Rafael Benitez und das vermeidbare Unvermeidliche
Benitez muss Real Madrid verlassen. Eine Entlassung, die wie nur wenige so viel Zustimmung und Verwunderung gleichzeitig erntet.
Für Trainer ist Real Madrid bekanntlich ein schwieriges Pflaster. Kleinste Misserfolge – beziehungsweise eher der Mangel an großen Erfolgen – werden rigoros bestraft. Bei Rafael Benitez schien eine frühzeitige Entlassung bereits vorprogrammiert.
In unserer Ballnah vor zwei Jahren schrieb ich ein langes Trainerporträt über Benitez. Quintessenz: Eigentlich ein guter Trainer, doch mit ein paar markanten Schwachstellen und zwischenmenschlichen Problemen. Im Laufe der letzten Jahre wurden ein paar seiner Stärken auch noch zum Standard, was zu einer Verringerung seines Status – der von 2003 bis 2009 relativ hoch war – führte.
Bei Inter und Chelsea scheiterte er. Zu jenem Zeitpunkt argumentierte ich, dass seine nächste Entwicklung und noch viel mehr seine nächste Trainerstation darüber Aufschluss geben würden, ob er noch eine Chance auf allerhöchstem Niveau erhalten oder sich mit seinem bisher Erreichten abfinden müssen würde. Bei Napoli war man zwar nicht spektakulär, doch zeigte ansprechende Leistungen und prompt erhielt Benitez – nach Gerüchten um einen Wechsel in die mittleren Tabellenregionen der Premier League – den Job bei Real Madrid.
Sein Status schien aber insbesondere in England bereits zu beschädigt; und Benitez für Real unpassend. Sogar José Mourinho hatte enorme zwischenmenschliche Probleme mit einigen der Spieler und den Medien, Carlo Ancelotti zog sich zwar erfolgreich und anständig aus der Affäre, doch konnte in seiner zweiten Saison nicht konstant Leistungen abrufen (lassen).
Für Benitez also eine unangenehme Situation: Starke Charaktere, enormer Erfolgsdruck von Anfang an, Fokus auf offensiven Fußball mit ästhetischem Mehrwert, der große Gegner aus Katalonien, viele Individualisten – eigentlich konträr zu jenen Kontexten, in denen Benitez ansonsten eher aufblüht.
Dennoch schrien bei der Entlassung einige auf. In den letzten neun Spielen (seit dem Clásico) kam Benitez‘ Real auf 36:11 Tore, 7 Siege, 1 Unentschieden, 1 Niederlage; als einer von sehr wenigen Trainern wurde er nicht nach einer Niederlagenserie, sondern nach einem Unentschieden entlassen. Eigentlich undenkbar – oder? Doch einige enorme strategische und taktische Mängel erklären diesen drastischen Schritt Reals.
Verbindungsprobleme in Ballbesitz
Nach dem Clásico kursierten zahlreiche Bilder, welche Reals nahezu katastrophale Staffelung in eigenem Ballbesitz zeigten und karikierten. Sogar für Laien war eindeutig zu erkennen, dass Real in Ballbesitz kaum eigene Angriffe aufbauen konnte, weil die Verbindungen zu schwach waren.
Vielfach formierten sich die Spieler der ersten und zweiten Linie Reals außerhalb der Formation Barcelonas. Sie zirkulierten den Ball in ihren Reihen vollkommen gefahrlos, während Barcelona ohne nennenswerten Aufwand verschieben und Räume verschließen konnte. Neben der Zirkulationsgeschwindigkeit war aber insbesondere die Verbindung nach vorne problematisch.
Kaum ein Spieler befand sich in den Zwischenlinienräumen. Weder die Zonen vor noch hinter Busquets und Co. wurden konstant von Real-Spielern besetzt. Dies führte dazu, dass die ohnehin langsame Ballzirkulation in den ersten zwei Linien kaum nach vorne übergehen konnte. Man wartete und wartete, doch es boten sich nur selten Passmöglichkeiten.
Leichtes Spiel für Barcelona ohne Ball also. Die Abstände zwischen den Linien waren in der Vertikale zu groß, in der Horizontale waren sie jedoch zu eng. Teilweise spielten sowohl Modric als auch Kroos eng vor den Innenverteidigern, die Außenverteidiger spielten entweder ebenfalls tief oder waren in vorderen Zonen kaum anspielbar, weil die Abstände in der Innenverteidigung und die Besetzung der zentralen Zonen im Mittelfeld nicht vorhanden war.
Wenn dann Pässe nach vorne kamen, hatte Barcelona in Ballnähe Überzahl und konnte Benzema und Co. einfach attackieren. Ballverluste waren die Folge, die Staffelung wiederum erlaubte kein erfolgreiches Gegenpressing.
Desweiteren waren die Bewegungen in vorderen Zonen viel auf Zufall und auf die Bewegung selbst ausgerichtet; anstatt auf den Kontext und die Synergien von mehreren Bewegungen. Mourinho und Ancelotti hatten es zum Beispiel geschafft, die Stärken Cristiano Ronaldos in puncto Durchschlagskraft sehr gut einzubinden und dabei seine Bewegungen für andere Spieler zu nutzen sowie das System und die Spieler um Cristiano so gebaut, dass die Schwächen Cristianos kompensiert wurden.
Besonders unter Ancelotti war dies überaus stimmig und für das Kollektiv passend. Unter Benitez fehlt diese Ergänzung der Spieler zueinander im letzten Drittel; teilweise überladen sie eine Zone gemeinsam, ohne sich dabei wirklich zu finden (ergo kaum Kombinationen) und haben keine Unterstützung in den Folgezonen, was dann in Einzelaktionen, Distanzschüssen oder Ballverlusten mündet. Schnelle Verlagerungen oder Folgeaktionen sind Mangelware.
