Wolfsburg dominiert Partie ungewöhnlicher Stärkeverteilungen
In einem Spiel, bei dem die beiden Mannschaften gerade in vielen Bereichen des Defensivspiels teils ungewohnte Schwächen zeigen, gewinnt Wolfsburg zwar etwas zu deutlich, aber dominant und folgerichtig.
Die ganze Woche sprach man von Kevin de Bruyne und ohne ihn davon, wie Wolfsburg ohne ihn spielen würde. Für die Aufstellung des Vizemeisters bedeutete dies, dass Max Kruse den zentralen Platz leicht hinter Bas Dost einnehmen durfte, was – in Zusammenwirken mit dem Fehlen von Perisic – zwei nominelle Flügelpositionen frei werden ließ. Diese besetzte Dieter Hecking etwas überraschend mit Caligiuri und mal wieder Vierinha, der in der Viererkette durch Träsch vertreten wurde. Schließlich komplettierte der Tausch von Hunt und Guilavogui, der wieder für eine gewohntere Besetzung auf der Doppel-Sechs sorgte, die munteren Wechselspielchen beim VfL. Auf Schalker Seite gab es nach dem etwas ernüchternden Remis gegen Darmstadt ebenfalls einige Veränderungen. Auffällig war das Abweichen von der bisher sehr klar interpretierten 4-4-2-Formation, indem Draxler anstelle von di Santo im offensiven Zentrum auflief und seine Rolle zwar für einen Zehner hoch, aber doch unter anderem durch vermehrtes Zurückfallen oder durch die Art des Ausweichens anders anlegte.
Dies dürfte die Reaktion von André Breitenreiter auf die Schwierigkeiten, gegen Darmstadt die zentraloffensiven Räume adäquat zu besetzen, gewesen sein. Aufgrund der dort fehlenden Präsenz hatten sie in jener Partie häufig mit langen Diagonalbällen von Geis auf die Flügel eröffnen müssen, in der gestreckten Spielweise der Offensivakteure gerade auf rechts aber gegen die Darmstädter Verteilung zwischen enger Mittelfeldreihe und situativ breiter herausschiebender Abwehrkette sowie die folgenden Mannorientierungen wenig Chancen zu entwickeln gewusst. Während Leroy Sané für die linke Seite ins Team kam, war für Choupo-Moting auf rechts erneut eine hohe und breite Rolleninterpretation vorgesehen. Daneben gab es noch zwei weitere Veränderungen bei den Königsblauen: So kam Kolasinac neu in die Mannschaft und Aogo rückte dafür ins defensive Mittelfeld, ebenso wie die Rechtsverteidiger-Position neu besetzt wurde.
Dominanzanspruch trifft auf Passivität
Diese Aufstellung war wohl auch dafür gedacht, die – im Gegensatz zum insbesondere nach links rochierenden Ausweichen de Bruynes der vergangenen Saison – sich verstärkt andeutende Prominenz der rechten Seite, die der VfL in der Vorwoche gegen Köln dominant zu bespielen und mit einigen Rochaden zu füllen versucht hatte, zu verteidigen. So sollte Aogo bei klaren Flügelmustern und Verlagerungen schnell gegen Vierinha ins Doppeln kommen sowie die diagonal nach außen rochierenden Bewegungen Guilavoguis aufnehmen können, während teilweise Draxler etwas tiefer in jenem Bereich mit unterstützte. Daneben war das 4-4-2/4-4-1-1 von einigen losen Mannorientierungen geprägt. Dies deutete schon darauf hin, dass die Wolfsburger insbesondere in der Anfangsphase eine dominierende Rolle mit viel Ballbesitz einnahmen, während Schalke sich überraschend passiv und abwartend verhielt. Bei den Hausherren bewegten sich die beiden defensiven Mittelfeldspieler etwas nach hinten oder außen und konnten aus diesen Strukturen zu einer sehr sicheren Zirkulation in den hintersten Linien beitragen.
