Türchen 15: Klaus Augenthaler
Für einen Weltmeister-Abwehrchef ist Klaus Augenthaler in Deutschlands kollektivem Fußballgedächtnis insgesamt überraschend wenig präsent. Manchmal scheint er fast als Trainer stärker in Erinnerung geblieben zu sein als aus seiner Spielerkarriere. Der langjährige Libero war zuverlässiger Dauerbrenner, aber stilistisch viel auffälliger. Jenseits seines Markenzeichens, des spektakulären Distanzschusses, galt das für seine komplette Spielweise.
Der offensive Spielertyp
Vom Profil und von der Orientierung war Augenthaler ein sehr offensiver Spielertyp. In solch starker Ausprägung wie bei ihm sah und sieht man dies normalerweise selten. Augenthaler versuchte in jedem irgendwie möglichen Moment das Spiel nach vorne zu treiben und offensiv zu agieren. Das bedeutete aber nicht bzw. ging gerade nicht so weit, dass er zu unausgewogenen Harakiri- oder Hauruck-Aktionen geneigt hätte. Bei Vorstößen etwa achtete er solide auf die Umgebung und auf die Frage der Absicherung.
Gerade im Verein bei den Bayern rückte Augenthaler fortwährend ins Angriffsspiel auf – vereinzelt auch ohne Ball, hauptsächlich durch Dribblings aus den hinteren Zonen. So agierte er im Aufbau als klarer Antreiber. Die Position des Liberos interpretierte Augenthaler im Sinne des alten Beckenbauer‘schen Modells, keinesfalls wie ein Ausputzer. In späteren Jahren agierte er unter Udo Lattek oder Jupp Heynckes auch als Innenverteidiger in einer Viererkette. Situativ konnte sich das Gebilde umformen, indem sich ein Abwehrmann minimal vor oder hinter die Defensivreihe absetzte. Als nomineller Innenverteidiger dribbelte Augenthaler ähnlich häufig vor wie als Libero.
Zudem orientierte er sich bei seinen Positionierungen im Raum in erster Linie daran, möglichst hoch zu stehen und möglichst viel von diesem Raum selbst abzudecken. Dieser offensiven Prämisse folgte er so oft wie möglich, solange sie ihm praktikabel erschien. Natürlich kam es in beide Richtungen manchmal zu Fehleinschätzungen. Die ausgeprägte Konsequenz, mit der Augenthaler zunächst die offensive Aktion zu verfolgen und die dafür jeweils vorhandenen Spielräume in der Entscheidungsfindung auszuschöpfen strebte, war besonders.
Der langjährige Münchener Kapitän spielte oft in der maximal offensiven Ausrichtung genau innerhalb jenes Rahmens, in dem es noch vernünftig war bzw. blieb. In der tiefen Verteidigung lagen seine erste Orientierung und das Hauptaugenmerk auf der Herstellung von Zugriffsmomenten. Sobald eine Situation so gestrickt war, dass man das Ziel des Ballgewinns vor die unmittelbare Torsicherung setzen konnte, verhielt sich Augenthaler in fast jedem Fall auch tatsächlich so. Strategisch machte ihn das auch zu einem sehr aktiven Verteidiger.
„Aktive“ Zugriffsorientierung im Rahmen
Wieso die Spielweise Augenthalers besonders war, wird an einem hypothetischen Beispiel deutlich: Dafür bietet sich die typische Konstellation an, in der ein Defensivspieler vor der Entscheidung steht, in seiner torsichernden Position zu verbleiben oder zum Ball herauszurücken, um dort womöglich Zugriff herzustellen. Wenn man einen Fall annimmt, in dem die Wahrscheinlichkeit der Balleroberung exakt 50 Prozent beträgt und in dem das Herausrücken, sofern es nicht zu jenem Ballgewinn führen sollte, die Wahrscheinlichkeit eines gegnerischen Tores nicht wesentlich erhöht, hätte man also ein neutrales Verhältnis zwischen „Einsatz“ und „Gewinn“.
Ob der Verteidiger vorrücken oder einfach in seiner Position verbleiben würde – das Risiko bliebe gegenüber dem anderen Szenario jeweils unverändert. In diesem Fall spräche also nur der geringere Aufwand dafür, die zweite Entscheidung zu wählen. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis wäre also fast neutral. Viele Spieler würden sich in derartigen Fällen entsprechend der zweiten Option verhalten und in der Position bleiben. Augenthaler dagegen gehörte zu den klarsten Gegenbeispielen, die man finden dürfte.