Problematisch ist dies natürlich speziell gegen stärkere Mannschaften, welche kompakter verteidigen. Bei weniger Kompaktheit des Gegners und individueller Unterlegenheit konnte sich Benitez‘ Real eben trotzdem durchsetzen, aber gegen Barcelona, Villarreal und Co. fehlte es an dieser Fähigkeit. Auch gegen PSG hatte man Probleme mit der Durchschlagskraft.
Neben dem Spiel mit Ball, gibt es auch Probleme im Spiel ohne den Ball.
Konstanz, Kompaktheit, Kollektivität: Dysharmonie und Dysbalance
Die gegen den Ball stärksten Mannschaften agieren meist mit hoher Intensität, fast durchgehendem Pressing und hoher Kompaktheit – und/oder haben Sergio Busquets auf der Sechs. Es ist eine alte Cruijff’sche Weisheit, dass man grundsätzlich besser verteidigt, wenn man individuell weniger Raum abzudecken hat. Natürlich gibt es auch Ausnahmen oder einzelne Situationen, wo eine Abkehr davon günstig sein kann.
Im Normalfall sind geringe Abstände zwischen den Mannschaftsteilen, gleichmäßige Bewegung, ballorientiertes Verschieben und eine Beteiligung der meisten Spieler in der Arbeit gegen den Ball jedoch unabdinglich. Real hat hier Probleme.
Cristiano Ronaldo erhält z.B. oft eine Freirolle. Unter Mourinho wurde diese durch die enorm guten Abläufe im Spiel nach vorne und einzelne taktische Balancebewegungen der hinteren Linie balanciert, bei Ancelotti war es zuerst Di Maria als linker Achter und später ein klares 4-4-2, die Cristianos geringe Beteiligung auffingen.
Unter Benitez ist Cristiano wieder zum Problem geworden. Er spielte in einigen Spielen als linker Flügelstürmer – unter anderem gegen den FC Barcelona – und betätigte sich öfters in tiefen Positionen an der Defensivarbeit, doch konstant wurde es nicht praktiziert. Vor Marcelo taten sich deswegen häufig weite Räume auf, wo Barcelona in Alves, Rakitic oder Sergi Roberto den freien Mann fand.
Cristiano ist aber nur ein Faktor im System. Häufig sind die Abstände auch bei den anderen Spielern nicht passend. Ein wichtiger Aspekt ist der geringe Druck auf Rückpassoptionen in höheren Zonen. Befindet sich der Gegner in einer schwierigen Situation in Reals Spielhälfte, kann er relativ problemlos den Ball in sichere Zonen zirkulieren lassen, die aber nicht weit weg von Reals Tor sind. Dadurch entstehen gefährliche Verlagerungen und Schnittstellenpässe, die schnelle Durchbrüche erzeugen können.
Ursache dafür sind zwei Sachen. Einerseits ist die Formation und die Bewegung darin unsauber. Was wir oft fast schon esoterisch als „Harmonie“ bezeichnen, ist im Grunde nur die Synchronizität der Spieler in ihren Bewegungen. Bei Real rücken häufig Spieler aus den vorderen Linien heraus, ohne dass es durch einen Kettenmechanismus von den Spielern aus der gleichen Linie abgesichert wird oder die Spieler aus der Linie dahinter nachschieben.
Geschickte Ballzirkulation kann darum für enorme Probleme bei Real sorgen. Diese Schwäche ist jedoch an eine andere gekoppelt. Unter Benitez war man schlichtweg nicht konstant in puncto Kompaktheit und Zonenbesetzung. Die Abstände waren bereits in statischen Situationen mitunter zu groß, weil die geplante Flexibilität ins Gegenteil schlug.
Benitez probierte häufiger – ob im 4-1-2-3 (mit sehr tiefem Casemiro), im 4-1-4-1 (mit dem inaktiven Cristiano auf rechts) oder einem 4-4-2 – dem Spiel gegen den Ball Stabilität zu verleihen, indem sich Bale und Co. relativ frei bewegen konnten, aber nach Ballverlusten die nächstgelegene Position einnehmen sollten. Das war aber nicht nur zu langsam, sondern häufig unsauber.
Sie konnten die offene Position (wie etwa den linken Flügel) nicht erreichen, weswegen sie dann u.a. anderem in den Zehnerraum trabten. Aus diesen Positionen bewegten sie sich aber nicht passend zur restlichen Mannschaft, wodurch diese eigentlich gute Idee verpuffte. Die entstehenden Staffelungen wurden improvisiert und nicht ordentlich ausgespielt, was dem Gegner Chancen für Raumgewinn ermöglichte.
Inkonstantes Spiel im Umschaltmoment
Die Phasen bedingen bekanntlich einander; die soeben erwähnten Probleme Reals im Spiel ohne Ball und im Spiel mit Ball interagierten mit dem Umschaltmoment bzw. den Umschaltmomenten. Relevant: Die flache und unverbundene Staffelung in eigenem Ballbesitz. Hier konnte der Gegner nicht nur die Aufbauversuche simpel leiten, sondern war nach Balleroberungen häufig nicht unter Druck. Man konnte dann Konter gut ausspielen und Raum gewinnen, weil es Real an Zugriff im Gegenpressing und an Präsenz in den tieferen Zonen mangelte.
Der Fokus auf die Rückkehr auf bestimmte Positionen bzw. die Positionswechsel sorgten wiederum dafür, dass der Umschaltmoment länger dauerte und unsauber war. Auch wenn der Gegner nicht unbedingt konterte, so konnte er die offenen Räume nutzen, um sich neu zu organisieren.
Die Probleme beim Umschaltmoment gab es auch in die andere Richtung. Reals traditionell starke Konter waren zwar nach wie vor vorhanden, aber gingen vielfach auch ins Leere. Cristiano Ronaldos Freirolle und die höheren Positionen von insbesondere Bale und Benzema beschleunigten Pässe bei Konteraktionen zwar, aber die mäßige Unterstützung aus tieferen Zonen sowie ein enormer Fokus auf das Kommen hinter die Abwehr – ohne Bindung an die Situation dahinter – sorgten für viele verschwendete Möglichkeiten.