Diese herauskippenden Bewegungen wirkten etwas abgestimmter als in der vorigen Woche und bildeten den Ausgangspunkt für einige effektive Szenen, die Wolfsburg gegen die Problempunkte in der Defensivspielweise der Gäste verbuchte. Mit der seltsamen Aufteilung des Sturmduos aus dem sehr passiv positionsorientierten Huntelaar und dem oft lose darum herum mannorientierten Draxler konnte Schalke gegen diese Bewegungsweise der gegnerischen Mittelfeldleute nie wirklichen Zugriff erzeugen. Teilweise stand der Zehner irgendwo völlig ineffektiv ballfern. Zumal die Flügel sich eher simpel an den Außenverteidigern orientierten und die Sechser zwar vereinzelt – den jeweils Ballführenden im Pressing bedrängend – herausrückten, aber gerade bei offenen Stellungen der Gegner im Raum zurückgewichen blieben. Aufgrund der Gesamtpassivität hatten sie teilweise auch keine andere Wahl. Schob Geis anfangs bei Zuspielen auf Rodríguez noch weit hinterher, klaffte hinter Sané, wenn er gegen Träsch herausrückend pressen wollte, zunehmend häufiger ein Loch, das die Hausherren für befreiende Querpässe oder Diagonaleröffnungen in den Halbraum nutzen konnten.
Wolfsburger Aufrückwege gegen die Zurückhaltung
Gegen diese Passivität und ihre kleineren strukturellen Schwachpunkte fand Wolfsburg – bei im Vergleich zur Vorwoche etwas verbesserter eigener Aufbauarbeit – dann einige funktionierende Aufrückwege in die Offensive. Zunächst spielten die bekannten Flügellinienpässe der Außenverteidiger auf ihre seitlichen Kollegen davor, die einige Male geschickt, aber teilweise ebenso etwas unscharf mit Bewegungen gegen die zahlreichen losen Mannorientierungen der Gelsenkirchener verbunden waren, sowie der eine oder andere lange Diagonalball aus dem Abwehrzentrum auf einen sich leicht seitlich absetzenden Angreifer eine Rolle. Aufgrund ihrer einfachen und klaren Anlage sowie gewisser Dynamikprobleme – weil Schalke letztlich in der abwartenden Spielweise nur selten herausrückend auf Lockungen einging und tief viel Präsenz hatte – entfalteten diese Szenen aber insgesamt nur wenig Wirkung.
Bedeutender waren dagegen spezielle Aufrückwege über die Flügelräume, in denen jeweils zwei prominente Akteure entscheidende Rollen spielten. Auf rechts handelte es sich neben den einzelnen Herauskippbewegungen Guilavoguis um Vierinha, der gegen die zurückhaltenden Schalker nach Verlagerungen aus dem Zentrum mit kurzen Zurückfallbewegungen viele Bälle kurz hinter der Mittellinie erhielt und dann dribbelnd aufrücken konnte, wenn Träsch gleichzeitig Sané wegdrückte und Kolasinac kurz den Zugriff blockierte. Vereinzelt unterstützten auch weitere Kollegen bei solchen raumöffnenden Aktionen. Neben diesen Läufen mit Ball gab es dann ergänzend einige klare Flügelmechanismen für seitliche Durchbrüche oder Vorstöße, die Wolfsburg nach vorne anbringen konnte – oft wurden diese Aktionen, teilweise vorschnell, teilweise wegen der Simpelheit alternativlos, letztlich jedoch mit Flanken aus dem Halbfeld, meist von Vierinha, oder etwa auf Strafraumnähe, durch Träsch, beendet.
Auf links waren es Luiz Gustavo und Max Kruse, die aus verschiedenen Zwischenräumen aktiv werden konnten. Erstgenannter rückte im Anschluss an seine herauskippenden Bewegungen bisweilen mit Ball einfach diagonal in die offenen Räume vor, die Schalkes Struktur zwischen den teils völlig unpassend ballfernen Positionierungen Draxlers und der tieferen Mittelfeldlinie zeigte, und trug das Leder somit schon einmal nach vorne. Der Neuzugang aus Gladbach bot sich in höheren Linien immer wieder gut und mit den richtigen Vorausbewegungen für direkte Zuspiele im Halbraum an. Erhielt er dort solche Bälle, versperrte Schalke zwar die direkte Bindung zum Tor, fand aber trotz nomineller Überzahl in ihrer Passivität nicht wirklich Zugriff zwischen den Linien, so dass Kruse den Angriff zunächst weiterführen konnte.
