Intensives Aufsteigerduell mit verdientem Sieger

4:0

In einer guten Bundesligapartie zwischen RB Leipzig und dem SC Freiburg war RB die klar überlegene Mannschaft. Vorteile im Spiel mit und gegen den Ball sowie im defensiven Umschaltmoment führten dazu, dass Leipzigs Sieg nie in Gefahr geriet. Das Wichtigste im Überblick:

  • Sowohl Freiburg als auch Leipzig nutzten eine 4-4-2-Grundordnung.
  • Freiburg interpretierte diese im Pressing allerdings passiv und auf Kompaktheit bedacht, wohingegen Leipzig die Breisgauer im Aufbau aktiv unter Druck setzte.
  • Während Leipzig über weite Strecken flach zu eröffnen versuchte, fokussierte sich der SC auf hohe Zuspiele in die Spitze und das Spiel auf zweite Bälle.
  • Nach dem Rückstand zur Pause wurde Freiburg im zweiten Durchgang mutiger, konnte weitere Gegentreffer aber nicht verhindern.

Die Aufstellungen und Offensivmuster der beiden Mannschaften zu Spielbeginn in der Übersicht:

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Der SC Freiburg mit Ball: Lockender Aufbau und lange Zuspiele in die Spitze

Über den eigenen tiefen Aufbau versuchte der SC Freiburg den Ball zunächst in den eigenen Linien zu halten, um die Leipziger anzulocken und ein nach vorne Rücken der Hausherren zu provozieren. Dafür positionierten sich die beiden Innenverteidiger Söyüncü und Kempf strafraumbreit, während die beiden Außenverteidiger nach vorne schoben. Abrashi und Schuster auf der Freiburger Doppelsechs bewegten sich wenig nach hinten und unterstützten den Aufbau kaum, wohingegen Torhüter Schwolow oftmals als Ausweichoption genutzt wurde.

Auffällig am Freiburger Aufbauspiel war, dass der Mannschaft von Christian Streich vollkommen die Anbindung aus der ersten Aufbaulinie nach vorne fehlte, um z.B. mit flachen Bällen in den Zwischenlinienraum zu kommen. Diese mangelnden Verbindungen wirkten sich aber nicht negativ auf das Freiburger Übergangsspiel aus, weil sich der SC von Beginn an auf lange Zuspiele in die Spitze fokussierte. Mit Guede und Niederlechner gab es im Sturmzentrum zwei körperlich robuste und kopfballstarke Zielspieler, die vom konsequent zur Mitte rückenden Frantz unterstützt wurden und die gemeinsam lange Zuspiele festmachen sollten. Über die hohe Positionierung der eigenen Sechser wollte man eventuell zurückprallende zweite Bälle aufsammeln.

So lockte Freiburg Leipzig nach vorne. Auffällig: Zwei hohe Sechser.

So lockte Freiburg Leipzig nach vorne. Auffällig: Die zwei hohen Sechser im Aufbau.

Der SC Freiburg gegen den Ball: Passives Mittelfeldpressing

Auch gegen den Ball behielten die Freiburger ihre 4-4-2-Grundordnung aus dem Spiel mit Ball bei und interpretierten dieses über weite Strecken der Partie als passives Mittelfeldpressing, das oftmals tiefer gespielt und an den eigenen Strafraum verlagert wurde. Hin und wieder gab es aber auch Phasen höheren Pressings.

Dabei agierten Niederlechner und Guede in der Regel nahe an der eigenen Mittelfeldkette und verschoben zunächst vornehmlich horizontal. Aufgrund der Nähe zum eigenen Mittelfeldband mussten die beiden wenig auf die Bindung zueinander achten und konnten so auch weiter zum Flügel rücken ohne dabei das Zentrum zu öffnen. Frantz und Haberer auf den Außen agierten zunächst tief, orientierten sich am jeweiligen Sechser und versuchten so das Zentrum zu schließen und die Leipziger auf den Flügel zu lenken. Bei Anspielen auf den ballnahen Außenverteidiger im zweiten Drittel oder weiter vorne rückten sie auf und steuerten das Spiel ins Zentrum, wo der SC anschließend zu Ballgewinnen kommen wollte.

Freiburg lenkt Leipzig zum Flügel und von dort wieder zurück: Abrashi lässt Keita bewusst offen, um ihn mit dem Anspiel von Bernardo zu pressen.

Freiburg lenkt Leipzig zum Flügel und von dort wieder zurück:

Durch diese Spielweise gelang es den Freiburgern zwar die Leipziger auf den Flügel zu leiten und die Mitte weitestgehend zu schließen, allerdings erzielte man so kaum wirklichen Zugriff und musste hohe Ballbesitzanteile der Leipziger in Kauf nehmen.

