Deutschland kann seine Überlegenheit in der ersten Halbzeit nicht Ummünzen. -SRA
Preview
Viertelfinale der Olympiade gegenüber. Die Kanadierinnen wollten es nach dem Drohnenskandal und dem Aus der Trainerin Priestman allen Zeigen. Doch wie wollten sie dies bewerkstelligen?
Kanadischer Ballbesitz
Im Ballbesitz spielten die amtierenden Olympiasiegerinnen in einem 3-Box-3. Bei Umschaltsituationen spielten sie den Ball so schnell wie möglich nach vorne auf die schnellen Huitema und Prince. Doch Deutschland hatte eine gute 3-1 Konter Absicherung mit Gwinn, Henrich und Hegring und Minge oder Popp vor der Abwehr, weshalb die meisten Konter schnell unterbunden wurden.
Im organisierten Ballbesitz spielten die amtierenden Olympiasiegerinnen ein 3-Box-3. Dunn rückte ein und Carle schob in die letzte Linie hoch, so dass die Technisch starke Huitema in den linken Halbraum einrücken konnte. Deutschland das in einem 4-4-2 mit Mittelfeldpressing verteidigte passte ihr Spiel an die Dreierkette an. Bühl rückte auf die Gleiche horizontale Höhe wie Rose und stand auf einer Linie mit Nüsken und Schüller.
Dadurch war man eigentlich eins gegen eins gegen die Innenverteidigerinnen doch waren die beiden nominellen Sturmspitzen eher darauf fokussiert die Sechserinnen Quinn und Awujo aus dem Spiel zu nehmen, in dem sie diese in den Deckungsschatten nahmen. Anders als Bühl blieb Brand Breit und blieb etwa auf derselben vertikalen Höhe wie Carle. Jedoch war sie immer bereit Buchanan anzulaufen wenn diese den Ball hatte. Über die Seite von Buchanan ging auch am meisten nach vorne bei Kanada. Denn wenn Buchanan im Aufbau den Ball hatte, musste Gwinn auf Carle rausschieben, da sie eine mögliche Anspielstation war. Wie gegen die USA entstand der Raum zwischen Gwinn und Hendrich, in den Huitema stiess. Buchanan spielte dann einen langen Pass auf sie. Doch dank Popp, die auf der Sechs zu Hause war, konnte das Loch in der Abwehr immer wieder gestopft werden. Denn sie lief mit Huitema mit. Deswegen konnten die Kanadierinnen nicht viele Chancen kreieren weil ihr Plan A, über links kommen und denn Halbraum zwischen Gwinn und Hendrich ausnutzen nicht aufging. Dazu kamen noch etliche technische Fehler, was es für Deutschland einfach machte diese Angriffe weg zu verteidigen. Anders als Kanada, hatte Deutschland offensiv mehrere Varianten, um vor das gegnerische Tor zu kommen. Alles beginnt mit dem Aufbau der Deutschen. Im Vergleich zu vorherigen Spielen hatten sie viel verändert.
Deutschlands neue Varianz im Ballbesitz
Anders als noch gegen die USA oder Sambia baute man nicht mehr in einem 2-4 Aufbau sondern in einem 2-3 Aufbau auf. Dabei schoben Minge oder Popp höher, um zwischen den Linien anspielbar zu sein und eine von ihnen blieb auf der alleinigen Sechs. Dadurch hatte Deutschland mehrere Vorteile. Nicht nur war man nun zu fünft in der letzten Linie und konnte somit die Viererkette von Kanada auseinanderziehen, nein man bindete somit auch die Sechserinnen im Kanadischen 4-2-2-2 Mittelfeldpressing. Wodurch Popp oder Minge frei hinter der ersten Aufbaulinie aufdrehen konnten, wenn sie den Pass von Berger bekamen. Die Positionierung der Torfrau war sehr interessant. Im Aufbau positionierte sie sich immer zwischen den beiden Innenverteidigerinnen. Somit hatte sie einen perfekten Passwinkel auf die alleinige Sechs durch die Sturmspitzen hindurch. Die kanadischen Sturmspitzen, die sehr wahrscheinlich nicht mit der Positionierung der Torhüterin und der alleinigen Sechserin gerechnet hatten, liefen die Torhüterfrau nicht an. Wodurch diese in der ersten Halbzeit zur zentralen Aufbauspielerin im deutschen Spiel wurde. Denn durch das nicht anlaufen der Kanadierinnen hatte sie viel Raum und Zeit und konnte so ihren nächste Pass ganz genau bestimmen. Es war ihr Pass, der zur ersten grossen Gelegenheit der Deutschen führte.
Sie visierte mit einem langen Ball die aufgerückte Minge an, die den Ball mit ihrem Kopf Bühl in den lauf weiterleitete. Mit nur zwei Pässen hatten die Deutschen nur noch die kanadische Abwehr vor sich. Nach einem Lupfer über die Abwehr von Nüsken, war Schüler frei vor dem Tor aber vergab die Chance. Eine weitere grosse Chance entstand nicht durch einen langen Ball aber durch ein gepflegtes Aufbauspiel und klugen Laufwegen der Deutschen.
Gwinn hat am rechten Flügel im Aufbau den Ball. Sie spielt ihn auf Brand die im 2-3-5 der Deutschen an der Linie klebte. Genau wie bei Deutschland musste deshalb Carle auf Bühl hinausschieben weshalb eine Lücke zwischen Aussenverteidigerin und Innenverteidigerin entstand. Schüler startete in diesen Raum, Quinn musste ihr folgen, weshalb im Zentrum Raum entstand in den dann Brand mit ihrem starken Antritt und dem Ball am linken Fuss hineindribbelte. Nüskens liess sich daraufhin vor die Abwehrfallen und diente für Brand als Wandspielerin. Durch ihr fallenlassen zog sie Gilles mit sich, weshalb Brand nur noch Buchanan und Rose vor sich hatte. Rose orientierte sich zu fest an Brand und rückte zu fest ein, weshalb Brand einen Pass auf die links mit laufende Bühl spielen konnte. Dies stand allein vor Sheridan, vergab aber die Chance.
Bühl war im linken Halbraum weil man Im Verlaufe der Halbzeit Deutschland sie noch mehr in das Spiel einbinden wollte. Dies wollte man bewerkstelligen in dem sie, anstatt ein Sechser den Halbraum besetzte. Rauch schob dann vor und gab die breite, während sich eine Sechserin auf die Aussenverteidigerposition fallen, um hinten abzusichern. Die Deutschen hatten in der ersten Halbzeit also alles im Griff. Sie kamen mit allen Mitteln vor das gegnerische Gehäuse mit langen Bällen oder Kombinationsfussball. Kanada kam kaum zu Möglichkeiten. Was für Deutschland fehlte war das Tor. Konnten sie ihre Überlegenheit in der zweiten Halbzeit in etwas zählbares ummünzen?
Leider konnten sie diese Überlegenheit auch nicht in der zweiten Halbzeit ausnutzen. Das Spiel ging ins Elfmeterschiessen in dem Deutschland weiterkam.
Autor: @SRA ist Fasziniert vom Fussball und wie dieser funktioniert. Er probiert die Mechanismen der schönsten Nebensache der Welt zu ergründen. Neben NextGeneration schreibt er für Bollzplazz.ch und wenn es um seinen Lieblingsverein geht ist er emotional wie jeder Fussballfan.
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