Probleme mit den Anschlussaktionen und -bewegungen
So gut die Wolfsburger auf diesen verschiedenen Wegen jedoch ins letzte Drittel oder schon in Strafraumnähe gelangten, muss man jedoch anmerken, dass in jener Zone dann verschiedene kleinere Probleme in der Fortführung und den Anschlussoptionen dieser Szenen eine größere Zahl an Chancen verhinderten. Es fehlte nach den aufrückenden Momenten, die meist über einzelne Läufe oder Drehungen organisiert waren, an den entscheidenden Anschlussmechanismen. Gerade die äußeren Spieler – ausgenommen in einigen Phasen Vierinha – bewegten sich in den Folgelaufwegen zu simpel orientiert. Zudem gestaltete sich die direkte Interaktion zwischen Dost und Kruse in den offensiven Zonen noch wechselhaft und unpräsent – sie banden sich mit kurzen Ablagen eher im Kombinationsspiel mit anderen Kollegen ein, aber nicht untereinander.
Wenn Kruse aus dem halblinken Zwischenraum den Ball nach vorne mitnahm, hatte er also zu wenige Optionen für die Fortführung – Dost bewegte sich eher ballfern, Caligiuri zog passiv seitlich mit und so Kruse musste das Leder letztlich oft zu ihm abgeben. Auch deshalb war der Weg über rechts und Vierinha wesentlich dominanter. Entsprechend folgten hier einzelne Dribblings oder ballhaltende Aktionen, ehe die Angriffe dann gegen mittlerweile flach an den Strafraum zurückgezogene Schalker mit Querpässen auf einen der nachrückenden Sechser fortgesetzt werden mussten. Dieser hatte aber nun auch keine besonders guten Optionen oder eigene Laufmöglichkeiten, so dass gerade Guilavogui oft hektisch aus dem Zentrum wieder heraus auf die andere Seite spielen musste und letztlich bloß seine Passgewichtung sowie Träschs Timing beim Aufrücken über den abschließenden Angriffserfolg entschieden. Hier bräuchte das Team noch etwas mehr und bessere Mechanismen um den Strafraum herum.
Erst in einer kurzen Phase um die 35. Minute herum – ein Beispiel, wie es potentiell gehen könnte – suchten sie gezielter kleinere Halbraumüberladungen nach diagonalen Einleitungen beispielsweise Vierinhas, brachten die Stürmer kompakter zueinander und bespielten damit auch Schalkes immer wieder lose Mannorientierungen geschickter. Ansonsten überwogen nach dem Aufrücken aber jene Probleme mit den Anschlussaktionen. Entsprechend fiel das Führungstor nach der überaus dominanten, immer mal gefährlichen, aber letztlich nie wirklich zwingenden Anfangsphase in einer Szene, als Naldo mal weiter mit vorstieß und den zum Halbraum sauber eingerückten Vierinha innerhalb des passiven Defensivblocks bediente. Schalke fand hier im Viereck zwischen ihren passiven Positionspunkten keinen vernünftigen Zugriff, so dass Vierinha seitlich Träsch freispielen konnte, ehe Dost nach der Hereingabe verwandelte – zwischendurch gab es immer mal solche Szenen über rechts, wenngleich eben jeweils nur mit Flanken abgeschlossen.
Bessere Pressingstruktur schützt (lange) die Mannorientierungen
Verglichen mit der vor der grundlegenden Passivität laschen Anordnung der nominellen Schalker Spitze gegen den Ball, machte die erste Linie der Wolfsburger Pressingstruktur einen deutlich besseren Eindruck. Dort formierten sich Dost und Kruse grundsätzlich wesentlich gleichmäßiger sowie horizontal ausgewogener und überzeugten insgesamt in Sachen Abstimmung: So orientierten sie sich leicht versetzt, meistens einer eher an einem Innenverteidiger, der andere lose kurz vor dem tendenziell ballfernen Sechser. Dadurch verstellten sie die wichtigsten Optionen, waren kompakt genug zur weitgehenden Abdeckung des in diesen Phasen etwas tiefer spielenden Geis´ zentral, hatten in dieser minimalen Asymmetrie aber gleichzeitig dennoch eine gute Flachheit und Breitenstaffelung in ihren Anordnungen. Dazu kam im Verlauf des Verschiebevorgangs das engagierte diagonal nach hinten gerichtete Zurückrücken des ballfern gewordenen Akteurs, der auf einen sich freilaufenden Sechser gehen, damit Kompaktheit erhöhen und Passwege abschneiden sowie schließlich diesen auch von der anderen Seite isolieren konnte.