Anderweitige Probleme …
… möchte ich außen vorlassen. In der heutigen Medienlandschaft ist es schwierig, Fakt von Fiktion zu trennen. Besser gesagt: Bis auf ein paar wenige Ausnahmen ist es nahezu unmöglich. Real Madrid ist hierbei eine andere Welt in einer anderen Welt. An einem Tag äußert sich der Starspieler positiv über den Trainer, im nächsten Spiel reagiert er allergisch und plötzlich tauchen zig Medienberichte auf, die detailliert Probleme zwischen diesen beschreiben.
Insofern ist es natürlich möglich – vielleicht sogar wahrscheinlich –, dass Benitez mit einigen seiner Spieler nicht klar kam (und vice versa). Den Einfluss dieser Probleme auf taktisch-strategische Aspekte zu analysieren bleibt trotzdem schwierig; auch das Umgekehrte (aus dem sichtbaren Geschehen auf dem Feld Rückschlüsse zu ziehen) ist nicht viel einfacher und oftmals sehr subjektiv bzw. situationsabhängig.
Deswegen legen wir den Fokus in unseren Analysen nicht auf diese Aspekte, auch wenn sie uns bewusst sind, wir vielleicht sogar eine klare und dedizierte Meinung haben und die Relevanz davon erkennen. Ein Aspekt, den ich aber erwähnen möchte: Womöglich ist Benitez gescheitert, weil er Real gerecht werden wollte – und nicht sich selbst. Die oben genannten Probleme sind nicht gerade typisch für Benitez; aber aus dem Grund, dass diese Spielweise für Benitez untypisch ist. Bei der Suche nach mehr Offensive verlor Benitez seine Stärken und – letztlich – auch seinen Posten.
Fazit
Benitez‘ Entlassung war durchaus vorhersehbar. Seine Art spielen zu lassen und zu coachen, passt nicht unbedingt zu Real Madrid. Ein gutes Beispiel war die Partie gegen Rayo Vallecano: Sogar beim Stand von 10:2 in der 91. Minute begannen die Fans zu buhen, als Reals Spieler die Partei gegen zweifach dezimierte Vallecas einfach zu Ende spielen wollten. Diese enorme Gier nach maximalen Erfolg – in jedem Spiel und in jeder Saison – teilt Benitez zwar, doch im Prozess unterscheidet er sich von den Denkstrukturen der Fans, des Vereins und womöglich auch der Spieler massiv. Die dazu kommenden Mängel in Taktik und Strategie sorgten letztlich für seinen Abgang.
36 Kommentare Alle anzeigen
Gh 9. Januar 2016 um 07:35
Mal off topic. Immer wieder hört man hier wie unverständlich das Verhalten von Florentino Perez ist bei Trainern, Kaderplanung etc.. Florentino Perez ist in der Forbes Liste der 20 reichsten Spanier beständig auf dem Weg nach oben, Real Madrid ist ein wichtiges Instrument dabei. Der sportliche Erfolg hat damit wenig zu tun. Perez benutzt Real für seien Immobilienspiele. Soeben hat Perez die Satzung im Verein faktisch so verändert, dass nur noch er als Kandidat für eine neue Präsidentschaft übrigbleibt.
Koom 7. Januar 2016 um 22:19
Gedanke dazu: Die Real Madrid-Situation ist durchaus Beweis, wie sehr gute Spieler eine Mannschaft und ihre Ergebnisse prägen, wenn die individuelle Klasse deutlich über dem Gegner liegt. These: Real Madrid mit Benitez würde die Bundesliga ähnlich souverän wie die Bayern anführen (wenn es die Bayern dort nicht geben würde).
Defensiv ist man so schlecht nicht, offensiv hat man Leute, die immer den gordischen Knoten gegen schwächere Teams sprengen. Mal CR7, mal Benzema, mal Bale, mal James, mal Kroos usw. Eigentlich irgendwie schaurig.
felixander 8. Januar 2016 um 10:03
Und witzigerweise funktionieren sie offensichtlich genau anders herum als eine „normale“ Mannschaft. Wenn es schwierig wird (wie gegen PSG), lassen sie sich eher darauf ein, auf den Trainer zu hören. Wo doch durchschnittliche Spieler in komplexen Situationen eher in übersimplifizierte Muster zurückfallen, die einer vorgegebenen Taktik manchmal zuwider laufen.
Isco 8. Januar 2016 um 11:48
Gegen PSG stand ein ganz anderes Team am Platz und Ronaldo war Stürmer. Natürlich ist das dann aus defensiver Sicht besser
Ein Zuschauer 8. Januar 2016 um 10:54
Real hat in der Primera Division jetzt nach einem Spiel mehr genau so viele Punkte wie der BVB. Außerdem würden ihre spezifischen Schwächen in der Bundesliga wohl noch mehr bestraft werden. Unter Umständen wären die bei uns vielleicht sogar auf Platz 3. Aber warum Real in der Bundesliga mit einem Spiel WENIGER einfach mal ACHT Punkte mehr haben sollte, musst du mir erst mal erklären. Ich finde Real ist ein wunderbares Beispiel für die Relevanz von Taktik.
Koom 8. Januar 2016 um 15:47
Wie mans halt dreht und braucht: Hier auf SV.de hört man ja auch, dass individuelle Klasse und taktisches Niveau in der PD mindestens gleichwertig, eher deutlich höher als die der BL zu werten ist. Dann ist das Ergebnis bei so viel taktischer Unbedarftheit von Benitez‘ Real noch höher zu bewerten. Zudem gibt es ja mindestens 2 Teams, die individuell mithalten können und hinter denen steht Real.
drklenk 8. Januar 2016 um 21:37
Atlético individuell gleichwertig mit Real? Ich bitte dich.
Da reiht sich Weltklasse an Weltklasse.
