Drei Meter beim Freistoß bringen knappen BVB-Sieg
Bayern-Verfolger Dortmund gastiert beim Dortmund-Verfolger Bayer. Thomas Tuchel musste sich in Anbetracht der Rotation etwas überlegen, um der Leverkusener Pressingmaschine ein Schnippchen zu schlagen. Es sollte gelingen – aber nicht ganz unumstritten.
Dortmunder Absicherungsfokus
Die Leverkusener hatten überraschend mehr vom Ball in der ersten Halbzeit. Grundsätzlich gilt Dortmund als ein Team, welches nun unter Thomas Tuchel dem Ballbesitzfußball frönt; Leverkusen hingegen gilt als der extremste Vertreter des Pressing- und Umschaltfußballs. Auf Spielverlagerung haben wir schon mehrfach betont, dass eine solch klare Aufteilung häufig unpassend ist. Nichtsdestotrotz war der Ballbesitzüberschuss durchaus überraschend. Dies lag vorrangig an der Dortmunder Ausrichtung.
Thomas Tuchel sprach schon vor dem Spiel – und generell in den letzten Wochen –, dass man sich verstärkt auf die Konterkontrolle konzentrieren möchte. Gegen Leverkusen ist das natürlich ein wichtiger Punkt, weswegen der BVB auch mit einer etwas überraschenden Aufstellung aufwartete. Weigl, Reus, Kagawa und Schmelzer fanden sich auf der Bank wieder, Gündogan, Castro und Sahin waren nicht einmal im Kader. Stattdessen spielten mit Bender, Ginter und Leitner drei Akteure im zentralen Mittelfeld, die man in der bisherigen Saison wohl allesamt nicht als Stammspieler bezeichnen kann.
Die Ursache dafür war eben das genutzte System. Grundsätzlich war es wie so oft ein 4-1-4-1 ohne Ball, doch sehr häufig orientierte sich Leitner an einem der gegnerischen Sechser. Kampl und Kramer wurden immer wieder von Leitner manngedeckt, während Ginter sich zurückbewegte und auf einer Linie mit Bender agierte. Dadurch entstand im Pressing teils aus dem 4-1-4-1 ein 4-4-1-1, ein 4-2-3-1 (bei höheren Flügelstürmern) und auch ein 4-4-2. Mkhitaryan und Pulisic auf den Flügeln wiederum liefen einige Male aggressiv die Innenverteidiger Leverkusens im Bogen an, wobei sie von Aubameyang unterstützt wurden. Pulisic, wenn er auf links spielte (einige Seitenwechsel mit Mkhitaryan) war hierbei aktiv und Leitner übernahm Kramer meist dann, wenn Kampl sich breiter positionierte und zwischen Wendell und Toprak zurückfiel.
Auch in Ballbesitz war die konservativere Ausrichtung des BVB zu erkennen. Insgesamt mussten die Flügelstürmer weite Räume besetzen, die Achter verhielten sich absichernder. Insbesondere Ginter schob kaum bis nach vorne und auch Leitner war eher vorsichtig dabei. Die Außenverteidiger Piszczek und Durm starteten verhältnismäßig spät nach vorne, viele Angriffe waren Konter über Mkhitaryan mit einem ausweichenden Aubameyang und Pulisic, der sich an den Bewegungen Aubameyangs orientierte. Schon bei Leverkusener Ballbesitz bewegte sich Aubameyang ausweichend , um für Konter zur Verfügung zu stehen; die Flügelstürmer schoben sofort nach oder standen ballfern teilweise bereits etwas höher.
Viele der Konter scheiterten aber am Gegenpressing Leverkusens. Das Pressing der Dortmunder begann erst ab kurz vor der Mittellinie, weswegen die Konter weite Räume überbrücken mussten und Leverkusen insgesamt viel Ballbesitz hatte.
Bayer mit Anpassung im Spielaufbau
Die Hausherren hatten nicht nur mehr vom Ball als üblich, sondern bauten auch etwas anders auf. Ein Indikator dafür war, dass Bellarabi nicht wie sonst auf dem rechten Flügel spielte, sondern über links kam. Vermutlich wollte man seine Dribblings dadurch stärker fokussieren und in die Mitte – statt Richtung Grundlinie oder außen am Gegner vorbei diagonal zum Tor – orientieren. Dazu passten auch seine Position und die Rolle Wendells. Bellarabi stand häufig recht breit und ließ sich auf dem linken Flügel zurückfallen. Wendell wiederum spielte ebenfalls im Aufbau etwas tiefer als üblich und vorderlief Bellarabi einige Male, rückte gelegentlich sogar in Richtung Mitte hinein. Dies erinnerte an Bayerns falsche Außenverteidiger, wenn auch deutlich weniger extrem und mit einer anderen Struktur. Dies sorgte außerdem für eine stärkere Absicherung nach Ballverlusten. Fast immer war Wendell mit den beiden Innenverteidigern in der letzten Linie als Unterstützung vorhanden. Sie konnten sich schnell formieren und die Breite absichern, welche der BVB im Konterspiel mit einigen langen Diagonalbällen und Verlagerungen offensichtlich bewusst attackieren wollte.
Im Gegensatz zu Wendell schob Jedvaj hingegen deutlich früher und aggressiver nach vorne. Er besetzte auf rechts häufiger die Breite alleine, Mehmedi konnte von der rechten Seite in die Mitte einrücken, sich ins Sturmzentrum orientieren oder eben auch Breite geben, allerdings in der gegnerischen letzten Linie.
Auffällig waren die Bewegungen Kießlings und Chicharitos. Leverkusen nutzte einmal mehr das Herauskippen Kampls zwischen Innen- und Außenverteidiger auf links sowie generell viele Dribblings vom tieferen linken Halbraum aus, woraufhin Kramer alleine in der Mitte blieb. Kießling und besonders Chicharito ließen sich dann in Richtung Sechserraum fallen, unterstützten Kramer und wollten vermutlich auch ein simples Herausrücken auf Kampl verhindern. Desweiteren bewegte sich Chicharito einmal mehr enorm viel; er ging auch auf den Flügel und bot sich dort für Diagonalbälle an, wenn einer der Dortmunder Außenspieler im Pressing nach vorne schob.
Neben dieser Veränderung im Spiel mit Ball gab es auch ohne Ball leichte Anpassungen.
Zwischen 4-4-2, 4-2-2-2 und 4-3-3
Grundsätzlich stellt Roger Schmidt seine Formation nicht um; aus trainingsmethodologischen und taktischen Gründen. Mit dem 4-2-2-2 kann man in erster Linie effektiv anlaufen, hat eine passable Breitenstaffelung in jeder Linie (bei passendem Laufaufwand), hat die Mitte sehr präsent besetzt und kann die Tiefe dennoch gut verteidigen bzw. sogar ballnah Spieler aus der Viererkette eine Linie höher nach vorne ziehen.
Gegen den BVB stellte aber Schmidt nicht nur wie erwähnt die Absicherung etwas um, sondern spielte gelegentlich auch im 4-4-2 ohne Ball. Häufiger war es aber ein 4-3-3, welches asymmetrisch war; Mehmedi spielte öfters nicht auf einer Höhe mit Bellarabi, sondern mit den beiden Sechsern. Dazu waren die Abstände in der ersten Linie etwas breiter, wodurch man Pässe in das zentrale Mittelfeld provozierte. Diese Mischung sollte wohl gegen Verlagerungen helfen und mehr Präsenz im zentralen Mittelfeld ermöglichen sowie Ginter und Co. im Zentrum stärker unter Pressingdruck setzen sollen.
Das funktionierte passabel, aber wie erwähnt gingen die meisten Angriffe des BVB nach Kontern aus. Nach der Halbzeit veränderten sich die Strukturen wiederum auf beiden Seiten.
Zweite Spielhälfte
Mit dem Wiederanpfiff stellte Tuchel das System um. Es war ein asymmetrisches 3-2-4-1 in Ballbesitz, wo sich Piszczek tiefer positionierte und eine Dreierreihe in der ersten Linie mit Hummels auf (halb-)links und Sokratis dazwischen kreierte. Ginter und Bender besetzten in den Schnittstellen davor den Sechserraum, Leitner und Reus spielten davor als Achter mit Mkhitaryan und Durm als Flügelzange.