In diesem Zusammenhang muss man allerdings auch sagen, dass insbesondere die Einflussnahme auf strategische und rhythmusgebende Aspekte einerseits sowie das Freilaufverhalten andererseits bei den Schalker Sechsern nicht überzeugen konnten. So war die Kombination aus Geis und Aogo den Pressingmechanismen der Hausherren nicht gewachsen und erleichterten diesen – bei nur wenigen Ausnahmen – den Erfolg ihrer Bemühungen. Probleme zeigte das Wolfsburger Defensivspiel im Gegensatz dazu eher dahinter, in den Abwehr- und Mittelfeldreihen, die von diesem vorderen Konstrukt geschützt werden sollten. Auch aufgrund dessen konnte Schalke – zumal in ihrer vorsichtigen Ausrichtung – diese schwächeren Facetten beim VfL aber lange kaum aufdecken: Es gelang ihnen nicht, in diese Zonen nach vorne zu spielen. In den einzelnen Ausnahmen und etwa ab der 25. Minute aufgrund der nach dem Rückstand etwas zunehmenden Aktivität wurde es dann jedoch durchaus gefährlich.
Insbesondere mit einzelnen Überladungen auf links, in denen sich Draxler nach direkten Pässen von Neustädter oder dem mit der Zeit etwas besser herauskippenden Aogo als Weiterleitungsgeber oder Raumöffner für den gegen Träsch einrückenden Sané betätigte, ebenso wie es potentiell umgekehrt möglich war und Draxler schnelle Vorstöße seitlich ermöglichte, konnten sie die Schwächen der in den hinteren Reihen zu klar und simpel mannorientierten Wolfsburger aufdecken. In seinem Ausmaß zeigte sich dieser in den hinteren Viererketten mal mehr, mal weniger lose auftretende Aspekt als ungewohnt einfach gestrickt und eindeutig – in dieser Weise kennt man die Anfälligkeit und teilweise schwache Absicherung der Mannorientierungen vom VfL eigentlich nicht bzw. nur in seltenen Fehlschlägen. Verlagerungen und anschließende Pässen in den Rückraum sorgten für einige Abschlüsse, bei denen Schalke den zur Abwehrkette nicht immer ausreichend kompakten Rückraum anvisierte.
Im restlichen Teil der ersten Halbzeit bekam Wolfsburg die Defensive dann nach einer gefährlichen Schalker Zwischenphase wieder etwas besser in den Griff, als sich beispielsweise Vierinha frühzeitig sehr tief zur Verstärkung der letzten Linie positionierte. Dies nahm Schalkes Bewegung etwas die Dynamik, deckte deren generelle Probleme in der eher breiten Spielanlage auf und vereinfachte aus eigener Hinsicht das Herausrücken beispielsweise der Innenverteidiger aus dem Zentrum. Vor allem half dies auch gegen Schalker Verlagerungen von rechts in Richtung ballferner, durch Sané und Kolasinac hergestellter Ballungen. Diese wurden frühzeitig abgesichert und damit eine wichtige Route der königsblauen Offensivpläne verstellt, wenngleich diese auf anderen Wegen weiter immer mal Gefahr ausstrahlten.
Zweite Halbzeit
Entsprechend der doch auf beiden Seiten insgesamt nicht ganz so überzeugenden Defensivreihen begann die zweite Halbzeit mit einer offenen Phase, in denen die Teams jeweils einige durchaus gute Möglichkeiten hatten. Während Schalke über Schnellangriffe oder verschiedene kleine Mechanismen gegen die Mannorientierungen immer mal Gefahr ausstrahlen konnte, entwickelten die Wölfe weiterhin beispielsweise über die Läufe Guilavoguis nach außen und sein Zusammenspiel mit Vierinha oder über die kurze Einbindung von Kruse nach direkten Vertikalpässen ihrerseits gute Szenen. Ihr Vorteil war dabei insgesamt, dass sie in Sachen Aufbausicherheit und umfassender Kontrolle in der weiträumigen Ballzirkulation den Schalkern aus den sich im Großen und Ganzen nicht verändernden Gründen überlegen waren. Damit konnten sie ihre Szenen potentiell besser einleiten, während Schalke gegen Wolfsburger Pressingphasen häufiger damit leben musste, durch den Keeper auch mal lang nach vorne zu schlagen.