Sofern eine „offensivere“ und eine „defensivere“ Entscheidungsoption weitgehend ähnlich sinnvoll waren, griff er fast immer zur Ersteren. Augenthaler betrieb einen Spielstil, der stets auf Investition in seine Aktionen ausgerichtet war. Trotzdem gestaltete sich seine Risikoabwägung normal: Aber innerhalb eines Spektrums von weitgehend „normal riskanten“ oder „mittelmäßig riskanten“ Entscheidungen kennzeichnete es ihn, dort sehr oft die offensivste Option davon zu wählen.
Unüberlegte Ausnahmen im eigenen Sechzehner
Formierte sich seine Mannschaft im Abwehrpressing am eigenen Strafraum, prägte Augenthaler – speziell während seiner Zeit im Verein bei den Bayern – ein typisches Verhaltensmuster: Das „Überrücken“. Er schob aus der hintersten Linie nach vorne, über die zweite Defensivlinie hinweg und leitete einen Zugriffsmoment etwa 20 bis 25 Meter vor dem eigenen Gehäuse ein, obwohl er in der Ausgangsstaffelung einer der am weitesten vom Ball entfernten Defensivspieler gewesen war.
Zumal wenn die Mitspieler aus der Erfahrung darauf vorbereitet – und im Einzelfall durch ein entsprechendes Kommando des Liberos eventuell sogar instruiert – waren, konnte dieses Phänomen sehr wirksam sein. Augenthaler sorgte trotz der Abstände für überraschende Dynamik, die Kollegen würden absichernd die Umgebung „umstellen“. Solche Aktionen mochten rabiat bis ungestüm aussehen, aber sie funktionierten über die vorwärtsgerichtete und offensive „Aktivität“ ihres Protagonisten recht gut.
Sollte die Herausrückbewegung in der einen oder anderen Szene zu spät sein, würde ein Foul zumindest keinen Elfmeter bedeuten, wenn auch eine aussichtsreiche Freistoßposition für den Gegner. Trotz seines aktiven Zugriffsverhaltens war Augenthaler nicht unvorsichtig, hielt die Aggressivität auf den Ball gut im Rahmen. Ging es in den eigenen Sechzehner, konnte sich dies aber ändern. In unmittelbarer Tornähe verhielt sich Augenthaler tatsächlich mitunter unüberlegt – und ging doch zu viel Risiko im Zugriffsversuch. Beispielsweise setzte er rasch zu ambitionierten Grätschen an.
Damit ist er im Grundsatz ein Beispiel für Innenverteidiger, die im 1gegen1 im Strafraum entweder zu schnell attackieren oder mit zahlreichen eigenen Fuß- oder Beinbewegungen vorarbeiten und dadurch unnötig viele Gegnerkontakte in Kauf nehmen statt einen konstanten blockenden Körperkontakt zu halten. In beiden Fällen wird stattdessen zu wenig verzögert. Solche Verteidiger laufen mit diesem grenzwertigen Stil schnell Gefahr, Elfmeter zu verursachen. Gegenüber überaggressiven und sehr unbedachten Extrembeispielen macht Augenthaler ein moderates Beispiel aus.
Augenthaler im Übergang als Dribbler und Passgeber
Da Augenthaler über eine gute Reaktionsschnelligkeit verfügte, musste er Aktionen, bei denen zunächst die Wahrscheinlichkeit sehr gering lag, dass er sie als praktikabel einschätzen würde, nicht frühzeitig ausschließen. Er konnte lange warten, ob sich dies doch noch kurzfristig änderte. Manchmal erhielt er ein Anspiel, bei dem erst im letzten Moment klar wurde, dass die Möglichkeit zur Ballmitnahme nach vorne bestand – und dann war er bereit, diese Chance zu ergreifen.
Für die Ausführung von entsprechend schnellen Drehungen in solchen Situationen kam Augenthaler seine gute Koordination zugute – insbesondere für einen Akteur seiner Größe und Statur. Darin lag seine wichtigste Stärke im körperlichen Bereich, für den Augenthaler ansonsten eine insgesamt recht komplette und ausgeglichene Veranlagung aufwies. Er verfügte über eine gute Grundathletik (ebenso wie eine gute Grundtechnik), ohne dass diese herausragte, und war kräftig. Er bewegte sich zwar nicht auf Weltklasseformat damit, aber problemlos auf hohem internationalem Niveau.