Allerdings schob Mkhitaryan natürlich immer wieder in die Mitte, Durm hatte eine deutlich simplere Rolle und Aubameyang positionierte sich häufiger rechts, um für den eingewechselten Reus Räume zu öffnen. Dieser besetzte häufiger die Position des Mittelstürmers und beteiligte sich auch wenig an der Defensivarbeit in tieferen Zonen. Er zockte auf der linken Seite, was womöglich eine Anweisung war, um ein Vorstoßen des eingewechselten Hilberts zu verhindern und im Umschaltmoment genau diese Räume attackieren zu können.
Darum war die Formation des BVB nicht mehr klar zu definieren; mal war es ein 4-4-1-1, mal eine Art verschobenes 4-3-2-1/4-3-1-2 (durch den höheren Leitner), etc. Am ehesten dürfte es eine Raute gewesen sein, in welcher Mkhitaryan als Halbspieler höher agierte als sein Gegenüber, Reus wiederum weniger aktiv war als Aubameyang. Dementsprechend ging Bellarabi auf die rechte Seite, um hier simplere 1-gegen-1-Möglichkeiten zu erhalten.
Weigls Einwechslung nach der Unterbrechung brachte nicht die erwünschte Ruhe ins Spiel. Nach der Zwayer-Schmidt-induzierten Verschnaufpause wegen eines Streits aufgrund des Gegentors (schnell ausgeführter Freistoß aus höherer Position als der Tatort, um den Sky-Kommentator zu zitieren, nach einem Foul Kießlings nach einer schlechten Ballkontrolle nach einer Balleroberung Bayers) attackierte Bayer aggressiv und hatte noch einige Chancen, aber es blieb beim 0:1 für den BVB.
Fazit
Interessiert irgendjemanden das Fazit oder die Spielanalyse? Ihr wollt doch eh nur alle über die Ursachen für die Unterbrechung diskutieren, ja? Ich gehe mal davon aus, dass einige gar nicht bis hierher lesen. Naja. Es war jedenfalls ein etwas träges Spiel, weil beide Teams mit dem Ballbesitzüberschuss – Leverkusen in Halbzeit 1, Dortmund in Halbzeit 2 – gegen absicherungsfokussierte Gegner nicht wirklich Durchschlagskraft erzeugen konnten.
66 Kommentare Alle anzeigen
rb 24. Februar 2016 um 08:12
@ schorsch/tomas: wo gibt es die von euch erwähnte analyse der leute vom fc midtjylland?
Schorsch 24. Februar 2016 um 10:50
Ich habe mehrere längere Berichte über den FC Midtjylland, seine ‚Macher‘ und das dort laufende ‚Projekt‘ gelesen. Einer war in ’11Freunde‘, in welchen Medien die anderen waren fällt mir gerade nicht ein. Es kann sogar sein, dass RM in seinem exzellenten Artikel „FC Bayern Moneyball“ hier auf sv.de darauf eingegangen ist (den ich nur wärmstens empfehlen kann), aber da bin ich mir jetzt unsicher. In mehreren dieser Artikel wurde jedenfalls sehr explizit auf die bei Brentford und Midtjylland eingesetzte computergestützte Analyse eingegangen, die zur u.a. Kaderzusammensetzung, aber auch zur Spiel- und Gegneranalyse und zur Aufstellung pro Partie etc. genutzt wird. Und mehrfach (wahrscheinlich je nach Erscheinungsdatum des jeweiligen Artikels) wurde die Auswertung der Hinserie 14/15 erwähnt, die eben den BVB als viertbestes Team in Europa ergab. Dies Beispiel wurde deshalb besonders erwähnt, weil sich eine enorme Diskrepanz zwischen diesem Auswertungsergebnis und dem tatsächlich erreichten Tabellenplatz des BVB (Rang 17) zeigte. Die Parameter wollte man aber nicht in Zweifel stellen, sondern nahm diese Diskrepanz als Beleg dafür, dass der BVB in dieser Halbserie einfach unglaublich viel Pech gehabt hätte.
Ob dem so war oder ob nicht doch eher andere Gründe für den Absturz verantwortlich waren (siehe auch die einschlägigen Artikel hier auf sv.de) sei einmal dahingestellt. Vielleicht ist die Definition klarer Chancen auch nicht so eindeutig, ich weiß es nicht. Ich persönlich jedenfalls finde den Ansatz bei Midtjylland und Brentford höchst interessant und spannend, gerade auch im Zeitalter des ‚Scheich-/Oligarchen – Kaufrausches‘.
Tomàs 24. Februar 2016 um 11:06
Hier ist der erwähnte Artikel von den 11 Freunden: http://www.11freunde.de/artikel/midtjyllands-revolution
Ein anderer Artikel zur BVB Hinrunde der letzten Saison ist hier: http://statsbomb.com/2014/12/borussia-dortmund-whats-gone-wrong/
Der hat mit dem FC Midtylland zwar nichts zu tun, schlägt aber in eine ähnliche Kerbe.
Izi 24. Februar 2016 um 21:49
Es gibt einen gute Artikel zum FC Mitjylland hier.
DonAndres 22. Februar 2016 um 18:25
Analyse des Vorfalls mit Zwayer und Schmidt:
Zwayer hat das Recht, Schmidt auf die Tribüne zu verbannen, auch ohne ihm den Grund zu erklären.
Schmidt hat das gute Recht, dieser Anweisung nicht Folge zu leisten, wenn er damit nicht einverstanden ist.
Zwayer hat das gute Recht, das Spiel daraufhin zu unterbrechen, denn als Schiedsrichter müssen seine Anweisungen ja schon verbindlich sein und er kann nicht einfach weitermachen nach dem Motto „Okay Roger, wenn du nicht auf die Tribüne willst dann kannst du jetzt doch bleiben“.
Schmidt hat das gute Recht, der Anweisung doch Folge zu leisten, wenn er merkt, dass das Spiel danach fortgesetzt werden kann.
Hat doch alles gut geklappt? Wenn man bereits der Meinung ist, dass beide an dem Vorfall „gleich schuld“ waren, dann kann man auch direkt beiden recht geben.
PS: Dortmund in Minute 64 für meinen Geschmack zu unkompakt.
TM17 22. Februar 2016 um 14:02
Ich bin vor ca. 4 Wochen auf diese Seite gestoßen und habe fast alle Artikel der letzten 3 Monate durchgelesen. Respekt für solch gute Analysen. Mir als junger Trainer in einer niedrigen Spielklasse helfen die Analysen sehr.
Zum gestrigen Spiel und dem Freistoß. Cleveres (für manche unsportliches) taktisches Foul von Kießling, nachdem er versucht hat seinen Gegenspieler zu tunneln. Jedoch wird durch die Diskussionen der Leverkusener vergessen, dass es eigentlich Vorteil für den BVB hätte geben müssen und Sie den Konter dadurch noch schneller hätten durchführen können. Danach hätte sich niemand über das Tor beschwert und jeder nur den überragenden Konter mit dem Sahnepass auf Ginter gelobt.
Die Spieler inklusive Trainer wollten durch die Diskussionen, mMn, die Schläfrigkeit und Konteranfälligkeit des Leverkusener Spielsystems verschleiern und dem Schiri die Schuld in die Schuhe schieben…
ZY 22. Februar 2016 um 23:02
‚Clevere‘ taktische Fouls zwecks Unterbindung gegenerischer Konter sind einer der wenigen/wesentlichen Eckpfeiler des Schmidt’schen Systems. Erstens foult Leverkusen viel, zweitens allerdings auch sehr gezielt, insbesondere direkt nach Ballverlust, sehr oft weit in des Gegners Hälfte. Wenn diese Fouls von den Schiedsrichtern öfter als das erkannt würden, was sie sind – nämlich rein taktische Fouls – müssten die wesentlich konsequenter und regelmäßiger mit Gelb bestraft werden, und Leverkusens System wäre wesentlich schwächer. Kiessling z.B. jedes zweite Spiel Gelb-Rot innerhalb der ersten Hälfte…
Mario 23. Februar 2016 um 00:57
Kann ich nur bestätigen, Leverkusen liegt auf dem dritten Platz der „Foul“-Statistik (http://www.wahretabelle.de/statistik/treter sofern man der Quelle glaubt). Die Frage wäre nur wo diese Fouls stattgefunden haben und in welcher Stafflung der Gegner an diesen Zeitpunkt war (ideale Gegenkontersituation?).
