linkem und mittleren Verteidiger und attackiert die Tiefe im Rücken des mittleren Verteidigers.
Der Tiefenpass Xavis durch die jetzt aufgezogene halbrechte Schnittstelle findet den schnellen Openda. In der Folge entsteht die rote Karte für Torhüter Di Gregorio und der anschließende Freistoß führt durch ein Handspiel zu dem verwandelten Elfmeter.

Leipzig – Juventus Turin 2:3 (Szene 2)


Um bei Rückstand in Unterzahl Druck ausüben zu können, muss Juventus im Pressing ballorientiert verschieben. Durch die geringe Distanz zum Ballführenden entstehen große Deckungsschatten, wodurch in Ballnähe die Unterzahl ausgeglichen werden kann. Durch Vlahovics Entgegenkommen nimmt er die Rückpassoptionen Leipzigs aus dem Spiel und kann den Ball gewinnen. In der Folge fällt das 2:2 für Juventus.

Autor: MH ist Fußball-Aficionado von Herzen. Seine Wohnung gleicht einer Fußball-Bibliothek in deren Regalen Bücher über die großen Taktiker von Rinus Michels bis Pep Guardiola stehen. Das Buch von Spielverlagerung.de fehlt hier natürlich nicht. Für MH ist Fußball nicht nur ein Spiel. Es ist ein Lebensgefühl. Auf X ist er unter Mh_sv5 zu finden.

Koom 23. Oktober 2024 um 10:05

Es mus ein bisserl raus und finde gerade keinen Platz dazu: Fünferkette. Madrid vs. Dortmund

Mein komplettes Haßprojekt. Das hat weiland Tuchel mal mit Mainz gegen die Bayern gebracht und damit gewonnen. Und galt seitdem dann als das Supermittel für Defensive. Und wie so oft hat man nicht geschaut, wie und warum das gemacht wurde, sondern nur die Formation gesehen und gesagt: „Jo, das isses“.

Was hat Tuchel damals gemacht? Er hat tatsächlich 5 Leute auf einer Linie gehabt. Also keine Dreierkette mit offensiven Außen, was ja so viele ansonsten machen. Diese 5 Leute agierten wie in einer Viererkette – weil sie das letztlich auch wahr. Aber die Spieler darin hatten die Aufgabe und Pflicht, vereinzelt früh und entschlossen rauszurücken, um einen Angriff zu stören. Quasi ein Abfangjäger. Oder Ausputzer. Und das war kein fixer Spieler, sondern es wurde flexibel gehalten. Und es wurde trainiert, genau das zu tun. Man hatte am Ende dann eine Viererkette mit einem freien Radikal, das die Defensive DAVOR verstärken sollte.

Tuchel opferte auch keinen von der Defensive davor, sondern einen Offensiven. Und er ließ auch weiterhin angreifen, aber als Block. Mannschaftssport vom Feinsten.

Nun zu Real vs. BVB: Die erste Halbzeit war aus BVB-Sicht gut, spielerisch machte man das gut. Man profitierte IMO auch sehr davon, das Real in diesen Körperlos-Fußball verfällt, was einige Topmannschaften (PSG vor allem, manchmal auch ManCity und andere) gerne machen. Sich gewahr sein, das man Speed-, Dribbel- und Abschlussqualitäten hat und das ausreichen muss. Als es dann 0:2 stand, änderte sich das und man setzte stark auf aggresive Dribblings am Mann. Das klappt gegen Dortmund sehr gut, weil man dort schlichtweg unfähig zu sein scheint, ein kluges taktisches Foul zu begehen. Der BVB hatte gestern 0 Gelbe Karten. Und ich behaupte mal, das mit einem beherzten Griff ans Trikot oder ein Schubser 2-3 Tore nicht gefallen wären (dafür andere, klar).