So waren es letztlich auch die Grün-Weißen, die mit einem schnellen Doppelschlag im Anschluss jeweils an Eckbälle die Partie nach etwa einer Stunde praktisch entschied. Vor dem 2:0 war aber ein schnelles, geschicktes Freispielen von Kruse links im Halbraum der Auslöser gewesen, der den Standard für das Heimteam provoziert hatte. Anschließend gelang es Schalke nicht mehr, durch eine klare Steigerung noch einmal in die Partie zurückzukommen. Es gab zwischendurch einige Halbchancen, doch wenn das Team mal zu solchen Möglichkeiten kam, vergaben sie diese auch noch. Sie probierten es weiter vor allem mit geradlinigen Aktionen über die Flügel, suchten nun manches Mal den vorschnellen und unsauber vorbereiteten Weg in die Tiefe und schafften es außerdem eigentlich kaum, mal über eine längere Phase wirklich Druck auszuüben.
Dafür waren sie insbesondere bei gegnerischen Ballbesitzphasen zu schwach, weshalb Wolfsburg immer mal wieder das Leder ruhig laufen und sich entlasten konnte. Für den Fall kleinerer Drucksituation und die Notwendigkeit langer Bälle bewegte sich im Aufbau der Niedersachsen zudem Dost nun als Zielspieler vermehrt weit nach rechts und wurde dort auch einige Male gesucht. Auch bei Kontern zeigte sich dieses Ausweichen gelegentlich wirksam, um einen klaren Fixpunkt für schnelles Ausweichen aus möglichem Gegenpressing zu haben. Wie schon zuvor sorgte dies alles für gar nicht so viele Wolfsburger Chancen – doch machten diese auch von einer insgesamt konsequenten Chancenverwertung Gebrauch. So blieb es letztlich ohne größere Veränderungen oder Auffälligkeiten in der Schlussphase bei einem etwas zu deutlichen, aber verdienten und insgesamt überraschend sauber kontrollierten Erfolg für die Gastgeber.
Fazit
Die für Wolfsburg als „Test ohne de Bruyne“ vielzitierte Begegnung brachte einige überraschende Einschätzungen der Teamstärken und -schwächen. Überraschend waren zunächst die zurückhaltende Passivität der Gäste und die klare Sicherheit in der Dominanz der Hausherren, die sich im Vergleich zum Köln-Spiel deutlich steigerten und mit jener Kontrolle verdient den Sieg holten. Gegen Schalkes Defensivschwächen fanden sie viele wirksame Aufrückwege, hatten aufgrund einiger zu simpler oder suboptimaler Einbindungen aber vorne dann noch Probleme mit Anschlussaktionen, weshalb quantiativ gar nicht so viele Chancen heraussprangen. Auch abschließend mal ein wenig Bewertungsfokus: Schalke gegen den Ball überraschend schwach, im Aufbau wechselhaft und etwas unambitioniert, offensiv zwar noch eher breit, aber mit guten Mitteln gegen die Mannorientierungen der Wolfsburger. Diese offenbarten in den hinteren Defensivzonen Schwächen, waren aber in den Pressingstaffelungen der ersten Linie viel stärker als Schalke. Bei alledem hatte der VfL immer die Dominanz – auch das war letztlich entscheidend, einmal aus sich selbst heraus und einmal dabei, die eigenen Stärkeverteilungen besser einzubringen und durchzudrücken.
23 Kommentare Alle anzeigen
Willibert 16. September 2015 um 14:36
Ich möchte noch meinen Kommentar zum de Bruyne-Wechsel abgeben, und zwar fällt mir da spontan eine Stelle aus der Bibel ein: Der Herr hat´s gegeben (VW), der Herr hat´s genommen (VW). Diese Entwicklung ist sehr bedenklich, wenn große Konzerne die Geschicke der Vereine bestimmen. Der Verein wird doch zur Marionette des oder der Konzern (e).
Karstenzio 31. August 2015 um 21:22
Mich hat das Schalker Spiel sehr irritiert. Es gab mEn herbe Abstimmungsprobleme. Ich glaube einen großen Einfluss hatte die zusammengewürfelte Mannschaft. Breitenreiter hat den dünnen Kader schon bei Dienstantritt bemängelt und in diesem Spiel war deutlich zu sehen, was er meinte. Viele Spieler mussten ungewöhnte (und uneingeprobte) Rollen spielen. Das Ergebnis war eine mangelhafte Intensität und Wolfsburg konnte seine Stärken, wie von TR oben wunderbar beschrieben, relativ simpel ausspielen.