FAB 22. Februar 2016 um 13:31
… wahrscheinlich stehe ich damit allein bei SV, aber für mich ist schon seit längerem die Spielweise von Roger Schmidt’s Leverkusen diejenige die ich am wenigsten mag. Was seit gestern dazukommt ist, dass mir Roger Schmidt auch als Mensch unsympathisch ist. Ich wäre dafür ihn für den Rest der Saison auf die Tribüne zu verbannen.
Das ist alles eigentlich unglaublich schade, weil Leverkusen etliche interessanten Spieler hätte und vom Potential auf jeden Fall die Nummer 3 der Bundesliga stehen, aber das was daraus gemacht wird mit diesem Chaos- und Krawallfussball ist einfach nur erbärmlich …
August Bebel 23. Februar 2016 um 16:34
Damit stehst du hier nicht allein, ich finde Leverkusen-Spiele furchtbar anzuschauen: zu viele Fouls und Unterbrechungen, zu viel Gebolze (Spielaufbau oft läuft so: nach hinten, zum Torwart, lang Holz), zu wenig Spielfluss.
knorke 23. Februar 2016 um 19:38
Kann ich nur zustimmen. Als ich das das erste Mal sah, fühlte ich mich noch an das Klopp’sche System erinnert. Mit zwei wesentlichen Unterschieden:
1) Das Verhalten nach Ballverlust unter Schmidt und Klopp (Stichwort Fouls – der BVB unter Klopp war da nie sonderlich auffällig in negativer Hinsicht)
2) Die Gesamtanmautung des taktischen Verbundes. Wie erklär ich das? Klopp wurde ja gerne ein „Amokpressing“ attestiert. Das war meiner Meinung nach übertrieben. Bei Schmidt empfinde ich es tatsächlich aber so. Es wirkt rüde&roh und irgendwie auch etwas vogelwild. Es fehlt irgendwie der Stil, sozusagen. (Mangels Taktiklexikon unterm Kopfkissen habe ichs mal etwas bidlicher formuliert.)
a_me 22. Februar 2016 um 10:41
Das 3-2-4-1 war auch schon so ähnlich gegen Porto zu sehen, jedenfalls mit hochschiebendem Schmelzer, Hummels hinten auf Links und danach in Alaba-manier ebenfalls teilweise unglaublich hochschiebend… da hätte mich eine Analyse auch echt interessiert.
Mike the Knight 22. Februar 2016 um 14:54
Da ich das Spiel leider nicht sehen konnte und nur gelesen habe, dass Tuchel dann auf Dreierkette umgestellt hat, interessierte mich die genaue Rollenverteilung. Wenn ich die Analyse lese, scheint es mir wirklich wie gegen Porto zu sein. Vielleicht startet Tuchel auch mal mit 3-2-4-1.
Fatboy 22. Februar 2016 um 16:46
Ich tue mir etwas schwer damit, das System vom BVB als Dreierkette zu bezeichnen bzw. besser gesagt, auf diesen Aspekt den Schwerpunkt zu legen. Im Spielaufbau agieren die Dortmunder aus meiner Wahrnehmung fast immer mit drei Spielern in der ersten Aufbaulinie. In der ersten Halbzeit wurde dies über Bender zwischen Hummels links und Sokratis rechts praktiziert. In der zweiten Hälfte agierte dagegen Sokratis zentral und Piszczek blieb rechts tiefer – einzig Hummels blieb unverändert links. Der wesentlichere Unterschied liegt dabei für mich in der Besetzung des 6er-Raums, sprich in der zweiten Aufbaulinie. Hier hatte der BVB in der zweiten Hälfte durch zwei feste 6er (Bender + Ginter), von denen keiner abkippte, mehr Präsenz, so dass sie das Spiel besser nach vorne tragen konnten.
mfceo 22. Februar 2016 um 01:30
die aufstellung von tuchel hat mich als bvb-fan schon sehr überrascht. am meisten, dass castro nicht mal im kader stand. er wurde gegen porto nicht berücksichtigt und da es heute gegen seinen alten verein ging war ich mir eigentlich sehr sicher, dass er spielen würde. Glaubt ihr da ist was vorgefallen? Schlechte trainingsleistungen o.ä.? gerade die leitner-rolle müsste ihm doch gelegen haben. abgesehen davon bin ich natürlich begeistert, dass wir ein topspiel auswärts mit einem b-mittelfeld gewinnen. dennoch recht riskant von tuchel, bei einer deutlichen niederlage hätte er sicher kritik geerntet. seine handschrift wird jedenfalls immer deutlicher und wer seine PK’s sieht weiß, dass er nichts dem zufall überlässt. gerade in puncto rotation und belastungsstreuung.
Winterschmied 22. Februar 2016 um 03:17
Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Tuchel das enorme Punktepolster dazu nutzt, weiter an Varianten (Taktik ebenso wie „Spielermaterial“) unter Wettbewerbsbedingungen zu arbeiten und die Entwicklung des Teams voran zu treiben.
Schon zum jetztigen Zeitpunkt habe ich das Gefühl, dass in der Rückrunde wesentlich mehr taktische Varianz liegt, als in der Vorrunde.
Beste Grüße
Winerschmied
Koom 22. Februar 2016 um 10:57
Entwicklung voran treiben, aber auch Potentiale ergründen. Tuchel wird die nächste Saison derzeit vorbereiten. In der Liga ist er ja immer noch halbwegs in Sichtweite der Bayern, nach hinten taugt aber selbst ein gutes Fernglas langsam nicht mehr. Man hat also noch genügend Interesse, die Spiele trotzdem mit 100% anzugehen, aber man kann schon neues testen.
Ich denke mal, gerade Ginter, Durm, Bender, Leitner sind Spieler, die eher auf der Abgangsliste für 2016/2017 stehen. Gerade ist allerdings deren Zeit gekommen, wo sie sich bewähren (oder ins Schaufenster stellen) können. Bin mal gespannt, wie die Mannschaft für die nächste Saison ausschauen wird.
Jacob 22. Februar 2016 um 13:20
SEhe ich auch so. Die o.g. Spieler passen nicht so gut ins Raster, ein spielstärkerer Ginter wäre ok als Weigl Alternative, physisbedingt. Bender vielleicht doch als IV geplant?
Gladbach positioniert sich ja schon wegen Dahoud…
Ich bin sehr neugierig und sehe den BVB klar als ebenbürtigen Gegner der Bayern nächstes Jahr. Tuchel macht das fantastisch!!!
Simon 22. Februar 2016 um 17:26
Wieso sollte man Bender verkaufen? Ich denke, wenn dann wieder eher Neven verkauft.
In Leitner sehe ich eine Menge Potential, ich fände es echt Schade, wenn er von Tuchel weg wechselt.
Koom 22. Februar 2016 um 17:49
Spekulatius: Die Namen nannte ich jeweils, weil sie bislang keine große Rolle bei Tuchel spielten und in der A-Aufstellung auch selten zu finden waren. Subotic würde ich auch nennen, ja. Gibt vermutlich noch ein paar weitere Namen, wollte aber keine Abhandlung schreiben. 😉
Aus meiner Sicht: Bender und Ginter sind beide für die IV zu zweikampforientiert und fürs Mittelfeld zu wenig spielstark. Durm ist ein bisserl eine junge Großkreuz-Variante und wird momentan vermutlich auf sein taktisches Potential hin getestet. Glaube aber nicht, dass das ausreichen wird. Und Leiter gilt schon lange als Talent, ist aber immer etwas zu abgehoben. Ich glaube nicht, dass Tuchel Zeit und Nerven investieren möchte, wo er vielleicht alle 2 Monate den Spieler neu einstellen muss. Da gibt es interessantere Talente und fertigere Spieler auf dem Markt.
s 22. Februar 2016 um 18:12
Es gehören halt immer 2 Parteien dazu, wenn es um Wechsel / Bleiben eines Spielers geht. Mindestens. Wenn ein Club einen Spieler veräußern möchte, weil er nicht (mehr) in die Planung des Trainers passt, dann heißt dies noch lange nicht, dass der betreffende Spieler dies auch so mitmacht. Da hängt sehr viel u.a. von seiner verbleibenden Vertragslaufzeit, seinem Lebensalter oder Karriereambitionen etc. ab. Gerade Sven Bender verkörpert einen Spielertypus, der im defensiven / zentralen Mittelfeld durchaus in bestimmten Spielsituationen, bestimmten Saisonphasen oder bei bestimmten Gegnern sehr wertvoll sein kann. Außerdem ist er nicht nur im MF, sondern eben auch in der IV einsetzbar. Und so schlecht hat er da bislang nicht ausgesehen, wenn er dort eingesetzt worden ist (ok, war auch nicht so häufig…). Wenn man ihm eine Perspektive in der IV mit gelegentlichen Einsätzen im Mittelfeld eröffnet, warum sollte er diese nicht akzeptieren? Eine ‚Garantie‘ auf viele Startelfensätze wird man ihm aber bestimmt nicht geben.