Während der horizontalen Ballzirkulation agierte Augenthaler solide, aber gelegentlich unsauber, in der Entscheidungsfindung wie der technischen Ausführung. Häufiger spielte er attackierende lange Bälle aus den hintersten Reihen. Zwischendurch gab es Momente, in denen man irritiert sein konnte, warum er bereits zu einem solch frühen Zeitpunkt ein steiles Zuspiel in einen Zwischenraum brachte oder warum er den Ball dermaßen weiträumig verteilte. Für die attackierende Charakteristik hielt sich das Risiko aber wiederum in Maßen, aus mehreren Gründen: Erstens schlug Augenthaler hauptsächlich aus Positionen mit ausreichender Absicherung Bälle in die Tiefe.
Zweitens setzte er viele dieser attackierenden Pässe „seitlich“ an, also mit der Passrichtung diagonal nach außen. Aus tiefen Zonen spielte Augenthaler nur wenige Bälle in den Fuß, sondern schickte meistens seine Mitspieler in Laufduelle – also in offene Lücken inmitten der gewöhnlich zahlreichen Manndeckungen oder Mannorientierungen hinein. Im Erfolgsfall nutzten derartige Pässe vor allem für Raumgewinn. Kamen sie nicht an und führten zu einem Ballverlust, fand dieser jedoch in seitlichen Zonen statt – und damit in einem weniger „dramatischen“ Bereich, von wo für den Gegner die Wege zum Tor länger sind.
Doppelpässe, Dribblings – und frühzeitige Abschlüsse
Insgesamt ergab sich aus Augenthalers offensiver Ader nicht notwendig von sich aus eine erhöhte Bedeutung des Faktors Risiko. Nur das Zugriffsverhalten im eigenen Sechzehner fällt aus diesem Zusammenhang heraus. Inwieweit war Augenthaler aber dennoch auch allgemeiner ein Risikospieler? Trotz des offensiven Zugs seiner Spielweise waren also weder seine Vorstöße, mit denen er sich selbst in Offensivbereiche brachte, noch die Art und Weise, wie er dort die Spielsituationen anging, die maßgebliche Quelle dafür. Vielmehr ergab sich Risiko daraus, wie Augenthaler seine Aktionen im vorderen Drittel ausspielte.
Dafür machten sich wiederum nicht alle Merkmale seines Spielstils gleich stark oder überhaupt entscheidend bemerkbar: Beispielsweise nutzte er sehr klar und fokussiert Doppelpässe. Tendenziell bedeutet dies sogar ein risikoarmes Mittel, da der erste antreibende Passgeber anschließend für die Folgeaktion wieder selbst verantwortlich sein wird und man als Spieler zudem einfach eine gute Übersicht über die situativen Dynamiken behalten kann. Bei Doppelpässen ist die Gefahr, dass sie überraschende Desbalancen oder unerwartete Abstimmungsprobleme auf der größeren strukturellen Ebene hervorrufen, gering.
Die Dribblings Augenthalers trugen demgegenüber ein höheres, aber insgesamt noch kein hohes Risiko. Er trieb den Ball oft weiträumig, schätzte die Abstände und die Bedeutung von Lücken innerhalb der gegnerischen Formation aber gut ein. Als Libero war Augenthaler in den von Manndeckungssystemen geprägten 80er-Jahren sozialisiert und es daher gewohnt, aus der Tiefe über längere Distanzen zu dribbeln. Letztlich entwickelte er bei raumüberbrückenden Aktionen ein im Vergleich recht ausgeprägtes Gespür für die Dynamiken. Nur während der Rückzirkulation setzte er sich mitunter in schwierige Positionen ab, aus denen er auch mal mit äußerst geringer Absicherung ins Dribbling ging.
Zum Ende von Angriffen trat der größtmögliche Knackpunkt für das Thema Risiko bei Augenthaler auf – zum Abschluss der Abschluss. Nachdem er Aktionen selbst mit ins vordere Drittel getragen hatte, nahm er sich dort quantitativ viele Momente zum Torschuss. Insgesamt neigte Augenthaler aber dazu, zu früh abzuschließen und dadurch in der Summe mit der Zeit auch zu oft. Mit explosiven Auftaktmomenten brachte er sich in ordentliche Positionen, verpasste dann aber die Gelegenheit, den Spielzug sich noch weiter entwickeln zu lassen.