August Bebel 30. August 2015 um 13:42
Ich war wirklich erstaunt, wie schwach Schalke war; passiv ist fast noch zu freundlich. Angesichts ihres Personals und ihres Anspruchs sollten sich die Schalker nicht so von Wolfsburg dominieren lassen. Von Aogo und Geis kam sehr wenig und Matip und Neustädter als recht spielstarke Innenverteidigung konnten das nicht wettmachen. Fährmann fand ich auch mit Ball am Fuß sehr schwach, was auch zum Tragen kam, weil die Schalker, nachdem sie – wie fand, zu oft und zu schnell – vor der ersten Wolfsburger Pressinglinie kapitulierten, ihn oft angespielt haben. Dann hat Fährmann den Ball einige Male ins Aus und in der Regel recht unplatziert in die Richtung geschlagen, aus der er kam: ist das für ihn normal?
HW 30. August 2015 um 15:09
Meine Meinung über Schalke ist gespalten.
Einerseits ist Schalke doch auf dem Niveau wie in den letzten Jahren auch. Natürlich erwartet man von dem Namen einen stärkeren Wettbewerb. Aber Schalke hat sich von einem regelmäßigen CL-Teilnehmer zu einem EL-Teilnehmer entwickelt (und andere Vereine haben mehr Schwung). Daher erwartete ich nicht den Großangriff oder kontinuierlich Spitzenfußball.
Andererseits erwarte ich bei einem Club dessen Wurzeln in der Arbeiterklasse liegen und der sich selbst das Image des Malocher-Clubs erhält mehr. Die beschriebene Passivität ist nicht alleine eine Sache des Charakters der Spieler, es liegt im System. Breitenreiter schickt sein Team mit dieser zurückhaltenden Strategie aufs Feld. (Seine Vorgänger taten teilweise ähnliches.) Wie passt das a) zum eigenen Clubimage und b) zum gegenwärtigen Trend im Bundesligafußball. Eigentlich alle Teams die oben angreifen oder zuletzt dort angegriffen haben hatten eine positive Einstellung. Da wird gepresst und nicht passiv agiert. Natürlich kann man auch anders Erfolg haben, trotzdem steht es dem Trend entgegen. Natürlich muss man nicht wild nur Einsatz zeigen sondern auch einen Plan haben und diesen Kollektiv umsetzen. Schalke schafft es aber seit Jahren nicht eine Strategie zu entwickeln bei der sie selber das Spielgeschehen lenken. Ein Spitzenclub muss das aber können, zumindest in den meisten Spielen.
DAF 30. August 2015 um 18:10
„Aber Schalke hat sich von einem regelmäßigen CL-Teilnehmer zu einem EL-Teilnehmer entwickelt.“
Dieses Fazit kommt mMn verfrüht. Schalke war nämlich letztes Jahr um diese Zeit noch ein (direkt qualifizierter) CL-Teilnehmer und war das auch die Jahre davor. Wenn Schalke sich in den nächsten ein bis zwei Jahren wieder nicht qualifiziert hast du recht, aber dieses eine Jahr könnte auch ein Ausrutscher sein. Allerdings geb ich dir recht, dass es in diese Richtung geht. In Wolfsburg sehe ich das Potential sich in den Top 4 festzusetzen und aus den bisherigen Spitzenmannschaften scheint Schalke die schwächste zu sein und somit verdrängt zu werden.
„Die beschriebene Passivität ist nicht alleine eine Sache des Charakters der Spieler, es liegt im System. Breitenreiter schickt sein Team mit dieser zurückhaltenden Strategie aufs Feld. (Seine Vorgänger taten teilweise ähnliches.) Wie passt das a) zum eigenen Clubimage und b) zum gegenwärtigen Trend im Bundesligafußball. Eigentlich alle Teams die oben angreifen oder zuletzt dort angegriffen haben hatten eine positive Einstellung. Da wird gepresst und nicht passiv agiert.“
Ich bezweifle, dass Breitenreiter die Mannschaft mit dieser Strategie aufs Feld führte. Das würde nicht zu Breitenreiter passen, wie man ihn aus Paderborn kannte. Eher ist es so, dass Menschen, die überraschend einer Überforderung ausgesetzt sind (im Falle dieses Spiels der starke Gegner aus Wolfsburg), zurückfallen in Verhaltensmuster, die sie seit längerer Zeit gewohnt sind. Da Breitenreiter bisher nur eine Vorbereitung mit der Mannschaft gespielt hat, sind das nunmal noch eher die passiven Di Matteo/ Keller Automatismen als die, die Breitenreiter vielleicht stattdessen dort sehen wollte. Ich vermute, dass Breitenreiter mehr in die Richtung spielen wollte, wie du es hier forderst. Als seine Spieler dann aber den (an diesem Tag sehr starken Wölfen) gegenüberstanden sind sie instinktiv in passivere Verhaltensmuster zurückgefallen.