Ein Zuschauer 8. Januar 2016 um 23:32
Also bei acht Punkten mehr bei einem Spiel weniger muss man da meiner Meinung nach nur hin und her drehen um zu sagen, dass Real in der Bundesliga so gut dastehen würde wie Bayern. Gegen Barca hat Real verloren, gut streichen wir dafür das Spiel mehr raus, dann haben sie gegen Atletico unentschieden gespielt, sagen wir halt gegen ne deutsche Mannschaft hätten sie wohl gewonnen. Dann wären wir 39 Punkten. Ist jetzt nicht so krass und berücksichtigt Barca und Atletico sehr stark. Umgekehrt kann man ja auch fragen, wie viel gibt es noch hinter denen? Und ist Dortmund nicht ähnlich stark wie Atletico?
Na ja finde dieses „dann müssen wir aber x und y rausrechnen“ wie gesagt recht fragwürdig, vor allem wenn man dabei Atletico auf eine Ebene (von der individuellen Klasse) mit Barca und Real hebt.
Zum taktischen: In puncto mitspielen sehe ich die spanische Liga vor der deutschen. Möglich, dass sie auch die stärkste Liga der Welt ist. Aber im Bereich stabil und halbhoch zu stehen und dann Fehler auszunutzen? Das ist halt der Status quo in Deutschland und genau richtig gegen Real. SV analysiert hier ja auch viel weniger und deutlich ausgewähltere Spiele aus der PD. Kein Wunder, dass dann das taktische Niveau deutlich höher scheint, wenn man die Rosinen rausgepickt bekommt. Aber was nützt dem spanischen Zehntplazierten seine spielerischen Ansätze gegen Real Madrid? Die wird er doch kaum durch drücken können? Und noch mal ein Punkt: damit dein Argument wirklich Sinn ergibt müssen wir zunächst davon ausgehen, dass die anderen Teams im Durchschnitt taktisch so klar besser sind als Real. Aber das ist ja nicht der Fall. Taktkische Mittelmäßigkeit von individuellen Topteams wirkt sich nur aus, wenn alle anderen Teams von Laudrup, Tuchel und Hasenhüttl trainiert würden. Wenn ein Topteam taktisch halt minimal schlechter ist wie ein Mittelklasse Team gewinnt halt eher das Topteam. Aber selbst das sagt doch absolut gar nichts über die Relevanz von Taktik aus!
Koom 11. Januar 2016 um 10:03
Es geht ja nicht darum, es 1:1 aufeinander zu rechnen. Die PD hat ja auch eben 2 Teams, die eben auch vor Real Madrid stehen, allein daraus ergibt sich nach Milchmädchenrechnung auch die 6 Punkte weniger.
Es ging mir mehr um die pauschale Aussage, dass individuelle Qualität scheinbar deutlich mehr Einfluss hat auf das Gesamtergebnis als eine überlegene Taktik. Für diese These meinerseits nehme ich als Beleg die im Artikel recht klar belegte taktische Schwäche Real Madrids/Benitez (die IMO schon wirklich sehr schwach ist) und die anerkannt hohe Qualität der Spieler Real Madrids (auf allen Positionen) und deren Abschneiden in der allgemein in der spielerischen wie taktischen Qualität höher als die BL anzusiedelnde PD.
Natürlich ist das nicht alles perfekt übertragbar. Es ist eine Hypothese, ob ein Benitez-Real Madrid in der gegenpressinglastigen Bundesliga auch so darstehen würde. Die PD ist ja bei weitem nicht so sehr darauf fokussiert, dafür im Ballbesitz stärker.
Wie gesagt: Mir ging es eher darum, dass individuelle Klasse insgesamt deutlich mehr Anteil am Gesamtergebnis im Ligabetrieb hat, als taktische Klasse. Und zwar eher so im 70:30-Bereich. Bei KO-Spielen dürfte das anders sein, aber auch da dürfte die individuelle Klasse über der Taktik liegen.
Was natürlich im Umkehrschluss heißt: Bei (eher) gleichwertigen Teams gewinnt die bessere taktische Klasse, wodurch bspw. auch Atletico vor Real steht.
Ein Zuschauer 11. Januar 2016 um 13:02
Nein Real Madrid hat keine 6 Punkte weniger, weil sie gegen Atletico und Barca gespielt haben, denn gegen Atletico haben sie ja einen Punkt geholt! Außerdem haben sie ein Spiel mehr als Bayern, wenn man das aufrechnet dann kommt man eben auf 2 Punkte, die sie eventuell mehr hätten. Dazu kommt noch die Frage ob sie gegen Dortmund gewonnen, verloren oder unentschieden gespielt hätten (ich seh die individuell nur minimal schwächer als Atletico – wenn überhaupt). Man könnte also auch sagen – Real hätte in der Bundesliga genau gleich viele Punkte. Und wenn du hier (mithilfe von Tabellenquervergleichen) versuchst aufzuzeigen, dass individuelle Klasse wichtiger ist als Taktik, dann mussst du wohl übel hinnehmen, wenn jemand diesen Quervergleich mal genauer unter die Lupe betrachtet.
Soweit ich das verstehe machst du ein Argument, dass individuelle Klasse wichtiger ist als Taktik, das auf drei Punkten beruht:
1. Real Madrid würde in der Bundesliga auf Platz 1 stehen
– das bestreite ich
2. Atletico ist indiviuell gleich stark (oder ähnlich) wie Real Madrid. Dortmund wiederum klar schwächer als Bayern.
– das bestreite ich ebenfalls
3. Die anderen Teams in der Primera Division sind taktisch klar stärker als Real Madrid, bzw. im gleichen Maße taktisch stärker, wie Real individuell stärker ist.
– auch das bestreite ich und mir erscheint, dass die gesamte Überlegung ohne diese letzte Prämisse keinen Sinn ergeben und es gleichzeitig wirklich sehr, sehr schwierig ist zu sagen, ob diese Prämisse zutrifft oder nicht.