Das Risiko bei (frühen) Torschüssen
Nun sollte nicht vergessen werden, dass Augenthaler über einen außergewöhnlich starken Torabschluss verfügte. Nicht umsonst erzielte er zahlreiche Treffer aus der Distanz und übernahm häufig direkte Freistöße in seiner Zeit bei den Bayern. Gerade aus leichter Rücklage oder bei Flachschüssen aus der Bewegung heraus gelang es Augenthaler oft noch sehr gut, überraschend viel Druck auf den Ball zu bringen. Insgesamt hätte er jedoch ein noch besserer Spieler sein können als ohnehin schon, wenn er diese spezielle Qualität nicht ganz so fokussiert und dosierter eingesetzt hätte.
Vor allem das Kosten-Nutzen-Verhältnis ist bei frühzeitigen Abschlüssen zu bedenken. Mit den für Augenthaler typischen weiträumigen Vorstößen aus der hintersten Linie ging schließlich auch ein hoher Aufwand einher. Offensive Situationen dann schnell abzuschließen statt sich die Zeit zu lassen, diese Investitionen bestmöglich zu nutzen, ist bereits aus individueller Perspektive etwas verschwenderisch. Sie kommt zu der kollektiven Ambivalenz noch hinzu: Wer viele Torabschlüsse nimmt, verbessert über die Quantität seine Aussichten auf Tore – zumindest leicht, wie bereits in anderen Artikeln diskutiert.
Allgemein kann man zusammenfassen: Der Torschuss ist einerseits die Aktion mit der im Erfolgsfall „maximalen“ Ausbeute. Andererseits ist die Erfolgsquote aus der Distanz, einfach durch die räumlichen Abstände als solche, recht unsicher. Im Falle des Misserfolgs gestaltet sich die direkte „Gefahr“, gegebenenfalls in der Form eines Ballverlustes in unterschiedlich möglicher „Qualität“ sehr situationsabhängig. Gerade die angesprochene „indirekte“ Problematik, dass ein frühzeitiger Abschluss die Entwicklungspotentiale eines Angriffs vor ihrer Entfaltung kappt, gilt es zusätzlich zu beachten. Diese Gesamtkonstellation macht fokussierte „Abschlussspieler“ zu Risikospielern.
14 Kommentare Alle anzeigen
Daniel 22. Dezember 2020 um 16:33
Interessante Diskussion. Könnte es sein, dass die 90-er Generation in Deutschland auch deshalb weniger angesehen ist als die 54er und die 74er- Weltmeister, weil (korrigiert mich, wenn ich falsch liege-ich war damals noch nicht auf der Welt) viele dieser Spieler große Teile ihrer Karriere bei ausländischen Vereinen absolviert haben? Dann wäre das ja fast zwangsläufig, weil keine große Fangemeinschaft in Deutschland die Erinnerung an diese Spieler hochhält. Ausnahme natürlich Augenthaler, aber um in München zu den ganz großen Legenden zu gehören musst du zumindest einmal die CL/Landesmeisterpokal gewonnen haben und das blieb Auge ja gegen RS Belgrad damals leider knapp versagt. Ich weiß nicht, ob bei Dortmunds CL-Sieg 1997 noch Weltmeister von 1990 dabei waren (Sammer?). In der Erinnerung der meisten Bayernfans werden Augenthaler und Matthäus jedenfalls überstrahlt von der Generation der CL-Sieger von 2001.
War Ilgner wirklich so gut? In meiner Generation hätte er bei einer Aufzählung der größten deutschen Torhüter ziemlich sicher keine Chance gegen Maier, Kahn, Neuer. Ich hatte bei Rückblenden nie den Eindruck, dass er auf diese Art und Weise dominant und stilbildend gewesen wäre…
savona 22. Dezember 2020 um 21:30
„Ich weiß nicht, ob bei Dortmunds CL-Sieg 1997 noch Weltmeister von 1990 dabei waren.“
Wie gesagt, Kohler und Reuter. Beide auch Europameister 1996, Kohler allerdings wegen Verletzung ohne Einsatz.
savona 22. Dezember 2020 um 21:42
„War Illgner wirklich so gut?“
Das Image der Torhüter der N11 in den 90ern litt daran, dass sie immer zu spät abgelöst wurden. Illgner war 1990 sehr gut, 1992 schon nicht mehr so überzeugend und 1994 schwach. Da wäre Köpke bereits die bessere Wahl gewesen. 1996 war er top, 1998 nicht mehr. Kahn hätte wahrscheinlich besser performt. Diesen Fehler von Vogts wollte Klinsmann wohl 2006 nicht wiederholen, weshalb er es riskierte, schon vor der WM Lehmann zur Nr. 1 zu machen. Ebenso war Löw 2008 sehr dahinter her, Lehmann klar zu machen dass seine Länderspielkarriere nun zu Ende sei.