Subotic ist ’nur‘ in der IV einsetzbar. Aktuell kommt er nicht an Sokratis vorbei und ob er selbst an einer Fortsetzung seines Ergänzungsspielerdaseins Interesse hat, ist eher zweifelhaft. Ich fände es schade, wenn er den BVB verließe. Auch weil er außerhalb des Platzes ein richtig guter Typ ist.
Leitner wollte man schon mehrfach verkaufen, aber da hat sich eben kein Abnehmer gefunden. Was vieleicht auch nicht so sonderlich überraschen sollte. Dass er sich zuletzt so positiv entwickelt hat, ist sehr erfreulich, Aber er ist mMn kein Spieler, der einen Gündogan auch nur annäherndersetzen könnte. Er wäre mMn einer für Werder. Da hätte er auch bestimmt einen Platz in der Startformation. Aber am Weserstrand ist man ja etwas knauserig mit der Marie…
Schorsch 23. Februar 2016 um 17:12
Kaum geschrieben, schon bestätigt… 😉 Sven Bender verlängert seinen Vertrag mit dem BVB bis 2021.
Flachs beiseite, wie bereits geschrieben eine mMn für beide Seiten sinnvolle Entscheidung. Mich persönlich freut’s, weil ich S. Bender neben seinen fußballerischen Fähigkeiten (die sicherlich in bestimmten Grenzen liegen) als ‚mannschaftsdienlichen‘ Spieler ohne Macken schätze.
Noch zu Subotic: Jetzt wo Sokratis 3 Wochen ausfällt, ist es gut, auf so einen Spieler zurückgreifen zu können. Es ist ja noch nicht sehr lange her, als dem BVB durch Verletzungen quasi sämtliche IV abhanden gekommen waren und ein Manuel Friedrich reaktiviert werden musste.
Marcel 21. Februar 2016 um 23:08
Vielen Dank für die Analyse, sehr bildlich und einleuchtend. Ich muss sagen, ich lese SV-Artikel schon recht lange und vor allem in Spielen meiner Lieblingsmannschaft bin ich immer überrascht wieviel man nicht mitbekommt wenn man einfach nur „mitfiebert“ : )
DIe Umstellungen zur 2.HZ habe ich auch erkannt, aber wer jetzt in welchen Situationen wen verfolgt ist mir nicht aufgefallen. Was ich beim BVB vermisst habe ist ein Spieler, der auch tatsächlich mal bei Kontern längere Bälle spielen kann – eigentlich stand da doch heute nur HUmmels auf dem Platz. Ilky, Sahin und Reus fehlten anfangs, grade in einem Spiel indem diese langen Bälle auf die offenen Flügel vorsehbar waren.
Desweiteren – inwiefern würdet ihr sagen, dass die selbst produzierte Unruhe auf UND neben dem PLatz ein Teil der Leverkusener „Taktik“ ist? Da sie sich auf viele 1zu1 SItuationen stürzen, macht es ja tatsächlich Sinn, immer sehr viele kleinere Fouls zu begehen und jede Möglichkeit zu nutzen um mit dem Schiri zu reden und Unruhe reinzubringen – wenn man selber viele 1zu1 SItuation sucht, kann dieses Chaos und daraus entstehende Fehlentscheidungen einem ja nur helfen, da es dann oft nur ein Durchbruch braucht um ein SPiel zu entschieden (heute mal eben nicht). Insofern sollten die Schiris gegenüber Leverkusen deutlich härter vorgehen als sie es ohnehin schon tun – das Unfaire wird hier in jedem SPiel zum Teil der Strategie gemacht.
Außerdem finde ich es immer traurig Kramer in so einem Team zu sehen – völlig verschwendetes Talent in so einem Team, was meint ihr?
HK 22. Februar 2016 um 08:58
Zu Leverkusen allgemein und Kramer im Besonderen: Absolute Zustimmung.
HP_Lehnhoff 23. Februar 2016 um 10:34
Genau! Man sollte Leverkusen besonders hart bestrafen, die Regeln helfen da nicht mehr. Vielleicht versucht man es vermehrt mit nicht gegebenen Elfmetern, das hat sich ganz gut bewährt, nicht? Interessant auch: Als Dortmund unter Klopp 1:1 das selbe gespielt hat, zumindest was die Intensität angeht, und sie damit Erfolg hatten, da haben sich alle noch ein Ei drauf gepellt, wie toll die doch spielen. Aber Leverkusen, die nach Dekaden endlich mal den rosa Plüschhamsterfussball lassen, da muss man wirklich mal durchgreifen. Sonst haben die damit noch Erfolg. Darmstadt, die 5x ekliger spielen, da muss man mal Verständnis haben. Die sind ja Underdog. Die haben doch sonst keine Chance.
Und zu Kramer: Ja, es ist immer traurig, wenn ein Spieler bei seinem Ausbildungsverein spielt. Sowas ist immer hässlich. Und dann noch der geheime Lieblingsspieler aller verkannten Fachleute, der Weltmeister! Der diese Saison unterdurchschnittlich spielt, aber vielleicht sind es wiederum die Qualitäten, die der normale Mensch nicht zu erfassen imstande ist. Dieser Superspieler bei einer Plastikmannschaft, einem Retortenclub, der grauen Maus der Liga, ja, sein so oft verkanntes Talent ist verschwendet…Er spielt ja leider nur beim 4. der Tabelle. Er müsste eigentlich bei einem Weltclub wie Gladbach spielen, der moralisch zu Recht in der Bundesliga spielt! Einem TRADITIONSVEREIN! Aber so, ja, es ist traurig, ihn so spielen zu sehen.
Ich muss sagen, zur Zeit machen mir die Reaktionen auf Bayer wirklich Freude. Noch mehr als der Fussball.
Tomàs 23. Februar 2016 um 11:47
Zur Behauptung der BVB habe unter Klopp dasselbe gespielt, hier die Platzierungen in der Fairplay-Tabelle der letzten fünf Jahre:
2010/11 – BVB: 1.; Bayer: 3.
2011/12 – BVB: 1.; Bayer: 6.
2012/13 – BVB: 2.; Bayer: 7.
2013/14 – BVB: 1.; Bayer: 11.
2014/15 – BVB: 3.; Bayer: 16. (erste Saison unter Schmidt)
Natürlich sind sich die Spielphilosophien von Klopp und Schmidt nicht unähnlich. Was Fouls und verwarnungen angeht, unterscheiden sich beide Teams (und ihre Trainer) in meinen Augen allerdings schon. Besonders augenfällig ist doch die vergangene Saison, als beim BVB wenig passte und sie zwischenzeitlich sogar auf dem letzten Platz standen. Dennoch stehen sie weit oben in der Fairplay-Tabelle, das CL-Team von Leverkusen dagegen auffallend weit unten.
Schorsch 23. Februar 2016 um 21:20
Interessant finde ich, dass Bayer 04 in der Saison 10/11 die Meisterschaftsrunde auf Rang 2 beendet hat. Dieser Platz korreliert also durchaus mit dem Rang in der Fair play – Tabelle. Unter Jupp Heynckes spielte man sowohl einen erfolgreichen, als auch (wie ich finde) ansehnlichen wie auch durchaus fairen Fußball.
Noch zur letzten zur letzten Saison des BVB, weil Du sie (in einem anderen Zusammenhang) anführst: Die spezifische Computerauswertung der Jungs vom FC Midtjylland hat den BVB nach der Hinrunde als viertbestes Team in Europa errechnet.
Tomàs 24. Februar 2016 um 01:06
Absolut. Bayer 04 steht ja auch nicht generell für foullastigen oder gar unfairen Fußball. Das zeigen die Platzierungen auch. Die fünf Jahre habe ich angeführt, um aufzuzeigen, dass Klopps BVB i.d.R. wenig gefoult und selten unfair gespielt hat (anders als suggeriert). Das ist in meinen Augen durchaus etwas, worauf man stolz sein kann.