Insgesamt kommt es mir ein bisschen so vor, als müsste man um deiner Argumentation zuzustimmen von einigen Nebenannahmen ausgehen, die keineswegs zweifelsfrei feststehen. Besonders festzustellen, wie stark sich Taktik und individuelle Klasse prozentual auswirken ist in meinen Augen eigentlich unmöglich.
Daniel 11. Januar 2016 um 15:16
Atletico Madrid ist individuell nicht so stark wie Real. Nicht mal annähernd. Auch ansonsten hast du bei deiner Überlegung in meinen Augen einige unzulässige Vereinfachungen und Annahmen drin, wie Ein Zuschauer schön dargelegt hat.
Koom 11. Januar 2016 um 19:11
Ok, anders aufgezogen: Wenn wir Benitez aktuelle taktische Leistung von Real Madrid jetzt mal als Fixpunkt hernehmen und er jetzt Trainer bei den Bayern wäre, würden die Bayern trotzdem die Liga vor dem BVB anführen (mit wievielen Punkten genau ist dabei unerheblich). Die individuelle Qualität und Quantität des Kaders würde dafür sorgen, dass man den taktisch stärkeren, individuell schwächeren BVB in Schach halten würde.
Um wesentlich mehr geht es bei meiner These nicht. Auch nicht, ob exakt diese Benitez-Spielweise in der BL schlechter oder besser funktionieren würde, sondern einfach nur seine aktuelle mässige Einstellung der Mannschaft.
Daniel 11. Januar 2016 um 20:41
Ich glaube nicht, dass der FC Bayern in diesem Fall die Liga anführen würde. Das klassische Gegenbeispiel sind die beiden Meisterjahre des BVB, in denen sie dem FC Bayern auch nicht individuell überlegen waren. Unabhängig davon finde ich es fragwürdig, aus unbelegbaren Spekulationen allgemeine Rückschlüsse ableiten zu wollen.
Ein Zuschauer 12. Januar 2016 um 10:45
Das Problem an der Sache mit den Bayern ist halt, dass wir dafür leider gar keine Argumentationsgrundlage haben. Da kann ich halt „nein“ sagen und du „doch“ und viel mehr sehe ich da jetzt auch nicht. Diese Spekulation kann schon gar nicht ein Hinweis dafür sein, dass Taktik weniger wichtiger ist als individuelle Klasse – das wäre ja nur ein Zirkelschluss. Würde Benitez mit dem Real Kader in Deutschland spielen, ich bin sicher hätte nicht mehr als 37 Punkte. Eher sogar weniger. Was wäre, wenn er mit dem Bayern Kader spielen würde kann ich kaum sagen.
Nun hast du dich jetzt in deinem letzten Post ja gegen mein Argument mit der anderen Spielweise der Bundesliga gewandt. Du hast natürlich Recht, dass dieses Argument für den Quervergleich nicht so wirklich wichtig ist, aber deswegen habe ich es ja auch aus meiner letzten Argumentation völlig rausgelassen. Auf meine eigentlichen Argumente gehst du leider nicht ein. Punkt 3: „Die anderen Teams in der Primera Division sind taktisch klar stärker als Real Madrid, bzw. im gleichen Maße taktisch stärker, wie Real individuell stärker ist.“ ist ein Prämisse, die du immer brauchen wirst um auszusagen, dass individuelle Klasse wichtiger ist als Taktik.
Hier jetzt übrigens mal ein paar Gegenbeispiele:
Die Dortmunder Meisterschaften
Die Liverpoolervizemeisterschaft 13/14
Der Dortmunder Einzug ins HF d CL (geschenkt, du machst ja nen Unterschied zw. Ligabetrieb und KO-Wettbewerben)
Atleltico Madrids Meisterschaft 12/13
HSC Montpellier Meisterschaft 11/12
Chelseas momentaner Absturz
letztjähriger Absturz des BVB (besonders vor der WP)
Isabella 20. März 2016 um 17:05
Ich finde seine These durchaus interessant und möchte sie nochmal aufgreifen, obwohl ich denke nach 2 Monaten keine Antwort mehr darauf zu bekommen.
Ihr habt sicher damit Recht, dass die These über das Verhältnis von Taktik und individueller Qualität auf den Ausgang eines Spiels wissenschaftlich nicht beweisen lässt. Auch die Übertragbarkeit vom Erfolg von der einen auf die andere Liga ist hinlänglich in einigen Foren schon diskutiert worden und auch zu Recht als Spekulatius abgetan worden.