Das ist für mich generell das Problem inflationärer Trainerwechsel, auch schön zu sehen beim HSV: Weil jeder Trainer seine eigenen Methodiken und Ideen einbrachte spielen die Spieler einen wirren, unzusammenhängenden Kauderwelsch: Spieler A hat das System des aktuellen Trainers schon verinnerlicht, während Spieler B noch das frühere System im Kopf hat und Neuzugang C ohnehin noch die Automatismen seines früheren Vereins abruft. Am Ende steht dann ein löchriges Pressing und ein schlampiger Spielaufbau, weil bei der gleichen Spielsituation jeder Spieler andere Vorstellungen bezüglich der bestmöglichen Taktik hat. Was Schalke also am meisten fehlt ist für mich ein konstanter Aufbau der Mannschaft unter EINEM Trainer über mehrere Jahre.
HW 30. August 2015 um 18:58
Ich habe die Schalker Entwicklung mit der Entwicklung anderer Clubs in Beziehung gesetzt. Schalke hatte vor einigen Jahren die besten Voraussetzungen mit Erfolgen in der Champions League usw. Aber Gladbach, Leverkusen, Wolfsburg sind mittlerweile vorbei gezogen. Und das fast mit Leichtigkeit. Gerade weil die Schalker es ihnen leicht gemacht haben. Es ist tatsächlich vergleichbar mit dem HSV. Viele Trainerwechsel und kein Konzept.
Sicher hatten sie auch mal Pech mit Verletzungen usw. Aber der Club der mich vor Jahren noch mit Konterfußball begeistert hat, ist für mich mittlerweile uninteressant. Wenn sie wenigstens wie der HSV durch den Abstiegskampf die letzten Emotionen wecken würden. Ich hoffe, dass der Club wieder eine Handschrift entwickelt, dann macht es auch wieder Spaß zuzuschauen.
ES 30. August 2015 um 22:14
Dieses grundsätzliche Gesulze über Schalke, dass sie kein Konzept hätten, und dass die Konkurrenz schon meilenweit davon geeilt sei (ach ja, Gladbach etwa?), kommt bei jedem Artikel zu einem Spiel der Schalker. Und immer das Gleiche, und immer von den gleichen Leuten. Es ist ja durchaus was Wahres dran, aber wie es hier immer wieder vorgetragen wird, ist mir das zu vereinfacht und pauschal. Und damit auch nicht besser oder niveauvoller als schlechtes Schalker Pressing gegen Wolfsburg.
cali 30. August 2015 um 12:21
Es hat mich überrascht, wie stark sich Sané aus den Engen befreien konnte. Hat daraus auch oft zu seinen durchbrechenden Dribblings ansetzen können. Seine Entscheidungsfindung im letzten Drittel war jedoch nicht so gut. Es gab zwei, drei Situationen als Huntelaar und Choupo-Moting schön und in aussichtreicher Position gelaufen sind und der Pass von Sané dennoch nicht erfolgte.
Was meint ihr, wäre seine beste Position? Würde ihn gerne ihn einer Raute neben Choupo spielen sehen.
LuckyLuke 30. August 2015 um 12:41
Mir persönlich hat Sanes Auftritt nicht wirklich gefallen. Bei der Defensivarbeit hat er Kolasinac sehr oft alleine gelassen, wodurch dieser mit relativ simplen Spielzügen wie Hinterlaufen überspielt werden konnte.