Gerade weil Fairplay mit dem Tabellenplatz korreliert, ist Schmidts Leverkusen so bemerkenswert – aber das sagst du an anderer Stelle ja selbst.
Von der Midtjylland-Sache habe ich damals auch gehört. Schon verrückt.
Buchling 21. Februar 2016 um 22:25
Sehr schöner Bericht. Drei Tage nach anstrengendem EL-Spiel und Rückspiel vor der Nase war nicht viel zu erwarten.
Zur Szene des Spiels: Zwayer macht alles perfekt richtig – außer später die Szene mit dem Handspiel. Der Freistoß vorher wird der Regel nach korrekt ausgeführt.
Was die Leverkusener da abgezogen haben ist ein riesiger Skandal. Kießling unterbindet absichtlich den Dortmunder Konter und beschwert sich anschließend darüber, dass er mit seiner Unfairness nicht erfolgreich genug war. Sein Trainer hält das für unfair und beschwert sich. Schon dass ist unfassbar. Dass er dann auch nicht auf die Tribüne geht ist der Gipfel.
Doch, das wäre ein paar Worte wert gewesen, denn das hat was Taktik zu tun. Das extreme Offensivpressing ist sehr konteranfällig. Mannschaften wie Leverkusen, Gladbach, Freiburg und Stuttgart kompensieren das mit vorsätzlich einkalkulierter Unfairness. Deswegen regte sich Schmidt so auf. Er weiß nämlich, dass bei so schneller Freistoßausführung ein wesentliches Element seiner Offensivpressingtaktik geschwächt wird. Und das sollte doch ein Thema bei Spielverlagerung.de sein.
Winterschmied 22. Februar 2016 um 03:11
Halte ich für plakativ und überflüssig als Diskussionsgegenstand. Taktikanalyse sollte beobachten und auswerten, nicht Trainervorgaben mutmaßen. Muss da gerade an die Analyse der Taktikanalyse denken. Da wurde sowas ähnliches schon einmal gesagt 🙂
Philo 22. Februar 2016 um 05:30
Sagen wir es mal so: Taktikanalyse sollte beobachten und auswerten und aufgrund dessen Rückschlüsse auf Trainervorgaben ziehen (so weit möglich). Mir war schon im Spiel gegen die Bayern aufgefallen, dass Leverkusens Spiel kaum funktionieren könnte, ohne alle zwei Minuten ein taktisches Foul zu begehen. Mich wundert wirklich, wie die da mit so wenig Karten davon kommen können (gerade im Bayern-Spiel). Schnell ausgeführte Freistöße sind da ein gutes Gegenmittel und wenn Roger Schmidt das unfair findet, muss man ihm wohl einen Mangel an Selbstreflexion zum Vorwurf machen.
koom 22. Februar 2016 um 08:01
Zumindest in den Kommentaren sagen die autoren das auch ganz gerne, dass Schmidts Elf sehr Taktikfoul-lastig ist. Diesmal gings in die Hose. Die fragliche Szene halte ich auch für einwandfrei vom Schiri, inkl. der Spielunterbrechung. Sich vom Trainer herzitieren lassen geht ja mal gar nicht. Gut, das Schmidt das letztlich auch selbst eingesehen hat.
HK 22. Februar 2016 um 09:04
Roger Schmidt und Selbstreflexion? Ist wohl kaum zu erwarten.
Was ich von der sportsmanship dieses Herrn halte hatte ich vor einigen Wochen ja schon von mir gegeben. Das er da noch so einen drauf setzt? Überrascht jetzt selbst mich.
Edrik 22. Februar 2016 um 11:39
Die Regeln des DFB sehen das aber anders (S.97). Der Freistoß muss da ausgeführt werden, wo der Verstoß oder der Ball beim Verstoß war. Der Schiedsrichter hat da auch keinen Ermessensspielraum. Daher beschwert sich auch keiner über den Zeitpunkt, sondern alle über den Ort des Freistoßes. Die Leverkusener Mannschaft musste nämlich schlicht nicht damit rechnen, dass das Spiel schon weitergeht.
Warum der Handelfer auch richtig gemacht sein soll, verstehe ich nicht.
Und grundsätzlich: eine Mannschaft mit Sokratis in ihren Reihen sollte sich nicht über harte Zweikämpfe beschweren. Kein Leverkusener durfte gestern das, was der das ganze Spiel über durchgezogen hat. Daher die Stimmung im Stadion und bei den Spielern gegenüber Zwayer. Legte man diese Zweikampfbewertung an das ganze Spiel an, würde von der Taktikfoulthese wenig übrig bleiben. Da aber Schiedsrichter in Deutschland im Mittelfeld so gut wie keinen Körperkontakt zulassen, wird schlicht mit zweierlei Maß gemessen. Das kann man bei internationalen Spielen schon gut sehen…
Im übrigen fand ich es beeindruckend, wie wenig die Leverkusener B-Elf der zweiten Hälfte zugelassen hat. Da hatte mir deutlich Schlimmeres geschwant.
Tomàs 22. Februar 2016 um 12:47
Na, das ist dann wohl doch eindeutig die Leverkusener Brille.
Zum Freistoß: Zumindest mir leuchten die Ausführungen von Zwayer zum Freistoßort ein (http://www.tagesspiegel.de/sport/nach-dem-eklat-spiel-in-leverkusen-felix-zwayer-ich-habe-weisungsgemaess-gehandelt/12996026.html). Im Mittelfeld gibt es offenbar einen Ermessensspielraum bei der Spielfortsetzung, um der angreifenden Mannschaft den Vorteil einer schnellen Ausführung nicht zu verwehren. Für mich ergibt das durchaus Sinn und ich habe bislang vom DFB bisher auch nichts Gegenteiliges gehört.
Zum nicht-gegebenen Handelfmeter: Das ist ein klarer Fehler von Zwayer (bzw. seinem Assistenten), den er später auch eingeräumt hat. Es hätte natürlich Elfmeter geben müssen.
Zu Sokratis: Hier kann ich deine Meinung nicht nachvollziehen. Sokratis führt seine Zweikämpfe in meinen Augen hart, aber selten unfair (diese Saisons: 21 Fouls, 19 mal gefoult worden). Drei Gelbe Karten in bisher 19 Bundesliga-Spielen zeugen nicht von Unfairness. Außerdem fand ich sein Verhalten in dem „Techtelmechtel“ mit Bellarabi gestern durchaus beeindruckend. Er verhält sich in solchen Szenen generell sehr diszipliniert. Gestern selbst dann noch, als Bellarabi ihm ins Gesicht greift. Ohne dieses unsägliche Verhalten jetzt zum Vergleichsmaßstab zu erheben, gibt es doch zahlreiche Spieler, die in dieser Szene theatralisch reagieren, sich sogar fallen lassen. Dass Sokratis bei der Szene keinen Meter zurückweicht, gefällt mir als BVB-Fan natürlich. Es ist in jedem Fall nicht verwerflich. Aufgrund des sexistischen Subtextes verzichte ich hier mal auf die Charakterisierung dieses Verhaltens als „echten Männerfußball“.
Zum „generellen“ Fairness-Vergleich: Die „Mannschaft mit Sokratis in ihren Reihen“ führt die Fairplay-Tabelle der Bundesliga an, Leverkusen liegt mit mehr als doppelt so viel Punkten auf Platz 13: http://www.kicker.de/news/fussball/bundesliga/karten/1-bundesliga/2015-16/0/fairplay-tabelle.html
Zum Spiel: Leverkusen hat es gut gemacht und ich hätte ein 1-1 für leistungsgerecht gehalten. Andererseits ist dem BVB eben der eine entscheidende Lehrbuch-Konter gelungen, so dass ich den Sieg zumindest nicht für komplett unverdient halte.
Tomàs 22. Februar 2016 um 12:58
(Neuer Versuch)
Na, das ist dann wohl doch eindeutig die Leverkusener Brille.