Aber ich denke Koom hat sich hierbei auch nur schlecht ausgedrückt und die Diskussion sollte mehr in Richtung Bedeutung der individuellen Überlegenheit für den Matchplan oder auch für die Wirkung auf die ganze Saison gehen. Dazu kann man ruhig einen Vergleich mit Bayern ziehen. Beispiel aktuell letztes Spiel gegen Köln: Bayern gewinnt mMn nur wegen der individuell größeren Handlungschnelle ihrer Einzelspieler (in dem Fall Lewandowski). Taktisch hat Köln die Bayern eigentlich recht gut in Schach gehalten, selbst die schnellen außen Costa und Coman wurden um ihren noch gegen Bremen und Juve hohen Mehrwert für das Spiel beschnitten. Das MIttelfeld der Bayern ist aktuell mEn nicht im Stande, konstant gefährliche Situationen zu kreieren (außer Einzelaktionen von Thiago), da der Aufbau von Vidal und Alonso meiner bescheidenen Einschätzung nach zz sehr eingeschränkt wirkt. Dann kam es zu einer sehr bezeichnenden Situation: Köln hat eine Konterchance, ein Spieler wird auf der linken Seite angespielt, wo Bayernspieler in abfangen können. Auf der rechten Seite läuft ganz frei ein Kölner, der aber aufgrund der schlechten Übersicht oder nicht vorhanden technischen Möglichkeiten oder vielleicht auch, weil das ständige Verteidigen gegen Spieler wie Costa oder Lewy ihn ein wenig mürbe im Hirn gemacht haben, nicht angespielt wird. Wie auch immer, solche Situationen können von individuell starken Teams eben ausgenutzt werden und von Köln eben nicht. Dabei ist die Dominanz, die Bayern gegen Köln hatte, auch nicht umbedingt der taktischen Brillanz des Trainers geschuldet gewesen, da taktische Mängel, die gegen Juve schon vorhanden waren, nicht wirklich ausgemerzt wurden. So weit so gut, wie einem beim Lesen schon aufgefallen sein dürfte, ist das nix Neues. Dabei finde ich nur erschreckend, wie häufig einem das auffällt, dass kleine Mannschaften nur durch individuelle Fehler verlieren oder dadurch, dass ein Ausnahme-Künstler eben mal ein Dribbling abzieht, nachdem die Mannschaft vorher absolut null Durchschlagskraft hatte. Klar, sowas kann forciert sein, aber Beispiele wie die Robbery Abhängigkeit unter v. Gaal oder das Barcelona während der Vilanova- Erkrankung kennt man zur Genüge. (Würde ich gemein sein wollen, würde ich sagen, dass bei den meisten englischen Vereinen nicht sonderlich viel mehr als die 80 Mio Spieler, die sie eingekauft haben, dahinter ist 😉 ) Und was so Spiele bewirken, die ausnahmsweise nicht dank Ausnahmespielern gewonnen werden, sieht man ja bei etlichen Trainer-Rauswürfen. Also insgesamt wirkt es für mich auch häufig so, dass individuell stark überlegene Teams im Liga- Alltag gewisse Dinge einstudieren oder ausprobieren für die Cl, wo dann wirklich die Spiele durch taktische Überlegenheit gewonnen werden. Oder auch nicht. Thema MSN: wie stark sind die taktischen Vorgaben wirklich oder können diese Kombinationen Einfach durch die Spielintelligenz einzelner Spieler entstehen. Oder: ist es auch schon wieder Taktik, den Spielern einfach keine Vorgaben zu geben ? Endloses Thema, vill schreibt SV ja mal ein Buch darüber 😀
Koom 21. März 2016 um 10:37
Es ist vermutlich auch deswegen so schwer, irgendwelche Thesen zu beweisen, weil es nicht DAS Element im Fußball gibt, dass den größten Einfluss hat. Individuelle Klasse, Fitness, Tagesform, taktische Einstellung, Wechselwirkung mit Mitspielern, Wechselwirkung mit Gegenspielern, Training kurzfristig, langfristiges Training, Schiedsrichter, äußere Einflüsse wie Wetter, Stadionstimmung, Platz – wenn mans genau nimmt, vermutlich auch psychologische Elemente wie Trikotfarbe, Feng Shui des Platzes usw.
Benitez für sich genommen wahr/ist ja auch kein wirklich schlechter Trainer. Erfolge geben ihm ja durchaus recht und auch SV hat ja geschrieben, dass er seine Qualitäten hat (vornehmlich in der Defensivordnung). Um also wieder bei dem damaligen Punkt zu sein: Trotz eher schlechter taktischer Leistungen blieb Real eigentlich stets in Schlagweite zur Meisterschaft. Selbst jetzt. Und das trotz anerkannt guter taktischer und individueller Klasse der Primera Division.
Um eine Art von Fazit hinzulegen: Ich denke, der kurzfristige Einfluss eines Trainers aufs Spiel ist relativ gering (abgesehen natürlich von dem gern gesehen Kurzzeiteffekt eines Trainerwechsels, idealerweise von Offensivfanatiker zu Defensivspezialist oder umgekehrt – wo sich der Fokus in der Arbeitsweise in den ersten Wochen und Monaten zu einem gewissen Ideal ergänzt). Langfristig hebt und senkt ein Trainer die individuelle Klasse seiner Spieler.
studdi 8. Januar 2016 um 16:39
Individuelle Klasse macht sicherlich immer noch einen gewissen unterschied.
Allerdings setzt du in deiner Aussage voraus, das alle anderen Mannschaften taktisch besser spielen als Real Madrid. Ich denke das man bei vielen anderen Mannschaften auch genügend taktische fehler findet wenn man diese analysiert. Da Fussball eben ein Low Scoring Game ist zählen am ende des Spiels eben auch immer nur die Fehler welche vom Gegner in Tore umgemünzt wurden.
HW 9. Januar 2016 um 11:15
Die individuelle Klasse in dieser Masse hat aber bei Real auch immer interne Auswirkungen. Aufgrund der individuellen Klasse kann es schwierig werden andere Stärken zu entwickeln. Wird die individuelle Klasse ausgehebelt, fehlt dann evtl. das robuste Konstrukt.
Man darf sich nicht nur auf eine Stärke verlassen.
HW 7. Januar 2016 um 11:19
Crazy Real Madrid.
Eigentlich nicht verwunderlich. Tabellenstand und auch das spielerische Gerüst stimmen zur Zeit nicht für die Ansprüche des Clubs. Allerdings war das auch absehbar. Im ersten Anschnitt wird schon beschrieben warum Benítez zwar ein guter Trainer ist, aber nicht mehr der herausragende Trainer der er vor Jahren noch war (gleiches kann man auch über Mourinho sagen).
Real hat einfach das Problem, dass es nicht so viele Trainer gibt die ihren Ansprüchen genügen. Und wenn man die auch noch regelmäßig feuert, dann wird es richtig eng.
Jetzt Zidane zu befördern ist ein Schuss ins Blaue. Er kann sicher ein guter Trainer werden. Aber was qualifiziert ihn dazu gleich bei Real einzusteigen? Klar er war ein riesen Talent, aber als Spieler. Technisches Talent macht keinen Trainer. Er war der Künstler und nicht der Taktiker.
Auch wenn die Real-Verantwortlichen ihn lange beobachten konnten, ist hier glaube ich der Wunsch Vater des Gedanken (wie bei Giggs). Das Risiko zu schnell zu hoch zu fliegen und zu verbrennen ist enorm. Zidane tut man damit keinen Gefallen.