RB Leipzig mit Ball: Rechtsfokus und kombinatives Aufrücken

Gegen das passive Freiburger Pressing nutzten die Leipziger im Aufbau in der Regel eine dynamische Dreierkette. Einer der beiden Sechser – Keita oder Demme – kippte dafür zwischen die beiden Innenverteidiger Compper und Upamecano ab. Dafür rückten Halstenberg und Bernardo auf den Flügeln nach vorne, um dort die Breite im zweiten Drittel herzustellen und Sabitzer sowie Forsberg das Einrücken in die Mitte zu ermöglichen. Während Sabitzer sich in der Regel recht hoch positionierte, lies sich Forsberg – situativ auch der als Stürmer spielende Werner – im Aufbau zurückfallen, um Compper zu unterstützen.

Im Übergangsspiel konzentrierte sich RB vornehmlich auf die rechte Seite. Dort versuchte man über den eingerückten Forsberg, dessen Bewegungen häufig von Werner balanciert wurden, Sabitzer, einen nachstoßenden Sechser, Bernardo sowie Poulsen eine numerische Überzahl herzustellen und kombinativ aufzurücken. Über die linke Seite wollte man zumeist nach Verlagerungen linear nach vorne stoßen, um Angriffe anschließend diagonal zur Mitte zu tragen. Halstenberg unterstütze dieses Vorhaben durch entsprechende Läufe den Flügel herunter.

Typisch: Eingerückte Flügelspieler und abgekippter Sechser.

Typisch: Eingerückte Flügelspieler und abgekippter Sechser.

RB Leipzig gegen den Ball: Saubere Abläufe, passende Aufteilung, gute Ideen

Leipzig spielte gegen den Ball aus einer 4-4-2- / 4-2-2-2-Grundordnung heraus. Dabei verhielten sich die Leipziger in der Regel passiv, solange die Freiburger den Ball nicht zirkulieren ließen. Erst mit dem Anspiel eines Spielers der Freiburger Abwehrkette zum nächsten rückte der jeweilige direkte Gegenspieler des Passempfängers nach vorne. So nutzte man den zeitlichen Vorteil der Passlaufdauer aus und erhöhte den direkten Druck auf den jeweiligen Gegenspieler schon im Moment der Ballannahme. Im Zentrum hielten Poulsen und Werner die Bindung zueinander und standen oftmals stark vertikal versetzt, um die Mitte zu schließen. Keita und Demme rückten nur auf und stellten direkte Zuordnungen zu Schuster und Abrashi her, wenn man bereits Zugriff hergestellt hatte und ein kontrollierter langer Ball der Freiburger mit hoher Wahrscheinlichkeit unterbunden werden konnte. Dann nämlich steuerten Forsberg und Sabitzer das Spiel in die Mitte, um dort zu Ballgewinnen zu kommen.

In der Regel aber hielten sich Demme und Keita nahe an der eigenen Kette auf. Die Leipziger nutzten hauptsächlich Anspiele auf die beiden Außenverteidiger der Freiburger, um diese unter Druck zu setzen und Rückpässe zu erzwingen. Diese Zuspiele sollten dann durch die Stürmer attackiert werden. Gegen den SC passte diese Spielweise gut: Den Freiburgern gelang es nämlich nicht aus dem Aufbau flach nach vorne zu kommen, im Anschluss an lange Bälle aus der Innenverteidigung oder von Schwolow in Richtung der Zielspieler hatten die Leipziger personelle Vorteile im Zentrum.

Nach den langen Bällen der Freiburger haben die Leipziger eine solide Überzahl in der letzten Linie.

Nach den langen Bällen der Freiburger haben die Leipziger eine solide Überzahl im Zentrum.

Die erste Halbzeit: Leipzig hat mehr vom Spiel, kommt aber zunächst nicht zu Chancen

Von Beginn an waren die Leipziger die bessere Mannschaft, die insgesamt deutlich mehr Ballbesitz hatte und den Freiburgern das Leben durch das eigene Spiel gegen den Ball schwer machte. Klare Torchancen erspielte sich RB dabei in der Anfangsphase nicht. Zwar gelangen RB einige Durchbrüche über die Flügel, die Führung kam allerdings erst nach einem Kopfball von Poulsen im Anschluss an einen Freistoß von Forsberg sowie eine durch Timo Werner abgeschlossene Umschaltaktion zustande. Wichtig für RB: Die langen Ballbesitzphasen Leipzigs und die Freiburger Passivität im Pressing führten dazu, dass die Breisgauer Angriffe der Gastgeber teilweise sehr tief verteidigen mussten. Das hatte zur Folge, dass Frantz und Haberer auf den Flügeln in Umschaltkationen den Kontakt zu Niederlechner und Guede verloren. Leipzig konnte diesen Umstand für direkte Gegenpressingaktionen nutzen oder die kurzzeitige Überzahl in der Restverteidigung ausspielen.