Zum Freistoß: Zumindest mir leuchten die Ausführungen von Zwayer zum Freistoßort ein (siehe Interview im Tagesspiegel; Links zu posten, funktioniert offensichtlich nicht). Im Mittelfeld gibt es offenbar einen Ermessensspielraum bei der Spielfortsetzung, um der angreifenden Mannschaft den Vorteil einer schnellen Ausführung nicht zu verwehren. Für mich ergibt das durchaus Sinn und ich habe bislang vom DFB bisher auch nichts Gegenteiliges gehört.
Zum nicht-gegebenen Handelfmeter: Das ist ein klarer Fehler von Zwayer (bzw. seinem Assistenten), den er später auch eingeräumt hat (siehe Tagesspiegel-Interview). Es hätte natürlich Elfmeter geben müssen.
Zu Sokratis: Hier kann ich deine Meinung nicht nachvollziehen. Sokratis führt seine Zweikämpfe in meinen Augen hart, aber selten unfair (diese Saisons: 21 Fouls, 19 mal gefoult worden). Drei Gelbe Karten in bisher 19 Bundesliga-Spielen zeugen nicht von Unfairness. Außerdem fand ich sein Verhalten in dem „Techtelmechtel“ mit Bellarabi gestern durchaus beeindruckend. Er verhält sich in solchen Szenen generell sehr diszipliniert. Gestern selbst dann noch, als Bellarabi ihm ins Gesicht greift. Ohne dieses unsägliche Verhalten jetzt zum Vergleichsmaßstab zu erheben, gibt es doch zahlreiche Spieler, die in dieser Szene theatralisch reagieren, sich sogar fallen lassen. Dass Sokratis bei der Szene keinen Meter zurückweicht, gefällt mir als BVB-Fan natürlich. Es ist in jedem Fall nicht verwerflich. Aufgrund des sexistischen Subtextes verzichte ich hier mal auf die Charakterisierung dieses Verhaltens als „echten Männerfußball“.
Zum „generellen“ Fairness-Vergleich: Die „Mannschaft mit Sokratis in ihren Reihen“ führt die Fairplay-Tabelle der Bundesliga an, Leverkusen liegt mit mehr als doppelt so viel Punkten auf Platz 13 (siehe Kicker).
Zum Spiel: Leverkusen hat es gut gemacht und ich hätte ein 1-1 für leistungsgerecht gehalten. Andererseits ist dem BVB eben der eine entscheidende Lehrbuch-Konter gelungen, so dass ich den Sieg zumindest nicht für komplett unverdient halte.
Schorsch 22. Februar 2016 um 15:10
In irgendeinem anderen Zusammenhang (ich glaube, es ging um ‚taktische Fouls) hatte ich neulich hier die Foul- und Verwarnungsstatistik der laufenden Saison bemüht und auf die Unterschiede zwischen Teams wie dem BVB und auch den Bayern auf der einen und Bayer 04 auf der anderen Seite hingewiesen. Bayer befand sich da bei der Foulstatistik sehr weit oben im ranking, auf dem Niveau von Abstiegskandidaten und ist in der Kartenststatistik irgendwo im Mittelfeld, wobei der BVB und Bayern jeweils ganz unten anzutreffen sind. Wenn man die aktuelle Spielweise der Leverkusener betrachtet, dann ist es mMn nicht weit hergeholt, hier einen Zusammenhang zu sehen. Viele kleine taktische Fouls, um einen möglichen Konter des Gegners zu verhindern und sich selbst neu formieren zu können. Ich habe ich das sinngemäß so gewertet, dass es kein Ruhmesblatt für eine Spitzenmannschaft sei, das eigene Konzept nur mit Hilfe solcher taktischer Fouls durchsetzen zu können. Ob es am Konzept selbst läge oder daran, dass vielen Bayer-Spielern die physisch-konditionellen und/oder mentalen Voraussetzungen für die entsprechende Spielweise fehle, wisse ich nicht.
Was Sokratis anbelangt, so sehe ich es genauso wie Du. Er ist kein Kind von Traurigkeit in der Zweikampfführung, aber kein überharter und / oder unfairer Verteidiger. Und wie er die miese Provokation Ballarabis stoisch ertragen hat, war schon bemerkenswert.
Es ing glaube ich auch um die Ahndung mittels Verwarnung solcher taktischer Fouls durch die Referees und in welchem Spielfeldabschnitt dies stattfindet. Hätte Kießling den Ball auf Höhe der Mittlelinie ergeben und für Bender hätte sich dort die Chance zur einleitung eines Konters ergeben, dann wäre eine Gelbe Karte für Kießling sehr wahrscheinlich gewesen. So passierte das Foul im eigenen Angriffsdrittel und das ‚Kontervermeidungsfoul‘ von Kießling blieb ohne die Konsequenz einer Verwarnung. Referee Zwayer hat bei der Ausführung des Freistoßes so gehandelt, wie es oft geübte Praxis der Unparteiischen ist, wenn es um einen Freistoß tief in der eigenen Hälfte geht. Nicht auf dem genauen Ort des Fouls für die Freistoßausführung bestehen und eine schnelle Ausführung ermöglichen.
Und noch eins: Ich kenne die Situation der Referees in den unteren Klassen sehr gut. Darüber innerhalb des DFB realitätsgerecht zu sprechen ist nicht gerade einfach, um es einmal sehr vorsichtig zu sagen. Allen gegenteiligen Bekundungen zum Trotz. Ich bin nicht unbedingt ein großer Anhänger der ‚Vorbild‘-Theorie‘ in diesem spezifischen Aspekt des Fußballs, weil sie die Problemsituation nicht so recht erfasst. Aber einfacher wird es durch das für einen Trainer unfassbare Verhalten Roger Schmidts bestimmt auch nicht. Ich hoffe auf eine konsequente Bestrafung.
Simon 22. Februar 2016 um 17:49
Ich finde das sehr interessant! Gibt es eventuell auch Statistiken von RB Salzburg, die das untermauern?
Schorsch 22. Februar 2016 um 18:44
Weiß ich jetzt nicht. Ich selbst habe RB Salzburg zu Schmidts Zeiten nicht sehr häufig gesehen und ich könnte auch aus der Erinnerung nichts entsprechendes sagen. Aber man sollte berücksichtigen, dass RB Salzburg in der österreichischen Bundesliga ein ganz anderes Kaliber ist als Bayer 04 in der deutschen Bundesliga und dies für die jeweiligen Gegner im umgekehrten Sinne ebenfalls gilt. Vergleiche sind da mMn doch eher mit Vorischt zu genießen.
Tomàs 23. Februar 2016 um 00:35
Wie so häufig kann ich dir nur zustimmen. Den von dir dargestellten Zusammenhang zwischen der Leverkusener Spielweise und den Foulstatistiken sehe ich auch. Ich denke auch, dass die zahlreichen Unterbrechungen Teil von Schmidts Defensivtaktik sind. Sie greifen mMn regelmäßig zu dem Mittel, sobald die erste Pressing-Linie überspielt wurde und der Gegner eine potentiell gefährliche Umschaltsituation vorfindet. Ich denke, dass in diesem Zusammenhang auch die Aufregung von Schmidt zu sehen ist. Wenn es häufiger Szenen wie die gestern gibt, ist seine Defensive schlichtweg anfälliger.
Auch was du zu Sokratis, der Ahndung taktischer Fouls und der Freistoßausführung sagst, teile ich.
Zuletzt gebe ich dir Recht, was du zu den unterklassigen Schiedsrichtern sagst. Ein Freund von mir ist Schiedsrichter (wenn auch mittlerweile alles andere als unterklassig) und hat mir von z.T. abenteuerlichen Dingen erzählt. Deshalb denke ich, dass Schmidt zumindest einige Spiele von der Tribüne verfolgen sollte. Gleichzeitig muss man in diesem Kontext natürlich auch sagen, dass sich die Dortmunder Bank jahrelang alles andere als vorbildlich verhalten hat. In Bezug auf das ständige Reklamieren finde ich einen Vergleich zum Basketball interessant, wo ein solches Verhalten durch technische Fouls (und Freiwürfe) unterbunden wird. Generell bin ich eher Traditionalist, was Regeländerungen angeht. Dennoch wäre es mMn eine Überlegung wert, das Verhalten der Trainer beim (überfälligen) Videobeweis einzubeziehen. Beispielsweise könnten Trainer ihre Möglichkeit verlieren, den Videobeweis einzufordern, wenn sie zu viel bzw zu heftig reklamieren.