Peda 6. Januar 2016 um 21:50
Ungeschlagener Gruppensieger in der Champions League, mit vier Punkten Rückstand auf Platz drei in der Liga, im Pokal peinlich disqualifiziert, aber sportlich wohl noch locker dabei.
So sieht im modernen Fußball eine Krise aus! Diese Schere bringen wir nicht mehr zu.
PS: ja, ich weiß, das ist hier ziemlich fehl am Platz. Mich schockiert es nur schon immer noch und immer wieder wie abgehoben die Topvereine mittlerweile sind.
Patrick 6. Januar 2016 um 22:23
Ja,
ich frage mich immer wann das kippt. Wann die Fans keine Lust mehr haben, ich denke z.B. wenn Bayern noch ein, zwei Schippen drauf legt, was sie Finanziell könnten, dann werden sich viele Leute anderen Sportarten zuwenden. Oder eben garkein Sport mehr verfolgen. Ich bin oft kurz davor, wenn die Bayern den nächsten talentierten jungen auf die Tribüne setzen, der bei 70% der anderen Teams spielen würde…
Wir brauchen nicht darüber streiten: So ist nun mal das Geschäft. Was mir Freude macht sind Dinge wie der BVB 2010, Leicester jetzt oder die wiederauferstehung von Atletico …
Koom 8. Januar 2016 um 15:51
Mir persönlich geht es schon so. Und vermutlich wird der Vorgang dafür sorgen, dass andere sich mit den Bayern messen wollen – und Geld von außen reinpumpen. RB Leipzig wird die Ambitionen dazu haben, das Geld haben sie auch und sie beweisen es in allen Bereichen, wo sie anfangen, dass sie nicht nur mitspielen wollen. RB Leipzig dürfte in spätestens 3 Jahren vergleichbar sein mit dem Aufstieg Chelseas oder Manchester Citys.
HK 8. Januar 2016 um 16:21
Genau dasselbe hat man vor einigen Jahren über Hoffenheim gesagt.
HW 9. Januar 2016 um 11:27
Die sogenannten Retortenclubs sind für Bayern mittelfristig keine Gefahr, dafür ist Bayern zu groß. Aber die sogenannten Traditionsvereine wie Werder, Stuttgart usw. haben damit starke Probleme. Unter der aktuellen Regelung sollten sich diese Clubs auch Investoren suchen. Wie Hannover es gemacht hat.
Außerdem kann die ungleiche Behandlung von Clubs in der 50+1 Regelung auf Dauer nicht funktionieren. Entweder man gibt 50+1 auf, bzw. ermöglicht Investitionen für alle Clubs. Oder man macht es restriktiv für alle Clubs, auch wenn sich dann Konzerne zurückziehen müssen. Man kann nicht nach unterschiedlichen Spielregeln in einer Liga agieren.
Ob das für Zuschauer interessant ist mag ich pauschal nicht beantworten. Es ist mMn zunächst das Problem der Spieler wenn sie sich bereitwillig irgendwo auf die Bank setzen. Eine Saison kann ich persönlich noch verstehen. Aber was interessiert die schon meine Meinung.
Viele Zuschauer wollen das Spektakel, den Event. Und treue Fans eines Vereins sollten sich um einzelne Spieler bei Bayern keine Gedanken machen.
felixander 9. Januar 2016 um 16:05
Naja, was heißt schon Spektakel und Event? Guten Fußball will ich! Und das heißt in der Regel professioneller Fußball. Der kostet Geld. Ob dieses Geld nun in Ablösen fließt oder ein besseres Trainerteam, sei mal dahin gestellt. Eigentlich sollte ein schlauer Investor ein Interesse daran haben, dass sein Geld nicht in Ablösen und übertriebenen Gehältern verbraten wird. Dort, wo das der Fall ist, kommt das Geld in der Regel eh von Männern mit zu viel Geld und Langeweile. Da würde ich Bale wohl auch zum teuersten Transfer hochjazzen, obwohl ich auf seiner Position schon Cristiano hab. Schließlich geht’s mir dann mehr um Storys als um Fußball.
Koom 11. Januar 2016 um 10:09
Stand der Dinge haben wir noch relativ viel Glück hier, dass unsere Investoren hier sehr moderat agieren. Hopp bei Hoffenheim hat sich deutlich zurückgenommen und scheinbar scheint hier eher das Ziel zu sein, sich als Mittelklasseklub ala Mainz fest zu etablieren. Leverkusen gleicht IMO weitgehend nur den geringeren Zuschauerzuspruch aus, Millionenunsummen wurden schon lange nicht mehr investiert. Nur Wolfsburg und VW hauen jährlich einen raus, ist aber auch nicht vergleichbar mit Chelsea, City oder PSG, zudem geben sie ja auch weiterhin Topspieler ab (und reinvestieren nicht mal 1:1).
Red Bull in Österreich als auch in Leipzig ist bislang auch eher moderat. Aktuell wird vermeldet, dass man in Hinblick auf Financial Fairplay Leipzig auch anders aufstellen will.
Das Problem wird sein, wenn einer dieser Geldgeber dann doch mal richtig loslegen will und gegebenfalls gegen das Financial Fairplay klagt. Das dürfte von ordentlichen Gerichten nämlich vermutlich zerlegt werden, danach wird es dann übel. Momentan agieren alle in einer Art Gentlemen Agreement, dass das nicht passiert.