BM 23. Dezember 2020 um 16:26
Illgner war ein maximal durchschnittlicher Torhüter, der aufgrund einer Schnapsidee von Beckenbauer unglaublich viel daraus machen konnte.
leansoccer.de 18. Dezember 2020 um 18:56
Super Artikel. Einer der besten Abwehrspieler und Führungsspieler des FC Bayern.
Aus meiner Sicht war er eines der wichtigsten mosaiksteinchen der Weltmeisterschaftmannschaft 90.
Warum diese Mannschaft in der öffentlichen Wahrnehmung kaum vorkommt, versteh ich gar nicht.
Wenn ich alle WM-Mannschaften Vergleiche, war es meiner Meinung die beste Mannschaft, mit Abstand.
Alle Spieler waren absolute Topstars in ihren jeweiligen Vereinmannschaften. Und weder davor noch danach gab es eine verdientere deutsche Mannschaft, die Weltmeister wurde.
Meine Meinung hätte die 2014er Mannschaft keine Chance gegen die 90er gehabt.
LG
leansoccer.de
leansoccer.de 18. Dezember 2020 um 19:01
P.s.
Nur Lahm und Neuer hätten gegen Reuter und Illgner den Stammplatz bekommen.
Schweine (super Spieler ) hätte gegen den Matthäus oder Buchwald in der 90er Form auf der 6 den kürzeren gezogen.
LG
leansoccer.de
Koom 18. Dezember 2020 um 21:38
Diese Vergleiche sind immer sehr schwierig. Illgner war selbst brillianter Torhüter. Ich lehne mich ein Stück weit aus dem Fenster und würde sagen, dass ein Neuer zu der Zeit damals im Strafraum nicht überlebt hätte.
leansoccer.de 19. Dezember 2020 um 09:54
Illgner war auch super, keine Frage.
Neuer sehe ich persönlich deswegen vorne, weil ich von ihm min. 2 WM spiele 2014 weiß, bei denen er das Spiel gerettet hat. Gegen Algerien und Frankreich. Außerdem ist sein fußballerisches Können schon beeindruckend.
Illgner hat dies nicht, hatte aber auch den Vorteil, dass die Abwehr mit Augenthaler, kohler, Berthold und Buchwald um eine Klasse besser war als die 2014. wie gesagt, meine Meinung.
Den Reuter sehe ich jetzt nicht auf einer Stufe mit Lahm.
Brehme (um bei der Abwehr/Defensive zu bleiben) ist aus meiner Sicht eh der beste Linksverteidiger den Deutschland je hatte.
Können gerne sachlich darüber diskutieren. Evtl. Schreib ich mal Artikel darüber.
LG
Leansoccer.de
Koom 19. Dezember 2020 um 12:47
Bei den Vergleichen ist es immer schwierig, weil das Spiel so krass anders war damals. Wenn man einen Blick um die 90er Jahre nimmt, waren viele Torhüter ziemliche Schränke. Nicht unbedingt wie Peak-Kahn, aber doch stabile, breite Kerle. Das hatte auch einen guten Grund: Der Schutz der Torhüter im Strafraum war nicht so ausgeprägt gewesen. Neuer ist auch gut trainiert, aber schlaksiger. Daher meine Vermutung. Dass er der deutlich bessere Fußballer ist, ist sowieso keine Frage. Also mal anders: Ich glaube, Illgner war für die 90er, Neuer für die 201xer der bessere Torhüter.
Lahm würde ich wohl auch definitiv in eine All-Time-Top-5 der Aussenverteidiger wählen, unabhängig der Zeit. Elegant, schnell, präzise, extrem intelligent. Ein Jammer, das der lieber als Funktionär rummacht anstatt das auf dem Feld weiterzugeben als Trainer.