Edrik 22. Februar 2016 um 17:16
Die Leverkusener Brille leugne ich nicht, kann sie aber bei bestem Bemühen nicht absetzen. Daher mein Versuch, durch Fakten zu überzeugen: Regelwerk des DFB, von deren Homepage, S.97. Da steht nichts von Ermessen (sonst aber bei allem und jedem). Zwayer hat sich an diese Regel nicht gehalten. Er hat als Schiedsrichter aber die Einhaltung der Regeln zu überwachen, ob sie ihm gefallen oder nicht. Er dürfte sicherlich auch keinen Freistoß in den Strafraum oder an die Auslinie verlegen. Er hat daher aus meiner Sicht später etwas falsches gesagt. Dass müsste auch einer der seltenen Fälle sein, in denen keine Tatsachenentscheidung, sondern falsche Regelanwendung vorliegt. Aber sei’s drum, sowas passiert im Fußball. Und was Sokratis angeht: Deine Argumente sprechen aus meiner Sicht sogar für meine These: Sokratis spielt nicht anders als Kießling oder Bellarabi. Nur kriegt er nix, die anderen beiden aber ziemlich viel weggepfiffen. Als dürften Verteidiger mehr als Stürmer. Auch dazu findet sich nichts in den Regeln. Und schließlich (mit einem Augenzwinkern): wieviele gelbe Karten hat Robben schon für Schwalben gekriegt? Und heißt das wirklich, dass er ansonsten immer gefoult wurde? Die Ahndungsstatistik ist – kriminologisch gesprochen – reines Hellfeld mit falschen Positiven.
Und wer in der letzten Minute das freie Tor nicht trifft, muss sich schon mal gar nicht beim Schiedsrichter beschweren…
Koom 22. Februar 2016 um 17:32
Das mit der Freistoßposition in der eigenen Hälfte würde vor einem ordentlichen Gericht vermutlich mit „Gewohnheitsrecht“ durchgehen. Und TE hat es in seinem neuen Artikel (https://spielverlagerung.de/2016/02/22/tes-bundesliga-check-580m/) ja auch gut auf den Punkt gebracht: Aus einem Vorteil darf kein Nachteil entstehen.
In a perfect world hätte Zwayer das taktische Foul weiterlaufen lassen. Wäre das Tor trotzdem gefallen? Weiss man nicht. Durch den schnellen Freistoß waren sicherlich einige Leverkusener mehr darauf konzentriert, mit den Armen zu rudern und rumzubrüllen (Schmidt ganz sicher), das kostete möglicherweise die entscheidenden Schritte um das Tor zu verhindern.
Edrik 22. Februar 2016 um 22:24
Vor einem ordentlichen Gericht gelten Gesetze. Wenn in denen ‚a‘ steht, gilt ‚a‘. Es hätte ja auch keiner Zwayer gehindert, Vorteil laufen zu lassen (das ist übrigens die geltende ‚Aus einem Vorteil darf kein Nachteil entstehen‘-Regel). Hat er aber nicht. Und dann kann er sich auch nicht mehr umentscheiden. Anderes Beispiel: Luis Suarez bei der WM 2010. Klar hätte das Tor mehr geholfen als Rot gegen Suarez und ein Elfmeter in der 92. Aber die Regeln sind die Regeln.
Das ist eigentlich ganz einfach und hat mit Armen rudern wenig zu tun.
Schorsch 22. Februar 2016 um 23:05
@Edrik
„Vor einem ordentlichen Gericht gelten Gesetze. Wenn in denen ‚a‘ steht, gilt ‚a‘.“ Versteh mich bitte nicht falsch, aber für die Rechtsprechung hat diese Aussage keine Allgemeingültigkeit. Unter Juristen heißt es eher ‚Coram iudice et in alto mari sumus in manu Dei‘. Und dass dem gar nicht so selten der Fall ist, kann man täglich in der Zeitung lesen. Richter legen Recht im jeweiligen Fall aus. Insofern ist Dein Beispiel eher ein Argument pro Auslegung der Regel durch den Schiedsrichter.
Simon 22. Februar 2016 um 17:47
Der Schiedsrichter hätte in meinen Augen Vorteil laufen lassen müssen, da er ja keine Karte gegeben hat. Dadurch wäre der Konter noch schneller gewesen.
Ein Freistoß soll einen Vorteil für die Mannschaft darstellen, die gefoult wurde. Auch bei dem Stellen der Mauer usw. wird darauf geachtet, ist das Spiel nicht unterbrochen, ein gegnerischer Spieler (die Mauer) steht zu nahe und der Freistoß wird ausgeführt, zählt ein daraus resultierendes Tor trotzdem. (Auch wenn die Mauer hätte weiter weg stehen müssen)
Kurz ausgeführte Freistöße am 16er werden auch nicht zurückgepfiffen, wenn sie 3-4 Meter vom Foul weg liegen.
Der Schiedsrichter lag meiner Meinung aber tatsächlich bei einer Situation falsch: Bellarabi hätte für seine Tätlichkeit gegen Sokratis vom Platz gemusst.
Tomàs 23. Februar 2016 um 00:31
Mit Kriminologie kenne ich mich nicht aus, aber deine Argumentation hakt in meinen Augen etwas daran, dass du ja schon davon ausgehst, dass Sokratis nicht anders als Kießling oder Bellarabi spielt. Ausgehend von dieser Prämisse ziehst du dann in Anbetracht der Statistiken den Schluß, dass er „mehr darf“ als seine Gegenspieler. Ich halte das für „annahmegetrieben“. Außerdem: Dass sich Bellarabi und Sokratis eben nicht identisch verhalten, konnte man gestern doch eigentlich deutlich sehen. Bellarabi fasst Sokratis ins Gesicht (Wo fängt eigentlich eine Tätlichkeit an?) und der lässt es über sich ergehen. Die Szene verdeutlicht den Unterschied in meinen Augen: Papa geht solchen Auseinandersetzungen gewiss nicht aus dem Weg, führt sie hart und ist, wie hier schon korrekt gesagt wurde, sicher ein körperlich robuster Verteidiger. Aber er überschreitet gewisse Linien i.d.R. nicht. Das kann man von Bellarabi zumindest gestern nicht behaupten.
Dass es kurzfristig Schwankungen (und damit Ungerechtigkeiten) in der Zweikampfbewertung gibt, bezweifel ich nicht. Ich bezweifel allerdings, dass diese über einen längeren Zeitraum bestehen und halte die Saisonstatistiken deshalb schon für einigermaßen aussagekräftig. Auch dem wirst du selbstverständlich nicht zustimmen, weil du ja schon den Schluß gezogen hast, dass Sokratis mehr darf als seine Gegenspieler (siehe oben). Dementsprechend muss es für dich ja systematisch sein (offenbar ebenso wie Robbens „Fallsucht“, die ich auch nicht teile – siehe Elfmeter in Bochum). Ergo kommen wir hier nicht zusammen.
Zu dem Freistoß haben sich andere ja schon geäußert und es ist mittlerweile alles gesagt. Ich teile die Auffassung, dass Zwayer die Regel wie üblich und in meinen Augen auch richtig ausgelegt hat. Gleichzeitig kann ich absolut verstehen, dass du das in dieser Situation etwas anders siehst.
Tomàs 23. Februar 2016 um 11:59
Übrigens: Bellarabi wurde diese Saison 39 mal gefoult, hat selbst aber bereits 48 mal Foul gespielt. By the way, Kießling sehe ich in dieser Hinsicht etwas anders.
Dr. Acula 21. Februar 2016 um 21:59
booah dieser roger, ungeheuerlich!! und so ne krasse fehlentscheidung vom schiri, diese pfeife!!! den dortmundern hat es an biss und den leverkusenern an willen gefehlt. hab nicht mal bis zum fazit gelesen, nur den ersten satz. bin hergekommen um radau zu machen. scheiß schiri
going nuts 21. Februar 2016 um 21:59
Tolle Analyse, mir fehlte aber im Fazit eine Art Schlussfolgerung. Oder ich habe das Fazit nicht verstanden, weil ich nur über die Spielunterbrechung diskutieren will. 😉
Das Konzept Tuchels wäre nämlich fast gescheeitert. Ich denke, Beton anzumischen und auf Konter zu lauern, das kann böse nach hinten losgehen, wenn auch nur ein einziger Fehler passiert. Und genau das trat ja auch ein: Der ansonsten überragende (moralisch, fair, spielerisch) Sokratis bekam in der zweiten Hälfte den Ball auf rechte Schulter oder Arm, wahrscheinlich ohne Absicht, aber wegen Vergrößerung der Fläche hätte man sich über einen Handelfmeter nicht beklagen dürfen. Damit wären zwei Punkte futsch gewesen, denn man war nicht in der Lage, noch ein weiteres Tor zu schießen.