Dr. Acula 6. Januar 2016 um 17:02
mit den hier beschriebenen schwächen wohl der perfekte gegner für guardiolas bayern gewesen. wäre wohl eine schmach geworden, die ihresgleichen gesucht hätte..
fragt sich nur, was zidane aus dem hut zaubert. wenn ihr nicht zufällig spiele der castilla verfolgt habt, ist es wohl für uns alle ein rätselraten
Gh 7. Januar 2016 um 00:14
stärke von real hat man beim ersten tor gegen valencia gesehen. ballgewinn benzema und pim pam pum. das bleibt weiter und gerade für die bayern gefährlich. barca mit dem hybrid aus kontern und ballbesitz ist derzeit das unreine gift für real. gegen die bayern hätten sie chancen.
hr 7. Januar 2016 um 15:20
Sehe ich auch so. Solche Spielweisen sind gerade für die Bayern gefährlich, da Pep Guardiola keine taktischen Mittel dagegen findet.
isco 6. Januar 2016 um 13:45
„Womöglich ist Benitez gescheitert, weil er Real gerecht werden wollte – und nicht sich selbst. Die oben genannten Probleme sind nicht gerade typisch für Benitez; aber aus dem Grund, dass diese Spielweise für Benitez untypisch ist.“
Das trifft es mMn sehr gut. Freie Positionsfindungen in der Offensive, schreckliche Kompaktheit, fehlende Sturkturiertheit; das sind praktisch perfekte Gegensätze zu dem, was Benitez normalerweise verkörpert.
Das mMn beste Spiel war gleichzeitig eines der schwierigsten: Auswärts bei PSG. In dem Spiel fehlten Benzema, James und Bale, Modric war nicht fit und wurde erst später eingewechselt. Dafür spielten Vazquez, Jese und Casemiro; das sind eher Spieler nach Benitez Geschmack. Es gab 4-2-3-1, 4-1-4-1 und 4-4-2 Staffelungen wie aus dem Bilderbuch. Spätestens nach dem Spiel muss jedem klar gewesen sein, dass das einfach nicht zusammenpasst, wobei ich nicht ganz verstehe, wieso es DERART schlecht war. Zwei Sachen, die mir nicht ganz einleuchten sind, wieso Benzema so „konservativ“ spielen musste und sich kaum zurückfallen ließ und wieso die ZMs immer so zentral blieben.
Benzema hätte häufiger den Zehnerraum besetzen können und somit die Verbindungsprobleme massiv entschärfen können.
Die ZMs hätten öfter auf die Flügel abdriften können, um dort das Kombinationsspiel anzukurbeln, besonders schlimm war es auf der rechten Seite, weil sich gerade Danilo und Bale oft in 2v3 Situationen wiederfanden, was ihren Stärken nicht wirklich entgegen kommt.
Dazu gab es unter Benitez schlichtweg zu viele Verletzungen, das wird mMn auch viel zu wenig erwähnt, wobei seine Zahlen in der Vergangenheit in dieser Hinsicht glaub ich nicht so schlecht waren, wenn mich nicht alles täuscht.
Als neutraler Zuschauer fände ich die Bestellung von Zidane äußert interessant, als Fan bereitet es mir aber Kopfzerbrechen. Was ich bisher von ihm gesehen habe, war eher nicht so herausragend. Zwar glaube ich passt seine Idee vom Fußball deutlich besser als jede von Benitez, trotzdem war das System der Castilla äußert simpel in jeglicher Hinsicht. Ich glaube nicht, dass jemals zuvor ein so unerfahrener und simpler Trainer einen auch nur einen annähernd so guten Kader gehabt hat.
Wird es in den nächsten Monaten Artikel zu Zidanes Real Madird geben?
RM 6. Januar 2016 um 15:12
Wird es in den nächsten Monaten Artikel zu Zidanes Real Madrid geben?
Falls ich es neben Arbeit und Studium die Tage einrichten kann, mache ich eine kleine Analyse von Real Madrid Castilla und in den nächsten Monaten punktuelle Spielanalysen zu Real unter Zizou.
isco 7. Januar 2016 um 18:51
[i] Falls ich es neben Arbeit und Studium die Tage einrichten kann [/i]
Einen Tag später ist der Artikel da… Du bist unglaublich, vielen Dank 🙂
Patrick 6. Januar 2016 um 22:28
Mir ist bei Neapel nur aufgefallen was für einen Hammer Kader er da zur Verfügung hatte und dann ist International oder auch National ja nicht viel gekommen. Zweiter Platz mit Materrazzi und dann gings unter Benitez „bergab“.
Viktor Dünger 6. Januar 2016 um 13:08
Sehr schöner Artikel bei dem man nachvollziehen kann, was alles schief lief ohne Real übermäßigt verfolgt zu haben.
Interessant fände ich noch eine kurzes Statement zu Zidane als Trainer. Ich kann mir nicht wirklich vorstellen, dass er ein neuer Guardiola wird, jedoch durchaus dass er ein guter Trainer sein kann/ist. Ich habe aber Zweifel, dass es für Real reicht. Ihr schaut doch bestimmt manchmal Real 2 (wegen Ödegaard und anderer die niemand, außer euch, auf dem Schirm hat). Ein, zwei Sätze zu Zidane würden mich zufrieden stellen.
Tim 6. Januar 2016 um 12:31
Das Scheitern hat sich wahrlich angebahnt. Eine Zeit lange hatte man durch die Ergebnisse den Eindruck, es liefe doch eigentlich ganz gut.
Allerdings waren das eher einfach zu bespielende Gegner für Madrid und dann hatte man auch noch einen überragenden Navas im Tor. Der hat den Blancos einige Punkte gerettet.
Vor allem die mangelnde Verbindung der Offensive zu Kroos/ Modric war verrückt.
Ich hoffe ihr habt Madrid weiter im Blick? Da startet ja jetzt ein interessanter Versuch, wenngleich wohl etwas Skepsis angebracht sein dürfte.
Danke für die Analyse!
Felixander 6. Januar 2016 um 07:55
Da ich Real diese Saison gar nicht verfolgen konnte, bin ich sehr dankbar für diesen Artikel. Gut auf den Punkt gebracht.
Wie verkorkst ist denn bitte dieser Kader?! Benitez ist ja offensichtlich nicht an Konzeptlosigkeit gescheitert, sondern an Profis, die sich wie Kinder benehmen. Krass.