Was natürlich auch müssig ist: Der Fußball um die 90er war extrem anders. Zweikampflastiger, weniger mit Abseitsspiel oder gar Raumdeckung. Gerade beim Aussenverteidiger hat sich da vieles verändert. Brehme fiel mir nie mit besonderer taktischer Finesse auf, aber am Ball war er mit beiden Füßen wahnsinnig gut. Aber wie gut er mit Raumdeckung, Abseitsfalle etc. zurechtgekommen wäre?
leansoccer.de 19. Dezember 2020 um 13:40
Lahm sehe ich wie du, vielleicht sogar noch höher. Bester rechter aussenverteidiger ever. Und das über ein Jahrzehnt.
Brehme sehe ich taktisch herausragend. Bei Inter links abwehrkette als verkappter Spielmacher. In Nationalmannschaft 90 omnipräsenter aussenspieler mit Viel Einfluss aufs Gesamtspiel. Neben Matthäus der wichtigste Spieler mit viel Verantwortung im Finale.
In der Anfangszeit bei Kaiserslautern fast Außenstürmer mit Briegel dahinter.
Zu Ende seiner Karriere bei Leverkusen sowohl als 6er oder Libero im Wechsel mit Kadlec überdurchschnittlich.
Ich kenne keinen Nationalspieler der beidfüßig so viele Freistöße/Ecken geschossen hat wie er. Die beiden deutschen Tore im wm-Finale 86 entstanden aus seinen Ecken. Wenn mir jemand ein besseren linken aussenverteidiger in Deutschland zeigen kann, gerne. Ich kenne außer lahm keinen. Dieser hatte aber eher andere Fähigkeiten.
LG
Leansoccer.de
savona 15. Dezember 2020 um 18:18
In der Tat waren die 90er Weltmeister nach der aktiven Karriere im Fußball insgesamt nicht auffällig erfolgreich, wenngleich Völler und Klinsmann als Bundestrainer durchaus Aufsehen erregten. Einige wurden 1996 auch noch Europameister: u.a. Klinsmann, Häßler und Reuter, heute FCA-Manager. Er holte auch gemeinsam mit Kohler 1997 mit dem BVB die CL, „ausgerechnet“ in München. Eigentlich ist es eine ganz angenehme Folge der diversen Titel der letzten Jahrzehnte, dass deren Protagonisten nicht ewig als Helden gefeiert werden müssen; ihre Leistungen waren dessen ungeachtet zweifellos beachtlich.
Augenthaler selbst war nach längerer Co-Trainer-Tätigkeit bei den Bayern eine Zeitlang in Nürnberg, Leverkusen – mit einem spektakulären 3:0 in der CL gegen Real Madrid anno 2003 – sowie Wolfsburg noch relativ erfolgreich.
tobit 15. Dezember 2020 um 17:25
Ich glaube es gab in keinem kalender bisher eine derartige Häufung einer Position. Und wieso ist gerade die vermeintlich risiko-averseste Position voller Risiko-Spieler?
Daniel 15. Dezember 2020 um 17:36
Vmtl weil auf diesen risiko-aversesten Position Risikospieler besonders auffallen und ungewöhnlich sind. Bei Mittelstürmern oder Außenspielern gehört das Eingehen von Risiken ja sozusagen zur Jobbeschreibung, insofern könnte man da dann fast jeden Beliebigen nehmen. Bei zentralen Verteidigern und Mittelfeldspielern hingegen ist das ungewöhnlich und deshalb einen Artikel wert, wie diese Spieler Risiko eingingen und dieses rechtfertigen konnten.
Zum Artikel: danke für die Vorstellung eines Spielers, über dessen Spielweise ich bisher auch sehr wenig wusste-obwohl ich sogar Bayernfan bin. Ich weiß nicht ob das nur mir so geht, aber gefühlt ist die Weltmeistermannschaft von 1990 heute die am wenigsten bekannte in Deutschland. Viele der 90-er Spieler ziemlich in Vergessenheit geraten, vielleicht weil der Titel weder so eine Sensation war wie 1954 noch die Spieler noch für andere Erfolge bekannt sind wie die 74er Generation mit der EM 1972 und dem Hattrick im Europapokal der Landesmeister mit Bayern. Selbst der große Star der 1990er Mannschaft Lothar Matthäus ist den meisten in meiner Generation vor allem als Pausenclown bekannt.
savona 15. Dezember 2020 um 18:19
Antwort siehe oben, sorry!