Und seine Entscheidungen im letzten Drittel waren, wie du schon sagst, öfter nicht wirklich glücklich, wobei genau das wenigstens klappen sollte, wenn er schon defensiv wenig mitarbeitet (in meinen Augen)
August Bebel 30. August 2015 um 19:40
Ich kann mich euch beiden nur anschließen: Sané – übrigens grausam, wie Max und Thon seinen Namen bei Sky konsequent „Sahne“ ausgesprochen haben, was der Sportschau-Reporter mit „Kolasinack“ zu übertreffen versuchte – hat sich oft gut am Ball in engen Situationen behauptet, hat aber noch Steigerungsbedarf bei den Anschlussaktionen und in der Defensivarbeit.
Den 5. September 2015 um 00:58
Diese Aussprache von Kolasinac kommt m. W. von ihm selber. Das war mal auf Schalke-TV zu hören. Bei Sané weiß ich’s nicht, aber der Junge ist im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen und wird es zumindest gewöhnt sein.
Die Spielanalyse sagt mir relativ wenig, weil sie zwar das Pressing beider Mannschaften beschreibt, letztendlich aber kaum Aufschluss über die Ursachen des Ergebnisses gibt. Dass Schalke für Breitenreiters Verhältnisse ungewöhnlich passiv agierte, konnte man auch ohne detaillierte Beschreibung des Pressing sehen. Aber warum? Und welche Rolle spielten persönliche Aussetzer wie die von Kolasinac?
RM 5. September 2015 um 18:30
Diese Aussprache von Kolasinac kommt m. W. von ihm selber. Das war mal auf Schalke-TV zu hören. Bei Sané weiß ich’s nicht, aber der Junge ist im Ruhrgebiet geboren und aufgewachsen und wird es zumindest gewöhnt sein.
Das ist ja merkwürdig. Es müsste eigentlich „Kolaschinatz“ heißen.
joe 8. September 2015 um 14:32
Ggf. hat er ja den Namen „eingedeutscht“. Fällt mir gelegentlich bei osteuropäischen Namen auf, z. B. Sabine Lisicki, die sich selbst auch -icki ausspricht, aber deren Eltern in Polen vermutlich -izki ausgesprochen wurden.
Gh 8. September 2015 um 15:29
Was die Namen angeht sind irgendwie alle entspannter als die Deutschen. Jeder sprichts so aus wie ers in seiner Sprache liest. Bei meinem Namen in England sit das dann halt Mr. Skulls :). Am geilsten fand ich noch Bela Rethy, der, darauf hingewiesen, dass es sich argentienisch Mastscherano spricht und nicht Maskerano, entgegnete, der Mann habe schließlich italienische Vorfahren und in Italien sage man Maskerano. Alles Makkeroni? But now to something completely different.
Gh 8. September 2015 um 15:32
Ach ja, einen noch: Mertesacker genießt in Spanien einen etwas komischen Ruf, da die dort immer Metesaca verstehen, aber gut, laut Engländern sind sowieso alle Deutschen Kuntz.
Dr. Acula 30. August 2015 um 10:38
plant ihr eine analyse zum bayern münchen – leverkusen spiel?
Koom 30. August 2015 um 10:43
Bei den Horden von Guardiola-, Bayern- und Roger Schmidt-Fans unter den Autoren wäre es ein Wunder, wenn dem nicht so wäre…
Isco 30. August 2015 um 13:20
Eine Analyse von Hipstergipfel? Ich bin ganz überzeugt davon.
Dr. Acula 30. August 2015 um 18:55
war auch mein gedanke aber da die analysen normal immer paar stunden nach dem spiel da sind und jetzt noch nichts, bin ich etwas besorgt.. aber vielleicht sind wir mittlerweile auch etwas verwöhnt ;-))
Isco 30. August 2015 um 18:59
Normalerweise sind Bayern Analysen 15 Minuten nach Matchende da 😛
Vielleicht dauert es länger, weil sie so ausführlich wird?
Dr. Acula 30. August 2015 um 20:43
hoffen wirs!
ES 30. August 2015 um 21:54
Könnt Ihr bitte dieses Nachgefrage um Bayern-Spiele lassen, wenn mal über andere Clubs berichtet wird. Spielverlagerung schreibt ja schon ausführliche Artikel, wenn sich nur Guardiola oder Tuchel in der Nase bohren. ist ja peinlich, diese Bettelei. Und respektlos obendrein.
wewew87 29. August 2015 um 23:50
PS: erwarte die Analyse zu Bayern-Bayer mit höchstem Interesse… bitte so ausschweifend wie möglich gestalten, danke