Die Struktur mit der klaren Viererkette, 2 aufmerksamen 6ern davor – auch wenn Sabitzer und Nmecha beide keine „gelernten“ sind – das passte sehr gut. Zudem half auch die Offensive davor fleissig mit, vor allem Brandt als Umschaltspieler (nicht alles klappte, aber viel), Gittens war oft weit hinten. Und dann stellte man um. Beide aussen waren dann allein (Ryerson schon vorher, weil Malen wenig aushalf), sollten sogar eher vor rücken – und plötzlich prasselten dann die Dribblingattacken rein.

Bitte, liebe Trainer. Nehmt die Fünferkette mal raus. Entweder spielt ihr damit Offensiv als Dreierkette. Oder mauert massiv und habt VOR der Fünferkette dann auch nochmal 2-3 Defensive Spieler. Aber so wie gestern sieht man es oft und es führt gefühlt immer zu so einem Ergebnis.

Antworten

tobit 23. Oktober 2024 um 10:48

Ich kapier einfach nicht, wieso dein Problem jedesmal die 5er-Kette ist. Dortmund spielt mit 4er-Kette in Führung genauso beschissen, weil sie aufhören zu spielen. Wer das Spiel nicht kontrolliert, verliert – und genau das macht Dortmund jedesmal mit ihren dämlichen „Defensiv“-Wechseln. Weil sie eben glauben, Can wäre ein guter Defensivspieler, ist er aber nicht (siehe sein Verhalten beim 5:2). Und ansonsten auch, dass Defensive bedeutet, den Gegner außerhalb des Strafraums einfach alles machen zu lassen. Das hat beim BVB absolut überhaupt gar nichts mit der Struktur zutun, sondern mit den Traineranweisungen und den Spielern die die umsetzen sollen, das aber entweder bekannterweise nicht können (9er Malen wird halt nie ein zweiter AV, so sehr sie es immer wieder versuchen) oder wollen (Emre Can, ich sag nichts weiter).

Antworten

Koom 23. Oktober 2024 um 11:03

Mein Problem ist, das sämtlicher Fünferketten fast immer Müll sind. Und trotzdem immer wieder ausgepackt werden, weil man jetzt ja defensiv spielen muss. Und zerfällt noch mehr als davor. Weil man meint, dass 1 Mann da hinten jetzt mehr alles dicht macht. Und lässt die Angriffe noch mehr durch, gibt den Ball noch mehr ab, stellt jeden Ballbesitz ein usw. Because Fünferkette, der goldene Riegel für 0 Gegentore. Wer auch immer das mal so verkauft hat, hat offenkundig ein Schneeballsystem ausgelöst und lacht sich immer noch kaputt, wie viele Deppen dies so verkaufen und anwenden.

Dortmund war da gestern einfach nur typisch davor. 1 IV rein, dafür einen Aushilfs-AV (Gittens) raus. Nicht nur war dann Bensebaini draussen allein, er sollte dann auch höher stehen. Dito Ryerson. Und das Volk davor lief bedächtig mit, wünschte dann aber der Defensive alles Gute, anstatt diese Angriffe irgendwie mal aufzuhalten.

Zu Can will ich gar nichts sagen. Just letztens die Diskussion gehabt, das er so schnell und robust und damit wertvoll ist. Das er ohne diese Attribute komplett untauglich wäre, sieht man halt nicht. Weil er diese hat, kann er _manchmal_ kompensieren, dass er am Ball furchtbar ist, dass er sich locken lässt wie ein junger Hund. Aber halt nur manchmal. Eigentlich sollte man Can als Aussenstürmer oder Mittelstürmer bringen. Da kann man seine Defensivschwächen abfangen – aber dafür ist er halt auch nicht gut genug am Ball. Als RV gestern war die Aufgabe Quatsch: ultrahoch stehen, aber dann den Ball kaum verarbeiten können – und dann ins Sprintduell gegen Vini Jr. Der schon 70-80 Minuten intensiv auf dem Buckel hatte aber Can trotzdem stehen lies wie nen Jugendkicker.