À propos diskutieren: Ich frage mich, wie viel Diskussionen ein Schiedsrichter mitmachen muss, bevor er mal ein Zeichen setzt. Möglicherweise wird es Zeit, dass sich die Trainer und die Spieler mal fragen, wie weit man es eigentlich gegenüber den Schiedsrichtern noch treiben will – und gleichzeitig eine „fehlerlose“ Schiedsrichterleistung verlangt. (Allerdings kam mir die Partie bis dahin relativ fair vor, und es wurde nicht allzuviel gemeckert.)
CD 21. Februar 2016 um 21:20
Ich bin immer noch erstaunt über die defensive Stabilität in dieser Rückrunde. Tuchel hat den Fokus genau auf die Schwachstelle der Hinrunde gelegt und unsere Anfälligkeit bei aggressivem Pressing reduziert. Gerade gegen eine pressingstarke Mannschaft wie Leverkusen sieht man die Früchte der Vorbereitung. Allerdings fehlt es noch an der richtigen Ballance. Offensiv hätten wir durchaus drei Tore machen müssen (Auba ’45, Tor, Reus), ansonsten war das aber sehr sehr Mau in der Spieleröffnung ohne einen Gündogan bzw. Sahin bzw. einem angelaufenen Hummels. Die noch in der Hinrunde effektive diagonale Verlagerung – meist auf Ginter als RAV – wird kaum noch praktiziert. Ich weiß nicht, ob die sonst asymmetrische Formation so anfällig bei gegnerischem Ballgewinn ist oder die starke Rotation im Kader der Grund ist, warum man dieses starke Mittel nicht mehr anwendet.
koom 21. Februar 2016 um 21:13
Böse Stimmen könnten sagen: Tuchel schenkt die Bundesliga her. Aber eigentlich nutzt er sie für Rotation und taktische Übungsspielchen. Und die Mannschaft zieht scheinbar gut mit, ganz unverdient war der Sieg ja auch nicht (auch wenn ein 0:0 wohl das „richtige“ Ergebnis gewesen wäre.
Zu DER Szene: Kindergarten. Liegt auch an der Lamentierei der Mannschaften. Da waren die 3m Weiterverlegung weniger wegen der kürzeren Reichweite entscheidend, als mehr der Anlassgeber für Leverkusener Gemecker, Händeheben und nicht-voll-konzentriert sein.
CHR4 21. Februar 2016 um 21:30
Zwei mal drei macht vier,
widewidewitt und drei macht neune,
ich mach mir die Regeln,
widewide wie sie mir gefall’n.
mit dem Verweis auf den Kommentar zum regelkonformen „Robben-Elfer“ in Bochum 😉
PS: trotzdem les‘ ich immer gern was von koom hier 🙂
koom 22. Februar 2016 um 08:04
Der Robben-Elfer war regelkonform, da hab ich nichts dagegen gesagt. Mich stört nur, dass Robben die sich selbst „vorlegt“, die Beine entsprechend stellt und ausschließlich den Elfmeter sucht. Geschickt, clever – aber kann man auch unsportlich und unfair nennen.
P.S.: Danke. 😉
Anfänger 21. Februar 2016 um 22:03
Oder auch ein 1:1 (nach dem wahrscheinlich unabsichtlichen Handspiel Sokratis‘).
Koom 22. Februar 2016 um 10:59
Stimmt. Und an einem normalen Tag verfummelt Chicharito den Ball in der Schlussminute auch nicht ganz so sehr. War ein ziemlich gebrauchter Tag für Leverkusen.
Schorsch 21. Februar 2016 um 21:02
Zum Thomas Tuchels Aussagen bezüglich ‚Konzentrieren auf Konterkontrolle‘: Tuchel wurde nach den Gründen für die ‚zu Null‘-Spiele in der Rückrunde befragt. Tuchel meinte neulich, dass man nach der Analyse der Hinrunde (in der man viele Tore erzielt, aber auch zuviel Gegentore gerade nach Kontern erhalten habe) in der Wintervorbereitung in der Balance etwas geändert habe.
Die heutige Aufstellung war zum zum einen sicherlich der Rotation bzw. Schonung verschiedener Spieler für das Rückspiel in Porto geschuldet gewesen sein. Aber zum anderen auch der Tabellensituation. Die ist derart kommod für den BVB, dass er auch in einem Spiel gegen ein Spitzenteam jungen Talenten wie Pulisic oder einem ‚Rückkehrer‘ wie Bender gleich eine Chance in der Startformation geben konnte.
Zum Spiel: Ich habe die Partie im TV verfolgt und die Analyse RMs trifft es mMn in gewohnter Manier sehr gut. Für mich ist es immer wieder faszinierend zu lesen, was ich n i c h t gesehen habe, aber sofort nachvollziehen kann, weil ich es doch gesehen, aber nicht oder höchstens im Unterbewusstsein registriert habe. Weil das Gegenpressing Leverkusens kurz angesprochen wird: Mir hat es ganz gut gefallen, man hat den Ball oft zurückerobert, aber Bayer hat mMn aus den möglichen Umschaltsituationen zu wenig gemacht.
Eigentlich ein ‚typisches 0:0 – Spiel‘. Wenn, ja wenn da nicht… Aber das wird sicherlich noch breit diskutiert werden. Wie und wo und von wem auch immer… 😉
L 21. Februar 2016 um 23:47
Es wurde auch schon auf Spielverlagerung erwähnt, dass Tuchel die Kontergegentore in der Hinrunde höchstwahrscheinlich in Kauf genommen hat. Nach der letzten Klopp-Saison waren ihm wohl die offensive Durchschlagskraft wichtiger, als eine gesunde Balance zwischen Offensive und Defensive. Das Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten war bei den Spielern ein Stück weit angeknackst. Außerdem waren in der vergangenen Saison die mauernden Bundesligisten (sogar teilweise der FC Bayern in Dortmund) das größte Problem. In dieser Rückrunde orientiert man sich vielleicht ein bisschen mehr an die alten Stärken. Schon in Gladbach hat man nicht nach dem 1:0 oder 2:0 einen kleinen Konterfokus gesehen, sondern bei Auswärtsspielen schon beim Stand von 0:0.
rb 21. Februar 2016 um 20:58
„Staffelungen Minute 64.“ 😀
Bernhard 21. Februar 2016 um 21:09
Lol
CHR4 21. Februar 2016 um 21:32
🙂
koom 21. Februar 2016 um 22:01
Well played, sir!
dh 21. Februar 2016 um 19:21
Ich hab die Analyse und das Fazit jetzt nicht gelesen, möchte aber sehr gerne über die Ursache für die Unterbrechung diskutieren. Ja?
Stefan 21. Februar 2016 um 19:17
Bin froh, eine so ausführliche Analyse lesen zu können, weil ich das Spiel heute nicht verfolgen könnte. Vielen Dank dafür.
mrb 21. Februar 2016 um 19:06
Auch gegen Sporting Lissabon ließ Roger Schmidt Karim Bellarabi Linksaußen spielen.
Hat Vorteile. Aber in jedem der letzten Neverkusen-Spiele gab es eine Szene im Strafraum, wo im schlechten Sinne auffiel, wie „einbeinig“ auf dem rechten Fuß Bayers Angreifer unterwegs sind.
SK 21. Februar 2016 um 18:34
Vielen Dank für die schnelle Analyse. In der ersten Halbzeit fand ich die Partie übrigens ansehnlicher als Jogi Löws Einschätzung nach. Sieht so aus, als sei Tuchels Fokus auf Absicherung bei umfangreicher Rotation aufgegangen. Für die Zeit nach Gündogan war das Spiel allerdings hoffentlich (und der Absicht Tuchels laut Analyse folgend) kein Indiz für den offensiven Aufbau der nahen bis mittleren Zukunft des BVB
kolle 21. Februar 2016 um 18:24
offtopic:
bekomme @android immer so ne spam seote wenn ivh hier surfe: android-surfey.(de/com). Absicht?