Nach der Halbzeit: Freiburg presst höher und wird mutiger – kassiert aber schnell das 3:0

Zu Beginn des zweiten Durchgangs kamen bei den Freiburgern Petersen für Guede sowie Höfler für Schuster ins Spiel. Beides waren positionsgetreue Wechsel. Im Anschluss pressten die Freiburger mehrere Meter weiter nach vorne geschoben und liefen die Leipziger Innenverteidiger im Aufbau an. Petersen kam als linkem Stürmer dabei die Aufgabe zu, das Spiel auf die linke Leipziger Seite zu lenken: Also weg von den Räumen, die RB in der ersten Halbzeit bevorzugt im Übergangsspiel genutzt hatte. Prinzipiell funktionierte dieses Vorgehen recht gut. Man kam selbst zu einigen Ballgewinnen und konnte das Spiel insgesamt ausgeglichener gestalten. Weil in der 50. Minute allerdings das 3:0 durch Keita fiel, lag das auch daran, dass die Leipziger in der Folge deutlich an Dampf aus der Partie nahmen.

Höheres Pressing des SC mit zwei Stürmern, die beide Bindung zueinander halten und vertikale Staffelung der beiden Sechser zueinander.

Höheres Pressing des SC mit zwei Stürmern, die beide Bindung zueinander halten und vertikale Staffelung der beiden Sechser zueinander.

Ein weiterer Grund für das verbesserte Freiburger Auftreten in der zweiten Hälfte war die veränderte Grundstaffelung im eigenen Aufbau. Prinzipiell agierten Höfler und Abrashi näher an den Innenverteidigern und die beiden Außenverteidiger rückten weiter nach vorne. So gelang es den Freiburgern über kurze Anspiele hinter Poulsen und Werner in den Leipziger Defensivverbund zu spielen und im Anschluss an Verlagerungen auf die Flügel nach vorne aufzurücken. Ein Tor sollte den Gästen allerdings nicht mehr gelingen. Am Ende der Partie fiel durch Demme stattdessen noch ein vierter Treffer für die Leipziger.

Fazit

Das Spiel der beiden Aufsteiger zeigte letztlich wieder einmal, wieso Leipzig die direkte Qualifikation für die Champions-League schon so gut wie sicher hat. Die eigene hohe personelle Qualität in Verbindung mit einer passenden taktischen Herangehensweise sowie deren saubere und konsequente Ausführung waren die Gründe, wieso Freiburg heute keine Chance gegen RB hatte. Bei den Breisgauern beeindruckte vor allem die Spielweise nach dem dritten Gegentreffer, als die Mannschaft trotz aussichtslosem Rückstand nicht aufsteckte und die eigene taktische Marschroute weiter beharrlich umsetzte.

gen 24. April 2017 um 20:14

___123___Leipzigs klarer Sieg gegen Freiburg | Spielverlagerung.de___123___

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Cali 19. April 2017 um 13:50

Findet ihr Kempf auch so gut?

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tobit 19. April 2017 um 17:56

Leider konnte man bisher nur wenig von ihm bestaunen. Kannst du Mal ein bisschen beschreiben, was ihn ausmacht? Was mir bisher aufgefallen ist: Er ist von all den deutschen IV-Talenten der einzige Linksfuß und kann ganz gut mit dem ball umgehen, für mehr reichte meine Beobachtungszeit nicht aus.

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Peda 18. April 2017 um 14:20

Was ich an RTs Analysen so faszinierend finde ist, dass er einerseits wenig sagende Grundaufstellung wie am Reißbrett zimmert und andererseits Szenegrafiken sehr effektiv und leicht verständlich in seine Analysen einbaut. Da lässt sich der Auto erraten ohne ein Wort der Analyse lesen zu müssen! 😀

Warum macht er sich eigentlich so rar in letzter Zeit?

PS: bitte die Kritik nicht in den falschen Hals bekommen. 😉

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schwerti 17. April 2017 um 18:10

Hallo RT, vielen Dank für die detaillierten und strukturierten Ausführungen, die das Lesen sehr angenehm und verständlich machen. Bitte öfters so.

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