Wenn ich Can gestern hätte bringen müssen, dann vielleicht für Malen und als rechten Mittelfeldspieler. Ryerson hatte dann eh schon 60+ Minuten allein verteidigt. Mit Can davor wirds einfacher. Und wenn der halt nicht dort mit verteidigt, rödelt er woanders rum als freies Radikal. Was bei der Aufgabe dann iO gewesen wäre.

Antworten

tobit 23. Oktober 2024 um 12:41

Das ist aber ja nicht ein Problem der 5er-Kette, sondern der Leute die meinen, dass sich passiv ergeben eine tolle Defensivstrategie mit zu-null-Garantie sei.

Dortmund macht mit 4er-Kette genau den selben Blödsinn. Da ist dann von dir immer Stille, aber sobald es mit 5er-Kette auch kacke aussieht, kommt wieder der Rant. Dass Dortmund allgemein das am schlechtesten eingestellte Team in den Topligen ist, scheint dir komplett egal zu sein für deine Beurteilung, du guckst nur auf 5er-Kette oder nicht.
Also ja, Dortmund setzt die 5er-Kette seit Jahren so schlecht um wie nur wenige andere, aber das liegt nicht an der 5er-Kette sondern an Terzic und Sahin und ihren „taktischen“ „Ideen“.

Antworten

Koom 23. Oktober 2024 um 13:35

Das sind 2 verschiedene Dinge. Mein Pet-Peeve ist, das die meisten Fünferketten einfach nur Müll sind von dem, was sie machen sollen und wie daran dran gegangen wird. Es ist ein mythologischer Schutzriegel, der aber fast nie funktioniert. Schrieb ich bereits. Wurde gestern wieder mal getriggert.

Dortmunds Unfähigkeit zum Strukturenbilden im Offensiv- wie Defensivspiel ist eine andere Geschichte. Hier wird generell nicht viel diskutiert, aber habe trotzdem eine klare Meinung von Terzics Müll. Auch Sahin ist nicht viel besser, beide sind fachlich Trainernovizen, die eine bereits funktionierende Mannschaft gut für 1-2 Jahre übernehmen könnten, aber keine Grundlagen trainieren können oder wollen. Etwas, was der BVB braucht.

Das man allein nicht mal in der Lage ist, einen ansatzweise riskanten Vorstoß des Gegners mal frühzeitig mit taktischen Fouls zu stoppen oder zumindest zu behindern, zeigt halt auf, dass dem BVB da jegliche Spielübersicht und -intelligenz fehlt. Das das in vielen Einzelspielern durchaus drin ist und in den Nationalelfspielen auch gezeigt wird zeigt, dass es vor allem die Gesamtstruktur, training und Vorgaben beim BVB nicht hergeben, dass dort eine Mannschaft mehr ist als die Summe ihrer Teile.

Antworten

Joakina 23. Oktober 2024 um 17:46

Danke!


tobit 7. Oktober 2024 um 10:23

Ich finde die Serie großartig. Aber ich würde mich glaube ich eher auf 3 oder 5 Situationen konzentrieren und die ein bisschen genauer betrachten. Also mehr darauf eingehen, was die Situation so besonders macht und vllt auch welche andere Optionen es gegeben hätte oder so. Bei weniger Situationen könnte man auch die Situationsentwicklung in mehr als nur einer Grafik zeigen, was das Verständnis der Einzigartigkeit erhöhen würde.
Und die Formatierung könnte übersichtlicher sein (was bei weniger Situationen bestimmt auch einfacher wird), z.B. mit der Spielpaarung als Überschrift statt einfach im Fließtext. Ich muss ständig nachschauen, dass ich auch wirklich den richtigen Text zur richtigen Grafik lese und wann der Text zu einer Situation beginnt und endet.

Antworten

Hinterlasse eine Antwort

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*